Erdbeben M 3,8 auf Island am 09.09.23

Erdbeben Md 3,8 unter Reykjanes-Halbinsel

Datum 09.09.23 | Zeit: 03:24:38 UTC | 63.92 ; -22.045 | Tiefe: 6,0 km | Mw 6,9

Gestern Abend manifestierte sich auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel ein moderates Erdbeben der Magnitude 3,8. Dieser Wert stammt von IMO. Beim EMSC kam man auf M 3,3. Der Erdstoß ereignete sich um 03:24 Uhr und lag nur 2 km westlich von Kleifarvatn. Dem IMO liegen Berichte darüber vor, dass das Erdbeben im Hauptstadtgebiet zu spüren gewesen war. Dieses Erdbeben war nur das Initialbeben eines stärkeren Erdbebenschwarms. Das seismische Netzwerk registrierte innerhalb von 2 Tagen 182 Beben unter der Reykjaneshalbinsel. Die Hypozentren streuen zwischen 10 und 1 km Tiefe. Der Schwarm passt in das Muster an Erdbebenschwärmen, wie wir es ca. 2-3 Monate vor der letzten Eruption sahen. Die Erdbeben gehen mit einer noch vergleichsweise schwachen Bodenhebung einher, die nichtsdestotrotz vom Aufstieg magmatischer Fluide zeugt. Das Netz an GPS-Messstationen ist recht weit verstreut und kann bei weitem nicht genau detektieren, wie groß die Bodenhebung in einigen Klometern Entfernung zu den Stationen ist. Aussagekräftiger sind da dann InSAR-Messungen, die aber nur in unregelmäßigen Zeitabständen offengelegt werden. Es sieht also so aus, als würde sich unter Reykjanes der nächste Vulkanausbruch zusammenbrauen. Sollte der aktuelle Trend anhalten, dann sehen wir diesen Ausbruch möglicherweise früher als gedacht.

Es ist aber keineswegs sicher, dass der nächste Vulkanausbruch tatsächlich auf Reykjanes manifestieren wird, denn Askja lädt ebenfalls weiter auf und könnte innerhalb weniger Tage oder Wochen eruptieren. Längerfristig betrachtet könnte auch die Katla ausbrechen. Selbst unter Bardarbunga ist wieder eine schwache Bodenhebung infolge von Inflation zu sehen. Auf Monatssicht betrug die Bodenhebung hier gut 20 mm, ein Wert, der in etwa mit dem anderer Vulkane übereinstimmt. Sieht so aus, als würde sich Schmelze aus dem Erdmantel relativ gleichmäßig auf verschiedene verteilen.

Starkes Erdbeben in Marokko – News vom 09.09.23

Starkes Erdbeben Mw 6,9 verursacht Todesopfer in Marokko

Datum 08.09.23 | Zeit: 22:11:00 UTC | 31.074 ; -8.477 | Tiefe: 10 km | Mw 6,9

Nahe der marokkanischen Küste bei Agadir ereignete sich gestern Abend um 22:11:00 Uhr (UTC) ein starkes Erdbeben der Moment-Magnitude 6,9. Der Erdstoß war nicht nur in einem großen Umkreis wahrnehmbar gewesen, sondern richtete große Zerstörungen an. Bis heute Morgen wurden 632 Todesopfer und 329 Verletzte gemeldet. Die Zahlen dürften sich weiter erhöhen.

Das Hypozentrum lag laut EMSC in 10 km Tiefe. Das GFZ Potsdam kam auf eine Tiefe von 27 km, während das USGS eine Tiefe von fast 19 km ermittelte. Das Epizentrum wurde vom EMSC 60 km west-südwestlich von Oukaïmedene verortet. Das Beben ereignete sich in einer entlegenen Region des Atlasgebirges. Die größten Zerstörungen gibt es in den Bergdörfern in der Nähe des Epizentrums. Dort sind zahlreiche Gebäude komplett eingestürzt und die Suche nach Opfern dauert noch an. Vielerorts fielen Strom und Kommunikation aus. Spekulativ ist, dass es zu Erdrutschen kam und einige Ortschaften von der Außenwelt abgeschnitten sein könnten.

