Ätna: Erdbeben und interessante Tremorverlagerung

Leicht erhöhte Erdbebenaktivität am Ätna – Verlagerung der Tremorquellen Richtung Osten

Catania,10.06.2025Eine Woche nach dem Paroxysmus und dem Abgang eines pyroklastischen Stroms ist eine leichte Zunahme der Seismizität zu beobachten. Vor allem im Osten des Vulkans kam es zu einer Häufung flache liegender Erdbeben geringer Magnituden. Interessant ist auch eine Verlagerung der Tremorquellen östlich der Krater.

Letzteres geht aus dem jüngsten Wochenbericht des INGV zum Ätna hervor, der heute für die Beobachtungsperiode 02. – 06. Juni veröffentlicht wurde. Der beigefügten Grafik ist zu entnehmen, dass sich der Tremor von einem Bereich am Ostrand der Bocca Nuova bis östlich der Basis des Südostkraterkegels und somit bereits im Randgebiet des Valle del Bove reicht. Dort interessanterweise nahe der Oberfläche auftrat. Leider ist die Grafik zeitlich nicht gut aufgelöst, sodass es sein kann, dass dieser Tremor zeitgleich mit dem Paroxysmus vom 2. Juni auftrat. Sollte er sich erst danach verlagert haben, ist es möglich, dass wir in Kürze Lavaströme im Valle del Bove oder weitere Paroxysmen sehen werden. Dafür, dass sich aktuell Magma unter dem Ätna bewegt, sprechen die erwähnten Erdbeben in Tiefen weniger als 5 Kilometer, wie sie in den letzten Tagen vom seismischen Netzwerk des INGV registriert wurden. Besonders die Erschütterungen unter den Gipfelkratern und im Valle del Bove lassen vermuten, dass Magma Spannungen erzeugt, die auf lokale Störungszonen wirken.

Daten zum pyroklastischen Strom am 2. Juni

Natürlich gingen die Vulkanologen auch genauer auf den erwähnten Paroxysmus ein und lieferten konkrete Daten: Wie bereits von mir vermutet entstand er infolge einer Frakturbildung im oberen Bereich der Nordflanke des Südostkraterkegels, an der heiße Lava beteiligt war. Der pyroklastische Strom erreichte eine Spitzengeschwindigkeit von 140 km/h und glitt gut 3 Kilometer weit. Er stoppte am Monte Simone im Osten des Valle del Bove. Der pyroklastische Strom wurde durch 2 phreatische Explosionen verstärkt, als er unterhalb der Südostkraterbasis über ein Eisfeld floss, dass mit Lapilli bedeckt war. Im Zuge des Paroxysmus hatte es nur eine geringe Bodendeformation gegeben.

Die aktuellen geophysikalischen Parameter lassen ansonsten keine konkreten Vorhersagen zu unmittelbar bevorstehenden Ereignissen treffen.

Mikrobeben am Stromboli

Bemerkenswert ist, dass es auch unter dem Stromboli ein Mikrobeben gegeben hat. Am Stromboli liefern selbst vereinzelt auftretende Erdbeben Hinweise darauf, dass eine Aktivitätssteigerung bevorstehen könnte. Solche Phasen fangen für gewöhnlich mit Lavaspattering an.

Nördlich vom Stromboli und östlich vom Marsili Seamount ereignete sich zudem ein Erdbeben Mb 3,5. Das Hypozentrum lag in fast 300 Kilometern Tiefe.

Home Reef: Eruption und Kollaps

Ascheeruptionen und Kollapsereignisse am Inselvulkan Home Reef in Tonga

Mittenimnirgendwo, 10.06.2025Der Inselvulkan Home Reef im Zentralbereich des Tonga-Archipels ist weiterhin explosiv aktiv und erzeugt Aschewolken unbekannter Höhe, die aber auf Satellitenaufnahmen zu erkennen sind. Zudem emittierte der Vulkan bis zum 27. Mai eine moderate Wärmestrahlung.

