Kilauea: Starker Erdbebenschwarm am 26. Juli

Erdbebenschwarm hält an – Vulkanausbruch am Kilauea auf Hawaii droht

Am Vulkan Kilauea auf Hawaii gibt es seit drei Tagen ungewöhnlich viele Erdbeben im Bereich des oberen Ostrifts, und man fürchtet eine Spalteneruption. Daher wurden Teile des Nationalparks für Besucher geschlossen.

Die Schwarmbeben treten in Pulsen auf und verursachen mehr als 500 Erschütterungen an einem Tag. Die Erdbeben in der oberen Ostriftzone konzentrieren sich zwischen den Kratern Pauahi  und Maunaulu. Ein seismischer Puls wurde unter dem Bereich der Kreuzung der Chain of Craters und Hilina Pali Road registriert.

Überwiegend hatten die Beben eine Magnitude von weniger als 2. Vorgestern gab es jedoch 12 Erschütterungen mit einer Magnitude von 3 oder höher. Das stärkste Erdbeben in der Unruhesequenz, die am 22. Juli begann, erreichte gestern Morgen um 4:33 Uhr HST eine Stärke von 3,9.

Die Hypozentren der Beben liegen flach und befinden sich meistens in Tiefen von 0–4 km unter der Erdoberfläche. Die jüngste Messung der SO₂-Emissionsrate des Gipfels betrug am 23. Juli 2024 ungefähr 65 Tonnen pro Tag.




Neben der Seismizität ist auch die Bodenverformungsrate erhöht. Nach einer langen Phase der Hebung wird nun eine Subsidenz festgestellt. Die Daten der Neigungsmesser deuten darauf hin, dass Magma langsam aus der Gipfelspeicherregion austritt und in die obere Ostriftzone intrudiert.

Satellitendaten in Form eines Interferogramms bestätigen die Intrusion eines magmatischen Gangs im Bereich zwischen dem Pauahi-Krater und Maunaulu. Er befindet sich in einer Tiefe von 1 bis 3 Kilometern, und die anhaltende Erdbebenaktivität deutet darauf hin, dass der Prozess noch nicht abgeschlossen ist.

Weitere seismische Pulse oder Schwärme könnten ohne oder mit geringer Vorwarnung auftreten und entweder zu anhaltendem Magmaaufstieg oder zu einer Eruption führen.

Beobachtungen der mittleren und unteren Riftzone

Die Seismizitäts- und Bodenverformungsraten in der mittleren und unteren östlichen Riftzone sowie der unteren südwestlichen Riftzone bleiben niedrig. Die jüngste Eruptionsaktivität und die anhaltenden Unruhen beschränkten sich auf die Regionen des Gipfels und der oberen Riftzone. Messungen von kontinuierlichen Gasüberwachungsstationen in Windrichtung von Puʻuʻōʻō in der East Rift Zone – dem Ort der Eruptionsaktivität von 1983–2018 – bleiben unter den Nachweisgrenzen für SO₂, was darauf hinweist, dass die SO₂-Emissionen von Puʻuʻōʻō vernachlässigbar sind.

Folgen für Besucher des Kilauea Nationalparks

Aufgrund erhöhter seismischer Aktivität sind die Sperrungen im Hawaiʻi Volcanoes National Park weiterhin in Kraft. Die Chain of Craters Road ist an der Devastation-Kreuzung zur Küste gesperrt, der Kulanaokuaiki Campground ist gesperrt und die Escape Road (Wanderweg) und der Crater Rim Trail sind südlich von Nāhuku gesperrt.

Kilauea: Erdbeben Mb 4,4 am 7. Juli

Kilauea wurde von spürbaren Erdbeben Mb 4,4 erschüttert – Epizentrum nahe der Ostküste

Datum: 07.07.2024 | Zeit: 06:47:45 UTC | Lokation: 19.338 ; -155.122 | Tiefe: 13 km | Mb 4,4

Heute Morgen um 06:47:45 UTC (6. Juli, 20:47 Uhr HST) manifestierte sich auf Big Island, Hawaii, ein moderates Erdbeben der Magnitude 4,4. Das Hypozentrum lag in 13 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 24 km südlich von Mountain View lokalisiert, einer Gemeinde auf der Südostflanke des Kilaueas, die ich gut kenne, da ich 2016 dort residierte. Das Beben war in einem großen Umkreis spürbar, und dem EMSC – von dem die oben aufgeführten Daten stammen – liegen Wahrnehmungsmeldungen aus einem Umkreis von gut 100 Kilometern vor.

