Island: Weitere Bodenhebung bestätigt

So Leute, bevor ich mal eine kleine Pause zum Joggen einlege, hier noch schnell die neusten Informationen aus Island, die ich später mit weiteren Details anreichen werden:

Neue InSAR-Aufnahme bestätigt anhaltende Bodenhebung beim Thorbjörn auf Reykjanes

Gerade veröffentlichte IMO eine neue InSAR-Satellitenkarte von Reykjanes, wo die mittlerweile gängigen Farbabstufungen eine Bodenhebung von 6 cm anzeigen. Die Bodenhebung geht einher mit der Lokation der meisten Erdbeben des Schwarms und ist westlich des Thorbjörn-Vulkans angesiedelt. Die zugrunde liegenden Daten stammen aus dem Zeitraum 19.-31. Oktober. Die Bodenhebung beschleunigte sich am 27. Oktober signifikant. Die IMO-Forscher gehen davon aus, dass sich Magma in 4 km Tiefe ansammelt. Konkrete Anzeichen für eine unmittelbar bevorstehende Eruption gibt es bis jetzt nicht, aber es könnte sich schnell ein Ausbruch entwickeln. Wie besorgt man ist, zeigt, dass mehrere Webcams auf der vulkanischen Erhebung installiert wurden. Leider lassen sie sich nicht einbinden.

Die aktuelle Bodenhebung ist noch größer, als man auf der Karte sieht, deren Daten bis gestern zurückreichen. Dabei hat sich insbesondere die Bodenhebung im Randbereich des hier gelb markierten Areals vergrößert, sodass sich die Magmenintrusion ausgedehnt hat. Besonders unter Grindavik zeigen die GPS-Messungen, dass sich der Boden um 5 cm angehoben hat. Ich rechne noch nicht damit, dass es in den nächsten Tagen zu einer Eruption kommen wird, aber innerhalb von Wochen ist es durchaus möglich. Obwohl bis jetzt alle Augen auf den Ort der stärksten Bodenhebung gerichtet sind, kann das Magma auch noch horizontal migrieren, sodass es nicht unbedingt dort austreten muss, wo jetzt die Bodenhebung am größten ist.

Interessant finde ich die Unvorhersagbarkeit der unterirdischen Prozesse. Noch vor 3 Wochen vermuteten Wissenschaftler, dass sich ein mögliches Eruptionszentrum nordöstlich des Fagradalsfjalls zusammenbrauen könnte. Dort ist die von den GPS-Sensoren erfasste Bodenhebung momentan vergleichsweise gering. Seit dem Ende der letzten Eruption hob sich der Boden dort um ca. 3 cm. Allerdings ist es eine recht konstant anhaltende Bodendeformation, die über mehrere Monate hinweg schon kritisch werden könnte. Am Fagradalsfjall selbst liegt die Bodenhebung bei 5-4 cm.

Vulkane Italiens am 01.11.23

Gestern war Berichttag beim INGV und es gibt neue Bulletins zu den aktiven Vulkanen Italiens. Daher möchte ich Euch heute über die aktuellen Entwicklungen informieren.

Ätna mit strombolianischer Tätigkeit

Die letzte Woche war am Ätna von strombolianischer Tätigkeit aus dem neuen Südostkrater geprägt gewesen. Außerdem kam es zur Bildung von Dampfringen. Mit dem Aufleben der strombolianischen Tätigkeit ging die Infraschall-Tätigkeit aus der Bocca Nuova zurück. Interessant ist, dass der Schwefeldioxid-Ausstoß leicht gestiegen ist. Die Seismizität befindet sich auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau. Der Tremor ist moderat. Seine Quelle sitzt stationär in geringer Tiefe unter dem Neuen Südostkrater. Dort hat sich also Magma akkumuliert. Im Gegensatz zu früheren Monaten erkennt man aber keine aufstrebende Tremorsignatur aus größerer Tiefe.

Campi Flegrei mit ruhiger Woche

Eigentlich waren es gleich zwei recht ruhige Wochen in der Campi Flegrei. Im Gegensatz zum seismischen Schub Mitte September bis Mitte Oktober war es geradezu ruhig in der größten Aschestrom-Caldera Europas. In der vergangenen Woche wurden nur 22 Erdbeben detektiert und auch die Bodenhebung scheint rückläufig gewesen zu sein. Der Wert wird zwar noch mit 15 mm pro Monat angegeben, aber könnte sich deutlich abgeflacht zu haben.

