Island: Eruptionsgefahr bleibt am 12.11.23 hoch

Leichter Rückgang der Erdbebentätigkeit auf Reykjanes – Eruptionsgefahr bleibt hoch

Seit Mitternacht gab es ca. 1000 schwache Erdbeben unter der isländischen Reykjanes-Halbinsel. Nicht alle Beben manifestierten sich entlang des Dykes: es formierten sich auch 2 Bebencluster nordöstlich und südwestlich davon. Im Bereich des magmatischen Gangs blieben die Magnituden kleiner als 3. Die isländischen Medien berichten, dass es praktisch keine erkennbaren Veränderungen in Bezug auf Magmenbewegungen gab. Dennoch geht man davon aus, dass Magma langsam weiter aufsteigt. Den letzten Daten von gestern Nachmittag zufolge befand sich die Schmelze zu diesem Zeitpunkt in ca. 800 m Tiefe. Von dort kann es theoretisch innerhalb weniger Stunden bis zur Oberfläche durchdringen. Erfahrungsgemäß dauert es 3–7 Tage, bis es nach einer so starken Intrusion zu einem Vulkanausbruch kommt. Am Bardarbunga wie auch auf Leilani gab es erst eine Serie kleinerer Spalteneruptionen, bis es dann zum großen Ausbruch kam. Aber das Verhalten eines jeden Vulkans oder Gangs kann sich von dem, was man glaubt zu kennen, unterscheiden, was Prognosen deutlich erschwert. Es besteht immer noch die Möglichkeit, dass es nicht zu einem Ausbruch kommt, diese ist aber relativ gering.

IMO-Vulkanologe Ármann Höskuldsson äußerte sich in einem Interview mit RUV besorgt, denn er hält es für wahrscheinlich, dass es zu einer Eruption direkt in- oder knapp außerhalb von Grindavik kommen wird. Die Gefahr einer submarinen Eruption vor der Küste hält er ebenfalls für hoch. In diesem Fall kann es surtseyanische Eruptionen geben, die auch Aschewolken fördern und den Flugverkehr gefährden. Besonders tragisch, da der Flughafen Keflavik nur 20 km Luftlinie entfernt liegt.

Trotz der Gefahr für Grindavik entwickelt man eifrig Pläne, wie man den evakuierten Anwohnern die kurzfristige Rückkehr in ihre Häuser ermöglichen kann, damit sie zurückgelassene Wertgegenstände und das Nötigste zum Leben aus ihren Wohnungen bergen können, bevor der Ausbruch losgeht, der möglicher Weise enorme Schäden in der Stadt anrichten wird. Es ist auch der Totalverlust des gesamten Ortes denkbar. Es befinden sich auch noch zahlreiche Haustiere in Grindavik, die geborgen werden sollen. Eine Herausforderung für die Verantwortlichen des Zivilschutzes.

Island: Magmenintrusion verursacht Straßensperrungen

Aktualisierter Verlauf des Magmatischen Gangs. Stand 18 Uhr. © IMO

Magmenintrusion bis unters Meer – Grindavik großräumig abgesperrt

Update 20.30 Uhr: Neue Daten veranlassten die Wissenschaftler, den Verlauf des magmatischen Gangs neu zu bewerten. Nach diesen Erkenntnissen soll er 15 km lang sein und nicht bei Stóra-Skógfell entspringen, sondern auf der Ebene Kálffellsheiði, die am Nordwestrand des Fagradalsfjall beginnt. Vielleicht sind die Vorgänge auch wieder mehr mit diesem Vulkan assoziiert, als man bis jetzt meint.

