Ibu eruptierte hoch aufsteigende Aschewolken am 1. Juni

Indonesischer Vulkan Ibu eruptierte Vulkanasche bis auf 7300 m Höhe

Auf der indonesischen Insel Halmahera eruptierte der Vulkan Ibu wieder explosiv und förderte Aschewolken, die bis auf eine Höhe von 7300 m aufgestiegen sind. Das geht sowohl aus VONA-Meldungen für den Flugverkehr hervor als auch aus Notizen beim VSI, wo auf der Website MAGMA die Eruptionen gemeldet werden. Die stärkste Eruption der Serie manifestierte sich heute Nacht um 3:28 Uhr WIB und erzeugte ein seismisches Signal von 258 Sekunden Dauer und einer Amplitude von 28 mm. Mit einer Dauer von über 4 Minuten war es schon ein recht lang anhaltendes eruptives Ereignis, während dessen es bestimmt mehrere Explosionen gegeben hat.

Die Seismizität schnellte diesmal im Vorfeld der Explosionen nicht auf ganz so enorme Höhen wie in den Vorwochen. Doch mit einer täglichen Anzahl von 250 bis 500 Erschütterungen ist die Seismizität immer noch als hoch zu bezeichnen. Sie zeugt von anhaltendem Magmenaufstieg.

Leider gibt es keine Berichte über den Zustand des Lavadoms. Einerseits zeugt die hohe Seismizität von Magmenaufstieg und die Vermutung liegt nahe, dass der Lavadom mit reichlich Schmelze gefüttert wird. Andererseits werden die Explosionen dazu beitragen, dass der Dom an Volumen verliert. Auf Satellitenaufnahmen erkennt man nur eine kleine Dampfwolke, die einen Teil des Gipfelbereichs verdeckt, aber keine thermische Anomalie.

Nicht nur die vulkanisch bedingte Seismizität am Vulkan Ibu ist hoch, sondern auch die tektonische. Im Bereich von Halmahera kommt es immer wieder zu tektonischen Erdbeben. So ereignete sich am 27. Mai eine Erschütterung Mb 4,8 im Norden der Insel. Sie lag allerdings näher am Vulkan Dukono als am Ibu. Der Dukono ist ebenfalls explosiv aktiv und steigerte die Anzahl seiner Explosionen seit dem Erdbeben enorm: Wurden vor dem 27. Mai täglich weniger als 30 Explosionen registriert, waren es in den letzten zwei Tagen mehr als 150 Explosionen am Tag. Es liegen VONA-Meldungen vor, nach denen Vulkanasche bis auf eine Höhe von 3000 m aufsteigt und nach Westen driftet. Auf Satellitenfotos erkennt man diese Aschewolken sehr gut. Im Infrarotbereich wird eine thermische Anomalie visualisiert. Das Geschehen ist ein weiterer Beweis dafür, dass Erdbeben vulkanische Aktivität beeinflussen können.

Campi Flegrei: Weiterer Erdbebenschwarm am 31. Mai

Weiterer Erdbebenschwarm erschüttert Calderavulkan Campi Flegrei – Wöchentliche Treffen des Krisenstabs

Heute begann ein weiteres Schwarmbeben in der Caldera Campi Flegrei, die bei uns als die Phlegräischen Felder bekannt ist und den Golf von Pozzuoli bildet. Der Erdbebenschwarm besteht bis jetzt aus 24 Einzelbeben, von denen das stärkste eine Magnitude von 1,5 hatte. Der Erdbebenherd wurde in 2,3 Kilometern Tiefe detektiert. Das Epizentrum befand sich im Bereich der Pisciarelli-Fumarole, die auf der nordöstlichen Außenflanke des Solfatarakraters liegt. Viele der anderen Beben manifestierten sich ebenfalls im Bereich der Solfatara. Wahrscheinlich handelt es sich um einen klassischen Schwarm im Hydrothermalsystem und steht sehr wahrscheinlich mit Fluidbewegungen im Zusammenhang.

