Campi Flegrei: Sorge vor Einstellung des Fährbetriebs

Bodenerhebung der Campi Flegrei vergrößert Höhe der Kaianlagen – Fähren können bald nicht mehr anlegen

Pozzuoli, 26.05.2025In Pozzuoli wächst die Sorge davor, dass der anhaltende Bradyseismos die Küste so weit anhebt, dass Fähren bald nicht mehr anlegen können, was sich extrem negativ auf Versorgung und Tourismus der Region auswirken könnte.

Der anhaltende Bradyseismos, der für die zahlreichen Erdbeben der süditalienischen Caldera verantwortlich ist, die von der anhaltenden Bodenhebung verursacht werden, sorgte dafür, dass sich seit dem Jahr 2005 der Boden um gut 150 Zentimeter anhob. Entlang der Küste bedingt das, dass der Meeresspiegel relativ zum Boden um diese Höhe gefallen zu sein scheint, was sich negativ auf den Hafenbetrieb auswirkt. So hat die Kaimauer des Hafens eine kritische Höhe erreicht, bei der besonders bei Ebbe die Autofähren nicht mehr vernünftig anlegen können. Ihre Rampen ragen steil nach oben und können kaum noch den Kontakt zur Fahrbahn herstellen, so dass Fahrzeuge nicht oder nur noch eingeschränkt über die Rampen rollen können. Dieses Problem sollte durch die Installation von Schwimmpontons vor der Kaimauer gelöst werden, die mit dieser eine flexible Verbindung eingehen und an denen die Fähren anlegen sollen. Doch die für Ende Mai vorgesehene Installation der Pontons verschiebt sich sehr wahrscheinlich bis in den Sommer hinein – eine ziemlich schlechte Nachricht, nicht nur für Pozzuoli, sondern auch für die vorgelagerten Inseln Procida und Ischia, die von Pozzuoli aus angesteuert werden. Tatsächlich besteht auch gerade für LKW, mit denen die Inseln versorgt werden, ein großes Problem, noch auf die Fähren zu kommen, so dass auch die Versorgung der Inseln beeinträchtigt ist.

Weiteres Schwarmbeben in den Campi Flegrei

Ein Ende der Hebungsphase ist nicht in Sicht und erst gestern gab es einen kleinen Erdbebenschwarm, der sich überwiegend auf die Solfatara-Gegend konzentrierte. Der stärkste Erdstoß hatte eine Magnitude von 2,0 und einen Erdbebenherd in 2200 m Tiefe. Das Epizentrum lag am Ostrand des Kraters und südlich der Pisciarelli-Fumarole. Seit gestern wurden 19 Erschütterungen detektiert. Das INGV brachte 2 Meldungen zu Schwarmbeben heraus, die vom Bürgermeister der Kommune Pozzuoli aufgegriffen wurden, um die Bevölkerung zu informieren und zu warnen, dass stärkere Beben stattfinden könnten. Diese blieben diesmal aber aus.

Erdbeben Md 2,2 am Vesuv

Erdbeben gibt es nicht nur in den Campi Flegrei, sondern auch am in Sichtweite liegenden Vesuv. Hier ereignete sich heute Morgen ein Beben der Magnitude 2,2. Das Hypozentrum befand sich wieder in nur 100 m Tiefe. Das Epizentrum lag auf der Südostflanke des Gran Cono. Es folgten 2 schwächere Beben.

Vesuv: Schwarmbeben detektiert

Der Gran Cono des Vesuvs. © Marc Szeglat

Erdbebenschwarm im Vesuv-Kraterbereich – 19 Einzelbeben detektiert

Neapel, 22.05.2025Am neapolitanischen Vulkan Vesuv (Italien) kam es gestern zu einem Erdbebenschwarm, der aus 19 Einzelbeben bestand. Die Erschütterungen hatten Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Das Stärkste brachte es auf Md 1,4. Der Erdbebenherd wurde in einer Tiefe von 100 m ausgemacht, wobei man normalerweise den Meeresspiegel als Referenz heranzieht und nicht das Gipfelniveau des Berges. Das Epizentrum lag auf dem Ostrand des Kraters. Auch die restlichen Beben verteilten sich unter dem Bereich des Gran Cono. 

