Island: Warten auf Vulkanausbruch Nr.10

Zwei Jahre nach der Evakuierung von Grindavik: Warten auf 10. Vulkanausbruch

Am 10. November jährte sich die Evakuierung von Grindavik infolge einer starken Magmaintrusion, die einen Gang bildete, der bis unter die Stadt reichte. Zwei Jahre nach Beginn der Ausbruchsserie bei Svartsengi geht das Warten auf die 10. Eruption weiter. IMO-Deformationsspezialist Benedikt Gunnar Ófeigsson meinte in einem MBL-Interview: „Wir sitzen in einer Warteschleife fest.“ Der Forscher stellte einen Rückgang der Magmenansammlung in der Tiefe fest.



Bodenhebung © IMO

Wer aktuell einen Blick auf die Bodenhebung wirft, sieht, dass es seit einigen Tagen eine Seitwärtsbewegung der Messdaten gibt und die Bodenhebung scheinbar stagniert. Ein Effekt, der öfters kurz vor dem Einsetzen einer neuen Eruption zu sehen war, aber genauso oft auch als Folge von Messfehlern auftrat. Dennoch ist es möglich, das der erwartete Ausbruch nicht mehr lange auf sich warten lässt.

Bis Ende Oktober hatten sich nach dem letzten Ausbruch vom 5. August erneut etwa 14 Millionen Kubikmeter Magma im Untergrund angesammelt. Theoretisch betrachtet ist damit genug Magma im unterirdischen Speichersystem vorhanden, um den finalen Aufstieg zur Eruption zu schaffen. Die Frage ist nur, ob das der Vulkan auch weiß. Die Erdbebentätigkeit bei Svartsengi und entlang der Sundhnukur-Kraterreihe ist weiterhin vergleichsweise niedrig, auch wenn es vereinzelt Erdbeben im Süden des Areals bei Grindavik und in angrenzenden Speichersystemen gibt. Lange Rede, kurzer Sinn: Ein Ausbruch ist jederzeit möglich, oder auch nicht.

Während zu Beginn der Eruptionsserie rasche Bodenhebungen als klare Vorzeichen neuer Ausbrüche galten und die Bodenhebung von zahlreichen Erdbeben begleitet wurde, erschwert das derzeitige Verhalten des Vulkans die Vorhersage kommender Ereignisse deutlich.

Am 10. November jährte sich die Evakuierung von Grindavík zum zweiten Mal. Damals hatten starke Erdbeben und ein sich unter der Stadt bildender Magmaintrusionskanal schwere Schäden verursacht. Der erste Ausbruch der aktuellen Serie erfolgte am 18. Dezember 2023.

Seitdem hat sich die vulkanische Aktivität schrittweise verändert. Die Intervalle zwischen den Eruptionen werden länger, und die Aktivitätszentren haben sich vom Süden nach Norden verlagert. Benedikt Gunnar Ófeigsson betonte, dass die Prozesse weiterhin einzigartig verlaufen und noch immer neue Erkenntnisse über das Verhalten des Svartsengi-Systems liefern.

Das Gebiet gilt inzwischen als der am besten überwachte Ort Islands. Ein dichtes Netz aus Messstationen sowie die enge Zusammenarbeit zwischen dem Isländischen Meteorologischen Amt, der Universität Island und internationalen Forschungseinrichtungen ermöglichen eine kontinuierliche Beobachtung dieser außergewöhnlich langanhaltenden vulkanischen Episode.

