Sangay emittiert starke Wärmestrahlung – Lavastrom fließt über Vulkanflanke
Der ecuadorianische Vulkan Sangay ist effusiv aktiv und eruptiert einen Lavastrom, der auf der Südostflanke des Vulkans unterwegs ist. Nachdem sich die Wolken gestern Nachmittag lichteten, konnten die Vulkanologen vom IG feststellen, dass sich die Lavafront auf einem Höhenniveau bewegt, das sich 1400 m unterhalb des Kraters befindet. Nachdem mehrere Tage lang aufgrund des schlechten Wetters keine Daten zur Wärmestrahlung eingingen, gab es dann heute Nacht eine Messung, die zeigte, dass der Sangay eine hohe Wärmestrahlung mit 175 MW Leistung emittiert. Das schlechte Wetter war wohl auch der Grund, warum das VAAC in den letzten fünf Tagen keine Aschewolken mehr meldete, die vom Sangay eigentlich ausgehen sollten. Die Satelliten konnten die Asche durch die Bewölkung hindurch offenbar nicht detektieren, denn seismische Explosionssignale gab es genug. Gestern wurden vom seismischen Netzwerk 266 Explosionen registriert. Der Sangay ist also nach wie vor auch explosiv tätig.
Das schlechte Wetter behindert nicht nur die Sicht auf den Vulkan, sondern der Regen erhöht auch die Gefahr, dass Lahare entstehen. Aktuell war das nicht der Fall, doch generell besteht am Sangay ein hohes Risiko dafür, und so warnt das IG ständig vor dem latent hohen Gefahrenpotenzial für den Abgang von Schlammströmen und Muren. Auch Gerölllawinen treten am Vulkan häufig auf. Die Abgänge bedrohen nicht nur direkt Menschen, die am Vulkan unterwegs sind, sondern bringen viel Material in Flussläufe ein, die sich dadurch verändern können. Im Extremfall entstehen Deiche, hinter denen sich Wasser anstaut. Brechen diese Deiche drohen Flutwellen, die ganze Ortschaften an den Flussufern gefährden können.
Der 5230 m hohe Vulkan Sangay liegt in einem niederschlagsreichen Gebiet im Osten der Anden, dort, wo das Gebirge an das Amazonasbecken grenzt, in das er auch entwässert. Die einzigartige Lebewelt, die sich am Fuß des Vulkans ausbreitet, ist in einem Nationalpark geschützt.
Ätna mit neuer Serie Dampfringe – Kleines Schwarmbeben detektiert
Am Ätna auf Sizilien kann man mit etwas Glück wieder Dampfringe beobachten, die aus einem der vier Hauptkrater aufsteigen und ein wenig an den Zauberer Gandalf erinnern, der gemütlich seine Pfeife pafft und kleine Kunststücke vorführt. Freilich haben die Dampfringe am Ätna nichts mit Gemütlichkeit zu tun, denn oft sind sie Vorboten einer weniger gemütlichen Aktivitätssteigerung. Die Dampfringe entstehen durch starke Entgasungen, die oft mit tief im Förderschlot stattfindenden Explosionen assoziiert sind. Aber die Explosionen reichen nicht alleine, denn es bedarf auch einer passenden Größe des Förderschlots: er muss nahezu kreisrund sein und seine Innenwände sollten möglichst gleichmäßig geformt sein. Die Mündung des Schlotz muss ebenfalls recht gerade sein und darf keine großen Höhenunterschiede aufweisen.
Im Allgemeinen entstehen Dampfringe, wenn ein gasförmiges Fluid explosionsartig in einem umschlossenen Raum beschleunigt wird und durch eine runde Öffnung gepresst wird. Das Fluid, das zunächst eher als Gasball durch den Raum, bzw. Schlot schießt, wird an den Rändern abgebremst und bildet Wirbel. Zudem muss die Umgebungstemperatur stimmen, damit das Gas an der Luft kondensiert und sichtbar wird. Auch zu windig darf es nicht sein. Wer Dampfringe an Vulkanen beobachten kann, hat also auch ein bisschen Glück.
Neben den Dampfringen erzeugte der Ätna am 17. Februar auch einen kleinen Erdbebenschwarm, der sich unter der Südflanke des Vulkans manifestierte.