Obwohl die Seismizität in den vergangenen Tagen gering gewesen ist, herrscht in Pozzuoli immer noch Aufregung wegen dem Beben Mb 4,4. Inzwischen gibt es praktisch täglich neue Statements der kommunalen Politiker, sowie wöchentliche Krisentreffen mit Forschern und Zivilschutz.

Gestern tagte die Nationale Kommission für Prognose und Prävention von Hochrisikogebieten und stellte fest, dass sich der Zustand des Vulkans seit dem 22. Mai nicht wesentlich verändert hat, weshalb die Alarmstufe „gelb“ bestehen bleibt.

Laut einer Pressemeldung diskutierte man mit internationalen Experten die Genauigkeit kurzfristiger Eruptionsprognosen anhand des Beispiels einer aktuellen Vulkankrise. Sie betonten, dass vulkanische Reaktivierung oft über Monate oder Jahre durch seismische Phänomene, Bodenverformungen und geochemische Veränderungen erfolgt. Anschließend gibt es eine recht kurzweilige voreruptiven Phase die Stunden oder Tage anhält und eine stärkere Dynamik der Veränderungen mit sich bringt.

Angesichts dieser Erkenntnisse unterstrich die Kommission die Notwendigkeit, die Alarmstufen der Campi-Flegrei-Notfallpläne sofort zu aktualisieren, um sie an den aktuellen wissenschaftlichen Stand anzupassen. Das Ministerium für Katastrophenschutz plant, die Alarmstufen kontinuierlich zu überarbeiten und die entsprechenden operativen Maßnahmen anzupassen.

Meiner Meinung nach sollten das eigentlich keine neuen Erkenntnisse sein, sondern lang erprobter Standard. Wenn man erst jetzt Merkmale erarbeitet, ab denen die Alarmstufe „Orange“ ausgerufen wird, kann ich nur mit unverständlichem Kopfschütteln reagieren.

Merapi mit pyroklastischem Strom am 31. Mai

Merapi generiert pyroklastischen Strom – Gleitstrecke betrug 1000 m

Der indonesische Vulkan Merapi auf Java (nicht zu verwechseln mit dem Marapi auf Sumatra, über den ich heute Morgen einen Bericht schrieb) generierte heute Morgen einen pyroklastischen Strom. Laut Angaben des BPPTKG legte der Dichtstrom eine Gleitstrecke von 1000 m zurück. Damit zählt er zu den kleineren Vertretern seiner Art. Der Dichtstrom entstand durch einen Kollaps am Südwestdom und war in einer Schlucht bei Kali Bebeng unterwegs.

Der pyroklastische Strom wurde um 05:31 Uhr WIB registriert und verursachte ein seismisches Signal mit einer maximalen Amplitude von 65 mm, das ca. 110 Sekunden anhielt. In den ersten sechs Stunden des Tages wurden zudem 16 Abgänge von Schuttlawinen registriert, die teilweise aus glühender Tephra bestanden und entsprechende Leuchtspuren auf der Vulkanflanke hinterließen. Auf langzeitbelichteten Fotos entsteht so häufig der Eindruck von Lavaströmen.

Generell war die Seismizität am Merapi in den letzten zwei Tagen gering. Davor gab es jedoch einen kleinen Peak mit einem Maximum am 27. Mai, als ca. 50 vulkanisch bedingte Erschütterungen registriert wurden. So ein Auf und Ab der Seismizität ist charakteristisch für den Verlauf der Seismik der letzten Monate. Dementsprechend wird es periodisch zu leichtem Domwachstum kommen.

Im jüngsten Wochenbericht des PVMGB ist die Rede davon, dass im Beobachtungszeitraum vom 24. bis 30. Mai 2024 einhundertvierundzwanzig Schuttlawinenabgänge registriert wurden. Am 23. Mai wurde eine Analyse der Domgröße anhand von Luftbildern durchgeführt, und man kam zu dem Schluss, dass der südwestliche Dom ein Volumen von 2.164.400 Kubikmetern hat und der zentrale Dom auf 2.360.000 Kubikmeter kommt. Die Vulkanologen bezeichnen die Volumina der Dome als weitestgehend stabil. Gegenüber einer Messung im April hat der Südwestdom jedoch etwas an Größe zugenommen. Es wird also mehr Lava effusiv am Dom gefördert, als in Form von Schuttlawinen und Dichteströmen abgeht.

