Island: Erdbeben Mb 3,1 nahe Krýsuvík

Thermalgebiet Setlún bei Krýsuvík. © Marc Szeglat

Spürbares Erdbeben Mb 3,1 bei Krýsuvík auf Island – Epizentrum weiter südlich als sonst

In den letzten Wochen berichtete ich bereits öfters über die Erdbebentätigkeit bei Krýsuvík, die mit der beschleunigten Subsidenz zusammenhängt, die infolge der vorherigen Bodenhebung stattfindet: Zwischen 2022 und 2023 hatte sich der Boden infolge einer Magmenintrusion gehoben, doch seitdem die eruptive Tätigkeit vom Fagradalsfjall nach Sundhnúkur shiftete, ließ der steigende Druck bei Krýsuvík nach und der Boden begann, sich zu senken. Besonders betroffen war eine Region nordöstlich vom Kleiftarvatn. Das Erdbeben heute manifestierte sich aber südlich der üblichen Erdbebenzone. Das Epizentrum wurde 1 Kilometer nördlich des Bauernhofes Krýsuvík verortet, nach dem das gesamte Gebiet benannt wurde, und lag südlich des Thermalgebietes Setlún.

Ob das Beben auf einen Regimewechsel in der Gegend hindeutet, ist ungewiss, doch wahrscheinlich ereignete es sich ebenfalls infolge der Subsidenz. Es folgte ein kleiner Schwarm weiterer Beben, so dass auf der Shakemap ein kleiner Bebencluster zu erkennen ist.

Auf der Reykjanes-Halbinsel gab es in den letzten Tagen insgesamt 51 Beben, die aber nicht nur bei Krýsuvík ausgemacht wurden, sondern auch an anderen Spaltensystemen einschließlich dem Offshore-Bereich bei Reykjanestá. Auch am Fagradalsfjall gab es einige Beben.

Auf ganz Island wurden 137 Erschütterungen festgestellt. 26 der Beben wurden im Bereich des Mýrdalsjökull lokalisiert und die meisten der Beben lagen unter dem subglazialen Vulkan Katla. Das stärkste Beben hier hatte eine Magnitude von 2,2.

Der Erdbebenschwarm nahe des Grotjarvatn bei Borganes hält weiterhin an und es gibt täglich einige schwache Erschütterungen. Bodendeformationen werden momentan aber nicht mehr gemessen.

Dies gibt es nach wie vor im Svartsengisystem, wo alle verfügbaren GPS-Messstationen eine Bodenhebung infolge von Magmeninflation anzeigen. Die Zone der Bodenhebung erstreckt sich in Ost-West-Richtung dabei von der Eldvörp-Kraterreihe bis zum Ostrand des Fagradalsfjall. Am schnellsten hebt sich der Boden im Bereich der Blauen Lagune, die sich weiterhin im Zentrum der Bodenhebung befindet.

Ätna: Ungewöhnlicher Rückgang der Erdbebentätigkeit

Ungewöhnlich starker Rückgang der Seismizität am Ätna – Ruhe vor dem Sturm?

Am Ätna auf Sizilien ist es aus seismischer Sicht aktuell ungewöhnlich ruhig und die Shakemap des INGV zeigt kein einziges Erdbeben mehr an. Das letzte Erdbeben wurde am 20. August registriert. Da die Erdbeben immer 10 Tage lang auf der Shakemap eingetragen bleiben, ist es erst heute ersichtlich geworden, dass überhaupt keine Erschütterungen mehr stattfinden.

