Island: Bodenhebung und Erdbeben am 28.01.24

Neue Erdbeben auf Reykjanes – Bodenhebungsrate bleibt hoch

Nachdem es heute Morgen noch im IMO-Update hieß, dass die Erdbebentätigkeit entlang des Magmatischen Gangs bei Grindavik signifikant nachgelassen hat, gibt es heute Mittag wieder keinen Erdbebenschub. Doch nicht nur in der Gegend von Grindavik bebt es, sondern auch an den anderen Risssystemen. Besonders auffällig sind die Beben im Bereich von Bláfjallaskáli, über die ich gestern schon berichtete und wo es heute weitere Beben gegeben hat. Die beiden stärksten Erschütterungen heute brachten es auf M 2,9 und M 2,8. Bis jetzt gibt es im Hengill-System noch keine Bodenhebung, doch sollte auch dieses Spaltensystem magmatisch aktiv werden, wäre es für die Isländer deutlich dramatischer als die Aktivität bei Grindavik. Die Gegend im Übergangsbereich zwischen Reykjanes und Südisland ist dichter besiedelt und beherbergt ebenfalls ein Geothermalkraftwerk, das die Hauptstadt mit Strom und Fernwärme versorgt.

Die Bodenhebung bei Svartsengi hält unvermindert an. Zuletzt kommunizierte das IMO eine Hebungsrate von 8 mm pro Tag. An der Messstation Blal, die an der Blauen Lagune steht, ist sie immer noch besonders hoch, und der aktuelle Messpunkt machte einen Satz nach oben. Unklar ist, ob sich die Bodenhebung weiter beschleunigte, oder ob die Messung nicht korrekt war. Die nächsten Stunden werden es zeigen. Im Angesicht dieser Bodenhebung finde ich es von den Betreibern der Blauen Lagune sehr couragiert, den Badebetrieb aufrecht zu erhalten. Aber ich bin mir sicher, dass die Nachfahren der Wikinger auch nass und halbnackig bei Minusgraden zu den Bussen sprinten und sich evakuieren lassen. Wer den Bus verpasst, der rennt dann barfuß über die alten Lavaströme und testet, wie unangenehm ein Barfußgang über Aa-Lava sein kann.

Apropos Wikinger: Morgen trifft man sich wieder zu einer Konferenz und will diskutieren, wie es in Grindavik weitergehen soll. Der vor Lava schützende Erdwall um die Stadt ist fast fertiggestellt. Plan ist es, den Anwohnern der Stadt möglichst schnell wieder den Tageszugang zu ihren Häusern zu ermöglichen.

Langsame Hebung der Hekla hält an

Habe ich übrigens schon erwähnt, dass es auch eine leichte Bodenhebung an der Messstation Fedgar (FEDG) gibt, die im Bereich der Hekla steht? Hier setzte die Hebung letzten Juli ein und beträgt mittlerweile ca. 3 cm. Auch ein Mikrobeben gab es dort heute. Mich würde es nicht wundern, wenn wir in den nächsten Monaten und Jahren weitere spannende Vulkanausbrüche auf Island sehen würden.

Island: Erdbeben bei Bláfjalla

Erdbeben der Stärke 3,1 in der Gegend von Bláfjalla

Datum 27.01.2024 | Zeit: 05:28:21 UTC | Lokation: 64.023 ; -21.693 | Tiefe: 4,5 km | Mb 3,1

Auf Island kommt die Erde nicht zur Ruhe: Heute Morgen kam es gegen 6:30 Uhr Ortszeit zu einem Erdbeben der Magnitude 3,1, das sich nordnordwestlich von Bláfjallaskála ereignete. Dort liegt der Bláfjöll mit seinem beliebten Schigebiet. Der Erdstoß wurde auch in der nahe gelegenen Hauptstadt wahrgenommen. Die Tiefe des Hypozentrums wurde vom IMO mit 4,5 km angegeben.

Bjarki Kaldalóns Friis, Experte für Naturgefahren beim isländischen Wetteramt, sagt, dass seismische Aktivität genau in diesen Gebieten nicht häufig vorkommt, jedoch sowohl nordöstlich als auch südöstlich des betroffenen Areals. Es folgten kleine Nachbeben. Nahe des aktuellen Bebenspots ereignete sich letzte Nacht vor elf Uhr ein Erdbeben der Stärke 2,4. Laut Bjarka gibt es keine Anzeichen für einen Vulkanausbruch.

