Nachrichten über Vulkanausbrüche, Erdbeben und Naturkatastrophen
Stromboli
Stromboli ist ein Inselvulkan und liegt im Tyrrhenischen Meer nördlich von Sizilien. Er gehört zu den 7 Liparischen Inseln vulkanischen Ursprungs. Der 924 m hohe Feuerberg ist daueraktiv und gilt seit der Antike als das Leuchtfeuer des Mittelmeeres.
Ätna: starke Dampfentwicklung aus dem Neuen Südostkrater. Einige Quellen sprechen von gelegentlichen Ascheexhalationen. Im Osten des Vulkans kommt es in den letzten Tagen vermehrt zu schwachen Erdbeben.
Stromboli: die Aktivität ist erhöht. Es fließt ein Lavastrom aus dem nördlichsten Förderschlot über die Sciara del Fuoco. Tremor ist leicht erhöht.
Santorin: unsere Kollegen von volcanodiscovery.com berichten von Seismik am Vulkan in der Ägäis. In unserer FB-Gruppe gabe es Postings zum Thema.
San Cristobal: der Vulkan in Nicaragua produzierte einige Ascheeruptionen.
Tolbatschik: der Vulkanausbruch ist weiter rückläufig. Die Lavaströme haben in ihrer Ausdehnung stark abgenommen. Es entstanden mittlerweile neue Schlackenkegel um die Förderschlote. Mindestens einer ist noch strombolianisch aktiv.
Seit dem späten Nachmittag läuft ein neuer Lavastrom aus dem Krater des Stromboli über die Siara del Fuoco. Auf der Außenseite des Kraters scheint sich ein neuer Schlot geöffnet zu haben, aus dem Lava nicht nur effusiv, sondern auch explosiv gefördert wird. Glühende Lavabomben rollen vermehrt über die Feuerrutsch. Auf der Seismik erkennt man mehrere Signale, die mit Steinschlägen auf der Sciara assoziiert sind. Es besteht auch die Möglichkeit, dass es sich nicht um einen zusammenhängenden Lavastrom, sondern um glühende Schuttlawinen handelt.
Am Stromboli auf den Liparischen Inseln fließt gerade eine Lavastrom aus dem Krater. Die Seismik ist erhöht. Neben dem Tremor sind die Explosions-Signale recht hoch. Zudem kommt es seit gestern zu Seismik, die mit Steinschlägen auf der Sciara del Fuoco assoziiert sind.
Die Lavaströme, die aus dem Krater überfließen sind normalerweise relativ kurzlebeig, kommen aber phasenweise gehäuft vor.
Das Geschehen lässt sich gut via LiveCam verfolgen.
Heute gibt es eine Reihe kleinerer Meldungen über Vulkanausbrüche und Erdbeben, die ich in einem Bericht zusammenfasse:
Beben Indonesien: gestern gab es in der Bandasee ein Seebeben der Stärke 7.1. Das Hypozentrum lag in 162 km Tiefe. Es liegen keine Meldungen über Schäden vor.
Kilauea: der Lavasee im Halema`uma`u Krater ist weiterhin aktiv, ebenso der Lavapool im Pu`u `O`o. Lavaströme münden im Meer und es gibt einen kleinen „ocean entry“.
Soufrière Hills: der Vulkan auf Montserrat ist relativ ruhig. Bereits am 30. November fand ein kleines Schwarmbeben mit 24 Einzelbeben statt.
Stromboli: auf der LiveCam war eine permanente thermische Anomalie zu sehen, die vermutlich durch kontinuierlichen Schlackenauswurf zustande kam.
Taal-Vulkan: der Caldera-Vulkan auf den Philippinen ist weiterhin unruhig. 11 vulkanische Beben und leichte Inflation fanden gestern statt.
Tolbatschik: die Eruption geht weiter und hat sich scheinbar wieder etwas verstärkt. Auf Thermalaufnahmen ist zu erkennen, dass der Lavastrom wieder fast den Fuß des Vulkans erreicht hat.
In den letzten Tagen rücken die italienischen Feuerberge wieder etwas mehr in die Schlagzeilen, selbst wenn große Vulkanausbrüche bisher ausbleiben.
Der Ätna ist in einer neuen Phase leicht steigender Aktivität am „Neuen Südostkrater“ eingetreten. So ist auch heute Abend wieder ein roter Lichtschein im Dampf über dem Krater sichtbar.