Die Daten des USGS weichen etwas von jenen des EMSC ab. Hier wird die Magnitude mit 4,1 angegeben. Das Epizentrum wurde 14 km südlich von Fern Forest lokalisiert, einem Ort, den man zum Beispiel auf dem Weg zum Puʻuʻōʻō-Krater durchquert. Laut USGS lag das Hypozentrum in nur 7 Kilometern Tiefe, was die große Wahrnehmungszone erklärt. Das Beben manifestierte sich auf der unteren Südostflanke des Vulkans Kilauea, die für ihr langsames Gleiten in Richtung Ozean berüchtigt ist.




Innerhalb von 10 Minuten folgten drei Nachbeben im gleichen Gebiet mit Stärken von 2,0, 2,6 und 3,3, wodurch ein kleiner Erdbebencluster entstand. Das HVO warnt vor weiteren Nachbeben.

Das Erdbeben hatte keine sichtbaren Auswirkungen auf die Vulkane Mauna Loa oder Kīlauea. Die meisten Erdbeben in dieser Region werden durch abrupte Bewegungen der Südflanke des Kīlauea verursacht, die sich über die ozeanische Kruste nach Südosten bewegt. Ort, Tiefe und die im Rahmen des heutigen Erdbebens aufgezeichneten Wellenformen entsprechen den Verwerfungen im Zusammenhang mit der Ablösungsverwerfung an der Südflanke.

Die Erdbebenaktivität im Gipfelbereich und in den Riftzonen des Kilauea ist immer noch erhöht, aber bei weitem nicht mehr so hoch wie Anfang der Woche, als es über 500 Beben an einem Tag gab. Gestern wurden ca. 120 Erschütterungen detektiert. Viele der Beben ereigneten sich entlang des oberen Südostrifts. Zum ersten Mal seit langem gab es auch ein Beben am Puʻuʻōʻō-Krater. Es hatte eine Magnitude von 2,2 und manifestierte sich unter der Südflanke des Kraterkegels.

Kilauea mit hoher Erdbebenaktivität am 30. Juni

Fast 500 Erdbeben erschütterten den Kilauea innerhalb von 24 Stunden – Ausbruchswahrscheinlichkeit ist hoch

Am Vulkan Kīlauea auf Big Island, Hawaii, begann am 27. Juni ein seismischer Schwarm, der bis heute anhält und sogar an Aktivität zugenommen hat. Am 29. Juni (der auf Hawaii noch nicht zu Ende ist) wurden bisher etwa 480 Erdbeben registriert. Es ist möglich, dass die Marke von 500 Erdbeben noch erreicht wird. Obwohl es auch mehrere tiefsitzende Erdbeben bei Pahala an der Küste gab, treten die meisten Erdbeben in der oberen Südostriftzone auf, wo es in den letzten Wochen immer wieder Schwarmbeben gab. Diese Schwarmbeben erzeugten Erschütterungen mit Magnituden im Bereich von 3. Die Erdbebenherde liegen in 1,5 bis 3 Kilometern Tiefe. Erstaunlicherweise ist die Region direkt südlich des Halemaʻumaʻu-Kraters ruhig.

Die Erdbeben stehen in direktem Zusammenhang mit der Inflation von Magma in ein flach gelegenes Speicherreservoir und sind vulkanotektonischen Ursprungs: Das in den Untergrund eindringende Magma verursacht Gesteinsbruch, der die Erschütterungen auslöst. Die Inflation verursacht nicht nur die Erdbeben, sondern auch eine Bodenhebung, die in den letzten Tagen eine Versteilung der Vulkanflanken im Gipfelbereich um 1 µrad pro Tag verursachte.