Der Alarmstatus steht auf „Orange“ und es gilt eine asymmetrische Sperrzone mit einer Ausdehnung zwischen 3 und 7 Kilometern um den Krater.

Island: Vulkanausbruch geht am 31. Mai weiter

Eruption auf Island hält abgeschwächt an- Grindavikurvegur auf langer Strecke unterbrochen

Der Vulkanausbruch auf Island geht auch am Freitag weiter, allerdings in abgeschwächter Form. Doch noch immer sind mehrere Schlote entlang der Eruptionsspalte Sundhnúksgígar aktiv. Der Aktivitätsrückgang ist insbesondere an dem Krater besonders augenfällig, der bis jetzt am aktivsten war und sich auf der Rückseite des Kraters der März-Eruption gebildet hatte. Obwohl die Höhe der Lavafontänen dort stark zurückgegangen ist, tritt dennoch ein Lavastrom aus. Am intensivsten ist der Lavaauswurf aus dem Schlot am nördlichen Ende des beschriebenen Spaltensegments, den man auf dem Bild oben in der Mitte sieht. Dort bildet sich bereits ein neuer Kraterkegel.

Die Lavaströme fließen überwiegend in Richtung Süden ab, allerdings ohne Grindavik zu erreichen. Neue Luftbilder zeigen, dass die Lavaflut in den ersten Stunden der Eruption die Hauptstraße Grindavikurvegur auf eine lange Strecke unterbrochen hat. Das Gleiche trifft für die provisorische Stromleitung zu, die erst nach dem Ausbruch im Januar installiert wurde, um die zerstörte Hauptleitung zu ersetzen.

Kampf um Erhalt von Grindavik geht weiter

Natürlich geben sich die Nachfahren der Vikinger auch von dieser Krise nicht geschlagen und haben angekündigt, Straße und Stromleitung zu reparieren. Aufgrund der recht großen Schäden auf langer Strecke wird das aber einige Wochen dauern. Grindavik ist ohne Strom und man stellt wieder Notstromaggregate auf. Besonders die Farm östlich von Grindavik benötigt Strom, da z.B. die Melkmaschinen betrieben werden müssen. Die Einsatzkräfte und Reparaturteams konzentrieren daher ihre Anstrengungen zunächst auf diesen Bereich.

Die GPS-Daten zur Bodendeformation deuten immer stärker darauf hin, dass die Subsidenz gestoppt ist und der Boden nicht mehr nennenswert absinkt. Das bedeutet, dass die Eruption in etwa so viel Lava ausstößt, die unter Svartsengi aufsteigt. Ähnliches haben wir während der letzten Eruption beobachten können. Man kann davon ausgehen, dass wir in einigen Tagen wieder eine leichte Bodenhebung sehen werden, wenn der Lavaausstoß bei Sundhnukur weiter nachlässt. Vermutlich wird es demnächst dann 25 bis 30 Millionen Kubikmeter Magmazufluss im Reservoire brauchen, bevor der nächste Ausbruch beginnt. Die Frage ist, ob sich der nächste Ausbruch wieder an gleicher Stelle ereignen wird oder ob es zu der von einigen Forschern prognostizierten Verlagerung des Eruptionszentrums in westlicher Richtung kommen wird. Wir dürfen gespannt bleiben!