Stromboli mit normaler Tätigkeit

Auch am Stromboli zeigt sich ein Aktivitätsrückgang und seit gut 3 Wochen gab es keinen Lavaüberlauf mehr. Die explosive Tätigkeit wird als normal beschrieben. Pro Stunde gibt es zwischen 8 und 12 Eruptionen. Die aus dem zentralen Kraterbereich können dabei stärkere Strombolianer erzeugen. Schaut man sich den Chart der Helium-3 Konzentration an, erkennt man einen weiterhin ansteigenden Trend mit einer nur leicht abflachenden Kurve. In größerer Tiefe zwischen Erdkruste und Erdmantel scheint sich eine größere Menge Magma anzusammeln.

Vulcano mit leicht steigender Schwefeldioxid-Emission

Auf der Insel Vulcano gibt es einen leichten Anstieg der Schwefeldioxid-Emission. Die Fumarolentemperaturen lagen letzte Woche weiterhin bei 344 Grad und scheinen auf diesem erhöhten Niveau stabil zu sein. Eine außergewöhnliche Seismizität oder Bodenhebung wurde nicht detektiert.

Ein als potenziell aktiv aufgeführter Vulkan Italiens fehlt hier in der Meldung und zwar der Vesuv. Er dominiert den Golf von Neapel und ist selbst Menschen bekannt, die sich nicht für den Vulkanismus interessieren. Am Vesuv gibt es auch immer wieder schwache Erdbeben, doch diese werden in den letzten Jahren als Anzeichen für eine Abkühlung des Vulkans angesehen. Dennoch könnte sich das schnell ändern.

Der Vesuv ist zweifellos einer der bekanntesten Vulkane der Welt, hauptsächlich aufgrund seines verheerenden Ausbruchs im Jahr 79 n. Chr., der eine der tragischsten Katastrophen der Antike verursachte. Dieser Ausbruch begrub die blühenden römischen Städte Pompeji, Herculaneum und mehrere nahegelegene Siedlungen unter einer dicken Schicht von Asche, Schlamm und Lava.

Der Vulkan Vesuv befindet sich in unmittelbarer Nähe zur modernen Stadt Neapel in der Region Kampanien. Mit einer Höhe von etwa 1.281 Metern ist er zwar nicht der höchste, aber einer der gefährlichsten Vulkane der Welt aufgrund seiner Nähe zu dicht besiedelten Gebieten. Seine Form ähnelt einem typischen Kegelvulkan.

Vor dem katastrophalen Ausbruch im Jahr 79 n. Chr. war der Vesuv über mehrere Jahrhunderte hinweg ruhig gewesen. Als der Vulkan jedoch plötzlich ausbrach, schleuderte er Asche, Gase und glühende Gesteinsbrocken kilometerweit in die Atmosphäre. Die Städte Pompeji und Herculaneum wurden von einer Wolke heißer Asche und Gesteinsmaterial bedeckt, gefolgt von einer pyroklastischen Strömung – einer raschen Lawine aus heißer Gaswolke, Asche und Gesteinsfragmenten – die die Städte verschüttete und die Bewohner überraschte.

Die vulkanische Aktivität des Vesuvs hat sich seitdem fortgesetzt, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß. Es gab mehrere kleinere Ausbrüche in den Jahrhunderten danach. Obwohl der Vesuv derzeit als ruhend gilt, wird er von Vulkanologen als potenziell gefährlich eingestuft, da er in einem dicht besiedelten Gebiet liegt und Millionen von Menschen in seiner unmittelbaren Umgebung leben.

