Campi Flegrei mit kleinem Erdbebenschwarm am 5. Oktober

Kleiner Erdbebenschwarm erschüttert Calderavulkan Campi Flegrei – Stärkstes Beben Mb 2,4

Datum 05.10.24 | Zeit: 04:00:01 UTC | 40.8355 ; 14.1288 | Tiefe: 2,6 km | Mb 2,4

Der süditalienische Calderavulkan Campi Flegrei wurde heute Morgen um 6:00 Uhr Ortszeit von einem Erdbeben der Magnitude 2,4 erschüttert. Das Hypozentrum befand sich in 2600 m Tiefe, in der Grenzregion zwischen den porösen Gesteinen, in denen das Hydrothermalsystem eingebettet ist, und der massiven Deckschicht, die die Caldera nach oben hin abdichtet. Die Magnitude des Bebens deutet darauf hin, dass es zu einer Rissbildung im Gestein gekommen sein könnte. Das Epizentrum wurde nordwestlich der Solfatara, nahe der Ringstraße, lokalisiert. Im Anschluss folgten sieben weitere Beben geringerer Magnituden, wobei das zweit- und drittstärkste Beben Magnituden von 1,7 und 1,5 erreichten. Die drei stärksten Beben wurden von den Anwohnern in der näheren Umgebung der Epizentren wahrgenommen, und das stärkste Beben war sogar noch in Neapel spürbar, obwohl die Wahrnehmbarkeitsgrenze für Erdbeben normalerweise bei einer Magnitude von 3,0 liegt. Da die Erdbebenherde jedoch sehr flach lagen, sind in Pozzuoli und Neapel oft auch schwächere Erdstöße spürbar.

Die Erdbeben entfachen erneut Diskussionen um die Sicherheit der Bürger, die in der Roten Gefahrenzone der Campi Flegrei leben. Da die Seismizität und die Bodenhebung seit Anfang August nachgelassen haben, rückte das Thema etwas aus dem Blick der Öffentlichkeit. Vorgestern fand im Vorfeld der Katastrophenschutzübung „EXE Flegrei 2024“ ein Treffen zwischen Wissenschaftlern, Behördenvertretern und den Bürgern der Roten Zone statt. Bei diesem Treffen betonte Mauro Di Vito, Direktor des INGV-Vesuv-Observatoriums, dass der Vulkan Campi Flegrei weiterhin in einer langanhaltenden Phase der Unruhe sei. Seit 2012 steht der Vulkan auf gelbem Alarmniveau, bedingt durch seismische Aktivität, Bodenverformungen, starke geothermische Aktivität und intensive Entgasung. Trotz des Rückgangs der Bodenhebungen auf 10 mm pro Monat und der Verringerung der Erdbebenaktivität in letzter Zeit sei dies kein Hinweis auf das Ende der vulkanischen Dynamik.

Während des Treffens wurden die geplanten Maßnahmen und Teilnahmebedingungen der bevorstehenden Evakuierungsübung, die zwischen dem 9. und 12. Oktober durchgeführt wird, vorgestellt. Neben Di Vito erläuterten auch Vertreter des Katastrophenschutzes die möglichen Risiken und den Ablauf der Übungen. Die Bürger hatten die Möglichkeit, Fragen zu stellen und sich über Schutzmaßnahmen gegen vulkanische Gefahren zu informieren.

Die Campi Flegrei, ein aktiver Supervulkan in der Nähe von Neapel, sind durch intensive hydrothermale und seismische Aktivitäten gekennzeichnet, die kontinuierlich überwacht werden. In den letzten Jahren stellten Wissenschaftler eine zunehmende Häufigkeit von Erdbebenschwärmen und Bodenhebungen fest, was auf eine steigende magmatische Aktivität hinweist. Die Region bleibt unter ständiger Beobachtung, da zukünftige Eruptionen potenziell verheerende Auswirkungen auf die umliegenden Gebiete haben könnten.

