Island: Bodenhebung erreicht Parität

Bodenhebung bei Svartsengi auf Island erreicht Parität zur Hebung vor dem letzten Ausbruch

Reykjavik, 13.06.2025Während manche über das Ende der Eruptionsserie entlang der Sundhnúkur-Kraterreihe bei Svartsengi auf Island spekulieren, hat die Bodenhebung wie erwartet den Gleichstand wie vor der letzten Eruption Anfang April erreicht. Das Eruptionsrisiko steigt weiter an.

Bodenhebung SENG. © IMO

Medial erfährt die aktuelle Hebungsphase auf der isländischen Reykjaneshalbinsel kaum noch Aufmerksamkeit, entweder, weil man sich daran gewöhnt hat, oder weil andere Themen wie die Kapriolen des amerikanischen Präsidenten und die Kriege in der Ukraine und Israel die Nachrichten dominieren. Dennoch bleibt die Lage nördlich des isländischen Fischerstädtchens Grindavik angespannt: Die Bodenhebung beläuft sich seit dem 3. April – dem Ende des letzten großen Ereignisses bei Sundhnúkur – auf 250 mm und hat damit wieder in etwa das Niveau erreicht, wie es unmittelbar vor der letzten Eruption gemessen wurde. Das gilt allerdings noch nicht für das Magmavolumen. Bei den meisten Vorgängereruptionen verhielt es sich so, dass die Bodenhebung noch einige Wochen weiterging, bevor es dann tatsächlich zum nächsten Ausbruch kam. So kann es noch 6 bis 8 Wochen dauern, bis wir die nächste Eruption sehen werden, wobei natürlich immer die Möglichkeit besteht, dass die Bodenhebung aufhört und gar keine Eruption stattfinden wird.

Die Erdbebentätigkeit in dem Gebiet schätze ich als moderat ein: In den letzten 48 Stunden ereigneten sich 51 Erdbeben auf Reykjanes. Diese verteilten sich aber auf mehrere Risssysteme. Bei Grindavik und der Kraterreihe gab es nur wenige Erschütterungen, was in den Bodenhebungsphasen nicht unüblich ist. Oftmals steigert sich die Seismizität erst wenige Tage vor einer Eruption und nur wenige Minuten vorher gibt es eine seismische Krise. So könnte die finale Vorwarnzeit auch diesmal gering ausfallen.




Unter ganz Island ereigneten sich in dem bekannten Zeitraum 97 Erdbeben, überwiegend an den Lokationen, die hier in den letzten Monaten im Fokus standen.

Island: Erdbeben beim Grjótárvatn am 10. Juni

Schwarmbeben erschüttern Grjótárvatn und auf Island – Bodenhebung bei Svartsengi hält an

Reykjavik, 10.06.2025Auf Island gab es gestern ein Erdbeben der Magnitude 3,0 bei der Felseninsel Eldey, die westlich von Reykjanestá liegt. Das Hypozentrum befand sich in fast 12 Kilometern Tiefe. Näher in Richtung Küste manifestierte sich zudem ein kleines Schwarmbeben.

Erdbeben Island. © IMO

Im Bereich der Reykjanes-Halbinsel hat die Anzahl der registrierten Erdbeben in der vergangenen Woche deutlich abgenommen gehabt, was aber auch teilweise dem schlechten Wetter geschuldet gewesen sein kann: Es ist bekannt, dass starker Wind und Regen die Seismometer stören, so dass nicht alle schwachen Erdbeben aufgezeichnet werden. Aktuell beruhigt sich das Wetter wieder und das seismische Netzwerk sollte wieder in der Lage sein, auch schwache Erdbeben aufzuzeichnen. In den letzten 48 Stunden gelang das 44 Mal. Einige der Beben manifestierten sich bei Grindavik und im Kysúvik-System. Entlang der Sundhunkur-Kraterreihe gibt es nur vereinzelt Beben.