Der Ätna bietet also gerade eine ganz besondere Show, doch außer Dampf sieht man aktuell nichts am Vulkan aufsteigen. Im letzten Wochenbericht des INGVs ist die Rede von einer mäßigen Infraschalltätigkeit der Bocca Nuova, die mit der Generierung der Dampfringe in Verbindung stehen dürfte. Mit Ausnahme des kleinen Schwarmbebens ist die Seismizität gering und die Tremoramplitude bewegt sich im unteren Drittel des gelben Bereichs, ist also bestenfalls als moderat einzustufen. Auch Bodenhebung und Kohlendioxid-Ausstoß zeigen keine Auffälligkeiten und bewegen sich auf normalem Niveau. Trotzdem treten Dampfringe am Ätna häufig einige Wochen vor eruptiven Phasen auf oder fallen mit diesen zusammen. Besonders häufig waren sie in den letzten Jahren des 20. Jahrhunderts zu sehen gewesen und auch zu Beginn des neuen Jahrtausends, als der Ätna in einer besonders aktiven Phase steckte. Auch vor den letzten Paroxysmen konnte ich von diesem Phänomen berichten. So halte ich es für durchaus möglich, dass wir in den nächsten Wochen neue Ausbrüche am Ätna sehen werden.
Erdbebenserie bei Eldey – Vulkanologe befürchtet bevorstehende submarine Eruption
Die Erdbebentätigkeit im Bereich der isländischen Reykjaneshalbinsel hat sich seit gestern etwas abgeschwächt, dennoch wurden weitere Erdbeben detektiert. Insgesamt wurden in den letzten 48 Stunden 80 Beben registriert, die in den Tabellen des Icelandic Meteorological Office (IMO) aufgeführt sind. Die Beben verteilten sich entlang der verschiedenen Spaltensysteme, wobei der Schwerpunkt auf Krysuvik, Fagradalsfjall und Svartsengi lag. An den submarinen Fortsetzungen des Reykjanes-Systems bei Eldey wurden heute keine neuen Beben registriert, dennoch steht dieses System heute erneut im Fokus des Berichts. Grund dafür ist ein Interview des MBL mit dem uns mittlerweile gut bekannten Vulkanologen Þorvaldur Þórðarson, das gestern veröffentlicht wurde und sich mit den Geschehnissen bei Eldey befasste.
Der Vulkanologe geht davon aus, dass das Erdbeben bei Eldey ein Vorzeichen eines Ausbruchs in den kommenden Monaten sein könnte. Þorvaldur befürchtet sogar, dass es zu einem surtseyanischen Ausbruch kommen könnte, da er eine explosiv verlaufende Eruption erwartet.
Eldey liegt gut fünfzehn Kilometer südwestlich von Reykjanes, und seit dem letzten Ausbruch bei Svartsengi am 8. Februar hat es zahlreiche Erdbeben in der Region gegeben. Das stärkste Erdbeben hatte eine Magnitude von 3,2. Der Vulkanologe erklärt, dass die Erdbeben in einer Tiefe von zehn Kilometern begonnen haben, inzwischen aber viel näher an die Oberfläche gelangt sind und sich zuletzt in einer Tiefe von vier Kilometern ereignet haben.
Erdbeben könnten auch tektonischer Natur sein
„Diese seismische Aktivität könnte darauf hindeuten, dass sich Magma angesammelt hat und begonnen hat, ziemlich tief einzudringen, bevor es sich in eine flachere Tiefe bewegt“, sagt Þorvaldur. „Magmenaufstieg ist eine Interpretation dafür, aber die andere ist, dass es sich um Erdbeben an der Plattengrenze handelt, und ich denke, wir müssen einfach abwarten, was tatsächlich passiert.“
Wenn es zu einem Unterwasser-Vulkanausbruch vor Eldey kommen würde, wäre es ein explosiver Ausbruch mit etwas Aschefall. Die Stärke des Ausbruchs würde den Ausbrüchen der letzten Jahre in Reykjanes ähneln.
„Es wird nie etwas besonders Großes sein. Es handelt sich um einen eher begrenzten Ausbruch, der im westlichen Teil von Suðurnes vielleicht ein oder zwei Tage lang zu Störungen führen kann. Dann würde es wie jede andere Eruption einfach abklingen, und wir würden weitermachen“, sagt Þorvaldur.
