Island: Neue Eruption hat am 29. Mai begonnen

Neuer Vulkanausbruch auf Island hat begonnen – Kilometerlange Eruptionsspalte bei Sundhnukur

Nach einer kurzen seismischen Krise hat nun der erwartete Vulkanausbruch auf Island begonnen. Im Bereich des Sundhnukur-Kraterreihe öffnete sich um 12:46 Uhr Lokalzeit (MESZ 14:46 Uhr) eine neue Eruptionsspalte, deren Öffnung unter Umständen noch nicht abgeschlossen ist. Auf mehreren Kilometern Länge schießt einen Galerie aus Lavafontänen in den Himmel und es kommt zu starker Dampfentwicklung. Das Geschehen ist bei bestem Wetter via den verschiedenen Liveccams zu beobachten.

Bis jetzt hat die Eruptionsspalte eine Länge von gut 2500 m. Laut IMO-Aussage wächst sie weiter und dehnt sich dabei auch in Richtung Süden aus, wo Grindavik liegt. Die Lavafontänen sind 50 bis 60 Meter hoch.

Die Spalte verläuft durch den zuletzt aktiven Krater auf der Sundhnukur-Reihe. Als sie durch diesen hindurchwuchs, entstand ein Lavafall über die Flanke des ca. 30 m hohen Kegels.

Die Öffnung der Spalte ging von einer Stelle südlich des Kraters aus, die im Bildausschnitt der Livecams lag und aufgrund ihrer anhaltenden Dampfentwicklung seit dem Ende der Eruption am 9. Mai auffällig war.

Die Lavafontänen speisen einen flächigen Lavastrom, der sich zunächst senkrecht der Spalte in Ost-West-Richtung ausbreitet. Es wird sehr viel Lava gefördert, die schnell fließt, und man kann davon ausgehen, dass der Grindavikurvegur wieder gefährdet ist und unterbrochen werden könnte. Auch das Geothermalkraftwerk Svartsengi könnte von der Lava erreicht werden.

Evakuierungen von Grindavik, Svartsengi und der Blauen Lagune

Die Lava fließt auf dem Lavafeld, das zuletzt so hoch angewachsen war, dass die Kronen der Schutzwälle um Grindavik überflossen wurden. In den letzten Tagen hat man zwar an der Verstärkung der Schutzanlagen gearbeitet, aber ob sie diesem massiven Lavastrom standhalten werden, wird sich in den nächsten Stunden beweisen müssen. Ich sehe ein hohes Gefährdungspotenzial für Grindavik. Die Evakuierung der Stadt läuft. Die Räumung der Blauen Lagune war kurz vor Eruptionsbeginn abgeschlossen. Im Thermalressort befanden sich heute Vormittag gut 800 Personen.

Auch mehr als eine Stunde nach Eruptionsbeginn ist die Spaltenöffnung noch nicht abgeschlossen. Auf der Livecam kann man beobachten, wie sich ein weiterer Riss öffnet, der direkt an der Basis der vulkanischen Erhebung Hagafell verläuft, auf dem sich die Cam befindet. Bis jetzt sind die Lavafontänen an diesem Riss noch nicht ganz so hoch. Sollte sich die Aktivität weiter steigern, ist die Kamera in Gefahr.

Es sind inzwischen auch Helikopter unterwegs, die Luftaufnahmen des Geschehens liefern:

Eruptionsspalte weitert sich Richtung Grindavik aus

Noch immer weitet sich die Eruptionsspalte in Richtung Süden aus und hält auf Grindavik zu. Die Front der Spalte befindet sich gut 200 m hinter dem Hügel Hagafell und endet am Lavastrom, der aus nördlicher Richtung kommt und am Hagafell vorbeifließt. Es sind beachtliche Lavamassen unterwegs und inzwischen dürfte der Grindavikurvegur unterbrochen sein. Die Frage, die sich alle stellen dürften, ist, ob die Schutzwälle vor Grindavik halten werden. Die Evakuierungen der Stadt sind abgeschlossen. Laut Medienberichten weigerten sich 3 Bewohner die Stadt zu verlassen. Es gibt wieder Straßensperren und es ist nur Einsatzkräften gestattet das Gebiet zu betreten.

