Marapi mit Eruptionen am 19. Feburar

Marapi fördert Aschewolken bis auf 3700 m Höhe

Der indonesische Vulkan Marapi (Sumatra) war in den letzten Tagen relativ ruhig, doch heute förderte er eine Aschewolke, die laut VAAC Darwin bis auf eine Höhe von 3600 m aufstieg und in Richtung Südosten driftete. Dabei breitete sich die Eruptionswolke flächig aus und verursachte leichten Ascheniederschlag in Gemeinden, die in Windrichtung lagen. Zuvor war der Marapi 10 Tage lang ruhig geblieben.

Das VSI brachte heute zwei Meldungen heraus, nach denen eine erste Eruption um 02:49 WIB stattfand. Sie ließ Asche gut 500 m über Kraterhöhe aufsteigen. Eine zweite Eruption manifestierte sich um 07:10 Uhr und förderte Asche 700 m über Kraterhöhe.

In den Tagen vor den Eruptionen war die Seismizität relativ gering und es gab nur sporadisch vulkanotektonische Beben. Ein kleines Schwarmbeben hatte es allerdings am 9. Februar gegeben, als insgesamt mehr als 50 Erschütterungen detektiert wurden. Damals war es auch zu Ausbrüchen gekommen.

Der Marapi liegt im Südwesten der Insel Sumatra und wird gerne mit dem bekannteren Merapi verwechselt, der auf der benachbarten Insel Java liegt. Der Merapi ist in den letzten Wochen ruhiger geworden. Schuttlawinenabgänge und starke Entgasungen zeugen zwar noch davon, dass der Lavadom mit frischem Magma versorgt wird, doch die Seismizität ist auf einem relativ niedrigen Stand: Gestern wurden 17 Hybriderdbeben registriert, was dem Durchschnitt im Februar darstellt. 113 seismische Signale zeugten von Schuttlawinenabgängen.

Der momentan aktivste Vulkan Indonesiens ist nach wie vor der daueraktive Ibu, der frequente Explosionen erzeugt und Aschewolken ähnlich hoch ausspeit wie der Marapi, mit dem Unterschied, dass dieser Vulkan gestern über 80 Explosionen erzeugte.

Zusammenfassend kann man sagen, dass im indonesischen Archipel alles seine gewohnten Wege geht, zumindest was den Vulkanismus betrifft. In Bezug auf die Erdbebentätigkeit habe ich gestern einen Post gelesen, nach dem es gerade ungewöhnlich viele Erdbeben gibt. Die Seismizität befindet sich auf vergleichsweise hohem Niveau, aber das ist schon seit Monaten der Fall, sieht man einmal von ein paar ruhigeren Tagen ab. Man muss sich generell auch fragen, ob die Registrierung zahlreicher Erdbeben nicht auch mit einem Ausbau der seismischen Netzwerke zusammenhängen könnte, den es in vielen Teilen der Welt letztendlich gegeben hat.

Mount Spurr mit Erdbeben und Inflation

Seismische Unruhen am Mount Spurr – Vulkan heizt auf

Der Mount Spurr in Alaska bleibt unruhig und setzt seine Aufheizungsphase fort. Das AVO meldete in der letzten Woche mehr als 80 schwache Erdbeben unter dem Vulkan und die seismische Tätigkeit setzte sich auch in den letzten Tagen unverändert fort. Die Erdbeben sind Ausdruck einer wachsenden Magmaansammlung unter dem Vulkan, die das Vulkangebäude aufbläht, die Flanken versteilt und den Boden anhebt.

Im Krater des vergletscherten Vulkans befindet sich ein See, der jetzt im Winter normalerweise zugefroren ist, nun aber nur mit Eisschollen bedeckt ist. Am 7. Februar unternahmen Forscher des VAO einen Observierungsflug über den Vulkan und hatten eine Infrarotkamera dabei, mit der Wärmebilder gemacht wurden. Die visuellen Beobachtungen ergaben, dass der Pegel des Kratersees gefallen war, was ein an seinem Ufer befindliches Fumarolenfeld weiter freilegt. Die Gastemperaturen betrugen an den Fumarolenmündern ca. 160 Grad Celsius.

Aufgrund anhaltender Erdbeben, Bodenverformungen und Eisschmelze im Gipfelkrater befindet sich der Mount Spurr derzeit auf der Alarmstufe „Gelb“. Das AVO überwacht den Vulkan genau auf mögliche Anzeichen eines bevorstehenden Ausbruchs. Die beschriebene Phänomenologie deutet darauf hin, dass sich der Vulkan auf eine Eruption vorbereitet.