Es gibt jedoch auch andere Vulkanologen, wie den ebenfalls bekannten Haraldur Sigurðsson, die der Meinung sind, dass eine surtseyanische Eruption in dem genannten Bereich zu längeren Schließungen des Flughafens Keflavík führen könnte.
„Eldey ist ein Ergebnis der dortigen Ausbrüche. Viele glauben, dass die Insel bei einem Ausbruch im 13. Jahrhundert entstanden ist. Es ist also durchaus möglich, dass wir eine neue Insel bekommen“, sagt Þorvaldur gegenüber MBL.
Bisher keine Anzeichen für Bodenhebung bei Eldey
Ich finde, dass die Aussagen sehr spekulativ sind. Erst vorgestern hatte der IMO-Spezialist Gunnar Ófeigsson in einem Interview erklärt, dass es keine Anzeichen für Bodenhebung im Bereich von Eldey gebe. Zwar lässt sich nicht mit Sicherheit ausschließen, dass es am Meeresboden keine Bodendeformationen gibt, aber die Seismik ist noch weit schwächer als das, was wir in den Anfangsstadien von Magmenintrusionen auf Reykjanes bisher gesehen haben. Auch an der TFZ waren die durch Magmen verursachten Schwarmbeben bei Grimsey wesentlich stärker. Sicherlich kann es im Zuge der neuen Aktivität auf Reykjanes auch wieder zu einer submarinen Eruption bei Eldey kommen, doch ich rechne mittelfristig nicht damit.
Übrigens, die Bodenhebung geht bei Svartsengi auch ohne starke Erdbeben weiter, was darauf hindeutet, dass sich ein stabiler Magmenkanal gebildet hat, entlang dem die Schmelze aus größerer Tiefe aufsteigt. Die Hebungsrate liegt zwischen 5 und 10 mm am Tag. Es dauert nur noch wenige Tage, bis das Bodenhebungsniveau wie vor dem letzten Ausbruch erreicht ist. Inzwischen gibt es auch klare Anzeichen für eine neue Bodenhebung am Fagradalsfjall. Sie liegt bei 30 mm seit der letzten Januarwoche.
Erdbeben Mb 3,0 in der Campi Flegrei – Stärkster Erdstoß in diesem Jahr
Datum 17.02.2024 | Zeit: 19:22:09 UTC | Lokation: 40.8377 ; 14.1147 | Tiefe: 3,0 km | Mb 3,0
Gestern manifestierte sich in der süditalienischen Caldera Campi Flegrei eine weitere Erdbebenserie. Sie bestand aus 17 Erschütterungen, von denen sich einige erst nach Mitternacht ereigneten. Die beiden stärksten Erdstöße hatten die Magnituden 3, 0 und 2,7. Die Herdtiefen wurden vom INGV mit 3,0 und 2,8 Kilometer angegeben. Die Epizentren lagen allerdings weiter auseinander: Während das Beben M 2,7 im Golf von Pozzuoli lokalisiert wurde, befand sich das andere Epizentrum in der Nähe des Friedhofs der Stadt und damit gut 2000 Meter nordwestlich der Solfatara. Die beiden Beben lagen von der Tiefe her im Grenzbereich der stabileren Gesteinsschichten, die die Schmelze zurückhalten, zu den weicheren Ablagerungen mit dem Hydrothermalsystem. Sie könnten demnach mit Rissbildungen entlang von Störungszonen einhergehen, die durch den steigenden Druck von unten induziert werden. Warum der Druck steigt, wird nur selten klar ausgesprochen, denn im Allgemeinen spricht das INGV vom Bradyseismos. Dieser erklärt aber bestenfalls die Vorgänge im Hydrothermalsystem des Vulkans und nicht die Prozesse in Tiefen jenseits von 4-5 Kilometer. Meiner Meinung nach steckt letztendlich hinter dem Phänomen in der Campi Flegrei ein sich aufheizender Magmenkörper. Unklar bleibt, ob sich Schmelze in Tiefen jenseits von 10 km sammelt, oder ob es in 4-5 Kilometern Tiefe ebenfalls Schmelzansammlungen gibt, die sich vergrößern. In diesem Fall würde das Eruptionsrisiko proportional zur Bodenhebung steigen. Selbst wenn die Bodenhebung nicht nur durch Magma verursacht wird, sind es halt magmatische Fluide, die den Boden nach oben drücken. Das Risiko phreatischer Eruptionen im Bereich der Pisciarelli-Fumarole und vielleicht auch in der Solfatara ist vorhanden und wird mit weiterem Druckanstieg im System höher.
