Stromboli: Vorzeichen der Paroxysmen entdeckt

Im letzten Jahr wurde die Liparische Insel Stromboli gleich von 2 großen paroxysmalen Eruptionen heimgesucht, bei denen ein Wanderer starb und mehrere Personen verletzt wurden. Zahlreiche Bootsfahrer entgingen nur knapp einer Katastrophe, als ein pyroklastischer Strom weit auf das Meer hinauslief. Die Paroxysmen ereigneten sich am 3. Juli und am 28 August 2019. Ein Team aus Wissenschaftler des INGV und IGP werteten in einer Studie sämtliche zur Verfügung stehende Beobachtungsdaten zwischen dem 15. November 2018 und 15. September 2019 aus und entdeckten dabei, dass einige Messwerte von der Norm abwichen. Diese könnten in Zukunft dazu benutzt werden Vorhersagen zu paroxysmalen Eruptionen zu treffen. Die Forscher hoffen, dass es gelingt ein Vorwarnsystem zu entwickeln. Sollte das gelingen, könnte es sein, dass der Aufstieg zum Vulkan wieder freigegeben wird, natürlich nur in Begleitung eines Bergführers, der via Funk mit dem Vulkanologischen Observatorium in Verbindung steht. Doch auch ohne besondere wissenschaftliche Forschung lässt sich sagen, dass sich vor größeren Eruptionen am Stromboli die normale Aktivität für gewöhnlich steigert. Dies geschieht über eine Periode von mehreren Tagen/Wochen. Doch gerade dann sind Neugierige besonders scharf darauf, den Gipfel des Vulkans zu stürmen. So wurde über Wochen eine Steigerung der Aktivität beobachtet, die mit einem Besucheransturm einherging. Bereits am 26. Juni gab es eine größere Explosion.

Die Forscher werteten als erstes die seismischen Signale aus und kamen zu dem Schluss, dass sich die Erdbebentätigkeit vor Veränderungen im System steigert. Sie schreiben in ihrer Arbeit dazu, dass im Allgemeinen alle seismischen Signale, die mit der Dynamik des Vulkans zusammenhängen, in den Perioden zunehmen, in denen sich die eruptive Aktivität verstärkt. Das folgende Bild zeigt vier Perioden zunehmender Seismizität entsprechend der Krise von 2014, die mit dem effusiven Ausbruch von August bis November ihren Höhepunkt erreichte, die Eruptionsphase von 2017-2018, die durch die Wiederaufnahme großer Explosionen und Lava-Emissionen gekennzeichnet ist, die Zunahme der eruptiven Aktivität in den Jahren 2018-2019, die nicht in signifikanten eruptiven Anomalien gipfelte, und schließlich die eruptive Phase des Sommers 2019, die mit dem Paroxysmus vom 3. Juli begann und sich mit der vom 28. August fortsetzte. Auffällig ist allerdings, dass sich die Tremor-Amplitude der 4. Phase erst nach den Paroxysmen änderte. Daher untersuchten die Forscher andere seismische Parameter.

Die 4 seismischen Phasen. © Springer/INGV

Das Team lenkte seine Aufmerksamkeit auf die seismischen Signale, die in direktem Zusammenhang mit der stombolianischen Aktivität stehen. Diese sogenannten VLP-Ereignisse sind Beben mit einer sehr langen Amplitude. Vor dem Paroxysmus vom 3. Juli variierte die Wellenform der VLP-Beben und es kam häufiger zu Oszillationen in Form einer größeren Wellenlänge der Signale. Die Anzahl solcher Ereignisse stieg in der Zeit vor dem 3. Juli deutlich an.

Die Infraschall-Sensoren verzeichneten am 3. Juli 3 Minuten vor dem Paroxysmus einen deutlichen Anstieg der Tremor-Amplitude. Im August ereignete sich vergleichbares 1 Minute vor der Eruption. Diese Daten ließen sich mit einer plötzlichen Dehnung korrelieren, die von einem Bohrloch-Dehnungsmesser (Extensometer) aufgezeichnet wurde. Diese Daten zeugen von einem sehr schnellen Magmenaufstieg.