Marapi fördert Vulkanasche bis auf 6000 m

Stärkere Eruption am Marapi beobachtet – Aschewolke in 6000 m Höhe detektiert

Vom indonesischen Vulkan Marapi auf Sumatra ging gestern eine explosive Eruption aus, die Vulkanasche bis auf eine Höhe von 6000 m über dem Meeresspiegel aufsteigen ließ. Das geht aus einer VONA-Meldung des VAAC Darwin hervor. Allerdings konnte die Asche nicht via Satellit beobachtet werden; die Angaben stammen von Beobachtern am Boden. Hier gibt es, wie so oft, einen recht deutlichen Unterschied zu den Mitteilungen der Vulkanbeobachter vom VSI, die in ihrer Meldung schrieben, dass die Vulkanasche ca. 2000 m über Gipfelhöhe aufgestiegen sei, was einer Höhe von 4891 m über dem Meeresspiegel entspricht. Den Angaben des VSI zufolge erzeugte die Eruption ein seismisches Signal von 122 Sekunden Dauer und einer Maximalamplitude von 30,4 mm. Zudem wurden vier schwache tektonische Beben registriert. Die Seismizität bewegt sich also auf niedrigem Niveau. Das war in den letzten Tagen jedoch nicht immer der Fall, denn am 26. Mai wurden etwa 40 tektonische Erschütterungen im Einzugsbereich des Vulkans detektiert. Zwei dieser Erschütterungen hatten Magnituden im Dreierbereich und wurden auch beim EMSC angezeigt. Sie manifestierten sich wenige Kilometer nordwestlich des Vulkans. Die Anzahl vulkanotektonischer Beben blieb jedoch gering.

Tektonische Erdbeben gab es in der letzten Woche mehrere im Bereich von Sumatra und dem Marapi. Die stärkste Erschütterung erreichte am Dienstag eine Magnitude von 5,9 und hatte ein Hypozentrum in 15 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum lag offshore und wurde vor der Nordküste der kleinen Insel Simeulue detektiert. Diese ist der Nordwestküste Sumatras vorgelagert. Auch im Bereich der Südwestküste gab es Erdbeben. So ereignete sich gestern ein Erdstoß der Magnitude 4,8, der 90 km westlich von Bengkulu lokalisiert wurde. In dem Areal liegt der Vulkan Suoh, der vor einer Woche plötzlich phreatisch eruptierte.

Zusammenfassend kann man sagen, dass der Untergrund bei Sumatra sehr unruhig ist und wir in nächster Zeit weitere Erdbeben und Vulkanausbrüche dort erwarten können. Auch der Marapi wird unruhig bleiben.

Island: Eruption hat sich stabilisiert

Vulkanausbruch hat sich auf moderatem Niveau stabilisiert – Mehrere Schlote aktiv

Im Tagesverlauf steigerte sich die Aktivität der Sundhnukur-Krater (Sundhnúksgígar) etwas und stabilisierte sich auf einem moderaten Niveau. Das spiegelt sich auch im Verlauf des Tremorgraphen wider, der sich ohne größere Schwankungen seitwärts bewegt. Es sind mehrere Schlote auf einem 200 – 300 m langen Spaltensegment aktiv, wobei die Aktivität von 2 Kratern dominiert wird, die sich im Bereich des alten Schlackenkegels vom März bildeten. Es wird nach wie vor viel Lava gefördert. Sie fließt zunächst zu den Seiten ab und schwenkt dann in Richtung Süden und fließt auf Grindavik zu, aber ohne die Stadt zu erreichen. In einiger Entfernung zu diesem Eruptionszentrum gibt es noch einen kleineren Spaltenbereich, der schwach aktiv ist.

Der Leiter der Katastrophenschutzbehörde erklärte heute Morgen in einem MBL-Artikel, dass man sich über den Verbleib der Lava sorgt. Er ist der Meinung, dass sich auf dem weitläufigen Lavafeld sekundäre Lavaseen bilden und durch natürliche Barrieren auf dem Lavafeld aufgestaut werden. Sollten diese Barrieren brechen, dann könnte sich eine wahre Lavaflut in Richtung Grindavik ergießen, die von den künstlich angelegten Barrieren nicht aufgehalten werden könnte. Man wollte im Laufe des Tages zu Observierungsflügen aufbrechen, um diese Lavaseen aufzuspüren.