Mount Spurr ist ein 3.374 m hoher Stratovulkan, der keine 130 Kilometer westlich von Anchorage liegt. Sein letzter großer Ausbruch ereignete sich 1992. Damals wurden große Mengen Vulkanasche ausgestoßen, die bis in große Höhen aufstiegen und den Flugverkehr störten. Zudem kam es zu Aschenniederschlägen in bewohntem Gebiet, die nicht nur das öffentliche Leben, sondern auch die Gesundheit der Anwohner beeinträchtigten. Daher steht der Vulkan unter besonderer Beobachtung der Vulkanologen.

In Alaska steht auch der Vulkan Great Sitkin unter besonderer Beobachtung. Obwohl der Vulkan in einem entlegenen Teil der Aleuten liegt, könnten auch hier starke Eruptionen den Flugverkehr beeinträchtigen. Momentan ist Great Sitkin effusiv tätig und fördert kleine Lavaströme. Der Alarmstatus steht auf „Orange“.

Ätna: Weitere Infos zum Lavastrom

Eruption am Ätna geht weiter – INGV veröffentlichte weitere Infos

Der effusive und teils explosive Vulkanausbruch, der sich seit dem 8. Februar am Ätna aufbaute und 2 Tage später mit dem Beginn der effusiven Tätigkeit durchstartete, hält weiter an. Obwohl das Wetter aktuell schlecht ist und die Livecams nichts hergeben, erkennt man am Tremor, dass die Eruption weitergeht und weitestgehend stabil ist. Es kommt immer wieder zu länger anhaltenden Phasen explosiver Aktivität, die aus mehreren Schloten des westlichen Teils des Südostkraterkegels stattfinden. Gelegentlich sind auch andere Schlote beteiligt, etwa in der Bocca Nuova und ein Vent, der zwischen Bocca Nuova und dem Südostkrater liegt. Hierbei könnte es sich um einen neuen Schlot handeln. Während der explosiven Phasen wird der VONA-Alarmstatus auf Rot erhöht. Aktuell steht er auf Orange. Es kam auch bereits zu Beeinträchtigungen des Flugverkehrs am Flughafen Catania und die App Flightradar zeigte Flugzeuge an, die an der Nordküste Siziliens erst kreisten und dann abdrehen mussten, da sie Catania nicht anfliegen durften.

Heute wurde auch das neue Wochenbulletin des INGV veröffentlicht und Dr. Boris Behncke wies in einem FB-Eintrag darauf hin, dass das Bulletin reichlich bebildert sei. Außerdem meinte er, dass viele Leser schon sehnsüchtig darauf gewartet hätten, dass aber mit der Veröffentlichung keine Eile bestand, weil die Eruption aus Sicht des Zivilschutzes keine Gefahr für die Bevölkerung darstelle.

Daten zum Lavastrom am Ätna

Die Vulkanologen beobachteten während des Zeitraums 10. bis 16. Februar ein Anhalten der effusiven Aktivität, gespeist durch einen Eruptionsspalt an der Basis des Bocca-Nuova-Kraterkegels auf etwa 3050 m Höhe. Der am 10. Februar entstandene Lavastrom wurde kontinuierlich versorgt und erreichte am 11. Februar eine Höhe von 2150 m, am 13. Februar lag die Front bei 1960 m und hatte eine Mächtigkeit von 6 bis 8 m. Drohnenaufnahmen und Satellitenbilder zeigten, dass sich die Front in 48 Stunden um 380 m vorwärts bewegte. Der Lavastrom erreichte am 16. Februar eine Länge von 4,2 km, bedeckte eine Fläche von 300.000 m² und hatte ein geschätztes Volumen von 2,1 Millionen m³ mit einer Berechnungsungenauigkeit von 40 %.

Die Interaktion der Lava mit der Schneedecke führte zu phreatischen Explosionen, bei denen durch die plötzliche Verdampfung des Schnees glühende Lavafragmente mehrere Hundert Meter weit geschleudert wurden.

Zusätzlich wurde explosive Aktivität am Südostkrater registriert, die von mehreren aktiven Eruptionsquellen ausging. Die Ascheemissionen verstärkten sich im Verlauf der Woche, wobei die Eruptionssäule maximal 5500 m über dem Meeresspiegel erreichte. Feine Ascheablagerungen wurden in Zafferana, entlang der Mareneve-Straße und nahe Ragalna festgestellt.