Die Bodenhebung im Svartsengi-Gebiet hält an, schwächte sich in der letzten Woche minimal ab. Dennoch ist die Parität zur Bodenhebung vor der letzten Eruption Anfang April fast erreicht. Es fehlen noch 10 bis 20 mm, die im Laufe der Woche geschafft werden sollten. Das Ausbruchsrisiko steigt somit signifikant. Dennoch rechne ich eher in Richtung Ende Juli mit einem neuen Ausbruch, vorausgesetzt, die Bodenhebungsgeschwindigkeit verlangsamt sich nicht deutlich.

Heute ist auch ein Schwarmbeben im Areal nordöstlich des Grjótárvatn aktiv. In den letzten 48 Stunden wurden hier 35 Beben festgestellt. Das stärkste hatte eine Magnitude von 1,9. Das Hypozentrum lag in 15.600 m Tiefe und stand vermutlich mit Magmabewegungen in Verbindung. Es würde mich nicht wundern, wenn sich der Schwarm in den nächsten Stunden verstärken würde, wobei ich auch Beben mit Magnituden im Dreierbereich für möglich halte. Im Prinzip sehen wir an der Basis der Snæfellsnes-Halbinsel ähnliche Prozesse, wie sie seit 2018 auf Reykjanes stattfanden, bevor es zu den Magmenintrusionen in geringen Tiefen kam.

In anderen Gebieten von Island gab es ebenfalls Erdbeben: Auffällig ist ein Schwarm aus 14 Beben im Bereich der Caldera und dem Gletscher Langjökull sowie Erschütterungen unter Eyjafjallajökull, Myrdalsjökull und dem Vatnajökull. Insgesamt wurden unter Island 136 Beben registriert.

Island: Erdbeben Mb 3,4 am Grjotarvatn

Moderates Erdbeben im Vulkansystem Ljósufjöll beim Grjotarvatn auf Island

Reykjavik, 02.06.2025Erst gestern schrieb ich über den geologischen Umbau des Riftsystems auf der Reykjanes-Halbinsel, der sich unter Umständen auch bis auf die Snæfellsnes-Halbinsel im Westen Islands auswirken könnte, da gab es heute wie zur Bestätigung gleich zwei Erdbeben mit den Magnituden 3,4 und 3,2 beim Grjotarvatn im Ljósufjöll-System.

Wie IMO mitteilte, handelt es sich bei dem stärkeren Beben um das zweitstärkste in dem Areal seit Beginn der Aktivität im Jahr 2021. Stärker war nur das Beben M 3,7 vom 8. Mai dieses Jahres. Auffällig ist, dass die Beben im Dreierbereich i immer kürzerer Folge erscheinen, was für einen allgemeinen Trend der Aktivitätssteigerung spricht.

Das Epizentrum der Beben wurde rund 28 km nördlich von Borgarnes verortet. Das Hypozentrum beider Erdbeben lag in 18 Kilometern Tiefe. Es folgten weitere Beben, so dass ein kleiner Schwarm entstand. Die Tiefe der Hypozentren legt nahe, dass die Beben durch Gesteinsbruch infolge von Magmenbewegungen verursacht wurden. Der Erdbeben stützen die Hypothese, dass sich Magma im oberen Bereich der Asthenosphäre akkumuliert und versucht, in die Erdkruste einzudringen.

Während man auf Snæfellsnes noch auf Signale einer signifikanten Bodendeformation wartet, erhält man sie tagtäglich von der weiter südlich gelegenen Reykjanes-Halbinsel. Die Bodenhebung bei Svartsengi hält unverändert an, sieht man einmal von der Fluktuation der Messgenauigkeit ab. Seit Anfang April hob sich der Boden an der Messstation SENG um gut 230 mm. Es fehlen noch 30 mm zum Gleichstand mit der Hebung von vor der letzten Eruption. Dieser sollte in den nächsten 10 Tagen erreicht sein. Die Eruptionswahrscheinlichkeit wächst proportional zur Bodenhebung. Anzeichen für ein baldiges Ende der Aktivität gibt es nicht. Und selbst wenn sie ein spontanes Ende finden sollte, ist es wahrscheinlich nur eine Frage von Monaten, bis ein anderes Vulkansystem auf Reykjanes oder Snæfellsnes erwachen wird.

