Schweiz: Moderates Erdbeben während der Nacht

Erdbeben der Magnitude 4,1 riss viele Bewohner der Schweiz aus dem Schlaf

Datum: 04.06.2024 | Zeit: 00:34:33 UTC | Lokation: 47.187 ; 8.881 | Tiefe: 5 km | Mw 4,1

In der Schweiz ereignete sich heute Nacht ein Erdbeben der Magnitude 4,1. Der Erdbebenherd lag in nur 5 Kilometern Tiefe. Das Hypozentrum wurde vom EMSC 6 km ostsüdöstlich von Rapperswil verortet. Besser bekannt dürfte der Wägitalersee sein, der sich im Kanton Schwyz befindet.

Der als moderat einzustufende Erdstoß manifestiert sich um 2.34 Uhr Ortszeit und wurde von zahlreichen Anwohnern gespürt. Dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen aus 100 Kilometern Entfernung zum Epizentrum vor.

Der Erdbebendienst der ETH Zürich hatte zunächst eine Magnitude von 4,4 angegeben, korrigierte den Wert aber später. Beim GFZ Potsdam ist das Beben mit Mb 4,0 angegeben.

Dass es viele Schweizer aus dem Schlaf riss, dürfte auch dem flach liegenden Hypozentrum geschuldet gewesen sein. Das Beben war stark genug, um geringfügige Schäden an Häusern und Straßen zu verursachen. Es könnten sich Risse gebildet haben. Auch Steilwände können durch solche Erschütterungen destabilisiert werden. Große Bergstürze gab es in den letzten Wochen ja in anderen Erdteilen genug.

Ein ähnlich starkes Erdbeben ereignete sich in der Schweiz im Oktober 2020. Am 6. März 2017 gab es das bislang stärkste Erdbeben der Region. Es hatte eine Magnitude von 4,6.

Die Gesteine des Wägitaler Tals werden vom gleichnamigen Flysch dominiert, der zu Zeiten der obersten Kreide und des mittleren Eozäns abgelagert wurde. Hierbei handelt es sich um marine Sedimente, die bei der Orogenese der Alpen aufgeschoben, gefaltet und oft auch zerbrochen wurden. Mehrere Meter mächtige Brekzien aus zerbrochenem Gestein zeugen von den Kräften des Erdinneren. Entsprechend gibt es lokale Störungszonen, die mit der Alpenbildung assoziiert sind und sich für das Beben verantwortlich zeigen.

Japan: Erdbeben Mw 5,8 verursacht Schäden und Verletzte

Starkes Erdbeben Mw 5,8 verursacht auf japansicher Insel Honshu Schäden – 5 Häuser eingestürzt

Ein Erdbeben der Magnitude 5,9 erschütterte gestern Abend (Montag früh Ortszeit) die japanische Hauptinsel Honshu. Der Erdstoß manifestierte sich vor der Nordküste der Noto-Halbinsel und hatte einen Erdbebenherd in 13 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 43 km nordöstlich von Anamizu lokalisiert. Die Angaben zum Erdbeben schwanken von Erdbebendienst zu Erdbebendienst etwas. Anfangs ermittelte das JMO eine Magnitude von 7,4 und verbreitete entsprechende Notfallwarnungen. Inzwischen haben die Japaner die Magnitude auf 6,0 korrigiert, während das EMSC auf 5,8 kommt. Es gab zahlreiche Nachbeben, so dass ein Bebencluster entlang der betroffenen Störungszone entstand.

Es bestand keine Tsunamigefahr, obgleich es leichte Abweichungen vom normalen Seegang gab.

Bereits am 1. Januar hat es hier ein deutlich stärkeres Erdbeben Mw 7,5 gegeben, das große Schäden verursachte und einen Tsunami auslöste. Mehrere Menschen kamen ums Leben. Das aktuelle Erdbeben ließ im Ort Tsubata 5 Häuser einstürzen, die bei dem Beben vom Januar beschädigt wurden. Mindestens eine Person erlitt schwere Verletzungen.

