Klimawandel: historischer Temperaturanstieg

Erstmals in der Geschichte der Klimaaufzeichnung globale Durchschnittstemperatur 2 Grad zu hoch

Der 17. November 2023 wird in die Geschichtsbücher der Klimaforschung eingehen, denn es wurde erstmalig eine globale Durchschnittstemperatur erreicht, die 2 Grad höher als der langjährige Mittelwert der Epoche zwischen 1850 und 1900 lag, die von den Forschern der Studie als vorindustriell bezeichnet wurde. Die ERA5-Daten zeigen, dass die globale Oberflächenlufttemperatur am 17. November 2,07 °C betrug, am Folgetag waren es 2,06 °C. Damit wurde laut Forschern eine kritische Erwärmungsschwelle überschritten. Inwiefern sich das Überschreiten dieser Schwelle als kritisch erweist bzw. welche Schäden unser Ökosystem dadurch nimmt, wurde nicht diskutiert. Allerdings wurde erwähnt, dass dieser Wert die Dringlichkeit verdeutlicht, Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels zu ergreifen. Carlo Buontempo, Direktor des Copernicus Climate Change Service, betonte, dass während dieser kurzzeitigen Überschreitung der 2°C-Schwelle nicht unmittelbar das Pariser Abkommen gefährde, die kumulativen Auswirkungen bei wiederholtem Überschreiten aber gravierend seien.

Des Weiteren ergaben die ERA5-Daten, dass die globale Oberflächenlufttemperatur am 17. November 1,17 °C über dem Durchschnitt des Referenzzeitraums 1991–2020 lag, was höchstwahrscheinlich zu einem Rekord für den wärmsten November seit Beginn der Aufzeichnungen führen wird.

Gestern ging durch die Medien, dass der globale Treibhausgasausstoß auf Rekordniveau liegt und dass man bis zum Ende des Jahrhunderts mit einem Temperaturanstieg von mindestens 2,9 Grad rechnen müsse. Bisherige Anstrengungen im Kampf zum Klimawandel reichen bei Weitem nicht aus. In diesem Zusammenhang erscheint es dramatisch, dass unsere Regierung nun ein klaffendes 60-Milliarden-Haushaltsloch hat und die Finanzierung des Energiewandels und der gesellschaftlichen Transformation auf der Kippe steht. Man könnte auch sagen, die Ampel ist krachend gescheitert! Aber bedarf es wirklich solch massiver Subventionen, um das Klima zu retten? Schaut man sich mal die Börsenkurse von Energiekonzernen an, dann darf man sich schon wundern, warum dort Rekordgewinne eingefahren werden? Und trotz Wirtschaftsflaute gehören die Automobilbauer immer noch zu den reichsten Konzernen der Welt, die ihren Mitarbeitern Spitzenlöhne und den Aktionären fette Dividenden zahlen. Ich sehe genau diese Profiteuer und globalen Player in der Pflicht, für den Großteil der nötigen Transformationen aufzukommen! Letztendlich werden auch sie es wieder sein, die den Reibach machen. Staatliche Subventionen erreichen nur eins: Sie konterkarieren die „freie Marktwirtschaft“ und halten die Preise für den Verbraucher dauerhaft hoch! Natürlich ein Garant für fette Gewinne der Konzerne. Darüber hinaus verursachen die Superreichen mit ihren ausufernden Lebensstilen die meisten Emissionen. Hier sollte man sich das Geld holen.

Island: Neues aus Grindavik am 22.11.23

Satellitenebild mit Graben, Erdbeben und Gefahrenzone. © Uni Reykjavik

Detektierte Seismizität weiterhin gering – Inflation verstärkt

Auch heute registrieren die Seismometer auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel vergleichsweise wenige Erdbeben. Wie IMO berichtet, wurden nachts nur 50 Erdbeben festgestellt. Das ist der niedrigste Wert seit Beginn der seismischen Krise. Die Geowissenschaftler gehen davon aus, dass aufgrund des starken Windes nicht alle schwachen Erdbeben registriert werden konnten. Doch ich denke, dass es tatsächlich einen Rückgang der Seismizität gegeben hat, denn den Wind hatten wir bereits gestern, und seitdem reduzierte sich die Anzahl der registrierten Erdbeben nochmals. Allerdings lässt sich nicht genau sagen, um wieviel schwächer die Aktivität geworden ist. Trotzdem dehnt sich der Untergrund bei Svartsengi immer weiter aus und der Magmenzufluss soll sich sogar noch verstärkt haben.

