Türkei: Starkes Erdbeben M 5,8 verursacht ein Todesopfer

Erdbeben Mw 5,8 verursachte leichte Schäden nahe Marmaris in der Türkei – Zahlreiche Verletzte und ein Todesopfer

Datum: 02.06.2025 | Zeit: 23:17:27. UTC | Koordinaten: 36.706 ; 28.241 | Tiefe: 68 km | Mw 5,8

Marmaris, 03.06.2025Gestern Abend erschütterte ein starkes Erdbeben der Magnitude 5,8 den westtürkischen Küstenort Marmaris. Das Epizentrum lag nur 17 Kilometer südlich des beliebten Ferienorts. Obwohl der Erdbebenherd in der relativ großen Tiefe von 68 Kilometern lag und sich damit bereits in der Asthenosphäre befand, entstanden in Marmaris und umliegenden Orten leichte Schäden wie Gebäuderisse.

Obwohl größere Schäden ausblieben und keine Gebäude einstürzten, gab es 69 Verletzte und sogar eine 14-Jährige, die infolge einer Panikattacke verstarb. Auch die Mehrzahl der Verletzungen war auf Panikreaktionen zurückzuführen, ähnlich wie es bereits beim letzten Erdbeben am 23. April nahe Istanbul der Fall gewesen ist: Die Menschen sprangen in Panik aus Fenstern, um sich vor einer drohenden Katastrophe in Sicherheit zu bringen. Das zeigt, wie nervös man in den türkischen Gebieten ist, in denen man in den nächsten Jahrzehnten mit einem Starkbeben rechnen muss.

In den sozialen Medien wurden Videos geteilt, auf denen schwankende Lampen und auf Tischen tanzendes Geschirr zu sehen sind. Außerdem zeigten sie, wie sich Menschen auf freien Plätzen versammelten. Alles in allem scheinen die Folgen des Erdbebens bis auf die Panikreaktionen überschaubar zu sein.

Das Erdbeben war in einem großen Umkreis von fast 1000 Kilometern zu spüren gewesen. Dem EMSC liegen hunderte Wahrnehmungsmeldungen vor, u.a. aus Griechenland, Ägypten und Rumänien. Besonders stark erschüttert wurde auch die griechische Insel Rhodos, die nur wenige Kilometer vor der türkischen Küste bei Marmaris liegt.

Tektonische Situation bei Marmaris und Rhodos

Tektonisch betrachtet ist die Situation in dieser Region des Mittelmeeres sehr komplex und in der Nähe des Erdbebengebiets bei Marmaris verlaufen mehrere dominante Störungszonen: Nördlich von Marmaris liegen die Ausläufer der Nordanatolischen Verwerfung, die für die Erdbeben im Raum Istanbul verantwortlich ist. Im Westen ist es die hellenische Subduktionszone, die Sorgen bereitet, und im Süden befindet sich der Strabo-Graben. Parallel zu diesem Graben verlaufen die STEP-Störungszone und weiter nördlich die Fethiye-Burdur Fault Zone und die Rhodos-Störungszone, bei denen es sich um Übergangsstörungen handelt, die in der Hellenischen Subduktionszone münden. An einer dieser Störungen am Rand des Rhodos-Beckens manifestierte sich das aktuelle Erdbeben.

Richtiges Verhalten bei Erdbeben

Sollte man in die Situation kommen, sich einem Erdbeben ausgesetzt zu sehen, ist es wichtig, sich richtig zu Verhalten und Ruhe zu bewahren. Der Sprung aus einem höher gelegenen Fenster ist sicherlich nur der letzte Ausweg, wenn ein Gebäude bereits dabei ist, zusammenzustürzen. Nur wer auf sicherem Weg ein Gebäude innerhalb weniger Sekunden verlassen kann, sollte dies auch tun. Ist das nicht möglich, wird empfohlen, sich neben stabilen Möbeln auf den Boden zu legen und den Kopf zu schützen.

Island: Erdbeben Mb 3,4 am Grjotarvatn

Moderates Erdbeben im Vulkansystem Ljósufjöll beim Grjotarvatn auf Island

Reykjavik, 02.06.2025Erst gestern schrieb ich über den geologischen Umbau des Riftsystems auf der Reykjanes-Halbinsel, der sich unter Umständen auch bis auf die Snæfellsnes-Halbinsel im Westen Islands auswirken könnte, da gab es heute wie zur Bestätigung gleich zwei Erdbeben mit den Magnituden 3,4 und 3,2 beim Grjotarvatn im Ljósufjöll-System.

