Island: 14 Millionen Kubikmeter Magma unter Svartsengi

Unter Svartsengi haben sich erneut 14 Millionen Kubikmeter Magma akkumuliert – Gefahreneinschätzung aktualisiert

Auf Island hat es in den vergangenen Tagen erneut Erdbeben gegeben. Besonders auffällig waren Bebenschwärme unter Bárðarbunga und Katla. Unter der Caldera von Katla wurde gestern ein Erdbeben der Magnitude 3,2 registriert. Auch bei Krýsuvík tritt derzeit ein Erdbebenschwarm auf. Innerhalb der letzten 24 Stunden hat sich das Erdbebenmuster hier teilweise nach Norden verschoben, was auf veränderte Spannungen im Bereich von Svartsengi und dem magmatischen Gang hindeuten könnte, der sich bis nördlich des Keilir erstreckt.



Island. © IMO

Die Erdbebentätigkeit bei Svartsengi bleibt insgesamt gering, zeigt aber eine leicht steigende Tendenz. Insbesondere am Südende der Kraterreihe und in der Umgebung von Grindavík treten sporadisch Beben auf. Anhand der aktuellen Daten lässt sich jedoch nicht vorhersagen, wann ein Ausbruch erfolgen könnte.

In den letzten Wochen weichen die Bodenhebungsmuster von denen vor früheren Eruptionen ab: An der Messstation SENG blieb die Bodenhebung weitgehend konstant, wobei der jüngste Messwert einen ungewöhnlichen Sprung nach oben zeigt. An anderen Stationen verläuft die Hebung langsamer als vor den letzten Eruptionen, und die heutigen Werte zeigen teils einen Rückgang. Dies ist ungewöhnlich, da bei Messfehlern normalerweise alle Stationen ähnliche Veränderungen aufweisen. Eine mögliche Erklärung ist, dass Magma bereits seitlich migriert.

Laut einem neuen Update des Isländischen Wetterdienstes (IMO), das nur auf der isländischen Website verfügbar ist, hat sich seit dem letzten Ausbruch unter dem Vulkansystem Svartsengi erneut eine beträchtliche Menge Magma angesammelt. Das Volumen beträgt derzeit rund 14 Millionen Kubikmeter, womit das unterirdische Reservoir etwa die Größenordnung erreicht, die in der Vergangenheit jeweils einen neuen Ausbruch ausgelöst hat.

Seit März 2024 kam es in der Sundhnúkur-Kraterserie, die mit dem Magmasystem von Svartsengi verbunden ist, wiederholt zu Ausbrüchen. Die geförderte Magmamenge schwankte dabei stark – zwischen 12 und 31 Millionen Kubikmetern. „Auf Basis dieser Werte bleibt der Zeitpunkt des nächsten Ausbruchs weiterhin schwer vorherzusagen“, heißt es in der aktuellen Gefahrenanalyse des IMO, die bis zum 11. November gültig ist. