Santiaguito: Ascheeruption und Dichtestrom

Santiaguito eruptierte Vulkanasche und erzeugte einen pyroklastischen Dichtestrom

Quetzaltenango, 12.06.2025Der Domvulkan Santiaguito ist weiterhin sehr aktiv und erzeugte gestern eine Ascheeruption, die eine VONA-Warnung beim VAAC Washington auslöste. Demnach stieg Vulkanasche bis auf eine Höhe von 4600 Metern auf. Die Asche wurde von einem kräftigen Ostwind in Richtung Westen verfrachtet. In Gemeinden unter der Aschewolke kam es zu Ascheniederschlag.

Pyroklastischer Dichtestrom. © CONRED

Laut dem guatemaltekischen Institut INSIVUMEH wurden über dem Krater des Vulkans Santiaguito Gasemissionen in Höhen von bis zu 500 Metern beobachtet. Diese Aktivität führt zu schwachen bis mäßigen Explosionen, bei denen Gas- und Aschewolken bis zu 900 Meter über den Vulkankomplex aufsteigen.

Zudem wurden am Dom Kollapsereignisse beobachtet, bei denen Gesteinsmaterial abbrach und über die Vulkanflanke abrutschte. CONRED veröffentlichte ein Foto, das zeigt, dass sich offenbar aus einer dieser Gesteinslawinen ein pyroklastischer Dichtestrom entwickelte, der auf der Südwestflanke des Domes unterwegs war.

Hochlichtempfindliche Kameras konnten nachts Leuchten im Krater visualisieren. Dieses Leuchten kann von glühender Lava, aber auch von brennenden Gasen hervorgerufen werden. Der Santiaguito ist für seine blauen Gasflammen bekannt, die oft am Anfang einer Eruption am Dom auftreten.

Der Vulkan Santiaguito bleibt sehr aktiv. Das angesammelte Material könnte großflächige pyroklastische Ströme in Richtung Südwesten, Süden und Südosten auslösen. Zusätzlich könnten die vorhergesagten Regenfälle in der Region Lahare (Schlammlawinen) in verschiedenen Schluchten des Vulkans verursachen. Daher rät die Katastrophenschutzbehörde CONRED Besuchern und Anwohnern, Niederungen und Flusstäler zu vermeiden, denn hier könnten pyroklastische Ströme und Lahare langfließen. Außerdem sollte man sich mit Evakuierungsplänen vertraut machen und informiert bleiben.

Der Santiaguito liegt im Schatten des größeren Vulkans Santa Maria. Dieser schützt das nördlich gelegene Quetzaltenango. In der Stadt leben gut 140.000 Menschen. Südlich des Vulkans liegen aber Fincas und kleinere Siedlungen, die von den Ausbrüchen des Santiaguito direkt betroffen werden könnten.

Fuego zeigt frequente strombolianische Tätigkeit

Anhaltende strombolianische Tätigkeit zeigt weiterhin hohe Aktivität des Fuego – Abgänge von Laharen beobachtet

Antigua, 06-06.2025Nach dem starken Paroxysmus vom 5. Juni ist der Fuego in Guatemala weiterhin sehr aktiv und erzeugt starke strombolianische Eruptionen, bei denen glühende Tephra schätzungsweise bis zu 300 m hoch ausgeworfen wird. Außerdem meldet das VAAC Vulkanaschewolken, die in 4600 m Höhe westwärts driften. In Orten unter den Aschewolken kommt es zu leichtem Ascheniederschlag.