Die Behörden beruhigten und teilten mit, dass kein Anlass zur Sorge besteht, und riefen gleichzeitig zur Wachsamkeit auf, da Nachbeben ähnlicher Stärke und möglicher Regenfälle das Risiko von Steinschlägen und Erdrutschen erhöhen könnten. Für die Noto-Halbinsel sind für Montagnacht starke Regenfälle vorhergesagt.

Laut Tokyo Electric Power wurden im nicht weit entfernten Kernkraftwerk Kashiwazaki-Kariwa keine Anomalien festgestellt.

Das Beben löste spezielle Frühwarnmeldungen auf Smartphones bis in die Region Kanto aus, und starke Erschütterungen waren unter anderem in den Präfekturen Niigata, Fukushima und Toyama spürbar.

Tektonisch betrachtet stand das Erdbeben mit der Grenze zwischen der Ochotskischen-Platte und der Amur-Platte im Zusammenhang, die in der Region der Noto-Halbinsel auf Honshu trifft. Eine Beteiligung der Niigata-Kobe-Tectonic-Zone ist nicht ausgeschlossen. Sie verläuft allerdings südlich der Epizentren.

Aufnahmen einer Überwachungskamera visualisieren durch ihr Gewackel den Erdstoß.

Italien: Erdbebenserie im Süden

Schwarmbeben erschüttert Südosten von Italien – Stärkster Erdstoß Mb 4,2

Datum: 29.05.2024 | Zeit: 12:07:14 UTC | Lokation: 39.366 ; 16.996 | Tiefe: 10 km | Mb 4,2

Im Südosten von Italien manifestierte sich ein Schwarmbeben, dessen stärkste Erschütterung gestern auftrat und laut GFZ eine Magnitude von 4,2 hatte. Das Hypozentrum befand sich in 10 Kilometern Tiefe. Das EMSC kommt auf andere Daten und ist der Auffassung, dass der Erdstoß eine Magnitude von 4,0 hatte und ein Erdbebenherd in 24 Kilometern Tiefe aufwies. Das Epizentrum wurde 11 km west-südwestlich von Cirò Marina, einem Ort in der Provinz Crotone, verortet. Innerhalb einer Woche wurden hier gut zwei Dutzend Erdbeben festgestellt.

Der stärkste Erdstoß gestern konnte von Anwohnern wahrgenommen werden, und dem EMSC liegen entsprechende Meldungen vor.

Betrachtet man die Region auf der Karte, stellt man fest, dass das Erdbebengebiet die Ferse des italienischen Stiefels bildet. Etwas weiter südlich liegt der Stiefel mit der Stadt Crotone, die wiederum am Rand des gleichnamigen Beckens tektonischen Ursprungs liegt. Die Störungen, die das Becken schufen, strecken ihre Finger bis in die aktuelle Erdbebenzone aus und sind für die Erschütterungen hier verantwortlich, die mit der Rossano-Nicola-Scherzone in Verbindung stehen.

Studien kamen zu der Erkenntnis, dass der submarine Bereich des Crotone-Beckens einst Schauplatz gigantischer langsamer Erdrutsche war, bei denen bis zu 1.000 Meter mächtige Sedimentschichten umgelagert wurden. Dieses Phänomen manifestierte sich aber nur unter Wasser und betraf nicht den über Wasser liegenden Teil des Beckens. Dafür gab es aber an Störungen weiter westwärts starke Erdbeben, die große Zerstörungen verursachten und Tausenden Menschen das Leben kosteten. Daher werden Erdbeben in dieser Region mit Argusaugen beobachtet, weisen sie doch darauf hin, dass sich Spannungen im Untergrund aufgebaut haben, die letztendlich auch stärkere Erdbeben hervorbringen könnten.

