Vesuv: Weiteres Erdbeben Md 2,1 im Gipfelbereich

Vesuv, der Golf von Neapel und die Campi Flegrei (links) auf einem Bild. Irre, was da an Häusern zwischen den gefährlichsten Vulkanen Europas steht. © EMSC/Leaflet

Weiteres Erdbeben erschüttert Vesuv-Gipfelregion – Magnitude Md 2,1

Gestern Vormittag ereignete sich um 10:35 UTC am Vesuv ein weiterer Erdstoß mit einer Magnitude im Zweierbereich. Konkret hatte das Beben eine Magnitude von 2,1 und einen Erdbebenherd in nur rund 200 Metern Tiefe. Dabei ist zu berücksichtigen, dass sich Tiefenangaben üblicherweise auf den Meeresspiegel beziehen und nicht auf die jeweilige Landoberfläche. Das Epizentrum lag am westlichen Kraterrand des Gran Cono.




Bereits am Freitag hatte es unter der Westflanke des Gran Cono ein vergleichbares Beben gegeben. Theoretisch hätten diese Erschütterungen aufgrund ihrer geringen Herdtiefe gespürt werden können, entsprechende Wahrnehmungsmeldungen liegen jedoch nicht vor.

Während Mikrobeben am Vesuv zur Tagesordnung gehören, sind Erdbeben mit Magnituden ab 2 relativ selten, insbesondere in einem so kurzen zeitlichen Abstand. Die aktuellen Erschütterungen könnten daher Hinweise darauf liefern, dass sich Prozesse im Vulkansystem verändern. Tatsächlich kam vor gut einem Jahr die langjährige Deflation im Küstenbereich des Vulkans zum Stillstand, während sie im Gipfelbereich weiterhin anhält. Sollten sich langfristige Trends, die bislang auf ein fortschreitendes Abkühlen des Vulkansystems hindeuten, allmählich umkehren, stünde dieser Prozess jedoch noch ganz am Anfang. Kurz- und mittelfristig ist die Wahrscheinlichkeit eines Vulkanausbruchs im Großraum Neapel weiterhin sehr gering; es besteht kein Anlass zur Beunruhigung.

Situation in der Campi-Flegrei-Caldera unweit des Vesuvs

Besorgniserregender ist die Situation hingegen in den benachbarten Campi Flegrei. Dort wurden in der vergangenen Woche vergleichsweise wenige Erdbeben registriert, was bereits Hoffnungen auf ein Abklingen der seismischen Krise nährte – die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Solange jedoch die Bodenhebung anhält, ist ein Ende der Krise nicht in Sicht. Seit dem Wochenende zieht die Erdbebenaktivität erneut an: Seit gestern wurden wieder 23 schwache Erschütterungen registriert. Die meisten davon waren Mikrobeben. Die stärkste Erschütterung ereignete sich heute Morgen mit einer Magnitude von 1,9. Das Hypozentrum lag in 2,8 Kilometern Tiefe im nördlichen Bereich des Hebungszentrums. Die Bodenhebung setzt sich mit einer Geschwindigkeit von etwa 25 Millimetern pro Monat fort. Auch Gasemissionen und Temperaturen bleiben auf hohem Niveau.

Anders als am Vesuv könnten sich in den Campi Flegrei – und hier am wahrscheinlichsten im Bereich der Solfatara – phreatische Eruptionen ereignen. Mittelfristig ist auch ein magmatisch bedingter Vulkanausbruch nicht auszuschließen.

Vesuv: Erdbeben Md 2,0 im Nordosten

Erdbeben Md 2,0 am Vesuv erschütterte den Nordosten – Hypozentrum nahe der Oberfläche

Datum: 12.12.2025 | Zeit: 21:26:28 UTC | Koordinaten 40.825 ; 14.433 | Tiefe: 0,6 km | Md 2,0

Gestern Abend um 21:26:28 UTC wurde der Vesuv von einem Erdbeben der Magnitude 2,0 erschüttert. Das Epizentrum befand sich unter der Nordostflanke des Gran Cono, der sich aus dem Friedhof mehrere Vorgängervulkane erhebt. Die Herdtiefe betrug nur 600 m unter dem Meeresspiegel. Es folgten 2 weitere schwache Erschütterungen. Gestern gab es insgesamt 6 Beben unter dem Schicksalsberg Neapels.

