Campi Flegrei: Erdbebenschwarm am 11. Oktober

Ein weiterer Erdbebenschwarm erschüttert Campi Flegrei – bereits über 5150 Erdbeben in 2025

In den Campi Flegrei ist ein neuer Erdbebenschwarm in Progress, der in der Nacht begann und bereits aus mehr als 30 Erdbeben besteht. Die Magnituden liegen überwiegend im Bereich der Mikroseismizität (Md > 1,5), wobei das stärkste Beben eine Magnitude von 1,8 hatte und sich im Norden des Solfatara-Kraters manifestierte. Das Ereignis ist typisch für eine Bebensequenz im Hydrothermalsystem des Calderavulkans und steht mit der fortschreitenden Druckerhöhung im Fördersystem in Verbindung.

Erdbebenkarte. © INGV

Bereits jetzt – Mitte Oktober – ist klar, dass 2025 ein Rekordjahr in Bezug auf die Erdbebentätigkeit der Campi Flegrei wird: Das INGV lokalisierte bereits 5150 Erdbeben und damit deutlich mehr als die 4900 Erschütterungen im Vorjahr. Im Jahr 2021 waren es noch 1157 Beben. Dabei stieg nicht nur die Anzahl der Erdbeben von Jahr zu Jahr, sondern auch die erreichten Magnituden und damit die freigesetzte Gesamtenergie der Beben. Von einer Entspannung der Situation kann also keine Rede sein. Im Gegenteil, sie spitzt sich immer weiter zu und das Risiko katastrophaler Ereignisse steigt kontinuierlich.

Allein die ständigen Vibrationen der Erdbeben bedingen, dass die Gebäudeinfrastruktur immer weiter geschwächt wird. So reichen bereits Erdbeben mit Magnituden im Dreierbereich aus, um die geschwächten Gebäude sichtbar zu schädigen. Im Nachhinein wurde bekannt, dass auch durch das Erdbeben Md 3,3 vom letzten Samstag Schäden entstanden. In erster Linie bildeten sich neue Gebäuderisse und Putz platzte von Fassaden ab.

Durch die anhaltende Bodenhebung, deren Rate seit dem Frühjahr etwa 15 mm im Monat beträgt, ist auch der kleine Bootshafen Darsena weiter trockengefallen. Er befindet sich neben dem historischen Festungskomplex von Rione Terra, wo der Schwerpunkt der Hebung liegt.

In den sozialen Medien wird berichtet, dass in den letzten Wochen permanent Techniker und INGV-Mitarbeiter in Pozzuoli unterwegs sind und geophysikalische Messungen durchführen. Das trägt wenig zur Beruhigung der Anwohner bei, sondern schafft weitere Sorgen. Viele Anwohner fordern von der Regierung inzwischen eine permanente Umsiedlung aus dem Gefahrenbereich, doch dafür fehlen offenbar Geld und Platz.

Campi Flegrei: Von Buckelstrassen und Gaskonzentrationen

Buckel in der Strada Solfatara der Campi Flegrei sorgen weiter für Unmut – Gaskonzentrationen ungewöhnlich hoch

Die Gesamtsituation in den süditalienischen Campi Flegrei sieht wenig positiv aus. Im heute veröffentlichten Monatsbericht des INGV ist zu lesen, dass der Vulkan weiterhin viel Kohlendioxid ausstößt. Zudem sorgen Buckel im Asphalt der Via Solfatara weiterhin für Unruhen.

Über die Buckel im Asphalt der Via Solfatara hatte ich bereits im letzten Monat berichtet. Jetzt ist sogar ein Fernsehsender auf das Phänomen aufmerksam geworden und hat einen Beitrag erstellt, den man sich in unserer FB-Gruppe anschauen kann. Die Vulkanologen vom IMGV haben sich auch bemüht und das Phänomen mit drohnengestützten Wärmebildkameras untersucht, konnten abseits der Aufwölbungen aber nichts feststellen. Die Buckel sind in einem Gebiet aufgetreten, das durch ein Fumarolenfeld führt. Die Fumarolen am Straßenrand entgasen mit einer Temperatur von 90 Grad. Die Vermutung ist naheliegend, dass die blasenartigen Buckel durch Entgasungen unter dem Asphalt zustande kommen. Vielleicht sollte man mal ein kleines Loch in die Straße bohren, um zu schauen, ob sich unter den Buckeln Fluide ansammeln oder ob es dort einen erhöhten Wärmefluss gibt.

