Ätna: Seilbahnbesitzer nimmt Eintritt für Silvestri-Krater

Ätna-Seilbahnbesitzer Morosoli verlangt Eintritt für Spaziergang am Silvestri-Krater und schiebt Naturschutz vor

Der Ätna auf Sizilien ist immer wieder Schauplatz spektakulärer Vulkanausbrüche und zugleich ein beliebtes Touristenziel. Die Menschen kommen nicht nur wegen der Ausbrüche, sondern auch zum Wandern oder um Ruhe und Erholung in der Natur zu suchen. Die Landschaften am Ätna sind äußerst vielfältig: Während sein Fuß von meist unzugänglichen Zitrusplantagen geprägt ist, finden sich in mittleren Höhenlagen ausgedehnte Pinienwälder. In den höheren Zonen dominiert eine Aschewüste, in der nur wenige endemische Pflanzen überleben. Zudem bietet der Ätna auch Wintersportmöglichkeiten. Zwei Touristenstationen ermöglichen den Zugang zu den Pisten – eine im Norden und eine im Süden. Während die nördliche Station nur über Sessellifte verfügt, gibt es im Süden eine richtige Seilbahn, die rund 500 Höhenmeter überwindet und im Sommer von Wanderern genutzt wird, die in die Kraterregion vordringen möchten.

Von der oberen Seilbahnstation an der Montagnola auf etwa 2.500 m Höhe fahren geländegängige Busse weiter bis an den Fuß der Kraterkegel auf rund 2.900 m. Dafür wurden breite Pisten angelegt, die sich in zahlreichen Kehren durch die Schotter- und Aschewüste winden. Damit hier Pflanzen wachsen können, müssen die Ascheschichten unversehrt bleiben – jede Störung verhindert die Ansiedlung von Leben. Anders als auf Lanzarote, wo das Betreten der Feuerberge streng untersagt ist, gibt es am Ätna bislang keine stickten Verbote. Allerdings überzieht der Vulkan die Hänge durch häufige Ausbrüche regelmäßig mit neuer Asche, was Bodenbildung und Vegetationswachstum ohnehin erschwert. Dennoch stehen weite Teile des Ätna unter Naturschutz, wobei es 4 unterschiedlich streng bewertete Schutzzonen gibt – natürlich liegt der Bereich der Seilbahn Etna Sud in einer Zone mit geringem Schutzstatus und ist zudem im Privatbesitz des Unternehmers Francesco Russo Morosoli.

Die untere Seilbahnstation am Rifugio Sapienza ist Ausgangspunkt der meisten Touren in Höhenlagen des Ätnas. Hier gibt es Parkplätze für Hunderte Autos, und Reisebusse bringen täglich große Touristengruppen. In den Sommermonaten drängen Tausende auf den Vulkan. Viele nehmen die Seilbahn, sodass man oft lange warten muss. Eine Fahrt ist kein günstiges Vergnügen: 2024 kostete das Ticket 50 €, wobei keine Einfachfahrten mehr angeboten wurden – für mich, der gern die Ascherinnen bergab läuft, ein No-Go.

Wer nicht bis in die Gipfelregion will, unternimmt meist einen Spaziergang zu den Silvestri-Kratern, die sich ebenerdig am Ostrand von Sapienza befinden, direkt neben einem Restaurant. Auf gut ausgetretenen Wegen kann man den Kraterrand umrunden und in etwa 15 Minuten die gewaltigen Kräfte erahnen, die bei ihrer Entstehung wirkten. Jahrzehntelang war der Zugang kostenlos, doch seit dem 2. Oktober verlangt Morosoli 5 € Eintritt. Das sorgt für Unmut und teils heftige Kritik in den sozialen Medien. Der Unternehmer rechtfertigt die Maßnahme damit, dass ein kleiner Beitrag nötig sei, um die Stätte zu erhalten. Die Einnahmen sollen für Müllsammlung, Wartung und Informationsmaterial verwendet werden – wobei letzteres, sollte es in Papierform ausgegeben werden, wohl bald wieder aufgesammelt werden muss.

