Waldbrände im Mittelmeerraum wüten weiter

Sommerzeit ist Waldbrandzeit! Besonders im Mittelmeerraum wüten im August wieder mehrere Waldbrände, die Metropolen besonders nahe kommen, Häuser zerstören und Evakuierungen nötig machen. Nachdem die verheerenden Waldbrände bei Athen in der letzten Woche gestoppt wurden, brennt es nun in der Türkei und Frankreich.

Bei einem Waldbrand bei Izmir in der Türkei kämpfen 3000 Einsatzkräfte gegen die Flammen

In den letzten Tagen wurden 131 Brände gemeldet, die auf türkischem Gebiet Wälder vernichten, landwirtschaftliche Nutzflächen schädigen und auch auf Ortschaften übergreifen. Sie wüten vor allem in den Provinzen Manisa und Bolu, wobei nun auch die Ägäisregion um Izmir von Flammen heimgesucht wird. Dichte Rauchschwaden ziehen zeitweise über die Stadt hinweg und beeinträchtigen die Luftqualität.

Izmir liegt im Westen der Türkei und die Waldbrände rücken an der Küstenmetropole an mehreren Stellen gefährlich nahe auf die Pelle. Erste Vororte sind bereits direkt von den Feuern betroffen. Einer dieser Vororte ist Karşıyaka, wo ein außer Kontrolle geratener Waldbrand auf den Ort übergesprungen ist und mehrere Häuser abfackelt. Darunter befanden sich ein Industriepark und ein zehnstöckiges Wohnhaus. Laut Behördenangaben wurden gut 4000 Anwohner des Wohngebietes evakuiert. Die Evakuierungsmaßnahmen lösten Panik bei der Bevölkerung aus.

Eine ähnlich hohe Zahl Einsatzkräfte hat den Kampf gegen die Flammen aufgenommen, denn es wird berichtet, dass gut 3000 Feuerwehrleute und Helfer in der Region Izmir sein sollen. Zum Einsatz kommen auch Löschflugzeuge. Bei ihnen handelt es sich um eine der wichtigsten Waffen gegen die immer weiter ausufernden Waldbrände.

Löschflugzeuge kommen insbesondere beim Kampf gegen einen Waldbrand bei am Berg Yamanla zum Einsatz. Das Feuer dort ist am Donnerstagabend ausgebrochen und war gestern noch nicht unter Kontrolle. Ähnlich wie wir es in der vergangene Woche in Griechenland sahen, sind es auch hier starke Winde, die für eine rasante Ausbreitung der Feuer sorgen. Diese wird man wahrscheinlich erst unter Kontrolle bekommen, wenn der Wind nachlässt.

Im Zusammenhang mit den Bränden wurden in Izmir und Bolu insgesamt sechs Personen festgenommen, die verdächtigt werden, einige der Feuer absichtlich gelegt zu haben. Die Ermittlungen dazu dauern an.

Eine Ursache für die Waldbrände steht schon fest: ungewöhnlich hohe Temperaturen, die teilweise über 40 Grad lagen, haben die Wälder und Böden ausgetrocknet.

Waldbrände in Frankreich machen Evakuierungen nötig

Im Südwesten Frankreichs ähnelt die Situation jener in der Westtürkei: Hier loderten am Wochenende Waldbrände in der Nähe von Montpellier auf und gestern Abend kam es zu ersten Evakuierungen in der Ortschaft Frontignan. 600 Einsatzkräfte bekämpfen im Verbund mit 11 Löschflugzeugen und 2 Hubschraubern das Flammenmeer, das einen Pinienwald erfasst hat. Dieses Beispiel verdeutlicht einmal mehr, welcher Bedeutung den Löschflugzeugen zukommt. Diese sind mittlerweile oft veraltet und nicht in genügender Stückzahl vorhanden. Daher hat die EU-Kommission nun beschlossen, den Staaten unter die Arme zu greifen, und hat die Firma Canadian Commercial Corporation mit dem Bau von 12 amphibischen Löschflugzeugen beauftragt. Die Maschinen vom Typ CL 415 und auch der neue Typ CL 515 kosten mehr als 45 Millionen Euro pro Stück und können 6000 Liter Wasser fassen. Eine Flugstunde kostet mehr als 40.000 Euro. Das zeigt, wie teuer die Bekämpfung der Waldbrände ist, einmal von dem Schaden abgesehen, den sie anrichten.