Eruption am Fuego. ©, AFAR TV-Webcam

Der guatemaltekische Zivilschutz CONRED erklärte gestern Morgen den Paroxysmus für beendet, der gut 30 Stunden dauerte und neben Lavafontänen und einem Lavastrom auch pyroklastische Dichteströme hervorbrachte. Hierbei handelt es sich um die größte Vulkangefahr, denn pyroklastische Ströme bestehen nicht nur aus Vulkanasche, sondern auch aus bis zu 1000 Grad heißen Gasen. Sie bilden ein Kissen an der Basis des Dichtestroms, das feste Partikel vom Boden entkoppelt und somit die Reibung zum Untergrund minimiert. Dadurch gleiten pyroklastische Ströme mit hohen Geschwindigkeiten talabwärts, wobei sie sich fast geräuschlos fortbewegen. Eine tückische Gefahr, denn nachts oder im Falle starker Bewölkung am Vulkan bemerkt man die herannahende Gefahr erst, wenn es für eine Flucht zu spät ist. Darum sperrte der Zivilschutz Straßen am Fuß des Fuego und leitete auch die Evakuierung von 500 Personen in unmittelbarer Vulkannähe ein.

Auch jetzt noch sind die Ablagerungen der pyroklastischen Ströme, die sich vor allem in Schluchten und Flusstälern befinden, glühend heiß. Im Jahr 2010 versuchte ich am Soufrière Hills auf Montserrat, wenige Tage alte Ablagerungen eines Dichtestroms zu begehen, mit dem Resultat, dass ich nach wenigen Schritten knietief in das pulverartige Material einsank und es unangenehm heiß wurde. Ein Kollege, der den gleichen Versuch einen Tag früher unternahm, verbrannte sich hierbei leicht den Fuß. Lehrgeld, das unter Umständen hoch ausfallen kann, auf der anderen Seite aber auch wertvolle Erfahrungen liefert.




Die Ascheablagerungen am Fuego bergen noch eine andere Gefahr: Im Falle starker Regenfälle können Lahare entstehen, die ihrerseits ein großes Zerstörungspotenzial haben. Gestern traten dann auch schon einige Schlammströme auf, die allerdings keine Schäden anrichteten.

Momentan sieht es so aus, als hätte der Fuego seine mehrmonatige Ruhephase hinter sich gelassen. CONRED warnt auch vor der Möglichkeit weiterer Paroxysmen, da diese oft in Serien auftreten.  Vulkantouristen dürften sich hierüber freuen. Nur selten gibt es Zugangsbeschränkungen zu den Aussichtsterrassen am Acatenango, da man hier normalerweise nicht direkt von den Eruptionen bedroht ist. Bei ungünstigen Windbedingungen kann es aber zu starkem Ascheniederschlag kommen. Wer sich auf eine Tour begibt, sollte unbedingt warme Kleidung einpacken, denn in der Höhe kann es Nachtfrost geben.

Fuego: Paroxysmaler Vulkanausbruch am 05. Juni

Paroxysmus am Fuego via Livecam zu beobachten – 7 Jahre nach der Katastrophe

Antigua, 05.06.2025Am Fuego in Guatemala gibt es zurzeit eine paroxysmale Eruption, die in wolkenfreien Momenten via Livecam beobachtet werden kann. Der Vulkan speit eine kontinuierliche Lavafontäne, die mehrere hundert Meter über den Krater aufsteigt und glühende Schuttlawinen im oberen Hangbereich verursacht. Interessanterweise gibt es keine VONA-Warnung über Vulkanaschewolken.

Der Vulkanausbruch begann sich gestern Abend gegen 19:00 Uhr Lokalzeit aufzubauen und hält seit nunmehr fast 8 Stunden an. Die Vulkanologen von INSIVUMEH berichteten in ihrem letzten regulären Update, das vor dem Einsetzen des Paroxysmus veröffentlicht wurde, von 5 bis 8 strombolianischen Eruptionen die Stunde, was eine deutliche Steigerung gegenüber den zuletzt gemeldeten Eruptionsfrequenzen darstellt. Glühende Tephra wurde bei diesen Ausbrüchen bis zu 150 m hoch ausgeworfen, Vulkanasche erreichte sogar eine Höhe von bis zu 4800 m. In einem Sonderbulletin, das um 20:30 Uhr Lokalzeit veröffentlicht wurde, heißt es, dass sich die Eruptionsfrequenz auf 10 Explosionen pro Stunde gesteigert hat. Zudem wurde ein 600 m langer Lavastrom gefördert. Der Tremor zog deutlich an.

