Island: Erdbeben und Bodenhebung am 27.05.24

Erdbeben und Bodenhebung auf Reykjanes gehen weiter – Auch Fagradalsfjall betroffen

Auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel gehen Bodenhebung und Erdbeben weiter. Heute gab es erneut zahlreiche Erschütterungen am nördlichen Stadtrand von Grindavik und auch im Ort selbst bebte es. Erdbeben wurden auch im Bereich des Sundhnukur-Kraters registriert, der bis in den Mai hinein aktiv war. Kleinere Schwärme ereigneten sich am Fagradalsfjall, im Krysuvik-System und bei Eldey. Auch weiter offshore manifestierten sich einige Beben am Reykjanesrücken. Das stärkste Erdbeben der letzten 24 Stunden manifestierte sich dort und hatte eine Magnitude von 2,2. Innerhalb von 48 Stunden registrierte IMO 116 Erschütterungen im Bereich von Reykjanes.

Auf MBL gibt es ein Statement des IMO-Wissenschaftlers Einar Hjörleifsson zu lesen, der meinte, dass sich auch am Wochenende täglich bis zu 80 Erschütterungen entlang des magmatischen Gangs ereignet hätten. Magmenaufstieg und die dadurch ausgelöste Bodenhebung nebst Erdbeben sind seit Wochen nahezu konstant und es gibt ein hohes Eruptionsrisiko. Zum Sommer hin rechnen die IMO-Wissenschaftler aber mit einem Nachlassen der Aktivität an dieser Stelle. Wir werden sehen ob sie Recht behalten werden.

Vielleicht verlagert sich die Tätigkeit dann ja wieder in Richtung Fagradalsfjall: Seit März hob sich der Boden dort um weitere 4 Zentimeter an. Das ist sicherlich ein geringer Wert im Vergleich zur gesamten Bodenhebung bei Svartsengi, die sich seit 2020 auf 70 Zentimeter addierte, obwohl es zu mehreren Eruptionen und Intrusionen kam. So fiel die Bodenhebung während der berüchtigten Riftingepisode mit Gangbildung vom 10. November 2023 in den Negativbereich und lag mehr als 10 Zentimeter unter der Nulllinie von 2020. Genaugenommen hob sich der Boden bei Svartsengi seit diesem Tag sogar um 80 Zentimeter an.

Die Seismizität zieht momentan nicht nur auf Reykjanes wieder an, sondern auch im Bereich des subglazialen Vulkans Katla, wo sich seit Sonntag zwei Beben im Zweierbereich manifestierten. Auch westlich des Vulkans Hekla gab es vier schwache Erschütterungen. Nennenswerte Bodenhebung wird an beiden Vulkanen aktuell nicht registriert.

Neuseeland: Aktivitätszunahme auf White Island

Vulkan Whakaari auf White Island steigert Aktivität – Neues Video zeigt Veränderungen im Krater

Nachdem es am Freitag eine starke phreatische Eruption im Krater des Vulkans Whakaari auf White Island gegeben hatte, ereigneten sich am Samstag mehrere kleine Dampferuptionen, bei denen geysirartige Fontänen aus vulkanischen Sedimenten und Wasser des Kratersees gefördert wurden. Der Alarmstatus des Vulkans wurde erneut auf „Orange“ angehoben, da nicht klar war, ob größere Explosionen folgen könnten, die eine Gefahr für den Flugverkehr darstellen könnten. Solche Ausbrüche blieben bisher aus, doch das Geschehen erinnert mich an das Vorspiel vergangener Eruptionen.

Am Sonntag war die Sicht auf den Vulkan aufgrund von Bewölkung beeinträchtigt, und die Vulkanologen vom GNS wissen nicht genau, ob es zu weiteren phreatischen Ausbrüchen kam.