Originalmeldung: Die Nacht und den Tag verbrachten isländische Forscher damit, die Situation um die Magmenintrusion bei Grindavik auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel genauer zu untersuchen. Was sie herausfanden, dürfte die Menschen vor Ort wenig begeistern: Der magmatische Gang, der letzte Nacht in der Gegend zwischen Svartsengi und Grindavik intrudiert war, hat mindestens eine Länge von 12 km. Er beginnt am Südrand der vulkanischen Erhebung Stóra-Skógfell und verläuft östlich von Svartsengi und dem Vulkan Thorbjörn. Dort folgt der alten Kraterreihe von Sundhnúka und unterquert den Westen Grindaviks. Seine Spur verliert sich an der Küste, wo er wahrscheinlich ein Stück weit ins Meer hineinläuft. An seiner flachsten Stelle liegt er in nur 800 m Tiefe und es ist sehr wahrscheinlich, dass das Magma den restlichen Weg bis zur Oberfläche schafft. Noch ist es völlig unklar, wo das sein wird. Wahrscheinlich gibt es eine längere Eruptionsspalte und Lava könnte sogar am Meeresboden austreten, so dass wir eine surtseyanische Eruption sehen werden. Doch das mit dem Sehen ist so eine Sache, denn Grindavik wurde nicht nur evakuiert, sondern auch großräumig abgesperrt. Es trat ein touristischer Notfallplan in Kraft und es darf bezweifelt werden, dass der potenzielle Vulkanausbruch eine Touristenattraktion werden wird.

Nicht nur ich fühle mich an die Vorgänge im Vorfeld der Bardarbunga-Eruption erinnert, sondern auch viele der isländischen Geowissenschaftler. Man geht davon aus, dass ein großer Vulkanausbruch droht, der deutlich stärker werden wird als das, was wir in den letzten drei Jahren am Fagradalsfjall sahen. Þorvaldur Þórðarson sagte in einem MBL-Interview, dass der Dyke seiner Meinung nach das Potenzial hat, etwa 0,5 Kubikkilometer Lava hervorzubringen. Der Bardarbunga förderte etwa 1,2 Kubikkilometer Schmelze. Bei der ersten Fagradalsfjall-Eruption waren es 0,2 Kubikmeter. Im Anfangsstadium könnten etwa 300–400 Kubikmeter Lava pro Sekunde gefördert werden. Der Fagradalsfjall schaffte damals gerade einmal 8 Kubikmeter. Auch der Forscher Benedikt Gunnar Ófeigsson zieht Parallelen zum Bardarbunga und sieht die Größenordnungen der aktuellen Bodendeformation in diesem Bereich angesiedelt.

Im Laufe des Tages verschaffte man sich auch einen Überblick über die Straßenschäden, die besonders in Grindavik auftraten und ein ernstes Problem darstellen. Der Zivilschutz hat dazu geraten, die Straßen nicht mehr mit privaten PKWs befahren zu lassen. Es wird auch überlegt, einen Fahrservice für die Fütterung zurückgelassener Haustiere einzurichten.

Heute Abend hält die Erdbebenaktivität weiter an, hat sich aber etwas abgeschwächt. Das Zentrum der Aktivität hat sich wieder in den Nordosten verlagert, dorthin, wo sie gestern begann.

Ätna eruptierte Lavastrom – News vom 11.11.23

Strombolianische Eruptionen und Lavastrom am Neuen Südostkrater

Wie ich gestern bereits kurz im Rahmen meiner Berichterstattung über Island erwähnte, sah es gestern Abend nicht nur nach einer sich anbahnenden Eruption auf Reykjanes aus, sondern auch so, als ob sich am Ätna auf Sizilien ein Paroxysmus zusammenbrauen würde. Der neue Südostkrater war strombolianisch aktiv und es floss ein kurzer Lavastrom durch die Scharte im Süden des Kegels. Parallel dazu stieg der Tremor steil an und enterte kurzweilig den roten Bereich. Eigentlich trügerische Anzeichen eines einsetzenden Paroxysmus. Aber genau wie im Dyke unter Grindavik konnte sich das Magma am Ätna auch nicht dazu durchringen, zu eruptieren. Solche Fehlstarts gab es am Ätna schön häufiger, doch meistens schöpfte der Vulkan dann nur ein paar Tage Atme, bevor es doch zum Paroxysmus kam. Bereits die vergleichsweise lange Anlaufphase, während der der Vulkan strombolianische Eruptionen und Dampfringe erzeugte, ist relativ ungewöhnlich. Spannend ist es, zu sehen, wie sich das Geschehen weiterentwickeln wird.

