Island: Schwarmbeben unter Katla Anfang September

Schwarmbeben erschüttert Katla – 38 Beben detektiert

Unter dem subglazialen Vulkan Katla auf Island findet ein Schwarmbeben statt, das sich bis jetzt aus 38 Einzelerschütterungen zusammensetzt. Die Magnituden sind gering und bewegen sich überwiegend im Bereich der Mikroseismizität. Die beiden stärksten Beben hatten die Magnituden 2,1 und 1,9. Während die Herdtiefe des zuletzt genannten Bebens nur 700 m betrug, manifestierte sich das stärkere Beben in 1100 m Tiefe. Alle Hypozentren befanden sich nahe des Meeresspiegelniveaus.

Bei der Katla handelt es sich um einen großen Calderavulkan im Süden Islands, der unter dem Gletscher Mýrdalsjökull liegt. Aufgrund der Eisbedeckung entsteht bei Eruptionen der Katla ein hohes Gefahrenpotenzial, da Schmelzwasser die Explosivität verstärken kann. Zudem verursacht das Schmelzwasser eine Gletscherflut, die unter dem Eis hervorbricht und das Umland des Gletschers überflutet.

Auch abseits größerer Eruptionen kann es zu Gletscherläufen kommen, die zwar weniger katastrophal verlaufen als jene infolge von Eruptionen, denen aber auch ein gewisses Zerstörungspotenzial innewohnt. Solche kleineren Gletscherläufe manifestierten sich in den letzten Monaten öfters. Einer im Sommer letzten Jahres verursachte sogar leichte Schäden an einer Brücke der Ringstraße vor Vík. Die Gletscherläufe gehen zumindest teilweise auf kleine Eruptionen und gesteigerte geothermale Aktivität zurück. Der aktuelle Erdbebenschwarm könnte Vorläufer eines solchen Ereignisses sein.

Das isländische Wetteramt warnt momentan zwar nicht vor der Aktivität unter Katla und dem Mýrdalsjökull, dafür aber vor intensiven Regenfällen, die Erdrutsche verursachen können. Bei so einer Wetterlage werden auf der Reykjaneshalbinsel normalerweise nicht alle Erdbeben detektiert, da das schlechte Wetter die Seismografen stört. Nichtsdestotrotz werden besonders im Gebiet von Krysúvik zahlreiche Erdbeben angezeigt, die mit der Subsidenz dort zusammenhängen.

Unter Svartsengi geht die Bodenhebung vermutlich weiter, obgleich die jüngsten Messdaten einen kurzzeitigen Rücksetzer anzeigen, der auf Messungenauigkeiten zurückzuführen sein kann.

Island: Erneutes Schwarmbeben bei Reykjanestá

Der Leuchtturm von Reykjanestá. © Marc Szeglat

Schwarmbeben erschüttert Offshore-Bereich von Reykjanestá auf Island – stärkstes Beben Mb 3,2

In den frühen Morgenstunden begann vor der Westspitze der Reykjaneshalbinsel ein Schwarmbeben, das aus 30 Erschütterungen besteht. Das stärkste Einzelbeben hatte die Magnitude 3,2 und manifestierte sich in 6,4 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum des Erdstoßes wurde 5,5 km west-nordwestlich von Reykjanestá verortet.

Die Lokation Reykjanestá ist wegen ihres Leuchtturms bekannt. Von dort fährt man nur wenige Minuten die Küste entlang, bis man Grindavik erreicht. Um den kleinen Fischerort ist es in diesem Jahr ruhiger geworden, weil sich die Eruptionszentren der jüngsten Ausbrüche in nördliche Richtung verlagert hatten und die Lavaströme nicht mehr Richtung Grindavik flossen. Ein Umstand, der sich bei weiteren Eruptionen allerdings wieder ändern könnte.