Der Paroxysmus fällt ausgerechnet fast mit dem 7. Jahrestag der Vulkankatastrophe zusammen: Am 3. Juni 2018 gingen vom Fuego massive pyroklastische Ströme ab, die ebenfalls im Zuge eines Paroxysmus entstanden. Sie erreichten Siedlungen am Fuß des Vulkans und richteten große Zerstörungen an. Mehr als 300 Menschen starben, zahlreiche Personen erlitten Verletzungen.

Trotz der Katastrophe und den potenziellen Vulkangefahren lassen sich Touristen nicht von einer Besteigung des Nachbarvulkans Acatenango abschrecken, von dem aus man die Eruptionen am ca. 3 Kilometer entfernten Fuegogipfel beobachten kann. Zahlreiche Taschenlampenlichter, die auf Webcamaufnahmen sichtbar sind, zeugen davon, dass auch jetzt wieder Touristen dort unterwegs sind. Während man am Acatenango relativ sicher ist, bringt sich allzu wagemutige Vulkanspotter oft in Gefahr, indem sie den Grat zwischen den beiden Vulkanen erklimmen und bis unterhalb des Fuegokraters wandern. Obwohl das strengstens untersagt ist, werden solche Extratouren von den Vulkanführern angeboten.

Die Paroxysmen am Fuego manifestieren sich in unregelmäßigen Abständen. Seit Anfang dieses Jahres ist die reguläre Aktivität des Vulkans nicht mehr so berechenbar wie in früheren Jahren und unterliegt starken Fluktuationen. Es wechseln sich Phasen mit geringer und starker Aktivität ab. Für Vulkanspotter ist das suboptimal, denn wer die Eruptionen beobachten will, muss sich darauf unter Umständen einstellen, erfolglos zu bleiben.

Fuego mit Ascheeruptionen Anfang Juni

Der Autor am Fuego. Foto: Martin Rietze

Fuego eruptiert wieder regelmäßiger – Vulkanasche in 4300 m Höhe detektiert

Antigua, 03.06.2025Der guatemaltekische Vulkan Fuego eruptiert seit Mitte Mai wieder regelmäßiger und löste heute 2 VONA-Warnungen aus, nach denen Vulkanasche bis auf eine Höhe von 4300 m aufstieg und nach Südwesten driftete. Der Vulkan hatte eine fast 4-monatige Pause eingelegt, nachdem er sich Mitte Januar verausgabt hatte. Zur alten Bestform kehrte er indes bisher nicht zurück.

VONA-Warnung Fuego. © VAAC Washington

Wie aus den täglichen Updates von INSIVUMEH hervorgeht, werden am Fuego zurzeit stündlich zwischen 2 und 4 Eruptionen registriert, während der Vulkan noch im letzten Jahr zwei bis dreimal so häufig ausbrach. Ob und wenn ja, wie hoch glühende Tephra ausgestoßen wird, bleibt unklar, da es aufgrund hartnäckiger Bewölkung kaum visuelle Observierungen gibt. Dennoch werden in den Bulletins ein glühendes Leuchten beschrieben und Geräusche, die sich anhören wie von einer Lokomotive.

Die Vulkanologen warnen vor leichtem Aschenniederschlag in Orten um den Vulkan und betonen die Möglichkeit, dass Lahare entstehen könnten. Der Fuego hatte am 9. März einen Paroxysmus erzeugt und die Ruhephase kurzzeitig unterbrochen gehabt. Das Ereignis lagerte größere Aschemengen ab, von denen nun die erhöhte Lahargefahr ausgeht.

Prognosen über den weiteren Eruptionsverlauf lassen sich aufgrund wissenschaftlicher Messdaten aktuell nicht erstellen, doch erfahrungsgemäß erholte sich der Vulkan von seinen Tiefphasen in den letzten Jahren immer wieder und nahm nach einigen Monaten seine gewohnte Aktivität wieder auf. Sehr zur Freude der Vulkantouristen und deren Guides.

