Bardarbunga: Erdbeben Mb 4,8 am Abend

Datum: 05.05.2025 | Zeit: 21:14:01 UTC | Koordinaten: 64.613 ; -17.387 | Tiefe: 8 km | Mb 4,8

Erhöhte seismische Aktivität unter der Bardarbunga-Caldera und in Westisland

Unter der subglazialen Bardarbunga-Caldera wurde gestern Abend ein mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 4,8 registriert. Der Erdstoß ereignete sich um 21:14 UTC in einer Tiefe von 7700 Metern. Das Epizentrum wurde 7,4 km östlich von Bardarbunga verortet. Es folgten mehrere Nachbeben Das Hauptbeben war deutlich in der dünn besiedelten Region südlich des Vatnajökull-Gletschers spürbar, verursachte jedoch keine Schäden.

Bereits am Morgen desselben Tages, um 5:34 Uhr, hatte sich ein Erdbeben der Magnitude 3,5 ereignet. Das Epizentrum lag im nordöstlichen Teil der Bardarbunga-Caldera. Solche Beben sind in dieser Caldera nicht ungewöhnlich und spiegeln die ständige Bewegung und den Druckaufbau unter dem Gletschereis wider. Die Seismizität unter Bardarbunga war in den vergangenen Tagen bereits deutlich erhöht, was von einem verstärkten Magmenzustrom aus der Tiefe herrühren könnte.

Bardarbunga ist ein aktiver Zentralvulkan unter dem mächtigen Eisschild des Vatnajökull im isländischen Hochland und bekannt für seine ausgeprägte seismische Aktivität. Zuletzt hatte sich im Februar 2025 ein noch stärkeres Beben mit einer Magnitude von 5,2 ereignet. In diesem Jahr jährt sich zudem das Ende des Holuhraun-Ausbruchs zum zehnten Mal – jener Ausbruch, der zwischen 2014 und 2015 das größte Lavafeld in Island seit der Laki-Eruption von 1783 bildete und mit einer massiven magmatischen Intrusion aus der Bardarbunga-Caldera verbunden war.

Bereits am 4. Mai wurde um 16:17 Uhr ein Erdbeben der Magnitude 3,1 in der Nähe von Grjótárvatn festgestellt. Dieses Gebiet liegt im Westen Islands, im Landesinneren zwischen dem Lavafeld Hallmundarhraun und dem Langjökull-Gletscher. In dieser Region kommt es regelmäßig zu seismischen Ereignissen, die in den letzten Monaten an Häufigkeit und Stärke zugenommen haben – ein vergleichbares Beben wurde zuletzt am 23. April gemeldet.

Die Anzahl der seismischen Ereignisse auf der Reykjaneshalbinsel war in den letzten Stunden nicht mehr ganz so hoch wie noch am Wochenende. Allerdings hat sich das Wetter verschlechtert, sodass schwache Erschütterungen möglicherweise nicht registriert werden. Beben wurden vor allem im Osten der Halbinsel dokumentiert; ein kleiner Erdbebenschwarm wurde bei Raufarhólshellir beobachtet.

Die Bodenhebung bei Svartsengi hält weiterhin an, zeigt jedoch je nach Messreihe gewisse Schwankungen, die auf Abweichungen in den Satellitenbahnen zurückzuführen sein könnten. Weitere Messungen werden zeigen, ob tatsächlich eine Trendänderung vorliegt.

Island: Seismizität und Bodenhebung am 04.05.25

Hohe Seismizität auf Island – Bodenhebung bei Svartsengi weiter beschleunigt

Unter Island bebt es weiterhin häufiger als gewöhnlich: In den letzten 48 Stunden sind 316 Erschütterungen zusammengekommen. Das stärkste manifestierte sich heute Nachmittag am Grjotarvatn und hatte eine Magnitude von 3,1. Das Hypozentrum wurde in 17 Kilometern Tiefe ausgemacht. Die Tiefe des Hypozentrums deutet auf einen magmatischen Auslöser hin. Das Epizentrum lag 28 Kilometer nördlich von Borgarnes. In der Region des Vulkansystems Ljósufjöll gab es fast 30 weitere Erschütterungen.

Auffallend ist auch die weitere Zunahme der Seismizität unter dem subglazialen Bardarbunga, der sich unter der Eiskappe des Vatnajökulls versteckt – aber nicht still – hält. 47 Erdbeben werden in den Tabellen von IMO im Bereich des Gletschers angezeigt.