Die seismische Aktivität im Magmatunnel bei Sundhnúksgíga und Grindavík ist in der letzten Woche deutlich zurückgegangen. Bjarki sagt, dass dort in den letzten 24 Stunden etwa zwanzig Erdbeben registriert wurden. Ich gebe zu bedenken, dass wegen des schlechten Wetters auf Reykjanes vielleicht nicht alle Erdbeben registriert werden können. Bei Svartsengi steigt das Land immer noch um ca. acht Millimeter pro Tag an.

Unterdessen wurden in Grindavik neue Risse im Boden entdeckt und die Pläne, die Bewohner ab Freitag tagsüber wieder zu ihren Häusern zu lassen, wurden aufgeschoben. Grund für die Aufschiebung war auch teilweise das schlechte Wetter, wegen dem die Reparaturarbeiten in Grindavik verzögert wurden. Man musste weitere Kabel verlegen und die Stromversorgung in allen Stadtgebieten wiederherzustellen. Dabei wurde eine neue Hauptstromleitung durch das noch heiße Lavafeld verlegt. In den letzten Tagen tauchten in den Sozialen Medien immer wieder Bilder vom Lavafeld auf, auf dem man Bautrupps sah, die Wasser auf die Lava spritzen, um diese abzukühlen. Vermutlich war man bereits da mit dem Bau neuer Leitungen beschäftigt. Inzwischen werden vier große Drohnen eingesetzt, um den Boden bei Grindavik zu beobachten und um die Risse zu kartieren.

Übrigens, es gibt auch Erdbeben unter den beiden subglazialen Vulkanen Katla und Grimsvötn.

Island: Erdbeben und Bodenhebung am 23.01.24

Zahlreiche Erdbeben auf Reykjanes – Bodenhebung bleibt hoch

Gestern gab es auf der Reykjaneshalbinsel zahlreiche Erdbeben, die sich nicht nur bei Svartsengi manifestierten, sondern auch an anderen Spaltensystemen der Halbinsel. Insgesamt zeigen die IMO-Tabellen 132 Erschütterungen in den letzten 48 Stunden an. Vor allem am Krýsuvík-System bebte es oft. Dort zeigen die GPS-Messungen aktuell aber keine Bodenhebung an. Im Gegenteil, an der Messstation KRIV kann man eine leichte Subsidenz ablesen. Einige Erdbeben gab es auch im Hengill-System, doch hier könnten die Erschütterungen wieder mit dem Geothermalkraftwerk in Verbindung stehen.

Bei Svartsengi ereignete sich am Nachmittag ein kleiner Schwarm. Auffällig ist, dass sich viele Erdbeben auf einer Linie in Richtung Norden aneinander reihten, was untypisch ist, da die Störungszonen eher in nordöstlicher Richtung streichen. Die Bodenhebung hält weiter an. Da die Messpunkte streuen, ist es nicht ganz einfach die Hebungsrate zu bestimmen. In der Interpolation erkennt man eine leichte Entschleunigung der Hebegeschwindigkeit, doch das ist mit Zunahme des Drucks im Fördersystem normal, da das aufsteigende Magma gegen den steigenden Druck arbeiten muss, um weiter aufzusteigen. Daher kann sich der Aufstieg verlangsamen, je voller das System wird. Bei anhaltendem Magmenzufluss dürfte bei Svartsengi in 3-4 Tagen wieder das Bodenhebungsniveau wie vor dem letzten Ausbruch am 14. Januar erreicht sein. Dann steigt das Ausbruchsrisiko wieder an.

Wissenschaftliche Aufarbeitung der letzten Eruption

Inzwischen sind die isländischen Wissenschaftler damit beschäftig, den letzten Ausbruch genauer zu analysieren. Im Fokus der Arbeit steht die südliche Eruptionsspalte, die sich mittags vor den Toren Grindaviks öffnete. Diese Spaltenöffnung geschah, nachdem die Evolution der nördlichen Hauptspalte bereits abgeschlossen schien. Ármann Höskuldsson, Professor für Vulkanologie an der Universität von Island, sagte gegenüber der Zeitung MBL, dass er es für möglich hält, dass das Magma der südlichen Spalte eigentlich aus der längeren Nordspalte stammte. Die Schmelze sei unterirdisch geflossen, bis sie auf eine geologische Barriere gestoßen sei, und sei dann an der Oberfläche durchgebrochen.