Die ehemalige Hauptstadt Marrakesh liegt in einer Entfernung von 77 km zum Epizentrum, das sich süd-südwestlich der Stadt befand. Meldungen der Presseagenturen zufolge richtete das Erdbeben auch dort große Schäden an. Die Gebäude der historischen Altstadt dürften am stärksten betroffen sein. Nicht nur in Marrakesch, sondern auch in Agadir gerieten viele Menschen in Panik und sprangen aus den Fenstern. Zahlreiche Personen verbrachten aus Angst vor Nachbeben die Nacht im Freien. Bis jetzt gab es aber nur wenige Nachbeben mit moderaten Magnituden. Vorbeben gab es nicht, so dass die Katastrophe ohne Vorwarnung über die Menschen hereinbrach.

Der aktuelle Erdstoß war das stärkste Erdbeben in Marokko, das dort seit langem stattfand. 1960 wurde Agadir von einem Erdbeben Mw 5,8 erschüttert, bei dem Tausende Menschen starben. Im Jahr 2004 wurde El Hoceima von einem Erdbeben mit einer Magnitude 6,3 erschüttert. Damals starben fast tausend Personen. Das stärkte Erdbeben der Region manifestierte sich 1980 im benachbarten Staat Algerien. Dort bebte es mit MW 7,3. Gut 2500 Menschen verloren ihr Leben.

Die tektonische Situation der Region wird durch das große Atlas-Störungssystem bestimmt. Es besteht im Wesentlichen aus 2 parallel verlaufenden Störungen im Norden und Süden des Hohen Atlas. Sie streichen grob in ENE-SWS-Richtung und sind für die Aufschiebung des Gebirgsrückens zwischen den Störungen verantwortlich. Außerdem gibt es noch eine parallel verlaufenden Transformstörung entlang des Gebirgsrückens. Das Erdbeben hat sich wahrscheinlich an der Nord-Atlas-Störung manifestiert.

Erdbeben erschüttern Campi Flegrei – News vom 08.09.23

Erdbeben Mb 3,8 nahe Solfatara löst Schwarmbeben aus

Datum 07.09.23 | Zeit: 17:45:28 UTC | 40.83 ; 14.147 | Tiefe: 2,5 km | Mb 3,8

Die süditalienische Caldera Campi Flegrei, die bei uns besser unter dem Namen Phlegräische Felder bekannt ist, wurde von einem Erdbeben der Magnitude 3,8 erschüttert. Der Erdbebenherd lag in 2,5 km Tiefe. Das Beben lag nahe dem nordöstlichen Kraterrand der Solfatara, nahe beim Thermalgebiet von Piscarelli, und löste einen Erdbebenschwarm mit 30 Nachbeben aus. Diese hatten überwiegend geringe Magnituden im Bereich der Mikroseismizität.

Das Hauptbeben war in Pozzuoli und Teilen von Neapel zu spüren gewesen. Dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen aus 16 km Entfernung zum Epizentrum vor. Menschen, die näher wohnten, empfanden den Erdstoß als stark und zeigten sich erschrocken. Berichte über Schäden gibt es aber nicht.

Auffällig ist, dass in den letzten Monaten die Häufigkeit moderater Erdbeben mit Magnituden ab 3 zugenommen hat. Die Hypozentren dieser Beben liegen im Grenzbereich zwischen der stabilen Gesteinsschicht, die den Magmenkörper zur Oberfläche hin deckelt, und den darüber liegenden poröseren Sedimentschichten, in denen die Fluide des Hydrothermalsystems zirkulieren.

