Stromboli mit sehr starker Explosion am 11. Juli

Stromboli generierte sehr starke Explosion – Pyroklastischer Strom floss zum Meer

  • Sehr starke Explosion ließ Aschewolke kilometerhoch aufsteigen
  • Ein pyroklastischer Strom floss bis zur Küste
  • Menschen am Strand bei Stromboli wurden evakuiert
  • Forscher veröffentlichten Messdaten
Pyroklastischer Strom am Stromboli. © LGS

Der Vulkan auf den Liparischen Inseln kommt – wie erwartet – nicht zur Ruhe und erzeugte am 11. Juli um 12:08 Uhr UTC eine besonders starke Explosion. Sie erzeugte eine Aschewolke, die mehreren Kilometern hoch aufstieg und weithin sichtbar war. Von Bildern her schätze ich, das sie mindestens eine Höhe von 4 Kilometern erreichte.

Neben der Aschewolke ging ein pyroklastischer Strom ab, der über die Sciara del Fuoco bis zum Meer floss. Ein Phänomen, das früher am Stromboli sehr selten war, mittlerweile aber vergleichsweise häufig in Phasen erhöhter Aktivität vorkommt. Pyroklastische Ströme zählen zu den gefährlichsten Manifestationen des Vulkanismus. Sie bewegen sich sehr schnell einen Vulkanhang abwärts und bestehen aus einem Gemisch aus extrem heißen Gasen, Vulkanasche und größeren Lavablöcken, die alles zerstören, was sich in ihrem Weg befindet. Am Stromboli gehen sie über die Sciara ab, auf der sich niemand befinden sollte, doch pyroklastische Ströme, die über das Meer hinaus laufen, könnten Boote gefährden. Darum gibt es eine mit Bojen markierte Sperrzone vor der Feuerrutsche.
In italienischen Medienberichten hieß es, dass Anwohner und Urlauber von den Sicherheitskräften vom Strand und der Küste evakuiert wurden. Zu Schaden kam aber niemand. Man befürchtete offensichtlich die Entstehung eines Tsunamis, doch dieser blieb aus. Durch die Massen vulkanischen Materials, das von dem pyroklastischen Strom ins Meer eingebracht wurde, gab es aber eine Welle von 50 Zentimetern Höhe. Laut LGS war sie zu niedrig, um das Tsunami-Frühwarnsystem zu aktivieren.

Geophysikalische Messdaten zur Explosion auf Stromboli

Quelle des Explosionssignals auf 650 m. © LGS

Das LGS veröffentlichte bereits kurz nach der Explosion einige geophysikalische Daten zum Geschehen: Die Explosion verursachte einen sehr starken akustischen Explosionsdruck von 472 Pa. Das gehört schon zur Spitzenklasse der Explosionen am Stromboli. Die Quelle der Explosion soll kurz unterhalb des Kraters auf 650 Höhenmeter gelegen haben.

Drei Minuten vor dem Ereignis sprach das Frühwarnsystem an, das vor Paroxysmen warnen soll. Bereits gut 50 Minuten vor dem Knall wurde eine ordentliche Versteilung des Hangs gemessen. Sie betrug an der Messstation OHO fast 10 Mikrorad. Die Bodendeformation entstand durch einen größeren Magmakörper, der schnell aufstieg. Sofort wurden die Wissenschaftsteams verständigt, die am Vulkan unterwegs waren, um Messstationen zu reparieren. Offenbar gelang ihnen die Evakuierung.

Die Erdbeben der letzten Tage kann man als Hinweise auf die außerordentlichen Vorgänge am Stromboli interpretieren. Es ist noch nicht gesagt, dass nun das Ende der Phase erhöhter Aktivität erreicht ist, weitere Ereignisse könnten folgen.

Übrigens hatte man erst zwei Tage vorher den Touristen wieder erlaubt, bis auf 100 Höhenmeter aufzusteigen, wo sich die Pizzeria Punta Labronzo befindet, damit der Tourismus nicht ganz abgewürgt wird und die Menschen die Lavaströme beobachten können. Diese „Freiheit“ dürfte jetzt wieder vorbei sein. (Bilder: LGS Laboratory of Experimental Geophysics)

Stromboli mit Lavastrom und hohem Gasausstoß

Stromboli eruptiert weiter effusiv – Lavastrom fließt ins Meer

Der Stromboli eruptiert weiterhin einen Lavastrom, der über die Sciara del Fuoco bis zur Küste fließt und dort ins Meer mündet. Die Lava kreiert ein Lavadelta, das aller Wahrscheinlichkeit nach nicht allzu lange bestehen wird, da die Wellen es schnell erodieren werden, sobald die Eruption stoppt. Beim Kontakt zwischen Lava und Wasser kommt es zur Dampfentwicklung, die heute Mittag via Livecam betrachtet nicht mehr so stark aussieht wie gestern.