Übrigens, mich erreichten mehrere Zuschriften von Lesern, die mich darauf hinwiesen, dass die GPS-Messstation BLAL an der Blauen Lagune steht. Vielen Dank dafür! Ich hatte über diese Messstation in Bezug auf die Bodenhebung berichtet. Dort konnte man in den letzten Tagen eine höhere Hebungsrate ablesen, als an der benachbarten Svartsengi-Messstation. Interessanterweise ist die Blaue Lagune seit dem Wochenende wieder geöffnet. Man mag es offenbar spannend!

Island: Magma liegt flach unter Grindavik

Magma in Spalten unter Grindavik – Gasverschmutzung in Trinkwasserbrunnen entdeckt

Die seismische Aktivität auf der Reykjaneshalbinsel war über Nacht gering. Wenigstens werden auf der IMO-Shakemap bis jetzt nur wenige Erdbeben angezeigt, was auch an mangelnder Aktualisierung des Systems liegen kann. Die Bodenhebung geht weiter und erste Messungen nach der Eruption lassen einen etwas stärkeren unterirdischen Magmenzustrom vermuten als es davor der Fall war. IMO schrieb in seinem letzten Statement von gestern Abend aber, dass es noch zu früh sei, um genaue Werte anzugeben. Wahrscheinlich, weil sich der Boden auch infolge der Eruption und der damit einhergehenden Grabenbildung über dem neuen Dyke bewegen kann. Wenn ich die aktuellen Messwerte interpoliere, dann hat man in weniger als 2 Wochen wieder das Bodenhebungsniveau wie vor der Eruption erreicht, und das Spiel kann von vorne beginnen.

Am Südende des neuen Magmatischen Gangs scheint Lava nahe der Erdoberfläche zu stehen und könnte unabhängig einer neuen Intrusion jederzeit ausbrechen. Das Südende des Gangs befindet sich dummerweise unter Grindavik. Neue Drohnenaufnahmen, die mit einer Wärmebildkamera gemacht wurden, zeigten gestern Wärmesignaturen entlang von Rissen in der Stadt. Der Wärmefluss des Bodens scheint sehr groß zu sein.

Ein weiteres Problem in Grindavik ist, dass man im Trinkwasserbrunnen Kontaminationen entdeckt hat, die sehr wahrscheinlich durch magmatische Fluide verursacht wurden. Die Brunnen sind an die Wasserversorgung der Stadt angeschlossen, was weiterreichende Probleme mit sich bringen könnte. Die Brunnen werden von IMO bis jetzt nicht überwacht. Andere Institute benutzen Trinkwasserbrunnen schon seit längerem, um festzustellen, ob es geochemische Veränderungen im Wasser gibt, die Rückschlüsse über evtl. aufsteigendes Magma zulassen. Ein Beispiel ist das INGV, das speziell auf Vulcano regelmäßig Wasserproben aus den Brunnen untersucht. Eine veränderte Leitfähigkeit oder eine Änderung in den Verhältnissen der Heliumisotope gelten als Frühindikatoren aufsteigender Schmelze. Auch die Kohlendioxidkonzentration im Wasser liefert entsprechende Hinweise. In Grindavik dürfte die Kontamination aber weniger subtil sein, da Schmelze ja definitiv nahe der Oberfläche steht und auch Grundwasseraquifere direkt kontaminieren kann.

Das Video zeigt wie der Ausbruch begann.

Island: Starke Bodenverformungen am 17.01.24

Starke Bodenverformungen bei Svartsengi und Grindavik – Neues Rift entstand

Während die Erdbebentätigkeit entlang des magmatischen Gangs etwas abgenommen hat, bleibt die Bodenhebung bei Svartsengi hoch und nahm in den letzten Stunden sogar noch zu. Zwei Tage nach der Entstehung des Magmatunnels sollte das Messgerät beginnen, einen Rückgang zu zeigen, wenn die Magmaansammlung aufgehört hätte. Dies ist nicht der Fall und es ist daher klar, dass sich weiterhin Magma ansammelt. Die genaue Rate ist aus den verschiedenen Diagrammen nicht so leicht abzulesen, aber ich würde sie auf 8 bis 10 mm pro Tag schätzen.

