Weltall: Komet Lemmon passiert Sonnennächsten Punkt

Lemmon über Bayern Ende Oktober. © Thorsten Böckel

Komet Lemmon passiert heute Sonnennächsten Punkt – 3I/ATLAS hat seinen Perihel bereits hinter sich

Der Herbst der Kometen geht in seine Schlussphase und die Zeit der besten Sichtbarkeit ist bereits vorbei, doch nachdem Lemmon und Atlas den Sonnennächsten Punkt passiert haben, sind sie mit Teleskopen wieder sichtbar – im Falle von 3I/ATLAS braucht es dafür aber schon professionelle Geräte.

Lemon © Thorsten Böckel

Während 3I/ATLAS Anfang November bereits die Sonne passierte, erreicht Lemon heute sein Perihel und wird dann gegen Mitte des Monats wieder am Morgenhimmel erscheinen. Ende Oktober erreichte dieser Komet seine größte Annäherung an die Erde und war besonders gut sichtbar. Zu dieser Zeit begaben sich zahlreiche Astrofotografen auf die Pirsch, um faszinierende Fotos des Kometen zu schießen. Einer von ihnen war Thorsten Böckel, von dem die Fotos hier stammen.

Während Lemmon ein periodisch wiederkehrender Komet ist, stammt 3I/ATLAS aus den Tiefen des Weltalls. Er ist ein außergewöhnlicher Besucher unseres Sonnensystems, denn er stammt nicht von hier, sondern aus dem interstellaren Raum. Er ist erst der dritte bestätigte interstellare Komet, der von Forschern entdeckt wurde, nachdem zuvor bereits ʻOumuamua und 2I/Borisov diese Ehre hatten. Seine hyperbolische Flugbahn zeigt, dass er das Sonnensystem nur einmal besucht und danach wieder in die Tiefen des Weltalls entkommen wird.

3I/ATLAS © NASA

Ein weiteres Merkmal, das 3I/ATLAS besonders macht, ist seine hohe Geschwindigkeit von über 100 Kilometern pro Sekunde relativ zur Sonne. Diese Geschwindigkeit übertrifft die der meisten Kometen, die sich aus dem Kuipergürtel oder der Oortschen Wolke nähern, erheblich. Dadurch bleibt der Komet nur für einen kurzen Zeitraum beobachtbar, was seine Erforschung zu einer Herausforderung macht.

Darüber hinaus bieten die bei 3I/ATLAS beobachteten Gas- und Staubemissionen wertvolle Einblicke in die Zusammensetzung von Material aus anderen Sternsystemen. Die Analyse dieses Materials ermöglicht es Wissenschaftlern, Rückschlüsse auf die Bedingungen in fernen Planetensystemen zu ziehen und die Vielfalt der Materie im interstellaren Raum besser zu verstehen.

Mit seiner raschen Passage durch unser Sonnensystem und seiner fernen Herkunft bleibt 3I/ATLAS ein spannendes Objekt für Astronomen weltweit. Die Beobachtungen in den kommenden Wochen und Monaten versprechen neue Erkenntnisse über die Beschaffenheit und Dynamik interstellarer Besucher.

Sonne: Geomagnetischer Strum triff heute die Erde

Starker geomagnetischer Sturm: Polarlichter könnten bis in mittlere Breiten sichtbar sein

Ein außergewöhnlich starker geomagnetischer Sturm trifft aktuell die Erde. Das Space Weather Prediction Center (SWPC) der US-amerikanischen Wetter- und Ozeanbehörde NOAA hat eine Warnung der Stufe G3 („Strong“) mit einem erwarteten Kp-Wert von bis zu 7 herausgegeben. Ursache ist ein koronaler Massenauswurf (CME), der sich vor rund zwei Tagen von der Sonne gelöst hat und nun mit hoher Geschwindigkeit auf die Magnetosphäre der Erde trifft.