Jan Mayen Gegend: Erdbebenserie am 04.10.24

Erdbebenserie nahe nördlichst gelegener Vulkaninsel Jan Mayen – Stärkstes Beben M 5,2

Datum 04.10.24 | Zeit: 13:49:02 UTC | 70.735 ; -14.718 | Tiefe: 10 km | Mb 5,2

Im Nordatlantik begann gestern eine Erdbebenserie, die sich bis heute fortsetzte. Sie besteht aus sechs Erdbeben mit Magnituden zwischen 4,5 und 5,2. Die Hypozentren lagen in 10 Kilometern Tiefe. Die Epizentren manifestierten sich westlich der Vulkaninsel Jan Mayen, die mit dem Beerenberg-Vulkan den nördlichst gelegenen Vulkan der Erde beherbergt. Verortet wurden die Erdbeben 533 km nördlich von Norðurþing auf Island. Reykjavík liegt fast 800 km südlich der Epizentren.

Die Erdbeben standen wahrscheinlich mit der Divergenz am Kolbeinseyrücken im Zusammenhang, an dessen nördlichem Endpunkt Jan Mayen liegt. Der Kolbeinseyrücken ist die Verlängerung des Mittelatlantischen Rückens, der sich nördlich von Jan Mayen im Mohns-Ridge fortsetzt, allerdings mit einem seitlichen Versatz entlang der Jan-Mayen-Fracture-Zone, die grob in Ost-West-Richtung verläuft.

Südlich des Kolbeinseyrückens liegt übrigens der allseits bekannte Reykjanesrücken. Zwischen den beiden Fragmenten der Mittelatlantischen Rückens liegt Island. Die Erdbeben dort und bei Jan Mayen stehen nicht in direkter Wechselwirkung, haben aber größtenteils den gemeinsamen divergenten Ursprung entlang der Kontinentalgrenze zwischen Eurasien und Nordamerika.

Erdbeben auf Island

Die Erdbebentätigkeit auf Island hält weiter an: Auf der gesamten Insel ereigneten sich innerhalb von 48 Stunden 110 Erdbeben. Darunter waren einige Beben unter dem Hofsjökull, wo Forscher auch eine zunehmende Aktivität der Caldera unter dem Gletscher sehen. Auf Reykjanes bebt es weiterhin überwiegend bei Krysuvik und am Fagradalsfjall. Die Bodenhebung bei Svartsengi bleibt hoch und summierte sich inzwischen seit dem Ende der letzten Eruption auf gut 14 Zentimeter auf. In gut 5-6 Wochen sollte sich der Boden dann wieder ungefähr so viel gehoben haben, wie vor Beginn der letzten Eruption. Ab diesem Zeitpunkt wächst die Wahrscheinlichkeit eines weiteren Ausbruchs rasant an.

Der letzte größere Ausbruch des Beerenberg-Vulkans auf Jan Mayen ereignete sich 1970. Fünfzehn Jahre später gab es eine kleine Eruption. Auf der geologischen Zeitskala sind diese Ausbrüche gerade erst vorbei und es könnten weitere folgen. Konkrete Anzeichen hierfür sind mir allerdings nicht bekannt.

Stromboli: Erdbeben Mb 2,4 in großer Tiefe

Erdbeben in 188 Kilometern Tiefe unter dem östlichen Küstenbereich von Stromboli

Datum 02.10.24 | Zeit: 22:24:05 UTC | 38.791 ; 15.281 | Tiefe: 188 km | Mb 2,4

Wenige Kilometer östlich von Stromboli manifestierte sich gestern Abend ein vergleichsweise starkes Erdbeben der Magnitude 2,4. Der Erdbebenherd lag in der unteren Asthenosphäre, genauer, in einer Tiefe von 188 Kilometern. Die Asthenosphäre ist die Region zwischen Erdkruste und Erdmantel, in der durch partielles Schmelzen ein Großteil der Magmen entsteht, die an Vulkanen wie dem Stromboli eruptiert werden. Das Beben könnte also von einem Magmenkörper verursacht worden sein, der begonnen hat aufzusteigen. Andererseits taucht unter Stromboli ein Teil der Kruste der Ionischen Mikroplatte ab, die nahe des Ätnas subduziert wird. Es könnte sich also auch um ein tektonisches Beben gehandelt haben.

Wie auch immer, wenn sich Erdbeben am Stromboli ereignen, sollte man in Bezug auf Eruptionen besonders vorsichtig sein, wobei Beben sich oft erst nach Wochen auf die eruptive Tätigkeit auswirken, insbesondere wenn sie von aufsteigendem Magma verursacht wurden.

Die Tremoramplitude ist erhöht und fluktuiert im Orangenen Bereich, nachdem sie vor 2 Tagen Peaks erzeugte, die bis in den Roten Bereich vorgedrungen sind. Grund hierfür war eine Phase mit Lavaspattering im nordöstlichen Kratersektor, das einen Lavastrom generierte, der über die Sciara del Fuoco abfloss. Doch dieser Vorgang ist erst einmal vorbei.