Island: Hornito wächst im Krater

Ein Hornito wächst im Krater von Sundhnukar – Schwarmbeben entlang der Spalte

Am aktiven Kegel auf der Sundhnukar-Kraterkette ändert sich die Art der Aktivität langsam. Es scheint weniger Lava zu fließen, und im Krater baut sich ein interner Kegel in Form eines Hornitos auf, ein weiteres Indiz dafür, dass der ursprüngliche Lavapool im Krater an Substanz verloren hat und stattdessen mehr Lavaspattering stattfindet. Eine ähnliche Genese durchlief der Fagradalsfjall während seiner ersten Aktivitätsperiode, bevor es zu den pulsartigen Lavafontänen kam. Ob es sich hier ähnlich verhalten wird, ist allerdings weiter ungewiss. Gewiss ist, dass der Tremor rückläufig ist und den tiefsten Stand seit Eruptionsbeginn am 16. März erreicht hat. Aber noch ist der Ofen nicht aus, und es könnte praktisch jederzeit eine Verstärkung der Aktivität stattfinden, denn unter Svartsengi steigt weiterhin Magma auf, das sich im flachen Reservoir sammelt und offenbar nicht gleich in Richtung Sundhnukar abfließt. Dadurch steigt der Druck im Speichersystem, bis ein kritischer Schwellenwert überschritten wird. Dieser wurde bei den vorherigen Ereignissen meistens erreicht, wenn sich im Reservoir zwischen 8 und 13 Millionen Kubikmeter Schmelze befunden haben. Es kann nicht mehr lange dauern, bis die 13-Millionen-Kubikmeter-Marke erreicht ist.

Die Frage ist natürlich, was im Untergrund passieren muss, damit das Magma vom Reservoir ins Fördersystem gelangt und es zur Intrusion oder Eruption kommt, und warum es nicht einfach das flache Speicherreservoir in 4-5 Kilometer Tiefe durchfließt, um am aktiven Krater zu eruptieren. Wahrscheinlich muss ein Widerstand im Untergrund überwunden werden, und dazu ist nicht immer die gleiche Kraft nötig. Der Gasdruck im Reservoir muss steigen, bis der Widerstand überwunden werden kann und sich eine größere Menge Schmelze auf den Weg macht. Sobald diese abgeflossen ist, setzt sich eine Kettenreaktion in Gang, da durch die Druckentlastung die Schmelze entgast und so weiter aus dem Reservoir getrieben wird. Das Magma steigt auch nicht senkrecht nach oben auf, sondern zweigt in einem vergleichsweise flachen Winkel zur Seite ab, bis jetzt immer in Richtung Westen.

Heute kam es jedenfalls zu einer weiteren Steigerung der Erdbebentätigkeit im Bereich von Svartsengi und den angrenzenden Spaltensystemen auf Reykjanes. Zahlreiche Beben gab es auch am Bláfjallaskáli. Die IMO registrierte in den letzten 2 Tagen 132 Erschütterungen auf der Halbinsel. Auf Gesamtisland waren es 171 Erschütterungen. Unter dem Bardarbunga gab es auch wieder mehrere Erschütterungen.

Island: Bodenhebung hat nachgelassen

Die Bodenhebung bei Svartsengi hat offenbar nachgelassen – Tremor am Vulkankrater steigt

Am Sundhnukar-Krater auf Island hat der Tremor in den letzten Stunden zugenommen. Meiner Meinung nach sieht man auf den Livecams aber keine Aktivitätszunahmen. Tatsächlich spritzt nur selten glühende Lava über den Kraterrand hinaus und es sieht so aus, als wäre der Lavastrom am Fuß des Kraterkegels fast zum Erliegen gekommen. Diesen Beobachtungen widerspricht aber der Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson, der in einem MBL-Interview meinte, dass sich der Lavaausstoß am Krater auf ca. 6 Kubikmeter pro Sekunde verdoppelt hat. Sollte dem so sein, dann fließt die Lava wahrscheinlich direkt in ein Tunnelsystem ab, ohne erst großartig an der Oberfläche auszutreten.

Die GPS-Daten deuten an, dass die Bodenhebung im Bereich von Svartsengi stark nachgelassen hat und evtl. sogar ganz stoppte. Þorvaldur interpretierte das so, dass der flach gelegene Magmenkörper voll sei und keine weitere Schmelze aufnehmen könne. Diese würde nun 1:1 am Vulkan ablaufen. Der Vulkanologe rechnet entweder damit, dass die im Magmenreservoire gespeicherte Schmelze dort langsam abkühlt und erstarrt, oder dass sich in den nächsten Tagen eine signifikante Aktivitätssteigerung bei der Sundhnukar-Kraterreihe ereignen wird.

Einige IMO-Wissenschaftler meinten noch heute Früh, dass man weitere Daten abwarten müsse, bevor man wirklich sagen kann, ob der Bodenanstieg nachgelassen hat. Sie wollten sich heute Mittag beraten und dann erst ein Urteil fällen. Bjarki Kaldalóns Friis wies darauf hin, dass in den letzten Monaten eine Verlangsamung der Hebungsrate einige Tage vor einer neuen Eruption oder Gangbildung eingesetzt hatte.

Letztendlich ist es natürlich auch möglich, dass der Magmennachschub aus der Tiefe irgendwann aufhört und die Tätigkeit vorerst endet. Doch die Wissenschaftler sind sich einig, dass die nächsten Jahrzehnte auf der Reykjaneshalbinsel unruhig sein werden und es zu weiteren Vulkanausbrüchen kommen wird.