Auf der Seite Visir wurde ein Interview mit dem in den USA lebenden isländischen Vulkanologen Haraldur Sigurðsson veröffentlich, der meinte, dass sich das Magma im Dyke langsam verfestigt und die Magmenbewegungen abnehmen. Er sagt weiter, dass, wenn er in Grindavík leben würde, er noch vor Weihnachten nach Hause gehen würde. Na, wenn das nicht mal eine positive Aussage ist. Andere Vulkanologen sind nicht ganz so optimistisch und halten die Ausbruchsgefahr weiterhin für groß.

Selbst wenn es widererwartend nicht unmittelbar zu einem Vulkanausbruch kommen sollte, so ist die generelle Meinung der Geowissenschaftler, dass auf Reykjanes unruhige Zeiten bevorstehen. Man geht davon aus, dass wir erst den Anfang einer seismischen und vulkanischen Aktivitätsphase erleben. In den nächsten Jahrzehnten könnte man noch zahlreiche vergleichbare Episoden erleben, von denen einige in Eruptionen gipfeln werden.

Die Politiker Island bleiben indes nicht untätig und diskutieren darüber, wie man den Grindavikings am besten unterstützen kann. Wie immer stellt sich die Frage, wie schnell, unbürokratisch und nachhaltig politische Versprechen sind. Diskutiert werden soll in einer der nächsten Sitzungen auch, wie man der internationalen Presse besseren Zugang nach Grindavik geben kann. Zwar wurde in der Nähe von Reykjavik ein Pressezentrum eröffnet, doch noch immer sehen sich die meisten Journalisten und Fotografen ausgesperrt. Einer von ihnen ist unser Vereinsmitglied Carsten Peters, der vor Ort mächtig für Wirbel sorgte und seinem Unmut Luft gemacht hat. Auf seinem Drängen hin wurde wohl das Pressezentrum eröffnet.

Natürlich habe ich mir auch bereits die Frage gestellt, wie man im Falle einer Eruption Zugang zur Eruptionsstelle bekommen könnte und entsprechende Stellen angeschrieben. Außer eine kurze IMO-Notiz, dass man meine Anfrage weitergeleitet hätte, ist noch nichts gekommen. Auf der einen Seite kann ich das nachvollziehen, auf der anderen Seite sind Einschränkungen für die Presse immer skeptisch zu betrachten.

Vanuatu: Starkes Erdbeben am 22.11.23

Erdbeben Mw 6,7 erschüttert Vanuatu – Es wurde Tsunamialarm gegeben

Datum 22.11.2023 | Zeit: 04:47:32 UTC | Lokation: -14.936 ; 167.975 | Tiefe: 10 km | Mw 6,7

Heute Morgen erschütterte ein starkes Erdbeben der Momentmagnitude 6,7 den pazifischen Inselstaat Vanuatu. Das Hypozentrum wurde in 10 km Tiefe lokalisiert. Dieser Standardwert bedeutet meistens, dass die exakte Tiefe des Bebens noch nicht festgestellt werden konnte, dass es aber flach lag. Das Epizentrum wurde 98 km ostnordöstlich von Port-Olry verortet. Der Ort liegt auf der Insel Espiritu Santo. Aufgrund der Lage des Epizentrums vor der Küste und der geringen Tiefe des Hypozentrums wurde Tsunamialarm ausgelöst. Die Wahrscheinlichkeit für einen Tsunami mit großem Zerstörungspotenzial ist vergleichsweise gering, denn dafür war das Beben noch nicht stark genug. Niedrige bis mittelhohe Wellen könnten allerdings die Küsten des Archipels gefährden.

Das Erdbeben war stark genug, um Schäden an der Infrastruktur von Espiritu Santo und umliegenden Inseln zu verursachen. Entsprechende Meldungen liegen bis jetzt aber nicht vor.

Vanuatu ist Teil des Pazifischen Feuerrings und zählt zu den erdbebengefährdetsten Ländern der Erde. Immer wieder kommt es zu starken Erschütterungen. Manche stehen im Zusammenhang mit dem Vulkanismus der Region. Es kann aber auch sein, dass rein tektonische Erdbeben, wie jenes heute, Auswirkungen auf den Vulkanismus haben. Sollte einer der Vulkane reagieren, gibt es hier natürlich ein Update!