Besonders hoch ist sie an den Messstationen NORV und HS02. Es sieht so aus, als hätte sich der Magmen-Hauptaufstiegskanal etwas nach Westen verlagert. Zu diesem Schluss gelangen auch die Rechenmodelle der isländischen Geowissenschaftler, die gestern Abend noch einen Bericht nachschoben. Demnach migrierte das Magma, das den neuen magmatischen Gang bildete, von Svartsengi aus in Richtung Osten und breitete sich dann von Stóra Skógsfell bis nach Süden unter Grindavík aus. Dabei bildet sich auch ein neues Rift, ähnlich wie wir es am 10. November sahen. Allerdings blieben starke Erdbeben mit Magnituden über 4 aus. Dennoch gab es nicht nur in Grindavik starke Bodenbewegungen, sondern auch entlang des weiter nördlich gelegenen Riftabschnittes: Durch die Intrusion des Gangs wurde die Erdoberfläche gedehnt und sackte dann über dem Gang ab, was zu einer langgestreckten Depression führte. Diese ist zwischen 800 und 1000 m breit und bis zu 30 cm tief, wobei es gestern geheißen hat, dass sich in Grindavik der Boden stellenweise bis zu 140 cm abgesenkt hat, was aber auch durch den Magmenausstoß zustande gekommen sein kann.

Erste Analysen der Lavaproben zeigten, dass es sich grundlegend wieder um ein tholeiitisches Basaltmagma gehandelt hat, wie es auch schon am Fagradalsfjall eruptiert wurde, mit dem Unterschied, dass es weiter differenziert war und vermutlich länger im Magmenreservoir gespeichert war. Die Schmelze, die aus der südlichsten Spalte bei Grindavik ausgestoßen wurde, war besonders an Magnesium untersättigt und könnte noch älter gewesen sein als das Material aus der Hauptspalte. Vielleicht wurde hier Magma mit ausgestoßen, das sich bereits vor längerer Zeit dort angesammelt hatte. Das würde die besonders starke Bodensenkung erklären und auch den Annahmen widersprechen, dass sich die Schmelze in den Gängen innerhalb weniger Tage soweit abkühlt, dass sie nicht mehr fließfähig ist.

Übrigens wurde in der Blauen Lagune die Badetätigkeit wieder eingestellt. Morgen soll neu entschieden werden, wie lange die Schließung dauern wird.

Island: Neue Gefahrenkarte am 16.01.24

Nach dem Ausbruch ist vor dem Ausbruch – Neue Gefahrenkarte von IMO

Es sieht so aus, als wäre der Ausbruch, der am Sonntag auf der isländischen Reykjaneshalbinsel begann, bereits wieder vorbei. Doch die kurzweilige Episode brachte dem Untergrund nur wenig Entspannung, und so wird damit gerechnet, dass die oberflächliche Ruhe nicht lange wehrt.

Gestern Abend brachte IMO ein ungewöhnlich langes Statement heraus. In ihm heißt es, dass die Gefahrensituation neu bewertet wurde, und eine entsprechende Karte wurde herausgebracht. Auf ihr sieht man, dass Grindavik nun wieder im Bereich mit der höchsten Gefahrenstufe steht. Im Zuge der Eruption bewegte sich hier der Untergrund besonders stark, und während die unterirdischen Magmenbewegungen entlang des neu intrudierten magmatischen Gangs gestern Abend überall zum Erliegen gekommen waren, detektierte man unter Grindavik noch Magmenbewegungen. Während Dykebildung und Eruption sackte der Boden in Grindavik um bis zu 140 cm ab. Es öffneten sich neue Spalten und bereits Vorhandene vergrößerten sich. Ich halte es für möglich, dass bei der Eruption aus der Spalte am Stadtrand nicht nur frische Schmelze eruptiert wurde, sondern auch jene, die bereits am 10. November dort intrudierte. Vielleicht werden Analysen von Lavaproben diesbezüglich genaueren Aufschluss liefern.