Gestern Abend und nachts boten sich spektakuläre Anblicke, die man aber nur vom Meer aus genießen konnte. Zum einen, weil man aus dieser Perspektive direkt in den Canyon blicken kann, in dem die Lava fließt, zum anderen, weil der Zugang zu den Aussichtspunkten an der Sciara del Fuoco gesperrt worden sein soll. Zudem gilt ein Drohnenflugverbot, damit die Drohnen und Hubschrauber der Forscher und Einsatzkräfte ungehindert fliegen können. Natürlich möchte man auch Touristen von waghalsigen Manövern abhalten, um in eine günstige Startposition für die unbemannten Flugkörper zu kommen.
Das LGS veröffentlichte nicht nur eindrucksvolle Bilder des Lavastroms, sondern auch neue geophysikalische und chemische Messdaten. Demnach bewegen sich Tremor und VLP-Erdbebentätigkeit auf moderatem Niveau. Seitdem der Lavastrom aus den Boccen auf 480 m Höhe fließt, gab es weder messbare Explosionen noch sonderlich starke Gaspuffs. Dafür sind die Emissionen vulkanischer Gase hoch. Gestern wurde ein sehr hoher Wert Schwefeldioxid-Emissionen von 556 Tonnen am Tag gemessen. Auch der Kohlendioxidausstoß war mit 1455 Tonnen am Tag hoch. Die Thermalstrahlung brachte es auf 589 MW Leistung. Die Daten entsprechen dem, was man in Zeiten eines aktiven Lavastroms dieser Dimension erwarten würde. Die Lavastromaktivität verursacht auch eine hohe Steinschlagaktivität. Bei früheren Gelegenheiten war sie interessanter zu beobachten gewesen als der eigentliche Lavastrom. Dazu müsste man aber überhaupt noch bis an die Sciara del Fuoco vordringen können.

Der Vulkanaktivitätsindex wird als sehr hoch eingestuft. (Bilder: LGS)

Stromboli: Lavastrom erreicht das Meer am 7. Juli

Stromboli ist weiterhin aktiv – Lavastrom erreicht das Meer und erzeugt Dampfwolke

Am liparischen Vulkan Stromboli, der im Tyrrhenischen Meer nördlich von Sizilien liegt, bleibt es spannend. Wie das INGV soeben in einem Sonderbulletin mitteilte, fließt weiterhin ein Lavastrom über die Sciara del Fuoco. Er erreicht das Meer und baut ein kleines Lavadelta auf. Der Kontakt zwischen Lava und Wasser lässt eine Dampfwolke aufsteigen. Von solchen Dampfwolken geht oft ein feiner Sprühregen säurehaltiger Tropfen aus. Das ist schädlich für die Vegetation und natürlich auch für Menschen, die diese Aerosole einatmen. Doch dem nicht genug, der Lavastrom entspringt nicht dem Krater, sondern zwei Förderschloten, die sich auf der Sciara del Fuoco gebildet haben und sich auf einer Höhe von 485 m befinden. Wann diese beiden Schlote entstanden sind, ist nicht bekannt, doch bereits das LGS berichtete heute Morgen darüber. Am Stromboli findet also eine (bis jetzt kleine) Flankeneruption statt.

Die Forscher aus Florenz, die eigene Messstationen am Stromboli betreiben, berichteten zudem, dass es am Vortag praktisch keine explosive Tätigkeit gab. Wenigstens wurden keine thermischen Durchgänge im nördlichen Kraterbereich gemessen. Es wurden auch nur mittelviele VLP-Erdbeben festgestellt. Dafür aber eine vergleichsweise hohe Thermalstrahlung mit 405 MW Leistung, und es kam zu sehr vielen Abgängen von Schuttlawinen und Steinschlägen.