Die längste Ruhephase der letzten Jahrzehnte ereignete sich nach der starken Eruption von 2018, als ein Paroxysmus so stark wurde, dass pyroklastische Ströme entstanden, ähnlich wie es gestern am Ätna der Fall gewesen ist. Mit dem Unterschied, dass die pyroklastischen Ströme am Fuego stärker waren, bewohntes Gebiet erreichten und über 250 Menschen töteten. Ein dramatisches Beispiel dafür, dass auch nicht dombildende Vulkane mit einer vergleichsweise dünnflüssigen Lava große pyroklastische Ströme hervorbringen können. Eine Erkenntnis, die erst in den letzten Jahren immer besser dokumentiert wurde. Neben dem Fuego und Ätna traten pyroklastische Ströme während Paroxysmen am Stromboli, Manam und Klyuchevskoy auf. Alle entstanden in ähnlicher Situation durch partiellen Kraterwandkollaps, während sich ein Lavastrom seinen Weg bahnte.

Santiaguito eruptiert Vulkanasche und Lavastrom

Vulkanasche am Santiaguito erreicht 3500 m Höhe über dem Meer – Lavastrom auf der Vulkanflanke unterwegs

Der Santiaguito in Guatemala eruptierte Vulkanasche, die bis auf eine Höhe von 3500 m über dem Meeresspiegel aufgestiegen ist und sich bis zu 40 Kilometer weit in Richtung Westen ausbreitete. Der guatemaltekische Zivilschutz CONRED warnt davor, dass es in bewohnten Gebieten zu Ascheniederschlägen kommen könnte, die eine erhöhte Feinstaubbelastung mit sich bringen. Menschen, die hierauf empfindlich reagieren, sollten Aufenthalte im Freien meiden oder sich mit Atemschutzmasken schützen.

Die Behörde empfiehlt zudem, eine gepackte Notfalltasche parat zu haben, falls es zu größeren Eruptionen kommen sollte. Die Tasche sollte so viel Inhalt haben, dass man 72 Stunden damit auskommt. Zudem soll man sich die Evakuierungsrouten einprägen, was insbesondere für Touristen empfehlenswert ist. Also, am besten Rucksack nicht auspacken!

Ein solcher Notfall könnte dann entstehen, wenn ein größerer Teil des aktiven Lavadoms kollabieren sollte und pyroklastische Ströme bewohntes Gebiet erreichen. Dass der Lavadom wächst und Nachschub frischen Magmas enthält, sieht man daran, dass über seine Südwestflanke ein zäher Lavastrom fließt. Letzte Nacht konnte man ihn via Livecam trotz Wolkendecke gut beobachten, da die Lavafront unterhalb der Bewölkungsschicht lag. Stärkere Explosionen erzeugten zudem glühende Schuttlawinen.

Der Santiaguito ist aktuell der aktivste Vulkan Guatemalas. Der Fuego zeigt inzwischen aber auch wieder Anzeichen dafür, dass er wieder aktiver wird. So wurden am 3. Mai erstmals seit dem Paroxysmus am 10. März wieder Aschewolken detektiert. Zudem gesellten sich nicht Schuttlawinen hinzu, die vom Material stammen, das während des Paroxysmus abgelagert wurde. So eine lange Eruptionspause hat man am Fuego zuletzt nach der katastrophalen Eruption von 2018 gesehen. Den Vulkantourenanbietern in Antigua dürfte die Pause wohl nicht gefallen, insbesondere, da vollkommen offen ist, wie lange sie anhalten wird. Im Extremfall könnte der Fuego jahrelang schweigen. Ähnliches kennen wir vom Arenal in Costa Rica, der jahrzehntelang aktiv war und dann plötzlich einschlief.