Tektonisch betrachtet ist die Erdkruste unter dem Archipel in mehrere Mikroplatten zerbrochen, die zwischen dem subduktiven Schraubstock der Indoaustralischen- und Pazifischen Platte geraten sind. So liegt Vanuatu auf der Neuen-Herbriden-Platte des nördlichen Fidschibeckens, kurz hinter der großen Subduktionszone des Vanuatu-Fidschi-Grabens. Obwohl das Archipel auch von einer divergenten Plattengrenze beeinflusst wird, die den Graben im Winkel von fast 90 Grad streicht, war es die Subduktionszone, die sich für den aktuellen Erdstoß verantwortlich zeigte.

Kilauea mit Zunahme der Seismizität am 22.11.23

Kilauea auf Hawaii steigert Erdbebentätigkeit – Magmeninflation nahe der Caldera

Nicht nur auf Island dringt Magma in den Untergrund ein, sondern auch am Kilauea auf Hawaii. Zugegeben, hier vergleiche ich Apfel mit Birnen, aber die Prozesse sind ähnlich und führen in beiden Lokationen letztendlich wahrscheinlich zu Vulkanausbrüchen. Auf Hawaii sammelt sich allerdings weitaus weniger Schmelze im Untergrund als auf Island. Auch sind nach aktuellem Stand des Geschehens keine Ansiedlungen gefährdet, weder durch Erdbeben noch durch einen potenziellen Vulkanausbruch. Doch was ist geschehen? Seit Oktober messen Seismometer auf Hawaii immer wieder Schwarmbeben, die von aufsteigendem Magma verursacht werden, die entlang eines Gangs südlich der Gipfelcaldera in den Untergrund eindringen. Gestern wurden gut 240 Erschütterungen entlang des Dykes registriert. Bereits in den letzten Tagen nahm die Erdbebentätigkeit zu.

Die Bodenhebung fluktuierte, ganz so, als wollte das Magma durchbrechen, doch der finale Magmenaufstieg stoppte im letzten Moment. Die Gesamtsituation ist nicht neu und in den letzten Jahren kam es immer wieder zu Magmenakkumulationen, die letztendlich in Eruptionen endeten, die sich im Halema’uma’u-Krater abspielten und auf diesen begrenzten. Neu ist hingegen, dass sich die Erdbeben auch in den oberen Bereichen der beiden Riftsysteme erstrecken und dass somit nicht klar ist, dass sich der erwartete Vulkanausbruch auf den Krater beschränken wird. Tatsächlich gab es in der letzten Woche eine signifikante Erdbebentätigkeit über weite Teile des Südwestrifts, wie man auf der Erdbebenkarte sehen kann.

Am Uēkahuna-Gipfel und am Sand Hill stellen die Neigungsmesser eine Versteilung der Flanken fest. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass sich eine Eruptionsspalte entlang der oberen Vulkanflanke öffnen wird. Vorsichtshalber sperrte man gestern die „Chain of Kraters Road“ die im Nationalpark verläuft.

Die Vulkanologen vom HVO schreiben zur Situation, dass ein Ausbruch jeder Zeit ohne weitere Vorwarnungen erfolgen könnte, obwohl es noch keine klaren Anzeichen dafür gäbe, dass ein Vulkanausbruch unmittelbar bevorstehen würde. Ich liebe diese klaren wissenschaftlichen Aussagen, die auch im Widerspruch zur Straßensperrung stehen!

Grindavik am Abend des 21.11.23

Anzahl registrierter Erdbeben gering – Bodenhebung bleibt hoch

Hier noch ein kleines Update zu den heutigen Geschehnissen auf der isländischen Reykjaneshalbinsel: Die Anzahl der registrierten Erdbeben hat in den letzten 24 Stunden deutlich abgenommen, wobei IMO schreibt, dass der starke Sturm die Messungen beeinflusst. Die Vibrationen des Windes, der sich über den Boden überträgt, verschleieren die Signale der Mikrobeben, so dass hiervon die meisten im Rauschen des Windes untergehen. Im Tagesverlauf wurden nur 280 Erschütterungen detektiert. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 2.7 und manifestierte sich bei Sýlingafell. Was der starke Wind nicht beeinträchtigte, waren die GPS-Messungen, und die geben weiterhin Anlass zur Sorge, denn die Bodenhebung zwischen Svartsengi und Eldvörp ist weiterhin sehr hoch. Seit der letzten Messung addierten sich 2 mm. Man könnte auch sagen, der Boden geht hoch wie ein Hefeteig. Auch an den benachbarten Stationen hob sich der Boden, wobei sogar der Thorbjörn langsam wieder ins Positive dreht. Während die Bodenhebung am Fagradalsfjall stagniert, hebt sich der Boden an der Südküste weiter. Die Bodendeformationen sind insgesamt sehr hoch und es erstaunt, dass es noch nicht zur Eruption gekommen ist. Offenbar fehlt die eine oder andere Komponente für einen gelungenen Vulkanausbruch.