Scharmbeben am Vesuv. © INGV

Solche Schwarmbeben gibt es am Vesuv immer wieder, wobei ihre Häufigkeit im letzten Jahr zunahm, als 1124 Erdbeben am Vesuv registriert wurden. In den Jahren davor waren es weniger als 700 Erschütterungen.

Die Vulkanologen vom INGV sind der Meinung, dass die Erdbeben überwiegend Setzungserdbeben sind, da es eine leichte Subsidenz im Bereich des Gran Cono gibt. Demnach werden sie nicht von den Bewegungen magmatischer Fluide ausgelöst, was auf einen Magmaaufstieg hindeuten würde.

Während die Subsidenz im Gipfelbereich des Vesuvs anhält, hat sie im Küstenbereich an der Ostflanke des Vulkans deutlich abgenommen und ist fast zum Erliegen gekommen. Das Bodensenkungsniveau ist geringer als es vor 2006 der Fall war, als sich die Subsidenz am Vesuv beschleunigte. Ob das allerdings eine Trendwende einleitet, die auch auf den Gipfelbereich übergreifen wird, lässt sich bis jetzt nicht vorhersagen. Kurz- und mittelfristig betrachtet sieht es am Vesuv aber nicht so aus, als ob sich eine neue Eruptionsphase anbahnt. Auch mit stärkeren vulkanisch bedingten Erdbeben muss man nicht rechnen.

Anders sieht es in den benachbarten Campi Flegrei aus. Zwar ist die Erdbebentätigkeit dort nach dem stärkeren Erdbeben vom 13. Mai auf vergleichsweise niedrigem Niveau angekommen, doch aller Wahrscheinlichkeit nach wird diese Ruhe nicht lange währen: Hier geht die Bodenhebung weiter, wodurch sich Spannungen im Untergrund aufbauen, die sich unweigerlich in Erdbeben entladen werden. Aber auch hier ist es ungewiss, wann es zu einem Vulkanausbruch kommen wird, wobei ich mir ziemlich sicher bin, dass es dort früher oder später einen geben wird.

Obgleich die Caldera Campi Flegrei ungleich gefährlicher ist als der Vesuv, wenigstens wenn es zu einer der stärkst möglichen Eruptionen kommen sollte, ist der Vesuv der bekanntere der beiden Vulkane, die in Sichtweite zueinander liegen. Der Vesuv ist für den Untergang der Städte Pompeji, Herculaneum und Stabiae verantwortlich, die zu Zeiten der Römer vom Antlitz der Erde getilgt wurden. Besonders in Pompeji werden bei Ausgrabungsarbeiten immer wieder neue Entdeckungen gemacht, die nicht selten vom Überlebenskampf der Menschen während der Eruption des Vesuvs zeugen.

Pompeji: Szenen des Überlebenskampfes

Neues Haus mit Szenen eines Rettungsversuches in Pompeji entdeckt – Bett als letzter Schutzschild

Bei den jüngsten Ausgrabungen in Pompeji haben Archäologen eine eindrucksvolle Momentaufnahme der letzten Minuten vor dem Untergang der antiken Stadt freigelegt, die den verzweifelten Überlebenskampf einer Familie dokumentiert. Im sogenannten Haus von Elle und Phrixus an der Via del Vesuvio wurde ein Schlafzimmer entdeckt, dessen Eingang offenbar mit einem Bett blockiert wurde – vermutlich ein letzter Versuch, sich vor den herabregnenden Lapilli zu schützen.