Die übrigen Gipfelkrater zeigten eine variierende Entgasungsaktivität.

Die Analyse der Tremorquellen zeigt, dass sich das Magma in einer Höhe zwischen 2800 und 3000 m unter dem Südostkraterkegel ansammelte. Was fehlt, ist eine Lokalisierung tieferer Tremorereignisse, die von aufsteigendem Magma stammen.

Mit Beginn der Eruption setzte eine Deflation des Gipfels ein, da sich das Magmaspeicherreservoir zu entleeren begann.

Island: Parität der Bodenhebung zum November erreicht

Geothermalkraftwerk von Svartsengi und der Thorbjörn im Zentrum der Bodenhebungszone. © Marc Szeglat

Bodenhebung bei Svartsengi auf Niveau wie vor der letzten Eruption – Eruptionsrisiko steigt

Island steht in den letzten Tagen ein wenig im Schatten von Santorin, doch heute ist ein besonderer Tag, denn die Bodenhebung bei Svartsengi hat wieder das Niveau wie vor Beginn der letzten Eruption am 10. November erreicht. Der Paritätszustand trat ein paar Tage später ein, als ich ursprünglich vermutet hatte, da sich der Magmenzufluss bzw. die Hebegeschwindigkeit des Bodens in den letzten 2 Wochen etwas verlangsamt hatte. Ab jetzt steigt das Eruptionsrisiko deutlich an, doch betrachtet man den Verlauf des Eruptionsgeschehens seit Ende 2023 (ja, so lange ist der Beginn der Ausbruchsserie bei Sundhnukur auf einmal her), dann kann es noch einige Wochen dauern, bis die erwartete Eruption startet. Es kann durchaus April werden, bis wir bei gleichbleibender Inflation eine Eruption sehen werden, wenn sie denn überhaupt noch kommt. Auch die isländischen Vulkanologen haben in ihrem letzten Update vom 11. Februar ihre Ausbruchsprognose revidiert und rechnen nun mit einem Ausbruch in den nächsten 4 Wochen. Tatsächlich lässt sich der Ausbruch aber nicht prognostizieren und theoretisch könnte es auch in ein paar Stunden losgehen.

Moderate Erdbebentätigkeit auf Island

Die Erdbebentätigkeit bei Svartsengi begann sich Ende Januar zwar zu steigern, beschränkt sich aber weiterhin auf sporadische Beben: Selten gibt es mehr als 2–3 Erschütterungen am Tag, oft sind es auch weniger. Dafür kommt es vermehrt zu Erdbeben im benachbarten Krysuvik-System, die wahrscheinlich durch Spannungen durch die Hebung bei Svartsengi ausgelöst werden.

Erdbeben gibt es auch in anderen Regionen auf Island. Das stärkste Beben der letzten 48 Stunden manifestierte sich am Samstag unter dem subglazialen Vulkan Bardarbunga, der vom Gletscher Vatnajökull bedeckt ist. Es hatte eine Magnitude im Dreierbereich. Unter der gesamten Insel wurden 87 Beben detektiert, was ein moderater Wert ist. Alles in allem scheint es unter Island in den letzten Tagen etwas ruhiger geworden zu sein, was sich allerdings schnell wieder ändern kann.

Fuego: Erste Eruption seit einem Monat

Ascheexhalation am Fuego. © Afar-TV

Erste stärkere Eruption am Fuego seit Beginn der Pause vor einem Monat – Vulkanasche in 4600 m Höhe detektiert

Der Fuego in Guatemala ist bei Vulkanspottern wegen seiner normalerweise mehrmals in der Stunde stattfindenden strombolianischen Eruptionen wohlbekannt, doch vor einem Monat stellte er unerwartet seine Aktivität ein. Bis heute dann wenigstens eine explosive Eruption erfolgte, die Vulkanasche bis auf 4600 m Höhe förderte und in Richtung Südwesten verdriftete. Die eigentliche Eruption konnte ich auf den Webcamaufzeichnungen nicht finden. Wahrscheinlich manifestierte sie sich zu einem Zeitpunkt, in dem der Gipfel von Wolken verdeckt war. Dafür waren aber lang anhaltende Ascheemissionen in wolkenfreien Perioden zu sehen gewesen. Interessanterweise machten die Vulkantouristen auf dem Vulkan trotz der vorherigen Eruptionspause Party, denn vom benachbarten Acatenangogipfel ließ man nachts Feuerwerksraketen aufsteigen und es waren viele Taschenlampen im Camp, aber auch auf dem Grat zwischen den beiden Vulkanen unterwegs. Aus meinen Augen erstaunlich, aber die Guides scheinen nicht unbedingt jedem von der Aktivitätspause erzählt zu haben. Vielleicht wussten die aber auch einfach nur, wo der Anschalter des Vulkans ist.