Obwohl es heute aus seismologischer Sicht ein ungünstiger Beobachtungstag ist, bette ich hier einen neuen LiveStream ein, der die Daten einer Erdbebenmessstation in Echtzeit überträgt.

Ansonsten gab es natürlich auch heute wieder Berichte über Grindavik in der lokalen Presse. In einem dieser Artikel kam Rafn Sigmarsson zu Wort. Der junge Mann ist ein Rettungshelfer des Þörbjörn-Teams in Grindavík. Seiner Meinung nach sind die Schäden in der Stadt weitaus geringer als viele Leute annehmen würden. Zwar sind viele Häuser in der Nähe des Hauptrisses zerstört bzw. stark beschädigt, doch je weiter die Häuser vom Riss entfernt liegen, desto geringer sind die Schäden. Die meisten Häuser hatten sogar keine sichtbaren Beschädigungen. Nach diesen Worten dürfte die Hoffnung vieler Bewohner der Stadt steigen, dass sie vielleicht doch nicht alles verlieren werden. Wenn denn der Vulkan still bleiben sollte.

Ätna mit Aktivitätssteigerung am 21.11.23

Ascheeruptionen am Ätna – Neuer Paroxysmus droht

Der Ätna auf Sizilien steigert langsam seine Aktivität. Heute Mittag sind auf den Livecams frequente Ascheeruptionen zu beobachten, die von Neuen Südostkrater ausgehen. Nachts sah man schöne Strombolianer, die auch auf Fotos dokumentiert wurden. MIROVA detektiert nachts eine schwache Wärmestrahlung und auf dem letzten Sentinel-Satellitenfoto vom 18. November sind thermische Anomalien zu erkennen. Am ausgeprägtesten waren sie zu dieser Zeit in der Bocca Nuova, aber auch am Neuen Südostkrater konnte man im Infrarotbereich einen kleinen Hotspot ausmachen. Während die Erdbebentätigkeit weiterhin gering ist, fluktuiert der Tremor richtungssuchend. So ein wirres Zackenmuster sieht man dort nicht alle Tage, und es schaut so aus, als würde Ätna tief ein- und ausatmen, um Luft für den nächsten Paroxysmus zu tanken. Man könnte das Zackenmuster auch so erklären, dass der Vulkan schon mehrmals zu einem Paroxysmus ansetzte, der Gasdruck aber noch nicht ausreichte, um durchzustarten. Aber vielleicht überrascht uns der höchste Vulkan des geologischen Europas noch mit was völlig anderem und erzeugt am Ende wieder eine Episode mit subterminalen Lavaströmen. Doch daran glaube ich weniger, denn alles spricht für einen weiteren Paroxysmus in den nächsten Stunden bis Tagen.

Der Ätna ist zwar der höchste Vulkan Italiens, aber bei weitem nicht der einzige. An klaren Tagen kann man vom Ätnagipfel aus die Liparischen Inseln sehen, die ebenfalls vulkanischen Ursprungs sind. Während die Zeichen auf Vulcano auf leichter Entspannung stehen, emittiert der Stromboli eine moderate Wärmestrahlung. Sie stammt von glühender Tephra, die durch strombolianische Eruptionen im Kraterbereich abgelagert wird. Der letzte Lavastrom bildete sich vor gut 6 Wochen. Seitdem beobachtet man am Stromboli seine normale Aktivität. Laut LGS-Bulletins, die inzwischen wieder online sind, ist die seismische Tätigkeit in Bezug auf VLP-Erdbeben hoch. Das gleiche gilt für den akustischen Druck einiger Explosionen, der fast 3 bar erreicht. Es könnte sein, dass wir hier demnächst auch wieder eine Aktivitätssteigerung sehen werden, aber zuerst kommt wahrscheinlich der Ätna!

Unwetter in der Türkei – News vom 21.11.23

Schwere Unwetter in der Türkei forderten Menschenleben – Frachter gesunken

In den letzten Tagen wurde die Türkei erneut von Klimaextremen heimgesucht, diesmal in Form einer Sturmfront, die schwere Unwetter verursachte. Nach Angaben des Innenministers wurden Windgeschwindigkeiten von 130 bis 140 km/h gemessen. Es kam zu Starkregen und in den Höhenlagen gab es Schneefälle.