Vesuv

Aus seismischer Sicht ist 2025 ein ordinäres Jahr am Vesuv mit einer Erdbebentätigkeit, die nur leicht über dem langjährigen Mittel liegt: Bis jetzt wurden 755 Erschütterungen lokalisiert. Anders sah es im letzten Jahr aus, als es mit 1124 lokalisierten Beben überdurchschnittlich häufig bebte. Obwohl die meisten Erschütterungen vulkanotektonische Signale erzeugen und somit eigentlich von Gesteinsbruch infolge von Fluidbewegungen erzeugt werden sollten, sind die INGV-Vulkanologen der Meinung, dass es sich um Setzungsbeben handelt, die von einem gegenteiligen Prozess als der Aufheizung des Vulkansystems zeugen. Grund zu dieser Annahme liefert eine leichte Subsidenz, bei der sich der Gipfel um ca. 15 mm pro Jahr absenkt, wobei die Senkungsrate ähnlich wie im Yellowstone saisonal unterschiedlich ausfällt, was auf Schwankungen des Druckes im Hydrothermalsystem hindeutet.

Neben den vulkanotektonischen Erdbeben werden sporadisch langperiodische Erdbeben detektiert, die direkt von Fluidbewegungen zeugen. Auch wenn es keine direkten Anzeichen für ein Aufheizen des magmatischen Systems unter dem Vesuv gibt, bleibt der Vulkan ein Schicksalsberg, der das Leben hunderttausender Anwohner bedroht, wobei die Zahl der bedrohten Menschen durchaus höher sein kann als die Modellrechnungen belegen, denn hier geht man von einer Eruption von der Größenordnung des Pompeji-Ausbruches aus, der im Vergleich zum Avellino-Ausbruch vor ca. 3900 Jahren vergleichsweise klein war.

In diesem Zusammenhang finde ich es bemerkenswert, dass sich nur ca. 300 Jahre später eine weitere bedeutende Eruption im Mittelmeerraum zutrug: die bronzezeitliche Eruption von Santorin, die sogar den Untergang der minoischen Kultur beschleunigte.

Vesuv: Außergewöhnliche Erdbeben registriert

Vulkanologen berichten von ungewöhnlichen Erdbeben am Vesuv – wahrscheinlich langperiodische Ereignisse

Der süditalienische Vulkan Vesuv stellt in aktiven Zeiten eine ernste Bedrohung für die knapp 700.000 Menschen dar, die in der Roten Gefahrenzone des Vulkans leben. Daher gehört der Feuerberg zu den am besten überwachten Vulkanen der Welt. Das INGV-Neapel veröffentlichte gestern den Monatsbericht für November. Daraus geht hervor, dass ungewöhnliche Erdbebensignale auftraten.




Insgesamt wurden vom seismischen Netzwerk des Vesuvs, das aktuell aus 18 dauerhaft installierten Messstationen besteht, 84 Erdbeben registriert, wobei das stärkste Ereignis am 14. November eine Magnitude von 2,4 erreichte. Auf Jahressicht wurden 884 Erdbeben erfasst. Die Anzahl der Beben lag im November damit leicht über dem Durchschnitt, doch insgesamt zeigen die beobachteten Parameter keine signifikanten Veränderungen.

Spektrogramme

Allerdings verzeichneten die Seismometer zwischen dem 14. und 19. November zusätzlich zehn seismische Ereignisse, deren Eigenschaften deutlich von den typischen vulkanotektonischen Beben des Vesuvs abwichen. Das auffälligste dieser Signale trat am 14. November um 20:38 UTC auf und weist ein Spektrum mit dominanten Frequenzen zwischen 3 und 4 Hz auf. Von den Vulkanologen wurden diese Beben nicht weiter spezifiziert.

Diese niedrigen, engbandigen Frequenzen unterscheiden sich klar von den hochfrequenteren vulkanisch-tektonischen Ereignissen, die durch spröde Gesteinsbrüche infolge von Fluidaufstieg entstehen. Die beobachteten Signale weisen stattdessen Merkmale niederfrequenter oder hybrider Ereignisse auf. Solche Signale entstehen häufig durch Bewegungen und Resonanzeffekte von Fluiden (z. B. Gas, Dampf oder hydrothermal erwärmtes Wasser) in Frakturen oder Kanälen innerhalb des vulkanischen Systems. Die Herdtiefe der Ereignisse wird auf etwa 4 bis 5 km geschätzt und liegt damit im Bereich des oberen magmatischen bzw. hydrothermalen Reservoirs.