Island: Forscher vermuten Etablierung eines neuen Riftsystems

Etabliert sich auf Reykjanes ein neues Riftsystem? Blick von Sundhnúkur in Richtung Fagradalsfjall. © Marc Szeglat

Island unter Spannung: Rifting-Prozesse verändern das Gesicht der Reykjanes-Halbinsel

Die Reykjanes-Halbinsel im Südwesten Islands steht weiterhin im Fokus der geowissenschaftlichen Forschung: Seit dem Herbst 2020 ereignet sich dort eine Phase intensiver tektonischer und vulkanischer Aktivität, die auf eine Neuordnung der Plattengrenze zwischen Nordamerika und Eurasien hindeutet. Während wir in Bezug auf den Vulkanismus meistens nur auf die horizontale Bodenhebung achten, hat sich in den vergangenen Monaten auch eine außergewöhnliche horizontale Verschiebung von über 20 Zentimetern ergeben, die mittels GNSS-Messstationen registriert wurde. Das ist ein klares Zeichen dafür, dass sich die tektonischen Bewegungen beschleunigen.

Vektoren der Bodenbewegungen. © Michelle Parks

Die Messstation LISK (Litla Skógfell) zeigte zwischen November 2023 und Frühjahr 2024 eine nordwestliche Bewegung von über 20 Zentimetern, was  einer Rate von etwa 11 cm pro Jahr entspricht. Der Wert liegt deutlich über der normalen Plattendrift von rund 2 cm jährlich. Es handelt sich um das bislang stärkste dokumentierte Rissereignis auf der Halbinsel seit Beginn der instrumentellen Aufzeichnungen.

Der Geowissenschaftler Professor Emeritus Haraldur Sigurdsson äußere in seinem jüngste FB-Post die Vermutung, dass sich an der Plattengrenze südlich von Grindavík eine neue Riftzone etabliert. Wie wir wissen, kam es bereits seit 2021 kam es zu mehreren Eruptionen und magmatischen Gangbildungen in der Region – zuletzt bei der Sundhnúkur-Kraterreihe im Svartsengi-Gebiet. Das aktuelle Geschehen wird von dem Wissenschaftler jedoch nicht nur als vulkanisches Ereignis verstanden, sondern auch als Ausdruck eines großräumigen tektonischen Umbaus: Die Reykjanes-Halbinsel kehrt offenbar in eine aktive Riftphase zurück, wie sie zuletzt vor etwa 800 Jahren stattfand.

Westisland bislang unbewegt – aber nicht spannungsfrei

Während sich im Südwesten die Erdkruste sichtbar dehnt, bleibt Westisland bislang ruhig, zumindest wurden an der Oberfläche noch keine größeren Bodenbewegungen detektiert. Langfristige GPS-Daten zeigen, dass Regionen wie der Snæfellsnes oder Reykjavik weiterhin einer gleichmäßigen Bewegung nach Nordwesten folgen – ohne erkennbare Veränderungen durch die Ereignisse auf Reykjanes.

Doch die Ruhe trügt: Aktuelle seismische Unruhen im Vulkansystem Ljósufjöll, nördlich von Borgarnes, deuten auf ein wachsendes Spannungsfeld auch außerhalb der eigentlichen Riftzone hin. Seit Ende 2024 häufen sich dort Erdbeben in Tiefen von 15 bis 20 Kilometern. Ein Indiz auf magmatotektonische Prozesse in der unteren Erdkruste. Die bisher stärksten Erschütterung erreichten in den vergangenen Monaten Magnitude im Dreierbereich.

Fachleute des Isländischen Meteorologischen Amts (IMO) interpretieren diese tiefen Beben als mögliches Zeichen magmatischer Intrusion – bislang jedoch ohne Oberflächendeformation oder sichtbare vulkanische Aktivität. Ähnliche Prozesse wurden bereits vor den Ausbrüchen auf Reykjanes beobachtet.

