Vulkan-News 13.08.23: Stromboli

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79; 15.21 | Aktivität: Lavastrom

Stromboli mit weiteren Lavaüberlauf und morphologischen Änderungen

Am Stromboli kam es gestern wieder zur Bildung eines Lavastroms, der aus einem Schlot im nordöstlichen Kratersektor überlief. Wie bei den vorhergegangenen Episoden, gab es im Vorfeld der Aktivitätssteigerung keine nennenswerte Änderungen der geophysikalischen Parameter, mit Ausnahme eines Anstiegs der Tremoramplitude. Die zugehörige Grafik beschreibt einen entsprechenden Peak bis in den unteren roten Bereich. Dabei erreichte sie nicht den Wert der vorangegangenen Episode, die von einer stärkeren explosiven Eruption begleitet wurde. Fotos dokumentieren, dass die aktuelle Episode aber ebenfalls von einer lebhaften strombolianischen Aktivität nebst Lavaspattering begleitet wurde. Die Aktivität steigerte sich bereits in den Morgenstunden. Bis zum Mittag war der Lavastrom erst 100 m lang. Von seiner Front gingen Schuttlawinen ab.

Vulkanbeobachter Wolfgang meldete in unserer Vulkangruppe auf FB, dass es am Krater morphologische Veränderungen gegeben hat. Im Zuge der Initialphase der Lavastromtätigkeit ist wohl ein kleines Segment der Kraterwand abgerutscht.

Situation auf Vulcano

Während die Seismizität am Stromboli gering ist, manifestierten sich einige Erdbeben in anderen Regionen des Liparischen Archipels. In der letzten Woche ereigneten sich 3 Erdbeben zwischen den Inseln Alicudi und Filicudi. Zwei schwache Erschütterungen gab es im Bereich von Vulcano. Die allgemeine vulkanische Situation dort hat sich in den letzten Wochen nur leicht entspannt. Die Fumarolen-Temperaturen am Kraterrand haben sich auf relativ hohe Werte stabilisiert und liegen zwischen 336 und 348 °C. Der Kohlendioxidausstoß lag am Kraterrand bei moderaten 3400 g pro Quadratmeter und Tag. An den meisten Messstationen im Ort hat die Gaskonzentration normale Werte angenommen, mit Ausnahme der Messstation P4, wo weiterhin hohe Kohlendioxid-Konzentrationen nachgewiesen werden. Vor Ort sieht man die Situation inzwischen relativ entspannt und befürchtet wohl keinen mittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch mehr.

Gefahreneinschätzung am Stromboli

Während Urlauber auf den Liparischen Inseln ihre Ferien unbesorgt genießen können- sieht man einmal von der latenten Unwettergefahr infolge der hohen Wassertemperaturen des Mittelmeeres ab- muss man am Stromboli eine gewisse Vorsicht walten lassen. Die Erfahrung zeigt, dass es in Phasen mit Lavaspattering und Lavaüberläufen plötzlich und unvermittelt zu Kollapsereignissen am Krater kommen kann, bei denen pyroklastische Ströme entstehen können. Selbst wenn dies für gewöhnlich entlang der Sciara del Fuoco gleiten, stellen sie eine Gefahr für Bootsfahrer vor der Ostküste der Insel da. Auch Vulkanwanderer, die an einem der Aussichtspunkte unterwegs sind, können plötzlich in einer dichten Aschewolke stehen. Von daher empfehle ich jedem, wenigstens eine vernünftige Staubmaske griffbereit zu haben. Am besten so ein Modell aus Neopren mit Aktivkohle-Pad.

Erdbeben an Vulkanen am 28.10.22

Nach wie vor gibt es viele Erdbeben auf Island, aber auch bei den Liparischen Inseln und in der Long-Valley-Caldera ist die Erdbebenaktivität erhöht. Eine Erdbebenserie gab es ebenfalls in der Region des mexikanischen Paricutin. Doch der Reihe nach:

Erdbeben auf Island

Die Bebentätigkeit im Bereich von Island ist weiterhin hoch. Das Schwarmbeben am Herdubreid hat an Intensität etwas eingebüßt, dennoch wurden in den letzten 48 Stunden 447 Erschütterungen in der Vatnajökull-Region festgestellt, in der der Herdubreid liegt. Seit dem 22. Oktober wurden fast 4000 Beben registriert. Einige lagen unter der Askja und dem Grimsvötn. Insgesamt ist viel Bewegung in den beiden Zentralvulkanen, von denen einige Forscher annehmen, dass sie zusammenhängen und ein großes gemeinsames System bilden. Ich halte es für wahrscheinlich, dass Grimsvötn-Bardarbunga und Askja allesamt vom Island-Plume gespeist werden.