Nach Angaben der NOAA ist die Hauptphase des geomagnetischen Sturms aktiv. Dabei können kurzzeitige Störungen in Satellitenkommunikation, Funk- und GPS-Systemen auftreten. Auch Stromnetzbetreiber wurden vorsorglich informiert, da starke geomagnetische Fluktuationen die Spannung in Hochspannungsleitungen beeinflussen können.

Die wichtigste Folge für Beobachter auf der Erde dürfte jedoch eine spektakuläre sein: Nordlichter könnten in der Nacht deutlich weiter südlich sichtbar werden als gewöhnlich. In den Vereinigten Staaten reicht die mögliche Sichtungszone laut NOAA und US-Medienberichten bis nach Kansas, Missouri und Oregon – Regionen, in denen Polarlichter normalerweise nur selten erscheinen.

Das aktuelle Ereignis steht im Zusammenhang mit dem Maximum des Sonnenzyklus 25, das nach neuen Prognosen bis 2026 anhalten wird. Während dieser aktiven Phase treten Sonnenstürme häufiger und intensiver auf, was die Wahrscheinlichkeit eindrucksvoller Polarlichterscheinungen weltweit erhöht. Eigentlich sprechen die Forscher schon seit 2 Jahren vom Erreichen des Maximums, doch offenbar wird das aufgrund der seit Langem anhaltenden Aktivität immer weiter verschoben.

Auch in Europa beobachten Meteorologen und Weltraumwetterdienste die Entwicklung genau. Der britische Met Office bestätigt ebenfalls eine G3-Warnung und rechnete bereits in der Nacht zum Freitag mit Auroras über Schottland, Nordirland und Nordengland. Bei anhaltend hoher Aktivität könne das Phänomen „unter günstigen Bedingungen weiter südlich sichtbar werden“.

Für Mitteleuropa – darunter Deutschland, die Schweiz, Österreich und Norditalien – besteht somit eine geringe, aber reale Chance, in klaren, dunklen Regionen einen schwachen grünen oder rötlichen Schimmer am nördlichen Horizont zu erkennen, obgleich uns die Hochphase des Sonnensturms tagsüber trifft.

Sol: Zwei X-Flares innerhalb weniger Stunden

Sehr hohe Sonnenaktivität – Zwei X-Flares am 4. November

Gestern zeigte die Sonne eindrucksvoll, wie aktiv sie derzeit ist: Innerhalb weniger Stunden kam es zu gleich zwei starken Sonneneruptionen der höchsten Kategorie. Der erste Flare ereignete sich am 4. November um 17:34 UTC (18:34 MEZ) und erreichte die Stärke X1.8. Er stammte aus der aktiven Sonnenfleckengruppe AR 4274, die derzeit am östlichen Sonnenrand steht. Rund viereinhalb Stunden später, um 22:01 UTC, folgte ein weiterer Ausbruch der Klasse X1.1, vermutlich aus einer Region, die sich gerade hinter dem südöstlichen Sonnenrand verbirgt.



Sonne mit großem Sonnenfleck

Bei einem Flare handelt es sich um eine plötzliche Explosion in der Sonnenatmosphäre, die durch die Freisetzung magnetischer Energie ausgelöst wird. Die explosive Sonneneruption entsteht, wenn sich in einer aktiven Region verdrehte Magnetfelder plötzlich neu ausrichten. Dabei wird enorme Strahlung freigesetzt, deren Spektrum von sichtbarem Licht über Ultraviolett bis hin zu energiereicher Röntgenstrahlung reicht. Flares sind also Strahlungsausbrüche, keine Materiewolken.

Häufig, aber nicht immer, wird ein Flare von einem Koronalen Massenauswurf (CME) begleitet. Dabei schleudert die Sonne Milliarden Tonnen Plasma und Magnetfeld ins All. Trifft eine solche CME auf die Erde, kann sie Polarlichter auslösen, Funkverbindungen stören und in extremen Fällen sogar Stromnetze beeinträchtigen. Beim X1.8-Flare vom Dienstag wurde tatsächlich eine CME beobachtet, die jedoch nach bisherigen Modellierungen nicht direkt auf die Erde gerichtet ist.