Morosoli argumentiert zudem, dass die Vielzahl an Besuchern Lavasteine lostrete und so zur Erosion beitrage – ein Phänomen, das allerdings den gesamten Vulkan betrifft. Jeder Schritt, besonders beim Hinablaufen der Aschehänge, verlagert Material nach unten. Hochgerechnet auf Millionen Füße pro Jahr ist das sicher nicht umweltfördernd.

Klar ist jedoch: Selbst wenn täglich nur 1.000 Touristen den Eintritt zahlen, ergibt das 5.000 € – viel Geld, um einen Müllarbeiter zu finanzieren, der den vom Wind verwehten Papierfetzen ohnehin nicht hinterherlaufen wird.

Trotz aller Kritik habe ich die Touristenstation stets geschätzt: Hier kann man sich Verpflegen und Kaffee trinken, während man auf besseres Wetter warten. Besonders wenn ich schweres Filmequipment den Berg hinauftragen musste, war die Seilbahn eine Erleichterung. Doch seit keine Einzelfahrten mehr möglich sind und die Preise stetig steigen, überlege ich es mir dreimal, bevor ich sie nutze. Schließlich überwindet sie keinen unzugänglichen Felsgrat, sondern nur einen vergleichsweise sanft geneigten Hang.

Wenn es bei den Eintrittsgeldern an den Silvestri-Kratern tatsächlich um Naturschutz ginge, müsste man die Sinnhaftigkeit hinterfragen: Warum ein winziges Gebiet schützen, während der Rest frei zugänglich bleibt? Auch die Tatsache, dass die privat betriebene Touristenstation samt Seilbahn mitten in strenger bewerteten Zonen des Naturschutzgebiets liegt – deren Grenzen offenbar um die Seilbahn herumgezogen wurden, während anderswo Hotels und Häuser weichen mussten – wirft Fragen auf. Ging es hier um Steuereinnahmen der Gemeinden oder war sogar Korruption im Spiel? Wenn echter Naturschutz das Ziel wäre, müsste die Parkverwaltung selbst Eintritt erheben, wilde Müllkippen beseitigen und den Massentourismus durch Besucherlimits eindämmen. Meiner Meinung nach geht es hier einzig und alleine um die weitere Bereicherung eines Multimillionärs!

Schwere Unwetter in der Himalaya Region setzten Bergsteiger fest

Unwetter im Himalaya: Regenfluten in Indien und Nepal, Schneesturm am Mount Everest

Schwere, monsunbedingte Unwetter mit Starkregen haben in den vergangenen Tagen Teile des Himalaya getroffen. In Nordostindien und Nepal forderten Überschwemmungen und Erdrutsche mindestens 64 Todesopfer, während auf der tibetischen Seite des Mount Everest ein Schneesturm rund tausend Menschen einschloss. Meteorologen sehen in den Ereignissen zwei Ausprägungen desselben Wettersystems infolge eines außergewöhnlich späten und intensiven Monsuns.
Im indischen Bundesstaat Westbengalen kamen im Teeanbaugebiet Darjeeling nach Behördenangaben mindestens 20 Menschen ums Leben, als Sturzfluten und Erdrutsche Häuser und Straßen mit sich rissen. Brücken wurden zerstört, der Verkehr in mehreren Bergtälern unterbrochen.

Auch das Nachbarland Nepal wurde schwer getroffen. Seit Freitag regnet es dort ununterbrochen. Besonders starke Regenfälle gingen im östlichen Distrikt Ilam nieder, wo 37 Menschen bei Erdrutschen starben. Insgesamt kamen im Land mindestens 44 Menschen ums Leben, mehrere gelten als vermisst. Rettungsteams haben die betroffenen Gebiete erreicht, doch viele Straßen sind blockiert. Zahlreiche Flüsse traten über die Ufer, darunter der mächtige Koshi, dessen Wasserstände weit über der Gefahrenmarke liegen. Alle 56 Schleusentore des Koshi-Staudamms mussten geöffnet werden, um den Druck zu mindern.

Selbst die Hauptstadt Kathmandu blieb nicht verschont: überflutete Straßen und Stromausfälle prägten am Wochenende das Bild der sonst geschäftigen Metropole.

