Semeru: Pyroklastische Ströme auf Livestream

Massive Front eines pyroklastischen Stroms am Semeru. © Afar-TV

Livestream zeigt anhaltende Abgänge pyroklastischer Ströme am Semeru – hohes Gefahrenpotenzial

Ein Livestream von Afar-TV bestätigt meine vorherige Hypothese, dass es sich nicht um den Abgang eines pyroklastischen Stroms am Semeru handelt, sondern um eine anhaltende Serie. Obwohl sich der Semeru in dichte Wolken hüllt – in Indonesien hat die Regenzeit begonnen – sieht man massiv wirkende Fronten von pyroklastischen Strömen aus den Wolken am Fuß des Vulkans brechen.

Den Bildern wohnt eine düstere Ästhetik inne, die nicht darüber hinwegtäuschen sollte, wie gefährlich pyroklastische Ströme sind. Die massive Front des Dichtestroms, die plötzlich unterhalb der Wetterwolken auftaucht, zeigt, dass es sich um massive Abgänge handelt, die offenbar besiedeltes Gebiet außerhalb der Sperrzone erreichen, wie man anhand des Feldes im Vordergrund schließen kann. Menschen, die in den Dichtestrom geraten, haben nur geringe Überlebenschancen. In den harmlos erscheinenden Wolken der Dichteströme kann es verdammt heiß sein, zudem droht Tod durch Ersticken, denn atembare Luft gibt es im Inneren eines Dichtestroms nicht. Selbst im Randbereich eines Dichtestroms können die Gase mehrere hundert Grad heiß sein: ein Atemzug und die Lunge verbrennt und füllt sich mit körpereigenem Wasser. Selbst ohne Verbrennungen verstopft die dichte Asche die Atemwege. Natürlich ist auch die Haut Verbrennungen ausgesetzt. Was aus den Aufnahmen nicht ersichtlich wird, ist, dass die Dichteströme auch metergroße Lavablöcke transportieren können, die Häuser zum Einsturz bringen.

Im Nachgang der pyroklastischen Ströme drohen Lahare: Vermischt sich das abgelagerte Material der Dichteströme mit Regenwasser, entsteht eine Schlammlawine, die durchaus noch heiß sein kann. Neben Schlamm werden wiederum große Lava-Blöcke und Baumstämme von den Fluten mitgerissen. Oft verkeilen sich die Baumstämme an Brückenpfeilern, wodurch der Abfluss blockiert wird. In der Folge kann die Brücke überflutet und mitgerissen werden. Eine äußerst gefährliche Situation für die Bewohner der Ortschaften am Fuß des Vulkans.

Semeru: Pyroklastischer Strom erreicht Grenze des Sperrgebiets

Pyroklastischer Strom am Semeru. © MAGMA

Aktueller Vulkanausbruch am Mount Semeru: Pyroklastische Ströme bedrohen Anwohner

Am indonesischen Vulkan Semeru kam es heute zu einem erneuten Vulkanausbruch, bei dem Vulkanasche bis zu 2 Kilometer über Gipfelhöhe des 3676 m hohen Vulkans aufstieg. Die Aschewolke war jedoch nur Begleiterscheinung eines größeren pyroklastischen Stroms, der eine Gleitstrecke von ca. 7 Kilometern hatte und somit fast den Rand der Sperrzone und damit besiedeltes Gebiet erreichte.

Regionale Medien berichten, dass die regionale Katastrophenschutzbehörde BPBD Warnsirenen an den Hängen des Semeru ausgelöst hat und zwei Einsatzteams entsandte, um Anwohner vor Ort dringend aufzufordern, sich von den gefährdeten Flussbereichen fernzuhalten. Es wird dringend empfohlen, im südöstlichen Bereich entlang des Besuk Kobokan Aktivitäten innerhalb von 8 Kilometern vom Gipfel zu vermeiden. Zudem sollten sich Menschen auch außerhalb dieses Bereichs mindestens 500 Meter von den Flussufern entfernen, da pyroklastische Ströme und Lahare bis zu 13 Kilometer weit reichen können.