 

Starke Ascheeruption am Klyuchevskoy – News vom 01.11.23

Vulkanasche vom Klyuchevskoy in 14.000 m Höhe detektiert

Die eruptive Tätigkeit des russischen Vulkans Kamtschatka steigerte sich noch weiter. Heute Nacht detektierte das VAAC Tokio Vulkanasche in einer Höhe von mehr als 14.000 Metern. Die mächtige Aschewolke wurde in Richtung Südosten verdriftet und breitete sich bis in einer Entfernung von 1600 Kilometern über ein großes Areal aus. Es kam zu Ascheniederschlag. Das zuständige Observatorium unter Leitung von KVERT setzte die Warnstufe auf „Rot“ und berichtet von starken Explosionen, die Asche bis auf 12 km Höhe fördern. Diese Diskrepanz ist nicht ungewöhnlich, denn die Satelliten detektieren geringe Aschekonzentrationen in der Höhe, während die Wissenschaftler am Boden meistens die Höhe der sichtbaren Aschewolke kommunizieren.

KVERT warnt vor Explosionen, die Asche bis auf 15 km Höhe blasen könnten. Darüber hinaus hat sich auch die Lavastromtätigkeit verstärkt: MIROVA registrierte eine extreme Wärmestrahlung mit fast 15.000 MW Leistung. Das deutet auf mehrere große Lavaströme hin, die über die Vulkanflanken fließen. Auf einem aktuellen Sentinel-Satellitenfoto erkennt man, dass der junge Lavastrom im Nordwesten des Klyuchevskoys deutlich an Länge zugelegt hat.

Auf der polnischen Website „Wulkany świata“ wurde ein Sentinel-Foto geteilt (siehe oben), auf das ich noch keinen Zugriff habe. Es zeigt die mächtige Aschewolke des Vulkans, nebst den Infrarotspuren von 2 Lavaströmen in den Abflussrinnen im Nordwesten und im Südwesten. Der Lavastrom in der südöstlichen Rinne ist von der Aschewolke verdeckt. Dieser ist aber auf der Livecam sichtbar. (Foto wurde inzwischen entfernt)

Interessant ist auch, dass vorgestern eine VAAC-Meldung über eine vermeintliche Aschewolke am Vulkan Kamen ausgegeben wurde. Heute ist dann noch der Ebeko auf der Kurileninsel Paramushir aktiv geworden, von dem ebenfalls mehrere Aschewolken ausgingen. Die Kurilen liegen südlich von Kamtschatka und werden von den gleichen tektonischen Kräften geprägt.

Kipppunkt der Schelfeisschmelze wohlmöglich überschritten

Neue Studie warnt vor unwiderruflichem Schmelzen des Schelfeises in der Westantarktis

Eine neue Studie von britischen Forschenden, veröffentlicht im Fachjournal Nature Climate Change, warnt davor, dass das Schelfeis in der westantarktischen Amundsensee im Südpolarmeer selbst dann komplett schmelzen wird, wenn das globale Erwärmungsziel von 1,5 Grad Celsius nicht überschritten wird. Schon die aktuelle globale Erwärmung hat dazu geführt, dass das Schelfeis angefangen hat zu schmelzen.

Die Studie untersuchte mittels Computermodellierungen das Verhalten des Schelfeises unter verschiedene Szenarien, darunter die Auswirkungen einer Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius, wie im Pariser Klimaabkommen vereinbart. Selbst in diesem ambitionierten Szenario, das praktisch nicht erreichbar ist verschwindet das Schelfeis in der Amundsensee. Selbst bei einer Erwärmung von durchschnittlich 2 Grad Celsius oder mehr zeigt die Studie, dass das Schelfeis unwiderruflich verloren geht.

Das Schelfeis in der Amundsensee spielt eine entscheidende Rolle bei der Stabilisierung von Gletschern, darunter der Thwaites-Gletscher. Die Schmelze des Schelfeises hat weitreichende Auswirkungen, da sie dazu führt, dass mehr Schmelzwasser der Gletscher ins Meer abfließt und letztendlich zu einem erhöhten Meeresspiegel führt. Auch die Verringerung der Salinität kann sich negativ auf Fauna, Flora und Meeresströmungen auswirken.

Wissenschaftler schätzen, dass der vollständige Verlust der Westantarktis zwar nicht innerhalb dieses Jahrhunderts zu erwarten ist, aber wenn er eintritt, würde dies einen Anstieg des Meeresspiegels um drei bis fünf Meter zur Folge haben. Dies hätte erhebliche Auswirkungen auf Küstenstädte weltweit, auch in Deutschland.