CO₂/H₂O. © INGV

Einen erhöhten Wärmefluss gibt es auf jeden Fall in der Solfatara und im Bereich des Thermalgebiets von Pisciarelli am äußeren Nordwestfuß der Solfatara. Im letzten Monat wurden hier Kohlendioxid-Emissionen mit einer Konzentration von mehr als 4500 ppm gemessen, was ein sehr hoher Wert ist. Pro Tag stößt der Vulkan bis zu 5800 Tonnen CO₂ aus, was einen neuen Spitzenwert darstellt. Auch das CO₂/H₂O-Verhältnis hat sich negativ in dem Sinne entwickelt, als dass immer mehr Kohlendioxid als Wasserdampf in den Gasemissionen enthalten ist, was auf einen immer stärker werdenden magmatischen Einfluss auf die Gase hindeutet. Auch die Gastemperaturen stiegen im September weiter an und betrugen an der Bocca Grande 171 Grad. Die Gastemperatur von Pisciarelli betrug in 5 m Entfernung vom Hauptgasstrom 95 Grad.

Seit Beginn der Hebungsphase im Jahr 2005 hob sich der Boden bei Rione Terra um fast 153 cm. Die Hebegeschwindigkeit liegt aktuelle bei 15 mm im Monat. Im September wurden 423 Erdbeben festgestellt. Das stärkste hatte eine Magnitude von 3,3.

Insgesamt heißt das, dass das Vulkansystem weiter aufheizt und der magmatische Einfluss an Bedeutung gewinnt. Wahrscheinlich sammelt sich im Untergrund weiterhin Magma an. Dass es keine Referenzwerte an diesem Vulkan gibt, die vor einer Eruption gesammelt wurden, erschwert die Einschätzung, ob und wann ein Vulkanausbruch bevorsteht.

Campi Flegrei: Erdbeben Mb 3,3 am späten Abend

Der Erdstoß Mb 3,3 manifestierte sich unter den Gebäuden am linken Bildrand- © Marc Szeglat

Spürbares Erdbeben der Magnituden 3,3 erschütterte Campi Flegrei – Leute blieben ruhig

Am späten Samstagabend um 22:50 UTC (also eigentlich Sonntagnacht um 00:50 Uhr Lokalzeit) ereignete sich in den Campi Flegrei ein Erdbeben der Magnitude 3,3. Das Beben war Teil eines Schwarms aus gut 30 Einzelerschütterungen. Der Erdstoß mit einem Hypozentrum in 2400 m Tiefe wurde von den Anwohnern deutlich gespürt und dürfte viele aus dem Schlaf gerissen haben, denn er lag zwischen der Solfatara und Rione Terra im Stadtzentrum von Pozzuoli unter bebautem Gebiet nahe des Bahnhofs. Doch Panik brach diesmal nicht aus und die Menschen blieben weitestgehend ruhig.

Campi Flegrei. © INGV

Genau in dieser Ruhe sehen einige Medienkommentatoren des Ereignisses das Problem, denn noch vor 2 Jahren hätte solch ein Erdstoß die Menschen mobilisiert und auf die Straßen gebracht, nicht nur um sich vor evtl. stärkeren Erdstößen in Sicherheit zu bringen, sondern auch um zu protestieren: Viele Bewohner von Pozzuoli fühlen sich seit langem unwohl und würden das Gefahrengebiet der Caldera am liebsten verlassen, doch ihnen fehlen Geld und Perspektiven, um aus eigener Kraft umzusiedeln. Früher forderte man vom Staat finanzierte Umsiedlungsmaßnahmen, doch außer Evakuierungsplänen, von denen viele annehmen, dass sie im Ernstfall nicht funktionieren werden, kommt vom Staat nicht viel an Hilfe. Zwar wurden Gelder für Kontrollmaßnahmen beschädigter Gebäude zur Verfügung gestellt, doch diese werden aus Angst vor dem Ergebnis oft nicht abgerufen: Sollte ein Gebäude für unbewohnbar erklärt werden, stehen die Bewohner oft vor dem Nichts. Etwaige Zuschüsse für Umsiedlungsmaßnahmen von Bewohnern unbewohnbarer Häuser reichen bei weitem nicht aus, um woanders Fuß zu fassen.

