Campi Flegrei: Starkes Schwarmbeben am Abend

Trockengefallener Hafen Darsena und das Stadtzentrum Pozzuoli. © Marc Szeglat

Ein weiterer seismisch unruhiger Tag in den Campi Flegrei – Mehr als 70 Beben innerhalb von 24 Stunden

Pozzuoli, 08.06.2025In den Campi Flegrei durchlebten die Menschen wieder einige unruhige Stunden voller Ängste vor stärkeren Erschütterungen. Diese blieben zwar aus, doch unter den mehr als 70 registrierten Beben innerhalb von 24 Stunden mischten sich auch einige Erschütterungen mit Magnituden im Zweierbereich, die von sensiblen Seelen wahrgenommen werden konnten.

Erdbeben Campi Flegrei. © INGV

Die Mehrzahl der Beben manifestierte sich südlich der Solfatara, im Gebiet der ehemaligen Marinebasis, wo sich auch ein alter Lavadom befindet. Die Ebben zogen dabei bis unter den pozzoulanischen Stadtteil Rione Terra, wo das Zentrum der Bodenhebung liegt und sich der Boden am schnellsten hebt. Meldungen über neue Schäden liegen nicht vor, aber jeder Erdbebenschwarm trägt zur Schwächung der Bausubstanz bei, so dass bereits mittelstarke Erdbeben immer größer werdende Schäden verursachen können.

INGV und die Kommune Pozzuoli warnten die Bevölkerung vor den Erdbeben und gaben Telefonnummern bekannt, unter denen Bürger neue Schäden melden können.

Im jüngst erschienenen Monatsbulletin für den Mai ist zu lesen, dass es 495 Beben gab. Die stärkste Erschütterung hatte eine Magnitude von 4,4. Schaut man sich die Diagramme zu den Erdbebenstatistiken an, dann erkennt man eine steil nach oben verlaufende Kurve in Bezug auf die Zunahme von Erdbebenanzahl, deren Magnituden und der kumulierten Energie. Besonders letzterer Parameter steigt seit 2022 sprunghaft an. Seit 2023 kommt es zu einer sprunghaften Zunahme von Erdbeben mit Magnituden ab 3. In diesem Jahr traten auch erstmalig Erdbeben mit Magnituden im Viererbereich auf. Auffällig ist, dass sich die Beben ab Md 3,0 überwiegend in 2 bis 3 Kilometern Tiefe ereignen. Dort befindet sich eine Schwächeschicht in den Gesteinen, die den Bereich einer möglichen Magmenakkumulation nach oben hin abdichtet. Offenbar gerät diese Schicht immer mehr unter Druck und droht zu versagen.




Ende Mai erreichte die maximale Bodenhebung 1465 mm – gemessen seit 2005 an der Station RITE. Die Hebegeschwindigkeit lag im Durchschnitt bei 15 mm im Monat. Durch die Hebung dehnt sich der Boden auch vertikal aus. Dieser Versatz betrug in den letzten 2 Jahren bis zu 150 mm. Diese Bodendeformationen schwächen die Bausubstanz zusätzlich zu den Erdbeben und machen sie für Erdbebenschäden anfällig.

CO₂/H₂O-Verhältnis. © INGV

Besonders bemerkenswert finde ich in dem Bericht das Chronogramm des CO₂/H₂O-Verhältnisses für die Gase der BG-Fumarole. Das Verhältnis gilt als Indikator für den Anteil an magmatischem Kohlendioxid in den Gasen, der in den letzten Monaten parallel zur Zunahme stärkerer Erdbeben sprunghaft angestiegen ist. Ein Indiz dafür, dass Magma in geringere Tiefen intrudiert.

Offenbar hält der Trend der Druckbeaufschlagung des Systems weiter an. Wie groß der Gasdruck inzwischen ist, zeigen auch Bilder, die in den sozialen Medien geteilt wurden. Sie zeigen, wie ein neuer Gasaustritt unter dem Asphalt einer Straße durchbrach. Die Gefahr phreatischer Eruptionen steigt unaufhörlich und verstärkt sich mit jedem starken Erdbebenereignis sprunghaft. Mittel- bis langfristig betrachtet steigt auch die magmatisch bedingte Eruptionsgefahr.