Im Bericht der letzten Woche fassten die Vulkanologen des INGV Neapels die Messergebnisse zu den geophysikalischen Parametern zusammen und stellten keine ungewöhnlichen Veränderungen fest. Es wurden 28 Erdbeben detektiert. Der stärkste Erdstoß hatte eine Magnitude von 2,0. Die Rate der Bodenhebung lag weiterhin bei ca. 15 mm im Monat, wobei man in der Messreihe schon einige Werte sieht, die auf eine Erhöhung der Hebungsrate hindeuten, doch bevor man das genau sagen kann, sind Messungen über mehrere Wochen nötig. Seit 2011 beträgt die Bodenhebung an der Messstation RITE 107,5 cm. Die Gastemperatur der Hauptfumarole von Pisciarelli lag weiterhin bei 95 Grad. Zwar lässt sich kein unmittelbar bevorstehender magmatischer Vulkanausbruch prognostizieren, aber es besteht ein Risiko, dass es zu phreatischen Explosionen im Gebiet der Solfatara/ Pisciarelli kommen könnte. Daher bleibt der Zugang zum Krater gesperrt. Das Thermalgebiet von Pisciarelli liegt aber am Rand eines Gewerbegebietes und eines weiterhin zugänglichen Sportplatzes. Im Falle einer Dampfexplosion könnten Gesteinstrümmer bis dorthin fliegen.

Erdbeben und Bodenhebung auf Island am 07.09.23

Schwarmbeben und Deformation am Fagradalsfjall auf Island

Heute Morgen ereignete sich ein kleiner Erdbebenschwarm am Fagradalsfjall auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel. Die Beben waren von geringen Magnituden und manifestierten sich im Bereich des magmatischen Gangs, der den Vulkan bei Eruptionen mit Magma versorgt. Die Hypozentren schwankten zwischen 5 und 7 km Tiefe. Unklar ist, ob die Beben durch Magmenaufstieg verursacht wurden, oder ob es sich eher um Abkühlungs- und Schrumpfungsprozesse handelte. Da sich in der Gegend auch tektonische Störungen befinden, lässt sich eine entsprechende Herkunft der Erschütterungen nicht ausschließen. Für die erste Theorie spricht, dass es weiterhin eine Bodenhebung infolge von Inflation gibt. Leider ist die GPS-Messstation direkt am Vulkan seit der letzten Eruption im Juni offline, doch die benachbarte Station Festarfjall und Krisuvik zeigt eine Bodenhebung von 20 mm seit Eruptionsende an. In der letzten Woche lag die Bodenhebung noch bei 18 mm. Es handelt sich allerdings um Rohdaten, die noch korrigiert werden könnten. An der Festarfjall-Messstation wurde vor der letzten Eruption eine ähnliche Bodenhebung angezeigt, wie es jetzt der Fall ist. Isländische Vulkanologen zeigten sich bereits erstaunt, dass es so kurz nach der Eruption wieder Bodenhebungen gibt. Erstaunlicher Weise zeigten die GPS-Messungen vor der letzten Eruption nur geringe Bodenhebungen direkt am Fagradalsfjall an. Aktuell sind keine Werte aus dem direkten Umfeld von Vulkan und Magmatischen Gang online bzw. öffentlich zugänglich. Bis sich Genaueres sagen lässt, müssen wir wohl auf neue InSAR-Karten warten.

Unter Reykjanes wurden in den letzten 48 Stunden 59 Erschütterungen detektiert. Bei weitem nicht alle Erdbeben gehörten zum Schwarmbeben am Fagradalsfjall, so kann man in der Tat nur von einem kleinen Schwarmbebens sprechen. In der letzten Woche ereigneten sich unter Island „nur“ gut 500 Beben und damit halb so viel, wie in den Wochen zuvor. IMO schreibt dazu, dass es den ersten Herbstrum gegeben hat, und der Wind könnte die Detektion schwache Erdbeben vereitelt haben. So könnte die tatsächliche Erdbebentätigkeit stärker gewesen sein.

Bodenhebung gibt es aktuell auch am subglazialen Vulkan Katla. Die Messstation AUST zeigt eine Bodenhebung von 40 mm seit Juli 2023. Auch die Askja bläht sich weiter auf. Hier liegt der Maximalwert bei 680 mm.