Eigentlich wäre es an der Zeit, dass nicht nur mal ein vereinzelter Paroxysmus sehen lässt, sondern dass es wieder zu einer Serie kommen wird. Aus geophysikalischer Sicht gibt es dafür aber keine Indizien: Seismizität bewegt sich auf niedrigem Niveau und die letzte größere Magmenintrusion ist schon einige Monate her. Zwar steigt immer etwas Magma auf und akkumuliert sich unter dem Vulkan, doch normalerweise gibt es mehrere Phasen mit Schwarmbeben, die in kurzer Zeit aufeinander folgen, bevor es eine größere Eruptionsserie gibt.
Dass man gestern zumindest mit einem Paroxysmus rechnete, zeigt die Präsenz der lokalen Vulkanfotografen und Vulkanologen, die gestern Abend am Vulkan schwadronierten und auf den Ausbruch lauerten. Das zeigt aber auch, wie schwer es ist, solche Ereignisse zu prognostizieren.

Apropos Prognosen: Auf Island braut sich wohl was Größeres zusammen, doch dazu später mehr.

Island: Massives Schwarmbeben in Progress

Die seismische Aktivität unter Reykjanes steigerte sich weiter – stärkstes Erdbeben M 5,2

Die Erdbebenaktivität unter der isländischen Reykjanes-Halbinsel steuert ihrem neuen Höhepunkt entgegen und könnte tatsächlich auch durch einen finalen Magmenaufstieg im Bereich der Sundhnúkar-Kraterreihe getriggert werden. In den letzten Stunden ereigneten sich gut 170 Erdbeben mit Magnituden ab 3. Der stärkste Erdstoß, der vom automatischen System detektiert wurde, hatte eine Magnitude von 5,2. Es könnte aber sein, dass die Daten noch korrigiert werden, sobald sie von einem Geophysiker überprüft wurden.

Wie dem auch sein, es ist eines der stärksten Schwarmbeben auf Island, über das ich hier bisher berichten konnte. Ähnlich starke Ereignisse hatten wir vor der ersten Fagradalsfjall-Eruption 2021 und vor der Bardarbunga-Eruption 2014. Selbst wenn das Magma nicht in den nächsten Stunden/Tagen ausbrechen sollte, kann ich mir kaum vorstellen, dass es längerfristig im Untergrund hängen bleibt. Grund für diese Annahme liefern zahlreiche Erdbeben mit Magnituden ab 3 in Tiefen von 1-2 km, die sich in den letzten Minuten manifestierten. Wahrscheinlich bricht dort das Gestein auf, weil Magma sich seinen Weg bahnt.

Sollte die Schmelze nicht in den nächsten Stunden den finalen Aufstieg schaffen, gibt es eine vergleichsweise große Magmenansammlung in geringer Tiefe, die nur auf einen weiteren Schubs wartet um auszubrechen.

Auf einem der Livestreams sieht man Blaulicht und einsatzfahrzeuge am Kraftwerk Svartsengi. Außerdem wurde die Straße beschädigt. Auf einem Foto ist zu erkennen, dass sich ein Riss gebildet hat an dem es einen Versatz von mehreren zehner Zentimetern gibt.