Politiker und Behörden setzen offenbar weiter auf das Prinzip Hoffnung, dass die seit 20 Jahren anhaltende und sich immer weiter verstärkende Krise einfach wieder so aufhören wird wie die beiden letzten Bradyseismosphasen, die allerdings nur 2 Jahre anhielten. Selbst wenn die aktuelle Phase wieder stoppen sollte, ohne in einer Katastrophe zu enden, wird es langfristig betrachtet mit hoher Wahrscheinlichkeit irgendwann zu einer Eruption kommen. Doch langfristiges und vorausschauendes Denken, Planen und Handeln ist nicht gerade eine Stärke der Politik.

Campi Flegrei: Schwarmbeben am 02. Oktober

Erneut intensiver Erdbebenschwarm in den Campi Flegrei – Ein starker Erdstoß schreckte Bürger auf

Die süditalienische Caldera wird zur Stunde von einem weiteren starken Erdbebenschwarm erschüttert. Die Kommune Pozzuoli veröffentlichte um 14:41 Uhr MESZ eine Warnung, nach der ein Schwarmbeben begonnen hatte. Bis um 20:00 Uhr wurden 37 Erdbeben registriert. Das stärkste hatte eine Magnitude von 2,7 und eine Herdtiefe von 2,8 km. Das Epizentrum wurde nordwestlich der Solfatara lokalisiert.

Der Erdstoß wurde von vielen Anwohnern der Region deutlich wahrgenommen und als stark beschrieben. Er erzeugte ein tiefes Grollen, was die Menschen zusätzlich beunruhigte. Man fürchtet vor allem das Auftreten stärkerer Erdbeben mit Magnituden größer als 4, die sich jederzeit ereignen könnten. Erdbeben dieser Magnituden hatten in den letzten Monaten immer wieder für Schäden gesorgt.

Update 03.10: Das Schwarmbeben hat an Intensität nachgelassen, doch auch am Morgen gab es weitere Erdbeben. Im letzten Update der Kommune Pozzuoli heißt es, dass das Schwarmbeben bislang aus 54 Beben bestand. Auf der GOSSIP-Shakemap vom INGV sind aber seit dem Morgen des 2. Oktobers mehr als 70 Beben verzeichnet. Mehrere Beben hatten Magnituden im Zweierbereich. Sie konzentrierten sich am Rand des Stadtteils Pisciarelli, nordöstlich der Solfatara und in relativer Nähe zur bekannten Fumarole. In dieser Region ist das Risiko phreatischer Eruptionen besonders groß.

Ich gehöre zu der Fraktion von Menschen, die davon ausgehen, dass die seit Jahren auftretenden Effekte Anzeichen eines Aufheizens des Vulkansystems sind und dass letzten Endes ein Vulkanausbruch in den Campi Flegrei droht. Dabei ist es bis jetzt nicht vorhersagbar, wann ein Ausbruch stattfinden wird und wie groß er wird. Kleine oder normalgroße Eruptionen könnten sich mittelfristig (Wochen bis Monate) aufbauen, ein großer Vulkanausbruch könnte noch Jahrzehnte oder länger auf sich warten lassen. Doch selbst wenn es zu einem sehr starken Vulkanausbruch kommen sollte, bedeutet das für uns in Deutschland nicht das Ende der Welt. Es würde wahrscheinlich zu einigen Einschränkungen führen, aber nicht unseren Untergang bedeuten. Ich erwähne das an dieser Stelle noch einmal, da ich einigen Kommentaren in unserer FB-Gruppe entnehme, dass diesbezüglich große Sorgen bestehen. Bei einer Supervulkaneruption würde der Großraum Neapel verwüstet werden und in weiten Teilen Italiens käme es zu massiven Verwerfungen. Selbst Rom halte ich dann -in Abhängigkeit von der Windrichtung- nicht für einen sicheren Hafen.

Campi Flegrei gerät weiter unter Druck

Erdbebenaktivität weiterhin erhöht – Bodenhebung hält an

Die süditalienische Caldera Campi Flegrei gerät weiter unter Druck, wodurch sich der Boden kontinuierlich hebt und Erdbeben erzeugt werden. Seit gestern ereigneten sich gut 30 Erschütterungen. Die stärkste hatte eine Magnitude von 2,0 und lag in 2700 m Tiefe vor der Küste von Pozzuoli und somit im Zentrum des Calderadachs, das im Falle einer großen Eruption brechen wird.