In den Phlegräischen Feldern, einem anderen italienischen Erdbebengebiet ist es momentan relativ ruhig geworden und es werden täglich nur wenige Erschütterungen detektiert. An einer dauerhaften Ruhe glaube ich aber nicht.

Vanuatu: Starkes Erdbeben Mw 6,3

Starkes Erdbeben der Magnitude 6,3 erschüttert Inselstaat Vanuatu – Mehrere Vulkane in der Nähe

Datum: 25.05.2024 | Zeit: 22:23:16 UTC | Lokation: -17.109 ; 167.884 | Tiefe: 29 km | Mw 6,3

Gestern Abend gab es im Inselstaat Vanuatu ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,3. Das Hypozentrum befand sich in 29 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 83 km nordwestlich von Port-Vila verortet. Demnach ereignete sich das Beben offshore. Dennoch wurde es auf der Insel Efate deutlich gespürt und Häuser begannen zu schwanken. Bebenzeugen empfanden die Erschütterungen als moderat und schwächer, als man bei dieser Magnitude erwarten würde, was vermutlich der Tiefe des Hypozentrums geschuldet sein dürfte. Aufgrund der Tiefe des Erdbebenherds bestand auch keine Tsunamigefahr. Meldungen über Schäden liegen nicht vor, dennoch war es der stärkste Erdstoß der letzten 24 Stunden.

Das Erdbeben ist für den Kontext von Vnet von besonderem Interesse, da es sich bei Vanuatu um einen vulkanischen Inselbogen handelt, der Teil des zirkumpazifischen Feuergürtels ist. Hier gibt es mehrere als aktiv eingestufte Vulkane, deren Tätigkeit durch das Erdbeben beeinflusst werden könnte. In Eruption begriffen ist aktuell nur der daueraktive Vulkan Yasur auf der Insel Tanna, dennoch befinden sich fünf Vulkane auf Alarmstufe „2“ und zwei Feuerberge stehen auf „1“. Am wahrscheinlichsten halte ich, dass die Vulkane auf Ambrym und Ambae aktiviert werden könnten.

Der Erdstoß stand mit dem Vanuatu-Graben (Neueherbridengraben) in Verbindung und lag nur wenige Kilometer östlich dieser dominanten Subduktionszone, an der die Australische Platte unter die Pazifikplatte abtaucht und aufschmilzt. Bei diesem Prozess entsteht ein Teil des Magma, das an den Vulkanen Vanuatus eruptiert wird.

Das Erdbeben bei Vanuatu war zwar der stärkste Erdstoß der letzten 24 Stunden, aber nicht das einzige interessante Beben in Vulkanregionen. So gab es bei den Liparischen Inseln einen Erdstoß Mb 2,2 in der großen Tiefe von 154 Kilometern. Unter dem isländischen Gletschervulkan Katla bebte es mit einer Magnitude von 2,8. Seltsamerweise gab es nur sehr wenige Erdbeben unter Reykjanes.

Kanarische Inseln: Erhöhte Seismizität auf Teneriffa

Erdbeben Mb 3,3 zwischen Teneriffa und Gran Canaria – Zahlreiche Mikrobeben am Teide

Datum: 25.05.2024 | Zeit: 12:41:51 UTC | Lokation: 28.1828 ; -16.2947 | Tiefe: 28 km | Mb 3,3