Erdbeben Mw 6,3 in Chile

Erdbeben Mw 6,3 erschüttert chilenische Küstenregion bei Coquimbo

Datum 06.09.23 | Zeit: 23:48:05 UTC | -30.284 ; -71.365 | Tiefe: 35 km | Mw 6,3

Gestern Abend erschütterte um 23:48:05 UTC ein starkes Erdbeben die chilenische Küste bei Coquimbo. Das Beben hatte eine Moment-Magnitude von 6,3 und ein Epizentrum, das 37 km südlich von Coquimbo verortet wurde. Das Hypozentrum befand sich in 35 km Tiefe. Das Erdbeben wurde in einem großen Umkreis wahrgenommen. Beim EMSC gibt es Wahrnehmungsmeldungen von Personen, die sich in fast 400 km Entfernung zum Epizentrum aufhielten. Ein Bebenzeuge, der in 34 km Entfernung zum Epizentrum wohnt, schrieb, dass der Erdstoß sehr stark war. Viele Dinge fielen herunter und das Haus bewegte sich, als wäre man in einem Boot auf dem Wasser. Meldungen über große Zerstörungen liegen allerdings nicht vor. Dass das Beben glimpflich verlief, ist auch der relativ großen Tiefe des Epizentrums zu verdanken. Außerdem ereigneten sich in der Region bereits viele starke Erdbeben, bei denen instabile Gebäude bereits zerstört wurden.

Das Erdbeben stand mit der Subduktion entlang des pazifischen Peru-Chile-Grabens in Verbindung. Hier taucht die Nazca-Platte unter die Südamerikaplatte ab, wobei es zu Verhakungen kommen kann. Es entstehen große Spannungen, die sich explosionsartig in Erdbeben entladen können. Wenn die Erdbebenherde in geringen Tiefen liegen, können bei solchen Erdbeben Tsunamis entstehen, was hier aber nicht der Fall war, da sich das Hypozentrum zu tief befand und sich das Beben hinter der Subduktionszone an der Küste manifestierte. Bei früheren Erdbeben entlang der chilenischen Küste entstanden allerdings bereits verheerende Tsunamis. So geschehen bei einem der stärksten Erdbeben der Welt, das sich 1960 bei Valdivia ereignete. Es hatte eine Magnitude von 9,5. Damals starben 1655 Menschen.

Obwohl es in Chile viele aktive Vulkane gibt, befinden sich in der näheren Umgebung von Coquimbo nur inaktive Feuerberge. Der Villarrica, der zuletzt hier in den Schlagzeilen stand, liegt mehr als 1000 km entfernt und ich rechen nicht mit Auswirkungen auf den Vulkan. Anders könnte es mit einem weiteren interessanten Erdbeben sein, das sich gestern am indonesischen Sunda-Strait manifestierte.

Sunda-Strait mit Erdbeben Mb 5,0

Datum 06.09.23 | Zeit: 01:30:51 UTC | -6.481 ; 104.465 | Tiefe: 50 km | Mb 5,0

Gestern ereignete sich laut GFZ an der Einfahrt zum Sunda-Strait ein Erdbeben der Magnitude 5,0. Das Epizentrum wurde 146 km süd-südwestlich von Bandar Lampung verortet. Der Erdbebenherd lag 50 km tief. Der Erdstoß befand sich in relativer Nähe zum Inselvulkan Anak Krakatau, der gerne kurzfristig aktiv wird, wenn sich in der Region stärkere Erdbeben ereignen.

