Island: Schwarmbeben unter Langjökull

Schwarmbeben erschüttert Gletschervulkan unter dem Langjökull – Stärkste Erschütterung Mb 3,3

Datum: 03.07.2024 | Zeit: 03:47:32 UTC | Lokation: 64.624 ; -20.531 | Tiefe: 7 km | Mb 3,3

Unter dem isländischen Gletscher Langjökull ereignete sich heute Nacht gegen 3:47 Uhr ein kleines Schwarmbeben. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 3,3 und einen Erdbebenherd in 6,6 Kilometern Tiefe. Das zweitstärkste Beben hatte immerhin eine Magnitude von 2,9. Die Beben manifestierten sich unter dem Seitengletscher Geitlandsjöklull und wurden 17,7 km südsüdwestlich von Eiríksjökull verortet. Insgesamt wurden 17 Erschütterungen registriert.

Wie unter den meisten isländischen Gletschern verbergen sich auch unter dem Langjökull Vulkane. Maßgeblich sind zwei Vulkansysteme bekannt: Im Nordwesten liegt unter dem Eis die Caldera des Zentralvulkan Hveravellirs verborgen. Zu diesem Vulkan gehören mehrere Spaltensysteme und Vulkane außerhalb des Vulkans, darunter auch das gleichnamige Thermalgebiet, das zwischen Langjökull und Hofsjökull liegt. Die Finger des Langjökull-Vulkansystems reichen in Form von Risssystemen bis weit in den Süden, denn auch das bekannte Thermalgebiet Haukadalur mit seinen Geysiren zählt hierzu.

Unter dem südwestlichen Geitlandsjöklull verbirgt sich der Zentralvulkan Prestahnúkur, der das markanteste vulkanische Merkmal des Geitland-Vulkansystems darstellt. In der Region dieses Vulkans gab es die aktuellen Erdbeben. Es ist nicht das erste Schwarmbeben dort, über das ich in den letzten Monaten berichten durfte. Isländische Vulkanologen vermuten, dass die Vulkane unter dem Langjökull erwachen könnten. Allerdings lässt sich bis jetzt nicht sagen, über welchen Zeitrahmen sich dieses Erwachen hinzieht. Falls es zu Eruptionen kommen sollte, könnte das noch Jahrzehnte weit entfernt sein.

Unter der Reykjanes-Halbinsel wurden seit gestern kaum noch Erdbeben registriert. Dieser Umstand könnte allerdings dem schlechten Wetter mit starken Niederschlägen und Winden geschuldet sein, die das Erfassen schwacher Erschütterungen erschweren. Die Bodenhebung zeigt eine Flatline an, was allerdings ebenfalls auf Fehlmessungen zurückzuführen sein könnte. Verlässliche Daten gibt es wohl erst wieder bei Wetterberuhigung.

Campi Flegrei: Caldera kommt auch im Juli nicht zur Ruhe

Neue Erdbebenserie erschüttert die Campi Flegrei Anfang Juli – Bodenhebung geht weiter

Der süditalienische Calderavulkan wurde heute Nachmittag wieder von mehreren Erdbeben erschüttert: Die vier stärksten Beben hatten Magnituden zwischen 2,9 und 2,5. Die Erdbebenherde streuten zwischen 3,2 und 2,2 Kilometern. Die Epizentren lagen vor der Ostküste des Golfs von Pozzuoli, in einer Gegend, in der es bis jetzt nicht ganz so viele Erdbeben gegeben hat. Obwohl die Magnituden der Beben kleiner als 3 waren und somit unter der eigentlichen Wahrnehmungsschwelle lagen, wurden sie von den Anwohnern der Caldera gespürt. Dieser Umstand dürfte den geringen Tiefen der Hypozenten geschuldet gewesen sein. Insgesamt hat es seit Gestern 34 Erschütterungen gegeben. Die Beben lagen im unteren Bereich des Hydrothermalsystems und könnten von ihren Magnituden her bereits von Rissbildung bzw. Gesteinsbruch infolge von Fluidbewegungen zeugen und wurden nicht nur von sich bewegenden Fluiden in lockeren Ablagerungen ausgelöst.

In der Vorwoche wies die Caldera eine normale Seismizität auf, ohne dass es irgendwelche Highlights gegeben hätte. Zwischen dem 24. und 30. Juni wurden 69 Erschütterungen registriert. Die Stärkste hatte eine Magnitude von 2,0. Die meisten Beben manifestierten sich im Bereich der Solfatara.