Ähnliche niederfrequente oder resonanzartige Ereignisse wurden in der Vergangenheit nur selten registriert, sind aber am Vesuv dokumentiert. Frühere Untersuchungen beschreiben vergleichbare Signale als fluidinduzierte Resonanzen, die auf dynamische Prozesse innerhalb des magmatisch-hydrothermalen Systems hinweisen können. Im aktuellen Datensatz zeigen die Ereignisse jedoch keine Anzeichen für eine großräumige strukturelle Veränderung oder eine Zunahme magmatischer Aktivität.

Interessant ist allerdings, dass die anderen 84 Erdbeben im Bulletin als vulkanotektonisch bezeichnet werden, was angesichts der postulierten Schrumpfungs- bzw. Setzungsbeben widersprüchlich erscheint. Die Setzung des Gran Cono soll weitergehen und spiegelt sich in einer leichten Subsidenz wider. Die restlichen geophysikalischen und geochemischen Parameter des Vesuvs sind unverändert.

Obwohl es also eine Setzung des Hauptkegels des Vesuvs gibt, zirkulieren Fluide im magmatischen System, die einerseits von der Restwärme des Magmenkörpers angetrieben sein könnten, andererseits aber auch erste Hinweise auf dessen erneute Aufheizung liefern könnten.

Vesuv: Erdbeben Mb 2,3 am 14. November

Erdbeben erschüttert die Vesuv-Nordflanke – Subsidenz verringert sich langsam

Datum: 14.11.2025 | Zeit: 03:31:22 UTC | Koordinaten 40.831 ; 14.418 | Tiefe: 2 km | Mb 2,3

Unter der Nordflanke des neapolitanischen Vulkans Vesuv manifestierte sich ein Erdbeben Mb 2,3. Das schwache Erdbeben ereignete sich nachts um 03:31 Uhr UTC. Das Epizentrum wurde vom EMSC etwa 13 km östlich von Neapel verortet. Das Hypozentrum lag in nur 2 km Tiefe. Aufgrund der geringen Stärke sind keine größeren Auswirkungen zu befürchten, dennoch ist der Erdstoß von akademischem Interesse. Zudem kam das Beben nicht alleine, denn seit dem 11. November gab es 16 Mikrobeben.

Vesuv. © INGV/Leaflet

Die Mikroerdbeben im Zentrum des Vulkans werden gravitativ bedingter Verdichtung der Schlotfüllung zugesprochen, denn sie gehen mit einer leichten Subsidenz einher. Diese Bodenabsenkung belief sich in den letzten Jahren auf ca. 12 mm pro Jahr. Seit diesem Frühjahr scheint sich der Prozess aber verlangsamt zu haben. An der Basis des Vesuvs stoppte die langjährige Subsidenz komplett. Sie begann im Jahr 2014 und endete nach gut 10 Jahren im Herbst 2024. Insgesamt gibt es also einen Trend zur Verringerung der Bodensenkung. Obgleich es noch keine Umkehrung des Effektes gibt, könnte es ein Hinweis darauf sein, dass ein neuer Aufheiz-Zyklus des Vulkans bevorsteht. Allerdings betont das INGV in seinem Monatsbericht für den Oktober, dass es keine Hinweise auf Bodendeformationen gibt, die im Zusammenhang mit aufsteigendem Magma stehen. Auch Gasausstoß und die Fumarolentemperaturen zeigen keine signifikanten Veränderungen.

Das etwas stärkere Beben heute unter der basalen Nordflanke des Gran Cono könnte sich allerdings an einer Störungszone ereignet haben, die aufgrund von Fluidbewegungen unter Spannung geraten ist.