All diese Daten und das Aussetzen der explosiven Tätigkeit sind typisch für Flankeneruptionen. Trotzdem besteht die Gefahr plötzlich auftretender Explosionen, die deutlich stärker als sonst ausfallen können.




Ungewöhnlich hohe Erdbebentätigkeit am Stromboli

Besorgniserregend finde ich auch die ungewöhnlich hohe Anzahl schwacher Erschütterungen auf Stromboli. Heute gab es zwei weitere Mikrobeben am Westrand der Sciara del Fuoco. Die Erdbebenherde lagen knapp unterhalb des Meeresspiegels. Es kann natürlich sein, dass es früher bereits entsprechende Bebentätigkeit gab, die nur nicht detektiert wurde und was jetzt mit Hilfe neuer Technik möglich ist. Es ist aber auch durchaus denkbar, dass sich die Aktivität in den nächsten Tagen und Wochen weiter intensivieren wird und die Beben als Warnsignale interpretiert werden müssen. Eine Stellungnahme der Wissenschaftler ist mir nicht bekannt. Es gab nur ein Hinweis des Zivilschutzes, dass die Bebentätigkeit erhöht ist.

Stromboli: Lavastrom und Erdbeben-Aktivität

Ein weiterer Lavastrom floss aus dem Stromboli Krater über – Erdbebenaktivität erhöht

Nach der spektakulären Serie pyroklastischer Dichteströme, die am Donnerstag am Stromboli auftraten, nahm die vulkanische Aktivität kurzfristig ab, um dann gegen Abend wieder zuzulegen: Wie das INGV in einem Sonderbulletin um 22:28 Uhr MESZ mitteilte, kam es zu einem erneuten Lavaüberlauf, der aus einem Schlot im Norden des Kraterbereichs ausging. Über die Livecam war bereits gegen 21 Uhr eine entsprechende Aktivität sichtbar. Auch tagsüber war Lava unterwegs, und auf der Thermalcam konnte man eine Wärmesignatur an der Küste erkennen. Zu größeren Kollapsereignissen kam es nicht. Wie die Vulkanologen schrieben, nahm die Tremoramplitude trotz des Lavaüberlaufs weiter ab. Aktuell bewegt sie sich im gelben Bereich und liegt so tief wie seit Wochen nicht mehr. Auch eine Bodendeformation wurde nicht registriert.

Wie das LGS in einer Mitteilung kommunizierte, gab es am Donnerstagmittag eine Bodenhebung von etwas mehr als einem Mikroradiant. Es folgte eine stärkere Explosion. Am Nachmittag kam es zu einer deutlichen Deflation, und es öffnete sich ein neuer Schlot auf 700 Höhenmetern, wobei ein Lavastrom seinen Weg durch den Vulkan brannte. Diese Schlotöffnung war letztendlich für die Generierung der pyroklastischen Ströme am Abend verantwortlich. Interessanterweise hatten das Lavaspattering und die erhöhte strombolianische Tätigkeit des Vortags zu diesem Zeitpunkt bereits abgenommen.



Obwohl die meisten Daten heute Morgen auf Entspannung hindeuten, kann man das von der Erdbebenaktivität nicht behaupten: Seit dem 30. Juni manifestierten sich sechs schwache Erdbeben unter dem Zentralbereich des Feuerbergs. Zwei Erschütterungen gab es gestern. Die Magnituden lagen im Bereich der Mikroseismizität. Während solche Erschütterungen an anderen Vulkanen kaum der Rede wert sind, verhält es sich am Stromboli anders, denn hier sind solche Beben selten und kommen in normalen Zeiten, in denen der Vulkan strombolianisch eruptiert, praktisch nicht vor. Die Interpretation der letzten Beben ist schwierig: Während ich mir bei den ersten Ereignissen im Juni ziemlich sicher war, dass wir eine Aktivitätssteigerung erleben werden, könnten die letzten Beben eben direkt mit jener zusammenhängen. Sie müssen nicht zwingend Vorboten weiterer ungewöhnlicher Ereignisse sein, könnten aber auch auf weiteres Ungemach hindeuten. Die nächsten Tage und Wochen werden es zeigen. Vorsicht bleibt am Stromboli das Gebot der Stunde.

Die ersten Erdbeben manifestierten sich übrigens Ende Mai, also gut drei bis vier Wochen vor Beginn der Lavaüberläufe.