Wie IMO mitteilte, handelt es sich bei dem stärkeren Beben um das zweitstärkste in dem Areal seit Beginn der Aktivität im Jahr 2021. Stärker war nur das Beben M 3,7 vom 8. Mai dieses Jahres. Auffällig ist, dass die Beben im Dreierbereich i immer kürzerer Folge erscheinen, was für einen allgemeinen Trend der Aktivitätssteigerung spricht.

Das Epizentrum der Beben wurde rund 28 km nördlich von Borgarnes verortet. Das Hypozentrum beider Erdbeben lag in 18 Kilometern Tiefe. Es folgten weitere Beben, so dass ein kleiner Schwarm entstand. Die Tiefe der Hypozentren legt nahe, dass die Beben durch Gesteinsbruch infolge von Magmenbewegungen verursacht wurden. Der Erdbeben stützen die Hypothese, dass sich Magma im oberen Bereich der Asthenosphäre akkumuliert und versucht, in die Erdkruste einzudringen.

Während man auf Snæfellsnes noch auf Signale einer signifikanten Bodendeformation wartet, erhält man sie tagtäglich von der weiter südlich gelegenen Reykjanes-Halbinsel. Die Bodenhebung bei Svartsengi hält unverändert an, sieht man einmal von der Fluktuation der Messgenauigkeit ab. Seit Anfang April hob sich der Boden an der Messstation SENG um gut 230 mm. Es fehlen noch 30 mm zum Gleichstand mit der Hebung von vor der letzten Eruption. Dieser sollte in den nächsten 10 Tagen erreicht sein. Die Eruptionswahrscheinlichkeit wächst proportional zur Bodenhebung. Anzeichen für ein baldiges Ende der Aktivität gibt es nicht. Und selbst wenn sie ein spontanes Ende finden sollte, ist es wahrscheinlich nur eine Frage von Monaten, bis ein anderes Vulkansystem auf Reykjanes oder Snæfellsnes erwachen wird.

Ätna: Abgang eines Pyroklastischen Stroms

Pyroklastischer Strom am Ätna. © Jochen Felkl/ Skylienwebcam

Großer Pyroklastischer Strom auf der Ostflanke des Ätnas – Südostkrater war der Ausgangspunkt

Catania, 02.06.2025/ 11:45 UhrDie 14. eruptive Phase, die man als milden Paroxysmus bezeichnen kann, nahm eine unerwartete Wendung, als gegen 11:24 Uhr MESZ von der Nordostflanke des Südostkraterkegels ein pyroklastischer Strom abging, der das Valle del Bove hinabfloss und auch das Valle del Leone nicht ausließ. Unser Vereinsmitglied Jochen Felkl war gerade an der Livecam und erstellte die hier gezeigten Screenshots.

Pyroklastischer Strom am Ätna. © Skyline

Ich versuche noch den genauen Hergang des Geschehens zu eruieren. Vermutlich kam es zum Kollaps eines Lavastroms oder eines Flankenabschnitts des Kraterkegels infolge der aktuellen Aktivität. Pyroklastische Ströme entstehen am Ätna häufig, wenn sich ein Lavastrom durch die Flanke des Kegels brennt, wodurch die berühmten Scharten bzw. Frakturen entstehen.

Ersten Einschätzungen zufolge handelte es sich um einen der größten pyroklastischen Ströme am Ätna, über die ich bis jetzt berichten durfte. Selbst gesehen habe ich am Ätna bisher zwei. Einer ging von der Bocca Nuova ab und floss Richtung Westen, der andere manifestierte sich ebenfalls vom Südostkrater.

Update 12:15 Uhr: Inzwischen hat das INGV ein Update herausgegeben, in dem es heißt, dass der pyroklastische Strom wahrscheinlich nicht über die Begrenzung des Valle del Leone hingeflossen ist. Sollte das der Fall sein, wäre das ein Worst-Case-Szenario, denn auf dieser Begrenzung  -der Serra delle Concazze- halten sich oft Wanderer auf. Doch auch im Valle del Bove gibt es Wanderwege. Sollten sich hier morgens bereits Wanderer aufgehalten haben, stehen ihre Überlebenschancen nicht sonderlich gut. Das Video unten zeigt, dass ein großer Teil des oberen Valle del Bove vom pyroklastischen Strom überrollt wurde.