Der Vesuv ist einer der bekanntesten und zugleich gefährlichsten Vulkane Europas. Er liegt am Golf von Neapel und ist vor allem für seinen verheerenden Ausbruch im Jahr 79 n. Chr. bekannt, der Pompeji und Herculaneum zerstörte. Der Vulkan bildet zusammen mit dem älteren Monte Somma einen markanten Doppelkomplex. Die letzte Eruption fand im letzten Kriegsjahr 1944 statt. Seitdem befindet sich der Vesuv in einer Ruhephase, wird jedoch aufgrund der dichten Besiedlung der Umgebung intensiv überwacht. Kleine Erdbeben in geringer Tiefe treten dort regelmäßig als Teil der natürlichen Aktivität auf. Im Oktober wurden 82 Erschütterungen registriert.

Italien: Erdbeben Mb 3,6 bei Avellino am Vesuv

Leichte Erschütterung bei Avellino erinnert an das dramatische Erbe des Vesuvs

Ein Erdbeben der Magnitude 3,6 hat gestern Nachmittag um 14:40 Uhr Ortszeit die Region um Avellino bei Neapel erschüttert. Das Epizentrum lag 6 Kilometer nordnordwestlich von Avellino und hatte eine Herdtiefe von 15 Kilometern. Anwohner spürten leichte Vibrationen, Schäden gab es keine. Neben dem Hauptbeben gab es 3 weitere schwache Erschütterungen tektonischen Ursprungs. Die letzte wurde heute Morgen registriert und hatte eine Magnitude von 3,1. Auch wenn das Beben eher schwach war, erinnert es daran, wie lange die Menschen in Kampanien schon mit den Kräften der Erdgewalten leben.

Avallino. © EMSC/Leaflet

Während der Bronzezeit wurde die Region durch einen Ausbruch des Vesuvs verwüstet. Der Vulkan liegt nur etwa 30 Kilometer südwestlich von Avellino. Archäologen haben hier Reste von Siedlungen gefunden, die vor rund 3.800 Jahren durch die sogenannte Avellino-Eruption zerstört wurden. Häuser, Vorräte, Werkzeuge und sogar Fußspuren von Menschen und Tieren wurden unter einer meterdicken Ascheschicht konserviert – ein seltener Einblick in das tägliche Leben, das plötzlich unterbrochen wurde.

Der plinianisch Ausbruch generierte pyrokalstische Ströme und Lahare und ließ große Mengen Asche und Bimsstein über Kampanien abregnen. Die Asche verdichtete sich zu meterdicken Schichten, die bis weit in die Ebene von Avellino reichten und die Siedlungen unter sich begruben. Das Sarno-Tal und umliegende Täler wurden für Jahrhunderte unbewohnbar.

Untersuchungen zeigen, dass das Mittelmeer zur Bronzezeit insgesamt eine Phase erhöhter seismovulkanischer Aktivität durchlief. Gleichzeitig gab es in der Ägäis und Süditalien mehrere starke Eruptionen und Erdbeben. Besonders die Thera/Santorin-Eruption um 1620 v. Chr. und die schweren seismischen Zerstörungen in Mykene und Kreta um 1200 v. Chr. deuten darauf hin, dass die Region regelmäßig von Naturkatastrophen getroffen wurde. Diese Ereignisse trugen dazu bei, dass mehrere antike Hochkulturen untergingen oder stark zurückgeworfen wurden. Geologen vermuten, dass die Subduktion der Afrikanischen Platte und die tektonische Umgestaltung des Mittelmeerraums die Ursache für diese Phase hoher Aktivität waren.

Der Vesuv selbst bringt weiterhin Erdbeben hervor, die mit der Subsidenz des Schlotbereichs zusammenhängen. Interessant ist, dass die Subsidenz am Fuß des Vulkans inzwischen stoppte.

Campi Flegrei: Sorge vor Einstellung des Fährbetriebs

Bodenerhebung der Campi Flegrei vergrößert Höhe der Kaianlagen – Fähren können bald nicht mehr anlegen

Pozzuoli, 26.05.2025In Pozzuoli wächst die Sorge davor, dass der anhaltende Bradyseismos die Küste so weit anhebt, dass Fähren bald nicht mehr anlegen können, was sich extrem negativ auf Versorgung und Tourismus der Region auswirken könnte.