Am bemerkenswertesten ist allerdings die hohe Seismizität unter der Reykjaneshalbinsel, die offenbar jedes der 5 großen Risssysteme erfasst hat. So ereigneten sich hier 214 Erschütterungen seit Freitagabend. Vergleichsweise viele Beben ereigneten sich zwischen Grindavik und dem Thorbjörn, aber auch am Fagradalsfjall und bei Krysuvik. Beben gab es weiterhin am Blafjöll und nun auch noch am Vulkan Hengill.

Die Bodenhebung bei Svartsengi erhielt einen weiteren Schub und der letzte Messwert von gestern, der in der Grafik heute angezeigt wird, markiert eine Bodenhebung von 170 mm seit Anfang April. Sollte sich der Boden weiterhin in diesem Tempo heben, sehen wir im Sommer den nächsten Ausbruch auf Reykjanes, wobei es auch zu einer Gangbildung kommen könnte. Interessanterweise gibt es im Bereich der Zone mit der größten Bodenhebung fast keine Erdbeben.

Es stellt sich die Frage, wie die Seismizität unter den anderen Risssystemen zu interpretieren ist. Sie könnten rein tektonischen Ursprungs sein, oder aber die Folge einer tiefen Magmenakkumulation, die den Boden zwar nicht anhebt, aber Spannungen erzeugt, die Störungszonen aktivieren.

Island: Schwarmbeben bei Blafjöll am 03. Mai

Schwarmbeben bei den Blauen Bergen auf Island – Fast 60 Einzelbeben registriert

Aus seismischer Sicht kommt Island nicht zur Ruhe, da es weiterhin eine vergleichsweise starke Seismizität gibt, die sich vor allem im Süden und Osten der Insel konzentriert. So registrierte das IMO innerhalb von 48 Stunden 226 Erschütterungen. Die meisten Beben gab es erneut unter Bardarbunga im Osten Islands und auf der im Süden liegenden Reykjaneshalbbinsel. Dort wurden 151 Beben festgestellt. Einige der Beben manifestierten sich im südlichen Abschnitt des magmatischen Gangs, der sich zwischen Grindavik und Keilir erstreckt und unter dem Fagradalsfjall.

Die meisten Erdbeben ereigneten sich allerdings südlich von Litla Kaffistofan und nördlich des vulkanischen Gebirges von Blafjöll das zum Brennisteinsfjöll-System gehört, dort, wo die Reykajenshalbinsel am Süden Islands andockt. Der Schwarm besteht aus gut 60 Einzelbeben, wobei die stärkste Erschütterung eine Magnitude von 1,7 hatte und einen Erdbebenherd in 6,2 Kilometern Tiefe. Die meisten anderen Beben mit Magnituden im Bereich der Mikroseismizität lagen in ähnlichen Tiefen, daher ist es unwahrscheinlich, dass die Beben im Zusammenhang mit dem nahen Geothermalkraftwerk Hellsheidi in Verbindung stehen. Somit könnten die Beben rein tektonischer Natur sein oder sie wurden von Fluidbewegungen ausgelöst. Eine Bodenhebung wird hier allerdings nicht registriert, wobei es genau in der Lokation der Erdbeben keine GPS-Messstation gibt und man umliegende Messpunkte begutachten muss.

Bodenhebung bei Svartsengi
Anders sieht es indes bei Svartsengi aus, wo bekanntermaßen Magma aus größerer Tiefe aufsteigt und sich in einem relativ flach liegenden Reservoir unter dem dortigen Geothermalkraftwerk akkumuliert. Nachdem sich zu Ostern die Geschwindigkeit der Bodenhebung deutlich verlangsamte, kann man nun die bereits letzte Woche angedeutete erneute Trendwende bestätigen, nach der sich die Bodenhebung wieder beschleunigt hat. Allerdings ist sie nicht so stark wie in den ersten beiden Aprilwochen, aber stärker als das, was man in den Wochen vor der letzten Eruption sah. Die Hebegeschwindigkeit ist in etwa mit jener vergleichbar, wie sie im Sommer letzten Jahres war. Seit Anfang April hob sich der Boden um ca. 150 mm. Im Juni dürften die 300 mm Hebung erreicht sein, bei der die letzte Eruption begann. Ab diesem Zeitpunkt steigt das erneute Eruptionsrisiko deutlich an. Ein Ende der Ausbruchsserie, so wie sie von dem einen oder anderen isländischen Vulkanologen kürzlich vorhergesagt wurde, sehe ich noch nicht.