Am Mittwoch wurde gegen 14:30 Uhr WIB (Westindonesische Zeit) erstmals ein heißer pyroklastischer Dichtestrom registriert. Innerhalb von nur 30 Minuten erreichte dieser eine Entfernung von rund 5 Kilometern vom Kraterrand. Zuletzt wurde er in einer Entfernung von etwa 7 Kilometern vom Gipfel beobachtet und war zum Zeitpunkt der Meldung nach wie vor aktiv.

Videoaufnahmen zeigen, wie sich ein Dichtestrom ungewöhnlich langsam auf der Schotterfläche eines sanft geneigten Flussbettes fortbewegt. Andere Bilder zeigen, wie der pyroklastische Strom zuvor unter einer Brücke hindurchfließt, auf der Schaulustige standen. Dennoch schließe ich aus der Schilderung der Ereignisse, dass es zu einer Serie pyroklastischer Ströme gekommen ist, die der Spur des ersten Dichtestroms folgten.

Bei pyroklastischen Strömen handelt es sich um eine schnell fließende Mischung aus Vulkanasche, heißen Gasen und Gesteinsfragmenten, die sich mit hoher Geschwindigkeit durch Täler und Flussläufe rund um den Vulkan bewegt. Die Gefahr durch diese pyroklastischen Ströme ist enorm, da sie alles auf ihrem Weg zerstören können.

Neben den pyroklastischen Strömen bildete sich eine dichte, graue Aschesäule, die bis zu 2.000 Meter über den Gipfel aufstieg. Der Ausbruch dauerte etwa 16 Minuten und 40 Sekunden und wurde seismisch mit einer maximalen Amplitude von 40 mm registriert.

Bereits seit Ende Oktober zeigt der Semeru eine gesteigerte Aktivität. So kam es gestern zu 156 explosiven Eruptionen und zahlreichen Abgängen von Schuttlawinen. Diese zeugen von anhaltendem Domwachstum. Wahrscheinlich geht von dem flachen Pancake-Dom eine zähe Lavazunge aus, die sich auf die obere Vulkanflanke hinausschob. Ein Abbruch von der Lavafront könnte die pyroklastischen Dichteströme ausgelöst haben.

Der Vulkan bleibt weiterhin aktiv, weshalb Anwohner und Besucher aufgefordert sind, die Warnungen der Behörden strikt zu befolgen und die Gefahrenzone nicht zu betreten.

Ätna: Schwarmbeben bei Pedara bestätigt

Erdbebenschwarm bei Pedara im Süden des Ätnas bestätigt – Risse im Asphalt vor einer Schule

Gestern berichtete ich über die drei Erdbeben mit Magnituden im Zweierbereich, die sich an der unteren Südflanke des Ätnas zwischen Nicolosi und Pedara manifestierten, und mutmaßte, dass es weitere Erdbeben mit geringeren Magnituden gegeben haben könnte. Heute wurde die Ätna-Erdbebenkarte des INGV aktualisiert und es erschienen nicht nur die drei bereits beschriebenen Erdbeben, sondern noch 6 weitere Beben mit Magnituden zwischen 1,5 und 2,0. Es entstanden neue Risse im Asphalt vor einer Schule bei Tremestieri. Die Beben wurden vermutlich durch Spannungen an der Trecastagni-Tremestieri-Verwerfung verursacht.

Aktualisierte Ätna-Shakemap. © INGV

Nachdem es bereits Ende Oktober einen tiefen Erdbebenschwarm im Westen des Ätnas gegeben hat, überraschte mich das gestrige Schwarmbeben im Süden nicht: Bereits vor 3 Wochen schrieb ich, dass sich am Ätna oft Schwarmbebenserien ereignen, die in größeren Tiefen im Westen beginnen und sich über mittlere Tiefen im Süden bis in den Osten des Vulkans fortpflanzen, wo die Beben meistens in Tiefen von weniger als 5 Kilometern auftreten. Meiner Meinung nach werden diese Beben von aufsteigendem Magma einer Intrusion verursacht, das die lokalen Störungszonen während des Aufstiegs nach und nach aktiviert. Folglich kann man im Osten des Ätnas in den nächsten Wochen ebenfalls mit Schwarmbeben rechnen.

Leider lässt der INGV-Wochenbericht noch auf sich warten. Sollte er gleich noch kommen, ergänze ich diesen Artikel um weitere Informationen.