Die Auswertung von Aufnahmen der Wärmebild-Kamera zeigten, dass sich gut eine halbe Stunde vor den Paroxysmen kleine Lavaströme im Krater bildeten. Als die Lavaströme auftraten, registrierte der Dehnungsmesser eine leichte Entspannung des Untergrundes. Das Geschah wenige Minuten vor dem plötzlichen Anstieg und dem finalen Magmenaufstieg.

Korrelation der Thermalbilder mit Amplitudendaten. © Springer/INGV

 

Die Arbeit bestätigt im Prinzip die bereits bekannten Vorzeichen eines Paroxysmus und korreliert sie mit den Messwerten. Auch an anderen Vulkanen nimmt die strombolianische Tätigkeit vor einem Paroxysmus zu und es beginnen kleinen Lavaströme zu fließen. Allerdings erfolgt dann nicht immer ein Paroxysmus. Generell sollten Vulkanwanderer alarmiert sein, wenn sich an einem Vulkan das Ausbruchsgeschehen ändert. Selbst leichte Variationen können einen sich anbahnenden großen Ausbruch andeuten.

(Quelle: https://www.nature.com/articles/s41598-020-67220-1)

Ebeko: Eruptionen gehen weiter

Der Kurilenvulkan Ebeko eruptierte bei schönstem Wetter eine Aschewolke. Sie erreichte eine Höhe von 1900 m über den Krater. Das VAAC detektierte die Vulkanasche in einer Höhe von 3700 m über dem Meeresspiegel. Der Vulkan liegt auf der Insel Paramushir und wird nur gelegentlich von Menschen besucht. Dennoch steht der Vulkan unter permanenter Beobachtung. Laut „Interfax“ berichtete Leonid Kotenko, ehemals leitender Ingenieur am Institut für Vulkanologie und Seismologie der FEB RAS, dass auf dem Vulkan täglich zwischen 6 und 11 Aschewolkenemissionen bis in eine Höhe von 2-3 km über dem Krater oder 4 km über dem Meeresspiegel auftreten. Aufgrund von Nebel und tiefer Bewölkung ist der Ebeko jedoch oft nicht sichtbar.

Popocatepetl eruptiert nach Pause

In den letzten 24 Stunden steigerte der mexikanische Vulkan Popocatepetl seine eruptive Tätigkeit. In den Tagen zuvor hatten die Eruptionen nachgelassen. Gestern berichtete CENAPRED von lediglich von 114 Asche-Dampf-Emissionen und 9 Minuten Tremor. Die drastische Abnahme des Tremors deutet darauf hin, dass sich im Untergrund nur wenig Magma bewegte. Umso überraschender sind die aktuellen Eruptionen: das VAAC meldete Aschewolken, die bis auf einer Höhe von 7400 m aufgestiegen sind.

Kanarische Inseln: Erdbeben M 3,6

Zwischen den Kanareninseln Gran Canaria und Fuerteventura bebte es mit einer Magnitude von 3,6. Da Hypozentrum wurde in einer Tiefe von 20 km lokalisiert. Damit ereignete sich der Erdstoß in der der Asthenosphäre. In den letzten Wochen wurde eine Zunahme der seismischen Aktivität im Bereich der beliebten Ferieninseln festgestellt.

Island: Erdbeben M 4,0

Die Beben an der Tjörnes-fracture-zone gehen weiter. Heute wurde ein Erdstoß der Magnitude 4,0 aufgezeichnet. Das Epizentrum befand sich 33 km von Grimsey entfernt. Die Gegend ist für ihre submarinen Vulkane bekannt. Insgesamt wurden in de letzten 48 Stunden 814 Erdbeben unter Island registriert. Einige davon ereigneten sich auch in der Erdbebenregion auf der Reykjanes-Halbinsel.