Die Szene erzählt von der Verzweiflung der Bewohner: In dem Raum fanden sich die Überreste von mindestens vier Personen, darunter ein Kind, das ein typisches Bronzemedaillon – eine sogenannte Bulla – trug. Die Ausgrabungen legen nahe, dass die Opfer in ihrem Schlafzimmer Zuflucht suchten, nachdem Vulkanmaterial durch eine Öffnung im Dach in ihr Haus eindrang. Das Bett, das als Barrikade diente, konnte mithilfe von Gipsabgüssen rekonstruiert werden. Das Holz, aus dem es bestand, war im Laufe der Jahrtausende verfault und hinterließ Hohlräume in der verfestigten Vulkanasche. Die Hohlräume dienten als Blaupause für die Gipsabdrücke. Auf diese Methode gehen auch die schaurigen Gipsfiguren toter Menschen zurück, für die Pompeji bekannt ist.

„Pompeji konfrontiert uns mit der Schönheit antiker Kunst – und der Zerbrechlichkeit des Lebens“, sagt Parkdirektor Gabriel Zuchtriegel. Der dramatische Fund sei ein seltenes Zeugnis für den Versuch, inmitten der Katastrophe zu überleben.

Das Haus wurde nach einem mythologischen Wandgemälde benannt, das im Speisesaal (Triclinium) entdeckt wurde. Es zeigt die Geschwister Helle und Phrixus auf dem Rücken eines goldenen Widders, kurz vor Helles tödlichem Sturz ins Meer. Hierbei handelt es sich um ein tragisches Motiv der griechischen Mythologie, das durch die Umstände des Hausfundes eine besondere Tiefe erhält.

Neben menschlichen Überresten wurden zahlreiche Alltagsgegenstände gefunden: Amphoren mit Fischsauce (Garum), ein bronzener Hausrat mit Krug, Schöpfkelle und Muscheltasse sowie Vorräte aus einer Speisekammer.

Das Gebäude liegt nahe dem bekannten Haus von Leda und dem Schwan, das 2018 ausgegraben wurde. Beide Domus befanden sich offenbar während des Ausbruchs im Umbau, wie Spuren entfernter Türschwellen und unverzierter Wände zeigen. Möglicherweise wurden noch die Spuren des starken Erdbebens beseitigt, das sich im Jahre 62 ereignet hatte und große Schäden in Pompeji hinterließ. Heute interpretiert man dieses Erdbeben oft als ein Warnzeichen, dass sich der Vesuv auf eine Eruption vorbereitet hat. Allerdings sind solch starke Erdbeben 17 Jahre vor einem Vulkanausbruch sehr ungewöhnlich.

Der Untergang Pompejis wurde im Jahre 79 n. Chr. durch einen Ausbruch des Vulkans Vesuv ausgelöst. Die Eruption hatte einen VEI von 6 und stieß enorme Aschemengen aus. Doch die stärksten Zerstörungen und letztendlich der Untergang von Pompeji wurden von pyroklastischen Strömen verursacht. Später gingen auch Lahare vom Vesuv ab, die überwiegend zur Zerstörung von Herculaneum beitrugen. (Quelle: Archäologischer Park Pompeji)

Vesuv: Zwei Erdbeben mit niedrigen Frequenzen detektiert

64 Erdbeben erschütterten den Vesuv im April – 3 Beben fielen aus dem Rahmen

Am Vesuv wurden im April 64 Erdbeben detektiert. Das geht aus dem neusten Monatsbulletin vom INGV hervor, das gestern veröffentlicht wurde. Das stärkste Beben ereignete sich am 7. April und hatte eine Magnitude von 2,6. Die meisten Erschütterungen lagen in geringen Tiefen im Bereich des Gran Cono mit seinem Krater.

Drei der registrierten Erdbeben fielen aber aus dem bekannten Erdbeben-Muster heraus. Sie manifestierten sich am 21.04.2025 in etwa 4–5 km Tiefe und wiesen niedrige Frequenzen zwischen 3 und 4 Hz auf. Niedrigfrequente Erdbeben werden für gewöhnlich von sich bewegenden magmatischen Fluiden verursacht.