Es gibt noch weitere Kipppunkte im Klimasystem, die den Meeresspiegel signifikant ansteigen lassen könnten. Die Studie betont jedoch, dass es vielleicht noch nicht zu spät ist, die Schmelze in der Ostantarktis oder in Grönland zu begrenzen. Die Forschungsteam hat nicht alle Faktoren in seinem Modell berücksichtigt, was bedeutet, dass es noch unbekannte stabilisierende Kräfte geben könnte, die den Kollaps der Westantarktis verlangsamen.

Insgesamt zeigt die Studie die Dringlichkeit, die Erderwärmung so gering wie möglich zu halten, da die Zukunft des westantarktischen Eises trotz einer fiktiven Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels bedroht ist.

In diesem Zusammenhang darf man einmal mehr politische Bestrebungen unserer Politiker anzweifeln: Es hat den Anschein, dass der Kampf gegen den Klimawandel in erster Linie auf dem Rücken des Bürgers ausgefochten werden soll: eMobilisierung, Gebäudeenergiegesetzt und CO2-Steuer verursachen enorme Kosten für Privatmenschen, aber gleichzeitig wird von vielen Politikern ein subventionierter Industriestrompreis gefordert, noch dazu, wo ein Teil des Stroms aus der Verstromung fossiler Brennstoffe stammt. Wie passt das denn ins Konzept? Klar ist ja wohl, dass sich die gesamte Gesellschaft transformieren muss und dass es gerade eine grüne Revolution in der Industrie bedarf. Parallel dazu ist eine Deindustrialisierung vonnöten, auch wenn das für ein Land wie Deutschland bedeutet, dass man zukünftig auf einiges verzichten muss. Ohne Verzicht ist der Kampf gegen den Klimawandel von vornherein zum Scheitern verursacht. Ein Gedanke, an den wir uns wohl gewöhnen müssen. Wobei eben nicht nur der normale Bürger verzichten muss, sondern auch all jene, die vom Wohlstand und Reichtum des Landes in besonderem Maße profitieren. O.K., vergesst es, das klappt nie!

Starkes Erdbeben an chilenischer Küste am 31.10.23

Erdbeben Mw 6,7 bei Vallenar in Chile

Datum 31.10.23 | Zeit: 12:33:42 UTC | Lokation:  -28.770 ; -71.478 | Tiefe: 23 km | Md 4,5

Kurz vor der chilenischen Küste der Region Atacama kam es zu einem starken Erdbeben der Magnitude 6,7. Das Erdbeben manifestierte sich um 12:33:42 UTC und hatte ein Hypozentrum in 23 km Tiefe. Das Epizentrum befand sich 73 km west-südwestlich von Vallenar. Das Erdbeben wurde in einem großen Umkreis gespürt, doch Berichte über größere Schäden liegen nicht vor. Für die Generierung eines Tsunamis lag der Erdbebenherd zu tief.

Erdbeben vor Chile stehen im Allgemeinen mit der Subduktion der pazifischen Nazcar-Platte in Verbindung, die vor der Küste unter den südamerikanischen Kontinent abtaucht. Der gleiche Prozess ist im Endeffekt auch für den Vulkanismus der Region verantwortlich. Das Erdbeben könnte sich auf die Vulkane der Region auswirken.

Dieses Erdbeben war zwar der stärkste Erdstoß des heutigen Tages, aber nicht das einzige Erdbeben mit großer Magnitude.

Erdbeben Mw 6,5 bei Fidschi

Datum 31.10.23 | Zeit: 11:10:55 UTC | Lokation:  -17.573 ; -178.984 | Tiefe: 548 km | Mw 6,5

Ähnlich stark war ein Beben der Magnitude 6,5, das sich nahe der Hauptinsel des Archipels von Fidschi ereignete. Da der Erdbebenherd in 550 km Tiefe befand, muss man genaugenommen von einem Mantelbeben reden. Das Epizentrum wurde 188 km ost-nordöstlich von Levuka verortet. Mantelbeben manifestieren sich für gewöhnlich an einem Stück subduzierter Ozeankruste, die bis in den Erdmantel abtauchte, dort aber nicht geschmolzen wurde. Vor einiger Zeit gab es im Bereich von Fidschi besonders viele Mantelbeben.