Besonders hart traf es die Region am Schwarzen Meer, wo ein Frachter sank. Ein Besatzungsmitglied wurde tot geborgen, 11 weitere gelten als vermisst. Bei dem Schiff handelte es sich um den türkischen Frachter „Kafkametler“ unter türkischer Flagge. Der Funkkontakt mit dem Schiff brach kurz nach dem Auslaufen aus einem Hafen im südwestlichen Schwarzen Meer ab. Das Schiff war auf dem Weg von Russland nach Izmir in der Westtürkei und sank vor der Küste von Zonguldak im Südwesten des Schwarzen Meeres. Der Frachter suchte im Hafen von Eregli Schutz vor dem Sturm, kollidierte jedoch mit einem Wellenbrecher und sank.

Ein anderes Frachtschiff, die „Pallada“ unter kamerunischer Flagge, geriet vor Eregli in fünf Meter hohe Wellen und lief auf Grund, wodurch es in zwei Teile zerbrach. Glücklicherweise konnten alle 13 Besatzungsmitglieder gerettet werden, wie von der Generaldirektion für Seefahrt mitgeteilt wurde.

Aber auch abseits der Havarien gab es Todesopfer zu beklagen. Insgesamt wurden bis jetzt neun bestätigt. Unter den Opfern befinden sich zwei Kinder, die in Batman ertranken. Ein drittes Kind gilt noch als vermisst. 50 Personen erlitten infolge des Sturms Verletzungen.

Der Sturm brachte in höheren Lagen auch Schneefälle mit sich, so dass man von einem Wintereinbruch sprechen kann. Besonders auf der Strecke zwischen Ankara und Istanbul kam es zu Verkehrsbehinderungen. Ebenfalls betroffen war der Flugverkehr, und Flüge mussten gecancelt werden.

Gestern gingen auch Nachrichten durch die Runde, nach denen ein frühes Wettermodel des amerikanischen Wetterdienstes NOAA einen harten Wintereinbruch in Mitteuropa prognostizierte. Demnach droht ein Eiswinter ähnlich jenem von 2010. Bereits Anfang Dezember soll es empfindlich kalt in Deutschland werden. Generell sind Langfristprognosen aber ungenau, besonders, wenn sie aufgrund nur eines Wettermodells erstellt werden. Trotzdem reagierten die deutschen Gasversorger mit der Meldung, dass 2 Monate starker Frost die Gasspeicher leeren würde. Bestimmt reichen solche Prognosen um die Gaspreise wieder anzuziehen.

Island: deutlicher Rückgang der Erdbebentätigkeit

Seismizität hat nachgelassen –  Neue Gefahrenkarte

Heute Nacht wurden die wenigen Erdbeben entlang des magmatischen Gangs detektiert, seitdem dieser in den Erdboden eindrang. Ob dies auf einen tatschlichen Rückgang der Seismizität zurückzuführen ist oder ob wegen des starken Windes nicht alle Erdbeben detektiert werden konnten, bleibt ungeklärt. Obwohl Letzteres wahrscheinlich einen Einfluss hat, werden wir Gewissheit erst haben, wenn der Wind nachgelassen hat. Die meisten Erschütterungen ereigneten sich entlang des Gangs, und man kann zwei Bereiche ausmachen, an denen sich die Beben knubbeln: beim Hagafell und entlang der alten Kraterreihe Sundhnúkur. Diese führt nahe am Fagradalsfjall vorbei und in den IMO-Tabellen wird dieser als Bezugspunkt zur Verortung der Beben angegeben. Die letzten GPS-Messungen zeigten eine anhaltende, starke Bodenhebung im Bereich von Svartsengi.

Das Geothermalkraftwerk steht weiter im Zentrum der Bemühungen, die sensible Infrastruktur zu schützen. Es werden nicht nur Schutzwälle um das Kraftwerk erreichtet, sondern auch Strommasten umgesetzt und Umspannwerke geschützt. Das Kraftwerk versorgt nicht nur Zehntausende Menschen mit Strom, sondern liefert auch für gut 25.000 Menschen Trinkwasser. Der Brunnen liegt in einem besonders gefährdeten Gebiet, und daher soll in den nächsten Tagen damit begonnen werden, an sicherere Stelle einen neuen Trinkwasserbrunnen zu bohren. Die Arbeiten sollen gut 3 Wochen dauern. Das verdeutlich, wie empfindlich die Errungenschaften der Zivilisation sind und wie wir Menschen doch von den Naturgewalten in Schach gehalten werden können.