Der anhaltende Bradyseismos, der für die zahlreichen Erdbeben der süditalienischen Caldera verantwortlich ist, die von der anhaltenden Bodenhebung verursacht werden, sorgte dafür, dass sich seit dem Jahr 2005 der Boden um gut 150 Zentimeter anhob. Entlang der Küste bedingt das, dass der Meeresspiegel relativ zum Boden um diese Höhe gefallen zu sein scheint, was sich negativ auf den Hafenbetrieb auswirkt. So hat die Kaimauer des Hafens eine kritische Höhe erreicht, bei der besonders bei Ebbe die Autofähren nicht mehr vernünftig anlegen können. Ihre Rampen ragen steil nach oben und können kaum noch den Kontakt zur Fahrbahn herstellen, so dass Fahrzeuge nicht oder nur noch eingeschränkt über die Rampen rollen können. Dieses Problem sollte durch die Installation von Schwimmpontons vor der Kaimauer gelöst werden, die mit dieser eine flexible Verbindung eingehen und an denen die Fähren anlegen sollen. Doch die für Ende Mai vorgesehene Installation der Pontons verschiebt sich sehr wahrscheinlich bis in den Sommer hinein – eine ziemlich schlechte Nachricht, nicht nur für Pozzuoli, sondern auch für die vorgelagerten Inseln Procida und Ischia, die von Pozzuoli aus angesteuert werden. Tatsächlich besteht auch gerade für LKW, mit denen die Inseln versorgt werden, ein großes Problem, noch auf die Fähren zu kommen, so dass auch die Versorgung der Inseln beeinträchtigt ist.

Weiteres Schwarmbeben in den Campi Flegrei

Ein Ende der Hebungsphase ist nicht in Sicht und erst gestern gab es einen kleinen Erdbebenschwarm, der sich überwiegend auf die Solfatara-Gegend konzentrierte. Der stärkste Erdstoß hatte eine Magnitude von 2,0 und einen Erdbebenherd in 2200 m Tiefe. Das Epizentrum lag am Ostrand des Kraters und südlich der Pisciarelli-Fumarole. Seit gestern wurden 19 Erschütterungen detektiert. Das INGV brachte 2 Meldungen zu Schwarmbeben heraus, die vom Bürgermeister der Kommune Pozzuoli aufgegriffen wurden, um die Bevölkerung zu informieren und zu warnen, dass stärkere Beben stattfinden könnten. Diese blieben diesmal aber aus.

Erdbeben Md 2,2 am Vesuv

Erdbeben gibt es nicht nur in den Campi Flegrei, sondern auch am in Sichtweite liegenden Vesuv. Hier ereignete sich heute Morgen ein Beben der Magnitude 2,2. Das Hypozentrum befand sich wieder in nur 100 m Tiefe. Das Epizentrum lag auf der Südostflanke des Gran Cono. Es folgten 2 schwächere Beben.

Vesuv: Schwarmbeben detektiert

Der Gran Cono des Vesuvs. © Marc Szeglat

Erdbebenschwarm im Vesuv-Kraterbereich – 19 Einzelbeben detektiert

Neapel, 22.05.2025Am neapolitanischen Vulkan Vesuv (Italien) kam es gestern zu einem Erdbebenschwarm, der aus 19 Einzelbeben bestand. Die Erschütterungen hatten Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Das Stärkste brachte es auf Md 1,4. Der Erdbebenherd wurde in einer Tiefe von 100 m ausgemacht, wobei man normalerweise den Meeresspiegel als Referenz heranzieht und nicht das Gipfelniveau des Berges. Das Epizentrum lag auf dem Ostrand des Kraters. Auch die restlichen Beben verteilten sich unter dem Bereich des Gran Cono. 

Scharmbeben am Vesuv. © INGV

Solche Schwarmbeben gibt es am Vesuv immer wieder, wobei ihre Häufigkeit im letzten Jahr zunahm, als 1124 Erdbeben am Vesuv registriert wurden. In den Jahren davor waren es weniger als 700 Erschütterungen.

Die Vulkanologen vom INGV sind der Meinung, dass die Erdbeben überwiegend Setzungserdbeben sind, da es eine leichte Subsidenz im Bereich des Gran Cono gibt. Demnach werden sie nicht von den Bewegungen magmatischer Fluide ausgelöst, was auf einen Magmaaufstieg hindeuten würde.