Die Region AR 4274 wird in den kommenden Tagen weiter in Richtung Erde rotieren und könnte dann direkt auf unseren Planeten ausgerichtet sein. Sollte sie erneut aktiv werden, wären erdgerichtete Auswürfe möglich. Derzeit deuten die Modellierungen jedoch darauf hin, dass die jüngsten Eruptionen nur seitlich an der Erde vorbeiziehen.

Mit den beiden X-Klasse-Flares setzt sich der Trend steigender Sonnenaktivität fort. Die Sonne bewegt sich auf das Maximum ihres rund elfjährigen Aktivitätszyklus zu, das voraussichtlich im Jahr 2025 oder 2026 erreicht wird. Für Wissenschaftler und Polarlichtjäger gleichermaßen beginnt damit eine besonders spannende Phase, während für Betreiber von Satelliten und Stromnetzen eine Zeit erhöhter Wachsamkeit.

Tatsächlich wurde das Maximum des aktuellen Sonnenzyklus bereits für 2023/24 postuliert, doch anstatt sich abzuschwächen, verstärkte sich die Sonnenaktivität weiter. Der 11-jährige Sonnenzyklus scheint also aus dem Gleichgewicht geraten zu sein, doch bereits früher wurde festgestellt, dass er zwischen 9 und 14 Jahre betragen kann.

Sonne: Hohe Anzahl koronaler Masseauswürfe

Sonnensturm voraus? Mehrere starke Sonneneruptionen auf der Sonne innerhalb von 24 Stunden

In den letzten 48 Stunden hat die Sonne eine der extremsten Aktivitätsphasen seit Jahrzehnten gezeigt. Beobachtungen von Satelliten und Weltraumwetterzentren berichten von mehreren starken koronalen Massenauswürfen (CMEs), die von der erdabgewandten Seite der Sonne ausgingen. „Es ist eine der stärksten Eruptionsfolgen, die wir in den letzten Jahrzehnten gesehen haben“, erklärt ein Sprecher des Space Weather Prediction Center in den USA.

Sonneneruption gestern.

Besonders brisant: Die aktive Region, die diese Eruptionen auslöste, rotiert nun langsam in Richtung Erde. Innerhalb der kommenden Tage wird sie vollständig sichtbar sein, womit das Risiko steigt, dass künftige Ausbrüche direkt die Erde treffen. Ein solcher „erdgerichteter“ Sonnensturm kann eine Reihe von Auswirkungen haben: Funk- und GPS-Signale könnten ausfallen, Satelliten in der Umlaufbahn stärker beansprucht werden, die Polarlichter könnten deutlich weiter südlich sichtbar werden als üblich, und in Extremfällen könnten sogar Stromausfälle auftreten. Im extremen Extremfall könnte es sogar zu längerfristigen überregionalen Blackouts kommen. Was zunächst paradox erscheinen mag ist die Tatsache, dass im Falle eines längeren Stromausfalls auch die Versorgung mit Trinkwasser kollabieren könnte.

Sonnenforscher betonen jedoch, dass die jüngsten CMEs nicht in Richtung Erde gerichtet sind. Die Sonnenaktivität ist unberechenbar, und die meisten Ausbrüche der Rückseite verfehlen unseren Planeten. Doch angesichts der ungewöhnlich starken Häufung innerhalb weniger Stunden bleibt die Aufmerksamkeit hoch.

Die aktuelle Phase kommt in einer ohnehin schon rekordverdächtigen Zeit: Dieser Oktober gilt als einer der aktivsten seit Beginn systematischer Aufzeichnungen. Der Sonnenzyklus 25 zeigt bisher eine ungewöhnlich starke Aktivität, und die kommenden Tage könnten entscheidend sein, ob sich die Erde einem stärkeren geomagnetischen Sturm ausgesetzt sieht.