Bereits gestern Abend unternahm man einen Kartierungsflug und fertigte eine Karte der neuen Lavaströme und der Eruptionsspalte an. Man sieht, dass die Spalte nicht ganz gerade verläuft und in Segmente unterteilt ist. Die Eruption wird von einem magmatischen Gang gespeist, der zwischen den Hügeln Stóra-Skógfel und Hagafell intrudierte. Neuen Einschätzungen zufolge soll sich der Boden um 15 Zentimeter abgesenkt haben. 15 Millionen Kubikmeter Magma sind seit der Intrusion gestern aus dem Magmenreservoir unter Svartsengi abgeleitet worden. Die GPS-Messungen zeigen, dass die Subsidenz zumindest stark nachgelassen oder sogar gestoppt hat. Ob sich bereits ein Gleichgewicht zwischen Magmenaufstieg unter Svartsengi und der Förderrate der Eruption eingestellt hat, lässt sich noch nicht genau abschätzen. Morgen wissen wir vielleicht mehr.

Island: Eruption geht abgeschwächt weiter

Eruption auf Island geht auf verringertem Niveau weiter – Ausnahmezustand für Grindavik

Der Vulkanausbruch auf Island, der gestern Mittag begann, hat sich deutlich abgeschwächt und folgt so dem bereits bekannten Eruptionsmuster. Heute Nacht waren laut Medienberichten noch 6 Schlote entlang der Spalte aktiv gewesen. Heute Vormittag sieht man auf den Livecams, dass sich die Aktivität auf ein kurzes Segment der Spalte konzentriert. Die meiste Lava wird aus einem Schlot im Kraterkegel gefördert, der sich schon während der letzten Eruption vom 16. März bis 9. Mai gebildet hatte. Es ist eher ungewöhnlich, dass solche Schlackenkegel reaktiviert werden, denn normalerweise sind sie monogenetisch, doch die neue Eruption hat offenbar Teile der alten Spalte wieder aufgerissen. Die Angaben zur Länge der Eruptionsspalten sind widersprüchlich. In einem ersten IMO-Bericht hieß es, dass die Spalte 3,4 Kilometer lang sein sollte. Inzwischen wurde der Wert auf 2,4 Kilometer korrigiert.

Die Initialphase der Eruption wird als besonders stark beschrieben und es könnten bis zu 2000 Kubikmeter Lava pro Sekunde gefördert worden sein. Bis um 16 Uhr wurden so 13 Millionen Kubikmeter Schmelze ausgestoßen. Heute Morgen soll die Förderrate noch zwischen 30 und 50 Kubikmetern pro Sekunde betragen. Die Lava fließt durch einen neu gebildeten Kanal entlang des Lavafelds, stagniert aber vor Grindavik. Hier haben die Dämme alle Arbeit geleistet und die Stadt erneut gerettet. Zugegeben, ich war zu anfangs skeptisch, als man mit der Konstruktion der Dämme begonnen hatte, doch offenbar halten sie mehr aus, als ich ihnen zugetraut habe. Dabei gelang es im Jahr 2001 am Ätna, ebenfalls Lavaströme mit solchen Erdwällen umzuleiten.

In Grindavik wurde einstweilen erneut der Katastrophenfall ausgerufen, was einen Manager des Tourismusverbandes auf den Plan rief, der meinte, dass die ungenaue Berichterstattung ausländischer Medien es dann häufig so darstellen würde, dass über ganz Island der Ausnahmezustand verhängt worden wäre, was zu sinkenden Touristenzahlen führen würde.

Grindavik selbst ist zwar mit einem blauen Auge davongekommen, aber eben doch nicht ganz ohne Blessuren: Es wurden zwei Straßen von Lava unterbrochen, darunter eine Umgehungsstraße am Ortsrand und die wichtige Hauptstraße. Außerdem wurde ein Strommast Opfer der Lava, weshalb die Stromverbindung unterbrochen ist und Grindavik ohne Elektrizität auskommen muss.