Grundsätzlich stehen die Erdbeben mit dem Aufstieg magmatischer Fluide im Zusammenhang, die aus größerer Tiefe aufsteigen und sich im Hydrothermalsystem sammeln. Ein Teil der Gase und Flüssigkeiten tritt an der Oberfläche aus. Der Rest verbleibt im Untergrund und verursacht die anhaltende Bodenhebung. Laut des jüngsten INGV-Bulletins lag sie auch in der letzten Woche bei 2 Zentimetern pro Monat. Nahezu unverändert zeigten sich auch die anderen geophysikalischen und chemischen Parameter. Die Gastemperatur der Pisciarelli-Fumarole lag bei 95 Grad.

Übrigens, wo wir schon bei den Vulkanen Süditaliens sind: Unter dem Gipfel des Strombolis ereignete sich am 30. Juni ein weiterer schwacher Erdstoß.

Island: Erdbeben und Bodenhebung am 1. Juli

Erdbeben M 3,3 unter Bardarbunga – Bodenhebung auf Reykjanes verstärkt

Unter dem isländischen Gletschervulkan Bárðarbunga gab es gestern Vormittag ein Erdbeben der Magnitude 3,4. Das Epizentrum lag in nur 1100 Metern Tiefe. Heute Morgen ereignete sich in nur 600 Metern Tiefe ein Erdstoß der Magnitude 2,7. Zudem wurden noch eine Handvoll schwächerer Erschütterungen festgestellt. Doch nicht nur unter dem Vatnajökull bebte es in der Region, sondern auch im Bereich des Tafelvulkans Herðubreið, der zum Askja-System gehört. Die Bodenhebung der Askja fluktuiert, zeigt aber langfristig eine weiterhin steigende Tendenz. Die Bodenhebung an der Messstation OLAC liegt bei 78 Zentimetern.

Bodenhebung bei Svartsengi beschleunigte sich

Einen steilen Anstieg verzeichnet die Bodenhebung bei Svartsengi auf der Reykjanes-Halbinsel. Seit dem Ende des Ausbruchs an der Sunhnuhur-Kraterreihe beschleunigte sich die Bodenhebung signifikant und liegt jetzt bei Werten, die größer sind als vor der letzten Eruption. Betrachtet man die Bodenhebung an der Messstation GRRV, die nördlich von Grindavík steht, sieht man den steilsten Kurvenverlauf seit Februar.

Sollte sich der Boden mit gleichbleibender Geschwindigkeit heben, dann müsste in 2-3 Wochen das Niveau wie vor der letzten Eruption erreicht sein. Ab diesem Zeitpunkt steigt das Eruptionsrisiko deutlich an, wobei es nicht auszuschließen ist, dass eine Intrusion oder Eruption bereits vorher einsetzt. Doch die Erfahrung der letzten Monate zeigt, dass von Eruption zu Eruption mehr Bodenhebung nötig ist, bevor es zu einem Ausbruch kommt. Von daher halte ich es für wahrscheinlich, dass wir frühestens zum Monatsende einen neuen Vulkanausbruch im Bereich von Svartsengi sehen werden, wobei der Ausbruchsort wieder bei Sundhnukur liegen dürfte.

Inzwischen hat man sich im Raum Grindavík wohl an die Eruptionen gewöhnt und man arbeitet an der Verstärkung der Schutzanlagen. Für Touristen ist die Stadt weiterhin gesperrt. Der Badebetrieb in der Blauen Lagune geht unbeirrt weiter, sodass Touristen zur Reisezeit momentan vergleichsweise wenig von der Naturkatastrophe beeinflusst werden.

Iran: Erdbeben Mb 5,0 erschüttert Grenzregion

Moderates Erdbeben Mb 5,0 im Iran – Erdstoß weithin spürbar

Datum: 01.07.2024 | Zeit: 20:57:37 UTC | Lokation:  34.593 ; 45.586 | Tiefe: 10 km | Mb 5,0

Ein Erdbeben der Magnitude 5,0 erschütterte gestern Abend die Grenzregion zwischen Iran und Irak. Das Hypozentrum wurde in 10 Kilometern Tiefe ausgemacht. Das Epizentrum befand sich 29 km west-nordwestlich von Sarpol-e Z̄ahāb. In dem Ort leben gut 51.600 Menschen. Die irakische Metropole As Sulaymānīyah befindet sich 109 Kilometer entfernt. Dort und noch weit darüber hinaus war das Erdbeben deutlich zu spüren gewesen. Dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen aus einem Umkreis von 400 Kilometern vor. Nachbeben wurden bis jetzt erstaunlicherweise nicht festgestellt.

