Vulkanausbruch auf Island geht abgeschwächt weiter – Touristen auf dem Lavafeld gefilmt
Reykjavik, 27.07.2025 – Auf Island geht der Vulkanausbruch deutlich abgeschwächt weiter und die Lavafront bewegt sich in ca. 1 Km Entfernung zum Krater. Seitdem der Tremor gestern Morgen schnell ein Stück abgefallen war, ist er bis jetzt nicht wieder angestiegen. Dennoch befindet sich weiterhin reichlich Schmelze im Reservoir und es ist möglich, dass sich die Eruption wieder pulsartig verstärkt.
Die GNSS-Messdaten zur Bodenhebung zeigen noch keine nennenswerte Bodenhebung an, was ein Anzeichen dafür sein könnte, dass sich in der Tiefe etwas verändert hat und der Magmennachschub aus dem tiefen in das flache Reservoir ins Stocken geraten ist. Es ist nicht auszuschließen, dass die Eruptionsphase bei Svartsengi bzw. Sundhnúkur tatsächlich ihrem Ende entgegenstrebt. Doch generell ist die Seismizität auf Reykjanes erhöht, wobei es in den letzten Wochen überwiegend unter dem benachbarten Krysúvik-System bebt. Nicht ausgeschlossen, dass sich die Aktivität hierin verlagern wird.
Heute gab es auch einen kleinen Erdbebenschwarm bei Raufarhólshellir, wo es einen großen Lavatunnel gibt. In der Nähe liegt auch der Vulkan Thrihnukagigur, wo es eine vertikale Kaverne gibt, die als Magmakammer beworben wird, in die man gegen ein enormes Eintrittsgeld mit einem frei schwebenden gläsernen Aufzug fahren kann. Eine klassische Magmakammer ist das meiner Meinung nach allerdings nicht, denn diese liegen nicht direkt unter der Erdoberfläche. Die Kaverne ist vielmehr Teil des Fördersystems des Vulkans, direkt unterhalb eines alten Eruptionszentrums.
Touristen wagten sich aufs Lavafeld hinaus
Doch zurück zur Eruption: In den sozialen Medien sorgt derzeit ein Video für Aufsehen, das drei junge Leute zeigt, die schlecht ausgerüstet in der Nähe der des Kraters auf dem frischen Lavafeld unterwegs sind. In Rissen sieht man noch glühende Lava, die allerdings nicht mehr erkennbar floss. Die Kommentare zu den Aufnahmen lassen meistens kein gutes Haar an der Aktion und kommen einem Shitstorm nahe.
Auch Offizielle äußerten sich kritisch. So meint Bogi Adolfsson, der Vorsitzende des Rettungsteams Þorbjörn in Grindavík, dass in solchen Fällen keine Hilfe durch Einsatzkräfte zu erwarten sei. Einsätze in diesen Bereichen seien zu riskant, da unter der scheinbar erstarrten Oberfläche gefährliche Hohlräume oder heiße Stellen verborgen sein könnten. Einar Sveinn Jónsson, der Feuerwehrchef in Grindavík, teilt diese Einschätzung. Er weist darauf hin, dass sich Rettungskräfte nicht in Lebensgefahr bringen, um Personen zu bergen, die sich leichtsinnig in solche Situationen begeben. Solches Verhalten wird von ihm als besonders leichtfertig bezeichnet. Zwar komme es selten vor, dass Menschen tatsächlich auf glühende Lava hinausgehen, doch sei die Gefahr offenbar nicht allen bewusst.
Ich persönlich finde es traurig, wenn die Menschen so schlecht aufgeklärt sind, dass sie Vulkangefahren nicht einschätzen können. Das gilt für die Akteure auf dem Lavafeld genauso wie für die Kommentatoren. Hier besteht ein gesellschaftliches Versagen, das zeigt, wie oberflächlich solche Themen in der Schule durchgenommen werden und dass es in Regionen mit aktivem Vulkanismus offenbar zu wenig Aufklärung gibt. Letztendlich sollte aber auch jeder Mensch selbst entscheiden dürfen, welchen Risiken er sich aussetzt, ohne gleich einen Shitstorm ausgesetzt zu werden. Last but not least, sollte man auch bedenken, dass selbst leichtsinnige Menschen ein Recht auf Datenschutz haben und nicht öffentlich an den Pranger gestellt werden sollten.
Sicherlich ist es riskant, auf ein frisches Lavafeld hinauszulaufen: Das Material ist instabil und Aa-Lava besteht aus nicht miteinander verschweißten Lavabrocken, die nachgeben und an Wällen schnell ins Rutschen geraten. Wer hier stürzt, riskiert Schürfwunden und Schnitte. Wer mit heißer Lava in Kontakt kommt, verbrennt sich. Tückisch sind auch Hohlräume, die sich vor allem unter dünnen Krusten von Pahoehoe-Lava verbergen, in die man einbrechen kann. Gas ist an Vulkanen immer gefährlich. Zudem können aus Rissen und Hohlräumen glühend heiße Gase aufsteigen, die Verbrennungen verursachen. Es besteht zudem die Möglichkeit, dass besonders bei pulsartiger Tätigkeit ein dünnflüssiger und schnell fließender Lavastrom aus einer Tube hervorbricht. Ferner können sich über heißen Lavafeldern Windhosen bilden. In Lava zu versinken muss man indes nicht fürchten, denn aufgrund ihrer hohe Dichte träg langsam fließende Lava durchaus einen Menschen. Heiß ist sie trotzdem!
Übrigens, so geht es richtig!
Wer auf Lavafelder rausläuft, sollte wenigstens stabile Wanderstiefel und Lederhandschuhe tragen. Wanderstöcke sind aus meiner Sicht unabdingbar, Gasmaske und Helm obligatorisch. Doch auch wer Schutzkleidung trägt, ist nicht vor Unfällen mit Todesfolge sicher. Eigentlich nichts für einen netten Urlaubsausflug.