Island: Erdbeben Mb 3,5 am Nordrand der Askja

Askja. © EMSC/Leaflet

Erdbeben Mb 3,5 erschütterte Vulkan Askja auf Island – Beben unter dem Caldera-Nordrand

Datum: 09.11.2025 | Zeit: 09:39:29 UTC | Koordinaten 65.081 ; -16.753 | Tiefe: 4,5 km | Mb 3,5




Auf Island manifestierten sich an diesem Wochenende gleich zwei Erdbeben, die von der Magnitude her zumindest theoretisch spürbar gewesen waren. Theoretisch, weil sie sich in einer menschenleeren Gegend des Hochlands im Bereich des Vatnajökulls ereigneten. Das erste Beben von Samstagnacht hatte eine Magnitude von 3,2 und ein Hypozentrum in 3 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 4,7 km nordöstlich des Zentrums der Bárðarbunga-Caldera verortet. Erdbeben dieser Magnitude gibt es hier öfter. Deutlich seltener und daher interessanter ist das jüngere Erdbeben von heute Vormittag, das sich unter dem Nordrand der Askja in einer Tiefe von 4,5 Kilometern manifestierte und eine Magnitude von 3,5 hatte. Beide Beben werden vom IMO auf der Shakemap angezeigt, die zum Vatnajökull gehört.

Bei der Askja handelt es sich wahrscheinlich um einen eigenständigen Zentralvulkan, obwohl einige Autoren ihn früher zum Bardarbunga-System zählten. Heute geht man davon aus, dass der mächtigste Vulkan Zentralislands – der Bárðarbunga – seine Finger zwar bis in die Nähe der Askja ausstreckt, aber kurz vorher endet. Dennoch ist es nicht auszuschließen, dass die Ausläufer des Störungs- und Leitungssystems von Bardarbunga und Askja am Askja-Südrand miteinander verwoben sind. Diese Hypothese beruht auf Beobachtungen vor und während der Bárðarbunga-Eruption von 2014, als man im Bereich der Askja ebenfalls eine erhöhte Seismizität nebst Bodenhebung detektierte.

Seit 2021 hebt sich der Boden inmitten der Askja-Caldera um mehr als einen Meter. Der Hebungsprozess verlangsamte sich in den letzten 2 Jahren, hält aber weiterhin an. Die Seismizität ist vergleichsweise gering und der Erdstoß heute stellte das stärkste Beben seit mehreren Monaten dar: Zuletzt gab es am 26. März 2024 im gleichen Areal ein vergleichbares Erdbeben. Davor wurden 2022 und 2021 Beben mit Magnituden im Dreierbereich registriert.

Die Bodenhebung zeigt an 2 GNSS-Messstationen im Norden der Caldera (TASK und KASAC) seit einigen Wochen einen ungewöhnlich steilen Verlauf, während an der Station OLAC die Hebung relativ konstant verläuft. Seit letztem November hob sich der Boden hier um 70 mm. Die Bodenhebung wird aller Wahrscheinlichkeit nach durch eine Magmenakkumulation im Untergrund verursacht, wobei sich nicht ausschließen lässt, dass es ein überwiegend hydrothermales Phänomen ist. Askja könnte sich also auf einen Vulkanausbruch vorbereiten.

Island: Vulkanologe äußert sich zur Lage bei Svartsengi

Konstant anhaltende Magmenakkumulation bei Svartsengi – Vulkanologe gibt Interview

Auf Island gibt es weiterhin Erdbeben in verschiedenen Vulkanregionen des Landes, wobei es in den letzten Tagen besonders häufig unter den beiden subglazialen Vulkanen Bardarbunga und Katla bebte und auch die Regionen Torfajökull und Hekla nicht ausgenommen blieben. Auf der Reykjanes-Halbinsel gibt es nach wie vor die meisten Beben im Krysuvik-System, wo Subsidenz registriert wird. Die Seismizität bei Svartsengi bewegt sich weiterhin auf niedrigem Niveau mit einer marginal steigenden Tendenz, während aber das westlich gelegene Reykjanessystem zunehmend unter Druck gerät.




Zu der Lage bei Svartsengi äußerte sich – nach vergleichsweise langer Medienabstinenz – der isländische Vulkanologe A. D. Þorvaldur Þórðarson gegenüber Vísir. Er meinte, dass er bei gleichbleibender Rate der Bodenhebung frühestens Ende des Jahres/Anfang nächsten Jahres mit einer neuen Eruption rechnet. Zwar sei es richtig, dass bereits jetzt – wo sich ca. 13 Millionen Kubikmeter Magma seit dem letzten Ausbruch angesammelt haben – eine Eruption stattfinden könnte, doch die vorherigen Eruptionen hätten meistens gezeigt, dass sich deutlich mehr Magma ansammeln muss, als bei der vorherigen Eruption ausgestoßen wurde.

