Ätna: Aktivität hat zugelegt

Die Aktivität am Ätna auf Sizilien hat weiter zugenommen, bzw. sich verlagert. Neue Satelliten-Thermalfotos zeigen 2 ausgeprägte thermische Anomalien. Eine liegt im Zentralkrater. Neu ist, dass der Neue Südostkrater einen ausgeprägten Hot Spot aufweist. Hier steigerte sich die Stärke der strombolianischen Eruptionen deutlich, wie das Foto der Brüder D’Agata (siehe unten) zeigt. Ich schätze die Auswurfshöhe glühender Tephra auf knapp 300 m. In den Morgenstunden wurden kontinuierliche Eruptionen aus diesem Krater beobachtet. Der Nordostkrater scheint indes nicht mehr aktiv zu sein. Diese Aktivitätsverlagerung vom Nordostkrater auf den Südostkrater ist typisch.

MIROVA registriert heute Nacht eine hohe Wärmestrahlung mit einer Leistung von 132 MW. Der Tremor ist weiterhin erhöht, nahm in den letzten Stunden aber etwas ab.

Prognosen zur Tätigkeit lassen sich defakto nicht geben. Erfahrungswerte der letzten Jahre zeigen aber, dass diese Art der Gipfeltätigkeit oft in einen größeren Ausbruch kumulierte. Zeit dafür wäre es wieder.

Fuego: Hohe thermische Strahlung

Letzte Nacht wurde am Fuego in Guatemala eine hohe thermische Strahlung mit einer Leistung von 250 MW gemessen. Paradox liest sich da die Meldung von INSIVUMEH, dass es heute keinen Lavastrom gibt. Er muss seine Aktivität also binnen weniger Stunden eingestellt haben. Dafür legte die explosive Tätigkeit wieder zu. Das Institut meldete Aschewolken, die bis zu 4700 m aufgestiegen sind, sowie 12-18 stündliche Explosionen. Diese fördern nicht nur die Aschewolken, sondern auch glühende Tephra bis zu 350 m über Kraterhöhe.

Nishinoshima: Vulkaninsel aktiv

Seit einigen Tagen fließt wieder Lava auf dem jungen Vulkaneiland Nishinoshima. Die Insel gehört zu Japan, liegt aber mehr als 1000 km vom Hauptarchipel entfernt. Einige Wochen vor der aktuellen Eruption gab es in der Gegend ein moderates Erdbeben. MIROVA registriert eine ebenso moderate Wärmeanomalie.

White Island: Tag 1 nach der Katastrophe

Update: Nun besteht Gewissheit über die Zahl der Todesopfer: 21 Personen starben bei dem Vulkanausbruch. 2 Leichen wurden nicht gefunden, doch die zunächst als vermisst gemeldeten Personen, wurden für tot erklärt. 26 Menschen erlitten Verletzungen. Zum Zeitpunkt der Eruption befanden sich 47 Personen auf White Island.

Originalmeldung: Am Tag nach der Katastrophe auf White Island ist das Schicksal von 8 Menschen, die nicht von der Insel flüchten konnten, immer noch ungewiss. Allerdings halten es die Behörden für sehr unwahrscheinlich, dass es noch überlebende Touristen gibt. Die Luftaufklärung konnte keine Lebenszeichen auf dem Inselvulkan ausmachen. Mindestens eine Gruppe bewegte sich unmittelbar vor der Explosion auf den Kratersee zu. Sie ist auf LiveCam-Aufnahmen zu sehen. Diese Menschen dürften alle Tod sein. Sollte sich das bestätigen, sind 13 Menschen Todesopfer der Eruption geworden. Unter den geretteten Verletzten sollen sich auch Deutsche befinden.

Eruption ohne Vorwarnung?

In vielen Medienberichten ist zu lesen, dass die Vorhersage der Eruption praktisch unmöglich war, weil phreatomagmatische Eruptionen spontan und unvermittelt auftreten. Sicherlich kann kein Vulkanologe den genauen Zeitpunkt einer möglichen Eruption vorhersagen, aber man wusste schon, dass sich unter dem Vulkan etwas tut. Alle Parameter sprachen dafür, dass sich White Island auf eine Eruption vorbereitete.  Bereits am 18. November wurde der Alarmstatus auf „gelb“ gesetzt. Letztendlich stieg der Tremor bereits 5 Stunden vor der Eruption deutlich an, wie man auf dem Seismogramm erkennen kann. Die rote Markierung zeigt die Explosion. Doch auch vorher gab es Tremorphasen, die allerdings nicht in einem Ausbruch gipfelten. Wenige Minuten nach dem Knall reduzierte sich der Tremor schnell. Eigentlich bestand dann nur noch eine geringe Gefahr einer spontanen Eruption, trotzdem trauten sich die Rettungskräfte nicht auf die Insel. Vermutlich auch, weil der Boden nach dem Abgang des pyroklastischen Stroms noch heiß war, und man fürchtete, dass die Turbinen der Helikopter unter aufgewirbelter Vulkanasche leiden könnten.