Nur wenige hundert Kilometer nördlich, jenseits der Grenze, zeigte sich das Unwetter in anderer Gestalt. Auf 4.900 Metern Höhe am Mount Everest löste dieselbe feuchte Luftmasse, die im Süden Regen brachte, einen massiven Schneesturm aus. Rund tausend Bergsteiger und Touristen wurden in ihren Lagern auf der tibetischen Seite eingeschlossen, teils in beschädigten Zelten und bei eisigen Temperaturen. Zufahrtsstraßen sind verschneit, der Zugang zu den Basiscamps derzeit blockiert. Anwohner und Rettungskräfte versuchen die Wege zu Räumen und zu den abgeschnittenen Bergsteigern zu gelangen.

Meteorologen führen die extremen Bedingungen auf ein spätes Monsuntief zurück, das ungewöhnlich weit nach Norden zog und dort auf kalte Höhenluft traf. Während in tieferen Lagen der Regen zu Erdrutschen führte, verwandelte sich die Feuchtigkeit in großer Höhe in Schnee – mit fatalen Folgen für Expeditionen am „Dach der Welt“.

Die Kombination aus verspätetem Monsun und überdurchschnittlich warmen Meeresoberflächen im Golf von Bengalen habe den Sturm zusätzlich verstärkt. Der Himalaya, so zeigen die aktuellen Ereignisse, bleibt ein empfindlicher Schauplatz der Klimadynamik.

Jan Mayen: Erdbeben Mb 5,2

Drei Erdbeben vor der Nordküste von Jan Mayen – stärkste Erschütterung Mb 5,2

Datum: 05.10.2025 | Zeit: 09:08:16 UTC | Koordinaten: 71.207 ; -7.915 | Tiefe: 12 km | Mb 5,2

Die entlegene Insel Jan Mayen wurde heute Morgen um 09:08:16 UTC von einem mittelstarken Erdbeben der Magnitude 5,2 erschüttert. Das Hypozentrum lag in 12 Kilometern Tiefe. Es folgten zwei weitere Erschütterungen mit den Magnituden 4,8 und 4,6 in 10 Kilometern Tiefe. Die Epizentren wurden 978 km nord-nordöstlich von Reykjavík verortet. Tatsächlich lagen die Beben wenige Kilometer vor der Nordküste der Insel und in unmittelbarer Nähe zum Beerenberg-Vulkan.

Erdbeben Jan Mayen. © EMSC

Die Erdbeben ereigneten sich in einer der geologisch aktivsten Regionen des Nordatlantiks. Jan Mayen liegt auf einer mikrotektonischen Platte, die zwischen dem Mohns-Rücken im Westen und dem Knipovich-Rücken im Osten eingebettet ist. Bei beiden Rücken handelt es sich um Spreizungszonen des Mittelatlantischen Rückens, an denen sich die eurasische und nordamerikanische Platte voneinander entfernen. In diesem Bereich kommt es regelmäßig zu tektonischen Spannungsbrüchen, die Erdbeben mittlerer Stärke auslösen.

Bekannt ist Jan Mayen vor allem durch den Beerenberg, den nördlichsten aktiven Stratovulkan der Erde. Mit etwa 2.277 Metern Höhe dominiert er die kleine, norwegisch verwaltete Insel und war zuletzt 1985 aktiv, als Lavaströme seine Nordostflanke hinabflossen. Frühere Ausbrüche, etwa 1970, erreichten sogar das Meer. Der Vulkan liegt direkt auf der Spreizungszone, was ihn eng mit der tektonischen Dynamik der Region verknüpft.

Das aktuelle Beben dürfte überwiegend tektonischen Ursprungs gewesen sein und steht vermutlich im Zusammenhang mit der Bewegung entlang der Rift- und Transformzonen des Rückens. Hinweise auf unmittelbar vulkanische Aktivität gibt es derzeit nicht. Gleichwohl unterstreicht das Ereignis die anhaltende geologische Aktivität im hohen Norden, wo sich die Grenzen der Kontinente unaufhörlich verschieben und neue Kruste entsteht.

Kanlaon: Ascheeruption und Schwarmbeben am 05. Oktober

Kanlaon nach starken Erdbeben aktiver geworden – Ascheeruption und Schwarmbeben

Der philippinische Vulkan Kanlaon eruptierte heute Nacht gegen 00:40 UTC eine Aschewolke, die bis auf eine Höhe von 3000 m aufstieg und nach Südwesten geweht wurde. Das geht aus einer VONA-Meldung des VAAC Tokio hervor. Außerdem gab es einen stärkeren Erdbebenschwarm, der sich aus 65 Einzelerschütterungen zusammensetzte.