Bis jetzt ist es unklar, wie es in dem Gebiet mit den Eruptionen weitergehen wird. Der zuvor angehobene Boden ist um 16 Zentimeter abgefallen. Erste Messungen nach Eruptionsbeginn zeigen, dass die starke Subsidenz gestoppt hat und sich die Deformation stabilisierte. Die nächsten Tage werden zeigen, ab sich der Zustrom aus dem tiefen Reservoir in den flacher gelegenen Magmenkörper unter Svartsengi fortsetzt, und man mit weiteren Eruptionen in dem Gebiet rechnen muss.

Island: Lava umfließt Grindavik

Lavastrom umfließt Grindavik entlang der Barrieren – Schutzwälle halten

Die heute Mittag begonnene Eruption auf Island hält an, hat sich nach einer sehr starken Initialphase inzwischen aber deutlich abgeschwächt. Trotzdem ist noch eine große Menge Lava unterwegs, die im Nordosten von Grindavik auf die Schutzwälle getroffen ist. Sie haben den schnell fließenden Lavastrom umgeleitet, so dass er die Stadt entlang der Befestigungsanlage aus Erdwällen, die Grindavik in einem Halbkreis umgeben, umfloss. Die Lava erreichte den westlichen Stadtrand, wo sich die Antennenanlage befindet. Diese ist ebenfalls durch einen Erdwall geschützt. Der Lavastrom befindet sich in relativer Nähe zur Küste, und es ist nicht ausgeschlossen, dass es zu einem Ocean Entry kommen wird. Der Lavastrom überquerte zwischen Thorbjörn und Grindavik die Hauptstraße und unterbrach sie zum dritten Mal. Es ist der fünfte Vulkanausbruch der Serie.

Das IMO veröffentlichte mittlerweile erste Daten zum Geschehen. Demnach betrug die Gesamtlänge der Hauptspalte 3,4 Kilometer. Ihr Südende reichte bis ca. 1 Kilometer an die Schutzwälle im Nordosten von Grindavik heran. Die Förderrate betrug zu Anfangs ca. 2000 Kubikmeter pro Sekunde. Westlich des zuletzt aktiven Kraters der Eruption vom 16. März öffnete sich ein weiteres Spaltensegment. Hier soll die Förderrate ca. 1000 Kubikmeter pro Sekunde betragen haben. Die vorläufigen Daten deuten darauf hin, dass es die stärkste Anfangsphase der Eruptionen dieser Serie war.

Das Südende der Hauptspalte hat seine Aktivität inzwischen fast eingestellt. In der Schlussphase kam es zu einer Serie von Explosionen, die hellbraun gefärbte Asche aus fragmentierter Lava älteren Datums ausgeblasen haben, aber auch frische Tephra und Wasserdampf. Hier könnte es zur Bildung von Gaspistons gekommen sein, als der magmatische Gang leer lief. Es ist auch möglich, dass Grundwasser in Kontakt mit Lava kam und die Explosionen so entstanden sind.

Auch der nördliche Spaltenteil hat seine Aktivität schnell reduziert. Ich schätze die Länge des noch aktiven Spaltensegments auf ca. 800 m. Die höchsten Lavafontänen gibt es nördlich des größten Kraters der März-Eruption. Der Krater selbst ist aber nicht mehr aktiv.

Die Seismizität hat ebenfalls schnell nachgelassen. Das Gleiche gilt für den Tremor, der sich im Sturzflug befindet. Man kann damit rechnen, dass die Aktivität weiter abnimmt. Unklar ist, ob es eine kurzlebige Eruption wird, wie es bei den ersten Ausbrüchen der Fall war, oder ob sich die Aktivität auf niedrigem Niveau stabilisieren wird, so wie es beim März-Ausbruch der Fall war, der ja erst am 9. Mai endete.