Ich persönlich finde die Vorgänge auf Island hochgradig interessant. Ich halte eine Ativitätssteigerung am aktiven Krater für genauso möglich wie die Bildung neuer Risse. Beide Szenarien haben wir während der ersten Fagradalsfjall-Eruption gesehen. Allerdings bildeten sich neue Risse, bevor sich die Eruption an dem Krater etablierte, den wir heute mit dem Fagradalsfjall verbinden, und der im späteren Eruptionsverlauf zu Pulsen anfing. Doch auch wenn die Eruptionen am Fagradalsfjall und die aktuellen bei Sundhnukar aus der gleichen tiefen Magmaquelle gespeist wurden bzw.- werden, gibt es Unterschiede im Zwischenspeicher- und Fördersystem, so dass man hier mit Prallelen vorsichtig sein muss.

Übrigens, schaut man sich die jüngsten GPS-Daten der 4-Stunden-Charts an, bekommt man Zweifel an der These einer Entschleunigung der Bodenhebung.

Island: Bodenhebung wird kritisch

Bodenhebung hält an und erreicht kritisches Niveau – Eruption auf Island könnte sich verstärken

Auf Island dauert der Vulkanausbruch auch nach 40 Tagen weiter an. Laut einem neuen Bericht der IMO bleibt die Eruption auf einem ähnlichen Niveau wie am 5. April. Oberflächlich betrachtet fließt nur ein kurzer Lavastrom, doch die Schmelze verschwindet in Lavaröhren und verteilt sich in größerer Entfernung vom aktiven Kegel. Sein Kraterrand ist so hoch geworden, dass nur selten größere Mengen glühender Tephra über ihn hinaus spritzen. Der Tremor, der seit einigen Tagen eine leicht fallende Tendenz zeigte, hat sich stabilisiert.

Heute gab es erneut eine verstärkte Bebentätigkeit auf Reykjanes, von der vor allem die Gegend der Eruptionsspalte Sundhnúkar betroffen war, aber auch benachbarte Spaltensysteme blieben nicht verschont. Die Erdbeben stehen im Zusammenhang mit der anhaltenden Bodenhebung bei Svartsengi, die von den IMO-Wissenschaftlern als konstant bezeichnet wird. Seit Beginn des Ausbruchs am 16. März haben sich erneut 10 Millionen Kubikmeter Magma im Reservoir angesammelt, was Anlass zur Besorgnis gibt: Bisherige Ereignisse traten bei einem Volumen von 8 bis 13 Millionen Kubikmetern Magma auf. Bei diesen Ereignissen handelte es sich entweder um Intrusionen magmatischer Gänge, die mit Erdbeben und Rissbildungen einhergingen, oder es kam zur Öffnung von langen Eruptionsspalten. Am naheliegendsten scheint es zu sein, dass sich die aktuelle Eruption signifikant verstärken wird, wenn ein neuer Magmaschub aus dem Reservoir seinen finalen Aufstieg beginnt. Das kann mit einer sehr kurzen Vorwarnzeit einhergehen oder sogar gänzlich ohne Vorwarnung erfolgen. Daher kann ein Aufenthalt in Vulkannähe gefährlich sein. Es können neue Eruptionsspalten entstehen, die schnell fließende Lavaströme generieren, die im Extremfall Vulkanwanderer vom Rückweg abschneiden können. Eine andere Möglichkeit sind sich schnell entwickelnde Lavafontänen aus dem aktuell aktiven Krater, die mehrere Hundert Meter hoch werden können und glühende Tephra weit auswerfen. Theoretisch könnte sich auch eine Eruptionsspalte in einem anderen Gebiet von Svartsengi öffnen oder ein Gang in Richtung Grindavik ausbreiten.

Die Vulkanologen warnen auch vor Gasverschmutzung im Falle einer Eruptionsverstärkung bei Sundhnúkar. Vulkanwanderer könnten sich schnell in einer Gaswolke wiederfinden, aus der es kein Entrinnen gibt.

Island: Unsicherheit über weitere Entwicklung der Eruption

Eruption und Bodenhebung setzten sich auf Island fort – Geoforscher spekulieren über weiteren Vulkanausbruch

Der Vulkanausbruch auf Island hält in der sechsten Woche an und der Krater des neu entstandenen Schlackenkegels auf der Sundhnukar-Spalte fördert Lava. Neue Daten vom IMO belegen, dass die Förderrate in der letzten Woche nur marginal nachgelassen hat: Seit dem 5. April liegt sie bei ca. 3 Kubikmeter pro Sekunde. In der letzten Woche wurden sogar durchschnittlich 3,2 Kubikmeter Schmelze pro Sekunde gefördert. So vergrößert sich das Gesamtvolumen des Lavafelds in einer Woche um ca. 2 Millionen Kubikmeter. Seit Eruptionsbeginn wurden 33,2 Millionen Kubikmeter Lava gefördert. Sie bedeckt eine Fläche von 6,15 Quadratkilometern. Die mittlere Mächtigkeit des Lavafelds liegt bei 5,4 Metern. Im Speichersystem unter Svartsengi haben sich seit Eruptionsbeginn am 16. März wieder 6 Millionen Kubikmeter Magma angesammelt, wobei zu berücksichtigen gilt, das damals nur ein Teil der zuvor angesammelten Schmelze eruptiert wurde. So viel zu den trockenen Daten.