Das jüngste Mikrobeben manifestierte sich am Fuß des Monte Nuova, wo es zuletzt einen normalstarken Vulkanausbruch gegeben hatte. Die Bezeichnung der Monte-Nuova-Eruption von 1538 als „normalstark“ sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass ein vergleichbares Ereignis heute schnell eine Katastrophe in dem dicht besiedelten Ballungsraum am Rand von Neapel erzeugen würde. Dass es zu so einer Eruption vergleichsweise kurzfristig kommen könnte, davon sind immer mehr Forscher überzeugt. Jüngst meinte der Direktor des INGV Neapel, Professor Giuseppe De Natale, gegenüber italienischen Medien, dass man sich auf eine Eruption vorbereiten müsse.

Die Worte von de Natale haben nicht gerade zur Beruhigung der Stimmung in Pozzuoli und den anderen Gemeinden in den Campi Flegrei beigetragen, insbesondere da in den sozialen Medien Fotos von toten Fischen am Strand und aufgewölbten Fahrbahndecken nahe der Solfatara geteilt wurden. Vermutlich bilden sich unter dem Asphalt neue Fumarolen. Eine Straße wurde wegen der Effekte des Bradyseismos bereits gesperrt, wobei ich immer mehr der Meinung bin, dass der Begriff „Bradyseismos“ Augenwischerei ist. Will man neutral bleiben, müsste man von den Kräften des Magmatismus sprechen oder eben konkret von Vulkanismus. Denn hinter dem Aufheizen des Hydrothermalsystems des Vulkans steckt nichts anderes als Magma, das auf seine Eruption wartet.

Das wird auch aufs Neue in den Daten des INGV bestätigt, die im Wochenbericht für den Beobachtungszeitraum 22. bis 28. September 2025 heute veröffentlicht wurden: In der letzten Woche wurden Erdbeben registriert und der Boden hob sich mit einer Rate von 15 mm pro Monat, als mit fast 4 mm pro Woche. Während regenbedingt die Fumarolentemperatur bei Pisciarelli von 94 auf 93 Grad sank, nahm die Hauptfumarolentemperatur in der Solfatara um ein Grad zu. Sie liegt nun bei 166 Grad. Der Trend zur Druckbeaufschlagung hält an.

Campi Flegrei: Mehr als 30 Erdbeben seit gestern

Campi Flegrei mit langsamen Anstieg der Seismizität – 31 Erschütterungen seit gestern

Nachdem es in der letzten Woche 35 Erdbeben unter der Caldera Campi Flegrei gegeben hatte und es zwischendurch einige Tage verhältnismäßig ruhig war, steigt die Seismizität nun wieder an und könnte einem weiteren Höhepunkt entgegensteuern. Seit gestern wurden 31 Beben detektiert, die sich sowohl an der Küste zwischen Monte Nuovo und Solfatara als auch südöstlich des bekannten Kraters zugetragen haben. Dort konzentrierten sich die Beben auf das Gebiet der Luftwaffenakademie auf dem Monte Olibano, wo es Anfang des Monats die bislang jüngste Bebenserie mit mittelstarken Erdbeben gegeben hatte.

Die stärksten Erschütterungen des aktuellen Schwarmbebens brachten es auf eine Magnitude von 1,7, mit Herdtiefen von etwas über einem Kilometer. Mich würde es nicht wundern, wenn sich die Beben in den nächsten Tagen weiter zu einer größeren seismischen Krise kumulieren würden, bei der es dann auch wieder Erdbeben größer 3,6 geben wird. Zuletzt gab es ca. alle 8 Wochen einen stärkeren Erdbebenschwarm, bei dem es zu Erdbeben mit Magnituden im 4er-Bereich kam. Bei genauer Betrachtung verkürzten sich die Pausenintervalle immer weiter. Für mich ein Anzeichen, dass die Situation immer weiter auf einen Vulkanausbruch zusteuert.

Die Geschwindigkeit der Bodenhebung belief sich auch in der letzten Woche auf 15 mm pro Monat und folgt damit dem Trend, der seit April vorherrscht. Ähnlich verhält es sich mit den restlichen Messgrößen, die anzeigen, dass die Druckbeaufschlagung des Vulkansystems weitergeht.