INSIVUMEH berichtete bereits im Update von gestern über Ascheexhalationen und schwache Explosionen, von daher kam die Wiederaufnahme der Aktivität nicht völlig überraschend. Stärkere Eruptionen, so wie wir sie in der Zeit vor der Pause kannten, gab es aber noch nicht.

Interessant ist der Umstand, dass viele der in den letzten Jahren aktiven Vulkane Mittel- und Südamerikas seit einigen Tagen bzw. Wochen schwächeln und weniger häufig ausbrechen als zuvor. Zu diesen Vulkanen zählen insbesondere Popocatepetl und Sangay. Aber auch der Nevado del Ruiz taucht weniger in den VONA-Meldungen des VAAC Washington auf. Ob das reiner Zufall ist oder ob es doch übergeordnete Effekte gibt, die wir nicht kennen und die die vulkanische Aktivität regional beeinflussen, lasse ich mal offen im Raum stehen. Wissenschaftliche Beweise für solche Zusammenhänge gibt es nicht. Mir ist aber schon öfters aufgefallen, dass einige besondere Ereignisse an verschiedenen Vulkanen zeitnah eintraten, etwa dass zwischen 2017 und 2021 fast alle Lavaseen des „roten Vulkanismus“ der Erde verschwunden sind, die teilweise über Jahrzehnte aktiv waren. Zu dieser Zeit begannen mehrere „graue“ Vulkane aktiv zu werden.

Ätna: Lavastrom bleibt am 16. Februar aktiv

Eruption am Ätna hält an – Explosionen von der Lavafront

Die effusive und in Phasen explosive Eruption am Ätna hält seit einer Woche an und variiert in ihrer Intensität nur wenig. Der Tremor steigt immer bis zu einem gewissen Level im roten Bereich langsam, aber kontinuierlich an, um bei Erreichen eines scheinbaren Grenzwertes einen plötzlichen Rücksetzer zu erleiden. Da sich der Gipfel seit Freitag in den Wolken hüllt, lassen sich nur wenige Aussagen zu den Ascheeruptionen aus dem Südostkrater treffen, doch das INGV reduzierte am Freitag die VONA-Alarmstufe von Rot auf Orange, so dass man davon ausgehen kann, dass die Emissionen nachgelassen haben. Vermutlich gibt es aber noch strombolianische Aktivität, die glühende Tephra auswirft.

Die Lavafront bewegt sich nur langsam voran und dürfte knapp unterhalb des 1900-m-Höhenniveaus angekommen sein. In den sozialen Netzwerken gibt es beeindruckende Fotos und Videos des Lavastroms. Die Lavafront geht in die Breite und türmt sich hoch auf. Da sie sich in einem Gebiet oberhalb der Schneefallgrenze bewegt, kommt es zur Interaktion mit dem Eis, wobei kleinere phreatische Explosionen entstehen und beeindruckende Schmelzwasserbäche von der Lavafront ausgehen.

Das INGV brachte nun auch ein Update zum Geschehen und veröffentlichte Zahlen zum Lavastrom, die Stand 11. Februar sind: Er entspringt einem neuen Förderschlot auf 3050 m Höhe an der Basis der Bocca Nuova und war an dem genannten Datum 2 Kilometer lang und bedeckte eine Fläche von 1,5 Quadratkilometern. Wir wissen, dass er inzwischen über 3 Kilometer lang ist. Zwischen dem 8. und 12. Februar lag die Förderrate bei 2 bis 3 Kubikmetern pro Sekunde, mit einem Spitzenwert von 3,2 Kubikmetern pro Sekunde am 12. Februar. Das entspricht in etwa der Förderrate, die wir die meiste Zeit über während der ersten Fagradalsfjall-Eruption im März 2021 hatten. Dart akkumulierte sich die Lava aber in einem Tal, wodurch eine mächtige Lavaschicht entstand. Weitere Daten lieferten die Vulkanologen bislang nicht. Analysen von Lavaproben stehen weiterhin aus.