Nun ist es so, dass bei der letzten Eruption im August nur etwas mehr als die Hälfte des bis dato neu angesammelten Magmas als Lava eruptiert wurde und noch ein vergleichsweise großer Schmelzvorrat in der Erdkruste verblieb, den man eigentlich zu dem jetzt neu dazugekommenen Schmelzvolumen zurechnen müsste. Daher ist auch eine frühere Eruption nicht unwahrscheinlich. Allerdings finde ich es im Moment auch unspektakulär ruhig bei Svartsengi, so dass ich mir eine Eruption in den nächsten Tagen nur schwer vorstellen kann.

An anderer Stelle meinte Þorvaldur, der oft wegen seiner Fehlprognosen kritisiert worden war, dass er lieber 50 Mal falsch vor einem bevorstehenden Ausbruch warne, als einmal zu wenig. Eine Einstellung, die sicherlich auch kontrovers diskutiert werden kann, von der sich aber die Verantwortlichen in den Campi Flegrei eine Scheibe abschneiden könnten. Zwar bin ich auch gegen unnötigen Alarmismus und die Verbreitung von Panik unter den Bürgern, doch Gefahren kleinzureden ist ebenfalls kontraproduktiv, wenn es um den Bevölkerungsschutz geht.

Þorvaldur geht übrigens davon aus, dass die Gefahr für Grindavik beim nächsten Ausbruch relativ gering sei, und sieht die Vulkane Askja und Katla als die nächsten isländischen Ausbruchskandidaten. Die Vorwärmphasen hier seien aber noch in einem vergleichsweise frühen Stadium. Ich würde auch Hekla zu diesen Kandidaten zählen.

Island: Erdbebenschwarm an der Blauen Lagune

Erdbebenschwarm im Süden der Blauen Lagune bei Svartsengi – Möglicherweise menschengemacht

Heute Nachmittag manifestierte sich wenige Meter südlich der Blauen Lagune ein kleiner Erdbebenschwarm aus acht Beben mit Magnituden im Bereich der Mikroseismizität, und mein erster Gedanke war: „Nanu, sollte es jetzt dort losgehen?“ Doch bei genauerer Betrachtung der Daten beruhigte sich mein Puls wieder, denn die Beben lagen sehr flach – in nur wenigen Hundert Metern Tiefe. Dieser Umstand spricht gegen einen finalen Magmenaufstieg und einen unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch.

Blaue Lagune. © Vafri.is

Tatsächlich liegt die Blaue Lagune in direkter Nachbarschaft zum Geothermalkraftwerk Svartsengi und ist sogar ein Nebenprodukt – ich vermeide bewusst den Begriff Abfallprodukt – der dortigen Stromgewinnung. Das warme Wasser des Thermalresorts stammt aus den Geothermiebohrungen des Kraftwerks und wird zunächst zur Stromerzeugung genutzt, bevor es abgekühlt in die Blaue Lagune geleitet wird. Eine geniale Idee, die sich die Betreiber allerdings durch horrende Eintrittspreise vergolden lassen. Von der Blauen Lagune aus ist nicht nur das Geothermalkraftwerk zu sehen, sondern zwischen beiden Standorten befinden sich Bohrungen. Die Vermutung liegt daher nahe, dass die Erdbeben durch die Verpressung von Meerwasser entstanden, das zur Gewinnung von Erdwärme und Sole genutzt wird – und nicht mit der Magmenansammlung unter dem gleichen Gebiet in Zusammenhang stand.