Iran: Erdbeben Mb 5,0

Datum 31.10.23 | Zeit: 09:13:43 UTC | Lokation: 32.033 ; 59.867 | Tiefe: 10 km | Mb 5,0

Ein deutlich schwächeres, aber dennoch erwähnenswertes Erdbeben ereignete sich heute Morgen im Iran. Das Beben hatte eine Magnitude von 5,0 und einen 10 km tief gelegenen Erdbebenherd. Das Epizentrum wurde 111 km südöstlich von Bīrjand verortet. In Gegenden mit alter Bausubstanz können moderate Erdbeben dieser Magnitude bereits schwere Schäden verursachen. Entsprechende Berichte liegen mir aber nicht vor.

Der Iran ist stark von aktiven tektonischen Prozessen beeinflusst, die hauptsächlich Erdbeben und die Bildung von Gebirgen verursachen. Der Iran liegt in der Zone der Wechselwirkung zwischen der asiatischen Platte und der arabischen Platte, wodurch die Kollision und Verschmelzung dieser beiden Platten eine der Hauptursachen für die intensive tektonische Aktivität in der Region darstellt.

Die Islamische Republik steht in den letzten Wochen hauptsächlich wegen der Unterstützung der Terrororganisation Hamas in den News der großen Medienhäuser und wegen der damit verbundenen Israelfeindlichkeit. Unfassbar sind auch die strengen Kopftuchregeln für Frauen und das brutale Gebären der Sittenpolizei, die besonders ein Auge darauf hat, dass Frauen sich den strengen Regeln der Mullahs unterwerfen. Mehrere junge Frauen sind durch das brutale Vorgehen dieser Dilettanten bereits gestorben. Einfach unglaublich, dass es so etwas im 21. Jahrhundert noch gibt. Da ich stark zu bezweifeln wage, dass ein Gott oder Prophet den Menschen solche Regeln aufs Auge drückte, darf man sehr stark am Selbstbewusstsein und Geisteszustand der Männer zweifeln, die solche Regeln heute noch durchdrücken. Es geht einfach um Dominanz, Macht und Unterdrückung! Es sieht so aus, als würden die Werte der christlich-demokratisch geprägten westlichen Welt und der autokratisch geführten Staaten des nahen Ostens immer weiter auseinanderdriften. Das kopfschüttelnd zu beobachten finde ich fast so interessant, wie Nachrichten über Naturkatastrophen recherchieren, und sorry, wenn ich hier vom eigentlichen Thema dieser Seite abgeschweift bin, aber das musste mal raus!

Mount St. Helens mit erhöhter Seismizität

Erdbeben am Mount St Helens durch Magmenaufstieg

Lange Zeit war es still um den Mount St. Helens, jenem Vulkan, der 1980 eine der stärksten Vulkankatastrophen der USA erzeugte. Damals erzeugte der Vulkan eine seitwärtsgerichtete Explosion, die durch einen Hangrutsch getriggert wurde, der wiederum durch eine Flankeninstabilität aufgrund einer Magmenintrusion zustande kam und durch ein Erdbeben ausgelöst wurde. Jetzt berichtet das USGS von erneuten Erdbeben, die sich in den letzten 3 Monaten unter dem Vulkan zutrugen. Allerdings handelte es sich um sehr schwache Beben, die überwiegend Magnituden im Bereich der Mikroseismizität hatten und nicht von Menschen wahrgenommen werden konnten. Beben im Bereich der Mikroseismizität heißt, dass die Magnituden kleiner als 1 waren. Das stärkste Erdbeben brachte es auf eine Magnitude von 2,4. Dieses Beben ereignete sich am 27. August 2023. Die Herdtiefe der Beben liegt in einem Bereich von 4 bis 8 km.

Die seismische Aktivität wurde vom Pacific Northwest Seismic Network registriert. Seit dem 15. Juli 2023 gab es mehr als 400 Erdbeben. Ende August bis Anfang September war die Aktivität am stärksten und es wurden etwa 40–50 Erdbeben pro Woche geortet. Seitdem lag die Zahl bei ca. 30 Erdbeben pro Woche. Zum Vergleich: Seit 2008 -dem Ende der letzten eruptiven Phase- wurden am Mount St. Helens durchschnittlich etwa 11 Erdbeben pro Monat dokumentiert.