Die Erdbeben lagen überwiegend unter der Nordwestflanke des Vulkans auf der Insel Negros. Einige Beben bildeten einen zweiten Cluster südlich des Gipfelkraters. Die Beben manifestierten sich vor der Eruption, da diese in der PHILVOLCS-Zusammenfassung der letzten 24 Stunden noch nicht erwähnt wird. Die Seismizität steht typischerweise mit dem Aufstieg von Magma bzw. magmatischen Fluiden in Verbindung und ist vulkanotektonischer Natur. Außerdem stellte man eine Schwefeldioxidemission von mehr als 1600 Tonnen am Tag fest. Dampfwolken erreichten eine Höhe von 900 m. Der Kanlaon gilt seit Monaten infolge von Magmaakkumulation als aufgebläht und bereit für einen stärkeren Vulkanausbruch.

Die Aktivitätssteigerung könnte mit dem starken Erdbeben Mw 6,9 vom 30. September im Zusammenhang stehen, das sich in ca. 130 Kilometer Entfernung zum Kanlaon zugetragen hatte. Das Erdbeben lag in der Camotes-See vor der Küste von Cebu und richtete in mehreren Gemeinden nicht nur starke Gebäudeschäden an, sondern forderte auch 72 Todesopfer. Ich hatte eigentlich mit einer schnelleren und stärkeren Reaktion des Kanlaon gerechnet, doch stattdessen gab es am nächsten Tag eine phreatomagmatische Eruption am Taal-Vulkan. Dieser hat sich wieder beruhigt und emittierte gestern gut 1900 Tonnen Schwefeldioxid.

Der Kanlaon indes scheint sich weiter aufzuladen, wovon der Erdbebenschwarm zeugt. Es muss mit einer stärkeren explosiven Eruption gerechnet werden. Der Aufstieg ist weiterhin gesperrt und es gilt eine Sperrzone mit einem Radius von 4 Kilometern um den Krater. PHILVOLCS warnt vor spontan auftretenden phreatischen und phreatomagmatischen Eruptionen, die auch pyroklastische Ströme hervorbringen könnten.

Yellowstone Caldera: Neue Thermalquelle entdeckt

Neue Thermalquelle am Schlammgeysir in Yellowstone entdeckt – 87 Erdbeben im September

Am 24. September 2025 wurde im Thermalgebiet des Mud Volcano eine neue Dampfquelle beobachtet. Nach Angaben eines erfahrenen Beobachters der Yellowstone-Tour-Guide-Gruppe bei FB schoss aus der Öffnung zuerst braunes Schlammwasser bis zu 6 Meter empor. Einige Tage später zeigte sich an derselben Stelle eine anhaltende Nassdampfphase mit geringeren Wasseranteilen.

Bei einer genaueren Untersuchung am 3. Oktober bestätigte sich, dass es sich um eine neue Öffnung rund zwei Meter südlich der bestehenden Schlammgeysir-Quellen handelt. Der rund 1,5 Meter große Einsturzkrater hat eine dünne Kieselsäureschicht auf umliegenden Bäumen hinterlassen, die bis zu 40 Meter weit getragen wurde. Der Bereich um den Krater ist stark durchnässt.

Die neue Quelle, vorläufig „Mud-Volcano South“ genannt, zeigt bislang keine kräftigen Wasserausbrüche mehr. Solche Veränderungen seien laut Beobachtern regelmäßig im Yellowstone zu sehen und Teil der natürlichen Dynamik des Thermalgebiets.

Das war aber noch nicht alles, was im Yellowstone im September geschah. Aus dem monatlichen Bulletin des YVO geht hervor, dass es im Monatsverlauf 87 Erdbeben gab. Das stärkste hatte eine Magnitude von 3,3 und ein Hypozentrum in 8 km Tiefe. Das Epizentrum wurde ca. 25 Kilometer süd-südwestlich der Mammoth Hot Springs lokalisiert. Das Beben war Teil eines stärkeren Schwarms im Nordwesten der Caldera und wurde u.a. von einem Erdstoß Mb 3,1 begleitet.