Das HVO weist in seinem jüngsten Update darauf hin, dass eine signifikante Zunahme der Seismizität und/oder Verformung zu einer neuen Eruption in der Gipfelregion führen könnte. Derzeit gibt es jedoch keine Anzeichen für einen bevorstehenden Ausbruch, außer den beschriebenen Ereignissen. So ist der Schwefeldioxid-Ausstoß im Gipfelbereich recht gering und belief sich zuletzt auf 75 Tonnen pro Tag.

Aktivität am Puʻuʻōʻō gering

Die Seismizität und Bodenverformungsraten in der mittleren und unteren östlichen Riftzone sowie in der unteren südwestlichen Riftzone bleiben niedrig. Die jüngste Eruptionsaktivität und die andauernden Unruhen beschränken sich auf die Regionen des Gipfels und der oberen Riftzone. Kontinuierliche Gasüberwachungsstationen in Windrichtung von Puʻuʻōʻō in der mittleren östlichen Riftzone, dem Ort der Eruptionen von 1983 bis 2018, zeigen keine nachweisbaren SO₂-Emissionen. Allerdings sieht man, dass die Erdbeben im oberen Südostrift immer weiter in Richtung des Puʻuʻōʻō-Kraters migrieren. Ich halte es für nicht ausgeschlossen, dass sich Magma in diese Richtung bewegt und wir in einigen Monaten hier wieder Aktivität erleben werden.

Mögliche Szenarien für den Kilauea

Seit dem Ausbruch am 3. Juni 2024 hat Magma das Speichersystem unter Halemaʻumaʻu und der südlichen Calderaregion wieder unter Druck gesetzt und Erdbeben in der oberen südöstlichen Riftzone und in der Caldera südlich von Halemaʻumaʻu ausgelöst. Derzeit ist unklar, ob diese Aktivitätszunahme zu einer Intrusion oder einem Ausbruch in naher Zukunft führen oder als seismische Unruhe in der Tiefe fortbestehen wird. Generell besteht aber ein erhöhtes Ausbruchsrisiko für den Gipfelbereich des Vulkans Kilauea.

Kilauea: Erdbeben und Bodenhebung am 20.06.24

Zunahme der inflationsbedingten Seismizität im Gipfelbereich des Vulkans Kilauea – Boden hebt sich

Am Kilauea auf Hawaii hat die Seismizität in den letzten beiden Tagen wieder deutlich zugenommen: Es wurden täglich mehr als 90 Erdbeben vom seismologischen Netzwerk detektiert. Ein deutlicher Sprung im Vergleich zu den Vortagen, als weniger als 40 Erdbeben pro Tag aufgezeichnet wurden. Das stärkste Erdbeben hatte eine Magnitude von 3,1 und ein Hypozentrum in 1800 m Tiefe. Das Epizentrum befand sich im Oberen Ostrift, genauer, zwischen der Caldera und dem Puu’O’o-Krater. Ansonsten gab es in dieser Region nur wenige Erststöße. Die meisten konzentrierten sich direkt südlich der Gipfelcaldera, in einem Bereich also, wo es bereits vor der letzten Eruption Anfang Juni gab. Diese sehr kurzlebige Eruption löste eine kurzfristige Deflation mit Bodensenkung aus, doch inzwischen gab es eine Trendumkehr und die Erdbeben werden von Magenbewegungen verursacht: Die Schmelze steigt in ein flaches Reservoir unter dem Gipfelbereich des Vulkans auf und akkumuliert sich, was eine deutlich messbare Bodenhebung verursacht.

Die Vulkanologen vom HVO schreiben in ihrem jüngsten Update, dass der Druck im Fördersystem steigt, aber bis jetzt ist nicht absehbar, wann und wo der nächste Ausbruch stattfinden wird.

Die kurzweilige Eruption vom 3. Juni hat nur wenig Druck aus dem Kessel genommen. Zuvor gab es mehrere Wochen lang zahlreiche Erdbeben in den oben beschriebenen Bereichen, wo auch heute wieder die Erdbeben stattfinden. So könnte es sein, dass sich eine weitere Eruption zeitnah entwickeln wird. Die Schwefeldioxid-Emissionen zeigen seit der Eruption im Spaltenbereich rückläufige Werte und liegen unter 350 Tonnen am Tag. In der Calderaregion wurden zuletzt nur 50 Tonnen Schwefeldioxid am Tag ausgestoßen.