Am heutigen Montag unternahmen Forscher einen Beobachtungsflug über Whakaari, um einen Blick in den aktiven Krater zu werfen. Fotos und Videos zeigen, dass sich der Kratersee durch die Eruptionsaktivität erheblich verändert hat. Besonders der Schlotbereich hat Veränderungen in der Morphologie erfahren, und der Pegel des Kratersees ist gesunken. Während des Fluges konnten die Wissenschaftler die Gasemissionen messen. Diese werden nun analysiert.

Aktuell halten die vulkanischen Unruhen an. Per Livecam sieht man gelegentlich die typischen Dampf- und Gasemissionen, wenn die Sicht klar ist. Die Vulkanalarmstufe bleibt bei 3.

Die Vulkanologen vom GNS (GeoNet) meinen, dass diese jüngste Aktivität darauf hinweist, dass der Whakaari möglicherweise in eine eruptive Phase eintritt, die durch pulsierende Perioden energiereicher Dampf- und Gasemissionen gekennzeichnet ist, die möglicherweise geringe Mengen vulkanischer Asche enthalten. Es gibt derzeit keine klaren Hinweise darauf, dass die Eruptionen deutlich heftiger werden, aber dies könnte auch ohne Vorwarnung passieren.

Sollten zukünftige Eruptionen stärker werden und Vulkanasche freisetzen, könnte sich diese bei veränderter Windrichtung an Land ausbreiten. In den letzten 30–40 Jahren hat es jedoch nur selten Fälle gegeben, in denen Asche von Whakaari die Küste erreicht hat. Da sich seit dem Desaster von 2019 keine Touristen mehr auf White Island aufhalten, ist das Gefährdungspotenzial für Menschen vergleichsweise gering.

Indonesien: Vulkan Ibu erneut ausgebrochen

Ibu auf Halmahera eruptiert Vulkanasche bis auf 7300 m Höhe – Erdbebenaktivität steigerte sich signifikant

Der Gunung Ibu auf der indonesischen Insel Halmahera war in der letzten Woche ruhiger geworden. Doch die Ruhe währte nicht lange, denn heute Nacht gab es die nächste starke Eruption, die Vulkanasche bis auf eine Höhe von 7300 m über dem Meeresspiegel aufsteigen ließ. Das sind ca. 6000 m über Kraterhöhe des Vulkans. Am Vortag gab es nur eine Eruption, die Asche gut 500 m über Kraterhöhe förderte. Dafür begann schon am Sonntag die Seismizität wieder deutlich anzuziehen und es wurden fast 1800 vulkanotektonische Erdbeben registriert. Diese enorm hohe Erdbebentätigkeit wurde auch im Zusammenhang mit den anderen Eruptionen festgestellt, die stärker als die üblichen Ausbrüche am Ibu waren. Die Phase erhöhter Tätigkeit begann Mitte Mai. Es wurden einige Familien aus der direkten Nachbarschaft des Vulkans in Sicherheit gebracht. Ansonsten sind Menschen momentan nicht gefährdet, was sich natürlich ändern könnte, wenn die Eruptionen noch stärker werden.

Die indonesischen Vulkanologen haben folgende Empfehlungen herausgebracht, an die sich alle Anwohner und Besucher des Vulkans halten sollen. Die Vulkanologen machen da auch keinen Halt vor Regierungsstellen und fordern diese ebenfalls auf sich zu informieren:

  • Bewohner und Touristen in der Umgebung des Mt. Ibu sollten alle Aktivitäten innerhalb eines 4 km Radius sowie in einem sektoralen Bereich von 7 km in Richtung des nördlichen Kraters unterlassen.
  • Bei Aschefall wird Personen, die sich im Freien aufhalten, empfohlen, Nase und Mund mit einer Maske sowie die Augen mit einer Schutzbrille zu schützen.
  • Alle Beteiligten sollten eine unterstützende Atmosphäre in der Gemeinschaft aufrechterhalten, keine falschen Informationen verbreiten und sich nicht durch unklare Themen provozieren lassen. Die Öffentlichkeit sollte stets den Anweisungen der Regionalregierung folgen.
  • Die Regierung der Regentschaft West Halmahera sollte kontinuierlich mit dem Zentrum für Vulkanologie und geologische Katastrophenvorsorge in Bandung sowie dem Beobachtungsposten des Mt. Ibu in Gam Ici in Kontakt bleiben, um aktuelle Informationen über die Aktivitäten des Mt. Ibu zu erhalten.