Wie es in den Sommermonaten typisch ist, wurde eine leichte Bodenhebung der Caldera beobachtet, die allerdings damit zusammenhängen soll, dass es durch Schneeschmelze in den umliegenden Bergen zu starkem Wasserzufluss im Hydrothermalsystem kommt. So wird in den Sommermonaten der seit 2016 anhaltende Trend der Bodenabsenkung überlagert.

Der Steamboat-Geysir verursachte mehrere kleinere Sprünge, allerdings ohne richtig durchzustarten. In diesem Jahr gab es bislang nur 2 große Sprünge und die YVO-Forscher gehen davon aus, dass die Phase erhöhter Aktivität des weltgrößten Geysirs vorbei ist.

Campi Flegrei: Erdbeben Mb 3,3 am späten Abend

Der Erdstoß Mb 3,3 manifestierte sich unter den Gebäuden am linken Bildrand- © Marc Szeglat

Spürbares Erdbeben der Magnituden 3,3 erschütterte Campi Flegrei – Leute blieben ruhig

Am späten Samstagabend um 22:50 UTC (also eigentlich Sonntagnacht um 00:50 Uhr Lokalzeit) ereignete sich in den Campi Flegrei ein Erdbeben der Magnitude 3,3. Das Beben war Teil eines Schwarms aus gut 30 Einzelerschütterungen. Der Erdstoß mit einem Hypozentrum in 2400 m Tiefe wurde von den Anwohnern deutlich gespürt und dürfte viele aus dem Schlaf gerissen haben, denn er lag zwischen der Solfatara und Rione Terra im Stadtzentrum von Pozzuoli unter bebautem Gebiet nahe des Bahnhofs. Doch Panik brach diesmal nicht aus und die Menschen blieben weitestgehend ruhig.

Campi Flegrei. © INGV

Genau in dieser Ruhe sehen einige Medienkommentatoren des Ereignisses das Problem, denn noch vor 2 Jahren hätte solch ein Erdstoß die Menschen mobilisiert und auf die Straßen gebracht, nicht nur um sich vor evtl. stärkeren Erdstößen in Sicherheit zu bringen, sondern auch um zu protestieren: Viele Bewohner von Pozzuoli fühlen sich seit langem unwohl und würden das Gefahrengebiet der Caldera am liebsten verlassen, doch ihnen fehlen Geld und Perspektiven, um aus eigener Kraft umzusiedeln. Früher forderte man vom Staat finanzierte Umsiedlungsmaßnahmen, doch außer Evakuierungsplänen, von denen viele annehmen, dass sie im Ernstfall nicht funktionieren werden, kommt vom Staat nicht viel an Hilfe. Zwar wurden Gelder für Kontrollmaßnahmen beschädigter Gebäude zur Verfügung gestellt, doch diese werden aus Angst vor dem Ergebnis oft nicht abgerufen: Sollte ein Gebäude für unbewohnbar erklärt werden, stehen die Bewohner oft vor dem Nichts. Etwaige Zuschüsse für Umsiedlungsmaßnahmen von Bewohnern unbewohnbarer Häuser reichen bei weitem nicht aus, um woanders Fuß zu fassen.

Politiker und Behörden setzen offenbar weiter auf das Prinzip Hoffnung, dass die seit 20 Jahren anhaltende und sich immer weiter verstärkende Krise einfach wieder so aufhören wird wie die beiden letzten Bradyseismosphasen, die allerdings nur 2 Jahre anhielten. Selbst wenn die aktuelle Phase wieder stoppen sollte, ohne in einer Katastrophe zu enden, wird es langfristig betrachtet mit hoher Wahrscheinlichkeit irgendwann zu einer Eruption kommen. Doch langfristiges und vorausschauendes Denken, Planen und Handeln ist nicht gerade eine Stärke der Politik.