Bardarbunga: Schwarmbeben am 1. Mai

Erdbebenschwarm erschüttert subglazialen Vulkan Bardarbunga – Stärkstes Beben Mb 2,8

Der isländische Vulkan Bardarbunga liegt unter dem größten Gletscher Europas und war heute einmal mehr Schauplatz eines Schwarmbebens. Es bestand aus 33 Einzelbeben, die im Zentralbereich der Caldera gestreut auftraten. Die Hypozentren lagen überwiegend in Tiefen von weniger als 5.000 Metern. Das stärkste Beben erreichte eine Magnitude von 2,8 bei einer Herdtiefe von 2.500 Metern.

Unter dem Bardarbunga kommt es regelmäßig zu vergleichbaren, teils auch stärkeren seismischen Ereignissen, die allgemein als Anzeichen für ein Aufladen des großen Zentralvulkans gewertet werden. Er liegt direkt oberhalb des Island-Mantelplumes – eines ortsfesten Aufstroms heißen Mantelmaterials, der in Island zusätzlich unter einem Arm der divergenten Plattengrenze des Mittelatlantischen Rückens aufsteigt. Der Island-Mantelplume ist maßgeblich für die außergewöhnlich hohe vulkanische Aktivität der Insel verantwortlich.

Neuere Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass die Basis des Mantelplumes bis zur Grenze zwischen unterem Erdmantel und äußerem Erdkern hinabreicht. Dort hat er einen geschätzten Durchmesser von 100 bis 150 Kilometern. In etwa 100 Kilometern Tiefe verbreitert sich der Plume-Kopf auf 200 bis 400 Kilometer Durchmesser. Zum Vergleich: Island selbst misst etwa 500 x 300 Kilometer. Daraus wird ersichtlich, dass ein Großteil der Insel unter dem direkten Einfluss des Mantelplumes steht.

Es überrascht daher nicht, dass es heute auch im nördlich des Vatnajökulls gelegenen Askja-Vulkansystem zu erhöhter Seismizität kam: Dort wurden neun Beben registriert. Die Bodenhebung der Askja-Caldera stagniert allerdings seit März.

Im Bereich des Vatnajökulls wurden weitere Erschütterungen gemessen, sodass die Gesamtzahl der Beben in den letzten 48 Stunden bei 56 liegt.

Auch in anderen Regionen Islands war seismische Aktivität zu verzeichnen. Die meisten Beben ereigneten sich erneut auf der Reykjanes-Halbinsel entlang des magmatischen Gangs, der sich genau vor einem Monat gebildet hatte – insbesondere im Bereich des Fagradalsfjall. Auch am Grjótárvatn bebt es weiterhin: Dort wurden in den vergangenen zwei Tagen 22 Erschütterungen festgestellt.

Island: Beschleunigung der Messwerte zur Bodenhebung

Nach Verlangsamung der Bodenhebung erfolgt wieder eine Beschleunigung – Seismizität weiterhin hoch

Auf Island ist die Seismizität weiterhin hoch und gestern wurden auf der gesamten Insel innerhalb von 48 Stunden über 300 Erdbeben detektiert. Weit über 200 Beben ereigneten sich im Bereich der Reykjanes-Halbinsel. Heute ist das Wetter wieder schlecht und es werden – wie in der Vorwoche – wieder weniger Beben registriert, was aber an Wind und Regen liegen dürfte. Auffällig ist weiterhin die hohe Seismizität im Westen des Fagradalsfjall. Unklar hingegen ist der Grund für die Bebentätigkeit. Werden hier Störungszonen infolge des Magmenaufstiegs bei Svartsengi aktiviert, oder regt sich unter Fagradalsfjall selbst Magma? Eine signifikante Bodenhebung gibt es hier aktuell nicht.