Die beiden beschriebenen Erdstöße waren die stärksten Erdbeben in diesem Jahr. Das stärkste Erdbeben der aktuellen Hebungsphase, die im Jahr 2005 begann und seit 2011 an Fahrt zulegte, ereignete sich am 27. September 2023 und brachte es auf Mb 4,2. Dieses Beben war Teil der bekannten Herbstserie, die den Höhepunkt der lokalen seismischen Aktivität in den letzten Jahrzehnten darstellte. Damit einher ging eine beschleunigte Bodenhebung. Nach Abklingen der Serie Ende Oktober waren die Spannungen im Untergrund deutlich verringert, bis sie sich im Januar wieder einem kritischen Wert näherten, ab dem die Erdbeben wieder losgingen.
Was tun im Fall der Fälle?
Sollte es in der Caldera oder am Vesuv tatsächlich zu einem größeren Vulkanausbruch kommen -was aller Wahrscheinlichkeit irgendwann der Fall sein wird- ist das Chaos vorprogrammiert! Mein Besuch der Gegend in der vergangenen Woche führte mir einmal mehr deutlich vor Augen, dass es praktisch unmöglich ist, Hunderttausende, ja sogar Millionen Menschen durch dieses Straßenwirrwarr in kurzer Zeit zu evakuieren. Dort herrscht ja bereits zur normalen Rushhour Verkehrsinfarkt. Eine Möglichkeit, die mir einfällt, wären Landungsstege entlang der Küste zu bauen und hunderte Landungsboote parat zu haben, die die Menschen in Küstennähe über das Meer evakuieren könnten.
Auch die marode Infrastruktur aus bröckelndem Beton und Autobahnzubringerbrücken auf unterdimensionierten Pfeilern wecken nicht mein Vertrauen in die Erdbebensicherheit. Alleine die zu erwartenden starken Erdbeben im Vorfeld einer größeren Eruption der Campi Flegrei könnten zusätzliche Probleme schaffen, wenn eingestürzte Altbauten die Straßen blockieren. Schutz vor pyroklastischen Strömen bietet hier praktisch kein Gebäude. Am ehesten könnte man die alten Festungen, Kirchen und Katakomben von Neapel zu Schutzräumen umfunktionieren. Aber das kostet Geld, was man für den Katastrophenschutz im Allgemeinen nicht hat.
Das Bild aus dem startenden Flugzeug in Richtung Westen zeigt das neapolitanische Areal in der Nähe der Campi Flegrei.
Update: In einer italienischen FB-Gruppe zur CF schrieb heute ein Kommentator, dass man zum ersten mal den Geruch nach Schwefel (wahrscheinlich Schwefelwasserstoff) in einem Wohngebiet außerhalb der Solfatara wahrnehmen könnte.
Erdbeben Mb 4,2 erschüttert den Westen der Insel Bali
Datum 17.02.2024 | Zeit: 16:47:29 UTC | Lokation: -8.330 ; 114.540 | Tiefe: 10 km | Mb 4,2
Heute Nachmittag gab es um 16:47:29 UTC an der Südwestküste der indonesischen Urlaubsinsel Bali ein moderates Erdbeben der Magnitude 4,2. Der Erdbebenherd befand sich in 10 Kilometer Tiefe. Das Epizentrum wurde 9 Kilometer westlich von Negara lokalisiert. Dort leben 33.100 Menschen. Viele der Anwohner der Region schreckten aus dem Schlaf, denn vor Ort war es 00:47:29 Uhr. Trotz der nachtschlafenden Zeit gingen bei den Erdbebendiensten mehrere Wahrnehmungsmeldungen ein. So gab es beim EMSC eine Meldung aus dem Urlaubsort Kuta, der 87 Kilometer vom Epizentrum entfernt liegt. Auch in der Regionalhauptstadt Denpasar spürte man die Erschütterung. Größere Schäden wurden aber nicht gemeldet, dafür war das Erdbeben zu schwach. Es gab ein schwächeres Vorbeben der Magnitude 2,7. Es ist nicht auszuschließen, dass diese beiden Beben stärkere Beben ankündigen, die sich in den nächsten Tagen, Wochen oder Monaten ereignen könnten.