Interessanterweise droht nicht nur auf Reykjanes ein Vulkanausbruch, sondern auch am Ätna. Wie unsere Vereinsmitglied Tobias L. und Andreas B. gerade in unserer WA-Gruppe diskutierten, konnte man auf der Livecam kurz einen kleinen Lavastrom erspähen, der in der Scharte des Neuen Südostkraters unterwegs ist. Der Tremor stieg deutlich an und befindet sich an der Grenze zum roten Bereich. Hier droht entweder ein Paroxysmus, oder einen neue Episode mit Lavastromtätigkeit. Typisch Ätna halt, hasst es, wenn ihm andere Vulkane die Show stehlen! Vulkanspotter stehen dann mal wieder vor der Wahl der Qual, wo mehrere Monate lang keine interessante Eruption in erreichbaren Gefilden stattfand. Sollte es zu einem Ausbruch kommen, zieht es mich trotz der Jahreszeit wohl ehr nach Island als zum Ätna, obwohl ich auch mal wieder einen schönen Ätna-Paroxysmus vertragen könnte!

Erste Straßensperrung auf Reykjanes

Erdbebentätigkeit rückläufig, trotzdem erste Straßensperrung bei Svartsengi

Seit dem starken Erdbebenschub gestern hat die Schwarmbebentätigkeit etwas nachgelassen, dennoch wurden letzte Nacht mehr als 200 schwache Beben registriert. Die stärksten Erschütterungen hatten Magnituden im Zweierbereich. Neben Erdbeben im bekannten Gebiet von Svartsengi bebte es auch in dem weiter östlich gelegenen Hengil-Spaltensystem. Die Magnitude des starken Erdbebens gestern wurde von M 5,0 auf M 4,8 herabgestuft.

Obwohl das Erdbeben etwas schwächer war als zuerst angegeben, wurde gestern sichtbar, dass es leichte Schäden an einigen Häusern nahe des Epizentrums verursachte: es kam zu Rissbildungen im Mauerwerk einiger Gebäude. Risse bildeten sich auch auf Straßen und in der isländischen Zeitung MBL wurde ein Foto einer kleineren Bodensenkung veröffentlicht.

Der Zivilschutz ordnete die Sperrung einer Straße an, die in Grindavik als Nordlichtroute bekannt ist. Es handelt sich um eine Schotterpiste, die nördlich von Grindavik in Richtung Westen abzweigt, am Thorbjörn vorbeiführt und nördlich des Svartsengikraftwerks wieder in die Hauptstraße mündet. Mitarbeiter des Geothermalkraftwerks dürfen die Straße noch passieren. Als Grund für die Sperrung wird die erhöhte Erdbebenaktivität angegeben, aber es ist klar, dass man hier auch Vulkanspotter fernhalten will, denn der Weg führt am Rand des Gebiets mit der größten Bodenhebung entlang und könnte im Falle einer Eruption ziemlich nahe an eine mögliche Eruptionsstelle führen.

Gesperrt wurde nach dem Desaster gestern auch das Thermalbad Blaue Lagune. Es soll für mindestens eine Woche geschlossen bleiben. Nach dem Erdbeben versuchten gut 40 Gäste des angeschlossenen Hotels zu fliehen, was allerdings nur wenigen gelang, da keine Transportmittel zur Verfügung standen.

Derweilen gibt es immer noch keine neuen GPS-Messungen zur Bodenhebung in dem betroffenen Areal. Gut möglich, dass der starke Erdstoß da einiges durcheinander brachte. Die nächstgelegenen GPS-Stationen im Süden Islands zeigen eine Bodenhebung von mehr als 20 cm. Möglich, dass hier neu geeicht werden muss.

In dem Gebiet der stärksten Bodenhebung installieren IMO-Techniker mobile Messinstrumente, um engmaschiger überwachen zu können und genauere Daten zu erhalten.

Campi Flegrei mit verringerter Bodenhebung

Bodenhebung verlangsamte sich signifikant – Geht dem Vulkan die Puste aus?