Das LGS attestiert dem Vulkan eine intensive Infraschallaktivität, es kommt also häufig zu Explosionen und starken Entgasungen. Genauere Daten zu den Eruptionen werden aufgrund einer Instrumentenfehlfunktion aktuell nicht übermittelt. Der Kohledioxidausstoß lag gestern bei 1708 Tonnen am Tag, was ein hoher Wert ist.

Im INGV-Wochenbericht heißt es, dass die Häufigkeit der strombolianischen Eruptionen stark schwankt: Pro Stunde wurden zwischen 4 und 15 Eruptionen gezählt, was eine niedrige bis mittelstarke Aktivität widerspiegelt. Der Schwefeldioxid-Ausstoß zeigte steigende Werte, während nach INGV-Interpretation die Kohlendioxid-Emissionen auf durchschnittlichem Niveau gelegen haben sollen, während man einen zunehmenden Trend beim Schwefeldioxid-Ausstoß beobachtet hat. Dafür solle es aber an einer Messstation im Ort eine steigende Kohlendioxid-Emission geben. Mit großen Veränderungen im eruptiven Verhalten des Strombolis rechnen die Vulkanologen nicht.

Vulcano: Drei Erdbeben detektiert

Drei Erdbeben im Bereich von Vulcano – Stärkste Magnitude 2,6 westlich der Insel

Datum 02.10.24 | Zeit: 23:33:44 UTC | 38.380 ; 14.682 | Tiefe: 8 km | Mb 2,6

Die Liparische Insel Vulcano wurde gestern Abend um 23:33:44 UTC Schauplatz eines Erdbebens der Magnitude 2,6, das sich gut 20 Kilometer vor der Westküste des Vulkaneilands ereignete. Damit lag es außerhalb des INGV-Erfassungsbereichs für die Insel. Das Hypozentrum lag in 8 Kilometern Tiefe. In dieser Region des Tyrrhenischen Meeres kam es bislang kaum zu Erdbeben, die ich in Erinnerung hätte. Aller Wahrscheinlichkeit nach war es ein tektonisches Beben und stand nicht direkt mit der Magmenakkumulation unter dem Vulkan in Zusammenhang, wenngleich wir ja wissen, dass es Wechselwirkungen geben kann. Anders sieht es mit zwei schwächeren Mikrobeben aus, die sich am 30.09.24 und am 01.10.24 vor den Küsten von Vulcanello im Osten und Westen manifestierten. Hier kann es einen Zusammenhang mit dem Hydrothermalsystem des Vulkans geben, das immer noch unter hohem Druck steht.

Das sagt der INGV-Monatsbericht zu Vulcano

Zum Zustand des Vulkans äußerte sich das INGV am Mittwoch im Monatsbericht für den September, der am Dienstag veröffentlicht wurde. Generell wird ein leicht rückläufiger Trend bei den Fumarolentemperaturen am Kraterrand beobachtet, der an der Fumarole T2 am stärksten ausfällt. Dort treten 257 Grad heiße Gase aus. Mit Temperaturen von 327 Grad stößt die Fumarole T3 die heißesten Gase aus. Hier ging die Temperatur nur wenig zurück.

Der Schwefeldioxid-Ausstoß nahm leicht ab und bewegt sich im Bereich des langjährigen Durchschnitts. Die Kohlendioxid-Emissionen sind nach wie vor hoch, zeigen aber einen rückläufigen Trend. An der Messstation VCS wurden zuletzt Werte von rund 8000 g/m2/Tag Kohlendioxid registriert. Gegenüber dem August hat sich der Wert sogar halbiert, allerdings war dieser auch anomal hoch.

Alles in allem sieht es danach aus, als würde kein weiteres Magma ins Speicherreservoir einfließen. Das geschah wahrscheinlich zuletzt im Mai, als die Werte sprunghaft anstiegen. Eine aktuelle Ausbruchsgefahr sehe ich nicht, obgleich es nicht ganz auszuschließen ist, dass es zu phreatischen Eruptionen kommen könnte, besonders nach ergiebigen Regenfällen. Bevor wir am Vulcano eine magmatische Eruption sehen, muss wahrscheinlich weiteres Magma ins Reservoir aufsteigen, was den Sensoren des INGV nicht entgehen sollte.