Home Reef mit Aschewolke. © Copernicus

Der 27. Mai scheint ein Stichtag zu sein, denn wie der Geologische Dienst Tonga in einem Bulletin vom 7.Juni mitteilt, gab es an diesem Tag nicht nur starke Explosionen, die eine größere Aschewolke erzeugten, sondern auch Kollapsereignisse an 3 Stellen der Vulkanflanke, die möglicherweise von diesen Explosionen ausgelöst wurden. Die Hangrutschmassen erreichten die Küste, doch sie waren zu klein um einen Tsunami auszulösen.

Die Ereignisse vom 27. Mai vergrößerten auch den Krater, der nun 245 x 110 Meter misst. Seit der stärkeren Explosion veränderte sich der Eruptionscharakter und es wurden keine thermischen Signale mehr registriert. Die Geowissenschaftler vermuten nun, dass die effusive Tätigkeit, die bis zu diesem Zeitpunkt auftrat, stoppte.

Unser Vereinsmitglied Manfred Meyer war gestern auf den Sentinel-Seiten von Copernicus unterwegs und entdeckte auf einem Satellitenfoto vom 5. Juni das erneute Auftreten von Aschewolken, die in Richtung Südwesten drifteten. Außerdem ist eine intensive Wasserverfärbung um die Insel zu erkennen. Solche Wasserverfärbungen entstehen für gewöhnlich durch den Eintrag vulkanischer Gase oder sogar durch Lavaströme. Im Infrarot-Spektrum ist allerdings keine entsprechende Wärmestrahlung auszumachen.

Zufällig entdeckte ich auf besagter Seite gerade auch schwache Wasserverfärbungen, die von einem Punkt bei den Koordinaten -19.178908, -174.850022 südlich von Home Reef ausgehen. Hier lag bis vor kurzem noch Metis Shoal, auch als Lateiki Island bekannt. Während man auf Google Maps hier noch eine kleine Insel entdecken kann, ist auf dem aktuellen Sentinel-Foto kein Land auszumachen. Bei Metis Shoal handelt es sich um einen submarinen Vulkan, der temporäre Vulkaninseln hervorbringt. Die zuletzt gebildete aus dem Jahr 2019 ist nun wieder im Meer versunken bzw. bis unter die Meeresoberfläche erodiert. Die Wasserverfärbungen zeigen aber, dass es zumindest Entgasungen am Vulkan gibt.

Sangay mit starker thermischer Anomalie

Thermische Anomalie und Aschewolke am Sangay deuten Aktivitätssteigerung an – Reventador ebenfalls aktiv

Quito, 10.06.2025Der Sangay in Ecuador emittiert heute eine sehr hohe Wärmestrahlung mit 1131 MW Leistung. Zudem registrierte das VAAC Washington Vulkanasche in 6700 m Höhe, die 80 Kilometer weit in Richtung Westen driftete und Ascheregen verursachte.

VONA-Warnung zum Sangay. © VAAC

Die Daten sprechen für eine signifikante Aktivitätssteigerung des entlegenen Vulkans am Rand der Anden. Aus dem letzten IGN-Update von heute geht hervor, dass es in den letzten 24 Stunden 75 Explosionen gab, die mit Hilfe des seismischen Netzwerks registriert wurden. In seltenen wolkenfreien Augenblicken wurden Vulkanaschewolken gesichtet, die bis zu 1000 m über Kraterhöhe aufstiegen. Die Vulkanologen teilten auch mit, dass laut VAAC-Angaben Asche in 1200 m über Kraterhöhe detektiert wurde. Berichte über Lavaströme oder den permanenten Abgang glühender Schuttlawinen stehen aus, doch diese sind die wahrscheinlichste Ursache hinter der starken thermischen Anomalie, die bei MIROVA angezeigt wird. Denkbar ist auch, dass die Hitzestrahlung von einem pyroklastischen Strom verursacht wurde.