Anders sieht es hingegen weiterhin im benachbarten Svartsengi-Gebiet aus: Nach der Verlangsamung der Heberate in der vergangenen Woche hat sie sich in den letzten 2 Tagen wieder beschleunigt. Möglicherweise nimmt auch das Wetter Einfluss auf die GPS-Messungen, oder aber der Magmenaufstieg unterliegt größeren Schwankungen. Ich schätze, dass aktuell gut 4 Kubikmeter Magma vom tieferen Reservoir in das flachere unter Svartsengi strömen. Seit dem Ende der letzten Eruption Anfang April hob sich der Boden bereits um gut 15 Zentimeter und hat damit mehr als die Hälfte der Hebungsrate hinter sich gebracht, die es bis zur Parität zum Bodenhebungsniveau wie vor der letzten Eruption braucht. Ab diesem Zeitpunkt beginnt die Eruptionswahrscheinlichkeit wieder deutlich zu steigen.

Der Professor Haraldur Sigurdsson schrieb jüngst in seinem Blog, dass praktisch unter der gesamten Reykjanes-Halbinsel Schmelze in einer Tiefe von 8 bis 10 Kilometern vorhanden sei und man eine große Schmelzschicht in ca. 25 Kilometern Tiefe vermute. Ob das Magma weiter aufsteigt, würde in hohem Maße von den Bewegungen entlang der kontinentalen Naht zwischen Eurasien und Nordamerika abhängen, wo sich die beiden Platten voneinander entfernen. Die Plattenbewegungen erfolgen nicht gleichmäßig, sondern in Schüben. Aktuell würde es viele Krustenbewegungen geben, die sich über die gesamte Strecke vom Reykjanes-Rücken im Südwesten bis zum Hengill im Osten erstrecken. Daher ist mit weiterem Magmenaufstieg zu rechnen. Haraldur findet die Frage spannend, ob auch die Beben am Grjotarvatn mit diesem Ereignis zusammenhängen, und will die Situation weiter beobachten.

Island: Erdbeben und Bodendeformation

Zahlreiche Erdbeben unter Island registriert – 218 Erschütterungen innerhalb von 48 Stunden

Beobachtete man die Erdbebenaktivität der letzten Woche auf Island, hätte man meinen können, dass sie deutlich rückläufig war. Doch der Schein trügte, denn sehr wahrscheinlich lag der vermeintliche Rückgang der Seismizität an dem starken Wind, der das seismische Netzwerk mit „Noise“ überfrachtete und eine Registrierung schwacher Erdstöße erschwerte bzw. vereitelte. Kaum ist das Wetter wieder besser, werden auch wieder sehr viele Erdbeben registriert, die sich an den üblichen Destinationen ereigneten. Insgesamt wurden 218 Beben festgestellt. Die stärkste Erschütterung manifestierte sich gestern unter Bardarbunga und hatte eine Magnitude von 3,5. Der Erdbebenherd lag unter dem Nordosten der Caldera, in einer Tiefe von 4,7 Kilometern. Im Kartenabschnitt des Vatnajökulls sind 37 Erschütterungen eingetragen.

Im Westen Islands hält der Erdbebenschwarm beim Grjotarvatn an. Hier gab es bereits letzte Woche ein Erdbeben mit einer Magnitude größer als 3. Hier gab es seit Samstag 20 Erschütterungen.

Die meisten Beben ereignen sich weiterhin unter Reykjanes und hier entlang des magmatischen Gangs und der Rifts, die sich Anfang April gebildet hatten, aber auch unter dem Fagradalsfjall kommt es zu Beben. 120 Erschütterungen werden momentan auf der Halbinsel angezeigt, ein Schwarmbeben, das sich vor der Westküste von Reykjanes ereignet hat nicht mitgerechnet. Dieses Beben schlägt mit nochmals 17 Erschütterungen zu Buche.

Die Bodenhebung bei Sundhnukur hat sich hingegen in der letzten Woche deutlich verlangsamt, so dass mit einem baldigen Ausbruch nun doch nicht mehr zu rechnen ist. Bei aktueller Heberate rechne ich nicht vor dem Sommer mit einem weiteren Ereignis. Wobei meine Einschätzung nur eine Momentaufnahme ist, die auf dem aktuellen Trend beruht, die sich jedoch schnell ändern kann. Die Heberate kann gleichbleiben, sich aber auch weiter verlangsamen oder wieder beschleunigen.

Generell zeigt die Bodenhebung, dass weiterhin Magma aus dem tief gelegenen Reservoir in das flachere unter Svartsengi strömt. Die meisten Modelle gehen davon aus, dass sich das Zentrum des tief liegenden Reservoirs unter dem Fagradalsfjall befindet. Hier könnte sich innerhalb weniger Wochen Spannendes entwickeln.