In den letzten Monaten blickten wir alle gebannt nach Island und andere Destinationen gerieten ein wenig aus dem Fokus, doch es gibt sie noch, die Ereignisse jenseits des Nordatlantiks. So ereignete sich gestern ein Erdbeben der Magnitude 3,3 bei den Kanarischen Inseln. Das Epizentrum manifestierte sich zwischen Teneriffa und Gran Canaria und wurde knapp 12 Kilometer östlich von Punta del Abrigo de Fasnia auf Teneriffa verortet. Damit manifestierte sich der Erdstoß unweit des wohlbekannten Bebenspots des submarinen Vulkans Enmedio. Das Hypozentrum des Bebens lag in 28 Kilometern Tiefe und somit in der Asthenosphäre. Es könnte von Magma verursacht worden sein, das dabei ist aufzusteigen.
Betrachtet man die Erdbeben der letzten 15 Tage, dann sieht man, dass es in der Region zahlreiche Erdbeben gegeben hat, nicht nur zwischen Teneriffa und Gran Canaria, sondern auch auf Teneriffa selbst. Zahlreiche schwache Beben manifestierten sich unter der Gipfelcaldera des Vulkans Pico del Teide und unter der oberen Südflanke des Vulkans, der den Ätna um ca. 300 m überragt und daher als größter Vulkan des politischen Europas betrachtet werden muss, auch wenn der Teide vor der Küste Afrikas liegt. Man kann davon ausgehen, dass diese Beben wenigstens teilweise vulkanotektonischer Natur sind und infolge von Gesteinsbruch durch Fluidbewegungen entstanden. Einige der schwächeren Beben waren auch langperiodische Erschütterungen. Die Erdbebenherde befanden sich in 10 bis 12 Kilometern Tiefe, dort, wo die Oberseite eines Magmenkörpers vermutet wird. Ob er allerdings eruptionsfähige Schmelze enthält, darf man bezweifeln: Die letzte Eruption des Pico del Teide manifestierte sich im Jahr 1909. Damals kam es zu einem Flankenausbruch in 10 Kilometern Entfernung zum Gipfelkrater. 1789 kam es zum letzten Ausbruch in der Caldera.

Erdbeben unter El Hierro

Erdbeben gibt es auch unter zwei anderen Inseln der Kanaren: La Palma und El Hierro. Während die Erschütterungen unter La Palma überwiegend Nachwirkungen der jüngsten Eruption sein werden, könnten es sich bei den Beben unter El Hierro um frühe Anzeichen einer neuen Magmenakkumulation handeln. Das stärkste Erdbeben der Magnitude 2,6 ereignete sich heute vor der Südküste nahe des Unterwasservulkans El Discreto, der 2011 aktiv war. Natürlich sind hier auch rein tektonische Gründe für die Erschütterungen möglich.

Campi Flegrei: Neues Erdbeben Mb 3,6

Spürbares Erdbeben der Magnitude 3,6 in der Campi Flegrei – Gefängnis wurde evakuiert

Datum: 22.05.2024 | Zeit: 06:28:00 UTC | Lokation: 40.8075 ; 14.1103 | Tiefe: 2,5 km | Mb 3,6

Gestern Abend verkündete das INGV das offizielle Ende des Erdbebenschwarms, der am Montag begonnen hatte und für viel Aufregung gesorgt hatte. Die stärkste Erschütterung hatte eine Magnitude von 4,4 und war das stärkste Erdbeben, das in der Caldera gemessen wurde. Das heißt nicht, dass es nicht zuvor stärkere Erdbeben gegeben haben kann, etwa im Vorfeld der Monte-Nuovo-Eruption. Die Magnitude dieser Beben lässt sich im Nachhinein jedoch nicht mehr exakt bestimmen. Der Erdbebenschwarm bestand aus 168 Erschütterungen. Dabei kam es zu einer relativ großen Streuung einzelner Beben.

Nach einer relativ ruhigen Nacht ereignete sich heute Morgen ein weiteres Erdbeben, das weithin spürbar war und eine Magnitude von 3,6 hatte. Die Tiefe des Hypozentrums wurde mit 2,5 Kilometern angegeben. Das Epizentrum befand sich im Westen des Golfs von Pozzuoli und manifestierte sich an einer lokalen Störungszone, die in den vergangenen Wochen öfter ähnliche Erschütterungen hervorbrachte. Ein größerer Erdbebenschwarm ist bis jetzt ausgeblieben.