Weltraumwetterforscher raten dazu, aktuelle Warnungen der offiziellen Stellen wie der NOAA SWPC im Auge zu behalten und bei technischen Anwendungen wie GPS oder Funk auf mögliche Störungen vorbereitet zu sein. Für Hobbybeobachter bietet sich dagegen die Chance auf ein seltenes Schauspiel am Himmel: Sollte ein starker Sturm auf die Erde zielen, könnten Polarlichter in bislang untypischen Breiten zu sehen sein.

EU: Streit um die Zeitumstellung

EU-Rat streitet sich um das Ende der Sommerzeitumstellung – und kennt offenbar nicht die kleinsten geografischen und geschichtlichen Zusammenhänge

Uneinigkeit und Bürokratiemonstererschaffer sind zwei Schlagworte, die mir sofort als Assoziationen im Zusammenhang mit dem EU-Parlament und dem Rat der Europäischen Union einfallen. Prinzipiell halte ich die Grundidee der EU für großartig und bin sogar der Meinung, dass wir bis 2050 die „Vereinigten Staaten von Europa“ anstreben sollten, doch angesichts aktueller Diskussionen und der Unfähigkeit, kleinste Probleme zu lösen, bin ich mir manchmal nicht sicher, ob das eine gute Idee ist.




Als einer, der in seinen Berichten aus allen Erdteilen häufig mit Uhrzeiten jonglieren muss, verfolge ich die aktuellen Debatten um die Sommerzeit kopfschüttelnd: Nach einer EU-weiten Befragung 2018 sprach sich eine deutliche Mehrheit gegen das halbjährliche Drehen an der Uhr aus. Das Europäische Parlament stimmte 2019 für die Abschaffung, doch im Rat der Mitgliedstaaten herrscht Stillstand. Ohne deren Zustimmung bleibt alles beim Alten: Am letzten Sonntag im März wird auf Sommerzeit umgestellt, Ende Oktober zurück auf Winterzeit.

Symbolbild

Mehrere Länder, darunter Spanien und Polen, drängen inzwischen auf Bewegung. Sie argumentieren, die Umstellung sei gesundheitlich belastend und bringe kaum noch Energieeinsparung. Das Problem: Fiele die Zeitumstellung weg, müsste jedes Land entscheiden, ob es dauerhaft Sommer- oder Winterzeit beibehält. Unterschiedliche Entscheidungen würden Europas Zeitzonenlandschaft zersplittern – mit Folgen für Verkehr, Handel und Kommunikation.

Doch eigentlich ist diese Diskussion überflüssig, denn die sogenannte Winterzeit entspricht der Standardzeit eines Landes. Sie orientiert sich am Lauf der Sonne: Die Erde dreht sich in 24 Stunden einmal um sich selbst, jede Zeitzone umfasst etwa 15 Längengrade. In der geografisch „richtigen“ Standardzeit steht die Sonne um die Mittagszeit am höchsten Punkt. Doch politische Entscheidungen haben viele Länder von dieser Ordnung entfernt. Frankreich und Spanien liegen beispielsweise westlich genug, um eigentlich nach Greenwich-Zeit (UTC+0) zu leben, folgen aber seit Jahrzehnten der Mitteleuropäischen Zeit (UTC+1).

Fachleute sehen in einer Rückkehr zur geografischen Standardzeit Vorteile für Gesundheit und Tagesrhythmus: Morgendliches Sonnenlicht stabilisiert den inneren Takt, und „Mittag“ würde wieder dem realen Sonnenhöchststand entsprechen. Ob sich die EU darauf einigen kann, ist unklar. Bis dahin bleibt Europa im Takt zweier Zeiten – und stellt seine Uhren weiter zweimal im Jahr um.