Update 14:30 Uhr: Heute gab es ein weiteres schwaches Erdbeben nahe der Küste im Westen der Insel. Es hatte eine Magnitude von 0,3 und manifestierte sich in nur 20 m Tiefe, als kurz unterhalb des Meeresspiegels. Ich erinnere mich vage, dass man während der Flankeneruption im Jahr 2007 eine Rissöffnung an der Küste fürchtete. Damals patrouillierten Boote mit sonar vor der Küste um etwaigen Rissbildungen auf die Spur zu kommen. Die Shakemap oben wurde aktualisiert.

Stromboli: Alarmstufe Rot gilt weiterhin

Nach den Abgängen der pyroklastischen Ströme gilt weiterhin Alarmstufe Rot – Katastrophenschutz warnt vor Seismizität

Der liparische Inselvulkan Stromboli erzeugte gestern eine Serie pyroklastischer Ströme, von denen wenigstens einer mehrere Hundert Meter weit aufs Meer hinauslief und dort eine Gefahr für den Schiffsverkehr darstellte. Seit einigen Jahren gibt es aus diesem Grund im Meer vor der Sciara del Fuoco, über die die pyroklastischen Ströme normalerweise abgehen, einen Sperrbereich, der mit Bojen markiert ist. Bilder zeigen nun, dass sich einige Boote dennoch in Küstennähe aufhielten und fast vom pyroklastischen Strom erwischt worden wären. Dennoch hatte man Glück, und es liegen keine Berichte über Personenschäden vor.

Die Vulkanasche, die von den pyroklastischen Strömen aufstieg, erreichte eine Höhe von 2000 Metern und wehte in Richtung Süden. Auf der Sciara del Fuoco war ein Lavastrom unterwegs. Leider sind die meisten Livecams offline, sodass es keine Möglichkeit gibt, aus der Ferne visuelle Beobachtungen vorzunehmen. Vermutlich löste der Lavastrom einen weiteren Kollaps im Kraterbereich aus, und es kam zur Fragmentation heißer Lavablöcke, aus denen die Dichteströme hervorgingen. Auf einer Thermalcam an der Küste, die noch funktioniert, sieht man eine thermische Signatur, die darauf hindeutet, dass der Lavastrom aktiv ist und inzwischen die Küste erreicht hat.

Gestern Abend um 20 Uhr, als die Hauptphase der Eruption vorbei war, wurde vom Zivilschutz und der Kommunalverwaltung die rote Alarmstufe über Stromboli verhängt. In den Medien heißt es nur, dass Maßnahmen zum Schutz aller Anwesenden auf der Insel erlassen wurden und man mit diesen in Kontakt steht. Man befinde sich in der Einsatzphase „Frühwarnung“ und stärke die Überwachung des Vulkans. Was das nun konkret für die Zugangsbeschränkungen am Vulkan bedeutet, wurde nicht kommuniziert. Man kann aber davon ausgehen, dass auch der Zugang zu den Beobachtungspunkten auf 290 und 400 Höhenmetern verboten ist. Für alle Stromboliurlauber ist das bestimmt eine herbe Enttäuschung.

Was mich in diesem Zusammenhang persönlich enttäuscht, ist, dass es immer noch keine zentrale Informationsstelle bzw. Website gibt, auf der sich potenzielle Stromboliurlauber und Vulkanspotter über die Zugangsmöglichkeiten und Beschränkungen informieren können. Selbst wenn man vor Ort ist, heißt es immer nur: „Da musst du heute Nachmittag zu einem der Vulkanführer gehen, der weiß vielleicht Bescheid.“ Ich vermute mal, diese Salamitaktik ist gewollt, und man hofft, dass die Touristen trotzdem (wieder) kommen. Eine Zumutung im Zeitalter der Smartphone-Apps!

Medienberichten zufolge warnen die Behörden inzwischen auch vor Erdbebentätigkeit auf Stromboli. Was mich ebenso wie die mangelnde Kommunikation in Bezug auf den Tourismus wundert, ist der Umstand, dass man von Seiten der Wissenschaftler keine Prognosen bekommt und immer nur im Nachhinein die Warnstufe erhöht wird, wenn bereits etwas passiert ist. Dabei gab und gibt es ja Warnzeichen, die schon Monate im Voraus zu erkennen sind. Hier könnte nach dem fatalen Urteil zu den Erdbeben in Norditalien, bei denen Forscher wegen fehlerhafter Prognosen verurteilt wurden, den Wissenschaftlern der Wind aus den Segeln genommen worden sein.