Wer eine Vulkanreise nach Guatemala plant, sollte generell bis Oktober/November warten, denn dann werden die atmosphärischen Bedingungen wieder besser. Die Vulkan-Reisesaison in Guatemala endet Anfang April. (Dieser Artikel wurde am 11. Mai bearbeitet und mit aktuellen Angaben zum Fuego ergänzt)

Fuego: Möglicherweise Lavadom festgestellt

Fuego weiterhin ohne Explosionen- Drohnenaufnahmen legen Domwachstum nahe

Der guatemaltekische Vulkan Fuego erzeugte zuletzt am 10. März einen starken Paroxysmus, der nach einer allmählichen Aktivitätssteigerung am Vortag eintrat. Zuvor pausierte der Vulkan seit Mitte Januar, was ein ungewöhnliches Verhalten für den eigentlich daueraktiven Vulkan darstellt, der sonst mehrmals in der Stunde strombolianische Eruptionen erzeugte. Wer nun dachte, dass der Vulkan diese milde Form der eruptiven Tätigkeit nach dem Paroxysmus wieder aufnimmt, wurde bislang enttäuscht. Zwar gibt es gelegentliche VONA-Meldungen über Aschewolken, doch tatsächlich scheinen das eher schwache Dampfexhalationen zu sein, in denen etwas Vulkanasche beigemischt ist. Auf dem Livestream bei YouTube sieht man wenigstens keine Ausbrüche. Wer genau hinschaut, kann nachts gelegentlich rot illuminierten Dampf über dem Krater erspähen. Zudem registriert MIROVA schwache thermische Anomalien mit Leistungen im einstelligen Bereich.

Aber ist der Vulkan wirklich so still, wie es den Anschein hat? Mitnichten! Der Fotograf Diego Rizzo steuerte jüngst seine Kameradrohne über den Krater des Vulkans hinweg und fotografierte diesen. Was die Kamera entdeckte, ist überraschend, aber wohl wenig erbaulich für die Anrainer des Fuegos, denn anstelle des Kraters ist eine Struktur getreten, die stark an einen Lavadom erinnert. Ich formuliere hier so vorsichtig, weil es von Seiten der zuständigen INSIVUMEH-Vulkanologen hierzu noch kein Statement gibt. Vielleicht sind sie sich der potenziellen Gefahr aber auch nicht bewusst, denn die Struktur ist nur aus der Luft zu erkennen.

Es besteht auch die Möglichkeit, dass es sich nicht um einen noch wachsenden Lavadom handelt, sondern um eine Kraterfüllung, die der letzte Paroxysmus hinterlassen hat. Sie könnte durch überlaufende Lava und Tephra entstanden sein, die in der Endphase der Eruption in den Krater zurückfiel und sich dort verfestigte. In diesem Fall könnte die Kraterfüllung einen Pfropfen bilden, der den Förderschlot verstopft, der die strombolianische Tätigkeit blockiert. Dadurch steigt aber der Druck im Inneren des Vulkans und es drohen starke Explosionen.

Generell sieht es so aus, als hätte sich der Chemismus des Magmas verändert: Die Schmelze scheint kühler und zähflüssiger geworden zu sein, wodurch es zu den beschriebenen Effekten kommt. Das ist ein Indiz dafür, dass weniger frisches Magma als bisher aufsteigt und nun nach und nach eine hochviskose Restschmelze gefördert wird, die stark differenziert ist und somit zu den gefährlichen Magmasorten gehört.

Fuego: Paroxysmus am 10. März

Paroxysmus am Fuego. © Afar-TV-Livecam

Fuego generiert Paroxysmus – Lavafontänen, hoch aufsteigende Aschewolke und pyroklastische Ströme gemeldet

In Guatemala legt sich der Fuego mächtig ins Zeug und macht seinem Namen alle Ehre: Vom Feuervulkan geht eine beständige Lavafontäne aus, die mehrere hundert Meter hoch aufsteigt und den Hang mit glühender Tephra eindeckt. Zudem wird eine Aschewolke gefördert, die laut INSIVUMEH bis auf eine Höhe von 7000 m über dem Meeresspiegel aufsteigt und vornehmlich in westlicher Richtung driftet. Der Wind fächert die Eruptionswolke auf, so dass sie sich über ein großes Gebiet verteilt und sogar bis auf den Pazifik hinaus zieht. In Ortschaften, die unter die Aschewolke geraten, kommt es zu starkem Ascheniederschlag.