Das Ende jeglicher seismischer Aktivität könnte mit der anhaltenden Eruption im Gipfelbereich des Vulkans im Zusammenhang stehen, die den Druck im Vulkaninneren so weit reduzierte, dass es auch nicht mehr zu tektonischen Erdbeben kommt. Indirekt hat man damit einen Beweis dafür, dass am Ätna auch tektonische Erdbeben entlang von Störungszonen von aufsteigendem Magma ausgelöst werden. Die Spannungen im Gestein reduzierten sich seit Eruptionsbeginn um –55 Nanostrain. Andererseits konnte man vor den letzten Paroxysmen ebenfalls einen Rückgang der Seismizität erkennen, so dass die ausbleibenden Beben die Ruhe vor dem Sturm markieren könnten.
Der Tremor bewegt sich weiter im roten Bereich und zeigt in den letzten Stunden eine leicht rückläufige Tendenz. MIROVA registriert eine hohe Thermalstrahlung mit 1265 MW Leistung, die von den Lavaströmen zeugt.

Das INGV berichtet indes über den Fortgang der Eruption. Am aktivsten ist der Förderschlot auf 2980 m Höhe, der sich am Fuß der Bocca Nuova befindet und einen Lavastrom fördert, der in südwestlicher Richtung fließt. Er teilt sich in mehrere Arme. Die am weitesten fortgeschrittene Lavafront befand sich gestern auf einem Höhenniveau von 2.350 m, unmittelbar oberhalb der Schlote von 1610 und dem Mt. Pecoraro. Damit liegt die Lavafront bereits ein gutes Stück unterhalb der Seilbahnstation an der Montagnola, die sich auf ca. 2500 m Höhe befindet. Allerdings ist der Lavastrom von dort aus nicht zu erreichen, da er sich weiter westlich befindet. Am besten gelangt man zu ihr, wenn man vom Astronomischen Observatorium aus aufsteigt.

Auch der Südostkrater bleibt aktiv und eruptiert strombolianisch. Die Explosionen verstärken sich phasenweise und schmeißen glühende Tephra bis über den Kraterrand hinaus aus. Der Förderschlot auf 3200 m Höhe bleibt aktiv. Sein Lavastrom erreicht die Basis des Kraterkegels. Der Schlot auf 3100 m Höhe ist inaktiv geworden.

Kanarische Inseln: 41 Erdbeben auf Wochensicht

Anhaltend hohe Seismizität auf den Kanarischen Inseln – 41 Erschütterungen innerhalb einer Woche

Innerhalb einer Woche manifestierten sich 41 schwache Erdbeben im Bereich der Kanarischen Inseln, die besonders bei deutschen Urlaubern sehr beliebt sind. Die Erdbebenaktivität ist insbesondere auf und um Teneriffa erhöht, wo es zu 30 Erschütterungen kam. 18 dieser Beben ereigneten sich direkt unter der Insel und die meisten hiervon unter dem Pico del Teide. Der Vulkan bereitet sich langsam aber sicher auf eine Eruption vor.

Das stärkste Erdbeben ereignete sich am 22. August und hatte eine Magnitude von 2,5. Das Epizentrum befand sich zwischen den Inseln Teneriffa und Gran Canaria, etwa dort, wo sich der submarine Vulkan Enmedio befindet. Es ist aber unklar, ob es sich um ein vulkanisch bedingtes Erdbeben oder um ein rein tektonisches Erdbeben handelte, denn in der Gegend gibt es auch Störungszonen, die seismisch aktiv sind.

Die Beben direkt unter Teneriffa und dem Pico del Teide könnten von magmatischen Fluiden verursacht werden, die von einer tiefen Magmaquelle entlang von Störungszonen aufsteigen und diese unter Spannung setzen, was letztendlich zu den Erschütterungen führt. Bei den Fluiden handelt es sich um Tiefenwässer und vulkanische Gase. Vor allem tritt Kohlendioxidgas aus, dessen Emissionsrate seit 2016 erhöht ist. Zudem stieg auch die Temperatur der Gasemissionen um ca. 2 Grad auf 82 Grad an. Die Daten deuten auf eine Erhöhung des Drucks im magmatischen System hin, was langfristig betrachtet zu einer Eruption führen kann. Die Vulkan-Warnampel steht auf Teneriffa aber noch auf „Grün“.

