Campi Flegrei: Wasserverfärbung im Lago d’Averno

Staat: Italien | Koordinaten: 40.826, 14.138 | Eruption: Fumarolisch

Wasserverfärbung am Lago d’Averno in der Campi Flegrei. © Pozzuoliantica/FB
  • Im Kratersee Lago d’Averno verfärbte sich das Wasser
  • Grund hierfür ist eine Algenblüte
  • Experten dementieren einen Zusammenhang zum Bradyseismos

Der süditalienische Calderavulkan Campi Flegrei (Phlegräische Fleder) kommt in den letzten Tagen nicht mehr aus den Schlagzeilen heraus. Die allermeisten Meldungen hängen mit der Bodenhebung der Caldera zusammen und mit der damit einhergehenden seismischen Aktivität. In den Medien häufen sich die Berichte, über neu entstehende Strände und dem scheinbaren zurückweichen des Meeres. Jetzt beschäftigt die Menschen zusätzlich eine ungewöhnliche Wasserverfärbung, die den Kratersee d’Averno betrifft. Innerhalb von ein paar Tagen verwandelte sich das Wasser in eine rosa-violette Brühe. Es gab Spekulationen, dass die Wasserverfärbung durch vulkanische Gase entstanden sein könnten. Tatsächlich weisen Experten darauf hin, dass dies nicht der Fall sein soll. Die Wasserfärbung kommt durch eine Algenblüte zustande und ist ein wiederkehrendes Phänomen.

Algenblüte durch Nährstoffeintrag und Umschichtung des Lago d’Averno

Was da aufblüht ist das Cyanobakterium (Blaualge) Planktothrix rubescens. Besonders im Winter findet es gute Vermehrungsbedingung im Lago d’Averno und steigt dann aus tieferen Wasserschichten auf. Dazu ist meistens eine Umschichtung des Wassers nötig, so dass es in der Tiefe wärmer wird, als an der Wasseroberfläche. An der Oberfläche kommt es zur massenhaften Vermehrung der Blaualgenart und das Wasser verfärbt sich.

Generell entstehen Algenblüten, wenn zusätzliche Nährstoffe ins Wasser eingebracht werden. Eine besondere Rolle spielt dabei Phosphat. Hierbei handelt es sich um ein Mineralsalz, auf Basis des stickstoffartigen Elements Phosphor. Phosphor kann nicht nur in Düngemitteln vorkommen, sondern auch in Vulkangesteinen und in vulkanischen Gasen.

Nährstoffeintrag vulkanischen Ursprungs?

Zwar dementieren die Experten einen Zusammenhang zwischen Algenblüte und dem Vulkanismus der Region, aber solange keine anderen Quellen nachgewiesen werden, kann man diesen Zusammenhang -meiner Meinung nach- nicht gänzlich ausschließen. Vulkanische Gase könnten nicht nur vermehrt Nährstoffe in den See einbringen, sondern auch seine Umschichtung verursachen, indem ein größerer Wärmefluss das kühle Tiefenwasser erhitzt. Sicherlich, die Wasserverfärbungen gehen auf eine Algenblüte zurück, und nicht etwa auf das Ausfällen eisenhaltiger Mineralien aus dem Seewasser, so wie man es auf Ambae kennt. Aber die Ursache hinter der Algenblüte könnte indirekt mit dem Vulkanismus der Region in Verbindung gebracht werden, was nicht zwangsweise bedeutet, dass es einen Zusammenhang mit der aktuellen Hebungsphase geben muss.

Vulkan-News 04.04.22: Stromboli

  • Am Stromboli kommt es zu Lavaspattering
  • Die Seismizität auf São Jorge ist rückläufig, aber nicht beendet
  • Sangay emittiert eine sehr hohe Wärmestrahlung

Stromboli spattert Lava

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79; 15.21 | Eruption: Strombolianisch

In den letzten Tagen ist Stromboli wieder mit Lavaspattering beschäftig. Die Lava sprotzt dabei aus einem Schloten im nordöstlichen Kraterbereich. Heiße Tephra fällt auf die Sciara del Fuoco und hinterlässt dabei Glutspuren. Leider ist mir derzeit keine funktionierende Streaming-Cam bekannt, so dass man mit den Fotos der INGV-Webcams vorlieb nehmen muss. Aus diesen Bildern wurde das Zeitraffervideo unten erstellt.