Die beiden Erdstöße dürften mit der Subduktion entlang des Sundagrabens in Verbindung gestanden haben, der sich für zahlreiche schwere Erdbeben in Indonesien verantwortlich zeigte. Entlang der 2250 km langen und bis zu 7290 m tiefen kontinentalen Naht wird die Indoaustralische Platte unter die des Eurasischen Kontinents subduziert. Diese Subduktion ist nicht nur für die Erdbeben der Region verantwortlich, sondern auch für ihren Vulkanismus.
Vulkantourismus auf Bali abgewürgt
Vulkane gibt es auf Bali, aber auch auf den benachbarten Inseln mehr als genug. So liegt das Ijen-Massiv auf Java in nur 50 km Entfernung zum Epizentrum, getrennt durch den Bali-Strait. Auf Bali selbst sind vor allem die Vulkane Batur und Gunung Agung bekannt. Letzterer sorgte im Jahr 2017 für Unruhen, als nach einer seismischen Krise ein Lavadom im Krater zu wachsen begann. Obwohl ein starker Ausbruch des Vulkans befürchtet wurde, ereigneten sich nur einige moderate Explosionen. Trotzdem wurde der internationale Flughafen auf Denpasar zeitweise gesperrt und Tausende Menschen mussten die Gefahrenzone um den Vulkan verlassen. Es kam auch zu starken Einschränkungen im Tourismus. Kaum hatte sich die Insel von den Auswirkungen der Eruption und Vorsichtsmaßnahmen wirtschaftlich erholt, kam der Corona-Lockdown. Dem nicht genug beschloss Gouverneur Wayan Koster von der balinesischen Regionalregierung im letzten Jahr, alle als heilig angesehenen Feuerberge für Touristen zu sperren, da sich einige unsittlich verhalten hatten. Also, die Touristen hatten sich unsittlich verhalten, nicht die Vulkane. Dieses Vulkanbesteigungsverbot dürfte sich auch negativ auf den Tourismus auswirken und vor allem auf die Leute, die davon lebten. Ein Phänomen, dass immer weiter um sich greift!
Island wurde von 2 Beben mit Magnituden über 3 erschüttert
Letzte Nacht ereigneten sich auf Island zwei Erdbeben mit Magnituden über 3, die nicht direkt miteinander in Verbindung standen. Das stärkere Beben hatte eine Magnitude von 3,5 und manifestierte sich in 4,1 Kilometer Tiefe am subglazialen Calderavulkan Bardarbunga. Das Epizentrum wurde 3,2 Kilometer südöstlich der Caldera verortet. Es gab auch eine Handvoll schwächerer Erschütterungen im Bereich der Caldera. Der Bardarbunga liegt unter dem Gletscher Vatnajökull, der als der größte seiner Art in Europa gilt. Einige Erschütterungen wurden auch am Grimsvötn, sowie im Askja-Herdubreid-System festgestellt.
Das zweite Beben brachte es auf Mb 3,2 und hatte eine Herdtiefe von 5,3 Kilometer. Das Epizentrum befand sich 70 Meter westnordwestlich von Eldeyjardrangur bei dem Eiland Eldey vor der Westküste von Reykjanes. Dieses Beben war Teil eines Schwarmbebens, das bereits seit einigen Tagen im Gange ist. Die Beben hier stehen mit der Aktivierung der Spaltensysteme auf Reykjanes zusammen, in deren Folge sich die Eruptionen am Fagradalsfjall und in der Svartsengi-Gegend sahen. Natürlich werfen die Erdbeben bei Eldey die Frage auf, ob man dort auch mit einer Eruption rechnen muss. Der Leiter für Deformationsmessungen beim Isländischen Meteorologischen Amt, Benedikt Gunnar Ófeigsson, äußerte sich gestern Abend in einem MBL-Interview, und sagte sinngemäß, dass man die Situation genau beobachtet. Auf Eldey gibt es nicht nur ein seismische Messstationen, sondern es werden seit einigen Wochen auch GPS-Messungen durchgeführt, die bis jetzt kein Anomalien zeigen. Sehr wahrscheinlich sind die Erdbeben dort tektonischen Ursprungs, oder reagieren auf Veränderungen des Spannungsfeldes durch die Intrusion bei Svartsengi. Seit den Ausbrüchen dort hat auch die Seismizität bei Eldey zugenommen, auch wenn es dort früher bereits Schwarmbeben gab.