Während ich auf Updates der GPS-Messungen auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel wartete, habe ich die Wartezeit überbrückt, indem ich mir das letzte Wochenbulletin vom INGV zur Campi Flegrei durchgelesen habe. Es erschien bereits am Dienstag, doch da die Seismizität der Caldera in den letzten Tagen gering war, brannte mir das Thema gerade nicht unter den Fingern.

Der Bericht befasst sich mit den Geschehnissen des Beobachtungszeitraums 30. Oktober bis 5. November 2023. In dieser Zeit wurden nur 20 schwache Erschütterungen registriert, was einen deutlichen Rückgang der Seismizität darstellt, besonders wenn man die Tätigkeit Ende September als Referenz heranzieht. Zwischen dem 21. und 23. September gab es ein starkes Schwarmbeben und es wurde ein Anstieg der Bodenhebung festgestellt. An diesen Tagen hob sich der Boden um 10 mm. In den Monaten zuvor wurde die durchschnittliche Hebungsrate mit 15 mm pro Monat angegeben. Dieser Wert galt auch für die ersten beiden Oktoberwochen. Seitdem verlangsamte sich die Bodenhebung signifikant und kam letztendlich sogar ganz zum Stillstand. Solche ruhigen Phasen gab es immer wieder mal, seitdem die Bodenhebung im Jahr 2005 angefangen hatte. Schaut man weiter zurück, dann stellt man fest, dass es bei der vorangegangenen Hebungsphase in den 1980iger Jahren eine Häufung starker Erdbeben gab, kurz bevor die damalige Bodenhebungsphase endete und sogar der umgekehrte Effekt einsetzte. Sollte sich das Muster wiederholen? Es könnte in der Tat sein, dass der Campi Flegrei die Puste ausgeht, bzw. der Aufstieg magmatischer Fluide nicht nur ins Stocken gekommen ist, sondern ganz aufhörte. Das ist aber nur reine Spekulation, ohne wissenschaftliche Belege. Die restlichen geophysikalischen Parameter zeigten sich im o. g. Beobachtungszeitraum ohne große Schwankungen. Die Gastemperatur der Pisciarelli-Hauptfumarole lag bei 95 Grad. Mit dem Ende des regenarmen Sommers begann sich auch wieder Kondensat im Schlammpool zu sammeln.

Entwarnung kann man in Europas mächtigster Caldera noch lange nicht geben, aber ich denke, die Medien können von ihrem Katastrophenszenario-Tripp der letzten Wochen langsam wieder runterkommen!

Mh, schon wieder 30 Minuten um und noch keine Aktualisierung der Daten zu Island. Dafür ist mir aufgefallen, dass die GPS-Messungen an der Hekla und am Eyjafjallajökull einen Sprung nach oben um gut 20 cm machten. Da ich nicht an eine solch sprunghafte Inflation glaube, liegt die Vermutung nahe, dass es hier einen Zusammenhang mit dem Erdbeben von heute Nacht gibt. Vermutlich auch der Grund, warum es keine neuen Messungen zu Reykjanes gibt. Übrigens blieb die Blaue Lagune heute doch geschlossen.

Taal mit hohem Schwefeldioxid-Ausstoß am 09.11.23

Am Taal wurde der höchste Schwefeldioxid-Ausstoß des Jahres gemessen

Der Taal ist ein großer Calderavulkan auf der philippinischen Insel Luzon und stieß in den letzten 24 Stunden 11.499 Tonnen vulkanisches Schwefeldioxid aus. Das geht aus einer Mitteilung von PHILVOLCS hervor. Es war der stärkste Schwefeldioxid-Ausstoß des Jahres. Er ging einher mit einer starken Dampfentwicklung aus dem Kratersee auf Volcano Island. Außerdem wurden im Kratersee Wasserturbulenzen festgestellt.

Bereits in den letzten Wochen stieg der Gasausstoß an und im September betrug der Wert im Durchschnitt 5.019 Tonnen pro Tag. Seit seinem jüngsten Ausbruch im Jahr 2020 ist der Vulkan nicht mehr ganz zur Ruhe gekommen. Tatsächlich wurden auch einige phreatische Eruptionen festgestellt.