Weitere Erdbeben gab es auch im Bereich von Grimsey und der Tjörnes-Fracture-Zone. Das stärkste Beben hatte gestern eine Magnitude von 4,0 und lag 30 km von Grimsey entfernt. Insgesamt gab es im bekannten Beobachtungszeitraum 90 Erschütterungen. Ob sie ausschließlich im Zusammenhang mit tektonischen Prozessen stehen, oder ob auch hier Magma seine Finger im Spiel hat ist unklar.

Im Süden Islands steht wieder die Reykjanes-Halbinsel im Fokus des Erdbebengeschehens. Hier wurden 47 Beben festgestellt. Im Süden der Insel bebte es 11 Mal. Erwähnenswert sind auch 4 Beben unter der Katla.

Erdbeben der Liparischen Inseln

Nördlich von Sizilien befinden sich die Liparischen Insel. Hierzu zählen die bekannten Inselvulkane Stromboli und Vulcano. Während es am Stromboli seismisch betrachtet ruhig ist -sieht man mal von den VLP-Erdbeben ab- gab es 3 schwache Erschütterungen unter Vulcano. 5 Erdbeben gab es in den letzten Tagen im Westen des Liparischen Archipels.

Long-Valley-Caldera mit einigen Erdbeben

In der kalifornischen Long Valley Caldera gab es seit gestern 3 Beben mit Magnituden im 2-er Bereich. Zudem gab es gut 20 schwächere Erdbeben. Das stärkste Beben brachte es auf Mb 2,8 und hatte ein Hypozentrum in nur 2 km Tiefe. Die Epizentren lagen südlich des Flughafens. Westlich des Flughafens manifestierte sich der letzte Erdbebenschwarm im Juni dieses Jahres.

Erdbeben am mexikanischen Paricutin

Im mexikanischen Bundesstaat Michoacán ist die Bebentätigkeit seit Tagen erhöht. Alleine in den letzten 3 Tagen gab es 20 Erschütterungen. Die stärksten beiden Beben hatten die Magnitude 4,0. Während viele Hypozentren in geringen Tiefen liegen, gab es auch einige Erdbebenherde jenseits der 20 km Marke. Die Beben manifestieren sich in der Gegend vom Michoacán-Guanajuato-Vulkanfeld, in dem auch der bekannte Schlackenkegel Paricutin liegt.

Vulcano mit starken Wasserverfärbungen am 30. Juni

In der Bildmitte erkennt man die hellblauen Wasserverfärbungen. © Sentinel-hub
  • In der Bucht von Levante kommt es wieder zu Wasserverfärbungen
  • Sie werden von vulkanischen Fluiden verursacht
  • Gasausstoß und Gastemperatur sind hoch

Vulcano: Wasserverfärbungen verstärkten sich

Auf der Liparischen Insel Vulcano haben sich die Wasserverfärbungen in der Bucht von Porto di Levante wieder verstärkt. Während sie Mitte des Monats deutlich schwächer geworden waren und auf Satellitenfotos praktisch nicht mehr nachgewiesen werden konnten, sind sie jetzt wieder deutlich zu sehen. Außerdem ist Reisezeit und in den Sozialen Medien werden zahlreiche bodengestützte Aufnahmen des Phänomens veröffentlicht. Auf Videoaufnahmen erkennt man sogar, dass starke Gasaustritte am Meeresboden das Wasser aufsprudeln lässt und zwar in einem Ausmaß, das deutlich über dem normalen Niveau der Fumarolen am Strand liegt. Die Wasserverfärbungen werden dabei durch Oxidationen von Sulfiden hervorgerufen, die mit den Gasen und Lösungen der Unterwasserfumarolen austreten.