Das INGV veröffentlichte einen interessanten Artikel über das Monitoring der Campi Flegrei. Alleine für die Erdbebenüberwachung stehen 27 Messstationen zur Verfügung. Einige Multiparameterstationen sind auch auf dem Meeresboden verankert. Sie enthalten nicht nur Geophone, sondern auch Geräte, um Bodenverformungen aufzuspüren. Die Campi Flegrei zählen in der Tat zu den am besten überwachten Vulkanen der Welt. Die Frage, die ich mir stelle, ist, wie viel Vorwarnzeit tatsächlich vor einer möglichen Eruption bleibt, denn die Messwerte sind bereits jetzt alarmierend. Ich hege zwei Befürchtungen, die eine rechtzeitige Evakuierung des Gebiets vor einer Eruption vereiteln könnten: a) Die Forscher gehen davon aus, dass es ähnliche drastische Anzeichen vor einer Eruption geben wird wie vor der Monte-Nuovo-Eruption, was sein kann, aber nicht sein muss, und b) die Politik will, dass die Bälle flach gehalten werden, und beeinflusst Bevölkerung, Wissenschaftler und Katastrophenschutz.

Campi Flegrei: Bohrarbeiten sogen für Unmut

Bohrungen in den Campi Flegrei sorgen für Unmut bei Teilen der Bevölkerung – seismische Mikrozonierung ist das Ziel

In den Campi Flegrei ist die Situation weiterhin angespannt: Auch wenn es im Moment keine besonders starken Schwarmbeben gibt, wird die Caldera weiterhin täglich von Erdbeben erschüttert, die durch die anhaltende Bodenhebung infolge des magmatisch bedingten Druckanstiegs im Untergrund ausgelöst werden. Es ist nur eine Frage von Tagen oder Wochen, bis es wieder zu stärkeren Schwarmbeben kommt. Letztendlich könnten die Ereignisse auch auf einen Vulkanausbruch hinauslaufen.

Um die Vorgänge im Boden besser zu verstehen, begann in der letzten Woche eine vom Staat beauftragte Firma damit, mehrere kleine Bohrlöcher zu teufen. Es soll bis zu 30 m tief gebohrt werden, wobei die Bohrlöcher einen Durchmesser von 12 Zentimetern haben – Nadelstiche in den obersten Bodenschichten, die dennoch bei Anwohnern Besorgnis erregen. Man fürchtet, dass die Bohrungen den Untergrund destabilisieren und möglicherweise weiteres Ungemach auslösen könnten.

Ziel der Bohrungen ist jedoch nicht etwa ein Eingriff in den Untergrund, sondern ein besseres Verständnis für die Vorgänge, die sich im Boden bei Erdbeben abspielen. Tatsächlich wird die Auswirkung eines Erdbebens auf die Oberfläche nicht nur durch die freigesetzte Energie bestimmt, sondern auch durch die Struktur des Untergrunds. Selbst kleinräumig betrachtet kann sich ein Erdbeben auf Infrastruktur unterschiedlich stark auswirken, da die Bodenbeschaffenheit mitbestimmt, wie sich Erdbebenwellen ausbreiten und wie sie an der Oberfläche wirken. Mithilfe einer seismischen Mikrozonierungsstudie wollen Forschende nun eine Karte erstellen, die in der am meisten vom Bradyseismus betroffenen Zone Bodenbeschaffenheit und Strukturen aufzeigt, die die Auswirkungen von Erdbeben beeinflussen könnten. Entsprechende Untersuchungen wurden bereits per Gesetz im Jahr 2023 beschlossen.

Um die unterschiedliche Bodenbeschaffenheit zu erfassen, werden bei den Bohrungen sogenannte Bohrkerne gezogen. Sie enthalten Boden- und Gesteinsproben, die anschließend im Labor analysiert werden. Außerdem kommen geophysikalische Verfahren wie seismische Wellenmessungen zum Einsatz, um die Geschwindigkeit und Dämpfung der Wellen in verschiedenen Bodenschichten zu bestimmen. Ziel ist die Ermittlung der sogenannten „lokalen seismischen Reaktion“, die sich schon auf wenigen Metern Abstand erheblich unterscheiden kann.