Die Verantwortlichen müssen sich nun einigen unangenehmen Fragen stellen: Warum war der Zugang zum Vulkan noch offen? Warum gab es keine Kommunikation mit den Touristenbooten? Die meisten Besucher waren Passagiere eines Kreuzfahrtschiffes. Zumindest, wenn eine so große Besucherzahl unterwegs ist, sollte man meinen, dass sich die Touristenführer bei den Vulkanologen informieren, bevor sie ihre Gruppen auf einen Vulkan führen. Statt dessen müssen Tourteilnehmer eine Verzichtserklärung unterschreiben und erklären, den Veranstalter frei von Schadensersatzforderungen zu halten. In einer Diskussion in unserer FB-Gruppe „volcanoes and volcanism“ heißt es zudem, dass die Insel im Privatbesitz ist, was behördliches Eingreifen schwierig macht.

Die Problematik der schlechten Kommunikation und fehlender Aufklärungsarbeit ist leider weit verbreitet. Ich habe in Gebieten mit Vulkantourismus nur selten eine offizielle Anlaufstelle am Vulkan gesehen, bei der sich Touristen direkt bei den Vulkanologen erkundigen könnten. Zwar führen die meisten Vulkanologischen Observatorien Webseiten mit den Basisinformationen, aber die müssen den Touristen erst einmal bekannt sein. Das es nicht reicht, Vulkane für Individualtourismus zu sperren und die Verantwortung in die Hände von Führern zu legen, bestätigt sich immer wieder.

Jeder, der sich auf einen aktiven Vulkan begibt, sollte nicht nur eine Verzichtserklärung unterschreiben, sondern auch eigenverantwortlich handeln und ein Minimum an Schutzausrüstung mit sich führen. Zudem kann man nicht davon ausgehen, dass man direkt nach einem katastrophalen Ausbruch gerettet wird, wenn man überlebt. Daher benötigt man auch Utensilien, die ein mehrtägiges Überleben sichern.

Die Gefahr pyroklastischer Ströme

Die eigentliche Eruption war relativ kurz und gar nicht sonderlich stark. Es handelte sich um eine phreatomagmatische Eruption, bei der Wasser aus dem Hydrothermal-System des Vulkans mit Magma in Kontakt kam. Das Wasser verdampfte schlagartig und löste eine Explosion unter der Erde aus. Ein Gemisch aus Wasserdampf, Gesteinsbrocken und Vulkanasche stieg auf. Untypisch war dabei, dass ein kleiner pyroklastischer Strom entstand. Gerät man in das Gemisch aus heißem Gas und Vulkanasche, stehen die Überlebenschancen schlecht. Der pyroklastische Strom wurde durch die steilen Kraterwände in Richtung Bresche zum Strand hin kanalisiert, an dem sich auch der Bootsanleger befindet. Die meisten Leute dort haben überlebt, allerdings erlitten sie Verbrennungen. In einem Statement der Rettungskräfte heißt es, dass bei vielen Opfern mindestens 30% der Haut verbrannt sind. Das Beispiel zeigt, wie wichtig es ist, nicht in kurzen Sommersachen auf einem Vulkan unterwegs zu sein.

Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen immer deutlicher, dass die Mechanismen hinter der Entstehung pyroklastischer Ströme vielfältig sind und sich nicht auf starke Eruptionen beschränken, wie man es früher dachte. Auch an den italienischen Vulkanen Ätna und Stromboli sind in den letzten Jahren immer wieder pyroklastische Ströme entstanden. Ihr Auftreten ist praktisch unberechenbar und stellen eine große Gefahr für Vulkanbeobachter und Touristen dar.

Eins scheint indes gewiss: die Maori haben einen guten Riecher gehabt, als sie dem Vulkan seinen Namen gaben. In ihrer Sprache heißt er „“Te Puia o Whakaari““ was soviel bedeutet wie „dramatischer Vulkan“.

Weiterführender Link: Vulkane auf Neuseeland, Vulkanreisen