Der Strand „Spiaggia delle Acque Calde“, an dem es zu den Wasserverfärbungen kommt, grenzt direkt an das Schlammbad „I Fanghi di Vulcano“, das in den 1950iger Jahren durch Erdöl-Probebohrungen entstand. Neben dem Schlammpool erhebt sich der Felsen „Faraglione“, an dem niedrige Kohlendioxid-Werte gemessen wurden. Anders sieht es hingegen am Hafen aus, wo die Werte noch mittelhoch sind. Am Krater werden sehr hohe Werte festgestellt. Sie liegen bei 10000 g pro Quadratmeter am Tag. Tendenz leicht steigend. Ähnlich verhält es sich mit dem Schwefeldioxid: am Krater werden sehr hohe Konzentrationen gemessen, mit einem weiter ansteigendem Trend. Die Gastemperaturen an den Fumarolen bleiben hoch und erreichen in den Spitzen 380 Grad Celsius. Im INGV-Wochenbericht vom Dienstag heißt es weiterhin, dass die Seismizität gering sei. Bodenverformungen wurden nicht festgestellt.

Was auf Vulcano passieren könnte

Weiterhin gibt es Szenarien, nach denen es jeder Zeit zu phreatischen Eruptionen kommen könnte. Die Vulkanologen warnen auch vor einem plötzlichen Anstieg der Kohlendioxidkonzentrationen in bewohnten Gegenden. Das geruchslose Gas könnte sich in Kellern und Erdgeschoßwohnungen ansammeln und im schlimmsten Fall zum Erstickungstod führen. Zuverlässige Prognosen, wie es am Vulkan Vulcano weitergehen wird, lassen sich nicht erstellen.

Vulcano am 21. Juni: Vulkan wird wieder unruhiger

  • Auf Vulcano wurde ein Anstieg der Mikroseismizität festgestellt
  • Parallel dazu stieg der Schwefeldioxid-Ausstoß
  • Die Fumarolen am Kraterrand sind sehr heiß

Anstieg von Seismizität und Schwefeldioxid-Ausstoß auf Vulcano

Während der italienische Inselvulkan Vulcano in den vergangenen Wochen ein wenig aus dem Fokus meiner Berichterstattung rückte, so katapultiert er sich heute zurück in die Schlagzeilen! In den letzten Tagen gab es eine Zunahme der Seismizität, was diesmal nicht nur die lokalen Erdbeben betrifft, sondern auch die VLP-Erdbeben mit niedrigen Frequenzen, die vor allem anzeigen, dass sich Magmatische Fluide im Untergrund bewegen. Doch der Reihe nach: Im Erdbeben-Katalog des INGVs werden für diesen Monat 35 Erdbeben im Bereich der Liparischen Inseln gemeldet, von denen 13 angezeigt werden. 8 Beben mit Magnituden im Bereich der Mikroseismizität ereigneten sich unter Vulcano. Darüber hinaus wurden für die letzte Woche gut 40 VLP-Erdbeben bestätigt, die durch die erwähnte Fluidbewegungen verursacht wurden und dem Vulkan ein lebendiges Hydrothermalsystem attestieren. Dazu passt, dass der Schwefeldioxid-Ausstoß der Krater-Fumarolen wieder gestiegen ist, während der Kohlendioxid-Ausstoß auf mittelhohe Werte verharrt. Die Fumarolen entlang der Fraktur am Kraterrand stoßen weiterhin Gase aus, die sehr heiß sind. In der letzten Woche wurden hier Höchsttemperaturen von 382 Grad gemessen, während der Durchschnitt bei 379 Grad lag. Dagegen scheinen die Gastemperaturen im Kraterinneren rückläufig zu sein, doch hier stehen aktuelle Messungen aus. Eine Frage die ich mir stelle, ist, ob es zum Schwefelbrand kommt, denn Schwefel brennt bei Temperaturen ab 250 Grad. Da der Aufstieg zum Krater gesperrt ist, lässt sich das nicht so ohne weiteres nachprüfen. Sollte dem so sein, dürft der blaue Schwefelbrand Fotografenherzen schneller schlagen lassen. Brennenden Schwefel kennen wir vom indonesischen Vulkan Kawah Ijen, wo er zu einem großen Publikums-Magneten wurde, seitdem die Geonauten/Vulkanauten erste Bilder davon publizierten.