Obgleich noch keine Meldungen über Schäden und potenzielle Opfer vorliegen, war das Beben stark genug, um welche hervorzurufen. Bei vergleichbar starken Erdbeben sind in der Region bereits öfter Gebäude eingestürzt und Menschen gestorben. Zuletzt geschah das vor 2 Wochen, als bei einem Erdbeben M 5,0 bei Kashmar vier Personen starben und 120 verletzt wurden.

Im Jahr 2017 ereignete sich in der Region ein starkes Erdbeben der Magnitude 7,3. Mehr als 530 Menschen starben damals. Mehr als 7800 Personen wurden verletzt.

Der Grund für die starken Erdbeben in der iranisch-irakischen Grenzregion ist in der besonderen tektonischen Situation der Gegend zu finden. Hier verläuft die große „Zagros-Faltung und -Störungszone.“ Diese Zone ist Teil des größeren alpinen Orogensystems, das sich durch den Nahen Osten erstreckt und durch die Kollision der Arabischen und Eurasischen Platte entstanden ist. Die Zagros-Gebirgskette, die durch diese Kollision gebildet wurde, erstreckt sich von der südwestlichen Türkei über den westlichen Iran bis in den Nordosten des Irak. Das Beben manifestierte sich am östlichen Rand der Gebirgskette. Die anschließende Tiefebene ist als das Zweistromland von Euphrat und Tigris bekannt. Hier gab es eine der ersten Hochkulturen der Welt. Seitdem hat sich viel geändert. Dabei gibt es hier viel Erdöl im Boden, so dass man eigentlich in Wohlstand leben könnte.

Campi Flegrei: Notfallübung verlief entäuschend

Notfallübung zu einem simulierten Erdbeben in der Campi Flegrei stieß auf wenig Interesse bei der Bevölkerung

Die Erde bebt, Häuser und Straßen werden beschädigt und giftige Vulkangase treten aus. Menschen rennen in Panik auf die Straßen und versuchen, aus einstürzenden Altbauten zu flüchten. Dabei stürzen Fassadenteile und Dachziegel auf die Straßen. Flüchtende werden am Kopf getroffen und rennen blutüberströmt durch die engen Gassen der Stadt Richtung Meer, wo in Windeseile Notunterkünfte und Evakuierungszentren eingerichtet werden. Durch geborstene Gasleitungen strömt Gas und es kommt zu Explosionen, Glassplitter fliegen umher und verletzen zahlreiche Personen.

So ähnlich könnte es sich abspielen, sollte sich in Pozzuoli und umliegenden Gemeinden im Einzugsbereich des Calderavulkans Campi Flegrei ein stärkeres Erdbeben ereignen. Das bisher stärkste Erdbeben der aktuellen Bodenhebungsphase in den Phlegräischen Feldern manifestierte sich im Mai und hatte eine Magnitude von 4,4. Erdbeben dieser Stärke verursachen meistens nur geringe Schäden. Anders sieht es bei Erschütterungen mit Magnituden im Fünferbereich aus, die durch vulkanische Prozesse durchaus ausgelöst werden können. Daher luden Kommunalverwaltung und Zivilschutz zu einer Notfallübung ein, die am Dienstag und Mittwoch dieser Woche durchgeführt wurde. Tagelang wurde in den Medien und vor Ort dafür geworben, und es lagen Listen aus, in denen sich bis zu 250 Bürger registrieren konnten, die an der Übung teilnehmen wollten. Einige Anwohner wurden von den Behörden direkt zur Teilnahme eingeladen.