Kronozki: Weiterer Vulkan nach Erdbeben ausgebrochen

Krascheninnikow im Vordergrund, dahinter Kronozki im Hintergrund der Kronozkoje-See. © Игорь Шпиленок Lizenz der CC

Weiterer Vulkanausbruch nach Erdbeben auf Kamtschatka: Vulkan Kronozki eruptiert nach über 100 Jahren Ruhe

Am Freitagabend brach auf der russischen Halbinsel Kamtschatka offenbar der Vulkan Kronozki (auch Kronotsky geschrieben) aus. Laut einem Telegram-Bericht von KVERT, der von russischen Medien aufgegriffen wurde, stieg eine Asche-Dampf-Wolke auf eine Höhe von mehr als 9 Kilometern. KVERT löste eine VONA-Warnung aus, die jedoch nicht in den Listen des zuständigen VAAC Tokio auftaucht und mir daher bislang entgangen war.

Nach Angaben des KVERT-Kanals soll sich auf der Südostflanke des Kronozki eine phreatische Explosion ereignet haben. Die Eruptionswolke erstreckte sich über 85 Kilometer. Für den Flugverkehr wurde zunächst die Warnstufe Rot verhängt, die inzwischen auf Orange herabgesetzt wurde, da die Aschewolke am Morgen auf 5 Kilometer abgesunken war.

Kronozki ist ein 3.528 Meter hoher Stratovulkan, der sich aus dem Randbereich der gleichnamigen Caldera erhebt und mehr als 100 Jahre ruhte. Sein letzter dokumentierter Ausbruch fand 1923 statt. Wissenschaftler von KVERT führen die plötzliche Aktivität zumindest teilweise auf das Mega-Erdbeben vom 30. Juli 2025 zurück. Tatsächlich gab es – wie bereits berichtet – gestern Abend vor der Eruption ein weiteres Erdbeben der Magnitude 6,1 nahe der Regionalhauptstadt.

Besonders bemerkenswert: Kronozki und der ebenfalls infolge des Mega-Erdbebens ausgebrochene Vulkan Krascheninnikow sind Nachbarn und sind lediglich durch den Krascheninnikow-See getrennt. Sie liegen in derselben Vulkanzone, doch eine gleichzeitige Eruption beider Vulkane wurde bisher nicht dokumentiert.

Die Doppelaktivität unterstreicht die geologische Dynamik Kamtschatkas und erinnert daran, dass die Region eines der aktivsten vulkanischen Gebiete der Welt ist. Lokale Behörden und KVERT raten Reisenden und Fluggesellschaften, die aktuelle Lage aufmerksam zu verfolgen und Routen entsprechend anzupassen.

Vereinsmitglied Manfred Meyer teilte in unserer Gruppe einen der russischen Medienberichte, wodurch ich auf den Ausbruch aufmerksam wurde. Um den KVERT-Bericht zu verifizieren, installierte ich extra die Telegram-App, die ich bislang aufgrund ihres zweifelhaften Rufs in Bezug auf Datenschutz und Inhalte gemieden hatte. Sie wird von Russen betrieben, was erklärt, warum KVERT dort noch präsent ist, während die KVERT-Website aus Deutschland nicht aufrufbar ist.

Der Ausbruch wurde bekannt, kurz nachdem ich im vorherigen Bericht zu Kamtschatka geschrieben hatte, dass das Mega-Erdbeben offenbar keine weiteren Vulkane zum Leben erweckt hat. Wie sehr man sich täuschen kann! Tatsächlich können starke Erdbeben bis zu ein Jahr lang Vulkanausbrüche triggern. Wissenschaftlich bewiesen ist es bis jetzt aber nicht, dass Krascheninnikow und Kronozki tatsächlich aufgrund des Bebens ausbrachen.

Kamtschatka: Erdbeben und anhaltende Eruptionen

Neuer Erdbebenschub vor der Südostküste Kamtschatkas und verstärkte Aktivität des Krasheninnikov

Gestern ereignete sich vor der Südostküste Kamtschatkas, etwa 170 km südsüdöstlich von Petropavlovsk-Kamchatsky, erneut ein starkes Erdbeben der Magnitude Mw 6,1. Das Hypozentrum lag in einer Tiefe von 40 Kilometern. Das Beben löste einen Nachbebenschwarm mittelstarker Erschütterungen aus. Erst wenige Tage zuvor hatte die Phase erhöhter Seismizität deutlich nachgelassen.