Ergiebiger sind die IGN-Berichte zum Reventador, dem zweiten aktiven Vulkan Ecuadors. Obwohl das Wetter auch hier nicht besonders gut ist, gibt es doch öfters wolkenfreie Perioden, in denen die Aktivität des Vulkans beobachtet werden kann. Hier wurden innerhalb eines Tage 61 explosive Eruptionen festgestellt, zudem gibt es eine moderate Erdbebentätigkeit, die daraufhin deutet, das sich im Untergrund magmatische Fluide bewegen. Gas- und Aschewolken steigen bis zu 700 m über Kraterhöhe auf. Glühendes vulkanisches Material fließt über die Vulkanflanke und steigt bis zu 1000 m unterhalb des Kraters ab. Aus den Beschreibungen geht nicht eindeutig hervor, ob es sich um Schuttlawinen oder Lavaströme handelt. Am Reventador ist beides möglich.

Die Vulkanologen warnen davor, dass es wetterbedingt sowohl am Sangay als auch am Reventador zu Lahar-Abgängen kommen kann. Die Schlammströme stellen eine große Gefahr für Vulkanbeobachter in Vulkannähe dar. Besonders gefährlich ist es in Schluchten und Flussbetten, die man unbedingt meiden sollte.

Island: Erdbeben beim Grjótárvatn am 10. Juni

Schwarmbeben erschüttern Grjótárvatn und auf Island – Bodenhebung bei Svartsengi hält an

Reykjavik, 10.06.2025Auf Island gab es gestern ein Erdbeben der Magnitude 3,0 bei der Felseninsel Eldey, die westlich von Reykjanestá liegt. Das Hypozentrum befand sich in fast 12 Kilometern Tiefe. Näher in Richtung Küste manifestierte sich zudem ein kleines Schwarmbeben.

Erdbeben Island. © IMO

Im Bereich der Reykjanes-Halbinsel hat die Anzahl der registrierten Erdbeben in der vergangenen Woche deutlich abgenommen gehabt, was aber auch teilweise dem schlechten Wetter geschuldet gewesen sein kann: Es ist bekannt, dass starker Wind und Regen die Seismometer stören, so dass nicht alle schwachen Erdbeben aufgezeichnet werden. Aktuell beruhigt sich das Wetter wieder und das seismische Netzwerk sollte wieder in der Lage sein, auch schwache Erdbeben aufzuzeichnen. In den letzten 48 Stunden gelang das 44 Mal. Einige der Beben manifestierten sich bei Grindavik und im Kysúvik-System. Entlang der Sundhunkur-Kraterreihe gibt es nur vereinzelt Beben.

Die Bodenhebung im Svartsengi-Gebiet hält an, schwächte sich in der letzten Woche minimal ab. Dennoch ist die Parität zur Bodenhebung vor der letzten Eruption Anfang April fast erreicht. Es fehlen noch 10 bis 20 mm, die im Laufe der Woche geschafft werden sollten. Das Ausbruchsrisiko steigt somit signifikant. Dennoch rechne ich eher in Richtung Ende Juli mit einem neuen Ausbruch, vorausgesetzt, die Bodenhebungsgeschwindigkeit verlangsamt sich nicht deutlich.

Heute ist auch ein Schwarmbeben im Areal nordöstlich des Grjótárvatn aktiv. In den letzten 48 Stunden wurden hier 35 Beben festgestellt. Das stärkste hatte eine Magnitude von 1,9. Das Hypozentrum lag in 15.600 m Tiefe und stand vermutlich mit Magmabewegungen in Verbindung. Es würde mich nicht wundern, wenn sich der Schwarm in den nächsten Stunden verstärken würde, wobei ich auch Beben mit Magnituden im Dreierbereich für möglich halte. Im Prinzip sehen wir an der Basis der Snæfellsnes-Halbinsel ähnliche Prozesse, wie sie seit 2018 auf Reykjanes stattfanden, bevor es zu den Magmenintrusionen in geringen Tiefen kam.

In anderen Gebieten von Island gab es ebenfalls Erdbeben: Auffällig ist ein Schwarm aus 14 Beben im Bereich der Caldera und dem Gletscher Langjökull sowie Erschütterungen unter Eyjafjallajökull, Myrdalsjökull und dem Vatnajökull. Insgesamt wurden unter Island 136 Beben registriert.