Die restlichen geophysikalischen Parameter waren in der letzten Wochen relativ unauffällig. Es wurden keine neuen Bodendeformationen beobachtet und die Wasserverfärbungen bei Porto die Levante haben nachgelassen. Sie waren auf Satellitenfotos bis vor 10 Tagen sichtbar.

Vereinsmitglied Rafael berichtet mir gerade, dass vom Boden aus durchaus noch Wasserverfärbung sichtbar sind. Wissenschaftler sind vor Ort und führen Messungen durch.

Vulkaninsel Panarea: Hydrothermalquellen dokumentiert

  • Panarea ist eine der Liparischen Insel und Teil einer submarinen Caldera
  • Vor 20 Jahren gab es Wasserverfärbungen infolge starker Hydrothermaler Aktivität
  • Jetzt wurden die Tiefseequellen filmisch dokumentiert

Panarea: Teil einer submarinen Caldera vor Stromboli

Die Vulkaninsel Panarea gehört zum Liparischen Archipel nördlich von Sizilien und liegt in direkter Nachbarschaft zum bekannteren Stromboli Vulkan. Auf meinen Fahrten dorthin machte ich schon oft im Hafen der Insel Zwischenstation, blickte in das tiefblaue Wasser der Hafenbucht und sinnierte darüber, was sich wohl in der Tiefe befinden mag. Denn schon seit längerem ist bekannt, dass am Meeresboden vor der Insel hydrothermale Aktivität gibt. Die deutlichsten Manifestationen dieser Aktivität zeigten sich im Jahr 2002, als es am vorgelagerten Inselchen Lisca Bianca zu ausgeprägten Wasserverfärbungen kam. Damals muss es zu einem regelrechten Ausbruch hydrothermaler Fluide gekommen sein, die auch in der Gasphase vorlagen. Das Meereswasser erwärmte sich auf 25 Grad und es kam zu einem Fischsterben. Man vermutete , dass sich der Vulkan auf einen Ausbruch vorbereiten könnte, doch nach einigen Wochen beruhigte sich die Situation wieder. Zurück blieb die Erkenntnis, dass der Vulkanismus im Bereich der ältesten Liparischen Insel noch nicht gänzlich erloschen ist. Die Insel selbst erinnert nur rudimentär an einen Vulkan, denn sie bildet nur den Westrand einer größeren Caldera, die sich Unterwasser befindet. Die kleine Insel Lisca Bianca erhebt sich am Südostrand der Caldera.

Filmprojekt der UNESCO dokumentiert Hydrothermalquellen vor Panarea

2o Jahre nach der starken Entgasungsphase machte sich ein Team aus Forschern und Filmern auf den Weg nach Panarea, um die hydrothermale Aktivität zu dokumentieren. Finanziert wurde das Projekt von der UNESO, unter deren Schutz das Weltkulturerbe der Liparischen Inseln steht. Das Projekt ist nur eines von vielen, dass im Rahmen der Dekade der Meereswissenschaften (2021–2030) durchgeführt wird. Ein Ziel der Forschungen ist es, dem submarinen Vulkanismus weiter auf die Spur zu kommen. Mittlerweile gibt es Schätzungen, dass am Meeresboden eine Millionen Vulkane schlummern, die vor unseren Blicken verborgen sind. Diese Vulkane sollen 80% der weltweiten vulkanischen Aktivität stellen.

Die Entdecker des UNESCO-Projekts tauchten unter Leitung des Unterwasserfotografen Alexis Rosenfeld vor Panarea ab und brachten fantastischen Aufnahmen und neue Erkenntnisse mit an die Oberfläche. Während die permanenten Gasaustritte im flachen Wasser bereits bekannt waren, versetzten Hydrothermalquellen, die in 70 m Tiefe entdeckt wurden in Erstaunen. Sie ähneln den Black Smokern der Tiefsee, nur dass sie klare Hydrothermallösungen und Gase fördern. Messungen ergaben, dass einige der bizarren Gebilde täglich bis zu einer Millionen Liter saurer Fluide ausstoßen. Eine interessante Entdeckung, die bestimmt weitere Forschungsabreiten auf den Plan rufen wird.