Frühe Hitzewelle in Südosteuropa im Juni

Hitzewelle in Südosteuropa trifft vor allem Griechenland, Türkei und Zypern – Fast 45 Grad erreicht

Eine außerordentlich heftige Hitzewelle, die zudem ungewöhnlich früh im Jahr auftritt, hält den Südosten Europas seit Tagen fest im Griff. Sie beschert der Region Temperaturen von bis zu 44 Grad. Die höchste Temperatur wurde an der türkischen Ägäisküste gemessen: Sie lag bei 44,6 Grad. Ein regionaler Rekord für die erste Hälfte im Juni und die höchste Junitemperatur seit 1938. Und das Thermometer könnte noch weiter klettern, denn für einige Regionen in Mittelgriechenland und auf der Peloponnes-Halbinsel wurden Temperaturen von bis zu 45 Grad prognostiziert. Bei diesen Temperaturen ist der menschliche Organismus extrem belastet und kaum noch leistungsfähig; es drohen Hitzeschlag und Kreislaufversagen. Besonders gefährdet sind kleine Kinder, alte Menschen und Kranke. Sie sollten sich laut ärztlicher Empfehlung nicht im Freien aufhalten, viel trinken und Anstrengungen meiden.

Urlauber in der Ägäis berichteten gestern in Fernsehbeiträgen, dass es an der Küste nachts noch 37 Grad heiß war und an Schlafen nicht zu denken gewesen sei. Kurzzeitige Abkühlung brachte nur eine Dusche oder ein Sprung ins Meer. Die Wassertemperaturen liegen zwischen 23 und 24 Grad, was am oberen Spektrum der Durchschnittstemperaturen für den Juni liegt. Wie bereits in den letzten Jahren heizen die Extremtemperaturen im Süden eine Debatte an, ob es noch sinnvoll ist, die Hauptferienzeit im Sommer zu belassen, da Reisen in den Süden, wohin es die meisten Menschen in den Ferien zieht, zu dieser Zeit nicht besonders sinnvoll erscheinen. Man kann natürlich auch einfach in den Norden reisen, nach Island zum Beispiel, das sich seit Jahren steigender Beliebtheit erfreut. Allerdings erlebt man dort derzeit einen der kältesten Junis seit Beginn der Klimaaufzeichnung.

Von der Hitzewelle sind nicht nur die Urlaubsregionen der Ägäis betroffen, sondern auch die griechische Hauptstadt Athen, wo gestern Morgen um 9 Uhr 33 Grad gemessen wurden. Besonders in Straßenschluchten staut sich die Hitze, sodass es nachts nur wenig abkühlt. Das Wahrzeichen Athens, die Akropolis, bleibt in den Mittagsstunden aufgrund der Hitze geschlossen.

Die Hitzewelle bedingt auch eine erhöhte Waldbrandgefahr. Auf der Insel Zypern brachen bereits erste Feuer aus. Sie wüten an den Südhängen der höchsten Berge der Insel, die sich nordöstlich der Stadt Paphos befinden. Einige Ställe nebst Tierbestand brannten ab. Drei Menschen mussten mit Rauchvergiftungen im Krankenhaus behandelt werden. Die Einsatzkräfte versuchen, die Feuer zu löschen. Die Waldbrände brachen infolge von Trockenheit bei Temperaturen um 40 Grad aus.

Vulkanausbruch in Tonga nimmt Einfluss auf das globale Klima

Die Hitzewelle hängt vordergründig mit einer massiven Warmluftfront aus Nordafrika zusammen. Hintergründig zeichnet sich ein gestörter Jetstream für diese Extremwettersituationen verantwortlich. Das Höhenwindband wird aufgrund des Klimawandels schwächer und mäandert immer stärker, was zu immer häufiger auftretenden Extremwetterlagen führt. Doch nicht nur der anthropogene Einfluss stört die Höhenwinde, sondern auch extrem viel Wasserdampf, der infolge der Hunga Tonga-Hunga Ha’apai-Eruption im Januar 2022 bis in die Stratosphäre aufstieg und sich nun global verteilt. Eine neue Studie belegt den Einfluss der Eruption auf das aktuelle Wettergeschehen und geht davon aus, dass er vielleicht Jahrzehnte, aber mindestens bis 2030 anhalten wird. Mehr dazu in einem späteren Artikel, der hier während meines Urlaubs im Juli veröffentlicht wird.