Übrigens werden Erdbeben auf Stromboli nicht die größte denkbare Gefahr darstellen. Vielmehr gelten sie als Indikatoren vor einer weiteren Aktivitätssteigerung des Vulkans. Sollte es doch einmal zu einem stärkeren Erdbeben kommen, drohen hier insbesondere große Hangrutschungen, die Tsunamis auslösen können. Natürlich können diese auch ohne größere Erdbeben entstehen, etwa durch einen größeren Vulkanausbruch. Andersherum könnten große Hangrutschungen auch Eruptionen triggern. Es gibt ein Tsunami-Frühwarnsystem, doch auf Stromboli selbst bleiben bestenfalls Minuten, um Küstenbereiche im Falle eines Tsunamis zu verlassen.

Stromboli mit pyroklastischen Strömen am 04.07.24

Intensiver Lavaüberlauf löste pyroklastische Ströme am Stromboli aus – Vulkan in Asche gehüllt

Heute Abend gingen am Stromboli hintereinander mehrere pyroklastische Ströme ab. Die Tätigkeit begann um 16:18 UTC (Lokalzeit plus 2 Stunden) und hält auch 45 Minuten nach ihrem Beginn weiter an. Die pyroklastischen Ströme erreichten nicht nur die Küste, sondern liefen mehrere 100 Meter auf das Meer hinaus. Auf der Livecam war zu erkennen, wie ein großer Teil des Vulkans in Asche gehüllt war. Sie zog auch in Richtung Stromboli Ort und erreichte eine Höhe von mindestens 2000 m über dem Meeresspiegel.

Die Situation ist noch nicht ganz klar, aber wahrscheinlich ist es zu einem größeren Kollaps im Kraterbereich des Vulkans gekommen. Ich vermute, dass es den Hornito am Nordrand zerlegt hat. Ein Lavastrom ergießt sich aus dem nördlichen Kraterbereich. Der Förderschlot befand sich auf 700 Höhenmetern.

Wie das INGV berichtet, gab es vor der Generierung der pyroklastischen Ströme eine leichte Bodenverformung von einem halben Mikrorad. Es wurde ein horizontaler Versatz von 10 Zentimetern in westlicher Richtung registriert. Offenbar stieg ein Magmenkörper auf.

In einem Bericht vom LGS heißt es, dass heute um 12:11 UTC  (14:11 Uhr Lokalzeit) ein stärkeres explosives Ereignis registriert wurde, das einen akustischen Druck von mehr als 15 Pascal aufwies.

Offiziell wurde noch nichts bestätigt, aber es ist wahrscheinlich, dass der Zugang zu den Aussichtspunkten am Stromboli gesperrt wurde und vorerst auch gesperrt bleibt. Die derzeit vereinzelten Erdbeben lassen vermuten, dass die vulkanische Aktivität weiter zunehmen könnte. Daher rate ich dringend von einem Aufstieg in die Gipfelregion ab. Zudem ist der Aufstieg ohnehin verboten.

Stromboli ist einer der aktivsten Vulkane Europas und weist eine dauerhafte Aktivität auf. In den letzten Jahren gab es vermehrt Phasen erhöhter Aktivität, die sich durch Lavaspattering, Explosionen, Lavastrombildung und Kollapsereignisse auszeichneten. Diese Kollapse führen selten, aber immer häufiger, nicht nur zu Hangrutschen, sondern auch zu pyroklastischen Strömen, wie es heute der Fall ist. Im Extremfall können starke Paroxysmen auftreten.

Update 21:45 Uhr: Die Livecams sind zum größten Teil offline. Der Tremor zeigt einen sehr hohen Peak an.

Stromboli: Lava- und Dichtestrom am 03. Juli

Lavastrom erzeugte partiellen Kollaps einer Schlotwand auf Stromboli – Pyroklastischer Dichtestrom entstand

Der Liparischen Inselvulkan durchlebt unruhige Zeiten, und das zu Beginn der Reisesaison: Gestern Abend kam es zu einem neuen Lavaüberlauf aus einem der nördlichen Schlote und Lava begann über den oberen Bereich der Sciara del Fuoco zu fließen. Doch das Spektakuläre an der Aktivität war nicht der Lavastrom selbst, sondern der pyroklastische Dichtestrom, der im Vorfeld der Lavastromtätigkeit ausgelöst wurde. Als sich die Lava anfing, einen Weg zu bahnen, löste sie ein größeres Lavapaket aus der Kraterwand, das über die Sciara del Fuoco zu Tale raste, fragmentierte und einen pyroklastischen Dichtestrom generierte, der bis zur Küste floss. Die dabei entstehende Aschewolke stieg über den Gipfel des Vulkans auf und wurde vom Wind gen Süden verdriftet. Von Stromboli Ort aus sah es so aus, als hätte es eine größere Ascheexplosion gegeben.