Schwarmbeben vor der Westspitze von Reykjanes können rein tektonischer Natur sein, obwohl es im Kontext mit der Bodenhebung im nahen Svartsengi-Gebiet wahrscheinlich ist, dass die Erdbeben indirekt eine Folge der Magma-Ansammlung dort sind. Der steigende Druck im Untergrund wirkt sich auf Störungen vor der Küste aus und aktiviert die Störungszonen des Kolbensey-Ridge, das als Ver74029565f5384acbb88ba8ae7a368eablängerung des Mittelatlantischen Rückens Island durchzieht. Weiter südwestlich am Ridge manifestierte sich heute auch ein Erdbeben Mb 3,8.

Die Erdbeben wurden in einer kurzen Notiz bei MBL erwähnt. Obwohl der Erdstoß Mb 3,2 theoretisch im spürbaren Bereich lag, gab es keine entsprechenden Wahrnehmungsmeldungen. Laut IMO verhielt es sich mit dem Erdbeben Mb 3,1 bei Krysuvik, über das ich bereits gestern Abend berichtete, anders: Dieser Erdstoß wurde in der Hauptstadtregion von Reykjavik wahrgenommen.

Die Bodenhebung bei Svartsengi geht konstant weiter und ein Ende der Aktivität ist nicht in Sicht. So ist es wahrscheinlich, dass sich noch dieses Jahr eine weitere Eruption ereignen wird.

Das Schwarmbeben bei Reykjanestá ist übrigens noch nicht vorbei und es werden weitere schwache Erdstöße registriert.

Island: Erdbeben Mb 3,1 nahe Krýsuvík

Thermalgebiet Setlún bei Krýsuvík. © Marc Szeglat

Spürbares Erdbeben Mb 3,1 bei Krýsuvík auf Island – Epizentrum weiter südlich als sonst

In den letzten Wochen berichtete ich bereits öfters über die Erdbebentätigkeit bei Krýsuvík, die mit der beschleunigten Subsidenz zusammenhängt, die infolge der vorherigen Bodenhebung stattfindet: Zwischen 2022 und 2023 hatte sich der Boden infolge einer Magmenintrusion gehoben, doch seitdem die eruptive Tätigkeit vom Fagradalsfjall nach Sundhnúkur shiftete, ließ der steigende Druck bei Krýsuvík nach und der Boden begann, sich zu senken. Besonders betroffen war eine Region nordöstlich vom Kleiftarvatn. Das Erdbeben heute manifestierte sich aber südlich der üblichen Erdbebenzone. Das Epizentrum wurde 1 Kilometer nördlich des Bauernhofes Krýsuvík verortet, nach dem das gesamte Gebiet benannt wurde, und lag südlich des Thermalgebietes Setlún.

Ob das Beben auf einen Regimewechsel in der Gegend hindeutet, ist ungewiss, doch wahrscheinlich ereignete es sich ebenfalls infolge der Subsidenz. Es folgte ein kleiner Schwarm weiterer Beben, so dass auf der Shakemap ein kleiner Bebencluster zu erkennen ist.

Auf der Reykjanes-Halbinsel gab es in den letzten Tagen insgesamt 51 Beben, die aber nicht nur bei Krýsuvík ausgemacht wurden, sondern auch an anderen Spaltensystemen einschließlich dem Offshore-Bereich bei Reykjanestá. Auch am Fagradalsfjall gab es einige Beben.

Auf ganz Island wurden 137 Erschütterungen festgestellt. 26 der Beben wurden im Bereich des Mýrdalsjökull lokalisiert und die meisten der Beben lagen unter dem subglazialen Vulkan Katla. Das stärkste Beben hier hatte eine Magnitude von 2,2.

Der Erdbebenschwarm nahe des Grotjarvatn bei Borganes hält weiterhin an und es gibt täglich einige schwache Erschütterungen. Bodendeformationen werden momentan aber nicht mehr gemessen.

Dies gibt es nach wie vor im Svartsengisystem, wo alle verfügbaren GPS-Messstationen eine Bodenhebung infolge von Magmeninflation anzeigen. Die Zone der Bodenhebung erstreckt sich in Ost-West-Richtung dabei von der Eldvörp-Kraterreihe bis zum Ostrand des Fagradalsfjall. Am schnellsten hebt sich der Boden im Bereich der Blauen Lagune, die sich weiterhin im Zentrum der Bodenhebung befindet.