Erdbeben in Papua Neuguinea am 06.09.23

Erdbeben Mw 5,8 erschütterte Papua Neuguinea

Datum 05.09.23 | Zeit: 15:03:17 UTC | -5.303 ; 142.893 | Tiefe: 54 km | Mw 5,8

Gestern manifestierte sich im Zentrum von Papua Neuguinea ein Erdbeben der Magnitude 5,8. Der Erdbebenherd befand sich in 54 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 33 km west-nordwestlich von Porgera verortet. Der Ort liegt in der Bergregion der Hauptinsel und ist von besonderem geologischem Interesse, da sich dort eine Gold- und Silbermine befindet. Mein erster Gedanke zu diesem Erdbeben war, dass es sehr wahrscheinlich keinen direkten Zusammenhang zwischen der Mine und dem Erdbeben gibt, und dass sich der Erdstoß an einem Stück subduzierter Erdkruste ereignet haben wird, das vor der Nordküste der Insel an einer Subduktionszone im Erdinneren verschwindet. Doch da sich die Subduktionszone in einiger Entfernung vom Epizentrum befindet, war das Beben eigentlich nicht tief genug. Weitere Recherchen zur Tektonik der Region ergaben, dass es im Bereich der Mine tatsächlich Störungszonen gibt, die bis in die unteren Bereiche der Lithosphäre hinabreichen könnten.

Die Bildung der Goldmine bei Porgera geht auf eine tief hinabreichende Störungszone zurück, entlang derer Magma in die Erdkruste eindringen konnte, so dass sich die Lagerstätte aus den Fluiden der Schmelze bildete. Bei der Störung handelt es sich um die Porgera Transfer Zone (PTZ). Sie wurde wahrscheinlich schon während der späten Jurazeit angelegt und trennte ozeanische Kruste im Westen von einem kontinentalen Vorgebirge im Osten. Einer Studie australischer Forscher der University of Melbourne zufolge, die in diesem Jahr erschien, entstand durch die Gebirgsbildung, die im späten Miozän begann und bis zur Gegenwart andauert, entlang der PTZ eine Zone von Verschiebungen, die ein elastisch verformbares Becken schufen. Paradoxerweise gibt es dadurch in der Gebirgsregion relativ wenige Erdbeben, verglichen mit den abertausenden Erschütterungen, die sich entlang der Küstenregionen von PNG ereignen. Bereits als sich die PTZ bildete, gelangte eine alte Subduktionszone weiter ins Landesinnere von Papua Neuguinea. Sie ist heute inaktiv, reicht aber bis in die Asthenosphäre hinab. Tektonische Bewegungen des elastischen Beckens könnten Spannungen in den alten abgetauchten Gesteinen der Subduktionszone erzeugt haben, die sich nun in dem Erdbeben entluden.

Ätna mit Erdbeben am 04.09.23

Erhöhte Seismizität am Ätna

Datum 01.09.23 | Zeit: 09:15:13 UTC | 37,789 ; – 14,884 | Tiefe: 17,88 km | Md 2,3

In den letzten Tagen zeigte sich Seismizität unter dem sizilianischen Vulkan Ätna weiter leicht erhöht. Heute erschienen auf der Shakemap des INGV 7 weitere Erschütterungen, die sich seit dem 1. September unter dem Ätna zugetragen hatten. Die meisten Beben manifestierten sich im Bereich der unteren Nordwestflanke des Vulkans. Der stärkste Erdstoß brachte es auf eine Magnitude von 2,3 und hatte ein Epizentrum, das 4,5 km östlich von Bronte lag. Die Tiefe des Erdbebenherds befand sich in 18 km. Damit ging der kleine Schwarm einher mit den Beben, die sich wenige Tage früher in der Region zutrugen. Die jüngeren Beben lagen nur etwas näher an Bronte, genauer, unter dem Bereich der Flanke, auf dem bereits mehrere Lavaströme in Richtung des Ortes flossen und ihn fast zerstört hätten. Vermutlich standen die Erschütterungen mit Magmenaufstieg im Zusammenhang. Neue geophysikalische Messdaten werden erst morgen im Bulletin des INGV veröffentlicht. Ich gehe nicht davon aus, dass es zu einer außerordentlichen Inflation gekommen ist, die über den praktisch immer stattfindenden langsamen Schmelzzufluss in tieferen Etagen des Vulkans stattfindet. Doch der Vulkan lädt sich permanent auf und so lassen größere Eruptionen selten länger als einige Monate auf sich warten. Im Moment ist der Ätna sporadisch strombolianisch tätig, wie man auf einem Foto sehen kann, dass von Dr. Boris Behncke auf X geteilt wurde (Beitrag entfernt).