Diese Empfehlungen gelten auch für viele andere aktiven Vulkane in Indonesien, die aufgrund ihrer Aktivität einen Alarmstatus haben, denn oft gibt es dann auch eine Sperrzone um den Krater, die allerdings unterschiedlich groß ausfallen kann.

Marapi und Dempo mit Eruptionen

Einer dieser Vulkane ist der Marapi auf Sumatra, der vor 2 Wochen in den Schlagzeilen stand, weil starke Regenfälle Lahare ausgelöst hatten. Der Vulkan erzeugte gestern eine explosive Eruption, die neues Laharmaterial bis auf eine Höhe von 1000 m über den Krater ausspie. Im Süden von Sumatra ist dann noch der Dempo aktiv geworden, der eine Aschewolke 500 m über Kraterhöhe ausspie. Der Dempo liegt in der Nähe des Vulkans Suoh, der am Freitag phreatisch eruptierte. Unruhige Zeiten in Sumatra.

Island: Wiederaufbau von Grindavik geplant

Erdbeben bei Grindavik gehen weiter – Komitee zum Wiederaufbau der Stadt gegründet

Den ganzen Tag über sah es so aus, als wäre die Erdbebentätigkeit auf Reykjanes zurückgegangen, doch nach einer Aktualisierung der IMO-Erdbebenseite werden nun doch wieder Erdbeben bei Grindavik angezeigt, die sich offenbar den ganzen Tag über ereigneten. An anderen Spaltensystemen auf der Halbinsel werden kaum Erschütterungen angezeigt. Ich vermute hier technische Schwierigkeiten in der Darstellung, obwohl es natürlich immer sein kann, dass die Seismizität temporär schwach ist. Am Wetter liegt es jedenfalls nicht mehr, denn es ist deutlich besser geworden.

In einem MBL-Interview kam der Direktor für Deformationsmessungen des IMOs, Benedikt Gunnar Ófeigsson zu Wort: Er meinte, dass es keine Anzeichen für eine Abschwächung von Bodenhebung und Seismizität gebe. Vermeintliche Schwankungen sollte man nicht überbewerten. Man müsse immer die Messungen über mehrere Tage betrachten. Wie andere Geoforscher zuvor denkt Benedikt, dass sich die Gesteine des Untergrunds in den letzten Monaten durch die Intrusionen verfestigt haben und dass es deshalb einen immer höheren Druck im Magmenkörper braucht, bevor es zu einer weiteren Eruption kommt. Trotzdem meint der Deformationsspezialist, dass es jederzeit zu einem Ausbruch kommen kann, und rechnet eher früher als später damit. Als wahrscheinlichsten Ausbruchsort nennt auch Benedikt wieder die Sundhnukur-Kraterreihe. Da sich hier bereits ein mächtiges Lavafeld gebildet hat, hält er diesen Ort für ungünstig, weil die Lava hier schnell die Schutzwälle um Grindavik überwinden könnte, obwohl diese weiter verstärkt werden.

Ungeachtet des weiterhin hohen Gefährdungspotenzials für Grindavik glaubt Árni Þór Sigurðsson an Erhalt und Wiederaufbau der Infrastruktur in Grindavik. Er ist Vorsitzender des Exekutivkomitees für Landunruhen in Grindavíkurbær, das vom Infrastrukturministerium eingerichtet wurde. Dafür lässt er seine bisherige Tätigkeit im Auswärtigen Amt der Regierung ruhen. Er plant nächsten Monat von Reykjavik wieder nach Grindavik zu ziehen, wo er bereits früher wohnte. Ob Árni und seine Mitstreiter sowie die Bürger von Grindavik mit dem Wiederaufbau der arg in Mitleidenschaft gezogenen Stadt Erfolg haben werden, hängt maßgeblich von der Laune der Natur ab, die sich so gar nicht nach den Wünschen der Menschen richtet und ihre eigenen Pläne verfolgt.