Die Abfolge der Ereignisse bei Svartsengi befinde sich auf dem gleichen Weg wie vor dem letzten Ausbruch, und wenn es so weitergeht, sei das nächste Ereignis zwei bis drei Wochen entfernt, so die Aussage des IMO-Experten. Er meinte auch, dass man den genauen Ort des nächsten Ausbruchs nicht vorhersagen kann, doch am wahrscheinlichsten sei wieder ein Ausbruch im Gebiet von Stóra-Skógfell und Sundhnúkar.
Erneut Start des Badebetriebs in der Blauen Lagune
Dieser Meinung sind wohl auch die Betreiber der Blauen Lagune, denn das Thermalressort nahm seinen Betrieb wieder auf und empfängt Badegäste. Das Thermalbad mit dem angrenzenden Hotel, das offenbar vor der letzten Eruption ebenfalls geöffnet war, musste am 8. Februar evakuiert werden. Der Vorgang dauerte 40 Minuten, war aber erst abgeschlossen, nachdem die Eruption bereits begonnen hatte. Man verweiset als Begründung für die Fortsetzung des Betriebs in der anhaltenden Krisensituation auf die wirtschaftliche Bedeutung der Anlage für Island.
Ich kann mir vorstellen, dass einige Badegäste aktuell auch wegen des Nervenkitzels kommen, den ein Bad in einem potenziellen Eruptionsgebiet mit sich bringt.
Staat: Russland | Koordinaten: 50.68, 156.01 | Aktivität: Ascheeruption
Kurilenvulkan Ebeko eruptierte Vulkanasche bis auf 3500 m Höhe
Gestern war es ein sehr aktiver Tag für den Vulkan Ebeko, der auf der russischen Kurileninsel Paramushir liegt. Laut KVERT förderten Explosionen Vulkanasche bis auf eine Höhe von 3500 m über dem Meeresspiegel. Laut VAAC Tokio driftete die Aschewolke in nordöstlicher Richtung. Es waren nicht die einzigen Explosionen, denn ähnliche Ereignisse wurden auch an drei weiteren Tagen der letzten Woche beobachtet. Zudem meldeten die Vulkanologen thermische Anomalien, die vom Krater ausgingen und per Satellit detektiert wurden.
KVERT warnt vor dem Anhalten moderater explosiver Aktivität und davor, dass es jederzeit zur Eruption von Aschewolken kommen könnte, die bis zu 6000 m hoch aufsteigen und dann eine Gefahr für tieffliegende Flugzeuge darstellen. Der Alarmstatus steht auf „Orange“.
Der Ebeko ist nicht der einzige Vulkan der Region, der als aktiv eingestuft wird und sich in Eruption befindet. Ein paar hundert Kilometer nördlich, genauer auf Kamtschatka, liegt der Shiveluch Vulkan. In seinem hufeisenförmigen Krater wächst ein Lavadom. Explosive Eruptionen und größere Kollappsereignisse blieben hier in den letzten Wochen aus, dennoch gibt es eine starke Entgasungsaktivität und sporadisch ist Rotglut am Dom sichtbar. In der Nähe des beschrieben Doms im Krater des jungen Shiveluch, liegt der ältere Karan-Dom, der nach der großen Shiveluch-Eruption vor 2 Jahren zu neuem Leben erwacht ist und stark dampft. Rotglut wurde hier aber nicht gesichtet. Auch hier steht der Alarmstatus auf „Orange“
Anders verhält es sich am Vulkan Bezymianny, der auf „Gelb“ steht. Doch auch hier gibt es einen aktiven Lavadom, von dem gelegentlich thermische Anomalien ausgehen. Für den Bezymianny typisch ist, dass sein Dom mehrere Monate lang unauffällig vor sich her dümpelt und langsam wächst, bis er eine kritische Größe hat und es zu Kollapsereignissen und Explosionen kommt, die pyroklastische Ströme generieren. Die Situation eskaliert relativ schnell und es gibt nur wenige Tage Vorwarnzeit, die von einer gesteigerten Seismizität und vermehrtem Rotglut am Dom gekennzeichnet ist.