Uhrzeit und physikalische Zeit in der Relativitätstheorie

Doch was ist das eigentlich, die „Zeit“? Was wir als Uhrzeit betrachten, ist ein künstliches Konstrukt, eine Konvention, die eigentlich darauf basiert, Geschwindigkeiten periodischer Bewegungen zu takten. Uhrzeit dient dem Menschen als praktisches Maß für den Ablauf der Zeit, ohne diese selbst zu beschreiben. Die physikalische Zeit hingegen beschreibt den tatsächlichen Ablauf von Ereignissen in der Natur und verläuft nicht unbedingt linear – etwas, dass für uns nur schwer verständlich ist. Nach Einsteins Relativitätstheorie ist diese physikalische Zeit nicht überall gleich: Sie hängt von Geschwindigkeit und Gravitation ab. Ein Beobachter in der Nähe eines massereichen Himmelskörpers erlebt Zeit langsamer als jemand weit entfernt. Auch hohe Geschwindigkeit verlangsamt die Zeit relativ zu einem ruhenden Beobachter, ein Naturphänomen, das als Zeitdilatation bekannt ist.

Eine anschauliche Analogie (die nicht von mir stammt) zwischen Uhrzeit und physikalischer Zeit im Sinne der Relativitätstheorie ist der Vergleich zwischen Landkarte und Gelände: Die physikalische Zeit entspricht dem Relief eines Geländes – unendlich vielfältig und nie gleich. Die Uhrzeit ist die zweidimensionale Landkarte, die wir zeichnen, um uns im Gelände zurechtzufinden. Sie gibt uns ein praktisches Raster, erleichtert Planung und Kommunikation, bildet aber nur annähernd ab, wie die physikalische Zeit tatsächlich „verläuft“.

Im Angesicht der Komplexität des Zeitbegriffes ist der sechsjährige Stillstand des EU-Parlaments umso unverständlicher: Die Unfähigkeit, sich auf etwas zu einigen, was per Definition bereits im Jahre 1884 beim Internationalen Meridian-Kongress in Washington D.C. beschlossen und weltweit eingeführt wurde, kann ich nur mit einem zweifelnden – und zeitlosen – Kopfschütteln quittieren. Manchmal wäre das Machtwort eines weisen Königs besser, als endlose Stillstandsdebatten von Besserwollern.

Island: Moskitos als Zeichen des Klimawandels

Island im Wandel: Stechmücken als neues Zeichen des Klimawandels

Erstmals sind in Island Stechmücken der Art Culiseta annulata nachgewiesen worden – ein überraschender Fund, der zeigt, wie stark der Klimawandel das Land bereits verändert. Die Insekten, die vermutlich über Fracht ins Land gelangten, konnten auf der Insel überleben. Bisher galt Island als stechmückenfrei, doch die Erwärmung des Klimas schafft nun neue Lebensräume für Arten, die früher in der rauen nordischen Umgebung keine Chance hatten.

Moskito auf Island. © KI

Mitarbeiter des Isländischen Naturwissenschaftlichen Instituts bestätigten den Nachweis von 3 Stechmücken, die Anfang Oktober nördlich von Reykjavik auf einem Bauernhof entdeckt wurden.

Seit den 1990er Jahren ist die Jahresdurchschnittstemperatur in Island von etwa 4,4 °C auf rund 5 °C gestiegen – ein Anstieg von etwa 0,6 °C in drei Jahrzehnten. Die Folgen sind deutlich sichtbar: Gletscher wie der Vatnajökull verlieren seit Jahren an Fläche, kleinere wie der Okjökull sind bereits vollständig abgeschmolzen. Gleichzeitig verändern sich Küstenlinien durch steigende Meeresspiegel und häufigere Stürme, was Erosion und Überschwemmungen verstärkt.

Ich selbst bereise Island seit mehr als 30 Jahren und wunderte mich mehr als einmal über die rasanten Veränderungen und sah Gletscherzungen verschwinden bzw. um Hunderte Meter zurückweichen.