Kanlaon: Schwarmbeben am 26. Mai 2024

Schwarmbeben unter dem Vulkan Kanlaon deutet auf Gesteinsbruch hin – Vulkanische Unruhen erwartet

Auf der philippinischen Insel Negros sorgt der Vulkan Kanlaon für Beunruhigung, da sich unter ihm ein weiterer Erdbebenschwarm ereignet hat. Laut einer Sondermeldung des Instituts PHIVOLCS manifestierten sich heute zwischen 13:35 Uhr und 16:30 Uhr Ortszeit vierundzwanzig vulkanotektonische Erdbeben. Diese wurden vom Kanlaon Volcano Network aufgezeichnet.

Die Magnituden dieser Erdbeben lagen zwischen ML 0,8 und ML 2,3 und traten in Tiefen von 0 bis 6 Kilometern unter der Westflanke des Vulkans auf. Seit dem 1. Januar 2024 ist der Ausstoß von vulkanischem Schwefeldioxid (SO2) aus dem Gipfelkrater erhöht und beträgt durchschnittlich 1.291 Tonnen pro Tag. Die letzte SO2-Messung am 26. Mai 2024 ergab einen Durchschnitt von 2.003 Tonnen pro Tag.

Bodenverformungsdaten aus kontinuierlichen GPS- und elektronischen Neigungsmessungen zeigen eine anhaltende Inflation unter der Westflanke des Vulkans, die zwischen April und Juli 2023 begann und die erhöhte Seismizität erklärt. Eine längerfristige Inflation des gesamten Vulkans wird seit März 2022 beobachtet. Vulkanologen vermuten, dass viele Erdbeben durch Fluidbewegungen ausgelöst werden. Der aktuelle Erdbebenschwarm deutet jedoch auf Gesteinsbrüche hin, die zu weiteren Unruhen führen könnten.

Die Öffentlichkeit wird daran erinnert, dass für den Kanlaon derzeit Alarmstufe 1 gilt. Sollte der oben genannte Aufwärtstrend bei den Überwachungsparametern anhalten, könnte der Vulkanstatus auf Alarmstufe 2 angehoben werden, um vor zunehmenden Unruhen zu warnen. Der Öffentlichkeit und den örtlichen Behörden wird dringend empfohlen, wachsam zu sein und die vier Kilometer lange permanente Gefahrenzone (PDZ) nicht zu betreten, da die Wahrscheinlichkeit plötzlicher und gefährlicher phreatischer Ausbrüche ohne Vorwarnung steigt. Die Zivilluftfahrtbehörden müssen den Piloten außerdem raten, Flüge in der Nähe des Vulkangipfels zu vermeiden, da der Auswurf eines plötzlichen phreatischen Ausbruchs für Flugzeuge gefährlich sein kann. DOST-PHIVOLCS überwacht die Aktivitäten des Vulkans Kanlaon genau und wird alle neuen Entwicklungen unverzüglich mitteilen.

Auf den Philippinen ist auch der Taal weiter unruhig. In den letzten Tagen gab es keine phreatischen Eruptionen, dafür verdoppelte sich der Schwefeldioxid-Ausstoß auf fast 5000 Tonnen am Tag.