Das Gleiche gilt auch für die Vulkane der Inseln El Hierro, Lanzarote und Gran Canaria, wo augenblicklich keine Gefahr droht. Anders sieht es auf La Palma aus, wo die Vulkanwarnstufe weiterhin auf „Gelb“ steht. Grund hierfür ist, dass sich die Aktivität seit der Eruption von 2021 noch nicht ganz beruhigt hat. Es gibt zwar keine Eruptionen, aber einen erhöhten Gasausstoß.

Japan: Starkes Erdbeben vor der Küste von Honshu

Erdbeben Mw 5,8 erschüttert Küstenregion von Honshu in Japan – Sendai und Fukushima betroffen

Datum: 29.08.2025 | Zeit: 16:29:21 UTC | Koordinaten: 38.369 ; 142.163 | Tiefe: 10 km | Mw 5,8

Gestern manifestierte sich vor der Ostküste der japanischen Hauptinsel Honshu ein Erdbeben der Magnitude 5,8, dessen Hypozentrum vom GFZ in 10 Kilometern Tiefe fixiert wurde. Das Epizentrum befand sich 114 km ost-nordöstlich von Sendai. Damit lag es in der Nähe des Epizentrums des verheerenden Tōhoku-Erdbebens von 2011, das eine Magnitude von 9,0 hatte und den Tsunami auslöste, der nicht nur Zehntausende Menschen tötete, sondern auch für die Havarie des Atomkraftwerks Fukushima verantwortlich war.

Das Erdbeben gestern war auch in Sendai und Fukushima deutlich zu spüren gewesen und dürfte bei den Bewohnern der Küstenregion unangenehme Erinnerungen wachgerufen haben. Der Erdstoß ereignete sich infolge der Subduktion am Japangraben, wo die Pazifikplatte unter die kleine Ochotsk-Platte subduziert wird, die Eurasien vorgelagert ist. Diese Subduktion führt nicht nur zu starken Erdbeben, sondern bedingt auch den Vulkanismus in Japan und auch des weiter nördlich gelegenen Kamtschatkas, wo es an gleicher Plattengrenze Ende Juli ein sehr starkes Erdbeben Mw 8,8 gab. Dort gibt es bis heute zahlreiche Nachbeben.

Übrigens wird in Fukushima immer noch radioaktiv kontaminiertes Kühlwasser in den Pazifik geleitet – mit unabsehbaren Langfristfolgen für die Natur. Dass es damals zur Havarie des Atomkraftwerks kam, lag daran, dass man die Höhe eines möglichen Tsunamis falsch einschätzte und entsprechende Schutzwände an der Küste zu niedrig baute. Sie waren nur 5,7 m hoch, der Tsunami erreichte aber eine Höhe von gut 15 m. Zudem begann man den Fehler, Notstromaggregate nicht erhöht zu installieren, so dass diese schnell überflutet wurden und ausfielen, weshalb die Kühlung des abgeschalteten Atomkraftwerks nicht aufrechterhalten werden konnte. Andere Atomkraftwerke in der Nähe verfügten übrigens über höhere Schutzwände. In Fukushima stockte man die Schutzwände inzwischen bis auf 15,5 m auf.

Die Höhe der Schutzwände ergab sich aus historischen Tsunamis und im Falle von Fukushima war man nicht weit genug in die Vergangenheit zurückgegangen und verkalkulierte sich. Studien zeigen inzwischen, dass es entlang des Pazifischen Feuerrings noch viel höhere Tsunamis gab. Den Rekord schaffte ein Tsunami, der am 9. Juli 1958 in der Lituya Bay (Alaska) auflief und die Hänge der fjordartigen Struktur bis auf eine Höhe von 524 m überflutete. Sicherlich wird sowas nicht an einer offenen Küste geschehen, doch die Höhe eines Tsunamis ist von mehrere Faktoren abhängig als der bloßen Magnitude des Erdbebens, wie man auch am Beispiel des jüngsten Bebens in Kamtschatka sieht, das fast so stark war wie das Erdbeben von 2011 aber nur schwache tsunamis erzeugte.