Während die Subsidenz im Gipfelbereich des Vesuvs anhält, hat sie im Küstenbereich an der Ostflanke des Vulkans deutlich abgenommen und ist fast zum Erliegen gekommen. Das Bodensenkungsniveau ist geringer als es vor 2006 der Fall war, als sich die Subsidenz am Vesuv beschleunigte. Ob das allerdings eine Trendwende einleitet, die auch auf den Gipfelbereich übergreifen wird, lässt sich bis jetzt nicht vorhersagen. Kurz- und mittelfristig betrachtet sieht es am Vesuv aber nicht so aus, als ob sich eine neue Eruptionsphase anbahnt. Auch mit stärkeren vulkanisch bedingten Erdbeben muss man nicht rechnen.

Anders sieht es in den benachbarten Campi Flegrei aus. Zwar ist die Erdbebentätigkeit dort nach dem stärkeren Erdbeben vom 13. Mai auf vergleichsweise niedrigem Niveau angekommen, doch aller Wahrscheinlichkeit nach wird diese Ruhe nicht lange währen: Hier geht die Bodenhebung weiter, wodurch sich Spannungen im Untergrund aufbauen, die sich unweigerlich in Erdbeben entladen werden. Aber auch hier ist es ungewiss, wann es zu einem Vulkanausbruch kommen wird, wobei ich mir ziemlich sicher bin, dass es dort früher oder später einen geben wird.

Obgleich die Caldera Campi Flegrei ungleich gefährlicher ist als der Vesuv, wenigstens wenn es zu einer der stärkst möglichen Eruptionen kommen sollte, ist der Vesuv der bekanntere der beiden Vulkane, die in Sichtweite zueinander liegen. Der Vesuv ist für den Untergang der Städte Pompeji, Herculaneum und Stabiae verantwortlich, die zu Zeiten der Römer vom Antlitz der Erde getilgt wurden. Besonders in Pompeji werden bei Ausgrabungsarbeiten immer wieder neue Entdeckungen gemacht, die nicht selten vom Überlebenskampf der Menschen während der Eruption des Vesuvs zeugen.

Pompeji: Szenen des Überlebenskampfes

Neues Haus mit Szenen eines Rettungsversuches in Pompeji entdeckt – Bett als letzter Schutzschild

Bei den jüngsten Ausgrabungen in Pompeji haben Archäologen eine eindrucksvolle Momentaufnahme der letzten Minuten vor dem Untergang der antiken Stadt freigelegt, die den verzweifelten Überlebenskampf einer Familie dokumentiert. Im sogenannten Haus von Elle und Phrixus an der Via del Vesuvio wurde ein Schlafzimmer entdeckt, dessen Eingang offenbar mit einem Bett blockiert wurde – vermutlich ein letzter Versuch, sich vor den herabregnenden Lapilli zu schützen.

Die Szene erzählt von der Verzweiflung der Bewohner: In dem Raum fanden sich die Überreste von mindestens vier Personen, darunter ein Kind, das ein typisches Bronzemedaillon – eine sogenannte Bulla – trug. Die Ausgrabungen legen nahe, dass die Opfer in ihrem Schlafzimmer Zuflucht suchten, nachdem Vulkanmaterial durch eine Öffnung im Dach in ihr Haus eindrang. Das Bett, das als Barrikade diente, konnte mithilfe von Gipsabgüssen rekonstruiert werden. Das Holz, aus dem es bestand, war im Laufe der Jahrtausende verfault und hinterließ Hohlräume in der verfestigten Vulkanasche. Die Hohlräume dienten als Blaupause für die Gipsabdrücke. Auf diese Methode gehen auch die schaurigen Gipsfiguren toter Menschen zurück, für die Pompeji bekannt ist.

„Pompeji konfrontiert uns mit der Schönheit antiker Kunst – und der Zerbrechlichkeit des Lebens“, sagt Parkdirektor Gabriel Zuchtriegel. Der dramatische Fund sei ein seltenes Zeugnis für den Versuch, inmitten der Katastrophe zu überleben.

Das Haus wurde nach einem mythologischen Wandgemälde benannt, das im Speisesaal (Triclinium) entdeckt wurde. Es zeigt die Geschwister Helle und Phrixus auf dem Rücken eines goldenen Widders, kurz vor Helles tödlichem Sturz ins Meer. Hierbei handelt es sich um ein tragisches Motiv der griechischen Mythologie, das durch die Umstände des Hausfundes eine besondere Tiefe erhält.