Nach einer ungewöhnlich lange andauernden Schönwetterperiode kippte gestern Abend das Wetter, und aktuell sieht man auf der Livecam nur grauen Nebel. Gelegentlich wird er etwas dünner und man kann den roten Lichtschein erahnen, der vom Vulkan ausgeht. Interessant ist der Tremorverlauf: Hier erkennt man alle 3 Tage einen Peak, der auf eine leichte Aktivitätszunahme hindeutet. Tatsächlich korrelieren diese Peaks mit intensiveren Lavaauswurf. Die Aktivitätssteigerung hält sich aber in Grenzen. Mich erinnert das an die Evolution, die wir vor drei Jahren am Fagradalsfjall erlebten, als nach einigen Wochen massive Tremorpeaks auftraten, die mit deutlichen Aktivitätssteigerungen einhergingen. Das bringt uns zur Bodenhebung, denn diese hält unter Svartsengi weiter an. Es scheint deutlich mehr Magma aus der Tiefe aufzusteigen, als am Krater eruptiert wird. Warum die aufsteigende Schmelze nicht in gleichem Maße am Krater abfließt, ist ungewiss und eines der Rätsel, die den Forschern zu denken geben. Ich vermute, dass sich der Förderkanal vom Magmenkörper zum Krater verengte. Denkbar ist auch, dass es sich beim Reservoir um eine schwammartige Struktur handelt, die einen gewissen Gasdruck benötigt, damit die Schmelze aus den Gesteinsporen getrieben wird, in denen sie sich ansammelt. Da das System offen ist und ein Teil des Gases frei entströmt, kann sich aktuell kein ausreichender Druck aufbauen. Vielleicht sehen wir stärkere Pulse wie am Fagradalsfjall, wenn sich ein entsprechender Druck aufgebaut hat.

Widersprüchliche Aussagen der Vulkanologen

Gestern zitierte ich in meinem Update zu Island den Vulkanologen Þorvaldur Þórðarson, der vor der Veröffentlichung der neuen IMO-Daten noch davon ausging, dass sich der Vulkanausbruch kontinuierlich abschwächt und in ein bis zwei Wochen enden könnte. Dem widersprach direkt der IMO-Wissenschaftler Benedikt Ófeigsson, der gestern in einem RUV-Interview meinte, dass man aufgrund der anhaltenden Bodenhebung unter Svartsengi in zwei Wochen einen weiteren Ausbruch erleben könnte. Der Geophysiker hält es zwar für unwahrscheinlich, dass ein neuer Ausbruch an komplett anderer Lokation auf Reykjanes beginnt, hält eine weitere Spaltenöffnung bei Sundhnukar aber für möglich. Anstelle eines neuen Ausbruchs ist es auch möglich, dass sich der aktuelle verstärkt, was uns zu meiner Pulstheorie bringt. Inzwischen gibt es auch ein neues Statement von Þorvaldur, der sich der Meinung von Benedikt anschließt.

Alles in allem lassen sich zwar keine genauen Aussagen zur weiteren Entwicklung des Geschehens machen, doch der allgemeine Konsens scheint darin zu bestehen, dass die Aktivität auf Reykjanes noch lange nicht vorbei ist. Der aktuell etwas lahmende Ausbruch könnte sich verstärken oder es kommt in Bälde zu einer weiteren Eruption.

Island 2024: Im Schatten von Sundhnukar

Bericht zur Islandreise zwischen dem 1. und 6. April 2024 mit einem Besuch in Grindavik und Sundhnukar

Osterzeit – Reisezeit, so war es zumindest in diesem Jahr für Leroy und mich. Bereits kurz vor Beginn der Sundhnukar-Eruption am 16. März hatten wir die Reise gebucht. Ich wollte mich unabhängig von einer möglichen Eruption von den Erdkräften, die in Grindavik zu enormen Verschiebungen geführt hatten, selbst überzeugen, während Leroy von einem Tag in der Blauen Lagune träumte. Und als uns ein unschlagbar günstiges Flugangebot von Icelandair ins Haus flatterte, konnte ich nicht widerstehen und buchte kurzerhand zwei Flüge von Amsterdam aus. Der Haken dabei war, dass wir nur Handgepäck mitnehmen durften, was jedoch mit 10 kg großzügig bemessen war. Unser Plan war es, mit dem Minicamper den Golden Circle zu befahren.