Die Übung startete dann am Dienstag bei schönstem Wetter. Zuerst übte man die internen Abläufe bei den Behörden und Verwaltungen, die im Notfall in Kraft treten. Später sollten dann die Bürger in die Übung einbezogen werden. Doch leider lag man lieber am Strand, als sich in einem stickigen Zelt versorgen zu lassen oder mit einem Bus aus dem simulierten Erdbebengebiet evakuiert zu werden. Je nach Quelle ist von 30 bis 60 Freiwilligen die Rede, die der Aufforderung zur Übungsteilnahme folgten. Informationszelte an der Küstenpromenade registrierten lediglich vier Besucher. In den Medien wurde die Übung als Reinfall bezeichnet. Auch Fabrizio Curcio, der Leiter des Zivilschutzes, zeigte sich enttäuscht und machte mangelnde Aufklärungsarbeit für das geringe Interesse an der Übung verantwortlich. In Pozzuoli leben 81.000 Einwohner in der direkten Gefahrenzone, und da ist es tatsächlich deprimierend, wenn nicht einmal ein Promille der Bevölkerung an den Übungen teilnahm. Vielleicht lag das geringe Interesse aber auch an dem geprobten Szenario, denn schließlich lebt man in einem Vulkangebiet und fürchtet sich weniger vor Erdbeben als vor einer Eruption und hier gilt es zu evakuieren, bevor die Katastrophe beginnt. Ein Vulkanausbruch soll in der nächsten Übung simuliert werden, die für Oktober dieses Jahres geplant ist.

Peru: Starkes Erdbeben Mw 7,2 erschüttert Küstenregion

Starkes Erdbeben MW 7,2 an der Küste von Peru – Tsunamialarm wurde ausgelöst

Datum: 28.06.2024 | Zeit: 05:36:38 UTC | Lokation:  -15.819 ; -74.364 | Tiefe: 30 km | Mw 7,2

Das südamerikanische Land Peru wurde heute Morgen von einem sehr starken Erdbeben der Magnitude 7,2 erschüttert. Laut dem EMSC lag das Hypozentrum in einer Tiefe von 30 Kilometern. Das Epizentrum wurde 51 km südöstlich von Acarí verortet. Andere Erdbebendienste kommen zu leicht abweichenden Werten. Beim GFZ wird eine Magnitude von 7,1 angegeben und eine Tiefe von 33 km. Beim USGS heißt es, dass der Erdbebenherd 28 Kilometer tief lag.

Das Dorf Atiquipa befindet sich in nur 8 Kilometern Entfernung. Dort rannten die Menschen in Panik auf die Straßen, doch ersten Medienberichten zufolge gab es keine Todesopfer. Die Begutachtung der Schäden läuft zur Zeit. Aufgrund der Tiefe des Erdbebenherds hat sich das Beben oberflächlich nicht ganz so stark ausgewirkt, wie man es nur anhand der Magnitude vermuten könnte. Trotzdem ist es wahrscheinlich, dass es zu Schäden an der Infrastruktur gekommen ist.

Der Erdstoß wurde auch im 600 Kilometer entfernten Lima deutlich wahrgenommen. Zum Zeitpunkt des Bebens war es vor Ort 00:36 Uhr und die meisten Bürger dürften von dem Beben aus dem Schlaf gerissen worden sein.

Da sich das Erdbeben an der Küste manifestierte, gab das Pacific Tsunami Warning Center eine Tsunamiwarnung heraus. Man hielt es für möglich, dass bis zu 3 Meter hohe Wellen entstehen könnten, doch die Warnung wurde schnell wieder aufgehoben.

Peru und der größte Teil der südamerikanischen Pazifikküste befinden sich an der Grenze zwischen zwei tektonischen Platten: der Südamerikanischen Platte, die den Großteil des Kontinents bildet, und der Nazca-Platte, die sich entlang der Küste über den Pazifik erstreckt. An dieser Plattengrenze findet Subduktion statt, wobei die Nazca-Platte unter die Südamerikanische Platte abtaucht, wodurch Spannungen entstehen, die Erdbeben auslösen können. Der gleiche Prozess zeichnet sich für den Vulkanismus der Region verantwortlich.

Update: Es gab nur vergleichsweise kleine Schäden. Die Angaben zu verletzen Personen schwanken zwischen 8 und 15.