Vereinzelt gab es auch wieder schwache Erdbeben unter dem benachbarten Vulkan Mauna Loa. Es wird eine leichte Bodenhebung infolge von Magmenaufstieg festgestellt, doch von einer neuen Eruption dürften wir hier noch ein Stück entfernt sein. Der Alarmstatus steht auf „Grün“.

Kilauea: Eruption geht nach Pause weiter

Vulkanausbruch am Kilauea auf Hawaii geht nach Pause weiter – Spalte 2 km südwestlich der Caldera

Am Kilauea auf Hawaii geht der Vulkanausbruch, der gestern begann, nach einer Pause weiter. Das kann man auf einer neu eingerichteten Webcam sehen. Am Mittag (Hawaii-Zeit, bei uns war es 1 Uhr nachts) meldete das HVO noch eine Pause der Eruption, die auch schon das Ende hätte sein können. Die Ausbrüche in der Gegend südwestlich der Gipfelcaldera sind für ihre Kurzlebigkeit bekannt.

Die Eruption hatte gestern um 0:30 Uhr HST begonnen, als sich mehrere Spalten ca. 2 Kilometer südwestlich der Caldera geöffnet hatten. Nur aus einem vergleichsweise kurzen Segment eines größeren Spaltensystems wurden kleine Lavafontänen eruptiert, die einen Lavastrom speisten. Aus anderen Spaltensegmenten trat teilweise Dampf aus. Wie das HVO beschreibt, war der Lavastrom bis gestern Mittag aktiv, bewegte sich aber nur langsam voran. Gegen 12:30 Uhr HST kam er zum Stillstand. Es wurden aber noch glühende Bereiche beobachtet.

Morgens wurde eine Schwefeldioxidemission von ca. 15.000 Tonnen pro Tag gemessen. Der Ausstoß sank bis Mittag auf 12.000 Tonnen pro Tag. Diese hohen Werte deuten an, dass sich noch weitaus mehr Magma im Boden befindet, als bis jetzt an Lava austrat. Vulkanische Erschütterungen, die mit Fluidbewegungen in Zusammenhang stehen, wurden auch während der Pause von Seismometern am Gipfel registriert, jedoch mit leicht verringerter Intensität.

Die Erdbebenaktivität nahm mit Beginn des Ausbruchs in der Gipfelregion des Kīlauea deutlich ab. In den letzten acht Stunden konzentrierte sich die gesamte Seismizität in der Nähe von Maunaiki am westlichen Ende des Risssystems, das sich während dieses Ausbruchs öffnete. Seit 2 Uhr HST ist die Bodenverformung durch langsames Absacken des Gipfels gekennzeichnet, was darauf hindeutet, dass Magma möglicherweise immer noch vom Gipfelspeicher nach Südwesten in das Ausbruchsgebiet fließt.

Das große Risssystem, das sich am vergangenen Tag entwickelt hat, erstreckt sich weit über die westlichste aktive Spalte hinaus, was darauf hindeutet, dass Magma bis zur Ostseite von Maunaiki flach eingelagert wurde, wo die jüngsten Erdbebenschwärme auftreten. Das Risssystem öffnete sich in der Gegend des Areals, in dem es bereits am 31. Januar 2024 eine größere Magmenintrusion in Form einer Gangbildung gegeben hatte. Das Ereignis wurde von starker Erdebentätigkeit begleitet, und man rechnete schon zu diesem Zeitpunkt mit einer Eruption, die aber ausblieb.

Hier der Link zu Webcam des HVO.

Update: Es war wohl nur ein kurzes Intermezzo, die Eruption scheint wieder vorbei zu sein.

Kilauea: Vulkanausbruch am 3. Juni

Kilauea auf Hawaii ist ausgebrochen – Eruptionsspalte liegt außerhalb der Caldera

Wie das HVO heute Nachmittag bekannt gab, gipfelte die heute Morgen gemeldete Erdbebentätigkeit diesmal in einem Vulkanausbruch am Kilauea auf Hawaii. Anders als bei den letzten Ausbrüchen liegt das Eruptionszentrum diesmal außerhalb der Gipfelcaldera. Somit ist es die erste Eruption am Hang des Vulkans seit der Leilani-Eruption 2018.