Der Atem des Vulkans

Dass der Vulkan aktiv ist, sieht man auch sehr schön an einem neuen Video des lokalen Fotografen Giò Giusa. Er bestieg am Wochenende den Rand des Zentralkraters und filmte den Atem des Vulkans. Gemeint sind die starken Entgasungen aus dem neuen Pit in der Bocca Nuova, die für die Entstehung der Dampfringe verantwortlich sind. Die Entgasungen werden durch kleine Explosionen tief unten im Schlot ausgelöst und erfolgen stoßweise. Nach jedem Ausatmen sieht es so aus, als würde der Ätna einatmen, denn ein Teil des Dampfes wird wieder aktiv in den Schlot gesogen. Das geschieht wohl aufgrund eines Unterdruckes, der entsteht, wenn die explodierende Magmablase im Schlot nach Entlassen des Gases kollabiert und das hochgeschleuderte Material wieder in den Schlot zurücksackt. Vergleichbares konnte ich 2002 an einem Lavastrom beobachten, der oberflächlich erstarrt war: An einem Entgasungsloch, in dem es unten noch glühte und plastische, verformbare Schmelze vorhanden war, kam es zu Entgasungen. Wenn sich das Gas unter der Erstarrungskruste ansammelte, blähte sich der gesamte Lavastrom im Bereich des Entgasungsloches auf. Wenn der Druck zu groß wurde, kam es zur stoßweisen Entgasung. dampf steig auf und nach dem Ausatmen sackte der Lavastrom wieder in sich zusammen und atmete dabei ein. Das Ganze erinnerte an einem Blasebalg. Leider lässt sich das Video hier nicht einbinden, aber ihr könnt es in unserer FB-Gruppe sehen.

Erdbeben und Bodenhebung auf Island – News vom 02.09.23

Erdbeben und Bodenhebung auf isländischer Reykjanes-Halbinsel

Datum 01.09.23 | Zeit: 17:55:13 UTC | 63.791 ; -22.865 | Tiefe: 10 km | Md 3,1

Auf Island kommt die Erde nicht zur Ruhe und wird es wohl in den nächsten Äonen auch nicht: Gestern Nachmittag gab es vor der Südwestspitze der Reykjanes-Halbinsel ein Erdbeben der Magnitude 3,1. Das Epizentrum wurde 7,2 km nordöstlich der Insel Eldey verortet. Das Hypozentrum befand sich in 10 km Tiefe. Es gab weitere schwache Erdbeben in der Region. Insgesamt registrierte IMO 46 Erschütterungen am Reykjanes-Ridge.

Einen Erdbebenschwarm gab es auch in der Nähe des Fagradalsfjall-Vulkans und am Keilir, also in den Regionen, in denen sich der magmatische Gang erstreckt, der die drei Eruptionen am Fagradalsfjall mit Schmelze versorgte. Interessanterweise veröffentlichte die isländische Zeitung MBL heute einen Artikel, in dem sich ein Vulkanologe zu Wort meldet. Demnach wird in der beschriebenen Region bereits wieder Bodenhebung infolge von Magmenaufstieg festgestellt. Laut IMO-Wissenschaftler Benedikt Gunnar Ófeigsson ist es der frühste Beginn von Bodenhebung, der nach den Eruptionen auf Reykjanes beobachtet wurde. Benedikt ist Spezialist für Krustenbewegungen und geht davon aus, dass die Bodenhebung ein frühes Anzeichen der nächsten Eruption ist. Genaugenommen muss man sich da fragen, ob wir überhaupt von verschiedenen Eruptionen sprechen können, oder ob der Ausbruch nicht nur pausiert. Aber letztendlich ist da nur eine Definitionsfrage, die an der Sache nichts ändert: Mit hoher Wahrscheinlichkeit sehen wir in den nächsten Monaten einen weiteren Vulkanausbruch auf Reykjanes.