Der Magmenaufstieg unter Vulcano scheint kein kontinuierlicher Prozess zu sein, sondern läuft in Schüben ab. Ich stelle mir den Magmenaufstieg unter Vulcano ähnlich dem Wachsspiel einer Lavalampe vor, wo sich von einer größeren Wachsblase am Boden der Lampe gelegentlich kleinere Blasen abspalten und nach oben treiben. Nur dass sie sich oben ansammeln und dann eine größere Blase bilden, die nicht wieder nach unten sinkt, sondern auf ihren Austritt an der Erdoberfläche wartet.

Zusammenfassung:

  • Drei Erdbeben vor der Küste von Vulcano detektiert
  • Stärkstes Beben hatte die Magnitude 2,6 und lag 20 km westlich von Vulcano
  • Fumarolentemperaturen sind leicht rückläufig
  • Kohlendioxidausstoß hat stärker nachgelassen ist aber noch hoch

Tonga: Erdbeben Mw 6,6 bei Tonga am 01.10.24

Starkes Erdbeben Mw 6,6 erschüttert Inselarchipel Tonga – Kein Tsunamialarm gegeben

Datum 01.10.24 | Zeit: 20:05:33 UTC |  -19.345 ; -172.712 | Tiefe: 10 km | Mw 6,6

Der Inselstaat Tonga wurde gestern Abend um 20:05:33 UTC erneut von einem starken Erdbeben (Seebeben) erschüttert. Das Epizentrum befand sich 154 km ost-südöstlich von Neiafu. Es erreichte eine Magnitude von 6,6, und das Hypozentrum wurde in einer Tiefe von 10 Kilometern lokalisiert. Dies deutet darauf hin, dass es sich um ein flach liegendes Erdbeben handelte, wobei die exakte Tiefe nicht genau bestimmt werden konnte. Dies tritt oft auf, wenn das seismische Netzwerk in der betroffenen Region, insbesondere auf See, nicht dicht genug ausgebaut ist.

Trotz der hohen Magnitude und der geringen Tiefe wurde kein Tsunami-Alarm ausgegeben. PHILVOLCS veröffentlichte sogar eine Meldung, in der betont wurde, dass keine Tsunamigefahr für die Philippinen besteht.

Tektonisch gesehen hing das Beben mit der Subduktion der Pazifikplatte unter der Tongaplatte zusammen, die entlang des Tonga-Kermadec-Grabens verläuft. Hinter dem Graben liegen die Inseln von Tonga, die vulkanischen Ursprungs sind.

Spätestens seit dem Hunga-Tonga-Ha’apai-Ausbruch im Januar 2022 wissen wir, dass zahlreiche aktive Unterwasservulkane zum Archipel gehören, die jederzeit ausbrechen können. Während die klimatischen Auswirkungen des Ausbruchs von Januar 2022 noch untersucht werden, zeigten andere Vulkane wie der Tofua in den vergangenen Monaten immer wieder Anzeichen von Aktivität, ohne jedoch auszubrechen. Das aktuelle Erdbeben könnte dies möglicherweise beeinflussen, auch wenn die Wahrscheinlichkeit gering ist.

Wenige Stunden vor diesem Beben ereignete sich im Bereich von Tonga ein Mantelbeben der Magnitude 5,0 in einer Tiefe von 120 Kilometern.

Erdbeben und Eruptionen auf den Philippinen

Da weiter oben die Philippinen erwähnt wurden: Etwas mehr als eine Stunde nach dem Erdbeben bei Tonga trat dort ein Erdstoß der Magnitude 6,0 auf. Das Epizentrum lag im Osten vor Luzon, und der Erdbebenherd befand sich ebenfalls in 10 Kilometern Tiefe. Am Morgen folgte im Süden des Archipels ein weiteres Beben der Magnitude 5,0. Obwohl die Philippinen nicht vulkanischen Ursprungs sind, beherbergen sie zahlreiche Vulkane. Einer davon ist die Taal-Caldera, die heute in den Schlagzeilen steht, da es zu fünf phreatischen Eruptionen kam.