Als wir dann am Ostermontag in Keflavik landeten, waren wir über den Camper, den ich bei rent.is gemietet hatte, wenig begeistert. Wie so oft in letzter Zeit fühlte ich mich auch von diesem Autovermieter über den Tisch gezogen. Gegen Aufpreis hatte ich einen Fiat Doblo Maxi aus dem Baujahr 2022 gebucht und bekam einen klapprigen Renault Kangoo mit eingedrückter Hecktür, dessen Liegefläche 20 Zentimeter kürzer war als die des Fiat. Auf meine Beschwerde hin meinte die Dame am Schalter des Autovermieters, dass alles dasselbe sei. Das Hauptmerkmal der gebuchten Kategorie sei der Plugin-Stromanschluss. Na toll, anstatt einer Webasto Standheizung hatten wir nun einen elektrischen Heizlüfter, der nicht einmal einen Umfallnotausschalter hatte! Und Strom? Den bekommt man wohl nur auf einem Campingplatz! Zum Glück hatten wir unsere Winterschlafsäcke ins Handgepäck gequetscht, was natürlich auf Kosten der Wechselkleidung ging. Also nicht kleckern!

Ziemlich wütend auf den Autovermieter begannen wir unsere Reise und fuhren zur  Vulkan-Straßensperre auf dem Grindavikurvegur. Nicht dass ich mich etwa der Illusion hingab, nur meinen Presseausweis zücken zu müssen und zusammen mit Leroy Zugang zum Sperrgebiet zu bekommen, aber ich hoffte doch wenigstens auf ein paar Informationen, wie man eine Genehmigung erhalten könnte. Doch Fehlanzeige: Der junge Mann, der mit einem Privatwagen die Straße blockierte, gab sich erstaunlich ahnungslos. Dafür war ich über den regen Fahrverkehr erstaunt, denn unzählige Autos durften die Sperre passieren.

Also erstmal zurück nach Keflavik und Richtung Ghúnaver-Thermalgebiet, wo wir die erste Nacht auf dem Parkplatz verbringen wollten. Von der Straße aus sah man nicht nur den Dampf des Thermalgebiets, sondern auch den des Vulkans aufsteigen. Die Sonne ging erst spät unter, und die Nacht versprach kalt und windig zu werden. Bei einer kurzen Besichtigung der Thermalquellen kam ich mir vor, als würde ich nackt im Wind stehen, und fror trotz Daunenjacke im Nu durch. Leroy blieb gleich im Wagen sitzen. Nachts fiel das Thermometer dann auf 7 Grad unter Null. Heizung war ebenfalls nicht vorhanden, und so mussten wir uns auf unsere Schlafsäcke verlassen. Zum Glück gehörten zum Mietequipment zwei weitere Schlafsäcke, sodass wir uns damit zusätzlich zudecken konnten und die Nacht gut überstanden.

Morgens fuhren wir gleich nach Reykjavik und organisierten für den Nachmittag einen Hubschrauber, der uns über die Eruption von Sundhnukagigar fliegen sollte. Die Wartezeit bis zu unserem Slot verbrachten wir mit Sightseeing in der isländischen Hauptstadt. Am Flughafen angekommen hatten wir Glück, denn die beiden anderen Plätze im Heli blieben unbesetzt. Leroy durfte vorne sitzen und freute sich riesig über die Gelegenheit. Der Senkrechtstart eines Helikopters ist immer etwas Besonderes, und die Luft war klar, auch wenn inzwischen Wolken aufgezogen waren. So schwebten wir über Reykjavik in Richtung Südwesten, passierten den auffälligen Kegel des Keilirs und hielten auf das große Sundhnukar Lavafeld zu. Jeremy, der Pilot, verkündete, dass er leider nicht tiefer als 400 Meter fliegen dürfe und dass gerade über dem aktiven Kraterkegel ein Schneeschauer aufzieht. Na toll, dachte ich! Doch Jeremy schaffte es, vor dem Schneeschauer zu bleiben, und ich bekam einen guten Überblick über das Geschehen. Nur wurde nichts aus den Nahaufnahmen durch die Bresche im Kraterkegel, dennoch war ich froh, den Flug unternommen zu haben. Nachdem wir gut 10 Minuten über der Eruption gekreist waren, drehten wir auch schon wieder ab und überflogen auf dem Rückflug nach Reykjavik den Fagradalsfjall und folgten in etwa der Spur des Magmatischen Gangs, der vor drei Jahren die Geschehnisse auf der Reykjaneshalbinsel ins Rollen gebracht hatte. Es ist immer wieder schön, wenn man die Gelegenheit bekommt, das zu sehen, worüber man schreibt! Grindavik durften wir allerdings nicht überfliegen, denn man wollte die Bewohner des leidgeplagten Ortes vor Katastrophentouristen schützen.

Nach einem High Five navigierte uns Leroy zu einem Diner, wo wir uns einen Nachmittagsburger gönnten. Da wir noch über drei Stunden Tageslicht zur Verfügung hatten, brachen wir zum Haukadalur mit dem Geysir Strokkur auf. Auf dem Weg dorthin passierten wir eine fast menschenleere Gegend. Der Schnee hatte uns eingeholt und machte die Straßen rutschig. Ein Nordmann zu sein, das muss früher sehr hart gewesen sein, dachte ich mir so und merkte, dass Leroy ein wenig mulmig zumute war, zumal ich was von Trolle und Elfen erzählte und über Wikinger plapperte. An der kontinentalen Naht bei Thingvellir legten wir einen kurzen Stopp ein, und Leroy bekam nicht nur eine Lektion in Plattentektonik, sondern auch Geschichtsunterricht, denn hier war es, wo das erste demokratische Parlament der Welt tagte. Eine Stunde später standen wir dann auch schon am Geysir und staunten. Ein äußerst effektiver Tag!