Das Ereignis begann gegen 16:54 Uhr UTC (Lokalzeit + 2 Stunden) und wurde von einem Tremorpeak bis weit in den roten Bereich begleitet. Der Tremor begann erst wenige Minuten vor dem partiellen Kollaps zu steigen, begleitet von einer Zunahme des Lavaspatterings. Bereits 10 Minuten nach der Initialphase der Eruption begann der Tremor wieder zu sinken und bewegte sich dann im orangenen Bereich. Heute Nacht muss es zu einem weiteren Ereignis gekommen sein, denn der Tremorgraph zeigt einen zweiten Peak, der ebenfalls bis in den roten Bereich hineinragte, aber nicht ganz das Niveau des Ersten erreichte.

Erdbeben auf Stromboli als Frühindikator der Aktivitätssteigerung

Obwohl die direkte Vorwarnzeit vor dem Ereignis kurz war und im Notfall kaum gereicht hätte, etwaige Besucher des Gipfelbereichs zu evakuieren, kam das Ereignis nicht völlig überraschend, denn, wie bereits öfter geschrieben, steigerte sich die Aktivität in den letzten Wochen allmählich und die Wahrscheinlichkeit für einen Kollaps nebst pyroklastischen Dichtestrom nahm zu. Zu den Zeichen gehörten immer wieder auftretendes Lavaspattering, kleinere Lavaüberläufe und eine ungewöhnliche Häufung einzelner Erdbeben unter dem Vulkan. So gab es auch am 2. Juni ein Erdbeben Mb 1,6 in 1800 m Tiefe unter dem Gipfelbereich. Anders als bei den meisten anderen Vulkanen, stellen am Stromboli bereits einzelne Erschütterungen ein Warnsignal dar. Schwarmbeben sind hier äußerst selten und, wenn welche auftreten sollten, sind sie sehr ernst zu nehmen.

Stromboli: Erhöhung der Alarmstufe nach Aktivitätssteigerung

 

Stromboli bleibt unruhig – Zivilschutz erhöhte die Alarmstufe auf „Orange“

Der Stromboli nördlich von Sizilien zeigt eine anhaltende, erhöhte Aktivität, die von sporadischen Lavaüberläufen, Lavaspattering und häufigen strombolianischen Explosionen gekennzeichnet ist. Alleine aus dem nordöstlichen Kratersektor registrierte das LGS 408 thermische Durchgänge sowie starke explosionsartige Entgasungen. Einige der explosiven Eruptionen erzeugten einen hohen akustischen Druck von mehr als 2 Bar.

Wie INGV und LGS berichten, ist die Tremoramplitude auffällig und nimmt hohe bis sehr hohe Werte an. Die Anzahl der VLP-Erdbeben liegt ebenfalls über dem Durchschnitt. Darüber hinaus gab es in den vergangenen Wochen am Stromboli mehrere schwache Erdbeben. Zuletzt wurden am 21. Juni zwei Erschütterungen M 1,5 und M 1,1 detektiert. Sie manifestierten sich (wie berichtet) unter dem Gipfelbereich. Erdbeben auf Stromboli sind ein ziemlich sicherer Indikator dafür, dass es eine Aktivitätssteigerung gibt. Wenn Lavaspattering einsetzt ist besondere Vorsicht geboten.

Aufgrund der Aktivitätssteigerung trafen sich Vertreter vom INGV, des Katastrophenschutzes und der Kommunalverwaltung zu einer Sitzung, in der beschlossen wurde, den Alarmstatus des Vulkans von „Gelb“ auf „Orange“ zu erhöhen.