Die Untersuchungskampagne wird voraussichtlich rund drei Monate dauern und soll den Alltag der Anwohner nicht beeinträchtigen. Dauerhafte seismische Überwachungsstationen werden im Rahmen dieser Arbeiten nicht installiert. Die Bohrlöcher werden nach Abschluss der Arbeiten wieder verfüllt.

Die Ergebnisse dieser Untersuchungen liefern eine Grundlage für eine genauere Einschätzung der seismischen Risiken. Zudem ermöglichen sie eine bessere Planung von Notfallmaßnahmen und helfen, Bauvorschriften an die lokalen Gegebenheiten anzupassen.

Campi Flegrei: Studie legt hohes Ausbruchsrisiko nahe

Campi Flegrei: Blick in die Vergangenheit soll Pozzuoli vor der nächsten Eruption warnen

Kaum eine Woche vergeht, in der keine neue Studie zur süditalienischen Caldera Campi Flegrei erscheint. Allein diese Tatsache belegt, wie angespannt die Situation vor Ort ist. Während einige Politiker bemüht sind, das Gefahrenpotenzial kleinzureden, sind einige Wissenschaftler bemüht, das tatsächliche Gefahrenpotenzial eines der gefährlichsten Vulkangebiete der Welt zu erkennen.

Serapis-Tempel (Marcellum)

In der potenziellen Gefahrenzone der Campi Flegrei leben mehr als 500.000 Menschen. Seit Jahren beobachten Geologen eine beunruhigende Mischung aus Bodenhebung, Erdbeben und steigendem Gasausstoß. Eine neue Studie (die ich mehr für eine interdisziplinäre Fallstudie halte), die im Fachjournal „Natural Hazards and Earth System Sciences“ veröffentlicht wurde, wirft nun einen weiteren Blick auf die einzige dokumentierte magmatische Eruption der jüngeren Geschichte der Campi Flegrei: den Ausbruch von 1538, bei dem der Monte Nuovo entstand. Das Ziel der Forscher ist es aus der Vergangenheit lernen, um die Risiken der Gegenwart besser einzuschätzen.

Die Arbeit der Forschergruppe kombiniert historische Chroniken, Karten und Augenzeugenberichte mit modernen geologischen und geophysikalischen Daten. Das Ergebnis ist ein präzises Bild der Ereignisse vor fast 500 Jahren. Das damalige Szenario vor dem Ausbruch erinnert an die aktuelle Situation.

Die Forscher rekonstruierten die Geschichte der Bodenverformung entlang der Via Herculae und am bekannte Serapis-Tempel, dessen Ruinen noch heute nahe des Hafens von Pozzuoli zu bewundern sind. Spuren von Bohrmuscheln an den Säulen zeigen, dass diese einst bis unter dem Meeresspiegel absanken.

Bodendeformationen

Die ausgewerteten Daten reichten bis in das 3. vorchristliche Jahrhundert zurück. Damals befand sich der Boden in einer Senkungsphase, in der er sich bis zu 8 m unter dem Meeresspiegel absenkte. Im 15. Jahrhundert begann die Hebung des Bodens. Zunächst hob sich der Boden vergleichsweise langsam. Um 1430, also mehr als 100 Jahre vor der Eruption, beschleunigte sich die Hebung. In diesen hundert Jahren hob sich der Boden um rund fünf bis sechs Meter. Nur wenige Tage vor dem Ausbruch beschleunigte sich der Prozess dramatisch: Innerhalb von anderthalb Tagen kam es zu einem zusätzlichen lokalen Anstieg von rund sieben Metern. Zeitzeugen berichteten von häufigen Erdbeben und von der plötzlichen Entstehung neuer Fumarolen.

Am 29. September 1538 öffnete sich schließlich ein Spalt, aus dem zunächst Dampf und Wasser schossen. Es folgten phreatomagmatische Explosionen, die schließlich in einen rein magmatischen Ausbruch übergingen. Innerhalb weniger Tage entstand der 133 Meter hohe Monte Nuovo, der jüngste Vulkankegel innerhalb der Caldera.

Nach der Eruption senkte sich der Boden wieder ab, etwa um die Hälfte des zuvor gewonnenen Höhenunterschieds. Dieses Muster aus langfristiger Hebung, kurzfristiger Beschleunigung und anschließender Subsidenz sehen die Forscher als Schlüssel zum Verständnis des heutigen „Bradyseismus“ – der langsamen, episodischen Hebungs- und Senkungsbewegungen, die die Region seit Jahrzehnten prägen. Seit der Monte-Nuovo-Eruption hob sich der Boden netto um mehr als 4 Meter.