Island: Status der Bodenhebung am 29. August

Bodenhebung unter Svartsengi auf Island geht weiter – beschleunigte Subsidenz bei Krýsuvík

Die Nachrichten von der isländischen Reykjaneshalbinsel haben heute die Bodendeformationen in den Bereichen der Spaltensysteme von Svartsengi und Krýsuvík zum Thema, wo gegenläufige Bewegungen festgestellt werden. Während sich der Boden bei Svartsengi vergleichsweise schnell hebt, beschleunigte sich die Absenkung des Bodens bei Krýsuvík, was für das seit Wochen anhaltende Schwarmbeben verantwortlich ist.

Die Subsidenz im Nordosten des Krýsuvík-Spaltensystems hat seit Anfang Juli deutlich zugenommen und beträgt gut 35 mm. Wahrscheinlich ist es diese Bodenabsenkung, die die zahlreichen Erdbeben hier auslöst. Bevor die Eruptionsserie im Svartsengi-System losging, rechneten einige Vulkanologen in Krýsuvík mit einem Ausbruch, weil sich der Boden zu heben angefangen hatte. Im Krýsuvík-Gebiet liegt das Thermalgebiet von Setlun, was durchaus sehenswert ist, auch wenn es hier keine hoch speienden Geysire gibt wie etwa im Haukadalur.

Anders sieht die Situation bei Svartsengi aus, wo die Bodenhebung auf vergleichsweise hohem Niveau anhält, auch wenn sie nicht mehr die sehr hohen Werte von vor einem Jahr erreicht. Seit dem Ende der letzten Eruption Anfang des Monats hob sich der Boden bereits wieder um 120 mm. Bedenkt man, dass sich der Magmenspeicher bei der letzten Eruption bestenfalls zu drei Fünftel entleerte, kann es bei gleichbleibender Hebesrate in gut 2 Monaten zur nächsten Eruption kommen. Ende Oktober/Anfang November wäre es dann wieder so weit.

Die Seismizität bei Svartsengi ist relativ gering, mit nur sporadisch stattfindenden Einzelbeben, ganz so, wie wir es von vorherigen Hebungsphasen kennen. Anders sieht es da im Moment etwa unter der Katla im Süden Islands aus, wo eine erhöhte Seismizität registriert wird. In den letzten 48 Stunden wurden 27 Beben festgestellt. Drei der Beben werden zwar in den Tabellen zum Myrdaljökull-Gebiet angezeigt, manifestierten sich aber tatsächlich bei der Hekla. Die Daten zur Bodenhebung der subglazialen Katla-Caldera schwanken teilweise stark, doch es scheint sich ein leichter Trend einer Bodenhebung herauszukristallisieren.

Island: Gletscherlauf am Langjökull

Gletscherlauf am Langjökull verursacht Hochwasser im Fluss Hvitá – Erdbebenaktivität erhöht

Bereits gestern erwähnte ich kurz den Gletscherlauf am Langjökull, der aber nicht direkt vom Gletscher ausgeht, sondern von der vorgelagerten Schmelzwasserlagune Hafrafellslón, die relativ jung ist und sich erst in den letzten Jahrzehnten anfing zu bilden. 

Beim Hafrafellslón handelt es sich im Prinzip um einen natürlichen Schmelzwasserstausee, der infolge des Klimawandels und der verstärkten Schmelzwasserbildung des Gletschers entstand. Das Schmelzwasser des Langjökull speist nicht nur den, sondern im Wesentlichen den Fluss Hvítá, der namentlich gleich viermal auf Island vertreten ist.
Das Wasser der aktuellen Gletscherflut strömt zunächst in den Fluss Svartá und weiter in die Hvítá im Borgarfjörður-Gebiet.