Türkei: Moderates Erdbeben im Osten

Der Osten der Türkei wird von Erdbeben Mb 4,2 erschüttert – Möglicher Auftakt zu neuer Erdbebenserie

Datum: 06.06.2024 | Zeit: 10:47:49 UTC | Lokation: 38.088 ; 38.336 | Tiefe: 11 km | Mb 4,2

Heute Vormittag manifestierte sich im Osten der Türkei ein moderates Erdbeben der Magnitude 4,2. Das Hypozentrum lag in 11 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde vom EMSC 29 km südlich von Malatya lokalisiert. Es folgten mehrere schwache Nachbeben mit Magnituden zwischen 1 und 2, die sich weiter nördlich ereigneten. Das Beben war kein Einzelfall, denn in dieser Region der Türkei gibt es momentan häufig Erdbeben, die sich am mittleren Segment der Ostanatolischen Verwerfung manifestieren. Dieses Segment liegt nordöstlich des Erdbebengebiets von Gaziantep, wo im vergangenen Jahr zwei Starkbeben große Schäden anrichteten und weit über 55.000 Menschen starben. Die aktuellen Erschütterungen werden keine Nachbeben der Starkbeben sein, dafür liegen sie zu weit entfernt. Vielmehr sieht es danach aus, als hätten sich große Spannungen entlang der Störung aufgebaut, und meiner Meinung nach besteht die Gefahr, dass sich hier in den nächsten Monaten oder Jahren ein weiteres starkes Erdbeben ereignen könnte. Bleibt zu hoffen, dass sich die Spannungen stattdessen weiterhin über schwächere Erdbeben abbauen werden, so wie es momentan der Fall ist.

In der Türkei bebt es nicht nur direkt an der Ostanatolischen Verwerfung, sondern auch im Bereich des Van-Sees. Die Ostanatolische Verwerfung läuft etwas westlich des Sees aus. Er liegt in einem Zwickel nahe des Kreuzungspunktes zwischen der Ostanatolischen Verwerfung, dem Nordanatolischen Pendant und dem Bitlis-Zagros-Störungsgürtel, der südlich des Van-Sees entlang zieht. Der Van-See ist im Kontext von Vnet von besonderem Interesse, da sich hier einige der prominentesten Vulkane der Türkei befinden. Zu diesen zählen der Nemrut Dağı und der Süphan Dağı. Die Erdbeben zeugen von der geologischen Aktivität der Region, bedeuten aber nicht, dass die Vulkane kurz vor einer Eruption stehen. Im Prinzip kann man entlang der gesamten Ostanatolischen Verwerfung zwischen dem Erdbebengebiet bei Malatya bis zum Van-See mit starken Erdbeben rechnen. Westlich des Sees besteht momentan ein eher geringes Starkbebenrisiko, da es dort zuletzt 2011 ein entsprechendes Beben der Magnitude 7,3 gegeben hatte.

Türkei: Erdbeben Mw 5,6 verursacht Schäden

 

Ein mittelstarkes Erdbeben richtete in der Türkei Schäden an – Schwarzmeer-Region betroffen

Datum 18.04.2024 | Zeit: 15:11:26 UTC | Lokation: 40.043 ; 36.012 | Tiefe: 8 km | Mw 5,6

Am Donnerstag ereignete sich in der Türkei um 15:11 UTC ein mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 5,6. Das Hypozentrum lag in nur 8 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde vom EMSC im Süden des Schwarzen Meeres verortet und lag 8 km westnordwestlich von Sulusaray. In dem kleinen Ort, der gut 280 Kilometer östlich von Ankara liegt, leben gut 4000 Menschen.