Taal: Zwei phreatische Eruptionen

Phreatische Eruptionen am Taal- Schwefeldioxid-Ausstoß ungewöhnlich niedrig

Der philippinische Taal-Vulkan ist wieder aktiver geworden und produzierte innerhalb von 12 Stunden 2 kleine phreatische Eruptionen. Wie üblich gingen sie vom Kratersee auf Volcano Island aus und erzeugten Dampfwolken, die mehrere hundert Meter über Kraterhöhe aufstiegen. Livecamaufnahmen vom Calderrand aus zeigen diese Dampfwolken. Die Kamera, die früher einmal auf dem Kraterrand von Volcano Island stand, scheint leider keine Bilder mehr zu liefern, so dass evtl. aufsteigende Schlammfontänen verborgen bleiben.

Die erste Eruption manifestierte sich am Abend des 15. Februar um 21:42 Uhr Ortszeit und dauerte 4 Minuten. Die Dampfwolke erreichte eine Höhe von 900 m. Die zweite Eruption wurde heute Morgen um 08:20 Uhr gesichtet. Die Eruptionswolke erreichte ebenfalls 900 m Höhe. Tatsächlich brachte das VAAC Tokio zur ersten Eruption eine VONA-Warnung heraus, nach der eine Eruptionswolke, die vermutlich dann auch Asche enthielt, bis auf 1200 m Höhe aufgestiegen war und nach Südwesten driftete. Es könnte sich sogar um eine phreatomagmatische Eruption gehandelt haben. Es war die 2. VONA-Meldung zum Taal in diesem Jahr.

Die dampfgetriebenen Explosionen passen nicht wirklich zu den restlichen geophysikalischen Daten des Vulkans. Tatsächlich ist der Schwefeldioxidausstoß so niedrig wie seit Beginn der Eruptionsphase im Jahr 2020 nicht mehr. In den letzten Tagen wurde ein täglicher Ausstoß von ca. 440 Tonnen gemessen. Das sind etwa 10 % des täglichen Durchschnitts vom letzten Jahr. Zudem hat die Wassertemperatur des Kratersees etwas abgenommen und es werden weniger Erdbeben registriert. Allerdings gab es gestern drei Tremorphasen, die wohl anzeigten, dass sich Fluide im Untergrund bewegten, die rauswollten. Die Inflation unter der Südwestflanke von Volcano Island hält an.

Gerade der deutlich niedrigere Schwefeldioxid-Ausstoß deutet auf einen Aktivitätsrückgang hin, wobei ungeklärt bleibt, wieso der Vulkan ohne Eruption früher so viel Gas ausstieß wie sonst ein Vulkan, der in Eruption begriffen ist, und warum sich die Werte in den letzten Wochen so drastisch bei anhaltender Inflation reduzierten. Natürlich ist es auch denkbar, dass die Messwerte jetzt oder damals nicht korrekt sind.

Ätna: Lavastrom erreicht Baumgrenze

Eruption am Ätna hält an – Lavastrom erreicht Baumgrenze

Der Vulkanausbruch am sizilianischen Vulkan Ätna hält weiterhin an und Lava fließt aus einem Förderschlot an der Basis des Zentralkraters. Die Lavafront hat inzwischen die Baumgrenze auf flacherem Terrain erreicht und befand sich gestern auf ca. 1900 m Höhe. Die Lavafront kommt nur vergleichsweise langsam voran, dafür schiebt sich die Lava zu beeindruckender Mächtigkeit auf und mich erinnert die Dimension der Front fast an die Lavaströme, die sonst während größerer Flankeneruptionen fließen. Mit dem Unterschied, dass momentan nur ein Lavastrom unterwegs ist, während bei Flankeneruptionen oft mehrere Lavaströme generiert werden. Laut MIROVA emittiert der Lavastrom eine sehr hohe Thermalstrahlung mit mehr als 1200 MW Leistung.