Stromboli erzeugt Explosionen mit hohem Druck

Italienischer Inselvulkan Stromboli generierte Explosionen mit hohem akustischen Druck

Gestern gab es am Stromboli nicht nur einen Lavaüberlauf, sondern auch eine hohe Explosivität. Ein Livecam-Beobachter teilte in unserer Facebook-Gruppe Aufnahmen der Eruptionen, bei denen glühende Tephra höher als üblich ausgeworfen wurde. Der Vnet-Leser Hans S. schickte mir ebenfalls Bilder zu. Wie das LGS heute Morgen mitteilte, erzeugten einige der Eruptionen einen hohen akustischen Druck von bis zu 1,79 Bar. Normal sind Werte von weniger als 1 Bar. Außerdem wurde eine hohe Anzahl thermischer Durchgänge beobachtet, die auf eine rege Explosivität bzw. intensives Lavaspattering hindeutete. Diese belief sich auf 510. Erhöht war auch die Anzahl der VLP-Erdbeben, die mit 14,8 Ereignissen pro Stunde über dem Durchschnitt von 12 lag. Die Tremoramplitude ist seitdem gefallen und hat mittelstarke Werte angenommen.

Der akustische Druck beschreibt im Endeffekt nichts anderes als von Schallwellen verursachte Druckschwankungen, die durch Explosionen oder starke Entgasungen hervorgerufen werden. Wir alle haben mit unseren Trommelfellen in den Ohren perfekte Organe, die diese Druckschwankungen registrieren und als Schall interpretieren können. Je stärker der akustische Druck, desto lauter erscheint uns das Explosionsgeräusch. Die aktuellen Explosionen waren in Stromboli vor Ort zu hören.

Das INGV erklärte inzwischen die Phase mit dem Lavaüberlauf für beendet und schrieb heute Vormittag, dass die geophysikalischen Parameter wieder normale Werte angenommen haben. Dennoch gehe ich davon aus, dass wir in den nächsten Tagen weitere Hochphasen am Stromboli sehen werden.

Stromboli ist der aktivste Vulkan Europas, zumindest was die Häufigkeit seiner Eruptionen betrifft, denn der Vulkan ist – von einigen kurzen Ruhephasen abgesehen – seit mehr als 2000 Jahren daueraktiv. Den Seefahrern der Antike war der Vulkan als „Leuchtfeuer des Mittelmeeres“ bekannt. Vielleicht orientierten sich auch schon die Menschen der Spätsteinzeit an dem Vulkan, als sie ihren Weg nach Vulcano suchten, um dort Obsidian für ihre Steinklingen zu schürfen.

Viele Seefahrer der Antike passierten den Inselvulkan auf ihrem Weg zwischen Sizilien und Neapel sowie den vorgelagerten Inseln Capri und Ischia. Ischia liegt wenige Kilometer außerhalb des Calderarands der Campi Flegrei, die in den letzten Tagen ordentlich für Schlagzeilen sorgten. Heute gab es dort einen weiteren Erdbebenschwarm.

Island: 18 Millionen Kubikmeter Magma unter Svartsengi

Anhaltender Magmenaufstieg unter Svartsengi – 18 Millionen Kubikmeter seit 16. März

Unter Svartsengi auf der isländischen Reykjaneshalbinsel geht der Magmaaufstieg unvermindert weiter. Wie einer Meldung zu entnehmen ist, die gestern Nachmittag nur in isländischer Sprache auf der Seite der Isländischen Meteorologiebehörde veröffentlicht wurde, sammelten sich seit dem 16. März 18 Millionen Kubikmeter Magma an. Das ist der zweithöchste Wert einer Magmenakkumulation seit der Riftingphase am 10. November. Nur vor der Eruption vom 17. Dezember sammelte sich noch ein Kubikmeter Magma mehr an. Obwohl die Vulkanologen betonen, dass es jederzeit zu einer Eruption oder Gangbildung kommen kann, rechne ich inzwischen damit, dass wir erst ein Ereignis sehen werden, wenn die bisherige Bestmarke deutlich überschritten wird.