Island: Glasfaserkabel messen Bodendeformationen

Folgen der Grabenbildung in Grindavik am 10. November 2023. © Marc Szeglat

Mit Glasfaser gegen die Lava – Wie Island die Vulkanüberwachung revolutioniert

Island, die Insel aus Feuer und Eis im Nordatlantik, ist zum Vorreiter einer bahnbrechenden Technologie geworden, die hilft, Vulkanausbrüche schneller und präziser vorherzusagen. Geowissenschaftler setzen dort auf ein Netzwerk aus Glasfaserkabeln, die ursprünglich für den Datenverkehr des Internets verlegt wurden und nun auch dazu genutzt werden, um kleinste Bodenbewegungen zu messen – und so die Vorzeichen von Magmaintrusionen wie jene vom 10. November 2023 in Grindavik frühzeitig zu erkennen.

Das Prinzip nennt sich Distributed Acoustic Sensing (DAS). Dabei werden bestehende – und mittlerweile auch neu verlegte – Glasfaserkabel mit speziellen Analysegeräten verbunden, die aus winzige Laufzeitunterschiede von Lichtimpulsen Veränderungen im Untergrund ableiten können. Jedes Kabel wird so zu Tausenden virtueller Sensoren. Auf Island hat diese Technik bereits erste große Erfolge erzielt: Besonders auf der Reykjanes-Halbinsel, wo sich der Boden seit 2020 immer wieder hebt, Risse bildet und neue Vulkanspalten aufbrechen, konnten Forscher Intrusionen von Magma in Echtzeit verfolgen und so Warnungen aussprechen. In einem Fall erkannte man auch, dass nur eine kleine Intrusion im Gang war, und verhinderte so einen Fehlalarm.

Eine aktuelle Studie zeigte, wie das Glasfasernetz half, die Entwicklung eines Dykes – eines magmatischen Gangs im Untergrund – zwischen den Sundhnúkur-Kratern und Grindavík aufzuzeichnen. Aus den gemessenen Dehnungen konnten die Wissenschaftler sogar die Geschwindigkeit berechnen, mit der sich das Magma im Untergrund ausbreitet. In einigen Fällen betrug sie zunächst fast einen Meter pro Sekunde, verlangsamte sich dann, als das Magma näher an die Oberfläche kam. Besonders eindrucksvoll: Schon bevor sich erste oberflächennahe Erdbeben zeigten, registrierte das Glasfaserkabel tiefere Bewegungen.

Inzwischen wird die DAS-Technik weltweit an Vulkanen getestet: am Ätna in Italien, am Kilauea auf Hawaii und sogar im Yellowstone-Gebiet der USA. Es gibt auch Überlegungen diese Technik in den italienischen Campi Flegrei anzuwenden. Überall dort versprechen sich Geophysiker neue Einblicke in die Entstehung von Ausbrüchen. Noch stehen viele dieser Projekte am Anfang – Island ist aktuell der einzige Ort, wo DAS bereits in einem operativen Überwachungsbetrieb eingesetzt wird.

DAS wird aber nicht nur in der Vulkanüberwachung eingesetzt. Ursprünglich wurde es zu Überwachung von Infrastruktur wie Pipelines, Gleisanlagen, Brücken und Tunneln entwickelt. Die Geoforscher haben die bereits existierende Technik adaptiert.

Wie funktioniert Distributed Acoustic Sensing (DAS)

Die Grundprinzipien von DAS sind einfach: Ein sogenannter Interrogator wird an ein Glasfaserkabel angeschlossen und sendet kontinuierlich Laserimpulse durch die Faser. Natürliche Unregelmäßigkeiten in der Glasfaser verursachen eine geringe Rückstreuung des Lichts (Rayleigh-Streuung). Wenn das Kabel durch externe Einflüsse wie Vibrationen, akustische Wellen oder Dehnungen beeinflusst wird, verändern sich die Eigenschaften des rückgestreuten Lichts minimal. Diese Veränderungen werden vom Interrogator erfasst und analysiert, um den Ort und die Art der Störungen entlang der Faser zu bestimmen. Dadurch ermöglicht DAS eine kontinuierliche und präzise Überwachung großer Netzwerke in Echtzeit.