Der pyroklastische Strom soll durch einen Kollaps im oberen nordöstlichen Flankenbereich entstanden sein. Zeitgleich verstärkte sich die kontinuierliche strombolianische Tätigkeit zu einer Lavafontäne. Unklar ist, ob ein plötzlicher Druckanstieg den Kollaps verursachte oder ob die Druckentlastung durch den Kollaps das Magma explosionsartig aufsteigen ließ.

Eine VONA-Warnung des VAAC Toulouse zeigt einen Roten Alarmstatus des Ätnas. Nach Nordwesten driftende Vulkanasche wurde in 6400 m Höhe detektiert.

In meinem letzten Update schrieb ich darüber, dass sich Magma in einer Nord-Süd-orientierten Zone unter dem Südostkrater angesammelt hat und Richtung Norden strebt. Bei den vorherigen Eruptionen hatte sich auch eine neue Förderschlotreihe im Nordwesten des Kraterkegels gebildet, was eine potenzielle Schwächezone markiert.

Das Geschehen zeigt, wie unberechenbar und gefährlich Vulkane sind. Zugleich liefert der Abgang des pyroklastischen Stroms Denkanstöße, wie es um die Sicherheit der Touristen bestellt ist, die in Hundertschaften via Seilbahn und Bus auf den Vulkan gekarrt werden. Da man bestenfalls mit einem milden Paroxysmus rechnete, wage ich zu bezweifeln, dass die Region oberhalb von 2500 m, wo sich die obere Seilbahnstation befindet, evakuiert wurde. Sollte ein größerer pyroklastischer Strom in Richtung Süden abgehen, könnte es schnell in einem Desaster enden. Interessant auch die Überlegung, mit welch unterschiedlichem Maß man urteilt: Der Aufstieg zum Stromboli ist dauerhaft gesperrt, selbst in Zeiten normaler Aktivität, während man am viel stärker eruptierenden Ätna die Leute bis 300 m unterhalb der Kraterkegel schafft.

Nigeria: Zahlreiche Todesopfer infolge Überflutungen

Mehr als 150 Tote durch starke Überflutungen im Zentrum von Nigeria – Umweltschäden mitverantwortlich für die Naturkatastrophe

Mokwa, 02.06.2025Lang anhaltender Starkregen hat in Nigeria zu Überflutungen geführt, in deren Folge mindestens 151 Todesopfer zu beklagen sind. Besonders betroffen ist die Stadt Mokwa im Bundesstaat Niger, wo Überschwemmungen bereits letzte Woche Häuser zerstörten und Tausende obdachlos machten.

Die Regenfälle traten im Zusammenhang mit der Regenzeit in Nigeria auf, die im April beginnt und bis Oktober dauert. Die Behörden warnten bereits vor starken Regenfällen in mindestens 15 der 36 Bundesstaaten des Landes.

Die nigerianische Katastrophenschutzbehörde NSEMA bestätigte, dass die Opferzahl von zunächst 115 deutlich angestiegen sei. Mehr als 500 Haushalte mit über 3.000 Bewohnern waren von der Katastrophe betroffen. Zahlreiche Familien hätten zwei bis fünf Angehörige verloren, darunter auch Kinder. Die Zahl der Todesopfer könnte weiter steigen, da mehrere Menschen in den Fluss Niger gespült wurden und einige Personen als vermisst gelten. Rettungskräfte konnten bislang elf Personen lebend bergen und in Krankenhäuser bringen.

Mokwa liegt unweit des Flusses Niger, der als Lebensader des Landes gilt. Durch den Ort verläuft ein Bach, der in den Niger mündet. Dieser Bach schwoll durch die Regenfälle stark an und ist für die Überflutungen maßgeblich verantwortlich. Videos zeigen, wie sich der Bach in einen reißenden Strom verwandelte, der durch Mokwa floss und vor allem Hütten wegspülte. Zudem gilt das Abwassersystem der Region als marode: Rohre sind kaputt und verstopft, was die Naturkatastrophe verstärkt haben könnte.

Die Lage vor Ort bleibt angespannt: Viele Menschen sind ohne Unterkunft und Nahrung, während die Behörden mit dem Ausmaß der Zerstörung kämpfen. Eine wichtige Brücke, die den Norden mit dem Südwesten Nigerias verbindet, wurde von den Fluten zerstört, zahlreiche Reisende sitzen fest. Außerdem besteht Seuchengefahr, da Abwasser aus der Kanalisation und den Sickergruben an die Oberfläche gespült wurde.