Die Vulkanologen vom USGS gehen davon aus, dass die Erdbeben durch eine Druckerhöhung im Fördersystem des Vulkans verursacht werden. Sehr wahrscheinlich steigen aus größerer Tiefe magmatische Fluide auf und sammeln sich in einem Magmenkörper, der sich in 4-10 km unter dem Vulkan befindet. Es handelt sich also um einen langsamen Wiederaufladungsprozess des Vulkans. Es gibt aber keine Anzeichen für einen bevorstehenden Ausbruch. Es wurde weder eine Bodenhebung festgestellt, noch eine Veränderung der Gaszusammensetzung oder eine Temperaturänderung der Gase. Es wurde keine Alarmstufe ausgerufen.

Island: weitere Erdbeben und Bodenhebung am 31.10.23

Auf der Reykjanes-Halbinsel hebt sich der Boden weiter

Einmal mehr muss ich über die Geschehnisse auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel berichten, denn der Erdbebenschwarm intensivierte sich heute Morgen erneut. Das seismische Netzwerk auf Island registrierte inzwischen mehr als 10.000 Erdbeben, die sich im Zuge des Schwarms nördlich von Grindavik ereigneten. In den letzten 48 Stunden hatten 8 Erdbeben Magnituden ab 3. Die stärkste Erschütterung dieses Zeitraumes ereignete sich gestern Mittag und brachte es nach einer Korrektur des Werts auf M 4,2. Zuvor wurde eine Magnitude von 4,5 angegeben. Gestern Nachmittag entspannte sich die Lage etwas, um sich dann heute wieder zu verschärfen. Verschärft hat sich auch die Bodenhebung, wenigstens wenn man den aktuellen Daten der GPS-Messungen trauen darf: Der grüne Messpunkt sprang bei der letzten Messung an praktisch allen Messstationen, an denen in den letzten Tagen eine signifikante Bodendeformation gemessen wurde, nach oben. Demnach beträgt die Bodenhebung südlich des Fagradalsfjalls 50 mm und bei Svartsengi und am Thorbjörn gut 40 mm. Am Fagradalsfjall sieht es ähnlich aus. Selbst unter Grindavik hob sich der Boden um ca. 20 mm an.

Die isländischen Vulkanologen sprechen einheitlich von einer sehr schnell stattfindenden Bodenhebung, auch wenn sie sich in den letzten beiden Tagen etwas verlangsamte. Bereits vorgestern zeigte sich Þorvaldur Þórðarson über die Geschehnisse besorgt und meinte in einem MBL-Interview, dass im Falle einer sich anbahnenden Eruption die Reaktionszeit kurz wäre, um Evakuierungen der Blauen Lagune und des Geothermalkraftwerks einzuleiten. Der Leiter des Thermalbads erklärte, dass man engmaschig Daten erfasst und sie genau im Auge behält. Dazu gehören auch Temperaturmessungen des Wassers. Sollte Magma in flache Schichten eindringen, erwartet man einen Anstieg der Wassertemperatur. Es stellt sich natürlich die Frage, wie lange man das Thermalbad für Besucher geöffnet halten will. Mitunter kann der finale Magmenaufstieg sehr schnell gehen und mit jedem Tag, an dem die seismische Aktivität aufgrund Magmenintrusion anhält, steigt die Wahrscheinlichkeit für einen baldigen Vulkanausbruch.

Iwo Jima mit Unterwassereruption am 31.10.23

Geburt von neuem Land vor der Küste von Iwo Jima

Wenige Hundert Meter vor der Südküste der japanischen Insel Iwo Jima wird gerade neues Land geboren: gestern meldeten lokale Medien eine submarine Eruption im flachen Wasser, die zum größten Teil explosiv abläuft, aber auch eine effusive Komponente beinhalten könnte. Luftaufnahmen der Küstenwache dokumentierten kleine surtseyanische Explosionen, die ein Gemisch aus Tephra und Wasser eruptieren. Dabei werden auch größere Blöcke ausgespien. Neben dem aktiven Schlot beginnt sich eine kleine Insel aufzubauen, die sich wie eine Sandbank knapp über der Wasseroberfläche erhebt. Hier könnte eine effusive Komponente ins Spiel kommen, denn rings um das kleine Eiland steigt Dampf auf und es sieht so aus, als wäre das Inselchen extrusiv entstanden.