Island: Erdbeben und Bodenhebung am 27.06.24

Hohe Erdbebenaktivität auf Island – Bodenhebung leicht beschleunigt

Auf unserer Lieblingsinsel Island zog die Erbebenaktivität an. In den letzten 48 Stunden wurden 146 Erschütterungen registriert. Das ist kein Rekordwert, aber dafür, dass es kein stärkeres Schwarmbeben gab, sind das schon viele Erschütterungen. Die Beben manifestieren sich in den bekannten Störungszonen in Verlängerung des Mittelatlantischen Rückens und in den östlichen und nördlichen Vulkanzonen der Insel. Direkt betroffen sind Katla, Bardarbunga und die Askja. Im Norden rappelt es an der Tjörnes-Fracture-Zone. Natürlich machten die Beben nicht vor der Reykjanes-Halbinsel halt. Dort gab es 67 Beben. Tatsächlich wurden auch einige Erschütterungen an der Sundhnukur-Kraterreihe detektiert. Die stärkste Erdbebenmanifestation in Form eines kleinen Schwarms fand sich offshore, genauer nahe Eldey, vor der äußersten Südwestspitze der Halbinsel.

Die Erdbebenmuster ähneln denen, wie wir sie in den letzten Monaten häufig sahen, wenn die Bodenhebung infolge der Inflation langsam wieder an Fahrt aufgenommen hat. Schaut man sich die Grafiken der GPS-Kurven genauer an, erkennt man aktuell eine leichte Beschleunigung der Hebungsrate des Bodens bei Svartsengi. Interessanterweise deutet sich an, dass die Hebungsrate an den Messstationen westlich und südlich von Svartsengi stärker zuzunehmen scheint als in den anderen Bereichen. Einige Forscher hatten eine entsprechende Verlagerung der eruptiven Tätigkeit prognostiziert. Doch wir müssen weitere Messwerte abwarten, ob sich der Trend bestätigt, bevor man in allzu große Spekulationen verfällt: Einzelne Messpunkte können immer aus der Reihe tanzen.

Gelder für Verstärkung der Dämme bei Grindavik freigegeben

Ungeachtet der bis jetzt langsameren Hebungsrate im Vergleich zu dem, was man auf Reykjanes in den letzten Monaten erlebte, bereitet man sich in Grindavik bereits auf den nächsten Ausbruch vor. Die Justizministerin Guðrún Hafsteinsdóttir gab wohl Gelder frei, um die Anti-Lava-Schutzanlagen bei Grindavik und Svartsengi weiter auszubauen. Die Dämme aus Gesteinsschutt sollen höher und breiter werden, wofür man sieben Milliarden ISK einkalkuliert hat.

Deutschland: Moderates Erdbeben bei Freiburg

Erdbeben Mb 4,2 erschütterts Schwarzwaldregion bei Freiburg – Anwohner aus dem Schlaf gerüttelt

Datum: 27.06.2024 | Zeit: 01:06:50 UTC | Lokation: 47.704 ; 7.859 | Tiefe: 8 km | Mb 4,2

Im äußersten Südwesten der Republik ereignete sich ein moderater Erdstoß der Magnitude 4,2. Das Hypozentrum befand sich in nur 8 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde vom EMSC 7 km nord-nordöstlich von Schopfheim verortet. Im Ort des Landkreises Lörrach leben ca. 19300 Menschen. Als nächste größere Stadt ist das schweizerische Basel angegeben, das 27 Kilometer vom Epizentrum entfernt liegt. Auch das deutsche Freiburg liegt in ähnlicher Distanz, die nur unwesentlich größer ist als Basel.

Allgemein eingeordnet ist das Erdbeben mit einer Magnitude von 4,4 als moderat einzustufen. Sie können aber bereits leichte Schäden an der Infrastruktur verursachen, besonders wenn die Erdbebenherde nahe der Oberfläche liegen, wie es aktuell der Fall ist. Darüber hinaus sind Beben dieser Magnitude in einem großen Umkreis deutlich zu spüren. Aktuell liegen dem EMSC Wahrnehmungsmeldungen aus über 200 Kilometern Entfernung vor, was in etwa der Distanz nach Stuttgart entspricht. Die Wahrnehmungen machten vor Landesgrenzen keinen Halt: der Erdstoß wurde auch in vielen Gemeinden der Schweiz deutlich gespürt. Die Bebenzeugen schreiben davon, dass sie in wackelnden Betten wach geworden seien: das Beben manifestierte sich um 3: 06 Uhr Lokalzeit. Es gibt Berichte über rumpelnde Geräusche und einem zweiten schwächeren Erdstoß, der sich ca. 5 Minuten später ereignet haben soll. Ein solches Beben sit auf den Erdbebenkartend es EMSC nicht erkennbar. Dafür hat es einige Kilometer nördlich einen Schwarm Mikrobeben gegeben. Zuerst wurde er östlich verortet, aber die Daten wurden soeben korrigiert. Ebenso die Magnitude, die zuvor noch bei 4,4 stand. Beim GFZ bekam das Beben eine Moment-Magnitude Mw 3,5 zugewiesen.