Die Nacht verbrachten wir auf einem Wohnmobil-Stellplatz in der Nähe vom Haukadalur, der tatsächlich über Sanitäranlagen verfügte. Bei dem starken Wind war das definitiv ein Vorteil, dennoch bekam Leroy eine weitere Lektion: Nicht gegen den Wind pinkeln, besonders nicht, wenn man nur eine Wechselhose dabei hat! Hier probierten wir auch den Heizlüfter aus, der den Geruch eines alten Föns verbreitete, der voller verbrannter Haare steckte. Na toll!

Am nächsten Morgen besichtigten wir den halbgefrorenen Wasserfall Gullfoss und staunten über die Monstertrucks, die Gruppen chinesischer Touristen ins Hochland fuhren. Also, wir staunten über die gigantischen Räder der Trucks, nicht über die allgegenwärtigen Chinesen. Anschließend ging es zurück zum Geysir. Der Wind hatte nachgelassen, und so vertieften wir uns ein wenig in unsere Smartphones, um Zeitlupenaufnahmen des Geysirs zu machen. Anschließend kehrten wir im Geysir’s Inn ein und verzehrten das teuerste Frühstück der Reise, das nicht einmal besonders gut war. Nachmittags fuhren wir dann über Selfoss zu den Wasserfällen Seljalandsfoss und Skógafoss, wo wir uns in Nieselweite des letztgenannten Wasserfalls wieder auf einen Campingplatz begaben. Ich hatte die Gegend noch gut von meinem Fimmvördurhalspass-Abenteuer in Erinnerung, dass ich im Jahr 2010 mit Martin zusammen erlebte.

Überraschenderweise waren Leroy und ich nicht allein und trafen auf weitere Island-Enthusiasten, die hier in ihren Wohnmobilen nächtigten. Ich hatte mir zu Hause die letzte Folge der Netflix-Serie „Katla“ auf das Tablet geladen und schaute sie mir nun im Schatten des Gletschervulkans an. Tatsächlich war mir die Serie eigentlich zu langweilig gewesen (zu wenig Vulkanausbruch), und ich hatte sie nie zu Ende geschaut, doch hier, in Sichtweite der Originalschauplätze, bekam das Gezeigte eine andere Bedeutung, umso mehr, als wir morgens zur Gletscherzunge Sólheimajökull und nach Vík fuhren. Am Stadtrand des kleinen Dorfes entstand in den letzten Jahren ein Einkaufszentrum, in dem man auch relativ gut und günstig essen kann.

Da Leroy unbedingt in einem Thermalbad schwimmen gehen wollte, die Blaue Lagune wegen des Vulkanausbruchs geschlossen war (tatsächlich hatte ich am Tag des Eruptionsbeginns bereits Tickets gebucht gehabt), und die Sky Lagoon Tage im Voraus ausgebucht war, durchforsteten wir das Netz nach Alternativen. Wir machten uns auf den Weg zum Laugarvatn, um am Ufer des gefrorenen Sees im Fontana-Spa zu baden. Am Ufer des Sees gibt es heiße Quellen, die genutzt werden, um das legendäre Geysirbrot zu garen. Da der lokale Campingplatz eine Schlammoase war, fuhren wir zurück zum Wohnmobil-Stellplatz am Geysir. Die Küche des Restaurants war bereits geschlossen, und so versuchten wir auf dem Campingkocher, der zum Mietequipment des Campers gehörte, eine Fünf-Minuten-Terrine warm zu machen. Leider funzelte der Gasbrenner nur so vor sich hin, und das Wasser wurde nur lauwarm. Doch nach einer halben Stunde vor dem Heizlüfter war die Fünf-Minuten-Terrine dann endlich genießbar.

Unseren letzten Tag wollten wir in Vulkannähe verbringen. Da kam es gerade recht, dass Manfred mir eine Nachricht schickte, dass sich der isländische Journalistenverband den Weg nach Grindavik freigeklagt hatte. Wir näherten uns Grindavik über die südliche Küstenstraße und stießen bereits am Abzweig zum Kleiftavatn auf die Straßensperre. Dort erfuhr ich, dass für den Nachmittag eine Pressefahrt durch Grindavik geplant war. Sie sollte am Kreisverkehr am Grindavikurvegur beginnen. Wunderbar, auf dem Weg dorthin konnten wir uns also noch das Thermalgebiet von Sétlun im Krýsuvík-System ansehen, was mich ziemlich beeindruckte.