Durch die Kombination von DAS-Daten mit Satellitenaufnahmen (InSAR), GNSS-Messungen und klassischen Seismometern entsteht ein nahezu lückenloses Bild der unterirdischen Vorgänge. Künftig könnten Bewohner gefährdeter Gebiete noch früher gewarnt werden – vielleicht Stunden oder sogar Tage vor einer Eruption.

DAS bietet den Vorteil, dass es gegenüber den satellitengestützten Messmethoden eine deutlich höhere zeitliche Auflösung bietet und bereits kleinere Bodendeformationen erfassen kann. Besonders bei InSAR-Messungen können Tage zwischen zwei Überflügen eines Satelliten über eine bestimmte Region vergehen. Dafür bietet diese Methode aber den Vorteil, dass sie überall auf der Welt funktioniert. Die DAS-Technik kommt vor allem im urbanen Siedlungsbereich zum Einsatz, dort, wo schon Glasfaserkabel liegen. Und natürlich auf Vulkanen, wo mittlerweile extra entsprechende Kabel verlegt werden. Das ist allerdings nicht ganz unkritisch zu betrachten, denn die Verlegung von Glasfaserkabeln geht nicht ohne Eingriff in die Natur vonstatten und diese Kabel verrotten natürlich nicht und bleiben lange Zeiträume erhalten. (Quelle: Studie science.org)

Aktuelle Situation auf Island

Apropos Island: Dort hat sich die Bodenhebung deutlich verlangsamt und nähert sich weiter den Werten an, die wir vor der Eruption Anfang des Monats gesehen haben. Auch die Erdbebentätigkeit der letzten Tage war geringer als in der Vorwoche, was aber zum Teil darauf zurückzuführen ist, dass es durch starke Winde zu einer Beeinträchtigung in der Erdbebenerfassung kam. Unter Bardarbunga manifestierte sich gestern ein Erdbeben M 3,2.

Island: Erhöhte Seismizität beim Grjótárvatn

Erhöhte Aktivität im Vulkansystem Ljósufjöll nahe des Grjótárvatn– Experte befürchtet einen sich zusammenbrauenden Vulkanausbruch

Der Grjótárvatn liegt an der Basis der isländischen Snæfellsnes-Halbinsel, am Rand des eher wenig bekannten Vulkansystems Ljósufjöll. Seit Mitte letzten Jahres rückt diese abgelegene Region zunehmend in den Fokus der Wissenschaftler. Grund dafür sind wiederkehrende Schwarmbeben, die man auch als einen langanhaltenden Erdbebenschwarm mit geringer bis mäßiger Intensität einstufen könnte. Allein in den letzten 48 Stunden wurden 21 Erschütterungen registriert, die vom Isländische Wetteramt etwa 25 Kilometer nördlich von Borgarnes verortet wurden.

Die Beben konzentrieren sich unter einem Lavafeld zwischen den Seen Grjótárvatn und Langavatn – einem Gebiet, das dem Ljósufjöll-System zugerechnet wird. Das stärkste Beben der letzten Stunden erreichte eine Magnitude von 2,4 und lag in nur 1,1 Kilometern Tiefe. Das stärkste registrierte Beben seit Beginn der seismischen Aktivität im Jahr 2021 hatte eine Magnitude von 3,7 und ereignete sich am 15. April 2025. Schon im Herbst 2024 kam es hier zu einer Tremorphase – seither sind Geowissenschaftler zunehmend besorgt, dass es in der Region zu einer Eruption kommen könnte.

Zu ihnen zählt auch der emeritierte Geophysik-Professor Páll Einarsson von der Universität Island, den ich 2004 bei meiner bislang längsten Islandreise auf Snæfellsnes kennengelernt und später an der Uni interviewt hatte. In einem Bericht für das Wetteramt bezeichnet er die Situation als potenziell ernst. Die meisten Beben finden laut Einarsson in Tiefen von 15 bis 20 Kilometern statt, was für magmatische Aktivität spricht. Diese Tiefeneinschätzung kann ich allerdings nicht nachvollziehen. Es gibt zwar so tiefe Beben, aber die meisten liegen deutlich flacher. Ein 2024 in Hítardalur installiertes GPS-Messgerät zeigt zudem erste Oberflächenverformungen.

Einarsson zieht Parallelen zur Eruption auf der Insel Heimaey 1973 – damals betrug die Warnzeit nur rund 30 Stunden. Auch im Fall eines Ausbruchs im Ljósufjöll-System könnte es eng werden.