Der Paroxysmus bahnte sich gestern bereits an, denn nach einer gut 40 Tage dauernden Ruhephase erzeugte der Vulkan periodisch starke strombolianische Eruptionen, die mehrere Minuten lang anhielten.

Heute Nacht war der Livecam-Blick zeitweise wolkenverhangen, doch durch ein kleines Wolkenloch kurz vor Mitternacht konnte man erkennen, dass der Paroxysmus langsam anfing. MIROVA registriert eine sehr hohe Thermalstrahlung mit einer Leistung von 3650 MW. Das zugehörige Signal ist langgestreckt und es könnte sein, dass auch ein Lavastrom auf der Westflanke unterwegs ist. Falls nicht, dann fließt hier vermehrt die ausgestoßene glühende Tephra in Form eines Debris Flows über die Vulkanflanke.

Die Katastrophenschutzbehörde CONRED brachte mehrere Bulletins zu der aktuellen Aktivität heraus und warnt vor pyroklastischen Strömen, die sich durch die Schluchten Las Lajas, El Jute, Seca und Ceniza bewegen. Momentan lässt diese besonders gefährliche vulkanische Erscheinung etwas nach. Dennoch dürften sich die besorgten Anwohner des Vulkans an die Vorkommnisse von 2018 erinnern, als bei einem Paroxysmus große pyroklastische Ströme abgingen, die bewohntes Gebiet erreichten. Das Problem ist, dass diese nun jederzeit und ohne weitere Vorwarnungen auftreten können, und da sie sich teils schneller als ein Auto bewegen, ist eine Flucht dann auch schwierig. Für die Behörden und die Bevölkerung sicherlich eine schwierige Situation, in der sich die Frage stellt: evakuieren oder bleiben?

CONRED empfahl den Anwohnern des Vulkans bereits gestern, besonders achtsam zu sein und eine Notfalltasche mit den wichtigsten Dingen des Lebens zu packen. Diese sollte ausreichend Material enthalten, um 72 Stunden fernab der Heimat auszukommen. Auch jetzt sind Teams vor Ort und betreuen die Bürger. Den Empfehlungen der Spezialisten ist unbedingt Folge zu leisten.

Fuego: Schloträumer beendete Pause

Starke Explosion am Fuego deckte Gipfelbereich mit glühender Tephra ein. © Afar-TV

Starke Explosion beendete mehrwöchige Eruptionspause am Fuego – Glühende Tephra deckte Gipfelbereich ein

Heute Nacht begann der guatemaltekische Vulkan Fuego nach gut 7-wöchiger Ruhe wieder mit seinen Eruptionen. Auf der Afar-Livecam ließ sich das Erwachen des Vulkans gut verfolgen, denn die Wetterbedingungen waren gut, so dass man sogar auf den Gipfel zoomen konnte, ohne dass das Bild verwackelte. Ein Erwachen des Vulkans kündigte sich gegen 01:24:00 Uhr an, als langsam Lava im Förderschlot aufzusteigen begann und aufsteigender Dampf rot illuminiert wurde. Die Initialzündung der eruptiven Tätigkeit manifestierte sich um 02:54:45 Uhr. Eine besonders starke Explosion warf glühendes Material mehrere hundert Meter hoch aus und deckte den gesamten Gipfelbereich mit glühender Tephra ein. Sie rutschte in Form von Schuttlawinen durch die Abflussrinnen auf der Vulkanflanke und dürfte auch die Vegetationsgrenze erreicht haben. Die Tätigkeit dauerte ca. 3 Minuten, bis wieder Ruhe einkehrte. Doch diese währte nicht lange, denn im Laufe der Nacht kam es zu mehreren Explosionen und Phasen länger anhaltender Aktivität, so dass eine kleine Lavafontäne entstand. Im Laufe des Morgens gab es einige kleinere Eruptionen.