Das Schwefeldioxid stammt aus einem Magmenkörper unter dem Vulkan. Dieser war im Vorfeld der Eruption von 2020 intrudiert. Offenbar wurde nur ein Teil der Schmelze eruptiert. Seitdem schlummert das Magma im Untergrund und verändert sich chemisch. Bei diesem Prozess könnte das Schwefeldioxid freigesetzt werden. Das Magma kühlt auch langsam ab, wodurch es an Volumen einbüßt. Diese führt zu einer Subsidenz im gesamten Calderabereich. Allerdings gibt es auf Volcano Island eine schwache Bodenhebung. Hier scheinen sich weitere magmatische Fluide anzusammeln.

Ein Problem, das in der Region öfter auftritt, ist Vog. Hierbei handelt es sich um vulkanisch bedingten Smog, der zu Atemwegsproblemen führen kann. Vog tritt wie Smog überwiegend dann auf, wenn es eine Inversionswetterlage gibt, die verhindert, dass das Gas nach oben abziehen kann. Auch Windstille kann Vog begünstigen. Aktuell scheint es aber windig genug zu sein, so dass noch kein Vog gemeldet wurde.

Der Taal brach zuletzt im Januar 2020 groß aus. Vulkanasche stieg bis in die Stratosphäre auf und man rechnete mit weiteren Eruptionen, die bis jetzt aber ausblieben.

Island am 08.11.23: Bodenhebung hält weiter an

Seismizität und Bodenhebung auf Reykjanes halten an

In den letzten 24 Stunden hielten Seismizität und Bodenhebung auf Reykjanes weiter an, und es wurden innerhalb von 24 Stunden etwa 1200 Beben registriert. Auffallend ist eine leichte Verlagerung der Bebentätigkeit in östlicher Richtung und damit in Richtung Fagradalsfjall. Der Boden hebt sich im Gebiet des Thorbjörn-Vulkans rasant an. Die Hebung hat am Vulkan mittlerweile gut 9,5 cm erreicht. Auch an den Messstationen Eldvörp, Grindavik und Svartsengi gibt es signifikante Bodenhebungen. Tatsächlich sticht die Messstation SKSH heraus, denn bei Skipastigshraun hob sich der Boden bereits um 10 cm. Dieses Areal liegt in der Mitte des Dreiecks, das von den vorher genannten Stationen aufgespannt wird. Somit lässt sich der Ort der maximalen Bodenhebung gut lokalisieren, aber ob es dort dann letztendlich auch zu dem erwarteten Vulkanausbruch kommen wird, ist noch ungewiss.

Auffallend ist, dass es praktisch keine Erdbeben in größeren Tiefen gibt. Die meisten Erschütterungen ereignen sich im Bereich der Magmen-Akkumulation in 4 bis 5 km Tiefe. Daher gingen die Wissenschaftler zunächst wahrscheinlich davon aus, dass es sich bei den Erdbeben um Spannungsbeben handelt. Bei anderen bedeutenden Eruptionen, wie etwa auf La Palma, ließ sich die Spur des aufsteigenden Magmas bis in größere Tiefen von gut 20 km verfolgen. Das lässt die Überlegungen zu, dass die Aufstiegswege aus den größeren Tiefen unter Island frei sind, sodass die aufsteigende Schmelze keine Gesteine brechen muss.  Ein anderer Gedanke ist, dass das Magma nicht frisch aus der Tiefe aufsteigt, sondern aus Richtung Fagradalsfjall horizontal migriert. Hierfür spricht die Tatsache, dass die GPS-Stationen im Westen weiter eine leichte Subsidenz messen. Ganz schlüssig sind diese Überlegungen nicht, denn die Subsidenz beträgt nur ein Bruchteil der Inflation im Bereich von Thorbjörn. Außerdem ist auffällig, dass am Fagradalsfjall zwar Subsidenz gemessen wird, aber dass der horizontale Versatz weiterhin hoch ist, so wie es vor den letzten beiden Eruptionen dort der Fall gewesen ist.