Tektonisch betrachtet liegt die Erdbebenregion im südlichen Schwarzwald nahe des Oberrheingrabens, der zu den seismisch aktivsten Regionen Deutschlands zählt. Vom Rheingraben, der grob in Nord-Süd-Richtung verläuft, gehen mehrere Störungszonen ab, die senkrecht auf den Oberrheingraben stehen. Sie bilden eine ausgeprägte Host- und Graben-Struktur mit den relativ hohen Erhebungen des südlichen Schwarzwaldes. Das Beben wird mit einer dieser Störungszonen assoziiert gewesen sein.

Übrigens ereigneten sich im nahegelegenen Basel die stärksten Erdbeben nördlich der Alpen. Das Basler Erdbeben von 1356 hatte eine Magnitude im Sechserbereich und richtete große Schäden an und verursachte Tausende Todesopfer.

Erdbeben auf Island: ja, nein, doch?

Auf Island könnte es mehrere Erdbeben im Viererbereich gegeben haben – Situation unklar

Wer sich heute Morgen die verschiedenen isländischen Erdbebenkarten anschaut, der mag sich ein wenig verwirrt die Augen reiben und fragen, ob er noch nicht ganz wach ist. Während die offizielle IMO-Shakemap eine leicht erhöhte Bebentätigkeit anzeigt, die sich über die Insel verteilt, sieht es beim EMSC und insbesondere auf der Map der Seite vafri.is ganz anders aus: Nach diesen Karten gab es gleich 2 Erschütterungen mit Magnituden im Viererbereich sowie mehrere Beben im Dreierbereich. Laut Vafri hatte das stärkste Beben eine Magnitude von 4,1 und soll sich am Westrand des Vatnajökulls ereignet haben. Ein Beben M 4,0 manifestierte sich nahe der Vulkaninsel Jan Mayen am Kolbeinsey Ridge und lag mehr als 400 Kilometer nördlich von Island. Dieses Beben ist das einzige Beben M größer 4, das auf allen drei Shakemaps angezeigt wird, und kann somit als bestätigt angesehen werden. Beim EMSC wird anstelle des Bebens M 4,1 ein Beben M 4,3 angezeigt, das südwestlich vom Vatnajökull verortet wurde und auf dem halben Weg zum Langjökull liegt.

Einig sind sich die drei Shakemaps bei einem Beben M 3,1, das auf der Reykjaneshalbinsel festgestellt wurde und sich 7,7 km nord-nordwestlich von Bláfjallaskáli ereignete. Da IMO das für Island offiziell zuständige Institut ist, zählen deren Angaben, obgleich auch die Werte vom EMSC normalerweise sehr zuverlässig sind. Vafri übernimmt, soweit ich weiß, die Werte offizieller Erdbebendienste. Die Datenerfassung läuft in der Regel automatisiert ab und es kann natürlich zu Fehlinterpretationen kommen. Sollte sich die Situation aufklären, gibt es hier ein Update.

Auf der Vafri-Seite wurden die Beben M 4,1 auf M 3,3 herabgestuft und neu verortet. Demnach lag es weiter südwestlich vom Vatnajökull entfernt. Bei den Westmännerinsel soll es ein Beben M 3,5 gegeben haben. Ich vermute Probleme bei der Datenverarbeitung.

Bodenhebung bei Svartsengi hält an

Von der unklaren Erdbebensituation abgesehen geht die Bodenhebung bei Svartsengi auf Reykjanes weiter. Ausgerechnet in dem Bereich, wo man aufgrund der Magmeninflation Erdbeben erwarten sollte, gibt es keine. Die nächstgelegenen Erschütterungen manifestierten sich nicht etwa an der Sundhnukur-Spalte, sondern am Fagradalsfjall. Vermutlich ist der Untergrund bei Svartsengi durch das ständige Auf- und Ab inzwischen ausgeleiert und gedehnt, sodass es erst zu neuen Erdbeben kommt, wenn ein gewisses, aber nicht näher definiertes Bodenhebungsniveau überschritten wird. Erdbeben, die auf Fluidbewegungen zurückzuführen sind, gibt es allem Anschein nach aber ebenfalls nicht.