Die Autoren der Seite meteovesuvio.it weisen in ihrem Blog explizit darauf hin, dass sie die Erdbeben gleich am nächsten Tag als Niederfrequenzerdbeben identifiziert hätten und vermuten, dass die Fluide möglicherweise mit tiefem Grundwasser interagierten. Die Vulkanologen vom IGV sehen die Sache allerdings gelassen und meinten, dass solche Erdbeben am Vesuv zwar selten sind, aber bereits früher vorkamen, und sehen in ihnen keine Anzeichen für eine Veränderung des Vulkanzustands.

Die anderen Messwerte im April entsprachen den langjährigen Trends und es wurden keine weiteren Anomalien festgestellt. Man geht weiterhin davon aus, dass Schrumpfungseffekte und die Gravitation für die Erdbeben unter dem Vesuv verantwortlich sind. Es wird eine leichte Subsidenz des Gran Cono registriert. Die Subsidenz im Küstenbereich scheint indes weitestgehend gestoppt zu haben und stagniert. Eine Trendwende hin zu eine Bodenhebung wird aber nicht angezeigt.

Erdbeben in den Campi Flegrei nehmen wieder zu

Alles in allem gibt es keine Anzeichen für ein Aufladen des Vesuvs. Anders sieht es allerdings bei den in Sichtweite befindenden Campi Flegrei aus, wo seit gestern die Anzahl der Erdbeben wieder zugenommen hat und gut 30 Erschütterungen detektiert wurden. Die Bodenhebung liegt weiterhin bei 15 mm im Monat, was immer noch überdurchschnittlich ist.

Vesuv: Schwarmbeben mit 40 Erschütterungen

Schwarmbeben am Vesuv – 40 Einzelerschütterungen detektiert

Gestern Abend begann am Vesuv ein Schwarmbeben, das sich bis heute Nacht hinzog und sich aus gut 40 schwachen Einzelbeben zusammensetzt. Die Magnituden lagen im Bereich der Mikroseismizität. Das stärkste Beben manifestierte sich heute Morgen zum Abschluss der Sequenz und hatte eine Magnitude von 1,5. Das Hypozentrum lag in nur 200 m Tiefe, wobei zu berücksichtigen gilt, dass sich die Tiefenangaben auf den Meeresspiegel beziehen. Die anderen Beben lagen auch flach.

Die Epizentren der Beben lagen größtenteils unter dem Gran Cono. Einige Beben werden auf der Shakemap auch weiter entfernt vom Kraterkegel angezeigt. Aber aufgrund ihrer geringen Stärke könnte auch die automatische Lokalisierung fehlerhaft sein.

Die Erschütterungen waren zu schwach, um gespürt zu werden, daher verlief der Schwarm, ohne große Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Nur die Website Meteovesuv berichtet über das Ereignis. Hier heißt es, dass sich das Beben aus mehr als 50 Einzelevents zusammensetzt, was anhand der offiziellen Daten vom INGV nicht nachvollziehbar ist.

Die Erdbeben am Vesuv stehen für gewöhnlich mit der Subsidenz des Kraterkegels in Verbindung, der sich seit einigen Jahren langsam absenkt. Als Grund werden Schrumpfungsprozesse infolge der Abkühlung der Füllung des Schlotsystems angenommen. Obgleich diese Schrumpfung laut den Vulkanologen vom INGV weiter anhält, erkennt man auf den öffentlich zugänglichen MEDUSA-Daten, dass sich die Subsidenz der Küsten am Vesuv verlangsamt hat bzw. fast zum Stillstand gekommen ist. Ob das freilich auch ein Trend ist, der auf den Gran Cono übergreifen wird, ist bis jetzt ungewiss.




Der letzte Ausbruch des Vesuvs ereignete sich 1944 und der eine oder andere Vulkanologe glaubt, dass eine Eruption überfällig ist. Aus der Geschichte des Vulkans – der für den Untergang der römischen Städte Pompeji und Herculaneum im Jahr 79 n. Chr. verantwortlich ist – kann man lernen, dass er Jahrhunderte pausieren kann. Die längste Eruptionspause des Vesuvs seit dem Untergang Pompejis dauerte etwa 292 Jahre – nämlich von der Eruption im Jahr 1139 bis zur nächsten dokumentierten Eruption im Jahr 1631.