Die Seismik am Stromboli zeigt einen leicht erhöhten Tremor. Zudem kommt es vereinzelt zu Hangrutschereignissen auf der Sciara del Fuoco. Die explosive Tätigkeit bewegt sich auf mittlerem Niveau.
Medienberichten zufolge verzeichnete das INGV-Napoli in den letzten Wochen eine Zuahme der Seismik in der Campi-Flegrei. Auch andere Parameter (Deformation, Gaszusammensetzung) sollen sich signifikant verändert haben. Die Leiter des Instituts trafen sich mit Vertretern des Zivilschutzes und der Kommunalregierung um Notfallpläne zu diskutieren.
Am Stromboli wurden 6 seismische Signale registriert, die laut Aussage des INGV-Neapels mit Erdrutschungen und Steinschlägen auf der Sciara del Fuoco assoziiert sind.Vermutlich wurden die Ereignisse durch etwas stärkere explosive Eruptionen ausgelöst.
Solche Erdrutsche kommen auch häufig in Phasen erhöhter Aktivität vor, besonders, wenn sich auf der Sciara Lavaströme bewegen, oder sich eine Eruptionsspalte öffnet. Zudem zieht eine tektonische Störungszone durch den Vulkan. Entlang dieser Störungszone finden Bewegungen statt, die Erdbeben und Hangrutschungen auslösen können. Erdrutsche und Steinschläge können auch vermehrt auftreten, wenn sich Magma im Untergrund bewegt und sich die Hangneigung ändert.
In den vergangenen Jahren kam es an der Sciara schon häufiger zu Erdrutschen. Der dramatischste Erdrutsch ereignete sich 2002. Damals löste ein Erdrutsch einen kleinen Tsunami aus und ein Lavastrom bis ins Meer floss.
Am Stromboli auf den Liparischen Inseln gab es gestern Abend eine Episode erhöhter Aktivität. Die Seismik zeigt Tremor und Dr. Boris Behncke berichtet von einer Lavafontäne aus dem Westkrater, sowie einen kurzen Lavastrom auf der Sciara del Fuoco. Im letzten Jahr gab es mehrere Episoden dieser Art, die alle zeitnahe erfolgten. Vanessa Bube hat in unserer Facebookgruppe ein paar Screenshots gepostet. Vor 2 Tagen beobachtet Rainer Albiez bereits eine leichte Verstärkung der Aktivität.
An den italienischen Vulkanen Ätna und Stromboli ist der Tremor leicht erhöht. Am Ätna fährt die Tremorkurve Achterbahn und ich halte einen baldigen paroxysmalen Vulkanausbruch für möglich.
Am Stromboli scheint der Tremor leicht erhöht zu sein, oder das Störsignal in der Seismik ist besonders hoch. Erhöhter Tremor ist oft ein Anzeichen für einen überlaufenden Lavastrom aus dem Krater, auf der ThermalCam gibt es dafür derzeit noch keinen Hinweis.
In diesem Zusammenahng möchte ich auf 2 neue Videos hinweisen. Das erste Video zeigt die Lavaströme im Frühjahr 2007 und den Krater in 2008. Im Vergleich zum Video vom letzten Wochenende kann man sehr schön die Veränderungen im Krater sehen. Mehr dazu in Kürze.
Die Fotos zu dieser Bildergalerie über den Vulkan Stromboli entstanden im Juni 2012
Stromboli ist eine der 7 Liparischen Inseln. Der Archipel liegt nördlich von Sizilien im Tyrrhenischen Meer. Die Vulkaninsel erhebt sich 924 Meter über den Meeresspiegel. Der Vulkan ist daueraktiv. Oft bricht er mehrmals in der Stunde aus und schleudert Lavafontänen über hundert Meter hoch in die Luft. Seit September 2011 war die Aktivität rückläufig und bewegte sich auf niedrigem Niveau, die Vulkanausbrüche waren recht schwach und erfolgten in größeren Abständen. Anfang Juni 2012 änderte sich dies, der Vulkan wurde munterer und gelegentlich war in den Berichten des vulkanischen Instituts zu lesen, dass es zu kleinen Erdrutschen auf der Sciara del Fuoco gekommen war; ein Indiz dafür, dass wieder mehr Magma im Fördersystem des Feuerberges unterwegs war. Die Häufigkeit und Stärke der strombolianischen Eruptionen begannen zuzunehmen. Für mich Grund genug dem kleinen Eiland mal wieder einen Kurzbesuch abzustatten und so buchte ich kurzentschlossen einen Flug nach Neapel. Am Tag vor meinen Abflug konnte man auf der ThermalCam des INGV einen kleinen Lavastrom beobachten, der sich aus dem westlichen Teil des Kraters herausschob und einige Zehner Meter weit seine Außenflanke hinab floss. Freitagabend saß ich dann auf der Fähre zur Insel wo ich am Samstagmorgen gegen 6 Uhr landete. Sofort machte ich mich an den Aufstieg über die alte Route im Nordosten der Insel, die ich immer noch für die schönste Route halte. Obwohl der Pfad offiziell nur noch bis in einer Höhe von 400 m bestiegen werden darf, befand sich auch der obere Teil in gut begehbaren Zustand. Ohne Sondergenehmigung rate ich aber von einem Alleingang ab.