Apropos Atomkraft: Kanzler Merz läutete gestern in Frankreich einen Paradigmenwechsel ein und gibt seinen Widerstand gegen Atomkraft als emissionsarme Energiequelle auf. Damit ist Deutschland auf dem Weg, den Kurs von Ex-Kanzlerin Merkel zu kassieren, die nach der Fukushima-Havarie aus der Kernenergie ausstieg.

Neue Techniken und die Entwicklung von mini-Atomkraftwerken mögen die Kernenergiegewinnung heute sicherer machen, doch nach wie vor ist das Problem der Endlagerung radioaktiver Abfälle nicht gelöst. Daher stehe ich dieser Technologie skeptisch gegenüber.

Rissbildung am Ätna könnte stärkeren Vulkanausbruch ankündigen

Rissbildung im Subterminal-Bereich: Droht ein größerer Flankenausbruch am Ätna?

Am Ätna auf Sizilien hat sich im subterminalen Bereich vor den Gipfelkraterkegeln mindestens ein größerer Riss gebildet, der unter dem aktuellen Lavastrom aus der Bocca auf 2980 m herläuft. Das zeigen Aufnahmen des Digital-Creators Pio Andrea Peri, die bei Sicilia Live geteilt wurden. Außerdem ist die Erdbebentätigkeit in den letzten Tagen spürbar zurückgegangen, ein Phänomen, das wir in der letzten Zeit vor Paroxysmen gesehen haben.

Erst gestern berichtete ich darüber, dass der italienische Zivilschutz die Ätna-Warnstufe auf F1 gesetzt hat, was Anwohner und Besucher des Vulkans dazu auffordert, im Gipfelbereich besonders achtsam zu sein. Zuletzt wurde eine F-Warnung vor Lavafontänen ausgegeben, kurz bevor es zum starken Paroxysmus Anfang Juni kam, in dessen Folge ein pyroklastischer Strom entstand, der durch das Valle del Bove floss und etliche Wanderer gefährdete. Damals wurde allerdings die Warnstufe F2 ausgegeben.

Die heute dokumentierte Fraktur ist untypisch für einen möglicherweise bevorstehenden Paroxysmus und deutet eher auf starke Bodendeformationen hin, die durch die Intrusion eines Magmenkörpers entstehen. Generell ist es auch nicht auszuschließen, dass sich Risse infolge starker Subsidenz (Bodenabsenkung) bilden. Schließlich ist der Ätna weiter in Eruption begriffen und stößt Lava aus. Die deutlich fallenden Spannungen im Gestein legen nahe, dass auch der Boden absinkt und weniger Magma aus der Tiefe aufsteigt, als an Lava eruptiert wird. Dennoch halte ich es für möglich, dass der vorherige Trend des Spannungsabbaus schnell ins Gegenteil umschlagen kann, wenn sich der Magmanachschub aus der Tiefe verstärkt. Schließlich finden an Vulkanen äußerst dynamische Prozesse statt, die sich so schnell ändern können wie in kaum einem anderen geologischen Environment unseres Planeten.

Das INGV hat sich heute noch nicht mit einem Update zu Wort gemeldet. Den Livedaten ist zu entnehmen, dass sich der vulkanische Tremor weiterhin im roten Bereich bewegt und die bekannte Tätigkeit der letzten Tage anhält.

Meiner Meinung nach deutet der Riss eher auf eine signifikante Verstärkung der Aktivität hin als auf ihr baldiges Ende. Ein Paroxysmus könnte allerdings zum Ende der aktuellen Tätigkeitsphase führen.