Island: Neue Eruption hat am 29. Mai begonnen

Neuer Vulkanausbruch auf Island hat begonnen – Kilometerlange Eruptionsspalte bei Sundhnukur

Nach einer kurzen seismischen Krise hat nun der erwartete Vulkanausbruch auf Island begonnen. Im Bereich des Sundhnukur-Kraterreihe öffnete sich um 12:46 Uhr Lokalzeit (MESZ 14:46 Uhr) eine neue Eruptionsspalte, deren Öffnung unter Umständen noch nicht abgeschlossen ist. Auf mehreren Kilometern Länge schießt einen Galerie aus Lavafontänen in den Himmel und es kommt zu starker Dampfentwicklung. Das Geschehen ist bei bestem Wetter via den verschiedenen Liveccams zu beobachten.

Bis jetzt hat die Eruptionsspalte eine Länge von gut 2500 m. Laut IMO-Aussage wächst sie weiter und dehnt sich dabei auch in Richtung Süden aus, wo Grindavik liegt. Die Lavafontänen sind 50 bis 60 Meter hoch.

Die Spalte verläuft durch den zuletzt aktiven Krater auf der Sundhnukur-Reihe. Als sie durch diesen hindurchwuchs, entstand ein Lavafall über die Flanke des ca. 30 m hohen Kegels.

Die Öffnung der Spalte ging von einer Stelle südlich des Kraters aus, die im Bildausschnitt der Livecams lag und aufgrund ihrer anhaltenden Dampfentwicklung seit dem Ende der Eruption am 9. Mai auffällig war.

Die Lavafontänen speisen einen flächigen Lavastrom, der sich zunächst senkrecht der Spalte in Ost-West-Richtung ausbreitet. Es wird sehr viel Lava gefördert, die schnell fließt, und man kann davon ausgehen, dass der Grindavikurvegur wieder gefährdet ist und unterbrochen werden könnte. Auch das Geothermalkraftwerk Svartsengi könnte von der Lava erreicht werden.

Evakuierungen von Grindavik, Svartsengi und der Blauen Lagune

Die Lava fließt auf dem Lavafeld, das zuletzt so hoch angewachsen war, dass die Kronen der Schutzwälle um Grindavik überflossen wurden. In den letzten Tagen hat man zwar an der Verstärkung der Schutzanlagen gearbeitet, aber ob sie diesem massiven Lavastrom standhalten werden, wird sich in den nächsten Stunden beweisen müssen. Ich sehe ein hohes Gefährdungspotenzial für Grindavik. Die Evakuierung der Stadt läuft. Die Räumung der Blauen Lagune war kurz vor Eruptionsbeginn abgeschlossen. Im Thermalressort befanden sich heute Vormittag gut 800 Personen.

Auch mehr als eine Stunde nach Eruptionsbeginn ist die Spaltenöffnung noch nicht abgeschlossen. Auf der Livecam kann man beobachten, wie sich ein weiterer Riss öffnet, der direkt an der Basis der vulkanischen Erhebung Hagafell verläuft, auf dem sich die Cam befindet. Bis jetzt sind die Lavafontänen an diesem Riss noch nicht ganz so hoch. Sollte sich die Aktivität weiter steigern, ist die Kamera in Gefahr.

Es sind inzwischen auch Helikopter unterwegs, die Luftaufnahmen des Geschehens liefern:

Eruptionsspalte weitert sich Richtung Grindavik aus

Noch immer weitet sich die Eruptionsspalte in Richtung Süden aus und hält auf Grindavik zu. Die Front der Spalte befindet sich gut 200 m hinter dem Hügel Hagafell und endet am Lavastrom, der aus nördlicher Richtung kommt und am Hagafell vorbeifließt. Es sind beachtliche Lavamassen unterwegs und inzwischen dürfte der Grindavikurvegur unterbrochen sein. Die Frage, die sich alle stellen dürften, ist, ob die Schutzwälle vor Grindavik halten werden. Die Evakuierungen der Stadt sind abgeschlossen. Laut Medienberichten weigerten sich 3 Bewohner die Stadt zu verlassen. Es gibt wieder Straßensperren und es ist nur Einsatzkräften gestattet das Gebiet zu betreten.