Neue Beben auf Vulcano

Vulcano. © INGV

Die Beben unter dem Ätna sind aber nicht die einzigen Erschütterungen unter sizilianischen Vulkanen: Unter der Fossa 2 auf Vulcano manifestierten sich seit dem 16. November ebenfalls 8 schwache Erschütterungen in geringen Tiefen, von denen sich 7 Beben direkt unter dem Vulkankegel ereigneten. Ein weiterer Erdstoß wurde unter der Bucht von Porto di Levante lokalisiert. In den letzten 4 Wochen gab es eine deutliche Steigerung dieser Erdbeben, die ich hier schon als signifikant bezeichnen würde. Leider gibt es momentan keine Wochenberichte des INGV, so dass wir uns bis Anfang Dezember gedulden müssen, um Einblick in die weiteren geophysikalischen und geochemischen Daten zu bekommen. Mich würde ein steigender Kohlendioxidausstoß ebenso wenig überraschen wie weitere Erdbeben.

Planchón-Peteroa: Ascheemissionen und erhöhte Erdbebenaktivität

Planchón-Peteroa emittiert Vulkanasche und generiert LP-Erdbeben – Neue Luftaufnahmen zeigen Krater

Der Vulkankomplex Planchón-Peteroa liegt in der chilenischen Region Maule an der argentinischen Grenze und ist u.a. für sein Skigebiet bekannt. Der Wintersportspaß ist momentan nicht nur aufgrund des Sommers auf der Südhalbkugel der Erde getrübt, sondern auch wegen Ascheablagerungen auf den verbleibenden Schneefeldern in höheren Regionen des Vulkans. Zuletzt gab es größere Ascheemissionen am 14. November, die beim VAAC VONA-Warnungen auslösten. Aber auch danach emittierte der auf einer Hochebene liegende Krater Asche-Dampf-Wolken, wie jüngst gefertigte Luftaufnahmen belegen.

Die jüngsten Ascheeruptionen sorgten aufgrund der Windrichtung vor allem in der argentinischen Region Bardas Blancas und den ländlichen Gebieten der Gemeinde Malargüe für Aufregung, da es Ascheniederschlag gab, der laut Presseberichten das öffentliche Leben beeinträchtigt haben soll: Anwohner klagten über eingeschränkte Sicht und schwefeligen Geruch, wodurch Sorgen um die Gesundheit entstanden. Bürgern wurde empfohlen, sich mit dem Tragen von Atemschutzmasken zu schützen, alle Körperteile mit Kleidung zu bedecken und Wassertanks abzudecken. Zudem sollte man in Wohnungen eingedrungene Asche mit feuchtem Wischen anstatt trockenem Besen beseitigen.

Ein Rückgang der Aktivität ist nicht in Sicht. Im Gegenteil, die geophysikalischen Daten deuten an, dass sich die Aktivität weiter verstärken könnte, denn seit Sonntag hat die Erdbebentätigkeit unter dem Planchón-Peteroa zugenommen: Während die Anzahl vulkanotektonischer Beben nur leicht zunahm, verstärkte sich die Aktivität der langperiodischen Erdbeben deutlich und verfünffachte sich auf 309 Erschütterungen am Sonntag. Am Montag wurden 287 dieser Beben festgestellt.


Seit Anfang Oktober nahm auch die Anzahl thermischer Anomalien signifikant zu. Das deutet darauf hin, dass glühendes Magma hoch im Förderkanal steht. Die von MIROVA detektierte Wärmestrahlung hat allerdings nur geringe Leistungen im einstelligen Megawatt-Bereich.

Infokasten Aschewolken: Gefahren und Schutzmaßnahmen

Das medizinische Protokoll für von Vulkanasche betroffene Bevölkerungsgruppen der Universität Mendoza:

  • Reizungen der Atemwege, trockener Husten, Atembeschwerden
  • Verschlimmerung von Asthma, Bronchitis und Herzproblemen
  • Augenreizungen, Fremdkörpergefühl, Bindehautentzündung
  • Hautreizungen bei längerem Kontakt

Besonders gefährdet sind Kinder, ältere Menschen, Schwangere sowie Personen mit Atemwegs- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Schutzmaßnahmen bei Aschefall

Die wichtigste Empfehlung lautet: Während des Aschefalls in geschlossenen Räumen bleiben und alle Öffnungen wie Türen und Fenster abdichten. Weitere Schutzmaßnahmen sind:

  • Aktivitäten im Freien vermeiden
  • FFP2-/N95-Maske, Schutzbrille und hautbedeckende Kleidung tragen
  • Räume feucht reinigen, nicht trocken fegen
  • Wassertanks, Brunnen und andere Wasserquellen abdecken
  • Wegen der schlechten Sicht möglichst nicht mit dem Auto fahren
  • Kontaminierte Kleidung vor dem Betreten der Wohnung ausziehen

Da es kein spezifisches Gegenmittel gegen Vulkanasche gibt, basiert die Behandlung ausschließlich auf Prävention und Linderung der Symptome. Bei einer Verschlechterung des Gesundheitszustands sollte umgehend ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden.

White Island: Flugausfälle aufgrund Aschewolke vom Whakaari

Whakaari auf White Island eruptierte Aschewolke – Flugausfälle auf 2 Regionalflughäfen

Gestern kam es auf zwei kleineren Flughäfen auf der neuseeländischen Nordinsel zu Flugausfällen. Grund hierfür war eine Ascheeruption des Vulkans Whakaari auf White Island, der am Abend des 16. Novembers ausgebrochen war und eine VONA-Warnung beim VAAC Wellington auslöste. Demnach stieg eine Aschewolke bis auf 1200 m Höhe auf und driftete in Richtung Südwesten. Der Alarmcode für den Flugverkehr wurde daraufhin auf Orange erhöht. Eine Meldung bei GeoNet steht bislang aus, daher gibt es keine weiteren Details zum Vulkanausbruch.

Die örtliche Presse berichtete aber über die Flugausfälle. Demnach kam es am Flughafen Whakatāne zu starken Beeinträchtigungen im Flugbetrieb durch Vulkanasche. Laut Geschäftsführer Mark Read musste Air Chathams am Dienstag aufgrund einer Aschewarnung sämtliche Flüge von und nach Whakatāne am Morgen und am Nachmittag streichen. Die Airline verbindet Whakatāne normalerweise mit Auckland, Paraparaumu und Whanganui.

Auch der Flughafen Tauranga war in den vergangenen 24 Stunden von der Aschewolke betroffen. Dort wurden am Montagabend die letzten vier geplanten Abflüge sowie am Dienstagmorgen die ersten vier Flüge annulliert, wie Flughafenmanager Ray Dumble erklärte. Mittlerweile läuft der reguläre Betrieb in Tauranga wieder, da das VAAC keine weiteren Aschewolken gemeldet hat.

Zu den Fluganulierungen kam es, weil die Aschewolke in Richtung der Flugrouten driftete. Normalerweise kommt der Wind aus Richtung Westen und weht die Asche aufs offene Meer nach Osten, doch in den letzten Tagen war das nicht der Fall und die Asche driftete in Richtung der Nordinsel. Ob es auch zu Ascheniederschlag an Land kam, ist noch unbekannt.

White Island war im Dezember 2019 Schauplatz eines verheerenden Ausbruchs, bei dem sich 47 Menschen auf der Insel befanden. 22 von ihnen kamen ums Leben, 25 weitere wurden schwer verletzt. Die Vulkaninsel ist Privatbesitz und darf seit der Eruption auch von den Wissenschaftlern nicht mehr betreten werden, weshalb Messsensoren fehlen, was Ausbruchsprognosen praktisch unmöglich macht. Die Vulkanwarnstufe vom Whakaari steht derzeit auf „3“.

Ätna: Drei Erdbeben im Zweierbereich

Ätna. © EMSC/Leaflet

Drei Erdbeben mit Magnituden größer 2,0 erschütterten die Ätna-Region

Der sizilianische Vulkan Ätna wurde nach einer Woche mit vergleichsweise wenigen Erdbeben heute gleich von drei Erschütterungen mit Magnituden im Zweierbereich getroffen. Die stärkste Erschütterung ereignete sich heute Nacht, hatte eine Magnitude von 2,6 und ein Hypozentrum in nur 4 Kilometern Tiefe. Laut dem EMSC befand sich das Epizentrum bei den Koordinaten 37.741 ; 15.085 und damit 9 Kilometer westlich von Giarre. Nächstgelegener Ort ist Fornazzo. Tatsächlich manifestierte sich der Erdstoß am Nordrand des Valle del Bove, unweit vom Refugio Citelli. 