Merapi: Fotografen gelingt einzigartige Aufnahme

Fotografen geling einzigartige Aufnahme – Meteorit scheint in den Merapi-Krater zu stürzen

Am indonesischen Vulkan Merapi gelang dem Fotografen Gunarto Song die einzigartige Aufnahme, wie ein Meteor scheinbar in den Krater des Vulkans stürzte und eine Leuchtspur hinter sich herzog. Zweck der Langzeitbelichtung ist es gewesen, rotglühende Lavaspuren aufzunehmen, was dem Fotografen aber mit dieser Aufnahme offenbar nicht gelang. Dabei ist der Merapi durchaus aktiv, denn erst gestern wurden Aufnahmen anderer Fotografen veröffentlicht, denen es gelang, die Rotglut am Merapi aufzunehmen.

Wie das VSI berichtet, wurden gestern 135 seismische Signale aufgezeichnet, die von Schuttlawinen und größeren Steinschlägen ausgelöst wurden. Es ist davon auszugehen, dass einige der größeren Schuttlawinen nachts rotglühende Spuren hinterließen. Darüber hinaus wurden fast 100 vulkanisch bedingte Erdbeben festgestellt, deren Anzahl seit Wochen deutlich erhöht ist und die darauf hindeuten, dass es massive Bewegungen magmatischer Fluide im Untergrund gibt, die von Magmenaufstieg zeugen.

Laut dem Wochenbericht des PVMGB wurden in der vergangenen Woche am Merapi ca. 100 Schuttlawinen registriert, die eine maximale Reichweite von 2000 m hatten. Sie gingen durch verschiedene Abflussrinnen ab.

Am 25. August 2025 wurde zudem eine Drohnenbefliegung durchgeführt, bei der Luft- und Wärmebildaufnahmen entstanden. Die Auswertung der Luftbilder ergab, dass das Volumen des Südwestdoms um etwa 78.400 m³ auf nun 4.179.900 m³ anwuchs. Das Volumen des Zentraldoms blieb mit 2.368.800 m³ nahezu unverändert. Die Wärmebildanalyse zeigte außerdem einen leichten Temperaturanstieg beider Dome: Im Südwestdom erhöhte sich die Temperatur um 0,8 °C auf 247,8 °C, im Zentraldom um 0,2 °C auf 218,8 °C.

Die Bodendeformationsmessungen mittels EDM und GPS bestätigten den leicht deflationären Trend der letzten Monate, obgleich dieser nicht ins Gesamtbild hoher Seismizität und wachsenden Doms passt.

Übrigens gibt es einen Unterschied zwischen Meteor, Meteoroid und Meteorit. Während der erste Begriff die beobachtete Leuchterscheinung beschreibt, bezeichnet der zweite den Himmelskörper, der diese Erscheinung beim Eintritt in die Atmosphäre auslöst. Ein Meteorit ist schließlich das, was von einem Meteoroiden übrigbleibt, wenn ein Fragment den Boden erreicht. Meteoroiden bestehen entweder aus Gestein oder aus einer Nickel-Eisen-Legierung; es gibt auch Mischformen aus Stein und Metall. Die beobachtete Leuchterscheinung hatte gute Chancen, den Boden zu erreichen – möglicherweise sind bereits Meteoritenjäger unterwegs.

Island: Status der Bodenhebung am 29. August

Bodenhebung unter Svartsengi auf Island geht weiter – beschleunigte Subsidenz bei Krýsuvík

Die Nachrichten von der isländischen Reykjaneshalbinsel haben heute die Bodendeformationen in den Bereichen der Spaltensysteme von Svartsengi und Krýsuvík zum Thema, wo gegenläufige Bewegungen festgestellt werden. Während sich der Boden bei Svartsengi vergleichsweise schnell hebt, beschleunigte sich die Absenkung des Bodens bei Krýsuvík, was für das seit Wochen anhaltende Schwarmbeben verantwortlich ist.

Die Subsidenz im Nordosten des Krýsuvík-Spaltensystems hat seit Anfang Juli deutlich zugenommen und beträgt gut 35 mm. Wahrscheinlich ist es diese Bodenabsenkung, die die zahlreichen Erdbeben hier auslöst. Bevor die Eruptionsserie im Svartsengi-System losging, rechneten einige Vulkanologen in Krýsuvík mit einem Ausbruch, weil sich der Boden zu heben angefangen hatte. Im Krýsuvík-Gebiet liegt das Thermalgebiet von Setlun, was durchaus sehenswert ist, auch wenn es hier keine hoch speienden Geysire gibt wie etwa im Haukadalur.