Die Eruption begann am Montag gegen 0:30 Uhr HST. Der genaue Eruptionsort ist noch unbestimmt. Man vermutet ihn etwa 1-2 km südlich der Kīlauea-Caldera und nördlich des Koa’e-Verwerfungssystems sowie der Hilina Pali Road im Hawaii Volcanoes National Park. Der erwähnte Erdbebenschwarm, der dem Ausbruch voran ging, setzte sich aus gut 420 Erschütterungen zusammen und manifestierte sich ebenfalls südlich der Caldera. Man kann also vermuten, dass sich die Eruptionsspalte über dem Gang bildete, dessen Intrusion die Erdbeben verursachte.

Das USGS Hawaiian Volcano Observatory (HVO) hat daher die Vulkan-Alarmstufe für bodenbasierte Gefahren von „Watch“ auf „Warning“ und den Farbcode für den Flugverkehr von „Orange“ auf „Rot“ angehoben.

Bilder zeigen ein Glühen am Nachthimmel, das darauf hindeutet, dass derzeit Lava aus Spalten austritt. Der letzte Ausbruch in dieser Region fand im Dezember 1974 statt und dauerte etwa 6 Stunden. Es ist derzeit nicht absehbar, wie lange der aktuelle Ausbruch andauern wird.

Seismizität und Bodenverformungen unter der East Rift Zone und der Southwest Rift Zone bleiben niedrig. Die aktuelle Aktivität beschränkt sich auf einem Areal nahe der Gipfelregion.

Das HVO überwacht den Vulkan Kīlauea weiterhin genau auf Anzeichen sich ändernder Aktivität. Sollte sich die vulkanische Aktivität erheblich ändern, wird eine aktualisierte Bericht herausgegeben.

Einwohner und Besucher sollten sich auf dem Laufenden halten und den Anweisungen des County of Hawaii und des Hawaii Volcanoes National Park folgen.

Leider gibt es bis jetzt noch keine Webcams die auf die Eruptionsstelle gerichtet ist. Die meisten Kameras zeigen nach wie vor die caldera mit dem Halma’uma’u-Krater, der ein wenig dampft. Sobald Kameras online gehen, ergänze ich die Meldung hier.

Kilauea: Starkes Schwarmbeben am 2. Juni

Starkes Schwarmbeben erschüttert Kilauea auf Hawaii – Über 300 Erschütterungen registriert

Am Kīlauea auf Hawaii sprang die Erdbebenaktivität plötzlich wieder in die Höhe und es findet ein Schwarmbeben statt, dessen Aktivität sich auf einen Bereich südlich der Gipfelcaldera konzentriert. Bis jetzt wurden mehr als 300 Erdbeben festgestellt, viele der Erschütterungen hatten Magnituden im Zweierbereich und füllen auch die Erdbebenlisten beim EMSC. Einige Beben schafften es, Magnituden zu generieren, die im Dreierbereich lagen, wobei das stärkste Erdbeben eine Magnitude von 3,9 hatte. Es manifestierte sich in 1 Kilometer Tiefe und wurde 8 km südsüdwestlich von Volcano lokalisiert. Das HVO brachte 2 Sondermeldungen heraus und informierte über das Geschehen. Die Vulkanalarmampel wurde auf „Orange“ gestellt.

Die Vulkanologen vom HVO warnen nicht nur vor Erdbeben, sondern weisen auch auf Bodenverformungen hin, die sehr wahrscheinlich von einer Magmaintrusion hervorgerufen werden und Ursache für die Erdbeben sind.

Das Schwarmbeben begann am 2. Juni gegen Mittag und nahm nach 17:00 Uhr HST weiter zu. Ob die Intrusion tatsächlich zu einem Ausbruch führen wird, ist derzeit unklar: Wie bei den letzten vergleichbaren Ereignissen im Frühjahr könnte es sein, dass das Magma im Untergrund stecken bleibt. Ein Ausbruch in der Gipfelregion des Kīlauea im Hawai‘i Volcanoes National Park ist jedoch möglich.