Auch das Wetter selbst hat sich gewandelt. Messdaten zeigen, dass es auf der Insel mehr regnet als früher. In einigen Regionen regnet es um bis zu 20 Prozent mehr. Mit den milderen Temperaturen nimmt zudem die Wolkenbildung zu. Die Atmosphäre kann mehr Feuchtigkeit speichern, wodurch sich häufiger dichte Wolkendecken bilden. Intensivere Regenereignisse und längere Phasen mit Bewölkung prägen heute das Klima, vor allem im Süden und Westen des Landes. Dies wirkt sich auch auf den Tourismus aus: Schlechtere Sichtverhältnisse erschweren etwa die Beobachtung von Polarlichtern oder Vulkanausbrüchen.

Die Natur reagiert spürbar auf diese Veränderungen. Neue Insektenarten wie Culiseta annulata überleben nun, wärmeliebende Fischarten breiten sich in den Küstengewässern aus, während Kaltwasserarten sich zurückziehen. Selbst die Beobachtung der Polarlichter könnte durch veränderte Wetterlagen schwieriger werden.

Die Entdeckung der Stechmücken verdeutlicht: Islands Wandel zeigt sich nicht nur in Messdaten, sondern im Alltag. Der kleine Moskito steht sinnbildlich für ein Klima, das sich wandelt – feuchter, milder und unberechenbarer als je zuvor.

Himmelsereignis über Deutschland: Nordlichter treffen Kometen

Spektakuläres Himmelsereignis über Deutschland: Nordlichter trafen Komet Lemmon

In der Nacht vom 16. auf den 17. Oktober 2025 erlebten Teile von Deutschland ein seltenes Naturschauspiel: Polarlichter tanzten am Himmel, während auf langzeitbelichteten Fotos der Komet Lemmon sichtbar wurde. Die Nordlichter waren auch in Regionen zu sehen, die normalerweise zu weit südlich für diese Erscheinung liegen. Neben Nord- und Ostsee gibt es auch Meldungen aus Potsdam und anderen Orten im Osten der Republik.

Komet meets Nordlicht. © KI

Das seltene Phänomen war eine Folge eines geomagnetischen Dreifachsturms der Stärke G2, ausgelöst durch mehrere koronale Massenauswürfe (CMEs) der Sonne. Die geladenen Teilchenwolken trafen auf das Erdmagnetfeld und brachten die oberen Atmosphärenschichten zum Leuchten – ein Schauspiel in Grün, Pink und Violett. Die aufeinanderfolgenden Sonnenstürme verstärkten die Effekte und machten die Polarlichter auch für Menschen in mittleren Breiten sichtbar. Ein seltenes Erlebnis, das selbst erfahrene Himmelsbeobachter als besonders eindrucksvoll beschrieben.

Das außergewöhnliche Ereignis fällt in eine Phase des 25. Sonnenzyklus, in der die Sonnenaktivität eigentlich abschwächen sollte: Das Maximum des Sonnenzyklus wurde vor gut einem Jahr erreicht. Dennoch zeigt sich die Sonne ungewöhnlich aktiv und produziert weiterhin zahlreiche Sonnenstürme, die im Extremfall zu Stromausfällen führen und Satelliten stören könnten und dann Navigation und Kommunikation beeinträchtigen. Vor dem Dreifachen Massenauswurf der Sonne hatte die NOAA gewarnt.

Zeitgleich sorgte der Komet C/2025 A6 (Lemmon) für Aufmerksamkeit am Nachthimmel. Bereits auf Fotografien deutlich zu erkennen, nähert sich der Komet der Erde auf rund 90 Millionen Kilometer. Astronomen gehen davon aus, dass er in den kommenden Tagen bei klaren Bedingungen sogar mit bloßem Auge sichtbar sein könnte. Auch Komet C/2025 R2 wird noch heller, doch er bleibt für das unbewaffnete Auge wohl unsichtbar. Besonders in dunklen, ländlichen Gebieten im Norden und Osten Deutschlands stehen die Chancen gut, sowohl die Polarlichter als auch die Kometen zu beobachten.