Erdbeben im Tyrrhenischen Meer am 29.03.22

Datum: 29.03.22 | Zeit: 01:48:19 UTC | Lokation: 39.00 N ; 13.88 E | Tiefe: 28 km | Mb 4,3

  • Erdbeben Mb 4,3 nahe Marsili Seamount
  • Serie schwächerer Beben im Osten des Tyrrhenischen Meeres
  • Die Beben hängen mit der komplexen Tektonik der Region zusammen

Heute bebte es im Tyrrhenischen Meer nördlich von Sizilien. Das Beben hatte eine Magnitude von 4,3 und ein Hypozentrum, das in 400 km Tiefe lag. Sowohl die Magnitude, als auch die Tiefe des Hypozentrums sind für die Region recht ungewöhnlich. Hinzu kommt die prekäre Lage 30 km südwestlich des Marsili Seamounts. Hierbei handelt es sich um einen großen Unterwasservulkan, der gut 50 km nord-nord-westlich der Liparischen Inseln liegt. Das Beben dürfte sich an einem Stück subduzierter Erdkruste ereignet haben, das tief in den oberen Erdmantel abtauchte, ohne plastisch verformbar geworden zu sein, denn Erdbeben entstehen für gewöhnlich durch Sprödbruch von Gesteinen, bzw. das zurückschnellen von Gesteinen, die entlang von Störungszonen unter Spannungen gerieten.

Erdbeben als Zeichen komplexer Tektonik mit 2 subduzierten Platten

Im Osten der Liparischen Inseln ist es ein Teil der subduzierten Ionischen Platte, die im Grenzbereich zwischen Asthenosphäre und Erdmantel immer wieder für tiefe Erdbeben sorgt. Auch dort sehen wir in den letzten Wochen eine erhöhte Seismizität. In den Tiefen jenseits von 100 km liegen auch Zonen, in denen es zum partiellen Schmelzen subduzierter Erdkruste kommt, wodurch Magmen entstehen, die an den Vulkanen gefördert werden.

Komplexe tektonische Situation im Bereich der Süditalienischen Vulkane. Beachte: Ost und West sind vertauscht. © nature.com/ Zohar Gvirtzman & Amos Nur

Das oben erwähnte Erdbeben ereignete sich im Grenzbereich der Region, wo man den Westrand der subduzierten Ionischen Platte vermutet. Dort stößt auch die zuoberst liegende Tyrrhenische Platte mit jener des Afrikanischen Kontinents zusammen. Der Ostrand der Ionischen Platte kollidiert im Untergrund mit der ebenfalls subduzierten Adriatischen Platte. So liegen die Liparischen Inseln nebst den Unterwasservulkanen Süditaliens in einer Gegend mit einer sehr komplexen tektonischen Situation, die ihresgleichen sucht. Dem nicht genug, unterliegen auch die Feuerberge Ätna, Vesuv und Campi Flegrei (um nur die bekanntesten zu nennen) diesem dynamischen Geschehen der Erdkruste und des angrenzenden Erdmantels. Die Schmelzen am Ätna stammen allerdings nicht von subduzierten Material ab. Hier soll das Magma, durch einen Saugeffekt, aufgrund der Subduktion seitlich transportiert werden. Das Magma ähnelt einem MOR-Basalt und könnte vom Kontinentalrand Afrikas kommen. (Quelle: nature.com/ Zohar Gvirtzman & Amos Nur)

Vulkan Stromboli mit Lavaspattering

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79; 15.21 | Eruption: Strombolianisch

  • Vereinsmitglied Andreas berichtet vom Stromboli
  • Es gab Phasen mit Lavaspattering
  • Der Aufstieg bleibt gesperrt
  • Neue Erdbeben bei den Liparischen Inseln