Faktenbox: Blaue Lagune und Svartsengi

  • Das Geothermalkraftwerk Svartsengi nutzt ein geothermales Reservoir, das in etwa 1–2 km Tiefe in porösen Basalten liegt.
  • In dieses System wird Meerwasser aus dem nahegelegenen Atlantik gepumpt.
  • Das Meerwasser wird im heißen Gestein bis auf ca. 240 °C erhitzt und ein überheißes 2-Phasen Gemisch aus Wasser und Dampf steigt auf. An der Oberfläche wird es zur Strom- und Warmwassererzeugung verwendet.
  • Nachdem der Dampf genutzt wurde, wird das abgekühlte Wasser teilweise wieder in den Untergrund injiziert, um den Druck im Reservoir zu stabilisieren – ein gängiges Verfahren bei Geothermieanlagen.
  • Ein Teil dieses abgekühlten Wassers gelangt in das Lavafeld neben dem Kraftwerk – und bildet dort die Blaue Lagune.


Ich persönlich finde es optimistisch, den Betrieb von Geothermalkraftwerk und Resort aufrechtzuerhalten, während sich in etwa 4 bis 5 Kilometern Tiefe rund 14 Millionen Kubikmeter Magma ansammeln, die nur darauf warten, zur Erdoberfläche durchzubrechen. Doch bisher ist die Strategie der Isländer aufgegangen. In diesen Tagen jährt sich der Beginn der Ereignisse hier zum zweiten Mal – und es deutet sich bereits der zehnte Vulkanausbruch an.

Die Bodenhebung bei Svartsengi geht unvermindert weiter, und die anomalen Messwerte von gestern sind Geschichte. Jederzeit könnte eine Eruption einsetzen, und die Vorwarnzeit dürfte gering sein.

Update: Das IMO wies darauf hin, dass die Mikrobeben durch Explosionen ausgelöst wurden, die im Rahmen von Arbeiten unangekündigt durchgeführt wurden. Um welche Arbeiten es sich handelte, wurde nicht mitgeteilt. Also „man made“ ja, aber nicht durch die Geothermie.

Bardarbunga: Erdbeben Mb 5,4 am Nachmittag

Mittelstarkes bis starkes Erdbeben Mb 5,4 rockte Bardarbunga – stärkstes Beben in diesem Jahr

Datum: 29.10.2025 | Zeit: 16:46:25 UTC | Koordinaten 64.623 ; -17.417 | Tiefe: 0,7 km | Mb 5,4

Kaum hatte ich heute Nachmittag meinen letzten Bericht über Svartsengi auf Island verfasst, da bebte es unter dem Gletschervulkan Bardarbunga mit einer Magnitude von 5,4. Zunächst wurde dieser Wert vom GFZ gemeldet, während das IMO zunächst eine Magnitude von 4,4 registrierte. Daher wartete ich mit meinem Bericht, bis IMO das Ereignis manuell überprüft hatte – nun bestätigt auch das Institut die Magnitude 5,4. Die Herdtiefe wird mit lediglich 0,7 Kilometern angegeben, das Epizentrum lag rund 5,6 Kilometer östlich des Calderazentrums. Es war das stärkste Erdbeben des Jahres, auch wenn es im Februar und Juli bereits Erschütterungen mit Mb 5,2 gegeben hatte, die diesem Ereignis nahekommen.

Bardarbunga. © IMO

Laut einem IMO-Spezialisten gibt es keine Wahrnehmungsmeldungen. Er wies zudem darauf hin, dass Erdbeben dieser Stärke im Bardarbunga-System nicht ungewöhnlich sind. Dem stimme ich zu – alltäglich sind sie jedoch nicht. Sie zeigen, dass unter einem der mächtigsten Vulkansysteme Islands weiterhin erhebliche Spannungen bestehen, vermutlich im Zusammenhang mit der anhaltenden Magmenakkumulation im Speicherreservoir. Zwar gibt es derzeit keine Hinweise auf einen unmittelbar bevorstehenden Ausbruch, doch rund elf Jahre nach der letzten Eruption befindet sich der Bardarbunga offenbar erneut in einer Phase der Aufheizung.