Beim letzten Schwarmbeben Anfang Mai bebte es auch im oberen Bereich des Ostrifts, doch hier sowie in der Südwest-Riftzone ist es bis jetzt ruhig geblieben und die Seismizitäts- und Bodenverformungsraten sind niedrig. Die aktuelle Aktivität ist auf die Gipfelregion beschränkt.

Das HVO überwacht Kīlauea weiterhin genau auf Anzeichen verstärkter Aktivität. Bei wesentlichen Veränderungen wird eine neue Warnung herausgegeben. Anwohner und Besucher des Vulkans sollten sich informieren und die Richtlinien des County of Hawaii und des Hawaii Volcanoes National Park befolgen.

Kilauea: Neuer Ausbruchsmechanismus von Explosionen entdeckt

Studie enthüllt neuen Mechanismus hinter explosiven Eruptionen am Vulkan Kilauea im Jahr 2018

Die Leilani-Eruption am Kīlauea auf Hawaii war der stärkste Ausbruch dort seit Jahrzehnten: Lavaströme ergossen sich aus Spalten nahe der Küste und zerstörten Tausende Häuser in der Siedlung Leilani, bevor sie sich ins Meer ergossen. Doch der Ausbruch hatte auch eine explosive Komponente, die periodisch Aschewolken aus dem Halema’uma’u-Krater aufsteigen ließ, die eine Höhe von bis zu 8 Kilometern erreichten. Den Explosionen gingen Erdbeben voraus, die oft eine Magnitude im Viererbereich aufwiesen. Ein internationales Forscherteam der University of Oregon (UO) in Zusammenarbeit mit der Sichuan University in China entschlüsselte nun den Mechanismus, der hinter zwölf dieser Explosionen stand. Demnach wurden die Explosionen nicht von einem der bekannten Auslöser explosiver Eruptionen verursacht, die entweder durch Dampfexplosionen oder durch magmatische Entgasungen entstehen, sondern gingen mit dem plötzlichen Druckanstieg infolge des Kollapses eines Magmenreservoirs einher. Diese Erkenntnisse wurden in einem Artikel in Nature Geoscience veröffentlicht.

Josh Crozier, ein Doktorand der UO, erklärte in einer Pressemeldung der Universität, dass herkömmliche explosive Vulkanausbrüche hauptsächlich durch aufsteigendes Magma oder verdampftes Grundwasser ausgelöst werden. Die Kīlauea-Eruptionen passten jedoch nicht in dieses Schema, da das eruptive Material wenig frisches Magma enthielt und kein nennenswertes Grundwasser beteiligt war.

Die Analyse zeigte, dass vor jeder Explosion Magma langsam aus einem unterirdischen Reservoir abfloss. Dieses Magma speiste die Lavaströme, die an der Ostflanke des Vulkans austraten und Leilani zerstörten. Als das Reservoir leer war, kollabierte der Kraterboden des Halema’uma’u, was zu einem raschen Druckanstieg im Reservoir führte. Das komprimierte Gas schoss durch eine 600 Meter lange Röhre vom Reservoir bis zum Schlot des Halema’uma’u-Kraters, fragmentierte das Magma und bereits erkaltete Lava und trieb die so entstandene Vulkanasche durch den Schlot nach oben und verursachte die Eruptionen. Dieser Prozess ähnelt einem Stampfraketenspielzeug, bei dem ein Druck auf einen Airbag ein Projektil in die Luft schleudert.

Obwohl dieser spezifische Mechanismus neu beschrieben wurde, ist es wahrscheinlich, dass er auch bei anderen Eruptionen vorkommt. Die Studie konnte geophysikalische Beobachtungen mit atmosphärischen Eigenschaften der Vulkanfahne verknüpfen, was selten ist und neue Möglichkeiten bietet, Eruptionen zu beobachten und Sensordaten mit Computersimulationen zu kombinieren.