Wahrnehmungsmeldungen liegen zwar nicht vor, aber ich kann mir vorstellen, dass Wanderer oder Anwohner der Region das flach liegende Beben schwach gespürt haben könnten. Vermutlich war es tektonischer Natur und ereignete sich an einer lokalen Störungszone, die infolge von Fluidaufstieg unter Spannung geraten ist. Ätna gilt als einer der aktivsten Vulkane Europas, dessen komplexes Fördersystem häufig zu seismischen Aktivitätsphasen führt. Aber auch abseits von Fluidbewegungen können hier Erdbeben entstehen, da die Ostflanke des Vulkans dabei ist, langsam abzurutschen und plattentektonische Kräfte auf den Vulkan einwirken.

Monti Rossi (links). © EMSC/Leaflet

Unter der Ätna-Südflanke gab es zwei Beben der Magnituden 2,4 und 2,3 in nur wenigen hundert Metern Tiefe. Sie lagen etwas südlich von Nicolosi, jenem Ort, der für seine Lage bei den Monti Rossi bekannt ist. Die Schlackenkegel bildeten sich auf Eruptionsspalten, die 1669 den Lavastrom hervorbrachten, der bis zur Küste in Catania geflossen war. Die Hänge der Schlackenkegel waren bis vor wenigen Jahren für ihren dichten Pinienbestand bekannt, bis ein Waldbrand im Juli 2023 einen Großteil der Pinietta zerstörte. Darüber hinaus wird die ansonsten idyllische Gegend wahllos zugebaut und zugemüllt, so dass es meiner Meinung nach langsam Zeit wird für eine alles bereinigende Flankeneruption.

Ob es weitere schwächere Erdbeben oder vielleicht sogar einen Erdbebenschwarm gegeben hat, wird wahrscheinlich erst in den nächsten Tagen ersichtlich, wenn die Shakemap des INGV aktualisiert wird.

Neben der seismischen Tätigkeit registriert MIROVA eine sehr schwache Thermalstrahlung, die vom Kraterkomplex des Ätnas ausgeht. Mitte des Monats (14.11.2025) war auf einem Sentinel-Satellitenfoto eine thermische Anomalie im Nordostkrater sichtbar, die darauf hindeutet, dass Magma hoch im Förderschlot stand.

Update: Laut dem INGV gab es zwischen Nicolosi und Pedara weitere Erdbeben mit Magnituden keiner 2, so dass man von einem kleinen Schwarmbeben sprechen kann.

Sakurajima: Vulkanausbruch förderte Vulkanasche

Weitere Vulkanausbrüche förderten am Sakurajima Vulkanasche bis auf 3600 m Höhe

Der japanische Vulkan Sakurajima erzeugt weitere explosive Eruptionen, bei denen Vulkanasche bis auf eine Höhe von 3300 m aufsteigt und in Richtung Osten driftet. Das JMA warnt weiterhin vor diversen Vulkangefahren und hält die Alarmstufe „3“ aufrecht. Es gilt ein Besteigungsverbot des Vulkans.

Der Sakurajima liegt ganz im Süden der Insel Kyushu und bildet in der Bucht von Kagoshima eine Halbinsel, die nur durch eine Landbrücke aus einem Lavastrom mit dem Rest von Kyushu verbunden ist. Der Lavastrom wurde bei der letzten großen Eruption 1914 ausgestoßen. Bis zu diesem Zeitpunkt war Sakurajima eine Insel, die bekannt für ihre japanischen Kirschbäume war. Im Jahr 2008 trat der Vulkan in eine explosive Eruptionsphase ein, die von strombolianischen und vulcanianisch Eruptionen geprägt ist, die bis 2015 mehrmals am Tag kamen. Dann ruhte der Vulkan 2 Jahre lang, bis er 2017 mit neuen Ausbrüchen begann. Seitdem erfolgen die Explosionen weniger regelmäßig als zuvor und kommen in Schüben, wobei auch längere Pausen möglich sind.

Der aktuelle Schub begann am 15. November. Seitdem brachte das VAAC Tokio 13 VONA-Warnungen vor Aschewolken heraus, deren Quelle der Kirschblüteninselvulkan war.