Was diese Erhöhung der Alarmstufe für Konsequenzen mit sich bringen wird, soll in den nächsten Tagen beraten werden. Das Ministerium für Katastrophenschutz hat die Angelegenheit den Regionalvertretern zugewiesen, die nun Notfallszenarien durchspielen sollen, um entsprechende Maßnahmen zum Schutz von Bevölkerung und Touristen umzusetzen. Dabei steht man im engen kontakt zum Bürgermeister der Kommune Lipari, der ebenfalls an der Krisensitzung teilnahm.

Wie die Maßnahmen auf Stromboli aussehen könnten, sahen wir bereits vergangenes Jahr, als es noch striktere Zugangsregeln zum Vulkan gab als es ohnehin der Fall ist, wobei es unterschiedliche Interpretationen der Restriktionen gab. Damals durfte man laut Schildern nur bis auf Quota 290, während der Aussichtspunkt auf 400 Höhenmetern Tabu war. Einige Besucher der Insel mussten aber die bittere Erfahrung machen, dass Polizisten sie beim Aussichtspunkt auf 290 m antrafen und bereits ein Bußgeld von 500 € pro Person bezahlen sollten.

Davon abgesehen ist natürlich den Anweisungen der Behörden Folge zu leisten. Nur diese müssten dann auch klar formuliert sein.

Der Katastrophenschutz weist darauf hin, dass sich Stromboli in einer Phase des Ungleichgewichts befindet. Tatsächlich kann es in diesen Phasen zu Paroxysmen kommen, die starke Explosionen und pyroklastische Ströme generieren. Während die pyroklastischen Ströme bis jetzt immer über die Sciara del Fuoco abgingen, könnten im Extremfall größere Tephrablöcke und Bomben bewohntes Gebiet erreichen. Es gibt Berichte von Lavabomben-Einschlägen früherer paroxysmaler Eruptionen im Bereich der Aufstiegsrouten! Dort oder auf den Aussichtsterrassen ist man in solchen Situationen definitiv nicht sicher.

Dass die Alarmstufe ausgerechnet zu Beginn der Urlaubzeit verhängt werden musste, ist für den arg gebeutelten Vulkantourismus auf Stromboli natürlich eine bittere Pille.

Stromboli: Starkes Lavaspattering speist Lavastrom

Lavaspattering und Lavastrom am Stromboli – Tremor schoss in die Höhe

Der liparische Inselvulkan Stromboli steigerte seine Aktivität weiter, produziert einen Lavastrom, der von starkem Lavaspattering aus dem nördlichsten Förderschlot gespeist wird.

Der Lavastrom besteht aus mehreren Armen, die auf der Außenflanke des Kegels unterwegs sind und in Richtung Sciara del Fuoco fließen. Es gehen Schuttlawinen ab, die über die Feuerrutsche bis ins Meer poltern.

Das INGV brachte eine Notiz heraus, die auf den Lavaüberlauf verweiset. Weitere Informationen stehen aus, wurden aber angekündigt.

Aus den Livedaten wird ersichtlich, dass die Tremoramplitude in die Höhe schoss und weit in den roten Bereich hineinragt. Aktuell fällt sie aber wieder ab. Parallel zur Aktivität steigt auch der Schwefeldioxid-Ausstoß und erreicht kurzzeitig einen Wert von 250 Tonnen am Tag. Die Kohlendioxid-Emissionen lagen laut LGS gestern bei 789 Tonnen am Tag, was als moderat bezeichnet wurde.

Für mich sieht es so aus, als hätte der Vulkan einen Anlauf zu einem Paroxysmus unternommen, der aber nicht einsetzte. Nach den Erdbeben der letzten Wochen hatte ich eine entsprechende Aktivitätssteigerung erwartet, die sich durch wiederkehrende Phasen mit Lavaspattering bereits in den letzten Tagen konkreter ankündigte, wobei das Spattering an sich ja bereits eine Aktivitätssteigerung darstellte.

Der Tremor scheint sich ein gutes Stück unterhalb seines Peaks aber immer noch im roten Bereich, zu stabilisieren und deutet eine Seitwärtsbewegung an. Es ist gut möglich, dass das Spattering mehrere Stunden anhalten wird und der Lavastrom an Länge zulegt. Bei früheren Ereignissen schafften es Lavaströme von solchen Überläufen aus dem Gipfelkrater gelegentlich, die Küste am Fuße der Sciara del Fuoco zu erreichen. Doch meistens wurde Lava solch langer Lavaströme aus Eruptionsspalten gefördert.