In Pozzuoli glätten sich die Wogen langsam nach den Ereignissen vom Montag, doch es wurden weitere Schäden an Gebäuden gemeldet. Laut einem Video von Local Team wurde gestern das Frauengefängnis von Pozzuoli vorsorglich evakuiert. Alle 140 Insassen wurden in andere Einrichtungen verlegt. Als Grund wurde die Erdbebentätigkeit genannt.

Die Ereignisse der letzten Tage werden von Wissenschaftlern kontrovers diskutiert. Auch wenn man in den Wochen zuvor erkennen konnte, dass immer mehr Forscher die Seiten gewechselt haben und eine Eruption für möglich halten, gibt es immer noch ein Lager, das dies nicht denkt. Hier lautet der Grundtenor, dass die Existenz des Magmenkörpers, der sich nach einer neuen Studie in 5 Kilometern Tiefe befinden soll, erst noch durch weitere Studien bestätigt werden muss. Allerdings gab es bereits vor der neuen Studie wissenschaftliche Arbeiten, die Magma in 4-5 Kilometern Tiefe zumindest vermuten ließen. Die Forscher, die nicht an einen Magmenkörper in geringer Tiefe glauben, gehen von der Existenz eines größeren Magmenreservoirs in größeren Tiefen jenseits von 8 Kilometern aus. Von dort sollen die magmatischen Fluide aufsteigen, die für den Bradyseismos verantwortlich sind. Die Gretchenfrage ist jedoch, ob in diesen Magmenkörper weiterhin Magma aus noch größeren Tiefen aufsteigt oder nicht.

Da es, wie so oft, wenn es um die Prozesse im Erdinneren geht, vieles im Verborgenen bleibt und niemals Klarheit besteht, ob und wann z.B. ein großes Erdbeben kommt oder ein Vulkan ausbricht, muss man sich natürlich fragen, ob es empfehlenswert ist, mitten in einer aktiven Caldera zu siedeln.

Campi Flegrei: Angst vor Vulkanausbruch steigt

Nach starkem Erdbeben steigt die Angst vor einem Vulkanausbruch – Vulkanologen beruhigen

Der starke Erdbebenschwarm von gestern Abend beunruhigte die betroffenen Menschen sehr und viele übernachteten im Freien. Die Kommunalverwaltung hatte auf öffentlichen Sammelplätzen vier große Zelte aufstellen lassen, in denen Anwohner unterkommen konnten, die nicht in ihren Häusern übernachten wollten: Die Angst vor einem stärkeren Erdbeben war bei manchen groß. Es wurde auch psychologische Betreuung angeboten.

In vielen Medien ist zu lesen, dass die Menschen in Panik verfielen, doch auf den zahlreichen Aufnahmen in den sozialen Medien sieht man zwar rege Betriebsamkeit in den Straßen und auf den für Notfälle ausgewiesenen Sammelplätzen am Ende der Evakuierungsrouten, doch die Leute wirken zum großen Teil ruhig und gefasst und nicht panisch oder verzweifelt.

Erdbeben Mb 4,4 verursachte leichte Schäden in Pozzuoli

Das Beben verursachte leichte Schäden an Gebäuden und Straßen. Vornehmlich kam es zu Rissbildungen, aber es sind auch kleinere Fassadenteile wie Putz und Verzierungen auf die Straßen gefallen. Es kam zu Verkehrsbeeinträchtigungen und der Bahnverkehr wurde eingestellt, da man die Gleise überprüfen musste. Am Rand der Solfatara ereigneten sich Steinschläge und Erdrutsche.

Das INGV hat die Magnitude des stärksten Erdbebens bei Mb 4,4 belassen, ohne sie zu korrigieren. Beim EMSC hingegen wurde die Magnitude auf 4,2 herabgestuft und das Epizentrum vor die Küste von Ischia verlagert, was mir wenig plausibel zu sein scheint. Aber auch mit einer reduzierten Magnitude liegt das Beben im Spitzenbereich der letzten 40 Jahre und teilt sich den Titel des stärksten Erdstoßes dann mit dem Beben Ende September 2023.