Das JMA veröffentlichte heute Nachmittag (Ortszeit) den 117. Tätigkeitsbericht in diesem Jahr. Er umfasst die Periode vom 14. bis 17. November, bis um 16 Uhr. In diesem Zeitraum wurden im Gipfelkrater Minamidake neun Ausbrüche registriert, davon fünf Explosionen. Größere Lavabrocken erreichten die 5. Messstation, etwa 1400 m vom Gipfelkrater entfernt.
Bei der Explosion am 16. November um 00:57 Uhr stieg eine Aschewolke bis auf 4.400 m über den Kraterrand auf. Um 02:28 Uhr desselben Tages erreichte die austretende Asche eine Höhe von 3700 m über dem Kraterrand. Der Krater wurde während des gesamten Zeitraums auch nachts mithilfe hochempfindlicher Sensoren und Videokameras überwacht: Die Aufnahmen zeigten zeitweise rot illuminierte Dampfwolken über dem Krater schweben. Sie zeugen von einem hohen Magmapegel im Förderschlot bzw. von einer glühenden Schlotfüllung bereits erstarrter Lavabrocken.

In den Tagen vor dem Einsetzen der Explosionen wurde eine erhöhte Anzahl vulkanotektonischer Erdbeben registriert. Am 14. November waren es 24 dieser Beben, die von Magmenaufstieg zeugen.

Genaue Prognosen über den Fortgang der Episode lassen sich nicht aufstellen, doch erfahrungsgemäß halten diese einige Tage bis maximal 3 Wochen an.

Island: 3 Erdbebenschwärme auf Reykjanes

Reykjanes von 3 kleineren Schwarmbeben erschüttert – Bodenhebung bei Svartsengi hält an

Heute gab und gibt es auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel drei kleinere Erdbebenschwärme, sodass insgesamt 62 Beben registriert wurden. Die Schwärme verteilen sich auf unterschiedliche Spaltensysteme, sparen das Svartsengi-Gebiet aber weiterhin aus. Dort hält die Bodenhebung weiter an, auch wenn sie sich leicht abgeschwächt hat.

Diese Abschwächung ist nicht untypisch für ein Stadium fortgeschrittener Magmenakkumulation: Sie kann durch den hohen Druck im oberen Magmenspeichersystem verursacht werden, der es aufsteigendem Magma erschwert, in den Magmenkörper einzudringen. Eine ähnliche Phänomenologie wurde bereits vor mehreren Eruptionen entlang der Sundhnúkur-Eruptionsspalte beobachtet. Natürlich ist es auch möglich, dass aus dem tieferen Magmenspeicher tatsächlich weniger Schmelze aufsteigt – eine Hypothese, die von einigen isländischen Geowissenschaftlern seit Längerem vertreten wird. Die nächsten Tage und Wochen werden zeigen, ob dem so ist oder ob die Aktivität weiter anhält und letztlich in dem erwarteten Vulkanausbruch gipfeln wird.

Die drei beschriebenen Schwarmbeben manifestierten sich in den Störungssystemen von Reykjanes, Krýsuvík und Hengill. Die Erdbeben im letztgenannten System stehen möglicherweise mit dem Geothermalkraftwerk Hellisheiði in Verbindung und könnten menschengemacht sein. Allerdings gibt es dort auch natürliche geothermale Erscheinungen, und der Aufstieg von Fluiden könnte Störungszonen ebenfalls aktiviert haben.

Der Erdbebenschwarm im Krýsuvík-System ist seit Wochen mal mehr, mal weniger aktiv, und es gibt verschiedene Spekulationen über seine Ursache: Seit dem Sommer senkte sich der Boden um fast 60 mm, und diese Subsidenz könnte die Beben ausgelöst haben. Einige Geoforscher sehen die Ursache der Erschütterungen in einer Verringerung des Drucks infolge von Probebohrungen für die Geothermie. Seit einigen Tagen deuten die Messdaten zudem auf einen abrupten Stopp der Subsidenz hin und zeigen sogar einen gegenteiligen Effekt. Alles in allem könnten Druckänderungen im Hydrothermalsystem hinter den Erdbeben stecken.