In den letzten Tagen wurden deutlich weniger Erdbeben registriert, als es noch am Wochenanfang der Fall war. Das liegt sehr wahrscheinlich am schlechten Wetter mit Starkregen und Windböen, die es den Seismometern erschweren, schwache Erschütterungen zu detektieren. Trotzdem gelang es, ein Schwarmbeben aufzunehmen, das sich bei Hellisheiðarvirkjun im Hengill-Spaltensystem ereignete. Die Vermutung liegt nahe, dass es sich um einen von Menschen verursachten Erdbebenschwarm handelt, denn dort liegt ein weiteres Geothermalkraftwerk, in dem regelmäßig Wasser durch Bohrlöcher gepresst wird.

Insgesamt wurden in den letzten 48 Stunden 97 Erschütterungen unter Reykjanes detektiert. Die beiden stärksten hatten Magnituden von 2,2 und manifestierten sich nahe der Sundhnukur-Kraterreihe. Nach wie vor rechnen die meisten Vulkanologen dort mit dem nächsten Ausbruch.

Einige Forscher sind inzwischen der Meinung, dass die Eruptionen in diesem Gebiet bis zum Sommer enden werden. Diese Vermutung basiert auf der Beobachtung, dass die Geschwindigkeit der Intrusionen im Zusammenhang mit den Eruptionen stetig nachgelassen hat. Das wird so erklärt, dass bei jeder Intrusion Richtung Oberfläche das Fördersystem enger wird, weil Magma am Kontaktrand mit dem kalten Umgebungsgesteins des Fördersystems erstarrt und es so zu einer Verengung des Systems kommt. Irgendwann ist das Fördersystem zugekleistert und bietet frisch aufsteigendem Magma zu viel Widerstand. Generell nimmt auch der Aufstieg von dem tieferen in dem flacher gelegenen Magmenkörper ab.

Gunung Suoh eruptierte 3 Mal phreatisch

Phreatische Eruptionen am Fumarolenfeld des Vulkans Gunung Suoh – 500 m hohe Dampfwolken

Gestern ereigneten sich auf der indonesischen Insel Sumatra drei phreatische Eruptionen im Nirwana-Krater des Vulkans Suoh. Die Ausbrüche fanden am Morgen um 08:30 Uhr WIB statt und kamen völlig überraschend. Laut einem Bericht des PVMGB des Vulkanologischen Observatoriums in Indonesien waren die ausgestoßenen Dampfwolken von reinweißer Farbe und sehr dicht. Sie stiegen bis zu 500 Meter hoch auf und hatten eine große seitliche Ausdehnung.

Die Vulkanologen des VSI empfahlen den Anwohnern, einen Mindestabstand von 500 Metern zum Krater einzuhalten und Niederungen sowie Flusstäler zu meiden, da die Gefahr besteht, dass sich dort vulkanische Gase ausbreiten. Insbesondere könnte sich Kohlendioxid ansammeln, das schwerer als Atemluft ist und diese verdrängen könnte. Es besteht also Erstickungsgefahr.

Der Gunung Suoh, auch bekannt als Mount Suwoh und Pematang Bata, liegt im Barisan Selatan Nationalpark der Sonderverwaltungszone Lampung im Süden Sumatras. Während der Suoh hierzulande bisher weitgehend unbekannt war, liegt der deutlich populärere Inselvulkan Anak Krakatau nur 150 Kilometer entfernt.

Gunung Suoh wird von den indonesischen Vulkanologen als Vulkan der Klasse C geführt und als Solfata- bzw. Fumarolenfeld bezeichnet. Ähnlich wie die Solfatara von Pozzuoli, die ein Maar ist, liegt auch das Solfatarenfeld auf Sumatra in einer großen Caldera. Diese misst 16 x 8 Kilometer und erhebt sich an ihrer höchsten Stelle 330 Meter über dem Meeresspiegel. Diese Caldera ist größtenteils tektonischen Ursprungs, beherbergt aber mehrere kleinere Calderen vulkanischen Ursprungs. In diesen wiederum gibt es mehrere Maare, Lavadome und das erwähnte Fumarolenfeld, das mehrere Krater umfasst.