Obwohl das Beben immer als stark beschrieben wird, muss man das relativ sehen: Für ein Erdbeben mit vulkanischem Hintergrund ist es ein starkes Erdbeben gewesen und auch das stärkste je gemessene Erdbeben in der Campi Flegrei. Dennoch muss man es aufgrund der Magnitude im 4-er-Bereich als mittelstark einordnen. Es war zwar gut zu spüren gewesen, hatte aber nur ein geringes Zerstörungspotenzial. Es gibt noch Luft nach oben, bevor man mit katastrophalen Schäden rechnen muss. Vulkanisch bedingte Erdbeben werden selten noch stärker. Werden sie es doch, dann ist in der Regel Magma unterwegs, so wie wir es am 10. November auf Island sahen, als sich ein magmatischer Gang unter Grindavik ausbreitete, der sogar zu einem Rifting-Prozess geführt hat. Damals gab es Erdbeben bis zur Magnitude 5,2.

Vulkanologen beruhigen: Keine Anzeichen für unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch

Fumarole SolfataraWährend sich die Anwohner der Campi Flegrei also Sorgen machen, dass der Calderavulkan ausbrechen könnte, beruhigen die INGV-Vulkanologen. Sie schrieben in einem Statement, dass es keine anderen Anzeichen für einen bevorstehenden Vulkanausbruch gäbe. Weder die Bodenhebung hat sich beschleunigt, noch hat sich die chemische Zusammensetzung der Gase geändert, die von den Fumarolen im Bereich der Solfatara ausgestoßen werden. Wäre Magma bis kurz unter die Oberfläche aufgestiegen, würde man einen erhöhten Schwefeldioxid-Ausstoß erwarten.

Was die Bodenhebung anbelangt, bin ich skeptisch und gehe davon aus, dass wir in den nächsten Stunden schon eine Verstärkung der Hebungsrate sehen werden: Wahrscheinlich stand das starke Schwarmbeben mit magmatischen Fluiden in Verbindung, die die Deckschicht in 3 Kilometern Tiefe durchdrungen haben. Es dauert natürlich eine Weile, bis das Material durch die Risse aufsteigt und sich in den schwammartigen Ablagerungen des Hydrothermalsystems akkumulieren und so den Untergrund anheben.

Wenig Vertrauen schaffen da einige Aussagen von Politikern, die in lokalen Medien verlautbart wurden, indem man die aktuelle Krise mit jener von 1982/84 vergleicht. Zwar ist es richtig, dass die Bodenhebungsrate damals deutlich höher war als jetzt und zeitweise 92 mm pro Monat betrug (jüngste Messungen kommen aktuell auf 20 mm), doch was die schiere Anzahl der Erdbeben anbelangt, lag der April tatsächlich auf gleichem Niveau wie damals, als pro Monat knapp 1300 Erschütterungen detektiert wurden. In den Berichten ist oft zu lesen, dass es im April nur ca. 450 Beben gewesen sein sollen. Doch diese Zahl bezieht sich auf Erdbeben, die in Schwärmen auftraten. Also, entweder werden unbeabsichtigt falsche Zahlen verbreitet, oder man will beruhigen.

Generell muss man sich auch fragen, was die früheren Bradyseismos-Phasen von der aktuellen Phase unterscheidet. Die letzten Phasen dauerten meistens selten länger als 2 Jahre, während die aktuelle Phase bereits 19 Jahre anhält. Dafür läuft sie deutlich langsamer ab, wobei in den letzten Jahren eine deutliche Beschleunigung zu sehen ist. Man darf sich natürlich auch fragen, ob man im letzten Jahrhundert genau genug gemessen hat, um die langsamen Anfänge einer neuen Phase mitzubekommen. Geht man davon aus, dass vermehrt magmatische Fluide freigesetzt werden, wenn sich im tieferen Untergrund eine größere Magmamenge ansammelt, dann sieht es so aus, als wäre bei früheren Phasen eine Magmablase aus der Tiefe aufgestiegen und hat in 4-5 Kilometern Tiefe ihren Aufstieg gestoppt. Jetzt sieht es eher nach einem kontinuierlichen Zustrom von Magma aus dem tiefer gelegenen Magmenkörper aus, so dass sich über die Jahre hinweg eine kritische (eruptionsfähige) Menge Schmelze ansammeln könnte. Kurzum: Je länger der Prozess anhält, desto größer die Ausbruchswahrscheinlichkeit. Einen VEI7-Ausbruch (Supervulkanausbruch) sehe ich noch nicht anstehen. Sollte die Hebung aber noch Jahrzehnte anhalten, kann ich mir so etwas auch vorstellen.