Der Klyuchevskoy scheint im Moment ruhig zu sein, und somit ist der Ebeko der aktivste Vulkan der Region, zumindest in Bezug auf die Explosivität.
Erdbeben vor der Westküste von Reykjanes – Bodenhebung geht weiter
In den letzten 24 Stunden gab es ein Schwarmbeben vor der Westküste von Reykjanes, wo sich viele Erdbeben im Bereich der kleinen Insel Eldey manifestierten. Natürlich gab es auch Beben bei Svartsengi, Fagradalsfjall und an den anderen Spaltensystemen der Halbinsel. Insbesondere im Svartsengi-Gebiet sind die Erdbeben mit der Magmenintrusion gekoppelt, die den Boden weiter anhebt. Die Bodenhebung folgt ähnlichen Trends und Geschwindigkeiten wie diejenigen, die nach der Gangausbreitung am 10. November 2023 beobachtet wurden. In den letzten Tagen schwankte sie zwischen 5 und 10 mm am Tag.
Modellrechnungen der Wissenschaftler vom IMO, die auf GPS-Daten basieren, deuten darauf hin, dass sich die Magmaansammlung vom Ende des Ausbruchs am 9. Februar bis zum 14. Februar auf etwa 2 Millionen Kubikmeter beläuft. Es wird geschätzt, dass zu Beginn des Ausbruchs am 8. Februar etwa 10 Millionen Kubikmeter Magma vom Svartsengi-Gebiet in Richtung der Kraterreihe Sundhnúkur geflossen sind. Wenn sich die Magmaansammlung mit der gleichen Rate fortsetzt, wird sich bis Ende Februar oder Anfang März voraussichtlich insgesamt 10 Millionen Kubikmeter Magma angesammelt haben. Zu diesem Zeitpunkt steigt die Wahrscheinlichkeit einer neuen Dyke-Intrusion und eines Vulkanausbruchs signifikant.
Im westlichen Teil des Fagradalsfjalls wurde seit dem 12. Februar eine seismische Aktivität beobachtet. Etwa 80 kleine Erdbeben mit einer Stärke von 1,5 oder weniger wurden verzeichnet. Die Tiefe der Erdbeben unter dem westlichen Teil des Berges Fagradalsfjall liegt zwischen 6 und 8 km. Das Gebiet wird kontinuierlich überwacht, aber derzeit zeigen die Deformationsdaten keine Anzeichen einer Magmaansammlung.
IMO brachte gestern auch eine aktualisierte Gefahrenkarte heraus, die bis zum 22. Februar gültig ist. Die wichtigsten Änderungen beinhalten eine verringerte Wahrscheinlichkeit für das Öffnen von Eruptionsspalten in allen Zonen. Die Wahrscheinlichkeit von Dolinen und Verwerfungsbewegungen wird in Grindavík immer noch als hoch eingestuft.
Kein warmes Wasser in Grindavik
Neben Wissenschaftlichem gibt es auch Neuigkeiten aus Grindavik: Wie Páll Erland, Direktor von HS Veitna gegenüber MBL bekannt gab, gelangt weniger als die Hälfte des Warmwassers, das von Svartsengi nach Grindavík gepumpt wird, in die Stadt. Der größte Teil verschwindet durch ein Leck, das noch aufgespürt werden muss. Man geht aber davon aus, dass das Problem in den nächsten Tagen gelöst werden kann.