Die neue Gefahrenkarte von IMO weist nun ein etwas differenzierteres Bild auf und unterteilt die Region entlang des magmatischen Gangs in 3 Gebiete mit unterschiedlichen Gefährdungsstufen. Das gelb eingezeichnete Areal umfasst die Zone mit erhöhter Erdbebengefahr. Die rote Zone weist die Gegend aus, in der das Ausbruchsrisiko als hoch eingeschätzt wird. Die zentrale, lilane Zone weit die Stelle mit der größten Wahrscheinlichkeit einer Spaltenöffnung aus. Svartsengi liegt am Rand dieser Zone. Offenbar geht man weiter von einem 15 km langen Dyke aus und nicht, wie am Sonntag berichtet, von einem Gang, der mittlerweile 5 km länger geworden sein sollte.

Island: großflächige Bodenhebung am 20.11.23

Interferogramm bestätigt schnelle Bodenhebung unter Svartsengi – Nachlassen der Bebentätigkeit beobachtet

Heute wurden im Tagesverlauf deutlich weniger Erdbeben entlang des magmatischen Gangs registriert als es in den letzten Tagen der Fall war. IMO meldet nur ca. 700 Beben anstatt der gut 1500 Erschütterungen der letzten Tage. Auf den Diagrammen zur Bebenhäufigkeit ist das Ausdünnen der Bebenpunkte sehr anschaulich. Nachdem es zum ersten Mal zu einem deutlichen Rückgang der Seismizität gekommen war, das war am Samstag, hatte es noch geheißen, dass der erwartete Vulkanausbruch unmittelbar bevorsteht. Inzwischen ist man mit den Prognosen deutlich vorsichtiger geworden, dennoch hält man einen Ausbruch immer noch für sehr wahrscheinlich. Nur auf den Zeitrahmen mag man sich nicht mehr festlegen, obwohl das Nachlassen der Bebentätigkeit seit heute Nachmittag signifikant und auffällig ist. Nicht ausgeschlossen ist, dass der starke Wind aktuell die Registrierung der schwachen Erdbeben behindert, so dass es in Wirklichkeit mehr Beben gibt als dargestellt werden.

Tatsächlich ist die Bebentätigkeit entlang des Dykes am intensivsten, obwohl sich der Boden westlich des Mittelteils des Dykes am stärksten hebt. Das ist bei Svartsengi. Am Wochenende betrug die Bodenhebung 30 mm, was in einem neuen Interferogramm schön visualisiert wird. Was ich erstaunlich finde ist die Größe des betroffenen Areals! Hier müssen sich gewaltige Mengen von was auch immer ansammeln.

Da die Hebung praktisch unter Ausschluss von Erdbeben stattfindet, halten die Vulkanologen die kurzfristige Ausbruchswahrscheinlichkeit bei Svartsengi für relativ gering. Man sieht die Quelle der Bodenhebung in 4 bis 5 km Tiefe und keine Anzeichen dafür, dass Magma in flachere Gefilde vordringt. Sofern es sich tatsächlich um Gesteinsschmelze handelt und nicht um magmatische Fluide. Wäre auch echt blöd wenn es das Kraftwerk nebst Blaue Lagune verschlingen würde, insbesondere da man gerade Schutzwälle gegen die Lava errichtet, die aus Richtung des Gangs kommen soll.

Früher im Jahr detektierte man ebenfalls eine starke Bodenhebung im Bereich der Askja, und praktisch jeder Geowissenschaftler hätte darauf gewettet, dass wir dort den nächsten Ausbruch auf Island sehen, bis dann im Juli der dritte Ausbruch am Fagradalsfjall los ging. Inzwischen ist Askja aus dem Fokus des Interesses gerückt, nicht zuletzt, weil die Bodenhebung gegen Ende des Sommers praktisch stoppte, nachdem sich der Boden um 68 cm gehoben hatte. Das zeigt deutlich, wie unberechenbar die Vorgänge im Erdinneren sind, und selbst wenn sie sich nur ein paar Hundert Meter tief unter unseren Füßen abspielen, können wir immer noch nicht genau sagen, was vor sich geht, geschweige denn zuverlässige Prognosen abgeben. So bleibt es rätselhaft an den Vulkanen der Welt, und diese Unbestimmtheit ist ja auch ein Teil der Faszination geschuldet, die der Vulkanismus auf viele Menschen ausübt.

Übrigens wurde eine neue Gefahrenkarte herausgebracht, doch davon morgen früh mehr.