Ol Doinyo Lengai: Lavaüberlauf im Krater

Lengai-Krater im Jahr 2008. Im Hintergrund der Lake Natron. © Marc Szeglat

Thermische Anomalie im Krater vom Ol Doinyo Lengai – Lavaüberlauf wahrscheinlich

Arusha, 09.06.2025 – Der Ol Doinyo Lengai in Tansania ist ein wahrer Exot unter den Vulkanen, denn nur er fördert aktuelle die kälteste Lava der Welt, die auf Natrium und Karbon basiert anstatt auf metallischen Elementen und Siliziumdioxid, wobei die erstgenannten Komponenten den geringeren Anteil haben und an „normalen“ Vulkanen deutlich variieren können. Während die auf Siliziumdioxid basierende Schmelze normalerweise zwischen 800 und 1250 Grad heiß ist, schafft es die Lava vom Ol Doinyo Lengai gerade mal auf die Hälfte diese Temperaturbereichs. Daher erkennt man tagsüber keine Rotglut am Vulkan und die Schmelze sieht aus wie silbrig glänzender Schlamm.

Dennoch ist die Lava des Ol Doinyo Lengai heiß genug um im Infrarotspektrum ein deutliches thermisches Signal zu erzeugen. Während solche thermischen Anomalien, die vom Krater des Exoten ausgehen, normalerweise nur wenige Pixel groß sind und davon zeugen, dass es aktive Hornitos gibt, scheint es am 27. Mai zu einem Überlauf der natriumkarbonatitischen Lava gekommen zu sein, denn auf eine Sentinel-Satellitenfoto im Infrarotbereich zeigt eine große thermische Anomalie, die den gesamten Kraterbereich ausfüllt. Möglicherweise kam es zum Kollaps eines Hornitos woraufhin sich der Lava-Pond in dem Hornito über den Kraterboden ergoss.

Auf den Satellitenbildern der Folgetage erkennt man ebenfalls thermische Anomalien, die größer als normal sind. Offenbar ist der Vulkan unruhiger als er es in den letzten Monaten war. Aus der Ferne lassen sich natürlich nur spekulative Diagnosen anstellen. Beobachtungen aus der Nähe können solche Ferndiagnosen nicht ersetzten. Expeditionen in die Gegend des tansanischen Riftvalley werden in der Nachcoronazeit aufgrund der teils extremen Preissteigerung für Safaris und Fernreisen deutlich weniger durchgeführt, von daher sind Augenzeugenberichte vom Lengaigipfel inzwischen eine Rarität.

Noch seltener sind nur Berichte vom Nyamuragira im kongolesischen Teil des Riftvalley. Hier spielen nicht nur Kostengründe eine Rolle, sondern vor allem das Rebellentum und die desolate Sicherheitslage bei Goma. Dieser Vulkan ist aber äußerst aktiv und emittiert eine hohe Wärmestrahlung mit 1980 MW-Leistung. Am Lengai werden bestenfalls Wärmeanomalien mit Leistungen im einstelligen Bereich gemessen.

Rincón de la Vieja: Anhaltende phreatische Aktivität

Weitere phreatische Eruptionen am Rincón de la Vieja – Schraubenförmige Erdbebensignale registriert

Liberia, 09.06.2025In Costa Rica ist der Vulkan Rincón de la Vieja weiterhin aktiv und erzeugte in den vergangenen Tagen drei schwache phreatische Eruptionen. Dampfwolken stiegen dabei mehrere Hundert Meter über den Krater auf. Zudem kam es zu drei starken Gasexhalationen. Ascheeruptionen blieben aber aus.

Wie das Vulkanologische und Seismologische Observatorium Costa Ricas (OVSICORI) mitteilte, wird der Vulkan genaustens überwacht. Dabei wurde festgestellt, dass es eine erhöhte Seismizität gibt. Besonders das Auftreten schraubenförmiger Erdbebensignale – der sogenannten Tornillos – bereitet Sorgen. Diese deuten auf Fluidbewegungen im hydrothermalen System des Vulkans hin und könnten von einem starken Druckanstieg im Fördersystem erzeugt werden. Am Galeras in Kolumbien ereigneten sie sich Monate vor dem verheerenden Ausbruch von 1993. Damals konnte man die Signale noch nicht richtig interpretieren.