Einstweilen wurde bekannt, dass die erste Reiseagentur ihre Fahrten zur Blauen Lagune aus Sicherheitsbedenken eingestellt hat, während der Badebetrieb aber aufrechterhalten wird.

Apropos Sicherheit und Vulkantourismus: Letzte Woche wurde tatsächlich die Betreiberfirma des Tourismus auf der neuseeländischen Vulkaninsel White Island auf schuldig gesprochen. Das Strafmaß steht noch aus. Wir erinnern uns: Im Dezember 2019 kam es zu einer größeren Explosion, der 22 Menschen zu Opfer gefallen sind. Die Touristen wurden mit Booten auf die Insel gebracht, obwohl der Vulkan Tage vorher Anzeichen vulkanischer Unruhe zeigte. Die Explosion selbst kam ohne explizite Vorwarnung!

Kratersee des Poas trocknet aus

Staat: Costa Rica | Koordinaten: 0.2, -84.23 | Aktivität: Fumarolisch

Kratersee am Poas trocknet aus, wodurch das Risiko von Ascheeruptionen steigt

Der Poas ist einer der aktivsten und größten Vulkane im mittelamerikanischen Staat Costa Rica. In seinem Kratersee nahe dem 2708 m hohen Gipfel kommt es sporadisch zu phreatischen Eruptionen, die ein beeindruckendes Naturphänomen darstellen. Jetzt dokumentierte das Nationale Vulkanologische Observatorium (OVSICORI) in den letzten Monaten einen Rückgang des Wasserspiegels um bis zu zwei Meter gegenüber dem höchsten Punkt Mitte dieses Jahres. Es besteht die Möglichkeit, dass der Kratersee ganz austrocknet.

Gegenüber dem costa-ricanischen Newsportal Teletica erklärte der OVSICORI-Vulkanologie-Koordinator Geoffroy Avard, dass ein Ungleichgewicht in der Lagune vorliegt, wenn es nach der Regenzeit zu weniger Niederschlägen kommt und die Verdunstung aus dem See anhält. Dieses Ungleichgewicht kann zur kompletten Austrocknung der Lagune führen. In diesem Fall fehlt die Auflast des Wassers auf dem Untergrund, was in der Vergangenheit bereits kleinere Ascheeruptionen verursachte, weil dann einfacher Gas aus dem Magma im Untergrund austreten kann. Ist diese Entgasung besonders stark, entstehen Ascheeruptionen. Geoffroy Avard betonte in dem Interview, dass so etwas in der Vergangenheit öfters vorkam, aber dass es nicht unbedingt eintreten muss. Denkt man diese Folgenkette weiter, dann könnte natürlich auch die Entgasung infolge schwacher Eruption einen Prozess in Gang setzen, der zu stärkeren Vulkanausbrüchen führen könnte. Voraussetzung hierfür ist, dass sich genug eruptionsfähiges Magma im Untergrund befindet.

Zuletzt stand der Poas hier Anfang August in den Schlagzeilen, weil er eine phreatische Eruption erzeugte. Sein letzter größerer Ausbruch ereignete sich 2017. Damals war der Kratersee aufgrund der Eruption trockengefallen und es dauerte Monate, bis er sich wieder aufgefüllt hatte.

Der Alarmstatus des Vulkans Poas steht auf „Gelb“, genauso wie der Turrialba. Einzig der Rincon de la Vieja steht auf „Orange“. Der Arenal hingegen scheint weiterhin ruhig zu bleiben und zeigt keine Anzeichen von einem wiederaufheizen, obgleich von seinem Gipfelkrater dampf entweicht. Bis zum Jahr 2010 war der Arenal daueraktiv.