Erdbebenschwarm im Vogtland verlagerte sich nordwärts – Anwohner spürten Erdbeben
Die Seismizität im deutsch-tschechischen Grenzgebiet des Vogtlandes hat in den letzten Wochen wieder zugenommen und mehrere hundert lokalisierbare schwache Erdbeben erzeugt, von denen die stärksten von Anwohnern gespürt werden konnten. Seit Mittwoch kommt es zu einer nordwärts gerichteten Verlagerung der Beben von Luby in Richtung Kraslice, sodass sich auf den Shakemaps ein zweiter Cluster gebildet hat.
Das stärkste Beben seit der Verlagerung des Erdbebenschwarms ereignete sich heute Nacht und erreichte eine Magnitude von 2,2. Das Hypozentrum lag in knapp 10 Kilometern Tiefe, was typisch für die aktuellen Ereignisse ist. Drei weitere Beben erreichten Magnituden über 1,5. Bei allen übrigen handelte es sich um Mikrobeben.
Auf der Shakemap der Tschechischen Akademie der Wissenschaften wurden mehr als 70 Beben lokalisiert. Laut einer Analyse auf der Website Erdbebennews sollen seit Mitternacht fast 800 Ereignisse registriert worden sein. Der Großteil dieser Beben wies jedoch negative Magnituden auf und war extrem schwach, was ihre eindeutige Erkennung auf dem Seismogramm erschwert.
Interessanterweise erscheinen selbst die stärkeren Erdbeben nicht auf der Shakemap des EMSC/GFZ und werden offenbar nur vom seismischen Netzwerk der Tschechen erfasst. Möglich ist, dass es hier Unterschiede in der Fehlertoleranz gibt und andere Erdbebendienste die Erschütterungen als schwächer einstufen, weshalb sie auf deren Karten nicht gelistet werden.
Die Schwarmbeben bei Luby entstehen wahrscheinlich durch das Zusammenspiel tief liegender Störungszonen und dem Aufstieg von Fluiden aus größeren Tiefen. In der Region des Egergrabens bzw. des Cheb-Beckens dringen Wasser und insbesondere CO₂-reiche Gase entlang alter Bruchzonen in die Erdkruste ein. Wenn diese Fluide in poröse Gesteinsschichten vordringen, erhöhen sie den Porendruck und verringern die Reibung entlang bestehender Störungen. Dadurch können kleine Gesteinspakete ruckartig nachgeben, ohne dass ein einzelnes großes Beben entsteht. Stattdessen kommt es zu vielen kleinen, dicht aufeinanderfolgenden Erschütterungen, die typisch für einen Erdbebenschwarm sind.
Forscher gehen davon aus, dass die Fluide magmatischen Ursprungs sind und von einem Magmenkörper an der Mantel-Kruste-Grenze aufsteigen. Es besteht allerdings keine aktuelle Gefahr eines Vulkanausbruchs.