Tornillos traten im Verlauf des Jahres wiederholt auf. Zwar blieb ihre Häufigkeit insgesamt stabil, doch wurde in den letzten Tagen ein leichter Anstieg der Amplitude beobachtet. Auch das vulkanische Hintergrundbeben zeigt sich weiterhin stabil, mit nur geringen Schwankungen in der Frequenzamplitude zwischen 2 und 6 Hertz. Am 4. Juni wurde zusätzlich eine etwa einstündige Phase schwachen Tremors aufgezeichnet.

Am 31. Mai um 15:47 Uhr kam es zur bislang energiereichsten Eruption des Jahres. Die Eruptionswolke stieg dabei bis zu 3.000 Meter über den Krater auf. Die nachfolgenden Ausbrüche fielen schwächer aus, belegen aber die anhaltende Aktivität des Vulkans.

Parallel dazu verzeichneten die Experten einen deutlichen Anstieg der Schwefeldioxidemissionen. Der geschätzte Tagesdurchschnitt liegt aktuell bei 231 Tonnen, verglichen mit 83 Tonnen in der Vorwoche. Eine kleine Gaswolke wurde am 2. Juni auch vom Sentinel-Satelliten erfasst.

Außerdem wurde eine leichte Kontraktion an der Basis des Vulkans festgestellt, die mit inneren Anpassungsprozessen infolge der jüngsten Eruptionen in Zusammenhang stehen könnte.

Der Vulkan befindet sich weiterhin auf einem erhöhten Aktivitätsniveau. Zwar gibt es derzeit keine Hinweise auf einen unmittelbar bevorstehenden größeren Ausbruch, das komplexe und dynamische Verhalten des Systems erfordert jedoch kontinuierliche Überwachung.

Neben dem Rincón de la Vieja ist in Costa Rica noch der Poás aktiv. Seine Tätigkeit hat in der letzten Wochen aber stark nachgelassen.

Kanlaon: Lahare in mehreren Flüssen

Lahar am Vulkan Kanlaon – Schlammlawinen nach Starkregenfällen

La Castellana, 8.06.2025Nach intensiven Regenfällen am Vulkan Kanlaon kam es gestern zum Abgang mehrerer Lahare (vulkanische Schlammlawinen), die vor allem die Süd- und Südwesthänge des Vulkans betrafen. Die Ströme wurden in mehreren Gemeinden beobachtet und stellen eine ernsthafte Gefahr für Anwohner in Flussnähe dar.

Laut der philippinischen Wetterbehörde PAGASA war die Insel Negros in den vergangenen Tagen von einem Tiefdruckgebiet sowie dem Südwestmonsun beeinflusst, was verbreitet zu starken Niederschlägen führte. Die Wetterstation des Kanlaon-Observatoriums in La Carlota City registrierte innerhalb von nur 3,5 Stunden eine Regenmenge von 45 Millimetern.

Das Regenwasser vermischte sich mit am Vulkanhang abgelagerter Vulkanasche und verwandelte sich in Schlamm, der auch große Lavabrocken und Baumstämme enthielt. Die Folge waren mehrere Lahare, die sich kanalisiert entlang von Flussläufen ins Tal ergossen. Besonders betroffen waren der Buhangin-Fluss sowie die Bereiche unterhalb von zwei Brücken. Auch der Ibid Creek in La Castellana war von einem Lahar betroffen gewesen.

Die lokalen Katastrophenschutzbehörden stehen in Alarmbereitschaft. Schulen und öffentliche Einrichtungen in gefährdeten Zonen wurden aufgerufen, Notfallpläne zu aktivieren. Auch wenn derzeit keine erhöhte vulkanische Aktivität am Kanlaon verzeichnet wird, stellen die Lahare ein Risiko dar.