Der Wasserstand der Gletscherlagune ist so hoch wie nie zuvor, weshalb die aktuelle Flut möglicherweise größer ausfallen könnte als diejenige im August 2020. Anwohner werden von IMO aufgefordert, die potenziellen Auswirkungen des Hochwassers auf Grundstücke und Viehbestände entlang der Hvítá im Auge zu behalten.

Der isländische Wetterdienst hat in den letzten Wochen mithilfe von Satellitenbildern den wachsenden Stausee beobachtet. Bereits am 20. August deuteten Aufnahmen darauf hin, dass sich der See zu entleeren begann. Am 21. August bestätigten Anwohner, dass Wasser über den Gletscherrand in die Svartá abfloss. Seitdem steigt der Pegel der Hvítá spürbar an. In den kommenden Tagen wird ein weiterer Anstieg erwartet, so dass der Fluss sein Bett verlassen könnte.

Beim Hochwasser im Jahr 2020 trat die Hvítá an mehreren Stellen über die Ufer, unter anderem an der Brücke des Hálsasveitarvegur über den Kaldadalsvegur, und verursachte Überschwemmungen bis hin zu den Wiesen bei Brúarás. Bewohner der Region sollten daher auch diesmal mit möglichen Überflutungen in Ufernähe rechnen.

Unter dem Langjökull liegt ein weiterer Zentralvulkan Islands verborgen, der in den letzten Monaten eine erhöhte Seismizität zeigte. So könnte die vermehrte Schmelzwasserproduktion nicht alleine dem Klimawandel geschuldet sein, sondern auch auf eine gesteigerte Geothermie unter dem Gletscher hindeuten. Erst am 18. August hatte es ein Erdbeben Mb 3,3 unter dem Gletscher gegeben. Es war das stärkste Erdbeben, das seit 2007 unter dem Langjökull gemessen wurde.

Island: Eruption Nr. 9 möglicherweise vorbei

Eruption auf Island hat gestoppt – Tremor und Lavapegel abgefallen

Die neunte Eruption entlang der Sundhnúkur-Eruptionsspalte auf Island könnte vorbei sein: Gestern Nachmittag fielen der Lavapegel im Krater und der Tremor stark ab und der Lavaausstoß hörte auf. Auch während der Nacht konnte man auf den Livecams keine Rotglut mehr ausmachen. Ob es tatsächlich das Ende des Vulkanausbruchs ist oder ob die Aktivität wieder einsetzen wird und dann in Intervallen weitergeht, ist bis jetzt ungewiss. Dagegen spricht, dass der Tremor extrem weit abgestürzt ist und sich nahe der Nulllinie bewegt.

Die Erdbebentätigkeit im Svartsengigebiet ist ebenso niedrig wie der Tremor und geht gegen Null. Die Bodenhebung verläuft noch recht konstant und hat sich seit gestern noch nicht beschleunigt, was man bei einem Eruptionsstopp erwarten würde, doch möglicherweise ist es noch zu früh und wir müssen weitere GNSS-Messungen abwarten.

Obgleich es im Svartsengigebiet keine Erdbeben gibt, ist das benachbarte Krysuvik-System seismisch weiterhin sehr aktiv. Mittlerweile deuten die GNSS-Werte einiger Messstationen in der Region eine leichte Bodenhebung an, die aber noch nicht von Wissenschaftlern bestätigt wurde. Was klar ablesbar ist, ist ein leichter horizontaler Versatz des Bodens.

In den letzten 48 Stunden wurden auf Reykjanes 55 Beben registriert. Auf ganz Island waren es 167. Die meisten Erschütterungen sind einem Erdbebenschwarm an der Tjörnes-Fracture-Zone zuzuschreiben. Dort wurden 51 Beben registriert, viele davon in einem Cluster, der 10 Kilometer westlich von Kópasker verortet wurde. Die TFZ liegt im Norden Islands und bildet praktisch das tektonische Gegenstück zur Reykjaneshalbinsel: In beiden Regionen geht der Mittelozeanische Rücken in die Riftzonen der Insel über. Genauso wie auf Reykjanes gibt es auch im Norden Islands Spaltenvulkane. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist die Krafla-Spalte, deren Eruption in den 1970er Jahren gerne als Beispiel für die aktuellen Vorgänge bei Sundhnukur herangezogen wird.