Indonesien: Mantelbeben Mw 6,1 in der Banda-See

Ungewöhnlich tiefes Beben im Erdmantel unter der Bandasee – Geringe Auswirkungen an der Erdoberfläche

Datum 01.10.24 | Zeit: 09:28:06 UTC | -6.008 ; 124.896 | Tiefe: 588 km | Mw 6,1

Der Inselstaat Indonesien liegt am pazifischen Feuerring und ist für seine zahlreichen Vulkanausbrüche und Erdbeben bekannt. Eines davon ereignete sich heute Morgen im Bereich der Bandasee und wurde 274 km ost-südöstlich von Katobu verortet. Es hatte eine Momentmagnitude von 6,1. Damit zählt es zu den starken Erdbeben, doch an der Erdoberfläche wirkte es sich kaum aus, da das Hypozentrum in einer sehr großen Tiefe von 588 Kilometern lag. Es befand sich somit tief im oberen Erdmantel und muss genaugenommen als Mantelbeben bezeichnet werden. Solche tiefsitzenden Erdbeben kommen im Bereich von Indonesien selten vor. Für gewöhnlich entstehen sie weit hinter Subduktionszonen, wo ozeanische Erdkruste ins Erdinnere abtaucht. Unter den extremen Druck- und Temperaturbedingungen im Erdmantel wird das abtauchende Krustengestein plastisch wie Knetgummi, schmilzt langsam auf und vermischt sich mit dem Mantelgestein. Gelegentlich überdauert jedoch ein Segment des Krustengesteins im Erdmantel, wo es unter Spannungen geraten kann, bis es schließlich bricht und ein Beben auslöst.

Tektonisch betrachtet ist die Situation in der Bandasee äußerst komplex: Das Seebecken zwischen Sulawesi und Papua-Neuguinea liegt über der Banda-Mikroplatte, die von mehreren Subduktionszonen begrenzt wird, an denen das betreffende Stück ozeanische Kruste abgetaucht sein könnte.

Darüber hinaus gibt es zumindest theoretisch noch andere Gründe für Mantelbeben: Im Erdmantel findet eine langsame Konvektion statt, bei der heißes Material aufsteigt und kaltes absinkt. Diese Bewegungen können Spannungen verursachen, doch normalerweise sollten sich in dem plastisch verformbaren Material nicht so starke Spannungen aufbauen, dass Beben entstehen.

Erdbeben bei Tonga und Neuseeland

Mantelbeben treten ansonsten häufiger im Bereich von Tonga und Fidschi auf. Heute reichte es dort jedoch nur zu einem Erdbeben in der Asthenosphäre. Bei Tonga wurde ein Erdstoß mit einer Magnitude von 5,0 in 120 Kilometern Tiefe registriert. Auch an anderen Stellen des pazifischen Feuerrings gab es erwähnenswerte Erdstöße, etwa in der neuseeländischen Cook-Straße, wo ein Beben mit einer Magnitude von 5,1 auftrat. Das Hypozentrum lag in 10 Kilometern Tiefe.

Deutschland: Erdbeben Mb 2,1 in NRW?

Schwaches Erdbeben in NRW im Grenzgebiet Deutschland und den Niederlanden

Datum 30.09.24 | Zeit: 12:33:21 UTC | 51.268 ; 6.293 | Tiefe: 18 km | Mb 2,1

Update 18:30 Uhr: Laut dem Blog Erdbebennews handelt es sich bei der Meldung des EMSCs um eine Falschmeldung. Demnach soll der Niederländische Erdbebendienst von einem Beben M 5,8 durcheinander gebracht worden sein, dass sich im fernen Kamtschatka zutrug. So ein Erdbeben ist beim GFZ aufgeführt und manifestierte sich um 12:21:58 UTC. Das vermeintliche Beben in Deutschland ist allerdings immer noch beim EMSC gelistet.

Originalmeldung 17:15 Uhr: Heute Nachmittag ereignete sich in Deutschland ein schwaches Erdbeben der Magnitude 2,1. Das Hypozentrum befand sich in 18 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 14 km west-nordwestlich von Mönchengladbach und 34 km westlich von Düsseldorf lokalisiert. Obwohl die Daten vom niederländischen Erdbebendienst ans EMSC weitergeleitet wurden, befand sich das Epizentrum noch auf deutscher Seite des grenznahen Gebiets zu den Niederlanden. Es war ein schwaches Erdbeben noch unterhalb der Wahrnehmbarkeitsschwelle, doch es war kein Mikrobeben. Ungewöhnlich ist dass das Beben nicht vom Erdbebendienst Bensberg registriert wurde bzw. dort nicht gelistet ist.