Die Bardarbunga-Eruption 2014 war einer der größten Vulkanausbrüche Islands in den letzten Jahrzehnten. Nach einer Serie starker Erdbeben unter dem Zentralvulkan öffnete sich Ende August 2014 eine Spalte im Holuhraun-Lavafeld nördlich des Gletschers. Über sechs Monate, bis Februar 2015, wurden rund 1,5 km³ Lava gefördert, wodurch ein neues Lavafeld von etwa 85 km² entstand – das größte in Island seit der Laki-Eruption von 1783–84. Trotz der gewaltigen Fördermenge trat nur wenig Asche auf, doch große Mengen Schwefeldioxid verursachten erhebliche Luftverschmutzung in Island und darüber hinaus. Unter der Caldera sank der Boden während des Ausbruchs um über 60 Meter, was auf den Abfluss von Magma aus der darunterliegenden Kammer hinweist. Der Ausbruch verlief ohne direkte Gefährdung für Menschen, zeigte jedoch eindrucksvoll die Dynamik und Größe des isländischen Vulkansystems.

Island: 14 Millionen Kubikmeter Magma unter Svartsengi

Unter Svartsengi haben sich erneut 14 Millionen Kubikmeter Magma akkumuliert – Gefahreneinschätzung aktualisiert

Auf Island hat es in den vergangenen Tagen erneut Erdbeben gegeben. Besonders auffällig waren Bebenschwärme unter Bárðarbunga und Katla. Unter der Caldera von Katla wurde gestern ein Erdbeben der Magnitude 3,2 registriert. Auch bei Krýsuvík tritt derzeit ein Erdbebenschwarm auf. Innerhalb der letzten 24 Stunden hat sich das Erdbebenmuster hier teilweise nach Norden verschoben, was auf veränderte Spannungen im Bereich von Svartsengi und dem magmatischen Gang hindeuten könnte, der sich bis nördlich des Keilir erstreckt.

Island. © IMO

Die Erdbebentätigkeit bei Svartsengi bleibt insgesamt gering, zeigt aber eine leicht steigende Tendenz. Insbesondere am Südende der Kraterreihe und in der Umgebung von Grindavík treten sporadisch Beben auf. Anhand der aktuellen Daten lässt sich jedoch nicht vorhersagen, wann ein Ausbruch erfolgen könnte.

In den letzten Wochen weichen die Bodenhebungsmuster von denen vor früheren Eruptionen ab: An der Messstation SENG blieb die Bodenhebung weitgehend konstant, wobei der jüngste Messwert einen ungewöhnlichen Sprung nach oben zeigt. An anderen Stationen verläuft die Hebung langsamer als vor den letzten Eruptionen, und die heutigen Werte zeigen teils einen Rückgang. Dies ist ungewöhnlich, da bei Messfehlern normalerweise alle Stationen ähnliche Veränderungen aufweisen. Eine mögliche Erklärung ist, dass Magma bereits seitlich migriert.

Laut einem neuen Update des Isländischen Wetterdienstes (IMO), das nur auf der isländischen Website verfügbar ist, hat sich seit dem letzten Ausbruch unter dem Vulkansystem Svartsengi erneut eine beträchtliche Menge Magma angesammelt. Das Volumen beträgt derzeit rund 14 Millionen Kubikmeter, womit das unterirdische Reservoir etwa die Größenordnung erreicht, die in der Vergangenheit jeweils einen neuen Ausbruch ausgelöst hat.

Seit März 2024 kam es in der Sundhnúkur-Kraterserie, die mit dem Magmasystem von Svartsengi verbunden ist, wiederholt zu Ausbrüchen. Die geförderte Magmamenge schwankte dabei stark – zwischen 12 und 31 Millionen Kubikmetern. „Auf Basis dieser Werte bleibt der Zeitpunkt des nächsten Ausbruchs weiterhin schwer vorherzusagen“, heißt es in der aktuellen Gefahrenanalyse des IMO, die bis zum 11. November gültig ist. Der Gefahrenstatus wurde dabei nicht verändert.