Campi Flegrei: Starkes Erdbeben Mb 4,4 erschüttert Solfatara

Erdbeben Mb 4,4 erschüttert Solfatara in der Campi Flegrei – Stärkstes Erdbeben der Hebungsphase verursacht Besorgnis

Datum: 20.05.2024 | Zeit: 18:10:03 UTC | Lokation: 40.828 ; 14.138 | Tiefe: 3 km | Mb 4,4

Am Abend manifestierte sich ein Erdbeben der (vorläufigen) Magnitude 4,4 unter dem Westen des Solfatara-Kraters in der Campi Flegrei. Die Tiefe des Hypozentrums wurde mit 3 Kilometern angegeben. Das EMSC verortete das Beben 11 Kilometer west-südwestlich von Neapel. Sollten sich die Angaben zur Magnitude bestätigen, wäre es nicht nur das stärkste Erdbeben der aktuellen Hebungsphase, sondern der stärkste jemals gemessene Erdstoß in der Caldera Campi Flegrei. Das bisher stärkste Beben hatte eine Magnitude von 4,2 und wurde Ende September letzten Jahres detektiert.

Das Erdbeben ereignete sich um 20:10:03 Lokalzeit (18:10:03 UTC) und war Teil eines sehr intensiven Schwarmbebens, das bis zur Stunde anhält und aus ca. 140 Erschütterungen besteht. Knapp 20 Minuten vor dem Beben Mb 4,4 gab es ein Beben Mb 3,5, das sich nordwestlich der Solfatara ereignete. Schon durch dieses Beben waren die Anwohner aufgeschreckt, doch nach dem Beben Mb 4,4 herrscht vor Ort große Besorgnis, um nicht zu sagen fast Panik. Menschen versammelten sich im Freien und entlang der Fluchtrouten. Einsatzkräfte sind unterwegs und kontrollieren die Infrastruktur auf schände. Der Bahnverkehr wurde eingestellt.

Leichte Schäden an der Infrastruktur in der Campi Flegrei

Erste Bilder zeigen leichte Schäden wie umgestürzte Absperrzäune und einen umgekippten Verkaufsstand. Eine lokale Nachrichtenseite (fanpage.it) berichtet, dass bei der Feuerwehr Meldungen über leichte Gebäudeschäden wie Risse in Mauern und herabgestürzten Gesimse eingegangen seien. Die Stadtverwaltung hat eine Notfallnummer veröffentlicht, unter der die Menschen Schäden melden können. Allerdings ist diese Nummer wohl ständig belegt und die Mobilfunknetze und Internetverbindungen sind überlastet.

Beim EMSC sind bereits jetzt viele Wahrnehmungsmeldungen eingegangen. Sie stammen aus einem Umkreis von 20 Kilometern und reichen fast bis an den Fuß des Vesuvs heran. Auch von der Insel Ischia stammt eine Meldung. Der Tenor der Meldungen ist, dass es ein starker Erdstoß war, der deutlich länger anhielt als die üblichen Beben, die man bis jetzt spürte. Ein Bebenzeuge schreibt, dass er ca. 20 Sekunden lang anhielt.