Neben menschlichen Überresten wurden zahlreiche Alltagsgegenstände gefunden: Amphoren mit Fischsauce (Garum), ein bronzener Hausrat mit Krug, Schöpfkelle und Muscheltasse sowie Vorräte aus einer Speisekammer.

Das Gebäude liegt nahe dem bekannten Haus von Leda und dem Schwan, das 2018 ausgegraben wurde. Beide Domus befanden sich offenbar während des Ausbruchs im Umbau, wie Spuren entfernter Türschwellen und unverzierter Wände zeigen. Möglicherweise wurden noch die Spuren des starken Erdbebens beseitigt, das sich im Jahre 62 ereignet hatte und große Schäden in Pompeji hinterließ. Heute interpretiert man dieses Erdbeben oft als ein Warnzeichen, dass sich der Vesuv auf eine Eruption vorbereitet hat. Allerdings sind solch starke Erdbeben 17 Jahre vor einem Vulkanausbruch sehr ungewöhnlich.

Der Untergang Pompejis wurde im Jahre 79 n. Chr. durch einen Ausbruch des Vulkans Vesuv ausgelöst. Die Eruption hatte einen VEI von 6 und stieß enorme Aschemengen aus. Doch die stärksten Zerstörungen und letztendlich der Untergang von Pompeji wurden von pyroklastischen Strömen verursacht. Später gingen auch Lahare vom Vesuv ab, die überwiegend zur Zerstörung von Herculaneum beitrugen. (Quelle: Archäologischer Park Pompeji)

Vesuv: Zwei Erdbeben mit niedrigen Frequenzen detektiert

64 Erdbeben erschütterten den Vesuv im April – 3 Beben fielen aus dem Rahmen

Am Vesuv wurden im April 64 Erdbeben detektiert. Das geht aus dem neusten Monatsbulletin vom INGV hervor, das gestern veröffentlicht wurde. Das stärkste Beben ereignete sich am 7. April und hatte eine Magnitude von 2,6. Die meisten Erschütterungen lagen in geringen Tiefen im Bereich des Gran Cono mit seinem Krater.

Drei der registrierten Erdbeben fielen aber aus dem bekannten Erdbeben-Muster heraus. Sie manifestierten sich am 21.04.2025 in etwa 4–5 km Tiefe und wiesen niedrige Frequenzen zwischen 3 und 4 Hz auf. Niedrigfrequente Erdbeben werden für gewöhnlich von sich bewegenden magmatischen Fluiden verursacht.

Die Autoren der Seite meteovesuvio.it weisen in ihrem Blog explizit darauf hin, dass sie die Erdbeben gleich am nächsten Tag als Niederfrequenzerdbeben identifiziert hätten und vermuten, dass die Fluide möglicherweise mit tiefem Grundwasser interagierten. Die Vulkanologen vom IGV sehen die Sache allerdings gelassen und meinten, dass solche Erdbeben am Vesuv zwar selten sind, aber bereits früher vorkamen, und sehen in ihnen keine Anzeichen für eine Veränderung des Vulkanzustands.

Die anderen Messwerte im April entsprachen den langjährigen Trends und es wurden keine weiteren Anomalien festgestellt. Man geht weiterhin davon aus, dass Schrumpfungseffekte und die Gravitation für die Erdbeben unter dem Vesuv verantwortlich sind. Es wird eine leichte Subsidenz des Gran Cono registriert. Die Subsidenz im Küstenbereich scheint indes weitestgehend gestoppt zu haben und stagniert. Eine Trendwende hin zu eine Bodenhebung wird aber nicht angezeigt.

Erdbeben in den Campi Flegrei nehmen wieder zu

Alles in allem gibt es keine Anzeichen für ein Aufladen des Vesuvs. Anders sieht es allerdings bei den in Sichtweite befindenden Campi Flegrei aus, wo seit gestern die Anzahl der Erdbeben wieder zugenommen hat und gut 30 Erschütterungen detektiert wurden. Die Bodenhebung liegt weiterhin bei 15 mm im Monat, was immer noch überdurchschnittlich ist.