Pünktlich um 15 Uhr fanden wir uns am vereinbarten Treffpunkt ein, doch von Pressevertretern fehlte jede Spur. Also fuhren wir zur Straßensperre, und dort zeigte man sich überraschend kooperativ: 15 Minuten später saßen wir in einem geländegängigen Einsatzwagen und wurden zum Polizeichef von Grindavik gefahren, der grünes Licht für eine journalistische Fototour durch die Stadt und zum Vulkan gab. Die Schäden in Grindavik konzentrierten sich entlang einer Schneise, die sich in Nord-Süd-Richtung durch die Stadt zog und dem Rift vom 10. November folgte. Während viele Häuser am Stadtrand unbeschädigt zu sein schienen, wiesen Straßen und Gebäude im Zentrum des Rifts große Schäden auf. Nach der Begutachtung der Stadt ging es Richtung Sundhnukargira und dem neuen Kraterkegel. Da der Wind ungünstig stand, näherten wir uns dem Lavafeld von Südosten her und hielten auf dem Hagafell an. Von dort konnten wir über das Lavafeld bis zum Krater blicken, der aber bestimmt noch über 1 Kilometer entfernt war. Trotz des starken Windes steuerte ich meine Drohne für einen kurzen Inspektionsflug zum Kegel. Das Fluggerät protestierte vom ersten Meter an und warnte vor dem Wind. Nach ein paar Aufnahmen vom Kegel und der brodelnden Lava im Inneren gelang es mir, die Drohne mit dem letzten Batteriestrom gegen den Wind zurückzusteuern. Ein krönender Abschluss einer fantastischen Vater-Sohn-Vulkanreise nach Island.



Island: Magmakammer liegt flacher als gedacht

Vulkanausbruch auf Island geht weiter – Neues Modell zum Magmenkörper

Auf Island geht der Vulkanausbruch im Svartsengi-Gebiet weiter. Die Aktivität scheint leicht zu fluktuieren, denn wenn man durch die Aufzeichnungen der Livestream-Aufzeichnungen scrollt, erkennt man Phasen mit intensiverer Spatter- und Lavastromtätigkeit, die sich mit ruhigeren Phasen abwechseln. Der Tremor ist relativ stabil, allerdings gab es parallel zu den Schwarmbeben der letzten Tage ein paar Turbulenzen, als das niedrige Frequenzband anzog und eine Zeit lang über dem mittleren Frequenzband lag. Das für den vulkanischen Tremor relevante Frequenzband 2-4 Hz zeigt aber nur geringe Schwankungen. Die Bodenhebung bei Svartsengi kam infolge des Erdbebenschwarms scheinbar ein wenig ins Stocken, wobei es auch sein kann, dass einfach die Messgenauigkeit variierte. Interpoliert man den Verlauf des Graphen, so zeigt sich die Bodenhebung stetig: Seit Eruptionsbeginn beträgt sie ca. 70 mm. Die Bodenhebung findet statt, weil mehr Magma aus der Tiefe aufsteigt, als am Vulkan eruptiert wird.

Interessant ist ein neues Modell des Speicher und Fördersystems des Magmas, das jüngst von der Forschern der schwedischen Universität Uppsala veröffentlicht wurde. Demnach stammt das Magma, dass bei den Eruptionen der Sundhnukar-Kraterreiche gefördert wird und sich vorher unter Svartsengi akkumuliert aus einem großen Magmenkörper in größerer Tiefe, der sich unter Fagradalsfjall gebildet hat. Dieser Magmenkörper soll sich zwischen 8 und 12 Kilometern Tiefe befinden und nicht -wie bisher angenommen- in mehr als 15 Kilometern. Von diesem Magmenkörper zweigt seitlich ein Schlot ab, der sich für das flacher gelegene Reservoir unter Svartsengi verantwortlich zeigt. Dieser Magmenkörper soll sich in Tiefen von 2-5 Kilometern befinden und fördert das Magma durch einen schräg aufsteigenden Schlot in Richtung Sundhnukar. Die Schmelze, die bei den Fagradalsfjall-Eruptionen gefördert wurde, stieg demnach ohne weitere Zwischenstopps direkt aus dem tiefen Magmenkörper auf.

Dieses Modell würde auch erklären, warum das Krysuvik-System so unter Spannungen gerät, dass sich dort Erdbebenschwärme ereignen. Klar ist aber auch, dass es sich nur um ein Modell handelt. Eine andere Vorstellung ist, dass sich in der Asthenosphäre unter Reykjanes an mehreren Stellen Magmen bilden, die durch die jeweiligen Risssysteme aufsteigen, wobei es natürlich auch zur Zwischenspeicherung in mittleren und geringen Tiefen kommen kann.

Vulkanausbruch auf Island geht am 15. April weiter

Eruption des Sundhnúkar-Kraters hält an – Bodenhebung unter Svartsengi konstant

Auf der isländischen Reykjaneshalbinsel geht die vulkanische Aktivität weiter. Übers Wochenende hat der Tremor am Vulkankrater auf der Sundhnukar-Kraterreihe leicht abgenommen, was aber keine nennenswerte Auswirkung auf den Vulkanausbruch zu haben scheint. Die Kraterwände sind aber so hoch geworden, dass es der Lava immer schwerer fällt, über diese hinaus ausgeworfen zu werden. Eine Zunahme der Auswurfhöhe werden wir wohl erst erleben, wenn die Krateröffnung immer kleiner wird und sich so mehr Gasdruck im System aufbauen kann.