Diese Pause ist besonders bemerkenswert, weil der Ausbruch von 1631 sehr heftig war und als einer der zerstörerischsten seit der Antike gilt. Er markierte den Beginn einer neuen, aktiven Phase des Vulkans mit häufigeren Ausbrüchen. In dieser 313 Jahre dauernden Eruptionsphase gab es 40 dokumentierte Eruptionen, darunter auch einige länger anhaltende Phasen kontinuierlicher Aktivität. Unklar ist, ob diese Phase 1944 endete und wir auf einen neuen Eruptionszyklus warten müssen, oder ob es mittelfristig betrachtet weitere Eruptionen geben wird.

Vesuv: Erdbeben M 2,3 im Norden des Vulkans

Der Gran Cono des Vesuvs mit seinem mächtigen Krater. © Marc Szeglat

Erdbeben M 2,3 erschüttert Vesuv – Deflation der Meeresmessstation rückläufig

Der Vesuv bei Neapel steht hier nicht ganz so häufig in den Schlagzeilen, obgleich er seismisch aktiv ist. Gestern Abend gab es um 17:05:45 UTC (19:05:45 Uhr Lokalzeit) ein Erdbeben der Magnitude 2,3, dem ein Beben M 1,8 folgte. Die Hypozentren lagen in 2,9 und 0,8 Kilometern Tiefe. Zudem gab es noch schwächere Erschütterungen. Das stärkere Beben manifestierte sich nördlich des Gran Cono, unter dem Tal zwischen Somma und dem Kraterkegel. Der schwächerer Erdstoß manifestierte sich unter der Südflanke des Kegels.

Zuletzt hatte es Anfang April ein Beben M 2,8 gegeben. Im gesamten Monat April wurden bis jetzt 48 Erschütterungen detektiert. Im März waren es 71 Beben. Das sind in etwa so viele Erdbeben, wie in „normalen Zeiten“ in den Campi Flegrei auftauchen. Der Unterschied zwischen beiden Vulkanen liegt darin begründet, dass sich am letztgenannten Vulkan der Boden hebt, während er sich am Vesuv senkt, was im Allgemeinen als Anzeichen einer Deflation bzw. anhaltenden Abkühlung des Vulkans angesehen wird. Vesuv und Campi Flegrei liegen übrigens in Sichtweite zueinander.

Bereits Ende 2024 wies ich darauf hin, dass es so aussieht, als würde die Subsidenz im Küstenbereich des Vesuvs nachlassen. Dieser Trend bestätigt sich anhand der aktuelle Medusa-Messdaten. Im Gipfelbereich des Vesuvs wird allerdings eine anhaltende Bodenabsenkung registriert. Als Grund hierfür nennen die INGV-Vulkanologen gravitative Effekte, weil sich der Schotterkegel des Gran Cono weiter verdichtet und die Schlotfüllung abkühlt. Der Boden im Kraterbereich senkte sich im Verlauf eines Jahres um ca. 14 mm.

Im Bulletin für den März schreiben die INGV-Vulkanologen darüber, dass es keine Anzeichen für Bodendeformationen magmatischen Ursprungs gibt. Das Bohrloch-Tiltmeter an der Südost-Flanke des Vulkans zeigen allerdings eine Versteilung der Flanken an. Diese Messstation steht in relativer Nähe zur Medusa-Messstation bei „Torre del Greco“.

Die Gastemperaturen der Fumarolen am Kraterboden variierten tagesbedingt, doch die gemittelten Werte zeigten einen stabilen Trend. Die Vulkanologen kommen in ihrem Bericht zu dem Schluss, dass der Vesuv seinem langjährigen Trend der Abkühlung weiter folgt.