Nigeria gehört zu den ärmsten Staaten der Welt: 60% der Bevölkerung leben unter der Armutsgrenze. Raubbau an der Natur und insbesondere Abholzung und Bergbautätigkeiten, die im Tagebau betrieben werden, verschärfen das Potenzial für Naturkatastrophen. Hinzu kommen die Folgen des Klimawandels, so dass für Nigeria keine guten Prognosen bestehen.

Ätna: Eruptive Episode Nr. 14

Die 14. Ausbruchsepisode am Ätna begann heute Nacht  Intensive strombolianische Tätigkeit hält an

Catania. 02.06.2025  Am Ätna hat heute Nacht die 14. eruptive Episode der Ausbruchsserie begonnen, die ihren Anfang am 12. März nahm. Die letzte Eruption manifestierte sich am 12. Mai. Es gab also ein ungewöhnlich langes Pausenintervall von 3 Wochen und ich hatte schon nicht mehr mit einem weiteren Ausbruch gerechnet. 

Eruption am Ätna. © INGV
Wie bei den anderen Ausbrüchen auch begann der Tremor einige Stunden vor den ersten sichtbaren strombolianischen Eruptionen zu steigen, was gegen 23:00 UTC der Fall war. Um 01:23 UTC brachte das INGV/VAAC eine erste VONA-Warnung heraus und erhöhte den Alarmcode für den Flugverkehr auf „Gelb“. Zu dieser Zeit gab es noch keine Aschewolke, aber es wurde vor Unruhen am Vulkan gewarnt. Von da an kletterte die Alarmstufe ziemlich schnell, bis um 03:32 UTC die Alarmstufe „Rot“ ausgerufen wurde. In dem Kommuniqué hieß es, dass starke strombolianische Eruptionen im Gang seien. Die Höhe einer potenziellen Aschewolke ließ sich nicht bestimmen. Heute Morgen um 06:30 UTC sieht man auf einem Livestream kontinuierliche strombolianische Eruptionen aus 2 Förderschlote des Südostkraters aufsteigen, von denen eine Asche-Dampf-Wolke geringer Dichte aufsteigt.

Wie lange der Ausbruch anhalten wird, lässt sich nicht sagen. Normalerweise hält diese Form der milden Paroxysmen einige Stunden an. Der Tremor fluktuiert seit gut 4 Stunden auf hohem Niveau und erzeugte einige Peaks. Zuletzt stieg er noch ein wenig an, dürfte aber langsam seinen Höhepunkt erreicht haben.

Auf den Thermalcams erkennt man im Infrarotbereich, dass sich auf der Ostflanke des Südostkraters ein kurzer Lavastrom formiert, der in Richtung des Valle del Bove fließt und in etwa das Höhenniveau der Basis des Kraterkegels erreicht hat. Die vorherigen Eruptionen erzeugten deutlich größere Lavaströme. Es kann also sein, dass wir noch am Anfang der Lavastromphase stehen oder dass sich der Charakter der Tätigkeit gegenüber den letzten Eruptionen geändert hat.

Island: Forscher vermuten Etablierung eines neuen Riftsystems

Etabliert sich auf Reykjanes ein neues Riftsystem? Blick von Sundhnúkur in Richtung Fagradalsfjall. © Marc Szeglat

Island unter Spannung: Rifting-Prozesse verändern das Gesicht der Reykjanes-Halbinsel

Die Reykjanes-Halbinsel im Südwesten Islands steht weiterhin im Fokus der geowissenschaftlichen Forschung: Seit dem Herbst 2020 ereignet sich dort eine Phase intensiver tektonischer und vulkanischer Aktivität, die auf eine Neuordnung der Plattengrenze zwischen Nordamerika und Eurasien hindeutet. Während wir in Bezug auf den Vulkanismus meistens nur auf die horizontale Bodenhebung achten, hat sich in den vergangenen Monaten auch eine außergewöhnliche horizontale Verschiebung von über 20 Zentimetern ergeben, die mittels GNSS-Messstationen registriert wurde. Das ist ein klares Zeichen dafür, dass sich die tektonischen Bewegungen beschleunigen.