Das Erdbeben richtete einige Schäden an. Betroffen waren vor allem ältere Gebäude im Dorf Bugdayli, das nahe des Epizentrums liegt. Auf Bildern sind einige eingestürzte Gebäudemauern zu sehen. Große Zerstörungen blieben aber aus und Berichte über Opfer liegen ebenfalls nicht vor. Dafür war der Erdstoß in einem großen Umkreis zu spüren gewesen: Dem EMSC liegen sogar Meldungen aus dem 600 Kilometer entfernten Istanbul vor. Es gab sowohl einige moderate Vorbeben als auch zahlreiche Nachbeben. Es besteht die Möglichkeit, dass in der Region demnächst stärkere Erdbeben auftreten.

Der Erdstoß manifestierte sich an einem Seitenarm der Nordanatolischen-Verwerfung. Diese prägnante Störungszone verläuft in etwa parallel zur Südküste des Schwarzen Meeres und ist gut 1500 Kilometer lang. Die dextrale Blattverschiebung bildet die Plattengrenze zwischen der Anatolischen Platte und Eurasien und ähnelt der San-Andreas-Fault in den USA. Genauso wie dort können Starkbeben auftreten, die einige Metropolen der Türkei gefährden, von denen Istanbul am Bosporus die bekannteste ist. Die beiden Erdkrustenplatten bewegen sich mit einer Geschwindigkeit von 2 bis 3 Zentimetern im Jahr aneinander vorbei, und können sich in einigen Segmenten verhaken. Es entstehen große Spannungen im Gestein und es kann zum Bruch kommen. Die dabei freigesetzte Energie verursacht Erdbeben, die sich wellenförmig im Gestein ausbreiten. Das verheerende Gaziantep-Erdbeben (Mw 7,8) vom letzten Jahr manifestierte sich an der südöstlichen Plattengrenze der Anatolischen Platte, wo sie an die Arabische Platte stößt. Dort hat sich die Erde immer noch nicht beruhigt und es gibt weiterhin Nachbeben.

Erdbeben M4,6 im Westen der Türkei

Erdbeben Mb 4,6 erschüttert Marmara-Region zwischen Izmir und Istanbul

Datum 27.02.2024 | Zeit: 13:09:57 UTC | Lokation: 40.291 ; 26.852 | Tiefe: 13 km | Mb 4,6

Heute Mittag manifestierte sich an der Küste des Marmara-Meeres in der Türkei ein moderates Erdbeben der Magnitude 4,6. Das Hypozentrum befand sich in einer Tiefe von 13 Kilometern. Das Epizentrum wurde 20 km ostsüdöstlich von Gelibolu lokalisiert, einem Ort an der Küste des Marmarameeres. In dieser Region endet die große Nordanatolische Verschiebung, die sich für den Erdstoß verantwortlich zeigt. Ein Starkbeben im westlichen Teil der großen Blattverschiebung wird seit Jahren erwartet, und so könnte das moderate Beben ein Vorspiel zu einer stärkeren Erschütterung gewesen sein. Ob was nachkommt, werden die nächsten Tage und Wochen zeigen.

Der Erdstoß wurde in einem Umkreis von mehr als 200 Kilometern deutlich wahrgenommen und beim EMSC gingen zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen ein. Besonders viele Bebenzeugen meldeten sich aus dem Ballungsraum Istanbul, wo latent eine gewisse Sensibilität in Bezug auf Erdbeben besteht, denn ein Starkbeben hier hätte katastrophale Folgen. Die Höhe der Opferzahlen würde wahrscheinlich jene der Erdbebensequenz von Gaziantep überschreiten, wo es vor einem Jahr zur Katastrophe kam und mehr als 57.000 Menschen ihr Leben verloren. Die Spuren der Katastrophe sind auch heute noch längst nicht alle beseitigt und der Wiederaufbau der Region hat erst begonnen. Dafür wurde dieser Tage ein Baumagnat wegen Pfusch am Bau verurteilt: Bauvorschriften waren nicht eingehalten worden, weswegen zahlreiche Gebäude wie Kartenhäuser einstürzten. Ähnliches wird bei einem starken Erdbeben am Marmarameer erwartet.

Doch nicht nur im Nordwesten der Türkei bebte es heute: nach wie vor gibt es viele Nachbeben entlang der Ostanatolischen Verwerfung, die sich für die Erdstöße im letzten Jahr verantwortlich zeigte. Fasst man die Shakemap des EMSC etwas weiter, dann sieht man auch zahlreiche Erschütterungen in der griechischen Ägäis, aber auch einige Beben nördlich von Sizilien. Hier möchte ich zwei Erschütterungen M 2,0 hervorheben, die sich östlich des Inselvulkans Stromboli im Tyrrhenischen Meer ereigneten. Auch östlich von Vulcano gab es ein Erdbeben.