Zwei phreatische Eruptionen im 20. Jahrhundert wurden durch Erdbeben getriggert

1933 und 1994 kam es infolge tektonischer Erdbeben zu phreatischen Eruptionen und zur Bildung neuer Krater. Zunächst wurde berichtet, dass der gestrige Ausbruch ebenfalls durch ein Erdbeben ausgelöst wurde, doch dies wurde später dementiert.
Die Entstehungsgeschichte der Depression am Suoh ist eng mit der großen Sumatra-Verwerfungszone assoziiert, die nicht nur für zahlreiche starke Erdbeben verantwortlich ist, sondern auch die Toba-Caldera hervorbrachte, deren Eruption beinahe die gesamte Menschheit ausgelöscht hätte.

Apropos Auslöschung der Menschheit: In den letzten Tagen erreichten mich mehrere Anrufe und E-Mails von Bürgern, die sich wegen der Geschehnisse in der Caldera Campi Flegrei sorgen. Man fragt sich, ob man noch gefahrlos nach Neapel reisen kann oder ob hier in Deutschland sogar Gefahr durch eine Supervulkaneruption besteht. Generell gelten die Weisungen des INGVs und der Behörden vor Ort. Ich persönlich würde zum jetzigen Zeitpunkt noch nach Neapel und in den Golf von Pozzuoli reisen, aber darauf achten, dass meine Unterkunft solide ist und Fluchtwege im Falle eines Erdbebens vorhanden sind. Über das Ende der Welt durch eine Supervulkaneruption sorge ich mich nicht. Da ist es wahrscheinlicher, dass uns der Asteroid Apophis im Jahr 2029 doch noch erwischt.

Stromboli: Lavaüberlauf am 24. Mai

Lavastrom floss aus Förderschlot im Krater des Strombolis –  Zahlreiche Explosionen detektiert

Am Liparischen Inselvulkan Stromboli kam es in den frühen Morgenstunden zu einem kleineren Lavaüberlauf. Das geht aus einer Notiz des INGVs hervor. Um 05:38 UTC begann intensives Lavaspattering aus dem Schlot BN1 und kurz darauf bildete sich ein kleiner Lavastrom, der über die Außenflanke des Kraters floss und Gerölllawinen auslöste, die über die Sciara del Fuoco rollten.

Die Amplitude des vulkanischen Tremors war bereits vor dem Ereignis erhöht und ist es weiterhin. Am 20. Mai gab es einen Peak der Tremors. Die Ursache hierfür ist mir nicht bekannt.

Das LGS attestiert dem Vulkan eine hohe Aktivität. Das gilt insbesondere für die Anzahl der thermischen Durchgänge, die für gewöhnlich auf explosive Eruptionen hindeuten. Aber auch intensives Spattering kann hier Zählungen auslösen, und so wurden gestern 1226 dieser Signale festgestellt. Als sehr hoch wird auch der Ausstoß an Kohlendioxid betrachtet: Bei der letzten Messung am 22. Mai lag die Rate bei 2903 Tonnen am Tag. Die Zahl der VLP-Erdbeben war ebenfalls überdurchschnittlich hoch. Es sieht so aus, als gäbe es in größerer Tiefe einiges an Magma, das dabei ist aufzusteigen. Dabei erhöht sich der Druck im Fördersystem und es wird mehr Magma nach oben gepresst, das sich bereits in höher gelegenen Etagen des Systems befindet. Eine ungewöhnliche Inflation wurde noch nicht festgestellt. Normalerweise kommt es am Stromboli nur unmittelbar vor Paroxysmen oder Spalteneruptionen zu einer Versteilung der Vulkanflanken.

In den letzten Wochen konnten wir eine generelle Aktivitätssteigerung am Stromboli beobachten. Betrachtet man die Seismizität der Region Sizilien für die letzten Monate, dann stellt man fest, dass es im Bereich der Liparischen Inseln deutlich mehr Erdbeben mit Magnituden ab 2 gegeben hat als etwa am Ätna. Dieser zeigt sich dieser Tage ungewöhnlich ruhig und es gibt nur wenige Erdbeben.