Island: Moskitos als Zeichen des Klimawandels

Island im Wandel: Stechmücken als neues Zeichen des Klimawandels

Erstmals sind in Island Stechmücken der Art Culiseta annulata nachgewiesen worden – ein überraschender Fund, der zeigt, wie stark der Klimawandel das Land bereits verändert. Die Insekten, die vermutlich über Fracht ins Land gelangten, konnten auf der Insel überleben. Bisher galt Island als stechmückenfrei, doch die Erwärmung des Klimas schafft nun neue Lebensräume für Arten, die früher in der rauen nordischen Umgebung keine Chance hatten.

Moskito auf Island. © KI

Mitarbeiter des Isländischen Naturwissenschaftlichen Instituts bestätigten den Nachweis von 3 Stechmücken, die Anfang Oktober nördlich von Reykjavik auf einem Bauernhof entdeckt wurden.

Seit den 1990er Jahren ist die Jahresdurchschnittstemperatur in Island von etwa 4,4 °C auf rund 5 °C gestiegen – ein Anstieg von etwa 0,6 °C in drei Jahrzehnten. Die Folgen sind deutlich sichtbar: Gletscher wie der Vatnajökull verlieren seit Jahren an Fläche, kleinere wie der Okjökull sind bereits vollständig abgeschmolzen. Gleichzeitig verändern sich Küstenlinien durch steigende Meeresspiegel und häufigere Stürme, was Erosion und Überschwemmungen verstärkt.

Ich selbst bereise Island seit mehr als 30 Jahren und wunderte mich mehr als einmal über die rasanten Veränderungen und sah Gletscherzungen verschwinden bzw. um Hunderte Meter zurückweichen.

Auch das Wetter selbst hat sich gewandelt. Messdaten zeigen, dass es auf der Insel mehr regnet als früher. In einigen Regionen regnet es um bis zu 20 Prozent mehr. Mit den milderen Temperaturen nimmt zudem die Wolkenbildung zu. Die Atmosphäre kann mehr Feuchtigkeit speichern, wodurch sich häufiger dichte Wolkendecken bilden. Intensivere Regenereignisse und längere Phasen mit Bewölkung prägen heute das Klima, vor allem im Süden und Westen des Landes. Dies wirkt sich auch auf den Tourismus aus: Schlechtere Sichtverhältnisse erschweren etwa die Beobachtung von Polarlichtern oder Vulkanausbrüchen.

Die Natur reagiert spürbar auf diese Veränderungen. Neue Insektenarten wie Culiseta annulata überleben nun, wärmeliebende Fischarten breiten sich in den Küstengewässern aus, während Kaltwasserarten sich zurückziehen. Selbst die Beobachtung der Polarlichter könnte durch veränderte Wetterlagen schwieriger werden.

Die Entdeckung der Stechmücken verdeutlicht: Islands Wandel zeigt sich nicht nur in Messdaten, sondern im Alltag. Der kleine Moskito steht sinnbildlich für ein Klima, das sich wandelt – feuchter, milder und unberechenbarer als je zuvor.

Island: Schwarmbeben bei Krysúvik am 22.10.2025

Schwarmbeben erschüttert Krysúvik auf Island – Stärkstes Erdbeben Mb 3,1

Die Region um den ehemaligen Bauernhof Krýsuvík – der dem gesamten Risssystem seinen Namen gab – wird seit heute Morgen von einem Schwarmbeben erschüttert, das in den frühen Morgenstunden einsetzte und den größten Teil des Tages anhielt. Der Schwarm umfasst mehr als 50 Einzelbeben mit Magnituden zwischen 0,1 und 3,1. Das stärkste Beben ereignete sich um 04:50:29 UTC in einer Tiefe von rund 5 Kilometern. Die Epizentren liegen östlich des Kleifarvatn und bilden zwei Cluster in der Nähe des Thermalgebiets Seltún.