„Starker Regen ist oft der einzige Hinweis darauf, dass ein Lahar bevorsteht“, betont PHIVOLCS. Daher sei es entscheidend, die Wetterlage kontinuierlich zu beobachten und bei drohendem Starkregen schnell zu handeln.

Auch in den kommenden Tagen ist keine Entspannung in Sicht. Die aktuelle Unwetterwarnung der PAGASA für Negros Occidental weist auf anhaltende Überschwemmungsgefahr hin. Verantwortlich dafür ist ein weiterhin aktives Tiefdruckgebiet östlich von Luzon sowie der feuchte Südwestmonsun, der regelmäßig schwere Regenfälle nach Visayas bringt. Für den 9. bis 11. Juni werden weitere Gewitter und starke Regenfälle erwartet.

Hohe Schwefeldioxid-Emissionen am Kanlaon

Der Kanlaon bleibt auch abseits der Lahare aktiv und könnte jederzeit weitere Ascheerupti­onen verursachen. Dafür spricht eine anhaltende Magmeninflation, die Bodendeformationen und Erdbeben verursacht. Zudem stößt der Vulkan große Mengen Schwefeldioxid aus. Die geförderten Tagesmengen haben sich in den letzten Tagen fast verdoppelt und beliefen sich vorgestern auf mehr als 5200 Tonnen am Tag. Gestern waren es fast 3600 Tonnen.

Am 6. Juni wurden 26 vulkanotektonische Erdbeben festgestellt. Gestern wurden 5 Beben registriert. Möglicherweise konnten aufgrund des schlechten Wetters nicht alle Erdbeben detektiert werden.

Schiveluch eruptiert Vulkanasche auf 8000 m Höhe

Größerer Ausbruch am Shiveluch – Vulkanasche breitete sich in 8000 m Höhe über dem Meeresspiegel aus

Petropavlovsk, 08.06.2025Der russische Vulkan Shiveluch stieß erneut Vulkanasche aus, die in einer Höhe von 8000 m in Richtung Nordosten geweht wurde. Dabei dehnte sich die Aschewolke über einen breiten Meeresstreifen aus. 

Abgang einer Schuttlawine (Archiv)

Das VAAC Tokio brachte seit gestern 7 VONA-Warnungen für den Flugverkehr heraus, nach denen Vulkanasche Flugzeuge gefährden könnte, nachdem es zu mehreren explosiven Eruptionen gekommen war. Die letzte Meldung wurde kurz vor Mitternacht veröffentlicht. Zu diesem Zeitpunkt wurde Vulkanasche noch in 4200 m Höhe festgestellt.

Die Vulkanologen von KVERRT haben die Ereignisse offenbar verschlafen und brachten bis jetzt keine Sondermeldung zu den Ereignissen heraus. Auf ihrer Website wird bestätigt, dass die beiden Lavadome weiterhin aktiv sind und von ihnen Explosionen ausgehen könnten, die bis zu 8 Kilometer aufsteigen.

Der Alarmstatus des Shiveluch steht auf „Orange“.

Den gleichen Alarmstatus haben auf Kamtschatka noch die Vulkane Karymsky und Klyuchevskoy inne. Dieser Vulkan ist gelegentlich strombolianisch tätig und besticht ansonsten durch starke Gasemissionen, in denen auch etwas Vulkanasche enthalten sein kann.

Der Karymsky zeigt eine moderate Tätigkeit, wobei es zu letzte Eruptionsmeldungen am 1. Mai gab, als der Vulkan Aschewolken ausstieß. Meiner Meinung nach würde hier aktuell der Alarmstatus „Gelb“ reichen.

Auf „Gelb“ steht auch der Bezymianny, der generell allerdings ein größeres gefahrenpotenzial als der Karymsky aufweist. Insbesondere geht diese Gefahr von seinem aktiven Lavadom aus. Kollapsereignisse und Explosionen können nicht nur hoch aufsteigende Aschewolken hervorbringen, sondern auch pyroklastische Ströme. Da der Vulkan in einer entlegenen Region Zentralkamtschatkas befindet, gefährden die Eruptionen vom Bezymianny normalerweise keine Ortschaften, doch Wanderer und Jäger sind in der Gegend schon unterwegs, die diesen Ausbrüchen nahekommen könnten.