Island: Lavapuls am Sundhnúkur

Eruption im Svartsengigebiet auf Island dauert seit 18 Tagen an – Lavapuls in der Nacht

Nachdem die Aktivität am neuen Kraterkegel auf der Sundhnúkur-Kraterreihe gestern etwas schwächelte, gab es in der Nacht einen stärkeren Puls, bei dem kleine Lavafontänen aufstiegen, die Lava schwallartig aus dem Krater beförderten und über die Kegelflanke fließen ließen. Es war der einer der stärksten Lavapulse, seit die Initialphase der Eruption vorbei ist.

Tremor gestiegen.

Die gesteigerte Aktivität konnte via Livestream beobachtet werden und spiegelte sich auch in einem Anstieg der Tremoramplitude wider. Damit lieferte uns der Vulkan ein weiteres Indiz dafür, dass die aktuelle Eruption einen ähnlichen Verlauf nehmen könnte wie der erste Fagradalsfjall-Ausbruch, der im März 2021 begann und fast ein halbes Jahr dauerte. Damals kam es in Intervallen zu spektakulären Lavaüberläufen. Zuvor ereignete sich auch eine Phase mit hoch aufsteigenden Lavajets, mit denen wir vielleicht auch in einigen Wochen bei der aktuellen Eruption rechnen können, vorausgesetzt, der Trend dazu hält weiter an.

Die Bodenhebung geht derweilen weiter und beläuft sich in den letzten zwei Wochen auf knapp 40 mm, gemessen an der GNSS-Station SENG. Interessant ist, dass sich der Boden im benachbarten Tal Meradalir im Fagradalsfjall-Komplex auch hebt. Seit Juni betrug die Hebung an der Messstation GONH ebenfalls ca. 40 mm.

Seismizität ist bei Sundhnúkur und am Fagradalsfjall praktisch nicht vorhanden. Dafür bebt es aber weiter im Krysúvik-System und an anderen Stellen von Reykjanes, so dass innerhalb von 48 Stunden 44 Erschütterungen registriert wurden.

Den stärksten Erdstoß der letzten 2 Tage verzeichneten die Seismometer bei Grimsey im Norden von Island. Es ereignete sich an der Tjörnes-Fracture-Zone und hatte eine Magnitude von 3,2. In der Region gibt es nicht nur eine ausgeprägte Störungszone, sondern auch ein submarines Vulkanfeld.

Island: Die Eruption Nr. 9 am 16. Tag

Tag 16 der 9. Eruption im Svartsengigebiet auf Island – nur leichte Fluktuationen der Aktivität

Auf der Reykjanes-Halbinsel geht der Vulkanausbruch weiter, wobei via Livecam nur geringe Variationen der Aktivität zu erkennen sind. Während man tagsüber kaum Rotglut am Krater oder Lavastrom ausmachen kann, sieht es nachts richtiggehend rot aus. Allerdings erkennt man hauptsächlich rot illuminierte Dampfwolken und nur etwas Lava, da der Rand des Lavastroms gerade so angeschnitten wird.

Auf neuen Luftaufnahmen von gestern ist allerdings zu sehen, dass der Kraterkegel noch erstaunlich aktiv ist, bzw. zum Zeitpunkt der Aufnahme noch aktiv war: Im Krater kocht ein Lavapool von dem intensives Spattering ausgeht. Nahe des Fuß des Krater strömt Lava aus einer Tube, die ein kleinen Lavafeld bildet. Die Aktivität sieht aus der Nähe betrachtet deutlich stärker aus als man auf den Livecams erahnen kann. Allerding ist der Tremor heute etwas zurückgegangen und liegt in etwa auf dem Niveau wie zu Wochenanfang. Parallel dazu hat sich die Geschwindigkeit der Bodenhebung wieder etwas beschleunigt und es sieht nach wie vor nicht so aus, als würde die Aktivitätsphase im Svartsengigebiet Enden wollen, selbst wenn sich die Eruption auf vergleichsweise niedrigem Niveau bewegt.