Der Krater des Strombolis hat sich seit meinem letzten Besuch im Jahr 2008 deutlich verändert. Im Osten des Kraters entstand ein kleiner Kegel mit einem Förderschlot auf dessen Außenflanke. Von hier aus erfolgten ca. alle 20 Minuten Explosionen, die glühende Schlacken und Asche förderten. Das Material prasselte auf die Sciara del Fuoco. Größere Brocken kullerten ein gutes Stück den Steilhang hinunter und schafften fast die Hälfte der Strecke bis zum Meer. Besonders starke Eruptionen lösten Grainflows aus, die mit ihrem typisch zischelnden Geräusch mehrere Minuten lang unterwegs waren.
Den ganzen Tag harrte ich auf Beobachtungsposten aus und baute mit Poncho und Wanderstöckern ein Sonnensegel, denn Ende Juni brennt die Sonne Siziliens schon recht heftig. Während der Dämmerung zerriss plötzlich eine laute Detonation die Stille: eine heftige Explosion schleuderte Lavabomben gut 300 Meter hoch und riss einen gewaltigen Klotz von der Größe eines Smarts aus den Förderschlot. Rotglühend rollte der Kleinwagen über die Feuerrutsche und zerbrach in mehrere Teile. So eine Explosion hatte ich in meinen gut 30 Besteigungen dieses Vulkans noch nicht erlebt. Diese Ereignis verdeutlichte mir einmal mehr, wie unberechenbar Vulkane sind, selbst solch vermeintlich harmlose wie der Stromboli. Jederzeit kann es unvermittelt zu einer großen Explosion kommen, die Lavabomben bis auf die Cima und den Pizzo schmeißen und sogar darüber hinaus bis auf die Aufstiegsrouten und den untern Vulkanflanken. Am Stromboli gab es schon öfters tote, oder schwer verletzte Vulkanbeoachter. Von daher sollte man sich auf keine Experimente einlassen und niemals den Respekt vor dem Vulkan verlieren.
Kurz nach Mitternacht stieg ich dann über die Cima bis auf den Pizzo und schaute in den Krater hinab, der 180 Meter unterhalb des Gipfels liegt. Von hier aus konnte man sehr schön den westlichsten der Förderschlote sehen. Die durchschnittliche Auswurfhöhe der Eruptionen betrug ca. 70 Meter. Gelegentliche stärkere Ausbrüche schleuderten einzelne Lavabrocken bis über den Pizzo und erreichten gut 230 Meter Flughöhe.
Vom Pizzo aus konnte ich 5 glühende Förderschlote ausmachen, von denen der östlichste und der westlichste am aktivsten waren. Gelegentlich meldete sich ein dritter Schlot zu Wort, der eine Handvoll Lavabrocken diagonal über den Krater warf. Kurz vor meinem Abstieg um 6 Uhr morgens meldete sich dann überraschend ein Schlot zurück, den ich von früheren Jahren kannte, der diesmal bis zu diesem Zeitpunkt völlig ruhig geblieben war: ganz im Westen des Kraters lag er verborgen. Kein Glühen, oder Dampfen zeugte von seiner Existenz, bis er plötzlich mit einem tiefen Zischen eine Aschewolke ausstieß, die gut 150 Meter hoch aufstieg. Alles in Allem waren also 4 von 6 Schloten aktiv.
Den Hafen erreichte ich um 7 Uhr. Der Abstieg über den sehr gut ausgebauten Weg war recht angenehm. Nach einem kurzen Bad im Meer mit anschließendem Frühstück saß ich um 9 Uhr bereits im Tragflächenboot nach Neapel… ein fast perfekter Tag und schöner Wochenendausflug zum Stromboli!