Vesuv-Katastrophe verwandelte in Herculaneum Hirn in Glas

Alte und neue Ruinen von Herculaneum. Rechts hinter dem Baum liegt das Collegium Augustalium. © Marc Szeglat

Verglastes Gehirn im Schädel eines Opfers der Vesuv-Katastrophe in Herculaneum: Einzigartiger Fund enträtselt

Im Jahr 79 n. Chr. brach der Vesuv aus und zerstörte die römischen Siedlungen Pompeji, Herculaneum, Oplontis und Stabiae. Der Ausbruch schleuderte eine gigantische Aschewolke bis zu 33 Kilometer hoch in die Atmosphäre. Innerhalb weniger Stunden begruben glühende Gesteinsbrocken, Asche und giftige Gase die Region. Während Pompeji überwiegend infolge von herabregnender Bimssteinen und Vulkanasche langsam unter einer bis zu zwölf Meter dicken Schicht vulkanischer Ablagerungen verschwand, wurde Herculaneum, das näher am Vesuv liegt als Pompeji vor allem von extrem heißen pyroklastischen Strömen die bis zu 500 km/h schnell waren überrollt und verschüttet. Hier erreichten die Ignimbrit-Ablagerungen eine Mächtigkeit von bis zu 20 m

Bei einem pyroklastischer Strom handelt es sich um eine Art Lawine aus heißer Asche, Gasen und Gestein, die sich mit enormer Geschwindigkeit den Hang eines Vulkans hinabbewegt. Die Temperaturen können 800 Grad Celsius erreichen, wodurch alles Leben in Sekunden ausgelöscht wird.

Das verglaste Gehirn aus Herculaneum. ©Pier Paolo Petrone

In den 1960er-Jahren entdeckten Forschende in den Ausgrabungen von Herculaneum die Überreste eines Mannes im Collegium Augustalium. Bei dem Mann handelte es sich vermutlich um den Wächter des Versammlungsorts. Zum Zeitpunkt des Todes lag er auf seinem Bett. Im Jahr 2020 wurde sein Schädel erneut untersucht – mit einer spektakulären Entdeckung: Anstelle seines Gehirns fand man eine schwarze, glasartige Masse. Sein Gehirn war verglast und sieht auf Fotos aus wie Obsidian.

Glas bildet sich, wenn eine Flüssigkeit so schnell abgekühlt wird, dass sich keine Kristalle ausbilden. Dieser Prozess, der Glasübergang oder Vitrifikation genannt wird, ist in der Regel reversibel.

Aus welchen Flüssigkeiten Glas entstehen kann

Bei der Verglasung handelt es sich um Flüssigkeiten, die beim schnellen Abkühlen nicht kristallisieren, sondern in einen amorphen (glasartigen) Zustand übergehen. Dazu gehören:

  • Silikatschmelzen – Hauptbestandteil von natürlichem Glas, wie vulkanischem Obsidian oder künstlichem Fensterglas.
  • Organische Flüssigkeiten – Bestimmte Polymere, Zucker oder biologische Lösungen können verglasen, wenn sie schnell abgekühlt werden.
  • Wasser in biologischem Gewebe – In der Kryokonservierung gefriert Wasser nicht kristallin, sondern bildet bei extrem niedrigen Temperaturen eine glasartige Struktur.
  • Metallschmelzen – Einige Metalle und Legierungen können durch sehr schnelles Abkühlen als metallisches Glas erstarren.

Im Fall des verglasten Gehirns von Herculaneum bestand die Flüssigkeit wahrscheinlich aus einer Mischung aus Zellflüssigkeit, Lipiden und Proteinen, die durch extreme Hitze geschmolzen und dann abrupt abgekühlt wurden.

Wandmalereien im Collegium Augustalium. © Marc Szeglat

Ein italienisch-deutsches Forschungsteam unter Guido Giordano von der Universität Rom wollte dem Rätsel um das verglaste Gehirn auf die Spur kommen und fand in Experimenten heraus, dass eine über 510 Grad heiße Gaswolke, die vermutlich nur wenig Tephra enthielt und einem pyroklastischen Strom voranging, das Hirngewebe in Glas verwandelt haben musste. Anschließend kühlte das Gehirn im Schädel rasch ab und verhinderte eine Kristallisation.