Erdbebentätigkeit gibt es indes bei Svartsengi praktisch keine oder nur eine sehr geringe, was dem Bild früherer Eruptionen entspricht. Dafür bleibt die Seismizität bei Krysúvik erhöht – das Schwarmbeben unweit des Setlun-Thermalgebiets reißt nicht ab. Wodurch die Beben hier generiert werden ist nicht ganz eindeutig zu bestimmen. Nennenswerte vertikale Bodendeformation wird nicht registriert, nur einen leichten vertikalen Versatz kann man in den Daten reininterpretieren.

Auch an anderen Risssystemen der Reykjaneshalbinsel gab es in den letzten Stunden schwache Erschütterungen, etwa bei Blafjöll und Raufarhólshellir. Hier wird die Seismizität tektonischer Natur sein und mit dem Riftingprozess auf Island zusammenhängen.

Island: Vulkanausbruch am Tag 15

Eruption bei Sundhnúkur auf Island geht am Tag 15 weiter – Magmenausstoß leicht rückläufig

Der Vulkanausbruch auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel geht auch am 15. Tag der Eruption weiter. Auf den Livecamaufnahmen sieht es so aus, als hätte der Lavaausstoß leicht nachgelassen, obwohl die Tremor-Amplitude praktisch unverändert ist. Gelegentlich gibt es leichte Peaks, die mit einem verstärkten Lavaausstoß einhergehen. Bei solchen Steigerungen spritzt die Lava aus dem immer höher werdenden Schlackenkegel, der sich oben immer weiter verschmälert und die Form eines großen Hornitos annimmt.

Die Verschmälerung des Kraterkegels reicht aber noch nicht aus, um den Gasdruck im Fördersystem signifikant ansteigen zu lassen, um in Intervallen hohe Lavajets zu erzeugen, so wie es während der ersten Fagradalsfjall-Eruption war. Außerdem tritt auch noch zu viel Lava effusiv aus. Natürlich ist es nicht sicher, dass sich so ein Spektakel wie im April/Mai 2021 wiederholen wird, doch die aktuelle Eruption entwickelt sich ähnlich wie damals. Es könnte aber auch sein, dass der Ausbruch immer weiter an Kraft verliert, bis er schließlich einschläft, obwohl im Magmenkörper noch genug Schmelze vorhanden sein sollte, um die Eruption länger aufrechtzuerhalten. Dabei sieht man erst aus der Luft, wie aktiv der Krater noch ist.

Bodenhebung beschleunigte sich leicht

Die Bodenhebung beschleunigte sich seit gestern etwas, was auf eine Reduzierung des Lavaausstoßes bei gleichbleibender Aufstiegsrate aus dem tiefen in das flache Reservoir hindeutet. Betrachtet man die GNSS-Messungen der Uni Reykjavik, erkennt man, dass sich der Boden seit Ende der Initialphase des Ausbruchs bereits um 4 bis 5 Zentimeter hob (eine Einheit auf der Grafik entspricht 10 Zentimetern). Die Aufstiegsrate des Magmas vom tiefen in den flachen Magmenkörper könnte Pi mal Daumen bei ca. 6-7 Kubikmetern pro Sekunde liegen. Die Förderrate der Lava bei ca. 2-3 Kubikmeter pro Sekunde, wobei es sich um Schätzwerte handelt.

Die Seismizität im Svartsengigebiet ist gering und es kommt nur sporadisch zu schwachen Erdbeben. Anders sieht es im Krysúvik-System aus, wo es kontinuierlich schwache Erdbeben gibt.

In der Region des Grjotarvatn gibt es ebenfalls ein kontinuierlich anhaltendes Schwarmbeben, in dessen Zuge sich vorgestern ein Beben Mb 3,2 manifestierte. Wissenschaftler vermuten, dass die Erdbeben Anzeichen sind, dass sich Magma im tieferen Untergrund akkumuliert.