Die Bodenhebung unter Svartsengi ist ähnlich konstant wie die Eruption einige Kilometer östlich, was ein Indiz dafür ist, dass mehr Magma aus der Tiefe aufsteigt als am Krater eruptiert wird. Die Magmenakkumulation verändert bereits wieder das Spannungsfeld im Untergrund, so dass es vermehrt zu Erdbeben kommt. Der Schwarm gestern, der sich zwischen Thorbjörn und Grindavik manifestierte, ist wahrscheinlich auf diese Spannungsänderungen zurückzuführen gewesen. Die Erschütterungen manifestierten sich entlang des Rifts, das sich bei der Intrusion vom 10. November gebildet hat. Die Beben waren allesamt schwach. Stärkere Erschütterungen sind wohl erst zu erwarten, wenn es zu einer neuen Intrusion kommen sollte, doch solange die Förderwege des Magma offen sind und die Eruption in Gang bleibt, ist die Gefahr hierfür relativ gering. Eine Intrusion würde wahrscheinlich einen Lavaschub am Krater verursachen, so dass es dort zu einer signifikanten Verstärkung der Eruption käme.

Grindavíkurvegur wieder offiziell geöffnet

Am Samstag wurde die Straße Grindavíkurvegur, die von Norden kommend an Svartsengi vorbeiführt und in Grindavik mündet, wieder für den Verkehr geöffnet. Die Öffnung gilt nur für Einwohner von Grindavík, Ersthelfer und Mitarbeiter von Unternehmen in Grindavík und in Svartsengi. Die Straße war vom letzten Lavastrom zum zweiten Mal unterbrochen worden. Obwohl schnell neuer Schotter über das noch heiße Lavafeld verlegt worden war, dauerte die Öffnung der Straße nun doch länger als nach der ersten Reparatur. Grund hierfür war u.a., dass man eine neue Kurve eingebaut hat, die zwischen zwei sich überlappenden Segmenten des Schutzwalles führt. Die Konstruktion wurde so angelegt, dass potenzielle Lavaströme an den Schutzwällen entlang verlaufen, ohne durch die Bresche der Straße in die Stadt eindringen zu können.

Island: Lavafeld wurde neu vermessen

Isländische Landvermesser haben das Lavafeld neu vermessen – Eruption und Bodenhebung gehen weiter

Der Vulkanausbruch an der Sundhnukar-Kraterreihe geht weiter und ein Ende der Eruption ist nicht unmittelbar in Sicht, allerdings ist der Tremor heute leicht rückläufig. Nach einem IMO-Bericht hat die Kraft der Eruption nachgelassen, allerdings nicht der Lavaausstoß. Er bewegt sich etwa auf dem Niveau der Vorwoche und es gibt eine gewisse Balance zwischen der anhaltenden Bodenhebung bei Svartsengi und der Förderrate am aktiven Krater. In den letzten Tagen quoll die Lava mit einer Förderrate von 3,6 Kubikmetern pro Sekunde aus dem Krater.

Betrachtet man heute Abend die Eruption via LiveCam, dann sieht man, dass die Flanken des Kraterkegels inzwischen rundherum geschlossen sind. Dort, wo bis vor 10 Tagen die Bresche im Krater war, dampft es heute stark und es sieht so aus, als wäre die brodelnde Schmelze im Kraterinneren dabei, sich durch die Schwachstelle der Narbe zu schweißen. Hier könnte in den nächsten Stunden ein Materialversagen eintreten, was zu einem Kollaps der Kraterwand führt. Da zumindest augenblicklich die Lava hoch im Kegel zu stehen scheint, droht im Falle eines Kollaps eine Sturzflut glühender Lava. Sollte die Kraterwand standhalten, könnte es zu einem Lavaüberlauf kommen.

Einem gestern veröffentlichten Bericht von IMO ist zu entnehmen, dass das Lavafeld von Vermessungstechnikern neu vermessen wurde. Demnach bedeckt es eine Fläche von 6,14 Quadratkilometern und ist nahe des Kraters bis zu 22 Metern dick. Die Lavazunge, die während der Initialphase Richtung Norden floss und dann Richtung Svartsengi abbog, ist im Schnitt zwischen 2 und 4 m mächtig. Das Gesamtvolumen der geförderten Lava beläuft sich auf 31,3 Millionen Kubikmeter.

Die Blaue Lagune hat übrigens seit Sonntag wieder geöffnet. Offenbar ist die Gasverschmutzung der Luft nicht mehr besorgniserregend hoch. Als ich letzten Freitag an der Sundhnukar-Kraterreihe unterwegs war, schlug das Gaswarngerät zweimal an.
Das Bild mit der Übersicht über das Lavafeld (oben links) entstand bei einem Hubschrauberflug am 2. April. Seitdem hat sich das Feld nicht wesentlich in seiner Fläche vergrößert.