Steht auf Island ein langes Kapitel der geologischen Umgestaltung bevor?

Bodenriss in Grindavik. © Marc Szeglat

Noch ist unklar, ob die derzeitige Aktivität auf der Reykjaneshalbinsel und im Westen Islands der Auftakt für eine jahrzehntelange Phase verstärkten Riftinggeschehens ist. Die Wiederkehr der Aktivität nach Jahrhunderten geologischer Ruhe legt dies nahe. Wie sich eine geologische Umgestaltung auf die Menschen auswirken wird ist ebenso ungewiss. Obwohl Island noch am Anfang des möglichen Prozesses steht wurde bereits eine Stadt -Grindavik- stark in Mitleidenschaft gezogen. Experten halten es für durchaus möglich, dass auch Vogar oder die Hauptstadtregion betroffen werden könnte.

Island: Erdbeben und Gletscherlauf

Hohe Erdbebentätigkeit auf Reykjanes – Tremor am Grimsfjall vermutlich durch Gletscherlauf

Reykjavik, 30.05.2025Auf Island ist aus seismischer Sicht einiges los: In den letzten 48 Stunden wurden 242 Erdbeben unter der Insel registriert. 156 davon alleine unter der Reykjanes-Halbinsel. Praktisch jedes der 5 Spaltensysteme der Halbinsel ist betroffen.

Besonders erwähnen möchte ich die Beben im Bereich vom Fagradalsfjall, wo es 11 Beben gab, und 4 Beben im Norden von Grindavik. Dort, am Ende des Rifts bzw. des magmatischen Gangs, ist die Erdbebentätigkeit in den letzten Tagen höher als in anderen Bereichen des Svartsengigebiets. Dennoch geht die Bodenhebung im Zentrum des Areals beim Geothermalkraftwerk Svartsengi und der Blauen Lagune unvermindert weiter. Seit Ende der letzten Eruption Anfang April hob sich der Boden um 220 mm. Es fehlen nur noch 40 mm bis zum Gleichstand mit der Bodenhebung vor der Eruption. Dieser sollte in der ersten Junihälfte erreicht werden. Ab dann steigt die Eruptionsgefahr deutlich. Mit einem Ausbruch rechne ich ab Juli, obgleich natürlich jederzeit ein Ausbruch oder eine Gangintrusion einsetzen kann. Die Gefahr ist immer vorhanden.

Gletscherlauf am Grimsvötn/ Grimsfjall

Auf Island droht aber noch eine andere Gefahr: Am Grimsfjall unter dem Vatnajökull wird nicht harmonischer Tremor registriert, der aller Wahrscheinlichkeit nach von einem Gletscherlauf verursacht wird. Der Gletscherlauf könnte von einer erhöhten geothermischen Aktivität unter dem Gletscher verursacht worden sein. Der letzte Gletscherlauf war erst im Januar und es ist ungewöhnlich, dass zwei Gletscherläufe in so einem kurzen zeitlichen Abstand aufeinanderfolgen. Meistens kommt es in einem Abstand von gut einem Jahr zu den Läufen.

Normalerweise entstehen sie, wenn eine der beiden Schmelzwasserkavernen im Bereich des Grimsvötn-Vulkans voll ist und eine subglaziale Eisbarriere bricht. Gelegentlich sollen durch die Druckentlastung infolge des Wasserabflusses Eruptionen des Vulkans getriggert worden sein.

Aktuell rechnet man eher mit einem kleinen Gletscherlauf, der dann auch keine Schäden anrichten dürfte. Große Gletscherläufe, besonders solche, die von Eruptionen unter dem Eis ausgelöst werden, haben ein großes Zerstörungspotenzial. Oft werden die Ringstraße und Brücken über die Flüsse im Sander beschädigt.