Neben dem Lavastrom gibt es auch immer wieder lang anhaltende Phasen von Ascheeruptionen aus dem Südostkrater. Diese ließen gestern kurzfristig nach, so dass das INGV den VONA-Alarmstatus für den Flugverkehr auf „Orange“ herabstufte. Mit dem kurzfristigen Nachlassen der Explosivität der Eruption ging ein kleiner Tremor-Rücksetzer einher, doch sofort stieg der Tremor wieder langsam an. Parallel dazu verstärkte sich dann auch wieder der Ascheausstoß, so dass der VONA-Alarmstatus heute Morgen wieder auf „Rot“ hochgestuft wurde. Das VAAC Toulouse teilte in seiner Warnung mit, dass Vulkanasche in einer Höhe von 4600 m detektiert wurde. Die Aschewolke driftete in Richtung Nordosten und somit weg vom Flughafen in Catania, wo der Flugbetrieb ungestört weitergehen sollte.

Apropos INGV: Die Vulkanologen geben sich in letzter Zeit ungewöhnlich schweigsam. Zwar werden kurze Warnungen und Wochenbulletins ausgegeben, aber die große Begeisterung früherer Jahre in Bezug auf Kommunikation über soziale Medien mit der Bevölkerung scheint verflogen zu sein und ausführliche Berichte wurden bis heute Mittag nicht veröffentlicht.

Dafür gibt es aber engagierte Bergführer und Fotografen, die die Vulkancommunity mit ihren Fotos und Videos auf dem Laufenden halten. Wie in der Astronomie auch scheint die Öffentlichkeit immer mehr auf die Mitarbeit von engagierten „Amateuren“ angewiesen zu sein, wobei ich die ortsansässigen Vulkanführer natürlich nicht als Amateure einstufe.

Update: Tatsächlich erschien vorhin ein Bericht vom INGV zum Lavastrom. Details nenne ich morgen in einem weiteren Bericht.

Campi Flegrei: Erdbebenaktivität am 14. Februar

Schlammpool in der morgendlichen Solfatara. © Marc Szeglat

Schwarmbeben unter Campi Flegrei geht weiter – ungewöhnlich lang anhaltende Aktivität

Die Erde kommt unter den Phlegräischen Feldern nicht zur Ruhe und das Schwarmbeben, das am 10. Februar begann, setzt sich auch heute noch fort. Seit gestern manifestierten sich ca. 100 Erschütterungen. Auch wenn alle Beben Magnituden unter 3 haben, ist es in Bezug auf Dauer und Anzahl der Beben ein ungewöhnlich intensiver Schwarm. Er ist auch insofern auffällig, als dass so starke Schwärme meistens in Zusammenhang mit stärkeren Erdbeben stehen, die es bislang aber nicht gab. Dennoch ereigneten sich mehrere Beben mit Magnituden im Zweierbereich.

Das stärkste Beben der letzten Stunden hatte eine Magnitude von 2,6. Sein Hypozentrum lag in 2100 m Tiefe. Das Epizentrum wurde nördlich des Thermalgebiets von Pisciarelli festgestellt, wo sich mehrere Beben im genannten Magnitudenbereich ereigneten. Hier baut sich Druck auf, der letztendlich zu einer phreatischen Eruption führen könnte.




Die Beben verteilen sich zwar über einen Großteil der Caldera, konzentrieren sich aber in einer Zone zwischen Pisciarelli im Osten und einem Gebiet nahe der Küste südlich vom Monte Guaro.

Auffällig ist, dass die meisten stärkeren Erschütterungen im Zweierbereich auch in Tiefen von mehr als 2 Kilometern liegen, während sich die schwächeren Beben deutlich flacher im Hydrothermalsystem befinden. Die tieferen Beben könnten vulkanotektonischen Ursprungs sein und mit Rissbildungen infolge von Fluidaufstieg stehen, während die schwächeren Erdbeben durch Fluidbewegungen im Hydrothermalsystem ausgelöst werden.

Mich würde es nicht wundern, wenn sich die Bodenhebung infolge des Zustroms an Fluiden wieder beschleunigen würde. Zuletzt lag sie bei 10 mm im Monat, nachdem sie im Sommer letzten Jahres kurzzeitig doppelt so hoch war. Im letzten Jahr hob sich der Boden um 20 Zentimeter. Seit Beginn der Hebungsphase im Jahr 2005 kamen ca. 140 Zentimeter Hebung zusammen. Gemessen an der Station RITE. Ein Teil der Hebung wird aller Wahrscheinlichkeit nach Magma zu verdanken sein, das sich in 4–5 Kilometern Tiefe akkumuliert. Ansonsten werden hydrothermale Fluide für Hebung und Druckbeaufschlagung verantwortlich gemacht.