Tektonischer Hintergrund:

Die Reykjanes-Halbinsel markiert den Übergangsbereich zwischen dem Mittelatlantischen Rücken und der kontinentalen Kruste Islands. Statt einer einzelnen, klar definierten Riftzone existiert hier ein Mosaik aus mehreren schräg verlaufenden Spalten- und Störungssystemen, die in Segmenten versetzt zueinander liegen. Diese Segmentierung entsteht durch die Kombination von Dehnung und seitlicher Scherung, denn die Plattenbewegung verläuft nicht senkrecht zum Rücken, sondern schräg dazu. Deshalb treten Erdbeben häufig in Form kleinerer Schwärme auf, die sich entlang dieser Störungszonen ausrichten. Die periodische Freisetzung tektonischer Spannungen spielt eine wesentliche Rolle im Reykjanes-Feuerzyklus, bei dem tektonische und magmatische Prozesse eng ineinandergreifen und die Region in Phasen von Jahrzehnten bis Jahrhunderten aktivieren.

Suwanosejima eruptierte Vulkanasche bis auf 1800 m Höhe

Vulkanaktivität auf Suwanosejima hält an – Vulkanasche in 1800 m detektiert

Der Inselvulkan Suwanosejima, einer der aktivsten Vulkane Japans, zeigt weiterhin anhaltende vulkanische Aktivität: Heute Nacht kam es zu mehreren explosiven Eruptionen, bei denen Vulkanasche bis auf eine Höhe von 1800 m aufstieg und vom Wind in Richtung Westen getrieben wurde. Interessanterweise fiel die Aktivitätssteigerung mit jener des Sakurajima zusammen, der ebenfalls im Süden Japans liegt.

Suwanosejima. © VAAC Tokio

Dabei war der Suwanosejima auch in den letzten Tagen sporadisch tätig gewesen. Manchmal hängt die Häufigkeit von Tätigkeitsberichten mit den meteorologischen Bedingungen zusammen, denn bei schlechtem Wetter funktioniert die Satellitenfernerkundung nur bedingt, sodass kleinere Ausbrüche verborgen bleiben könnten.

Darüber hinaus brachten die regionale Wetterwarte Fukuoka und die Station Kagoshima am 14. November 2025 die aktuelle Vulkanstatusinformation Nr. 48 heraus, nach der die Eruptionswarnstufe 2 mit Zutrittsbeschränkungen im Kraterbereich weiterhin aufrechterhalten wird.

Suwanosejima liegt im Norden der Ryukyu-Inseln und ist bekannt für seine häufigen Eruptionen. Der Vulkan besitzt den markanten Otake-Krater, aus dem regelmäßig Rauch, Asche und vulkanische Gesteinsbrocken ausgestoßen werden. Zwischen dem 10. und 14. November erreichten die Eruptionswolken eine Höhe von bis zu 1000 Metern über dem Kraterrand. Vulkanische Blöcke wurden bis zu 200 Meter weit geschleudert. Explosionen traten während dieses Zeitraums nicht auf, dennoch wurde in den Nächten ein Feuerschein am Krater durch eine hochsensible Kamera dokumentiert.

Das Dorf Suwanosejima, etwa 3,5 Kilometer süd-südwestlich des Otake-Kraters, verzeichnete Ascheregen im Umkreis von fünf Kilometern. Vulkanische Erdbeben sind weiterhin selten, allerdings zeigen Messungen seit Oktober 2024 einen langsamen Anstieg der Aktivität, verbunden mit Hebungen im westlichen Teil der Insel, was auf eine Zunahme der Magmamenge hindeutet.
Vulkanologen warnen, dass bei Ausbrüchen große Gesteinsbrocken auf ballistischer Flugbahn um den Krater geschleudert werden können. Daher besteht im Umkreis von 1,5 Kilometern weiterhin eine Gefahrenzone. Anwohner und Besucher werden aufgefordert, die Anweisungen der Behörden strikt zu befolgen und Gefahrenbereiche nicht zu betreten.

Suwanosejima ist ein Vulkan im Pazifischen Feuerring, dessen Aktivität durch die Subduktion der Philippinischen Platte verursacht wird. Trotz seiner Gefahren bleibt der Vulkan ein faszinierendes Naturphänomen und ein wichtiger Forschungsgegenstand der Vulkanologie.