Pisciarelli Fumarole ist die aktivste Zone der Phlegräischen Felder
Seit Jahren steht die süditalienische CalderaCampi Flegrei aufgrund von Bodenhebung und Erdbeben in den Schlagzeilen, wobei die Situation im Herbst 2023 eskalierte, als es zu einer seismischen Krise nebst erhöhter Bodenhebung kam. In den folgenden Wochen wurde es etwas ruhiger, aber seit Januar 2024 nahm die Aktivität wieder zu. Im Zentrum der Aktivität steht der Solfatara-Krater, bei dem es sich um ein Trockenmaar handelt. Im Krater befinden sich Schlammpools und Fumarolen. Die aktivste Fumarole befindet sich nahe des nordöstlichen Kraterrands. Die Grand Fumarole stößt unter lautem Zischen viel Gas aus, doch obwohl sie die bekannteste Fumarole des Gebietes ist, ist sie nicht die stärkste: Dieses Attribut steht der Pisciarelli-Fumarole zu, die sich außerhalb der Solfatara befindet und an der Basis der nordöstlichen Außenflanke des Kraters liegt.
Das Pisciarelli-Areal ist dicht besiedelt und gehört wohl noch zur Gemeinde von Pozzuoli, obwohl der Großraum Neapel auch nur 5 Autominuten entfernt liegt. Die Fumarole nebst ihrem brodelnden Fangobecken ist von einer Sportanlage aus erreichbar, die mit einem großen Tor gesichert ist. Kameras überwachen das Gebiet. Der Weg zum Thermalgebiet ist nochmals gesichert. Ungebetene Besucher sind hier ganz bestimmt nicht erwünscht. Und das hat auch seinen Grund, denn der Boden ist instabil und die Aktivität steigt weiterhin an.
Meiner Meinung nach könnte die Grand Fumarole und die Pisciarelli-Fumarole unterirdisch miteinander verbunden sein, denn sie liegen etwa auf einem Höheniveau und nur gut 300 m voneinander entfernt. Ein dichtes Netzt aus Störungen durchzieht das Areal. Diese Störungen stehen mehr oder weniger senkrecht aufeinander.
Eine Studie aus dem Jahr 2021 untersuchte das Pisciarelli-System und erzeugte mit Hilfe geoelektrischer Verfahren ein 3D-Bild des Untergrunds, das bis in eine Tiefe von 20 m reichte. Eine Schlüsselerkenntnis war die Identifizierung eines Kanals, durch den Flüssigkeiten aus tieferen Reservoirs zur Oberfläche aufsteigen, möglicherweise gesteuert durch eine Tonkappenformation. Ein erstes konzeptionelles Modell wurde vorgeschlagen, um die Mechanismen hinter der Soffionaktivität und die Rolle von Flüssigkeiten/Gasen aus tieferen Quellen im flachen Flüssigkeitszirkulationssystem zu erklären.
Bei meinem letzten Besuch der Campi Flegrei im Februar 2024 besichtigte ich natürlich auch das Areal von Pisciarelli. Obwohl man die Fumarole schon vom weiten Dampfen sieht, ist es im typisch italienischen Straßenwirrwarr nicht einfach, die richtige Zufahrt zu finden. Tatsächlich stand das Tor zur Sportanlage einladend auf, und zusammen mit Manfred und Leroy steuerte ich unseren Mietwagen auf den Parkplatz. Dort wurden wir aber gleich vom Verwalter der Anlage abgefangen und zurück geschickt: Ein Besichtigen der Fumarole sei nur mit Genehmigung des Zivilschutzes möglich. Damit hatte ich eigentlich auch gerechnet. So ließ ich von einem Grünstreifen am Rand des Areals meine Drohne aufsteigen. Ich flog auf Sicht und ließ die Drohne über der Fumarole schweben, als plötzlich die Funkverbindung abbrach. Die Drohne kehrte automatisch zurück. Mehrmals versuchte ich es, doch immer mit dem gleichen Ergebnis: Irgendetwas störte die Verbindung, vermutlich ein starker Sender, der die Daten der Messgeräte überträgt. So gelangen mir nur Aufnahmen aus gut 40 m Entfernung zur Fumarole.
Auf den Aufnahmen sieht man nicht nur die Befestigungsanlagen um das Areal, sondern auch zahlreich Solarpaneel, die die Messgeräte mit Strom versorgen. Wahrlich, ein gut abgesichertes Vulkangebiet, das sicherlich auch wegen den teuren Gerätschaften der Wissenschaftler an Fort Knox erinnert.