Eine Karte von IMO zeigt auch, dass der Damm offenbar funktionierte und den Hauptlavastrom von der Stadt weggeleitet hat. Wäre dieser Lavastrom durch Grindavik marschiert, hätten sich die Diskussionen um das Schicksal der Siedlung wohl weitestgehend erledigt. Ich persönlich halte es bereits jetzt für besiegelt, denn selbst wenn die Häuser nicht von neuen Lavaströmen gefressen werden sollten, ist der Untergrund so instabil, dass man hier nicht mehr guten Gewissens dauerhaft leben kann. Man müsste unzählige Bohrungen abteufen, um verborgenen Hohlräumen auf die Spur zu kommen, so dass es sinnvoller erscheint, die Stadt an anderer Stelle neu aufzubauen oder ganz aufzugeben. Wenn man natürlich Sicherheitsstandards außer Acht lässt, wäre es in einigen Jahren vielleicht möglich, dort wieder zu leben.

Momentan sieht es jedenfalls nicht nach einer dauerhaften Entspannung der allgemeinen Situation aus, denn der Boden bei Svartsengi hebt sich unvermindert weiter und aus der Tiefe steigt Magma auf. Im Gegensatz zu den vorherigen beiden Events senkte sich der Boden dort kaum. Entweder ging die Intrusion des neuen Gangs nicht von hier aus oder sie war zu klein, als dass sie den Boden großartig abgesenkt hätte.

Island: Lavaspattering an der Spalte

Lavaspattering an der Eruptionsspalte – Erdbebentätigkeit erhöht

Heute Nachmittag kann man auf der Livecam noch Lavaspattering erkennen. Die Eruptionen kommen aus einem Förderschlot im nördlichen Drittel der Eruptionsspalte, die ansonsten inaktive ist. Um den Schlot baut sich bereits ein kleiner Wall auf, der zu einem Kegel heranreifen könnte. Dieser Verlauf ist typisch für Spalteneruptionen.

Die Erdbebenaktivität bleibt erhöht, so dass es sich nicht mit Sicherheit sagen lässt, ob der Vulkanausbruch bereits in seinen letzten Zügen liegt, oder ob er sich wieder verstärken wird und sich wohlmöglich weitere Spalten auftun werden. So etwas haben wir während der ersten Fagradalsfjall-Eruption erlebt, die sich über ein halbes Jahr hinzog.

Obwohl noch keine genauen Daten zum geförderten Lavavolumen veröffentlicht wurden, lässt sich bereits jetzt sagen, dass weitaus weniger, als bei der Eruption vom 18. Dezember gefördert wurde. An den meisten Messstationen ist nur eine geringe Bodenabsenkung aus den Daten abzulesen. Je näher die Messstationen in Richtung Grindavik und der Spalte liegen, desto größer ist die registrierte Bodensenkung.

Der isländische Geophysiker Magnús Tumi Guðmundsson äußerte sich bei MBL dahingehend, dass sich in Grindavik der Boden besonders stark absenkte und sich neue Risse bildeten. Man muss sich nun die Frage stellen, ob es sinnvoll ist, Grindavik wieder aufzubauen oder ob man den Ort nicht dauerhaft aufgeben sollte. Die meisten Gebäude seien zwar noch unbeschädigt, aber die Versorgungsleitungen sind an vielen Stellen zerstört. Bevor die Unruhen nicht ganz aufgehört haben – was Jahre dauern könnte – hält Guðmundsson Grindavik für unbewohnbar. Er meint, um die Stadt zu retten, müsse man schnell weitere Befestigungsanlagen bauen. Aus dem Gesagten lässt sich schließen, dass auch die isländischen Experten mit weiteren Eruptionen bei Grindavik rechnen.

Island: Eruption hat am 15.01.24 nachgelassen

Eruption hat nachgelassen – Spalte vor Grindavik inaktiv

Der aktuelle Vulkanausbruch auf der isländischen Reykjaneshalbinsel hat bereits wieder deutlich nachgelassen und verhält sich somit ähnlich wie die letzte Eruption vom 18. Dezember. Meine Livecamanalyse zeigt, dass die ursprüngliche Spalte mit einer Länge von 900 m nur noch an drei Stellen aktiv ist. Die Länge des aktiven Lavastroms, der in südwestlicher Richtung unterwegs ist, hat sich deutlich reduziert und auf den Cams sieht man praktisch nur noch Nachglühen. Dennoch könnte sich die Lavafront, die außerhalb des Bildbereichs liegt, noch langsam bewegen: Schmelze könnte durch einen Tunnel bis an de Front fließen. Wahrscheinlicher ist aber, dass der Strom nur noch in der Nähe der Spalte fließt. Die zweite 100 m lange Spalte, die sich nachmittags 200 m vom Stadtrand entfernt öffnete, scheint inaktiv geworden zu sein. Momentan sieht es so aus, als würden keine weiteren Häuser zerstört werden.