Der Liparische Inselvulkan Stromboli zeigte sich in den vergangenen Tagen recht munter. Das LGS registrierte sehr viele thermische Durchgänge, die von Lavaspattering zeugten, wobei die Intensität der Aktivität variiert und von Tag zu Tag unterschiedlich ist. Der vorläufige Höhepunkt des Spatterings wurde am Mittwoch detektiert, als 922 thermische Durchgänge registriert wurden. Am Freitag lag der Wert bei 544 Ereignissen. Es gab auch strombolianische Eruptionen, die einen akustischen Druck von bis zu 0,43 Bar erzeugten. Das zeugt von vergleichsweise schwachen Explosionen, die glühende Tephra höchstens bis zu 100 m hoch auswerfen. Dafür war die Anzahl der VPL-Erdbeben erhöht und belief sich auf fast 13 in der Stunde.

Aufstieg zum Stromboli nur bis Quota 290 m

Die Angaben decken sich soweit mit den Beobachtungen, die unser Vereinsmitglied Andreas vor Ort machte. Andreas schrieb mir, dass das Lavaspattering spektakulär sei, selbst aus der relativ großen Entfernung, die einem der legale Aufstieg bis auf 290 m Höhe ermöglicht. Dort befindet sich ein -verwaist aussehender- Unterstand, der während des Sommers von einem Kontrollposten besetzt ist. Zu dieser Jahreszeit war es aber ruhig am Vulkan: weder gab es großartige Touristenströme, noch sichtbare Kontrollen. Auch Stromboli-Ort ist noch nicht aus seinem Winterschlaf erwacht, die meisten Restaurants sind zu, darunter auch das bekannte Café Ingrid. Benannt wurde es nach der Schauspielerin Ingrid Bergman, die eine Hauptrolle in Rossellinis Film „Stromboli, Terra di Dio“ spielte. Schauspielerin und Regisseur waren -ein nicht zusammen verheiratetes- Paar und wohnten im Haus um die Ecke. Damals (1949) war das ein Skandal! Gemeinsam lauschten sie den frequenten Eruptionen des Vulkans, die oft bis in den Ort hinein hörbar sind. Andreas hörte diesmal aber keine Detonationen im Ort, auch die Fensterscheiben klirrten nicht.

Die strombolianischen Eruptionen waren, laut Andreas, durchaus sehenswert und er fotografierte sogar einen simultanen fünfer-Schuss, bei dem der Vulkan gleichzeitig aus 5 verschiedenen Schloten schoss. Da der Aufstieg zum Krater seit Jahren gesperrt ist, wissen wir wenig bis nichts über die Anzahl der aktiven Schlote. Sie variiert häufig.

Neue Erdbeben bei Vulcano

Stromboli liegt im Tyrrhenischen Meer nördlich von Sizilien und gehört zu den sieben Liparischen Inseln. Im gesamten Inselgebiet kam es in den vergangenen Tagen zu mehreren schwachen Erdbeben. So gab es einige Erschütterungen bei Panarea, aber auch 3 neuer Erdbeben auf Vulcano.

Ätna: Hohe Thermalstrahlung

Heute wird am Ätna auf Sizilien eine hohe Thermalstrahlung registriert. MIROVA gibt eine Leistung von 160 MW an. Das ist einer der höchsten Werte in diesem Jahr. Auf einem Sentinel-Satellitenfoto erkennt man 3 thermische Anomalien: Die Größte geht nach wie vor vom Lavastrom aus, der aus dem Intrakraterkegel der Voragine in die Bocca Nuova fließt. Eine weitere Anomalie erkennt man im Nordostkrater. Neu hinzugekommen ist ein Hotspot im Neuen Südostkrater. Hier ist es der Sattelvent der heiß geworden ist. Dieser Förderschlot befindet sich auf dem Sattel, der den Südostkrater mit dem Neuen Südostkrater verbindet. Zuletzt wurden hier sporadische Ascheeruptionen beobachtet.

Wie lange die Eruption noch stabil bleibt ist ungewiss. Momentan gibt es keine Indizien für eine kurzfristige Änderung der Situation. Derweilen wird der Intrakraterkegel immer größer und der Lavastrom füllt die Bocca Nuova langsam auf. Tremor und Seismik sind unverändert leicht erhöht.