Vektoren der Bodenbewegungen. © Michelle Parks

Die Messstation LISK (Litla Skógfell) zeigte zwischen November 2023 und Frühjahr 2024 eine nordwestliche Bewegung von über 20 Zentimetern, was  einer Rate von etwa 11 cm pro Jahr entspricht. Der Wert liegt deutlich über der normalen Plattendrift von rund 2 cm jährlich. Es handelt sich um das bislang stärkste dokumentierte Rissereignis auf der Halbinsel seit Beginn der instrumentellen Aufzeichnungen.

Der Geowissenschaftler Professor Emeritus Haraldur Sigurdsson äußere in seinem jüngste FB-Post die Vermutung, dass sich an der Plattengrenze südlich von Grindavík eine neue Riftzone etabliert. Wie wir wissen, kam es bereits seit 2021 kam es zu mehreren Eruptionen und magmatischen Gangbildungen in der Region – zuletzt bei der Sundhnúkur-Kraterreihe im Svartsengi-Gebiet. Das aktuelle Geschehen wird von dem Wissenschaftler jedoch nicht nur als vulkanisches Ereignis verstanden, sondern auch als Ausdruck eines großräumigen tektonischen Umbaus: Die Reykjanes-Halbinsel kehrt offenbar in eine aktive Riftphase zurück, wie sie zuletzt vor etwa 800 Jahren stattfand.

Westisland bislang unbewegt – aber nicht spannungsfrei

Während sich im Südwesten die Erdkruste sichtbar dehnt, bleibt Westisland bislang ruhig, zumindest wurden an der Oberfläche noch keine größeren Bodenbewegungen detektiert. Langfristige GPS-Daten zeigen, dass Regionen wie der Snæfellsnes oder Reykjavik weiterhin einer gleichmäßigen Bewegung nach Nordwesten folgen – ohne erkennbare Veränderungen durch die Ereignisse auf Reykjanes.

Doch die Ruhe trügt: Aktuelle seismische Unruhen im Vulkansystem Ljósufjöll, nördlich von Borgarnes, deuten auf ein wachsendes Spannungsfeld auch außerhalb der eigentlichen Riftzone hin. Seit Ende 2024 häufen sich dort Erdbeben in Tiefen von 15 bis 20 Kilometern. Ein Indiz auf magmatotektonische Prozesse in der unteren Erdkruste. Die bisher stärksten Erschütterung erreichten in den vergangenen Monaten Magnitude im Dreierbereich.

Fachleute des Isländischen Meteorologischen Amts (IMO) interpretieren diese tiefen Beben als mögliches Zeichen magmatischer Intrusion – bislang jedoch ohne Oberflächendeformation oder sichtbare vulkanische Aktivität. Ähnliche Prozesse wurden bereits vor den Ausbrüchen auf Reykjanes beobachtet.

Steht auf Island ein langes Kapitel der geologischen Umgestaltung bevor?

Bodenriss in Grindavik. © Marc Szeglat

Noch ist unklar, ob die derzeitige Aktivität auf der Reykjaneshalbinsel und im Westen Islands der Auftakt für eine jahrzehntelange Phase verstärkten Riftinggeschehens ist. Die Wiederkehr der Aktivität nach Jahrhunderten geologischer Ruhe legt dies nahe. Wie sich eine geologische Umgestaltung auf die Menschen auswirken wird ist ebenso ungewiss. Obwohl Island noch am Anfang des möglichen Prozesses steht wurde bereits eine Stadt -Grindavik- stark in Mitleidenschaft gezogen. Experten halten es für durchaus möglich, dass auch Vogar oder die Hauptstadtregion betroffen werden könnte.

Vulcano: Offizielle Wiedereröffnung des Schlammbads

Schlammbad auf Vulcano nach fünf Jahren wieder für Besucher geöffnet

Vulcano, 1. Juni 2025Nach fast fünf Jahren Schließung ist einer der bekanntesten touristischen Hotspots der Liparischen Inseln offiziell wieder zugänglich: Das Schlammbad von Vulcano hat heute seinen Betrieb wieder aufgenommen. Die Wiedereröffnung dieser geothermischen Attraktion markiert einen wichtigen Schritt für den lokalen Tourismus.