Wie genau es zu der schnellen Abkühlung gekommen ist, bleibt unklar. Vermutlich kühlte der Leichnam an der normalen Luft schnell ab, nachdem die Gaswolke vorübergezogen war und noch bevor es zu den ersten pyroklastischen Strömen kam, die Herculaneum bedeckten. Möglicherweise wurde die Leiche des Mannes mit dem Glashirn zunächst in einem vergleichsweise kühlen vulkanischen Material eingeschlossen, das ihn vor weiteren Hitzeeinwirkungen isolierte. Im Collegium Augustalium müssen einzigartige Bedingungen geherrscht haben, denn ansonsten hätte es auch in den Schädeln anderer Opfer verglastes Hirn geben müssen.

Dieser Fund eines verglasten Gehirns ist einzigartig, da sich kein weiteres verglastes Gehirn in Herculaneum oder Pompeji nachweisen ließ. Auch andernorts auf der Welt wurde bislang nichts Vergleichbares entdeckt. Die Erkenntnisse helfen nicht nur bei der Rekonstruktion des Vesuv-Ausbruchs, sondern auch beim modernen Katastrophenschutz, da sie die tödlichen Auswirkungen heißer Gaswolken verdeutlichen. Es stellt sich natürlich die Frage, wie diese Gaswolke entstand, die vor den eigentlichen pyroklastischen Strömen abgegangen sein muss. Und natürlich, warum der Mann auf dem Bett lag und womöglich schlief. Wurde die Gaswolke während eines Initialereignisses freigesetzt und war nur lokal begrenzt? Die Menschen, die sich am anderen Ende Herculaneums in den Bootschuppen schutzsuchend zusammengefunden hatten, zeigen, dass sie alarmiert waren und nicht von de Eruption überrascht wurden. (Quelle: Nature.com)

Vesuv: Erdbeben erschüttern Gipfelregion

Zwei Erdbeben im Zweierbereich erschüttern Vesuv

Nachdem wir in den letzten Tagen eine erhöhte Seismizität in mehreren süditalienischen Vulkanregionen erlebten, darf natürlich der Vesuv nicht fehlen, denn der zog heute nach und erzeugte zwei Erdbeben mit den Magnituden 2,5 und 2,3. Die Hypozentren beider Beben lagen nahe des Meeresspiegels in nur 700 und 200 m Tiefe. Das Epizentrum des stärkeren Bebens wurde östlich des Kraterbereichs verortet, während die schwächere Erschütterung unter dem südlichen Kraterrand lag. Bereits am Freitag hat es ein Beben Mb 2,0 gegeben. Darüber hinaus wurden auch einige Mikrobeben aufgezeichnet. In diesem Jahr konnten bislang 56 Beben registriert werden.

Die Wissenschaftler vom INGV bringen die Seismizität nicht etwa mit Magmenaufstieg in Verbindung, sondern mit Schrumpfungsprozessen im Schlotbereich des Vulkans. Diese Schrumpfungsprozesse beschleunigten sich den Erdbebenstatistiken zufolge im Jahr 1999, als es zu einer deutlichen Zunahme der Seismizität kam. Seitdem liegt die Erdbebentätigkeit deutlich über dem Niveau des zuvor beobachteten Trends. Warum ausgerechnet seit 1999 die Schrumpfungsprozesse zugenommen haben, wo sich die letzte Eruption bereits 1944 ereignete und das Magma bereits reichlich Zeit zum Abkühlen hatte, blieb rätselhaft.

Im jüngst veröffentlichten Bulletin für den Januar schreiben die Vulkanologen, dass die mehrjährigen Trends des Aktivitätsrückgangs der geophysikalischen Parameter (mit Ausnahme der Seismik) weiter anhalten. Anzeichen für eine Trendwende infolge von Magmaaufstieg gibt es nicht. Schaut man sich die Diagramme aber genauer an, dann erkennt man seit 2022 eine leichte Zunahme der Fumarolen-Temperaturen von 45 auf gut 50 Grad. Außerdem stoppte die bis zum letzten Jahr anhaltende Bodensenkung einer klinometrischen Messstation im Ort Torr del Greco. Es gibt also doch leichte Abweichungen der bisherigen Trends.