Sehr wahrscheinlich geht das Schwarmbeben mit einer Beschleunigung der Bodenhebung einher. Der Ort des Bebens unter dem Solfatara-Krater gibt zusätzlichen Grund für Besorgnis, besonders, da erst gerade die neuen Forschungsergebnisse enthüllt wurden, nach denen sich in 5 Kilometern Tiefe eine Magmenansammlung befindet.

Indonesien: Erdbeben Mb 5,0 vor Halmahera

Mittelstarkes Erdbeben Mb 5,0 erschüttert Halmahera – Aktive Vulkane in der Nähe

Datum 19.05.2024 | Zeit: 16:57:2 UTC | Lokation: 2.41 ; 128.712 | Tiefe: 10 km | Mb 5,0

Gestern manifestierte sich vor der Nordspitze der indonesischen Insel Halmahera ein moderates Erdbeben der Magnitude Mb 5,0. Dieser Wert wurde vom GFZ ermittelt. Das EMSC kam auf eine Magnitude von Mb 4,7. Auch die Tiefenangaben schwanken. Während erstgenanntes Institut die Tiefe mit 10 Kilometern angab, kam das EMSC auf 41 Kilometer Tiefe. Das Epizentrum wurde 89 km nordnordöstlich von Tobelo verortet.

Obwohl die Angaben zum Erdbeben schwanken und es auch nicht das stärkste Erdbeben der letzten 24 Stunden war, ist es im Kontext von Vulkane.net von besonderem Interesse, da es sich in der Nähe von 2 aktiven Vulkanen befand, die sich in den letzten Tagen als besonders aktiv erwiesen. Möglicherweise wirkt sich der Erdstoß auf das Verhalten der Vulkane aus. Auf jeden Fall versinnbildlicht es die unruhige Erde der Region.

Bei den Vulkanen handelt es sich um Dukono und Ibu. besonders letzterer Vulkan ist ungewöhnlich aktiv und erzeugt seit letzter Woche explosive Eruptionen, die stärker sind als sonst und Vulkanasche bis zu 5000 Meter über Kraterhöhe fördern. So eine Eruption gab es auch heute wieder. Täglich werden mehr als 1000 vulkanotektonische Erschütterungen detektiert, die darauf hindeuten, dass sich ein größerer Magmenkörper unter dem Vulkan akkumuliert. Im Krater des Vulkans wächst seit Jahren ein Lavadom, der nun ordentlich Nachschub erhalten könnte. Andererseits können die Explosionen den Dom erodieren und sein Volumen verändern. Da der Ibu ziemlich weit vom Schuss liegt, wird er nicht so genau bewacht, wie etwa der Merapi auf Java. Daher fehlen Daten zum Domvolumen.

Der zweite Vulkan ist der Dukono, der näher am Epizentrum des Bebens liegt und in den letzten Wochen ebenfalls außergewöhnlich aktiv war. Auf Sentinel-Aufnahmen sieht man eine thermische Anomalie und es werden immer wieder größere Ascheeruptionen erzeugt, die allerdings nicht ganz so spektakulär wie am Ibu sind. Eine Satellitenaufnahme vom vergangenen Monat zeigte eine mehrere Hundert Kilometer lange Dampfschleppe.

Tektonisch betrachtet stand das Erdbeben im Zusammenhang mit der Plattengrenze zwischen der Halmahera-Mikroplatte und der Philippinischen Platte und manifestierte sich an einem Arm des hier auslaufenden Philippinengrabens.

Stärkstes Erdbeben der letzten 24 Stunden

Übrigens, das stärkste Erdbeben seit gestern manifestierte sich bei den Fox-Inseln, die zum vulkanischen Inselbogen der Aleuten gehören. Es hatte eine Magnitude von 5,9 und einen Erdbebenherd in 10 Kilometern Tiefe.
Ein weiterer starker Erdstoß der Magnitude 5,5 ereignete sich in der Grenzregion zwischen Kyrgyzstan und der chinesischen Provinz Xinjiang.