Anders sieht die Situation bei Svartsengi aus, wo die Bodenhebung auf vergleichsweise hohem Niveau anhält, auch wenn sie nicht mehr die sehr hohen Werte von vor einem Jahr erreicht. Seit dem Ende der letzten Eruption Anfang des Monats hob sich der Boden bereits wieder um 120 mm. Bedenkt man, dass sich der Magmenspeicher bei der letzten Eruption bestenfalls zu drei Fünftel entleerte, kann es bei gleichbleibender Hebesrate in gut 2 Monaten zur nächsten Eruption kommen. Ende Oktober/Anfang November wäre es dann wieder so weit.

Die Seismizität bei Svartsengi ist relativ gering, mit nur sporadisch stattfindenden Einzelbeben, ganz so, wie wir es von vorherigen Hebungsphasen kennen. Anders sieht es da im Moment etwa unter der Katla im Süden Islands aus, wo eine erhöhte Seismizität registriert wird. In den letzten 48 Stunden wurden 27 Beben festgestellt. Drei der Beben werden zwar in den Tabellen zum Myrdaljökull-Gebiet angezeigt, manifestierten sich aber tatsächlich bei der Hekla. Die Daten zur Bodenhebung der subglazialen Katla-Caldera schwanken teilweise stark, doch es scheint sich ein leichter Trend einer Bodenhebung herauszukristallisieren.

Campi Flegrei: Erdbeben am Monte Nuovo

Monte Nuovo in den Campi Flegrei. © Marc Szeglat

Erdbeben Md 3,0 am Fuße des Monte Nuovo in den Campi Flegrei – Anwohner vernahmen tiefes Grollen

Im Bereich der süditalienischen Caldera Campi Flegrei kam es gestern Abend um 19:28 Uhr Ortszeit zu einem spürbaren Erdbeben der Magnitude Md 3,0. Das Hypozentrum befand sich in nur 1900 m Tiefe an der Küste, zu Füßen des Monte Nuovo. Bei diesem Schlackenkegel handelt es sich um die jüngste vulkanische Manifestation der Caldera. Er entstand bei einer Eruption im Jahr 1538.

Der Erdstoß konnte von den Anwohnern des Calderavulkans deutlich gespürt werden und veranlasste einige Menschen, Wahrnehmungsmeldungen beim EMSC zu schreiben. Sie beschreiben ein tiefes Grollen, das kurz bevor sie das Erdbeben spürten, zu hören gewesen war. Dieses tieffrequente Geräusch wird oft von Bebenzeugen beschrieben und wird von den als ersten eintreffenden Primärwellen eines Erdbebens ausgelöst. Bei schwächeren Erdbeben sind die Primärwellen kaum zu spüren, dennoch übertragen sie Schwingungen auf die Luft und sind daher zu hören.

Die Kommune Pozzuoli informierte die Bürger umgehend über den Erdstoß und veröffentlichte Telefonnummern, unter denen Bürger evtl. entstandene Schäden an ihren Häusern melden können.

Das Erdbeben löste diesmal keinen Schwarm aus, obgleich es seitdem 12 weitere schwache Erschütterungen gab, die aber abseits des Monte Nuovo lagen und sich um das Areal der Solfatara manifestierten.

Generell ist die Seismizität in den Campi Flegrei in den letzten Tagen hoch und es könnte wieder auf ein noch stärkeres Erdbeben mit einer Magnitude im Viererbereich hinauslaufen, das dann auch wieder Schäden mit sich bringen könnte. Zuletzt verkürzten sich die Intervalle, in denen stärkere Erdbeben auftreten, deutlich. Eine nachhaltige Entspannung der Krise ist nicht in Sicht.