Erdbebenserien bei den Azoren und den Kanarischen Inseln

Verlässt man den Mittelmeerraum Richtung Atlantik, dann erkennt man auf der Erdbebenkarte eine kleine Erdbebenserie, die sich bei den Azoren zutrug. Auch die Kanarischen Inseln waren nicht frei von Erschütterungen. Hier ereigneten sich mehrere schwache Beben zwischen den beiden Inseln Teneriffa und Gran Canaria. Auf El Hierro gab es ein Erdbeben M 2,4 in 11 km Tiefe.

Türkei: moderates Erdbeben an der Westküste

Erdbeben M 5,0 erschüttert die Westküste der Türkei

Datum 27.01.2024 | Zeit: 05:19:19 UTC | Lokation:  37.956 ; 27.131 | Tiefe: 12 km | Mb 5,1

Heute Morgen bebte die Erde vor der Westküste der Türkei. Die Erschütterung hatte eine Magnitude von 5,0 und einen Erdbebenherd in 12 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 15 km westnordwestlich von Kuşadası verortet. Dort leben gut 68.000 Menschen. Das Erdbeben war in einem großen Umkreis wahrnehmbar und es liegen Berichte aus Izmir vor, aber auch aus dem weiter entfernten Istanbul. Meldungen größerer Schäden blieben bis jetzt aus.

In der Region hat es im Jahr 2020 eine signifikante Erdbebenserie gegeben, bei der viel Energie freigesetzt wurde. Das Hauptbeben lag in der Nähe von Samos und brachte es auf eine Magnitude von 6,9. Der türkische Seismologe Prof. Dr. Şükrü Ersoy äußerte sich in einer Nachrichtensendung des türkischen CNN-Ablegers, dass der aktuelle Erdstoß ein Nachbeben dieser Serie sein könnte. Denkbar wäre aber auch ein davon unabhängiges eigenständiges Beben. Wie auch immer man die Situation sehen mag, das Beben zog weitere schwächere Beben nach sich, so dass bereits wieder ein ansehnlicher Bebencluster entstanden ist. Meiner Meinung nach muss man hier auch wieder mit stärkeren Erdstößen rechnen.

Tektonisch betrachtet liegt hier die „Western Anatolian Extension Zone“ mit zahlreichen Störungen, die bis in den Samosgraben reichen. Die Insel selbst liegt auf einem Host, einer angehobenen Erdkrustenscholle. An Land sind diese Störungen mit der größeren Efes-Verwerfung verbunden. Der aktuelle Erdstoß manifestierte sich in diesem Störungsregime kurz vor der türkischen Küste. Hier liegen Transferstörungen, die die großen Störungszonen miteinander verbinden.

Doch in den letzten Tagen gab es nicht nur in der Westtürkei Erdbeben, sondern auch in Anatolien, entlang der Ostanatolischen Verwerfung, die erst vor knapp einem Jahr für eine große Erdbebenkatastrophe verantwortlich war. In diesem Erdbebengebiet gibt es immer noch schwache bis moderate Nachbeben, aber auch davon unabhängige Erdstöße, die weiter östlich liegen.

Erdbeben Mb 4,2 beim Marsili-Seamount

Ein weiteres interessantes Erdbeben manifestierte sich im italienischen Teil des Mittelmeeres. Hier gab es einen Erdstoß Mb 4,2, der sich östlich des submarinen Vulkans Marsili ereignete. Der Inselvulkan Stromboli befindet sich südlich des Epizentrums. Die Tiefe des Hypozentrums betrug 212 km und dürfte sich an einem Stück subduzierter Ionischer Platte ereignet haben.