Auf der Detailkarte sieht man den Ort Roermonde, der dem einen oder anderen Erdbebeninteressierten vielleicht noch ein Begriff von dem Erdbeben im April 1992 ist, als es 4 Kilometer westlich des Ortes zu einem starken Erdbeben der Magnitude 5,9 kam. Es war das stärkste Beben im Rheinland seit 1756. Das Hypozentrum lag damals ebenfalls in 18 Kilometern Tiefe und die Vermutung liegt nahe, dass heute das gleiche Störungssystem aktiviert wurde.




Das Gebiet am Niederrhein zählt zu den erdbebengefährdetsten Zonen Deutschlands, denn hier verläuft eine Spreizungszone, entlang derer einmal der Eurasische Kontinent zerbrechen könnte. Der tiefere Untergrund bei Roermonde ist bereits in mehrere Schollen zerbrochen, die untereinander durch Störungszonen voneinander getrennt sind. Diese nennt man bergmännisch Sprünge, da es entlang der Sprünge einen großen horizontalen Versatz der Erdschichten gibt. Laut dem Geologischen Dienst NRW sind die bedeutendsten Sprünge der Viersener-Sprung, der Erft-Sprung, der Rurrand-Peelrand-Sprung und die Feldbiss-Verwerfung. Da das aktuelle Beben nahe dem Ort Viersen lag, vermute ich den Viersener-Sprung als die für das Beben verantwortliche Störungszone.

Ich selbst wohne ca. 40 Kilometer Luftlinie von dem Erdbebenort entfernt. 1992 wurde ich vom Erdbeben gut durchgeschüttelt und das Dachgebälk meines Hauses knackte bedrohlich. Bleibt zu hoffen, dass sich nicht bald wieder ein starkes Erdbeben am Niederrhein ereignen wird. Statistisch gesehen kommen solche starken Beben hier nur alle 150 Jahre vor, aber wir wissen ja, dass sich die Erde nicht an Statistiken hält und es durchaus zeitnah zu einem weiteren stärkeren Erdbeben kommen kann.

Griechenland: Mittelstarkes Erdbeben bei Zakynthos

Erdbeben Mb 4,7 erschüttert Ionisches Meer vor Griechenland – zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen

Datum 28.09.24 | Zeit: 12:18:14 UTC | 37.368 ; 21.328 | Tiefe: 14 km | Mb 4,7

Vor der Westküste der griechischen Halbinsel Peleponnes ereignete sich gestern Mittag um 12:18 UTC ein mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 4,7. Das Hypozentrum lag in einer Tiefe von 14 Kilometern. Das Epizentrum wurde 36 km südlich von Pýrgos verortet. Die bekannte Insel Zakynthos liegt etwa 60 Kilometer nördlich des Epizentrums. Von dort stammen die meisten Wahrnehmungsmeldungen, die beim EMSC eingingen. Wegen der häufigen Erdbeben dort ist man entsprechend sensibilisiert und achtet auf Erschütterungen. Dort war der Erdstoß allerdings nur vergleichsweise schwach zu spüren gewesen: Türen fielen zu und Lampen schwankten. Anders lesen sich die Meldungen aus Pýrgos, wo vor allem höhere Gebäude deutlich schwankten. Nachts gab es ein Nachbeben der Magnitude 2,2.

Erdbeben im Mittelmeerraum stehen übergeordnet mit der Plattenkollision von Afrika mit Eurasien in Verbindung. Im aktuellen Fall manifestierte sich das Beben am Hellenischen Graben, der von Rhodos im östlichen Mittelmeer ausgehend einen Bogen beschreibt, der südlich von Kreta lang führt und sich auf Höhe der Halbinsel Peleponnes den Ionischen Inseln nähert. Südlich der Insel trifft der hellenische Graben auf eine andere Störungszone und bildet ein Kreuzungssystem mit dieser. Hierbei handelt es sich um das Mittelmeer-Ridge.