Tatsächlich konnte ich zusammen mit Martin Rietze die Leilani-Eruption dokumentieren und erlebte auch eine der beschriebenen Ascheeruptionen aus dem Halema’uma’u-Krater mit. Natürlich war der Nationalpark gesperrt, doch wir schafften es bis zu einem Golfplatz in Sichtweite des Kraters vorzudringen, als dann auch eine Explosion kam. In unserer FB-Community wurde über das Zustandekommen dieser regelmäßig erfolgenden Eruptionen diskutiert und auch über einen Zusammenhang mit den kurz vorher stattfindenden Erdbeben spekuliert. Dabei wurde auch über Kollapsereignisse als Motor der Eruptionen gesprochen. Infolge der Ausbrüche erweiterte und vertiefte sich der Gipfelkrater enorm. Erst in den letzten Jahren füllte die Lavaseeaktivität den Krater weitestgehend wieder auf. (Quellen: Nature Geoscience, 2024, https://www.nature.com/articles/s41561-024-01442-0 ; Universität Oregon)

Kilauea: Starke Inflation detektiert

Neue Schwarmbeben am Kilauea gehen mit starker Inflation einher

Nach zwei Tagen mit vergleichsweise wenigen Erdbeben zog die Seismizität gestern wieder an. Innerhalb von 24 Stunden wurden über 200 Erschütterungen detektiert. Aktuell sind es ca. 250 Beben, die sich am 7. Mai zutrugen, wobei es auf Hawaii aufgrund der Zeitverschiebung aktuell 20.30 Uhr ist. Es können also noch weitere Erschütterungen hinzukommen.

Die Erdbeben manifestieren sich an den bekannten Stellen südlich der Gipfelcaldera und im oberen Bereich des Südostrifts, wo sich die meisten Beben abspielen. Dort gab es etwa 140 Erdbeben, die sich entlang eines Bereichs vom Keanakākoʻi-Krater bis zur Kreuzung mit der Hilina Pali Road aufreihten. Die Tiefe der Erdbeben lag im Durchschnitt zwischen 2 und 4 km unter der Oberfläche, und ihre Stärke war größtenteils unter M 2,0, obwohl einige Ereignisse in den letzten 24 Stunden eine Stärke von M 2,5 erreichten.

Interessanterweise zeigen neue INSAR-Aufnahmen, dass sich Bodenhebung infolge von Magmeninflation nicht im Rift konzentriert, sondern im Erdbebengebiet südlich der Caldera. Im Zeitraum vom 19. April bis 5. Mai hob sich der Boden um etwas mehr als 9 Zentimeter an.

Die Bodenverformung wird auch von den Messinstrumenten am Boden bestätigt. Das HVO schreibt dazu, dass sie sich unter Halemaʻumaʻu und der Südseite des Kalaupele- und Keanakākoʻi-Kraters fortsetzt, wobei der Neigungsmesser von Uēkahuna eine kontinuierliche Inflation unter Halemaʻumaʻu verzeichnet. Der Neigungsmesser bei Sandhill zeigt weiterhin eine beschleunigte Hebung in der südlichen Caldera-Region, mit ähnlichen Raten wie während der seismischen Aktivität letzte Woche.

Die Schwefeldioxid (SO2)-Emissionsraten bleiben niedrig, mit einer registrierten Rate von etwa 62 Tonnen pro Tag am 2. Mai. Es haben sich also noch keine größeren Risse gebildet, durch die das Magma entgasen könnte. Doch das kann sich schnell ändern, denn Magma übt weiterhin Druck auf das System unterhalb von Halemaʻumaʻu und der Südseite des Kalaupele- und Keanakākoʻi-Kraters aus, was zu seismischer Aktivität entlang von Verwerfungen in der oberen Südostriftzone führt.

Die Vulkanologen sagen, dass es ungewiss ist, ob diese erhöhte Aktivität zu einer Gangbildung oder sogar zu einem Ausbruch in naher Zukunft führen wird oder ob sie sich lediglich als seismische Unruhe in der Tiefe fortsetzt. Die Möglichkeit von schnellen Veränderungen, sowohl in der Art und dem Ort der Unruhen als auch in der Gefahr eines Ausbruchs, bleibt bestehen.