Island: Erdbebenschwarm bei Hveragerði

Intensiver Erdbebenschwarm bei Hveragerði auf Reykjanes – Epizentren nahe historischen Erdbebenort

Reykjavik, 29.05.2025Ganz im Osten der Reykjanes-Halbinsel beim Ort Hveragerði, der in der Nähe des bekannteren Selfoss in Südisland liegt, manifestiert sich ein intensives Schwarmbeben, das sich bis jetzt aus gut 80 Einzelbeben geringer Magnituden im Bereich der Mikroseismizität zusammensetzt. Die Hypozentren liegen überwiegend in Tiefen zwischen 3 und 6 Kilometern. Die Epizentren befinden sich ca. 5 Kilometer süd-südwestlich von Hveragerði.

Schwarmbeben an dieser Lokation waren in den letzten Monaten nicht besonders häufig, obgleich sich Hveragerði an einem markanten tektonischen Kreuzungspunkt befindet, der auf den Tag genau vor 17 Jahren eines der stärksten Erdbeben der jüngeren Geschichte im Süden Islands hervorbrachte. Bei dem Beben vom 29. Mai 2008 handelte es sich um einen Doppelschlag mit den Magnituden 5,8 und 5,9, der zusammen eine Magnitude von 6,1 hervorbrachte. Damals gab es Gebäudeschäden und einige verletzte Personen sowie mehrere tote Schafe. Hveragerði liegt im Randbereich des Hengill-Störungssystems, das in NE‑SW‑Richtung streicht und zum Westarm des isländischen Störungs- und Vulkansystems gehört. Nördlich der Stadt trifft das Hengill-System auf eine Transformstörung des östlichen Vulkansystems Islands. Kein Wunder also, dass sich hier im Untergrund Spannungen aufbauen, die ein hohes Erdbebenpotenzial bedingen.

Das aktuelle Schwarmbeben liegt allerdings etwas südlich des beschriebenen tektonischen Kreuzungspunktes und könnte unabhängig hiervon auftreten. Nicht auszuschließen ist, dass es im Zusammenhang mit Fluidbewegungen steht, denn weiter nördlich befindet sich das Thermalgebiet Reykadalur. Hier gibt es heiße Quellen im Bereich eines Baches, die zu einem Bad einladen.

Natürlich gibt es auch Erdbeben an den 4 anderen Spaltensystemen auf der Reykjanes-Halbinsel. Hier registrierte IMO in den letzten 48 Stunden insgesamt 132 Erschütterungen, einschließlich des oben erläuterten Schwarmbebens. Die meisten Erschütterungen gab es ganz im Osten der Halbinsel bei Reykjanestá (Eldey) und im Krysuvik-System. Einige Beben ereigneten sich auch am Fagradalsfjall und bei Svartsengi. Die Bodenhebung dort geht unvermindert weiter. Meinen Einschätzungen nach dürfte der Magmenzustrom in die flach liegenden Reservoire bei 4 Kubikmeter pro Sekunde liegen.

Island: Erdbeben und Bodenhebung am 28.05.2025

Weitere Erdbeben auf Reykjanes und Snaefellsnes – Bodenhebung geht weiter

Während des starken Erdbebenschwarms, der sich am Wochenende westlich von Reykjanes ereignete – und immer noch nicht ganz vorbei ist –, war es auf der Halbinsel aus seismischer Sicht relativ ruhig, wobei es sein kann, dass bei der allgemeinen Unruhe schwache Erdbeben bei Svartsengi nicht aufgezeichnet wurden. In den letzten 24 Stunden wurden aber wieder einige Erschütterungen im südlichen Abschnitt des Svartsengi-Gebiets detektiert. Sie tangierten auch Grindavik.