Die Studie diskutiert zwei mögliche Zukunftsszenarien. Im günstigeren Fall bleibt die magmatische Aktivität auf tiefere Schichten beschränkt, der Druck entlädt sich nur durch verstärkte Fumarolen und eventuell kleinere phreatische Explosionen. Das zweite Szenario ist heikler: Eine frische Magmenzufuhr könnte das sogenannte magmatische „Mush“ unter der Caldera mobilisieren. Dieser „Mush“ besteht aus einer Mischung aus Schmelze und Kristallen. Ein neu entstehender Gang könnte sich zur Oberfläche durcharbeiten und in einer Eruption münden – möglicherweise an der Randzone des sogenannten „resurgenten Blocks“, also des sich hebenden Zentralbereichs der Caldera.

Die Studienautoren warnen: „Die heutigen Messungen zeigen deutliche Parallelen zu den Vorzeichen von 1538.“ Besonders kritisch wäre eine plötzliche Beschleunigung der Bodenhebung zusammen mit flachen Erdbeben, was auf eine unmittelbare Magmaintrusion hindeuten könnte.

(Quelle: EGU. Lizenz der CC. Beteiligte Forscher: Rolandi, G., Troise, C., Sacchi, M., Di Lascio, M., und De Natale, G)

Campi Flegrei: Weitere Erdbeben mit Magnituden größer 2

Weitere Erdbeben mit Magnituden im Zweierbereich erschütterten Campi Flegrei

In den letzten Tagen bewegte sich die Anzahl der Erdbeben in der Caldera Campi Flegrei auf dem Niveau, das wir mittlerweile als normal ansehen. Täglich gab es mehrere Erdbeben, allerdings ohne einen starken Schwarm zu erzeugen. Dafür kann man den Trend beobachten, dass es häufiger zu energiereichen Erdbeben mit Magnituden ab 2 kommt. Zuletzt geschah das gestern Abend um 18:32 UTC. Das Beben hatte eine Magnitude 2,0 und ein Hypozentrum in 2400 m Tiefe. Das Epizentrum befand sich südöstlich der Solfatara.

Bodenhebung liegt bei 15 mm im Monat. © INGV


Im heute erschienenen Wochenbericht des INGV ist zu lesen, dass es im Beobachtungszeitraum 8. bis 14. September zu 32 Erdbeben kam. Die Bodenhebung lag weiterhin bei 15 mm pro Monat und die Fumarolentemperatur von Pisciarelli bei 94 Grad. Der Kohlendioxidausstoß war unverändert hoch und die Daten folgen dem langjährigen Trend der Druckbeaufschlagung des Hydrothermalsystems. In Bezug auf die Bodenhebung ist ein Blick auf den Graphen interessant, der in der vorletzten Woche einen Drop verzeichnete. Dieser wurde durch die Bodensenkung am Monte Olibano im Zuge des letzten stärkeren Erdbebens verursacht und sollte kein Messfehler sein.

INGV dementiert Beteiligung an neuester Studie

Interessant ist ein Dementi des INGV in Bezug auf die jüngste Studie zu den Campi Flegrei, bei der es um die Erhitzung des mitteltiefen Grundwasserleiters ging und die dem Vulkan quasi eine Magmaansammlung in einer Tiefe von mehr als 4 Kilometern attestierte. Es sei zwar richtig, dass an der Studie Wissenschaftler beteiligt waren, die beim INGV arbeiten, die Studie erfolgte aber nicht im Auftrag des Instituts. Bei mir besteht schon länger der Verdacht, dass man alles vermeidet, was die Besorgnis unter der Bevölkerung weiter steigern könnte. Generell ist die Wissenschaftswelt in Bezug auf Campi Flegrei gespalten, ähnlich wie es auch hinsichtlich der Schwarmbeben nordöstlich von Santorin der Fall ist: Während eine Fraktion die These von Magmaansammlung als Auslöser der Phänomene in den Campi Flegrei vertritt, versuchen andere Forscher, die Ereignisse mit komplexen Konstrukten zu erklären, die letztendlich aber doch Magma als Motor haben. Meiner Meinung nach läuft es in den Campi Flegrei früher oder später auf einen Vulkanausbruch hinaus.