Liparische Insel: Erhöhte Seismik

Nördlich von Sizilien und dem Ätna liegen die 7 Liparischen Inseln, zu denen auch die Inselvulkane Stromboli und Vulcano gehören. Nun ereigneten sich südlich der Insel Filicudi mehrere moderate Erdbeben. Das Stärkste hatte die Magnitude 3,2 und lag in 15 km Tiefe. Von Interesse ist auch ein Erdstoß der Magnitude 3,7, der sich südlich vom Stromboli manifestierte. Hier lag das Hypozentrum in 233 km Tiefe. Die Erschütterung wird in direktem Zusammenhang mit Subduktionsprozessen liegen, denn für gewöhnlich finden Erdbeben in so großer Tiefe an Gesteinsplatten statt, die bis in den Erdmantel abgetaucht sind und trotz der großen Hitze noch nicht plastisch geworden sind. Der Vulkan selbst ist derzeit verhältnismäßig still. Der Aktivitätsindex wurde auf „medium“ reduziert. Gestern wurden 93 strombolianische Eruptionen festgestellt, deren Intensitäten dem langjährigen Mittel entsprachen.

Island: Weitere Schwarmbeben

Die isländische Reykjanes-Halbinsel wird von weiteren Schwarmbeben erschüttert. Neben den bekannten Clustern bei Reykjanestá und Thorsbjörn (Grindavik) gesellte sich ein weitere Cluster bei Krýsuvík hinzu. Unter diesem Vulkansystem bebte es auch schon in der Vergangenheit öfters. Bisher ist nicht klar, ob die Beben tektonischen Ursprungs sind, oder ebenfalls von aufsteigendem Magma verursacht werden. Im gesamten Gebiet der Reykjanes-Halbinsel bebte es in den letzten 48 Stunden 101 Mal. Alle Beben waren kleiner als M 3,0.

Papua Neuguinea: Erdbeben Mw 5,9

Vor der Ostküste von PNG bebte die Erde mit einer Magnitude von 5,9. Das Hypozentrum lag in 10 km Tiefe. Es folgte ein weiteres Erdbeben Mw 5,7 in 40 km Tiefe. In den letzten Wochen manifestieren sich in dieser Region auffallend viele Erdbeben. Der Vulkan Tavuvur (Rabaul Caldera) liegt nicht allzu weit entfernt Dieser Feuerberg war in den letzten Jahren relativ ruhig, vielleicht muckt er sich bald ja wieder?!

Lombok-Bali: Erdbeben Mw 5,1

Zwischen den indonesischen Inseln Lombok und Bali gab es ein Erdbeben der Magnitude 5,1. Das Hypozentrum lag in 10 km Tiefe. Das Beben war auf beiden Inseln deutlich zu spüren. Das Beben ereignete sich in einer Zeit, in der man auf Entspannung der Lage hoffte, doch die Ruhe war trügerisch. Seit dem starken Erdbeben im Sommer dieses Jahres gab es zahlreiche moderate Erschütterungen. Experten meinen aber, dass die Wahrscheinlichkeit eines weiteren katastrophalen Erdbebens bei Lombok gering ist, da sich die Spannungen abgebaut hätten.

Liparische Inseln: erhöhte Seismik

In den letzten Tagen gab es mehrere schwache-moderate Erdbeben bei den Liparischen Inseln, nördlich von Sizilien. Heute ereignete sich eine Erschütterung der Magnitude 3,1 östlich der Insel Vulcano. Das Hypozentrum lag in 147 km Tiefe und befand sich somit im oberen Erdmantel.Weitere schwache Beben gab es an der Küste bei Milazzo und südlich des Stromboli. Dieser zeigte sich gestern in recht guter Form. Insgesamt gibt es im Bereich von Sizilien derzeit sehr viele Erdbeben. es würde mich nicht überraschen, wenn sich etwas größeres anbahnt. so gibt es seit Monaten am Ätna viele Erdbeben. Andere Störungszonen Richtung Palermo und Syracus zeigen sich auch von der aktiven Seite. Sizilien ist eine der seismisch aktivsten Zonen Europas, hier ereigneten sich bereits mehrere katastrophale Erdbeben.