Erdbeben vor Sizilien

Auf der anderen Seite des Ionischen Meeres liegt Sizilien, wo es vor der Südwestküste ebenfalls bebte. Der Erdstoß hier brachte es auf eine Magnitude von 3,1 und wurde nordwestlich von Trapani verortet. Damit befand sich das Epizentrum bereits im Grenzbereich zum Tyrrhenischen Meer. In der Region gab es bereits in der letzten Woche ein Erdbeben der Magnitude 4,1. Das aktuelle Erdbeben ereignete sich aber aller Wahrscheinlichkeit an einer anderen Störungszone und kann daher nicht als Nachbeben interpretiert werden. Darüber hinaus gab es auch noch zwei weitere Erschütterungen im Tyrrhenischen Meer, die sich im Bereich der Liparischen Insel abspielten und Magnituden im Zweierbereich hatten.

Erwähnenswert sind noch zwei Mikrobeben, die sich in den letzten Tagen westlich von Lipari und nördlich von Vulcano zutrugen.

Äthiopien: Erdbebenserie nahe Vulkan Fentale

Drei Erdbeben mit Magnitude über 4 im äthiopischen Riftvalley nahe Vulkan Fentale – Anwohner sprechen von Schwarmbeben

Datum 27.09.24 | Zeit: 04:36:21 UTC | 9.057 ; 40.099 | Tiefe: 10 km | Mb 4,9

In Äthiopien ereignete sich eine kleinere Erdbebenserie mit drei Beben, deren Magnituden im Bereich von 4 lagen. Das stärkste Beben trat gestern um 04:36:21 UTC auf und erreichte eine Magnitude von 4,9. Das Hypozentrum wurde in einer Tiefe von 10 Kilometern verortet, möglicherweise lag es jedoch flacher, was nicht exakt bestimmt werden konnte. Das Epizentrum wurde vom EMSC 11 km nordwestlich von Āwash lokalisiert. Der Nationalpark liegt am südlichen Ende des Afar-Dreiecks, einer Region mit aktivem Vulkanismus und intensiver tektonischer Aktivität am auslaufenden Ostafrikanischen Rift. Die Erdbeben traten in unmittelbarer Nähe des Fentale-Vulkans auf, der durch eine große Caldera geprägt ist.

Berichte von Anwohnern, die in sozialen Medien geteilt wurden, deuten darauf hin, dass die von den Seismografen erfassten Beben nur die stärksten eines Erdbebenschwarms waren, der bereits seit einer Woche andauern soll. Es liegen keine mir bekannten Seismogramme zu diesen Ereignissen vor, jedoch ist das seismische Netzwerk in dieser Region nicht besonders dicht ausgebaut, sodass schwächere Erdbeben möglicherweise nicht erfasst werden. In unserer Facebook-Gruppe wurde ein Beitrag geteilt, der Fotos von Erdspalten zeigt, die angeblich durch den Erdbebenschwarm entstanden sind. Die Authentizität dieser Fotos lässt sich aus der Ferne jedoch nicht überprüfen. Sollte dies zutreffen, könnte es sich um vulkanisch bedingte Erdbeben infolge einer Magmaintrusion handeln, was auf einen drohenden Vulkanausbruch hindeuten könnte. Es sind jedoch auch rein tektonische Beben möglich, da die Region in der Dehnungszone des Riftvalleys liegt. Bei tektonischen Beben dieser Stärke würde man jedoch eher Risse in Hauswänden und auf asphaltierten Straßen erwarten als größere Bodenspalten, da solche Spalten in der Regel auf zusätzliche Bodendeformationen hinweisen.

Laut dem Global Volcanism Program (GVP) ist Fentale ein großer Stratovulkan mit einer 2,5 x 4,5 km großen Gipfelcaldera, der am nördlichen Ende des äthiopischen Teils des Riftvalleys liegt. Nach der Bildung der Caldera, die durch Ablagerungen pyroklastischer Ströme geprägt ist, eruptierte der Vulkan Lavaströme aus Obsidian, die heute am Grund der Caldera zu finden sind. Der letzte Ausbruch ereignete sich im Jahr 1820, als basaltische Lavaströme aus einer Eruptionsspalte an der Flanke des Vulkans austraten. Der Fentale zeichnet sich also durch ein großes chemisches Spektrum der eruptierten Lava-Art aus.  Die letzte Eruption, bei der basaltische Lava gefördert wurde, könnte der erste Ausbruch eines neuen Eruptionszyklus gewesen sein, nachdem zuvor rhyolithische Lava gefördert wurde, die einen langen Reifungsprozess hinter sich hatte.

Zuletzt gab es in der gleichen Gegend im Oktober 2023 ein Erdbeben Mb 4,8, ohne dass es kurzfristig erkennbare Auswirkungen hatte.