Kanaren: Meteorid-Explosion verursachte seismische Signale

Leuchtender Meteor über den Kanarischen Inseln löste seismisches Signale aus

Über den Kanarischen Inseln erleuchtet in den frühen Morgenstunden ein außergewöhnlich heller Feuerball den Himmel. Gegen 2:58 Uhr (Kanarische Zeit) registrierte das Seismische Netzwerk des Archipels ein deutliches Signal, das mit dem Eintritt eines sogenannten Boliden in die Erdatmosphäre in Verbindung gebracht wird.

Solche Himmelserscheinungen entstehen, wenn größere Objekte kosmischen Ursprungs – meist aus Gestein oder Metall – mit enormer Geschwindigkeit in die Atmosphäre eindringen. Während winzige Partikel gewöhnlich als harmlose Sternschnuppen verglühen, können größere Fragmente eine gewaltige Energiemenge freisetzen. Das dabei entstehende Leuchten und die Schockwelle, der Explosion sind oft über große Entfernungen wahrnehmbar.

Nach Angaben des kanarischen Seismiknetzwerks wurde das Ereignis auf mehreren Inseln beobachtet und von den Messstationen fast im gesamten Archipel aufgezeichnet. Das seismische Signal besteht aus Dutzenden einzelner Impulse – ein Hinweis darauf, dass der Bolide beim Eintritt in die Atmosphäre zerbrochen ist. Auch zahlreiche Videos in sozialen Netzwerken zeigen, wie sich das Objekt in mehrere leuchtende Fragmente aufspaltete.

Anhand der Ausbreitung der Schallwellen vermuten Fachleute, dass sich der wahrscheinlichste Ort der Explosion des Boliden über der Insel Teneriffa befand. Ob Fragmente als Meteoriten den Erdboden erreichten wird noch geprüft.

Boliden dieser Art stellen in der Regel keine Gefahr für die Bevölkerung dar. In seltenen Fällen kann die Druckwelle ihrer Explosion jedoch stark genug sein, um Schäden anzurichten – wie beim bekannten Meteorereignis über der russischen Stadt Tscheljabinsk im Jahr 2013, bei dem Tausende Fenster zerbrachen.

Die vom Seismischen Netzwerk aufgezeichneten Seismogramme zeigen das Ereignis deutlich: Der kosmische Besucher hat auf nahezu allen Inseln des Archipels messbare Spuren hinterlassen.

Weitere Recherchen zu dem Ereignis brachten bis jetzt nur Aufnahmen eines Meteors über dem spanischen Festland hervor. Darüber hinaus kam es in den letzten Tagen zu einer Häufung von Meteor-Sichtungen auf der ganzen Welt. (Quelle INVOLCAN)

Erdmagnetfeld: Südatlantische Anomalie deutlich gewachsen

Wachsende Schwäche im Erdmagnetfeld – Forscher beobachten Veränderungen über dem Südatlantik

Seit Jahren registrieren Satelliten eine auffällige Schwäche im Erdmagnetfeld über dem Südatlantik. Die sogenannte Südatlantische Anomalie hat sich nach aktuellen Messungen der europäischen ESA-Mission Swarm seit 2014 deutlich vergrößert und reicht inzwischen über eine Fläche, die fast der Hälfte Kontinentaleuropas entspricht. Diese Entwicklung wirft Fragen nach der Stabilität des globalen Magnetfelds auf – und ob sie Vorbote einer künftigen Umpolung der Pole sein könnte.

Das Magnetfeld der Erde ist ein unsichtbarer, aber lebenswichtiger Schutzschild. Es lenkt geladene Teilchen des Sonnenwinds ab und schützt die Atmosphäre vor Erosion. Erzeugt wird es tief im Inneren des Planeten: Im rund 2200 Kilometer dicken äußeren Erdkern zirkuliert geschmolzenes Eisen, das aufgrund hoher Temperaturen und der Rotation der Erde in Bewegung bleibt. Die eisernen Schmelzströme erzeugen elektrische Ströme, die wiederum Magnetfelder hervorbringen. Dieses Zusammenspiel aus Bewegung, eklektischer Leitfähigkeit und Rotation wird als Geodynamo bezeichnet: ein selbstverstärkender Prozess, der seit Milliarden Jahren das irdische Magnetfeld antreibt und Leben ermöglicht.