Zahlreiche Erdbeben im Westen der Türkei

Ungewöhnlich viele Erdbeben in Westtürkei – Erschütterungen auch im Osten

Datum 24.12.2023 | Zeit: 13:07:16 UTC | Lokation:  37.033 ; 29.035 | Tiefe: 7,7 km | Mb 3,5

Wer sich dieser Tage die Erdbebentabellen beim EMSC anschaut, wird feststellen, dass der Westen der Türkei unverhältnismäßig oft vertreten ist. Meistens handelt es sich um schwache Erschütterungen, die über ein weites Gebiet streuen. Daher kann man nicht von einem Schwarmbeben sprechen. Vielmehr sieht es so aus, als würden sich die Beben an praktisch jeder größeren Störungszone der Region manifestieren, wobei sich viele Erdbeben entlang der Nordanatolischen Verwerfung manifestieren. Die stärkste Erschütterung der letzten 2 Tage brachte es auf eine Magnitude von 3,5 und hatte ein Epizentrum südlich von Denizil. Das Hypozentrum ereignete sich in 7,7 km Tiefe. Überhaupt kommt diese Zahl sehr oft vor, weshalb ich nicht ausschließen will, dass es sich um Geistererdbeben handelt.

Die Erdbeben beschränken sich nicht nur auf den Westen der Türkei, denn auch entlang der Ostanatolischen Verwerfung gibt es überdurchschnittlich viele Erdbeben. Natürlich liegt ein Spot im Erdbebengebiet im Süden des Landes, wo es im Frühjahr zu den folgenschweren Ereignissen kam, über die viel berichtet wurde. Aber auch weiter östlich in Zentralanatolien gibt es viele Erdbeben.

Betrachtet man einen noch größeren Kartenausschnitt, stellt man fest, dass auch Griechenland von vielen schwachen Erschütterungen heimgesucht wird. Die meisten Beben manifestieren sich entlang des Hellenischen Bogens und machen auch vor der kontinentalen Naht zwischen Afrika und Europa entlang des Apennin nicht halt. Für mich sieht es so aus, als würde das gesamte plattentektonische Lineament entlang des Anatolischen Blocks und weiter zur kontinentalen Naht zwischen Afrika und Europa unter enormen Spannungen stehen, die sich wahrscheinlich eher früher als später in einem starken Erdbeben entladen werden. Ein Spot, an dem man schon seit langem mit einem Starkbeben rechnet, ist der Westen der Nordanatolischen Verwerfung. Aber auch im Bereich der Ägäis oder bei Sizilien könnte es ein starkes Erdbeben geben, denn auch hier besteht eine latente Erdbebengefahr.

Unwetter im Mittelmeerraum am 27.11.23

Unwetter in der Türkei und in Griechenland richten Schäden an – Frachter sinkt in der Ägäis

Gut eine Woche nach einem starken Sturm mit Unwettern, die im Schwarzen Meer zwei Schiffe versenten, wurde die Türkei erneut von starken Unwettern getroffen. Und auch ein Schiff versank wieder im Strum, diesmal im Mittelmeer.

Der Sturm kam bereits gestern am frühen Morgen auf und manifestierte sich zuerst in Istanbul. Videoaufnahmen zeigen eine schnell rotierende Superzelle, die kurz davor war, einen Tornado zu bilden. Aber auch ohne Bodenkontakt eines Rüssels mit dem Boden war der Wind stark genug, um Gebäudedächer fortzureißen. Darunter befand sich das Dach einer Halle in Kağıthane. Aber auch im Istanbuler Stadtteil Silivri kam es zu starken Beeinträchtigungen des öffentlichen Lebens. Strand und Promenade wurden von hohen Wellen überspült, Bäume entwurzelt und Keller überflutet.

In der westlichen Provinz İzmir kam es zu Überschwemmungen, bei denen das Meer den Bürgersteig überflutete. Polizei rettete Bürger, die im überschwemmten Meer gestrandet waren.

Im südlich gelegenen Antalya und im Touristenort Side verstärkte sich über Nacht der Regen, der Kanäle überschwemmte und Fahrzeuge auf den Straßen stranden ließ. Im Hafen von Side sanken zwei Boote. Der Sturm führte auch zu umgestürzten Bäumen, die auf Autos fielen und Straßen blockierten, wodurch viele Fahrzeuge beschädigt wurden.