Die Beben scheinen mit der anhaltenden Deflation zusammenzuhängen, die seit Juni in der Region gemessen wird. Die Bodensenkung ist an der Messstation MOHA am stärksten ausgeprägt und beträgt derzeit etwa 55 Millimeter. Womit die Senkung genau zusammenhängt, ist unklar; vermutlich migrieren magmatische Fluide in tieferen Krustenbereichen.

Vor der Eruptionsphase bei Sundhnúkur wurde in diesem Gebiet Inflation mit einer leichten Bodenhebung registriert, die mit dem Shift der Aktivität in Richtung der bekannten Eruptionsspalte endete. Als nach der letzten Fagradalsfjall-Eruption erneut Bodenhebung bei Krýsuvík einsetzte, spekulierten isländische Geowissenschaftler, dass sich das Eruptionszentrum künftig nach Krýsuvík verlagern könnte.

Obwohl die aktuelle Erdbebenaktivität bei Krýsuvík derzeit nicht auf einen unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch hinweist, hat man in Grindavík grünes Licht für die Erhöhung der Schutzwälle erhalten.

Heute traten zudem zwischen Grindavík und Þorbjörn zwei schwache Erdbeben auf. Bislang ist die Seismizität entlang der Sundhnúkur-Spalte noch relativ gering, auch wenn das Muster der Bodenhebung Ähnlichkeiten mit jenen vor den letzten Eruptionen zeigt und darauf hindeutet, dass Magma seitlich migriert.

Die kumulative Bodenhebung seit Beginn der Krise im November 2023 beläuft sich mittlerweile auf mehr als einen Meter.

Update 18:30 Uhr: Der Erdbebenschwarm bei Krysúvik intensivierte sich weiter. Es gab u.a. ein Beben Mb 3,6.

Island: Erdbeben Mb 4,4 rockt Katla

Katla auf Island von starkem Erdbebenschwarm erschüttert  -Stärkste Magnitude Mb 4,4

Die subglaziale Caldera Katla, die unter dem Gletscher Mýrdalsjökull auf Island liegt, wird seit heute Vormittag, 10:27:49 Uhr UTC, von einem Schwarmbeben erschüttert. Das Initialbeben hatte eine Magnitude von 3,3. Wenig später ereignete sich ein Beben Mb 3,4. Das stärkste Beben manifestierte sich um 10:51:22 UTC und hatte eine Magnitude 4,4. Die Herdtiefe wird mit 100 m unter dem Meeresspiegel angegeben. Insgesamt besteht der Schwarm bis jetzt aus über 30 Beben.

Es ist einer der stärksten Schwärme der letzten Monate unter Katla. Ähnlich hohe Magnituden wurden zuletzt im Mai und Juni 2023 erreicht. Damals rechnete man bereits mit einem bevorstehenden Ausbruch, auf den wir bekanntermaßen immer noch warten. Dennoch könnten sich seitdem kleinere Ausbrüche unter dem Eis ereignet haben, die Gletscherläufe verursachten. Auch dieses Mal ist es nicht ausgeschlossen, dass sich ein kleiner Ausbruch ereignet, obwohl ich vor einer Eruption deutlich stärkere Erdbebenschwärme erwarten würde.

Eine erhöhte elektrische Leitfähigkeit im Wasser der Flüsse am Mýrdalsjökull wurde bis jetzt nicht gemessen, von daher ist es unwahrscheinlich, dass die Beben mit einem sich anbahnenden Gletscherlauf in Verbindung stehen.

Da der Vulkan vom mächtigen Eispanzer des Myrdalsjökull bedeckt ist, ist es schwierig, die genaue Höhe der Caldera unter dem Eis zu bestimmen. Der Myrdalsjökull ist ca. 1500 m hoch, der Eispanzer im Zentrum des Gletschers soll ca. 750 m mächtig sein. Demnach liegt der Calderaboden auf etwa 750 m über dem Meeresspiegel. Die große Eisbedeckung verhindert direkte Beobachtungen des vulkanischen Geschehens und erschwert Messungen. Daher ist vieles, was wir vom Zustand dieses Vulkans zu wissen glauben, Spekulation.