Der Geodynamo ist kein statisches System. Die Strömungen im flüssigen Eisen sind chaotisch, und ihr Verhalten wird vom Wärmefluss an der Grenze zum darüberliegenden Erdmantel beeinflusst. Wo der Mantel mehr Wärme ableitet, strömt das Metall im äußeren Kern stärker, wodurch sich lokale Magnetfeldmuster bilden. Umgekehrt können geringere Wärmeabflüsse zu Zonen führen, in denen sich das Feld abschwächt oder sogar umkehrt.

Unter dem Südatlantik scheint genau das zu geschehen. Messungen zeigen dort Regionen, in denen das Magnetfeld deutlich schwächer ist als anderswo. Die Ursache liegt vermutlich in sogenannten Reverse-Flux-Patches – Gebieten an der Kern-Mantel-Grenze, in denen das Magnetfeld lokal entgegengesetzt gerichtet ist. Diese Felder schwächen das globale Magnetfeld in dieser Region und führen zur beobachteten Anomalie. Da das Magnetfeld ein Dipol ist, kommt es in Sibirien und Kanada zu lokalen Verstärkungen, die medial allerdings kaum Beachtung findet.

Für Satellitenbetreiber hat die Entwicklung konkrete Folgen: Über der Südatlantischen Anomalie ist die schützende Wirkung des Magnetfelds geringer, wodurch Raumsonden und Kommunikationssatelliten einer erhöhten Strahlenbelastung ausgesetzt sind. Schäden an elektronischen Komponenten oder kurzzeitige Fehlfunktionen sind möglich. Hiervon könnte auch die GPS-Navigation betroffen sein.

Die Veränderungen im Magnetfeld haben auch eine wissenschaftliche Dimension. Das globale Feld verliert seit rund zwei Jahrhunderten allmählich an Stärke. Solche Schwankungen sind nicht ungewöhnlich, doch sie wecken Besorgnis, weil das Magnetfeld in der Erdgeschichte mehrfach seine Polarität gewechselt hat. Bei einer solchen Umpolung vertauschen sich Nord- und Südpol vollständig. Doch das ist ein Prozess, der sich über Jahrtausende erstreckt und sich nicht so sprunghaft vollzieht, wie es der Name des Prozesses nahelegt.

Ob die aktuelle Schwächung tatsächlich ein frühes Stadium einer solchen Umpolung markiert, ist umstritten. Zwar erinnert das lokale Verhalten der Südatlantischen Anomalie an Vorgänge, die in geologischen Aufzeichnungen mit Umpolungen in Verbindung gebracht werden. Doch bisher fehlen eindeutige Hinweise auf einen globalen Zusammenbruch des Felds. Wahrscheinlicher ist, dass es sich um eine vorübergehende Instabilität handelt.

Das Magnetfeld der Erde ist dynamisch und anpassungsfähig. Seine Veränderungen zeigen, dass tief unter unseren Füßen ein komplexes System arbeitet, dessen Prozesse nur allmählich verstanden werden. Die Südatlantische Anomalie ist ein sichtbares Zeichen dieser inneren Aktivität und erinnert daran, dass selbst die beständige Ordnung des Planeten ständig in Bewegung ist.

Übrigens, die Prozesse des Geodynamos übertragen sich teilweise auch auf den Erdmantel und treiben die Kräfte der Plattentektonik und des Vulkanismus an. Gesteinsplaneten ohne Plattentektonik haben weder einen Geodynamo noch ein wirksames Magnetfeld, das potenzielles Leben vor kosmischer Strahlung schützt.

(Quelle: Pressemeldung ESA zu einer dänischen Studie unter Leitung von Prof. Chris Finlay, erschienen in „Physics of the Earth and Planetary Interiors“)