Sollten Bodenhebung und Erdbebentätigkeit Vorzeichen einer sich anbahnenden Eruption sein, ist es am wahrscheinlichsten, dass sich ein Ausbruch zusammenbraut, wie jeder der 1538 den Monte Nuovo entstehen ließ. Auf uns in Deutschland würde sich so eine Eruption nicht weiter auswirken, außer dass es möglicherweise zu Einschränkungen im Flugverkehr nach Italien kommen könnte. Für die Bewohner der Caldera wäre es allerdings eine Katastrophe, insbesondere, da sich die Bodenhebung zumindest damals in den Wochen und Tagen vor dem Ausbruch signifikant beschleunigte. Die Infrastruktur von Pozzuoli würde solch starke Bodendeformationen kaum überstehen.

Stromboli: Ziegen werden zur Plage

Stromboli wird von Ziegen kahl gefressen – Verstärkte Erosion

Auf Stromboli werden die wild lebenden Ziegen immer mehr zur Plage und nerven vor allem Bewohner und Besucher von Ginostra, dem kleinen Aussteigerort im Nordwesten der Insel. Dort stehen die 40 ständigen Bewohner des Dorfes fast 2000 Ziegen gegenüber. Da die Hänge des Vulkans fast kahl gefressen sind, dringen die Ziegen auf der Suche nach Futter immer häufiger in die Gärten und Wohnungen der Dorfbewohner ein und machen dabei weder vor Dächern noch Betten halt.

Tote Ziege, gute Ziege.

Dass es dabei dreckig zugeht, ist selbstredend, und daher werden die Ziegen auch zu einem gesundheitlichen Problem für die Bewohner von Ginostra: Die Ziegen hinterlassen ihre Fäkalien selbst auf den Hausdächern, von denen Regenwasser in Zisternen geleitet wird. Zudem sind die Tiere zum teil aggressiv und ängstigen die Besucher, die von den Ziegen bereits bedrängt wurden.

Ein weiteres Problem ist die fortschreitende Erosion auf der Insel, die durch den Kahlfraß der oberen Berghänge beschleunigt wird.

Das Übel nahm seinen Ursprung bereits im Jahr 2002, als Ginostra aufgrund eines kleinen Tsunamis, der infolge eines Kollapses am Vulkankrater auftrat, evakuiert wurde. Damals ließ man in Ställen lebende Ziegen frei, da man die Tiere weder nach Lipari mitnehmen konnte noch sich in der Lage sah, die Tiere täglich zu versorgen. Sie zogen sich in die oberen Hangbereiche zurück, wo sie sich ungehindert vermehrten. Hinzu kam der Vegetationsbrand von 2022, der einen Großteil der Macchia auf dem Südhang des Inselvulkans vernichtete.

Maßnahmen, den Ziegenbestand zu reduzieren, wurden bereits Anfang des Jahres von der Inselverwaltung beschlossen, doch passiert ist bislang nichts. Die Ausschreibungen zur Auftragserteilung an Jäger und Schlachter laufen angeblich noch. Nicht nur in Deutschland mahlen die Mühlen der Bürokratie langsam.

Aktivität des Vulkans: schwach bis mittelstark

Und der Vulkan selbst? Er geht von der Ziegenplage unbeeindruckt seinem Tagesgeschäft nach und macht, was ein daueraktiver Vulkan eben so macht: fauchen, dampfen, lavaspucken! Dabei sind die mehrmals in der Stunde erscheinenden strombolianischen Eruptionen schwach bis moderat und ihre Auswirkungen beschränken sich auf den Gipfelbereich des Vulkans. Alle geophysikalischen Parameter werden vom LGS als schwach bis moderat eingestuft, mit Ausnahme der Steinschlagaktivität, die als stark beschrieben wird. Das liegt daran, dass der aktivste Förderschlot nicht durch einen Kraterrand gegen den Hang der Sciara del Fuoco abgeschirmt ist und die eruptierten Lavabrocken dort bis zur Küste hinabpoltern können.