Auf den Aufnahmen der Küstenwache erkennt man auch starke Wasserverfärbungen und schwimmende Bimssteine.

Die Insel Iwo Jima gehört zum Ogasawara-Archipel und liegt gut 1200 Kilometer südlich von Tokio. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges war Iwo Jima Schauplatz einer erbitterten Schlacht zwischen Japanern und Amerikanern. Für beide Parteien war die nur 24 Quadratkilometer große Insel von strategischer Bedeutung, denn sie diente den Japanern als vorgelagerter Aufklärungsstützpunkt, von dem aus amerikanische Bomberflotten, die auf Tokio zuhielten, früh ausgespäht werden konnten.

Iwo Jima heißt ins Deutsche übersetzt „Schwefelinsel“ und bildete sich in einer Caldera, die vor ca. 3000 Jahren entstand. Höchste Erhebung ist der 170 m hohe Schlackenkegel Suribachi. In den letzten 40 Jahren gab es 6 phreatische Eruptionen. Im September 2001 gab es bereits eine kleine submarine Eruption in dem Gebiet des aktuellen Vulkanausbruchs.

Interessant ist, dass es Anfang des Monats im Ogasawara-Archipel ein Erdbeben Mw 6,1 gab. Es folgte eine Erdbebenserie in der Nähe des Inselvulkans Torishima, bei der auch ein kleiner Tsunami entstand. Es gab Spekulationen, dass die Erdbebenserie und der Tsunami von einem submarinen Vulkanausbruch verursacht worden sein könnten. Torishima liegt ungefähr 600 km nördlich von Iwo Jima. Das erste Erdbeben war so stark, dass es sich auch auf die vulkanische Aktivität bei Torishima und Iwo Jima ausgewirkt haben könnte.

Diese Jahr gibt es auffällig viele submarine Eruptionen, aber praktisch keine ernstzunehmenden permanenten Lavasee!

Piton Fournaise mit Erdbeben und Inflation am 31.10.23

Seismische Krise durch schnellen Magmenaufstieg am Piton Fournaise auf La Reúnion

Achtung! Ich konnte diesen Bericht nicht durch andere Quellen verifizieren. Es könnte sich um eine Fehlinformation handeln

Am Piton de la Fournaise auf La Réunion könnte sich der zweite Vulkanausbruch in diesem Jahr anbahnen. Wie die lokale Nachrichtenseite „Reunion by Sat“ auf FB berichtet, wurde heute Vormittag (Ortszeit) die Alarmstufe „1“ über den Schildvulkan verhängt und der Zugang zur Caldera Enclose geschlossen. Grund hierfür ist eine seismische Krise, bei der zahlreiche schwache Erdbeben registriert werden. Es wird eine schnelle aufsteigende Inflation von Magma registriert, welche die Erdbeben auslöst. Innerhalb kurzer Zeit könnte es zu einer Eruption kommen, doch es besteht auch die Möglichkeit, dass die Schmelze in Form eines magmatischen Gangs im Erdboden stecken bleibt. In den letzten Jahren kam es häufiger vor, dass der Vulkan erst nach 2-3 Anläufen ausbrach.

Interessanterweise hatte das OVPF erst gestern Mittag ein neues Bulletin veröffentlicht, nachdem es keine besonderen Anzeichen für einen sich zusammenbrauenden Vulkanausbruch gab. Das zeigt, wie schnell sich die Situation an einem Feuerberg ändern kann und wie schwer es trotz all der Forschung ist, Vulkanausbrüche längerfristig (oder auch nur Tage im Voraus) vorherzusagen. Gleichzeitig verdeutlicht das die Gefahren, in die man sich als Vulkanwanderer begeben kann, wenn man z. B. auf einer mehrtägigen Wanderung in einem aktiven Vulkangebiet ist. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit immer noch recht gering, dass man tatsächlich von einer überraschenden Eruption erwischt wird.

Am Fournaise gibt es mehrere Livecams, auf denen man etwaige Eruptionen beobachten kann. Leider hüllt sich der Vulkan aber oft in Wolken, sodass auch etwas Glück vonnöten ist, um wirklich was zu sehen.