MIROVA registrierte eine hohe Thermalstrahlung mit einer Leistung von 147 MW. Sie dürfte in Verbindung mit der starken explosiven Tätigkeit gestanden haben. Das VAAC Washington brachte eine VONA-Warnung heraus, nach der Vulkanasche in 4800 m Höhe detektiert wurde, was sich mit den Angaben der Vulkanologen von INSIVUMEH deckt. Dort heißt es, dass es zu Ascheniederschlag in Ortschaften am Fuß des Vulkans gekommen ist. Man verweist auf die Vulkangefahren und darauf, dass man auch in den Ortschaften besondere Vorsicht walten lassen sollte: Gase und Asche sind gesundheitsgefährdend und starke Explosionen könnten Fensterscheiben zum Bersten bringen.

Der Fuego brach zuletzt im Jahr 2018 katastrophal aus. Damals erreichten pyroklastische Ströme die Ortschaften am Fuß des Vulkans und töteten mehr als 300 Menschen.

Eingangs schrieb ich, dass die Ruhepause des Fuegos durch die Explosion beendet wurde. Ganz ruhig war der Vulkan aber in dieser Ruhephase auch nicht, denn es stieg Dampf auf, der zeitweise auch leichte Ascheemissionen enthielt.

Santiaguito: Lavastrom und viele Explosionen

Vulkan Santiaguito erzeugt bis zu 5 Explosionen pro Stunde – Kollaps an der Lavafront

Während der Fuego in Guatemala weiterhin ungewöhnlich ruhig ist und nur dampft, zeigt sich der Santiaguito äußerst aktiv. Laut einem INSIVUMEH-Bericht generiert der Dom bis zu fünf Explosionen pro Stunde. Gasreiche Aschewolken steigen bis auf eine Höhe von 3.700 Metern auf und ziehen in Richtung Südwesten. Dabei überqueren sie bewohntes Gebiet, in dem es zu leichtem Ascheniederschlag kommt.

Vom Dom gehen nicht nur Explosionen aus, sondern auch ein Lavastrom. Die Vulkanologen berichten, dass gelegentlich Weißglut von der Lavafront sowie vom Ursprung des Lavastroms am Dom zu sehen ist. Zudem lösen sich Schuttlawinen, die insbesondere bei größeren Kollapsereignissen an Dom und Lavastrom in kleine pyroklastische Ströme übergehen. Es besteht die Sorge, dass sich auch größere Dichteströme bilden könnten, die bewohntes Gebiet erreichen.

Das Exekutivsekretariat von CONRED rät der Bevölkerung in der Umgebung des Vulkans, sich am lokalen Reaktionsplan zu beteiligen, Evakuierungsrouten in ihrer Gemeinde zu kennen und einen Notfallrucksack für 72 Stunden vorzubereiten, um auf mögliche Gefahren vorbereitet zu sein. Ein weiser Rat – allerdings stellt sich die Frage, wohin man im Falle plötzlich auftretender pyroklastischer Ströme flüchten soll. Soweit ich weiß, gibt es keine geeigneten Schutzräume in der Region, wobei insbesondere die Siedlungen südlich des Domvulkans gefährdet sind.

Die im Norden des Vulkans gelegene Stadt Quetzaltenango ist durch den hoch aufragenden Santa María, der den Santiaguito abschirmt, vor pyroklastischen Strömen geschützt. Allerdings könnten bei starken Explosionen massive Ascheniederschläge auftreten, die auch für Quetzaltenango eine Gefahr darstellen. Im Falle starker Regenfälle geht zudem eine Lahargefahr vom Santiaguito aus, die Quetzaltenango jedoch nur bedroht, wenn sich Asche auf der Nordflanke des Santa María ablagert.

Rund um den Dom des Santiaguito gilt eine Sperrzone mit einem Radius von fünf Kilometern.