In Sichtweite zum Vesuv liegt der Calderavulkan Campi Flegrei, der seine langjährigen Trends ebenfalls beibehält. Hier steigt die magmatisch bedingte Unruhe im Untergrund allerdings weiter an. Auch in den letzten Tagen gab es weitere Erdbeben und Bodenhebungen.

Campi Flegrei startet mit einigen Beben ins neue Jahr

Mäßige Erdbebenaktivität unter den Campi Flegrei – geophysikalische Parameter zeigen weitere Druckbeaufschlagung

Der süditalienische Calderavulkan Campi Flegrei ist mit einer mäßig starken Seismizität ins neue Jahr gestartet: In den ersten 2 Januartagen registrierte das seismische Netzwerk des INGV 13 Mikrobeben mit nicht feststellbaren Magnituden sowie ein Beben Mb 1,9, das sich heute Nachmittag um 16:04 UTC ereignete. Die Herdtiefe wurde in 2700 m Tiefe ausgemacht. Das Epizentrum lag vor der Nordwestküste des Golfs von Pozzuoli. Viele der schwächeren Beben manifestierten sich ebenfalls im Golf und nicht im Bereich der Solfatara, wie es noch letzte Woche der Fall gewesen war. Die mäßige Erdbebenhäufigkeit hat den Vorteil, dass man die einzelnen Beben auf der Shakemap gut ausmachen kann: Eine so jungfräuliche Karte sehen wir von den Campi Flegrei halt immer nur zum Jahresanfang. Unklar ist bis jetzt natürlich, ob sie sich in diesem Jahr wieder so rasant mit Erdbebenmarkierungen füllen wird, wie es im letzten Jahr der Fall gewesen war, als 4861 Erdbeben lokalisiert wurden.

Generell zeigen die geophysikalischen Messdaten aktuell keinen Aktivitätsrückgang, wie man dem letzten INGV-Wochenupdate entnehmen kann, das am Dienstag veröffentlicht wurde. Es beschreibt die Periode vom 23. bis zum 29. Dezember 2024, während der nur 13 Beben registriert wurden. Das stärkste hatte eine Magnitude von 1,6. Dementsprechend zeichnet sich ab, dass es in der aktuellen Woche eine stärkere Seismizität gibt, denn neben den oben erwähnten 14 Beben gab es in den ersten Wochentagen bereits 10 Erschütterungen.

Die Bodenhebung lag bei der Messstation RITE weiterhin bei 10 mm pro Monat. An den Graphen einiger anderer Messstationen ist aber abzulesen, dass sich die Bodenhebung dort verlangsamt hat.

Der Gasausstoß war weiterhin hoch und es zeigte sich ein hoher Kohlendioxidausstoß, dessen genaue Werte nicht kommuniziert wurden. Dennoch heißt es im Kommentar, dass sich die langjährigen Trends der Druckbeaufschlagung fortsetzten.

Die Gastemperatur der Hauptfumarole von Pisciarelli betrug im Schnitt 97 Grad, was ebenfalls dem Trend der letzten Wochen entspricht.

Erdbeben auch am Vesuv

Die Erdbebenkarte am Vesuv sieht genauso aufgeräumt aus wie jene der Campi Flegrei. Aber immerhin manifestierten sich auch hier innerhalb von 36 Stunden 13 schwache Beben. Sie konzentrieren sich nicht unbedingt unter dem Kraterbereich, sondern verteilen sich über den Vulkan. Im letzten Jahr wurden übrigens 1844 Beben festgestellt. Ruhig sieht anders aus.

Update 03.01.2025:
Die Seismizität legte nach dem Erdbeben Mb 1,9 zu und es gab 8 weitere Erschütterungen mit etwas größeren Magnituden als zuvor. Dennoch bewegten sie sich noch im Bereich der Mikroseismizität. Mehrere Beben manifestierten sich im Solfatara-Krater.