Bodenhebung bei Svartsengi. © IMO

Obwohl die Seismizität bei Svartsengi und Sundhnukur wenig spektakulär ist, sieht es mit der Bodenhebung anders aus. Zwar würde ich nicht unbedingt so weit gehen, sie als spektakulär zu bezeichnen, doch die Hebegeschwindigkeit des Bodens entspricht jener vom Sommer letzten Jahres und ist somit höher, als es vor der letzten Eruption der Fall gewesen ist. Anzeichen, dass sich die Aktivität kurz- und mittelfristig abschwächt, so wie es von einigen Vulkanologen prognostiziert wird, kann ich momentan nicht erkennen. An der Messstation SENG hob sich der Boden in den letzten 7 Wochen um 200 mm. Die Hebung dürfte – bei gleichbleibender Geschwindigkeit – Mitte Juni auf dem Niveau wie vor der Eruption Anfang Mai ankommen. Ab diesem Zeitpunkt steigt die Eruptionswahrscheinlichkeit deutlich an. Signifikant erhöht ist sie dann etwa einen Monat später, also zur Hauptreisezeit auf Island. Die Ausbrüche störten bis jetzt zumindest nicht den Flugverkehr in Keflavik und auch der Highway nach Reykjavik blieb bis jetzt von den Auswirkungen der Eruptionen verschont, so dass Touristen wahrscheinlich auch im Falle eines Vulkanausbruchs entlang der Sundhnukur-Kraterreihe unbehelligt bleiben dürften.

Die Seismizität im Bereich des Grjotarvatn auf der Snaefellsnes-Halbinsel bleibt deutlich erhöht: Innerhalb von 24 Stunden manifestierten sich dort gut 25 Erschütterungen, die überwiegend Magnituden im Bereich der Mikroseismizität hatten. Stärkste Erschütterung brachte es auf Mb 1,8 in 17 Kilometern Tiefe. Aufgrund des tiefen Hypozentrums ist es wahrscheinlich, dass das Beben einen Bezug zu Fluidbewegungen hatte. Obgleich die Vulkanologen das Areal genau im Blick haben, lässt sich bis jetzt nicht vorhersagen, ob und wann es zu einem Vulkanausbruch in dem Gebiet bei Borganes kommen wird.

Island: Starkes Schwarmbeben bei Eldey begann am 24. Mai

Starker Erdbebenschwarm vor Reykjanes – Stärkstes Einzelbeben Mb 5,1

Datum: 24.05.2025 | Zeit: 14:21:51 UTC | Koordinaten: 63.687 ; -23.160 | Tiefe: 10 km | Mb 5,1

Reykjavik, 25.05.25Am Reykjanes Ridge westlich der bekannten Halbinsel auf Island manifestiert sich seit gestern Vormittag um 12:00 Uhr UTC ein starker Erdbebenschwarm, der mittlerweile zwar deutlich an Schwung verloren hat, aber immer noch nicht ganz beendet ist. Die IMO-Tabellen listen fast 650 Beben auf. 38 Beben hatten Magnituden ab 3. Die stärkste Erschütterung brachte es auf Mb 5,1.

Starker Erdbebenschwarm bei Eldey. © IMO

Das starke Erdbeben ereignete sich um 14:21:51 UTC in einer Tiefe von 10 Kilometern. Das Epizentrum wurde 10 Kilometer westlich der Insel Eldey lokalisiert und wurde in einem Großteil von Südwestisland wahrgenommen. Obwohl es am Reykjanes Ridge immer wieder starke Erdbebenschwärme gab, sind Erschütterungen dieser Magnitude alles andere als alltäglich.

Bereits vor dem Beginn der Eruptionsserie am Fagradalsfjall steigerte sich auch im Bereich des Ridge die Erdbebentätigkeit, was mutmaßlich mit Magmenaufstieg entlang des Rifts des Rückens assoziiert ist.

In zwei Presseberichten gibt es widersprüchliche Statements von IMO-Forscherin Kristín Elísa Guðmundsdóttir: Während sie in einem Bericht offenbar die Meinung vertritt, dass Deformationsmessungen zeigten, dass der Erdbebenschwarm wahrscheinlich von Spannungsveränderungen in der Erdkruste verursacht wurde, die im Zusammenhang mit Magmenaufstieg bei Svartsengi stehen, wird in einem zweiten Artikel das ausgeschlossen. Möglich, dass hier eine KI am Werk war und Artikel automatisch umgeschrieben wurden, wodurch die widersprüchlichen Aussagen entstanden.