Die Bodenhebungen lassen sich mit den Grafen der verschiedenen GPS-Messstationen, die man auf der Seite von IMO einsehen kann, nur bedingt nachverfolgen. Gerade die Messstationen am Fagradalsfjall sind seit der letzten Eruption im Juli offline. Weiter entfernte Einheiten zeigen eine Bodenhebung von bis zu 18 mm. Allerdings können gravitative Einflüsse die Messungen verfälschen. Fest steht aber, dass es eine Bodenhebung gibt.

Nicht nur am Fagradalsfjall gibt es Bodenhebung infolge von Magmenaufstieg, denn auch der Calderavulkan Askja scheint sich auf eine Eruption vorzubereiten. Hier gibt es die positive Nachricht, dass die Messstation OLAC wieder online ist. Sie liegt im Zentrum des Areals mit der stärksten Bodendeformation und misst eine Hebung von 68 cm.

Japan gedenkt Erdbebenkatastrophe

Kantō-Erdbeben vor 100 Jahren forderte 145.000 Todesopfer

Heute gedenkt Japan den Tag, an dem die Erde bebte. Am 1. September 1923 zerstörte das sogenannte Kantō-Erdbeben große Teile der japanischen Hauptstadtregion Tokio und kostete ca. 145.000 Menschen das Leben. Unzählige Personen erlitten Verletzungen und wurden obdachlos. Das Hauptbeben hatte eine geschätzte Magnitude von 7,9 bis 8,4. Zwar war der Seismograf damals bereits erfunden, doch offenbar gab es im Erdbebengefährdeten Tokio noch kein Observatorium. Das änderte sich aber nach der Erdbebenkatastrophe, denn sie bewirkte einige wichtige Veränderungen in dem Land und man beschloss, den Katastrophenschutz auszubauen und Observatorien einzurichten, um Frühwarnsysteme zu entwickeln. Ein Vorhaben, das bis heute nicht abgeschlossen ist, denn Erdbeben lassen sich noch immer nicht präzise vorhersagen. Außerdem wurden erhebliche Anstrengungen unternommen, um Gebäude widerstandsfähiger gegen Erdbeben und Brände zu machen. Es wurden moderne Baustandards eingeführt und der Brandschutz erlangte einen höheren Stellenwert, denn es starben nicht nur Menschen in eingestürzten Gebäuden, sondern es brachen auch Großbrände aus. Außerdem entstand an der Küste ein Tsunami, der im Küstengebiet von Kanagawa große Zerstörungen anrichtete.

Das Kantō-Erdbeben manifestierte sich an der Schnittstelle zwischen zwei bedeutenden Verwerfungen am Sagami-Graben vor der Bucht von Tokio. Genaugenommen grenzt Tokio an den Kreuzungsbereich von gleich drei tektonischen Platten: Im Westen liegt die Eurasische Kontinentalplatte und im Nordosten die Ochotskische-Platte. Im Südosten ist es die Philippinenplatte. Alle drei Platten kommen entlang des Sagami-Grabens zusammen, wobei die Philippinenplatte subduziert wird.

Heute, 100 Jahre nach der Erdbebenkatastrophe, fürchtet man, dass sich ein weiteres verheerendes Erdbeben in der Region zusammenbraut. Doch viele Experten sind sich sicher, dass die neuen Baustandards die Katastrophe kleiner halten werden, als es etwa in diesem Frühjahr in der Türkei der Fall war. Allerdings sollte man nicht vergessen, dass es sich um die Region Kantō um eines der größten Ballungsgebiete der Erde handelt, in dem etwa 37 Millionen Menschen leben. Auch wenn nach der zweifachen Zerstörung Tokios- einmal durch das Kantō-Erdebben und ein zweites Mal durch die Bomben des 2. Weltkriegs- die meisten Gebäude relativ neu sind, so gibt es auch viele einfache Häuser, die einem Megabeben nicht standhalten werden.