Bereits am Morgen begann der Krasheninnikov wieder häufiger Aschewolken auszustoßen. Laut dem VAAC Tokio erreichten sie Höhen von bis zu 3000 m über dem Meeresspiegel und drifteten weit in Richtung Südosten. Seit gestern wurden acht VONA-Warnungen ausgegeben. Zudem wurde in der Nacht eine starke Thermalstrahlung mit einer Leistung von 103 MW registriert. Sie stammt von einem zweiarmigen Lavastrom, der über die Ostflanke des Vulkans hinabfließt. Die Lavafront ist im Vergleich zur Vorwoche deutlich weiter vorangeschritten. Auf Sentinel-Aufnahmen im Infrarotspektrum ist außerdem eine thermische Anomalie im Krater erkennbar, der zum Zeitpunkt der Aufnahme Dampf ausstieß. Die Dampfwolke bildete eine lange Schleppe, die weit über das Meer hinauszog.

Neben dem Krasheninnikov ist auch der Shiveluch weiterhin aktiv. Von diesem Vulkan liegen ebenfalls mehrere VONA-Warnungen zu Aschewolken vor. Sie stiegen bis auf 4300 m Höhe auf und drifteten gleichfalls nach Südosten. Der Dom des Jungen Shiveluch erzeugt eine schwache thermische Anomalie, die im Infrarotspektrum sichtbar ist.

Die übrigen Vulkane Kamtschatkas zeigen sich derzeit vergleichsweise ruhig. Auch auf Infrarotaufnahmen sind keine nennenswerten Anomalien zu erkennen. Der Karymsky ist ebenfalls kalt, stößt jedoch kontinuierlich Dampf aus. Es sieht momentan nicht danach aus, als hätte die Erdbebenserie andere Vulkane außer dem Krasheninnikov zu neuem Leben erweckt. Zwar zeigte der Klyuchevskoy unmittelbar nach dem stärksten Beben Ende Juli eine gesteigerte Aktivität, doch war er bereits zuvor ausgebrochen.

Island: Erdbeben Mb 3,1 unter Katla

Erdbeben Mb 3,1 unter Katla – insgesamt 6 Beben mit Magnituden ab 3,0 auf Island registriert

Gestern Abend registrierten seismische Messstationen unter dem Gletscher Mýrdalsjökull, der den Vulkan Katla bedeckt, mehrere Erdbeben. Die stärksten Erschütterungen erreichten Magnituden von 2,7 und 3,1. Das Hypozentrum eines dieser Beben lag nur 700 Meter unter der Oberfläche. Die Erschütterungen unter Katla sind meist vulkanotektonischer Natur und deuten auf aufsteigende Fluide hin, die mit anhaltender geothermischer Aktivität unter dem Eis verbunden sind.

Katla zählt zu den aktivsten Vulkanen Islands und liegt im Süden des Landes. Ihre Caldera misst etwa zehn Kilometer im Durchmesser und ist vollständig vom Gletscher Mýrdalsjökull bedeckt. Die letzte größere Eruption ereignete sich im Oktober 1918 und führte zu heftigen Gletscherläufen mit katastrophalen Folgen, ausgelöst durch das Schmelzen von Eis infolge vulkanischer Aktivität. Solche Überschwemmungen können enorme Mengen Wasser und Sedimente transportieren und die Landschaft nachhaltig verändern.

Seismische Aktivitäten wie die jüngsten Beben sind nicht ungewöhnlich. Seit 2011 werden immer wieder Beben und kleinere Gletscherläufe beobachtet, die auf eine erhöhte geothermische Aktivität unter dem Gletscher hindeuten. Obwohl diese Phänomene nicht zwangsläufig auf einen bevorstehenden Ausbruch hindeuten, behalten Geologen die Region aufmerksam im Blick.

Neben Katla wurden auch in anderen Regionen Islands seismische Aktivitäten registriert. Am 2. Oktober begann ein Erdbebenschwarm am Grjótárvatn, wobei das stärkste Beben eine Magnitude von 3,5 erreichte; insgesamt wurden vier Beben mit Magnituden ab 3 verzeichnet. Am 3. Oktober wurde westlich des Kleifarvatn ein Beben der Stärke 3,3 gemessen. Auf der IMO-Shakemap sind nun sechs grüne Sterne an drei Lokalitäten sichtbar, ein eher seltenes Bild. Innerhalb von 48 Stunden wurden auf ganz Island 166 Beben registriert.