Schlammbad auf Vulcano © Marc Szeglat

Die Schließung des naturnahen Thermalbads hatte mehrere Gründe. Zunächst sorgte im Jahr 2020 die Corona-Pandemie für einen vorübergehenden Betriebsstopp, wie es vielerorts der Fall war. Doch während andernorts nach der Pandemie wieder Normalität einkehrte, wurde auf Vulcano ein weiteres, deutlich schwerwiegenderes Problem offensichtlich: Ab dem Herbst 2021 registrierten die Vulkanologen eine drastische Zunahme vulkanischer Gasemissionen – insbesondere von Kohlendioxid (CO₂) und Schwefelwasserstoff (H₂S). In Bodennähe sammelten sich gefährliche Konzentrationen dieser Gase, die tödlich wirken können. Die Inselverwaltung reagierte mit Evakuierungsmaßnahmen, Zugangsbeschränkungen und der Sperrung des gesamten Schlammbadbereichs. Zudem gab es einen Streit zwischen dem Betreiber des Bades und der Kommune Lipari aufgrund geplanter Umbaumaßnahmen, die aber inzwischen aufgegeben wurden.

Die nun erfolgte Wiedereröffnung ist das Ergebnis der nachlassenden magmatischer Aktivität auf Vulcano, sowie umfangreicher Sicherheitsvorkehrungen, die von der Betreibergesellschaft Geoterme Vulcano S.r.l. in Abstimmung mit den Behörden umgesetzt wurden. Zu den neuen Maßnahmen zählen die Installation eines Umweltüberwachungssystems mit Gassensoren und Wetterstation, mehrsprachige Informations- und Warnschilder, ein automatisiertes Einverständnissystem beim Ticketkauf sowie ein erweitertes System zur Videoüberwachung. Auch die Verhaltensregeln für Besucher wurden überarbeitet.

Der Zugang zum Schlammbad ist künftig nur unter bestimmten Bedingungen möglich: So sind feste Badezeiten einzuhalten, Personen mit Atemwegserkrankungen oder niedrigem Blutdruck dürfen das Areal nicht betreten. Zudem ist es strengstens untersagt, sich den Fumarolen zu nähern oder markierte Sicherheitszonen zu überschreiten.

Während ein Bad im Schlamm für Menschen mit Atemwegserkrankungen offenbar weniger gesund ist, soll es bei allerlei Hautkrankheiten helfen und auch die Therapie von Depressionen unterstützen. Aber Vorsicht: Die am Boden des Pools austretenden Gase sind sehr heiß und können unter Umständen zu Verbrennungen führen. Unbedingt Badelatschen tragen!

Für den Tourismus auf Vulcano ist das eine gute Nachricht. Zuletzt hatte man mit einem starken Rückgang der Besucherzahlen kämpfen müssen.

Ich war zuletzt im Herbst 2024 auf Vulcano und habe trotz Sperrung ein kurzes Schlammbad genossen. Damals war das Areal menschenleer und es ging recht gemächlich auf der Insel zu. Kurz vor meinem Besuch war es bereits kurzzeitig offen, doch da erneut eine erhöhte CO₂-Konzentration gemessen wurde, musste man das Baden wieder verbieten. Aktuelle Messdaten deuten eine leichte Entspannung der zuvor kritischen Situation an.

Welt: Starker Geomagnetischer Sturm trifft ein

Polarlichter über Bayern (Archiv). © Thorsten Böckel

Starker Sonnensturm trifft die Erde – Polarlichter über Mitteleuropa erwartet

Oberhausen, 1. Juni 2025Ein massiver Sonnensturm trifft derzeit die Erde und könnte in der Nacht zum Sonntag für spektakuläre Polarlichter über weiten Teilen Europas sorgen, denn der Sonnensturm löst einen ebenso starken geomagnetischen Sturm aus, der zudem auch Satellitenkommunikation und Funkverkehr stören könnte.

Verantwortlich ist ein sogenannter koronaler Massenauswurf (CME), der am 31. Mai von einem M8.2-Sonnenflare ausgelöst wurde, der von der Sonnenfleckengruppe AR 4100 ausging. Die Plasmawolke traf in den frühen Morgenstunden mit hoher Geschwindigkeit – die Rede ist von 1000 km/s – auf das Erdmagnetfeld und verursachte einen geomagnetischen Sturm der Kategorie G4. Das ist die zweithöchste Warnstufe auf einer fünfstufigen Skala. Die NOAA warnt vor möglichen Spannungsinstabilitäten im Stromnetz, Störungen im GPS- und Funkverkehr sowie Risiken für Satelliten im niedrigen Erdorbit. Besonders in der Luftfahrt und in der Raumfahrt wird der Sonnensturm genau überwacht. Bisher sind aber keine schwerwiegenden Zwischenfälle bekannt geworden.