Tatsächlich ist es möglich, dass es rein tektonisch bedingte Erdbebenschwärme in der Region gibt, doch ich vermute hier auch den Zusammenhang, zwischen Magmenaufstieg und Spannungsaufbau in der Erdkruste, der dann letztendlich zu tektonischen Erdbeben an Störungen führte.

Nicht nur am Reykjanes-Ridge bebte es in den letzten Stunden. Einen Erdbebenschwarm gab es auch im Gebiet vom Blafjöll, wo das stärkste Beben eine Magnitude von 2,9 hatte.

Beschleunigte Bodenhebung bei Svartsengi

Bei Svartsengi und Sundhnukur blieb es in den letzten Stunden seismisch betrachtet recht ruhig. Die Bodenhebung hält allerdings weiter an und die Messungen der letzten Woche legen nahe, dass sich die Hebegeschwindigkeit und damit der Magmastrom aus dem tiefen in das flach gelegene Speicherreservoir verstärkt haben. Seit Anfang April hob sich der Boden um 240 mm und es fehlen noch 80 mm bis zum Gleichstand mit der Hebung vor der letzten Eruption. Sobald diese Parität erreicht ist, steigt das Eruptionsrisiko signifikant an.

Island: Hohe Bebentätigkeit am 21. Mai

Starke Erdbebentätigkeit auf Island – auch Reykjaneshalbinsel betroffen

Reykjavik, 21.05.2025Auf Island wurden innerhalb von 48 Stunden 210 Erdbeben registriert. Die meisten verteilen sich auf vier Gebiete, die nicht nur für ihre tektonische Aktivität, sondern auch für ihre vulkanische Geschichte bekannt sind.

Erdbebenschwarm bei Sundhnúkur. © vafri.is

Gestern berichtete ich in meinem Artikel über die Bodenhebung bei Svartsengi noch von einer vergleichsweise geringen Seismizität auf der Reykjanes-Halbinsel, doch das hatte sich im Laufe des Nachmittags bereits geändert. Es begann ein Schwarmbeben entlang der Eruptionsspalte Sundhnúkur, das bis heute aktiv ist. Der Erdbebenschwarm besteht aus gut 40 schwachen Einzelbeben, die sich überwiegend entlang der Kraterreihe zwischen Sýlingarfell und Stóra-Skógfell ereigneten. Einige Beben traten jedoch auch nördlich von Grindavík auf.

Auch entlang anderer Spaltensysteme auf Reykjanes kam es zu Erschütterungen, unter anderem im Norden des Fagradalsfjall-Gebiets sowie im Hengill-System. Insgesamt wurden 78 Beben auf der Halbinsel registriert.

Die Bodenhebung bei Svartsengi setzt sich unvermindert fort. Ihre Geschwindigkeit ist mit jener im September des vergangenen Jahres vergleichbar. Die Aufstiegsrate des Magmas dürfte bei etwa 4 Kubikmetern pro Sekunde liegen. Ich rechne mit einer neuen Eruption im Juli oder August, wobei es auch früher oder später losgehen könnte.

Das stärkste Beben der letzten Stunde ereignete sich jedoch nicht auf der Reykjanes-Halbinsel, sondern weiter nördlich beim Grjótárvatn. Es hatte eine Magnitude von 2,0 und ein Hypozentrum in zehn Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 27 Kilometer nördlich von Borgarnes verortet.

Der dritte Bebenschwerpunkt liegt weiterhin im Norden Islands, wo es östlich der vorgelagerten Insel Grímsey bebt. Entlang eines schmalen Segments der Tjörnes-Fracture-Zone (TFZ), dort, wo sie das submarine Vulkanfeld bei Grímsey durchzieht, ereigneten sich 97 Beben.

Nicht unerwähnt lassen möchte ich die Erschütterungen im Bereich des Gletschers Vatnajökull. Dort wurden 13 Beben registriert – sie ereigneten sich am Herðubreið, an der Askja und an der Bárðarbunga.

Kurzfristig rechne ich in den drei zuletzt genannten Regionen nicht mit Eruptionen. Langfristig betrachtet könnten sich aber auch dort vulkanische Aktivitäten anbahnen.