Weiter östlich, genauer in der griechischen Ägäis wütete der Sturm so stark, dass ein Frachter in der Nähe von Lesbos havarierte und sank. An Bord befanden sich 12 Seeleute, von denen einer lebend gerettet wurde und ein weiterer tot geborgen werden konnte. Die restlichen 10 Seeleute gelten als vermisst. Ihre Überlebenschancen sind gering. Dieses Jahr scheinen mir ungewöhnlich viele Schiffe in Stürmen zu sinken. Offenbar hat die Anzahl starker Stürme deutlich zugenommen. Ein weiterer Grund könnte darin begründet sein, dass immer mehr Reder in finanzielle Schwierigkeiten geraten und ihre Schiffe vergammeln lassen.

Von den Unwettern waren auch Rumänien, Bulgarien und die Republik Moldau betroffen gewesen. Hier kam es zu extrem starken Schneefällen. In mehr als 1000 Ortschaften fiel der Strom aus. Mehr als 250.000 Menschen waren davon betroffen, unter anderem auch die bulgarische Hauptstadt Sofia. Im Nordosten Bulgariens wurde der Notstand ausgerufen. Ein obdachloser Mann erfror in der Kälte.

Einige Wettermodelle sagen auch für Deutschland starke Schneefälle voraus und sogar im Flachland könnte es schneien. Generell könnte es aufgrund der extremen Niederschläge in diesem Jahr ein schneereicher Winter werden.

Unwetter in der Türkei – News vom 21.11.23

Schwere Unwetter in der Türkei forderten Menschenleben – Frachter gesunken

In den letzten Tagen wurde die Türkei erneut von Klimaextremen heimgesucht, diesmal in Form einer Sturmfront, die schwere Unwetter verursachte. Nach Angaben des Innenministers wurden Windgeschwindigkeiten von 130 bis 140 km/h gemessen. Es kam zu Starkregen und in den Höhenlagen gab es Schneefälle.

Besonders hart traf es die Region am Schwarzen Meer, wo ein Frachter sank. Ein Besatzungsmitglied wurde tot geborgen, 11 weitere gelten als vermisst. Bei dem Schiff handelte es sich um den türkischen Frachter „Kafkametler“ unter türkischer Flagge. Der Funkkontakt mit dem Schiff brach kurz nach dem Auslaufen aus einem Hafen im südwestlichen Schwarzen Meer ab. Das Schiff war auf dem Weg von Russland nach Izmir in der Westtürkei und sank vor der Küste von Zonguldak im Südwesten des Schwarzen Meeres. Der Frachter suchte im Hafen von Eregli Schutz vor dem Sturm, kollidierte jedoch mit einem Wellenbrecher und sank.

Ein anderes Frachtschiff, die „Pallada“ unter kamerunischer Flagge, geriet vor Eregli in fünf Meter hohe Wellen und lief auf Grund, wodurch es in zwei Teile zerbrach. Glücklicherweise konnten alle 13 Besatzungsmitglieder gerettet werden, wie von der Generaldirektion für Seefahrt mitgeteilt wurde.

Aber auch abseits der Havarien gab es Todesopfer zu beklagen. Insgesamt wurden bis jetzt neun bestätigt. Unter den Opfern befinden sich zwei Kinder, die in Batman ertranken. Ein drittes Kind gilt noch als vermisst. 50 Personen erlitten infolge des Sturms Verletzungen.

Der Sturm brachte in höheren Lagen auch Schneefälle mit sich, so dass man von einem Wintereinbruch sprechen kann. Besonders auf der Strecke zwischen Ankara und Istanbul kam es zu Verkehrsbehinderungen. Ebenfalls betroffen war der Flugverkehr, und Flüge mussten gecancelt werden.

Gestern gingen auch Nachrichten durch die Runde, nach denen ein frühes Wettermodel des amerikanischen Wetterdienstes NOAA einen harten Wintereinbruch in Mitteuropa prognostizierte. Demnach droht ein Eiswinter ähnlich jenem von 2010. Bereits Anfang Dezember soll es empfindlich kalt in Deutschland werden. Generell sind Langfristprognosen aber ungenau, besonders, wenn sie aufgrund nur eines Wettermodells erstellt werden. Trotzdem reagierten die deutschen Gasversorger mit der Meldung, dass 2 Monate starker Frost die Gasspeicher leeren würde. Bestimmt reichen solche Prognosen um die Gaspreise wieder anzuziehen.