Island: Erdbebenschwarm bei Reykjanestá

Thermalgebiet Gunnuhver auf Island. © Marc Szeglat

Schwarmbeben erschüttert Westspitze von Reykjanes auf Island – Seismizität bei Krysúvik bleibt hoch

Heute Morgen bebt es erneut vor der Westspitze der Reykjanes-Halbinsel, allerdings deutlich näher an der Küste, als es letzte Woche der Fall gewesen war. Der Erdbebenschwarm begann gegen 07:00 UTC. Eine Stunde später manifestierte sich der stärkste Erdstoß der Sequenz. Er hatte eine Magnitude von 2,1 und ein Hypozentrum in 6 Kilometer Tiefe. Das Epizentrum wurde 5,5 km westlich von Reykjanestá verortet. Der Ort ist wegen seines markanten Leuchtturms bekannt und liegt in unmittelbarer Nähe zum Thermalfeld von Gunnuhver.

Erdbeben westlich von Reykjanestá manifestieren sich am mittelatlantischen Rücken, der hier auf Island trifft und sich in den beiden Riftzonen der Insel fortsetzt. Obgleich es sich meistens um tektonische Erdbeben handelt, können sie mit Magmeintrusionen im Zusammenhang stehen. In den letzten Jahren sahen wir hier häufig Schwarmbeben, wenn sich der Druck im Svartsengigebiet erhöht. Die Beben treten bei Reykjanestá meistens 2 bis 3 Wochen vor einer Erhöhung der Erdbebentätigkeit bei Svartsengi auf. Dort setzt sich die Bodenhebung unverändert fort und summierte sich an der Messstation SKSH seit Ende der letzten Eruption auf fast 150 mm. Es fehlen noch etwa 100 mm bis zur Parität der maximalen Bodenhebung vor der letzten Eruption, die in gut 6 Wochen erreicht sein dürfte.

Erdbeben und Bodendeformationen gab es in den letzten Stunden auch im Krysúvik-System, wo sich der Boden senkt. Die letzten Messdaten deuten allerdings auf eine Stagnation der Subsidenz hin.

Insgesamt gab es in den letzten 2 Tagen 79 Erdbeben auf der Reykjanes-Halbinsel. Da beide Schwarmbeben anhalten ist die Tendenz steigend.

Ein weiterer Bebenspot liegt unter dem Myrdalsjökull und der Katla, wo es ebenfalls zu einigen Erschütterungen mit Magnituden im Zweierbereich gekommen ist. Der Graph der GNSS-Messstation AUST beschreibt hier einen interessanten Zickzack-Kurs zwischen Hebung und Senkung und es ist unklar, ob es tatsächlich einen schnellen Wechsel zwischen Inflation und Deflation gibt (wie man es von Hawaii kennt) oder ob es sich um ein anderes Phänomen handelt.