Dafür könnten in der Nacht zum Montag Polarlichter bis in den Alpenraum vordringen und uns eine der seltenen Chancen liefern, dieses Naturphänomen bei uns zu beobachten. Ob sie mit bloßem Auge zu sehen sein werden oder nur auf lange belichteten Fotos, ist noch unklar. Entsprechende Vorhersagen gibt es nicht nur für Europa, sondern auch für Nordamerika. Aufgrund der kurzen Nacht in nördlichen Breiten – wir nähern uns ja mit großen Schritten der Mittsommernacht, während der es nicht dunkel wird – sind die Beobachtungsbedingungen in hohen Breiten weniger günstig. Die letzte Polarlichtsichtung über Deutschland gab es Mitte Mai. Diese Lichter zeigten sich nur auf Fotografien.

Die Stärke von Sonnenstürmen und den damit einhergehenden oben beschriebenen Effekten steht in direktem Zusammenhang mit dem 11-jährigen Sonnenzyklus. Der aktuelle Zyklus 25 hatte im Oktober 2024 sein Maximum erreicht, schwächt sich aber nur langsam ab. Im Jahresverlauf von 2025 können weitere starke Sonnenstürme auftreten.

Kermadec: 3 starke Erdbeben ab Mw 6,0

Drei starke Erdbeben mit Magnituden im Sechserbereich erschütterten Kermadec-Archipel

Datum: 31.05.2025 | Zeit: 22:26:22 UTC | Koordinaten: -27.838 ; -178.075 | Tiefe: 10 km | Mw 6,2

Auckland, 01.06.2025Die Inselregion von Kermadec wurde gestern Abend von gleich drei starken Erdbeben mit den Magnituden 6,2, 6,1 und 6,0 heimgesucht. Zur Lokalisierung der Epizentren wurden Orte auf den südlichen Tonga-Inseln herangezogen. So lag das stärkste Beben 799 km süd-südwestlich von Lapaha. Die Tiefe der Hypozentren wurde mit 10 Kilometern angegeben. Außerdem gab es noch schwächere Erschütterungen.

Erdbeben bei Kermadec. © EMSC

Die Erdstöße manifestierten sich westlich des Kermadec-Tonga-Grabens und standen mit den plattentektonischen Prozessen an der Subduktionszone in Verbindung. Der 3500 Kilometer lange Graben ist stellenweise über 10 Kilometer tief und subduziert die Pazifische Platte unter die Australische Platte. Durch diesen Prozess werden nicht nur Spannungen aufgebaut, die sich in Erdbeben entladen, sondern es entsteht auch Magma, das an den Vulkanen der Inselbögen entlang der Subduktionszone als Lava eruptiert wird.

Die Erdstöße könnten sich auf die Aktivität der Vulkane des Kermadec-Rückens auswirken. Im südlichen Teil des Rückens liegen mehrere submarine Vulkane, die auch Seamounts genannt werden. Einer der bekanntesten Unterwasservulkane der Region ist Havre Seamount, der im Jahr 2012 eine große Eruption verursachte, die riesige schwimmende Bimssteinflöße erzeugte, die die Schifffahrt gefährdeten.

Bekannt sind auch die Seamounts Haungaroa, Kuiwai, Ngātoroirangi, Yokosuka und Brothers. Der Monowai Seamount liegt weiter südlich der beschriebenen Epizentren, wo es aber auch weiter Beben gab. Diese manifestierten sich vor der Küste Neuseelands und machten auch vor der Nordinsel nicht halt. Aber auch weiter nördlich des Tonga-Kermadec-Graben gab es seismische Unruhen in Form von mittelstarken Erdbeben. Einige hatten Magnitude im Fünferbereich.

Gestern war generell ein Tag, an dem es entlang des pazifischen Feuerrings überdurchschnittlich viele mittelstarke Erdbeben gab: Zahlreiche Erschütterungen wurden entlang des Sundagrabens und den weiter nördlich gelegenen Störungen Indonesiens registriert. Auf der anderen Seite des Pazifiks ereigneten sich mehrere schwache Erdbeben entlang des San-Andreas-Fault, sodass es Berichte in den sozialen Medien gibt, nach denen man sich vor einem stärkeren Beben sorgt.