Das LGS berichtet von moderater Aktivität. Gestern wurden 240 thermale Durchgänge registriert. Es gab strombolianische Explosionen mit einem akustischen Maximaldruck von 1,5 bar. Normal sind Werte von kleiner 1 bar. Die restlichen Werte waren unauffällig.

Sangay emittiert sehr hohe Wärmestrahlung

Staat: Ecuador | Koordinaten: -2.00, -78.34 | Eruption: Explosiv

In Ecuador emittiert der Sangay eine sehr hohe Wärmestrahlung. MIROVA kommt auf eine Leistung von 1242 MW. Das VAAC detektiert Vulkanasche in einer Höhe von 6700 m. Sie driftete in südwestlicher Richtung.

São Jorge mit weiterer Aktivität

Auf der Azoreninsel São Jorge hat die Erdbebenaktivität nachgelassen, obwohl sie noch nicht beendet ist. Täglich werden mehrere Dutzend Mikrobeben registriert. Der letzte stärkere Erdstoß, der vom EMSC angezeigt wird, manifestierte sich am 2. April. Er hatte eine Magnitude von 2,8 und lag in 9 km Tiefe. Ein neues INSAR-Foto zeigt weitere Bodenhebungen. Mittlerweile wurden zahlreiche Menschen aus dem Gebiet im Nordwesten der Insel evakuiert. Ob- und wann es eine Eruption geben wird, bleibt ungewiss.

Reykjanes: Neuer Erdbebenschwarm am 03.03.22

Datum: 03.04.22 | Zeit: 14:19:16 UTC | Lokation: 63.884, -22.398 | Tiefe: 5,9 km | Mb 3,3

  • Unter Reykjanes gab es ein neues Schwarmbeben
  • Es wurden 226 Erdbeben registriert
  • Die stärkste Erschütterung brachte es auf M 3,3

Auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel manifestierte sich gestern Abend ein neues Schwarmbeben. Schauplatz des Geschehens war die Gegend um die Blaue Lagune, ca. 5 km nördlich von Grindavik und in Sichtweite des Fagradalsfjall-Vulkans. Die meisten Beben manifestierten sich am Hügel Sýlingarfell. Diese vulkanische Erhebung liegt im Osten der Blauen Lagune. In der Region wurde vor 2 Jahren erstmalig Bodenhebung registriert, die durch Inflation ausgelöst wurde. IMO registrierte in den letzten 48 Stunden 226 Erdstöße unter der Reykjanes-Halbinsel. Zwei Beben hatten Magnituden über 3, wobei es die stärkste Erschütterung auf M 3,3 brachte. Die Hypozentren lagen in Tiefen um 5 km und damit relativ flach. Es war der intensivste Erdbebenschwarm seit Monaten, auch wenn wir in den vergangenen Jahren durchaus stärkere Schwärme dort gesehen haben. Wodurch er ausgelöst wurde ist bislang nicht kommuniziert worden. Auch ist noch nicht klar, ob es eine Bodenhebung infolge von Inflation gab.

Frühere Schwarmbeben auf Reykjanes wurden durch Intrusion verursacht

Die Beben, die sich in der Region um die Blaue Lagune Anfang 2020 manifestierten, spielten sich in der gleichen Tiefe wie jetzt ab. Allerdings wurden dort bei einigen Schwarmbeben bis zu 4 Mal mehr Erschütterungen detektiert, als es jetzt der Fall war. Damals hob sich der Boden um den Thorbjorn bis zu 8 cm an. Beim Thorbjorn handelt es sich um einen vulkanischen Hügel südlich der Blaue Lagune, wobei Thorbjorn und Sýlingarfell ca. 1 km voneinander entfernt liegen. Erst in den folgenden Monaten verlagerten sich Erdbebenaktivität und Inflation in Richtung Osten, wo dann am Fagradalsfjall die Intrusion stattfand, die letztendlich zur Eruption führte.

Mehrere isländische Geowissenschaftler gehen davon aus, dass es auf Reykjanes in den nächsten Jahren weitere Eruptionen geben wird. Aber wir wissen ja, dass die längerfristige Vorhersage von Vulkanausbrüchen praktisch unmöglich ist. Selbst wenn ein Vulkan statistisch gesehen überfällig ist, oder die geophysikalischen Parameter eine bevorstehende Eruption andeuten, heißt das noch lange nicht, dass sich die Vulkane dran halten. Aber natürlich bin ich für einen Vulkanausbruch in unbewohnten Gegenden immer zu haben.