Der vulkanische Tremor war während des Initialstadiums der Eruption am größten, hat inzwischen stark nachgelassen und korreliert mit den visuellen Beobachtungen. Diese sind aber nur eine Momentaufnahme und auch, wenn es nach Entspannung aussieht, könnte die Aktivität wieder aufleben: Bestehende Spalten könnten reaktiviert werden oder es könnten sich neue bilden. Dafür spricht, dass die Erdbebentätigkeit weiterhin deutlich erhöht ist und auch die Bodenhebung unvermindert weitergeht. Zwar kam es zu Beginn der Eruption zu der üblichen Anhebung des Bodens, gefolgt von einer schnellen Subsidenz um mehrere Zentimeter, doch seitdem hebt sich der Boden wieder mit einer vergleichbaren Rate wie vor der Eruption.

Die Spezialisten vom IMO schrieben gestern Abend noch, dass die Sensoren in Grindavik starke Bodendeformationen registrierten, die auf neue Rissbildungen in der Stadt hindeuteten. Bestimmt wird man heute die Schäden inspizieren und das Schicksal des kleinen Fischerortes sieht einmal mehr nicht gut aus. Doch die unerschütterlichen Bewohner geben bestimmt nicht so schnell auf!

Wie es weitergeht, ist wie immer offen. Seit der Riftingepisode vom 10. November wird die Situation bei Grindavik mit der Krafla-Eruption in den 1970er Jahren verglichen. Damals war der Spaltenvulkan 9 Jahre lang immer wieder aktiv und erzeugte eine Reihe kurzweiliger Eruptionen, so wie wir es Augenblicklich auch auf Reykjanes sehen. Vielleicht werden die Eruptionen als die Grindavik-Feuer in die Geschichtsbücher Islands eingehen.

Island: Erste Häuser in Grindavik brennen

Lava erreicht Grindavik – erste Häuser stehen in Flammen

Nun ist er definitiv eingetroffen, der von Lavaströmen ausgelöste Katastrophenfall in Grindavik. Am späten Nachmittag geriet das erste Haus in Kontakt mit der Lava aus der Spalte am Stadtrand und fing Feuer. Gegen Abend folgte dann das zweite Haus. Noch ist es nur ein vergleichsweise kleiner Lavastrom, der die Stadt erreicht hat, doch der weitere Verlauf ist nicht abzuschätzen. Man kann Glück im Unglück haben, so dass nur wenige Häuser zerstört werden, doch wenn die Eruption länger andauern sollte, dann muss man mit großen Schäden rechnen. Sogar der Totalverlust von Grindavik ist ein mögliches Szenario.

IMO schrieb nachmittags, dass sich der Ausbruch in der Nähe von Hagafell-Grindavík stabilisiert hat und die Stärke konstant geblieben sei. Wie meistens war die Förderrate der Lava nach dem Initialstadium der Eruption am stärksten und nahm dann ab. Abgenommen hat seit dem Nachmittag auch die Seismizität, obwohl sie immer noch deutlich erhöht ist. von daher ist es nicht ausgeschlossen, dass sich weitere eruptionsspalten öffnen werden oder das sich bestehende verlängern werden. Auch eine weitere Spaltenöffnung im Stadtgebiet ist möglich.

Die Gesamtsituation ist im Endeffekt unberechenbar und man muss sich darauf einstellen, dass es auch in den nächsten Jahren auf der Reykjaneshalbinsel zu weiteren Eruptionen, Erdbeben und Riftingepisoden kommen kann. Vermutlich wird sie dazu führen, dass Grindavik dauerhaft evakuiert werden wird, sofern es die Gesetzeslage zulässt. Diese erzwang ja kurz vor Weihnachten, dass man den Bewohnern der Stadt die Rückkehr in ihre Häuser gestatten musste. Bleibt zu hoffen, dass sie ihr Mobiliar noch nicht in ihre Häuser zurückgeschafft hatten.

Aufgrund der Ausbreitung des Dykes bis unter Grindavik wurden bestehende Verwerfungen und Brüche reaktiviert, und wahrscheinlich bildeten sich in der Stadt neue Brüche.