An den Vulkanen Kamtschatkas gibt es normalerweise keine Restriktionen und Vulkanwanderer können sich auf eigene Gefahr frei bewegen. Ein Umstand, der in Europa immer utopischer wird.

Fuego zeigt frequente strombolianische Tätigkeit

Anhaltende strombolianische Tätigkeit zeigt weiterhin hohe Aktivität des Fuego – Abgänge von Laharen beobachtet

Antigua, 06-06.2025Nach dem starken Paroxysmus vom 5. Juni ist der Fuego in Guatemala weiterhin sehr aktiv und erzeugt starke strombolianische Eruptionen, bei denen glühende Tephra schätzungsweise bis zu 300 m hoch ausgeworfen wird. Außerdem meldet das VAAC Vulkanaschewolken, die in 4600 m Höhe westwärts driften. In Orten unter den Aschewolken kommt es zu leichtem Ascheniederschlag.

Der guatemaltekische Zivilschutz CONRED erklärte gestern Morgen den Paroxysmus für beendet, der gut 30 Stunden dauerte und neben Lavafontänen und einem Lavastrom auch pyroklastische Dichteströme hervorbrachte. Hierbei handelt es sich um die größte Vulkangefahr, denn pyroklastische Ströme bestehen nicht nur aus Vulkanasche, sondern auch aus bis zu 1000 Grad heißen Gasen. Sie bilden ein Kissen an der Basis des Dichtestroms, das feste Partikel vom Boden entkoppelt und somit die Reibung zum Untergrund minimiert. Dadurch gleiten pyroklastische Ströme mit hohen Geschwindigkeiten talabwärts, wobei sie sich fast geräuschlos fortbewegen. Eine tückische Gefahr, denn nachts oder im Falle starker Bewölkung am Vulkan bemerkt man die herannahende Gefahr erst, wenn es für eine Flucht zu spät ist. Darum sperrte der Zivilschutz Straßen am Fuß des Fuego und leitete auch die Evakuierung von 500 Personen in unmittelbarer Vulkannähe ein.

Auch jetzt noch sind die Ablagerungen der pyroklastischen Ströme, die sich vor allem in Schluchten und Flusstälern befinden, glühend heiß. Im Jahr 2010 versuchte ich am Soufrière Hills auf Montserrat, wenige Tage alte Ablagerungen eines Dichtestroms zu begehen, mit dem Resultat, dass ich nach wenigen Schritten knietief in das pulverartige Material einsank und es unangenehm heiß wurde. Ein Kollege, der den gleichen Versuch einen Tag früher unternahm, verbrannte sich hierbei leicht den Fuß. Lehrgeld, das unter Umständen hoch ausfallen kann, auf der anderen Seite aber auch wertvolle Erfahrungen liefert.

Die Ascheablagerungen am Fuego bergen noch eine andere Gefahr: Im Falle starker Regenfälle können Lahare entstehen, die ihrerseits ein großes Zerstörungspotenzial haben. Gestern traten dann auch schon einige Schlammströme auf, die allerdings keine Schäden anrichteten.

Momentan sieht es so aus, als hätte der Fuego seine mehrmonatige Ruhephase hinter sich gelassen. CONRED warnt auch vor der Möglichkeit weiterer Paroxysmen, da diese oft in Serien auftreten.  Vulkantouristen dürften sich hierüber freuen. Nur selten gibt es Zugangsbeschränkungen zu den Aussichtsterrassen am Acatenango, da man hier normalerweise nicht direkt von den Eruptionen bedroht ist. Bei ungünstigen Windbedingungen kann es aber zu starkem Ascheniederschlag kommen. Wer sich auf eine Tour begibt, sollte unbedingt warme Kleidung einpacken, denn in der Höhe kann es Nachtfrost geben.