Ob es tatsächlich zu einem Ausbruch kommt, ist unklar. Die geologischen Daten reichen bislang nicht aus, um eine verlässliche Prognose zu treffen. Sicher ist nur: Die Aktivität nimmt zu – und die Fachwelt beobachtet die Entwicklung mit wachsender Aufmerksamkeit.

Das Vulkansystem Ljósufjöll gilt als geologisch kaum erforscht. Die letzte bekannte Eruption manifestierte sich im Jahr 1148 – wenige Jahrzehnte bevor auch die Vulkansysteme der Reykjanes-Halbinsel wieder aktiv wurden. Mit den aktuellen Ereignissen rückt die Region jedoch wieder stärker in den Fokus und man muss sich fragen, ob es hier einen übergreifenden Aktivitätszyklus gibt, der die Vulkansysteme auf beiden Halbinseln beeinflusst.

Auch auf Reykjanes bleibt es spannend

Auch auf der weiter südlich gelegenen Reykjanes-Halbinsel bleibt die Lage dynamisch. IMO-Deformationsspezialist Benedikt Gunnar Ófeigsson erklärte kürzlich im Interview mit Channel 2, dass er in diesem Jahr nicht mehr mit einer Eruption bei Sundhnúkur rechne, da sich die Bodenhebung verlangsamt habe und die Intervalle zwischen den Ausbrüchen länger geworden seien.

Doch aktuelle Messungen vom heutigen Tag zeigen, dass sich die Hebung doch nicht so stark verlangsamt hat wie zunächst vermutet. Meiner Meinung nach haben die Ereignisse Anfang April die Karten neu gemischt – es wäre fahrlässig, frühere Muster einfach fortzuschreiben. Eine neue Studie hat zudem den Untergrund unter Reykjanes bis in 40 Kilometer Tiefe durchleuchtet: Die Ergebnisse zeigen, dass sich unter vielen Teilen der Halbinsel Magma ansammelt, das früher oder später seinen Weg nach oben finden wird.

Später ist dabei das entscheidende Stichwort – mehr dazu demnächst!

Island: Erdbeben und Bodenhebung am 21.04.25

Zahlreiche Erdbeben auf Reykjanes und im Süden von Island – Bodenhebung verlangsamte sich

Auf bzw. unter Island ist es heute aus seismischer Sicht sehr unruhig, denn es wurden innerhalb von 48 Stunden 336 Erdbeben registriert. Ohne dass es einen besonders starken Erdbebenschwarm gibt, ist das recht viel.

Die Beben konzentrieren sich in vier Bereichen: im Norden entlang der TFZ, im Gebiet des Vatnajökulls, im Süden Islands und auf der Reykjanes-Halbinsel. Dort wurden 296 Erschütterungen festgestellt. Wie gehabt verteilen sich die Beben hier entlang des magmatischen Gangs und der neu entstandenen Grabenbrüche, die vor 3 Wochen entstanden. Auffallend viele Beben gibt es unter dem Fagradalsfjall, aber auch im Krysúvik-System.

Nachdem die GPS-Messwerte zur Bodenhebung in den letzten Tagen fast keine Hebung mehr anzeigten, hat sich das Bild mittlerweile relativiert, dennoch ist ein Rückgang der Hebegeschwindigkeit zu verzeichnen. Nach aktuellem Stand liegt sie zwar noch über dem, was wir vor dem jüngsten Ausbruch gesehen haben, ist aber im Vergleich nur noch ca. 50 % größer. Ich schätze den unterirdischen Magmenzufluss auf ca. 4 Kubikmeter pro Sekunde. Die Hebung seit dem 3. April liegt bei 13 Zentimetern. Ein herber Dämpfer für all jene, die auf einen baldigen Ausbruch gehofft haben, auch wenn er bei gleichbleibender Inflation nicht ganz so lange auf sich warten lassen dürfte wie zuvor.

Weitere Erdbeben im Süden Islands konzentrierten sich auf den Bereich der Torfajökull-Caldera und den westlich anschließenden Gebieten. Die Caldera wurde in den vergangenen Wochen häufig von Erdbeben erfasst und es ist gut möglich, dass die Beben von unterirdischen Fluidbewegungen verursacht werden. Einige Erschütterungen gab es auch unter der Katla.

Im Bereich des Vatnajökulls bebte es vor allem unter der Bardarbunga-Caldera und im Askja-System. Die Bodenhebung hier stagniert seit Monatsanfang.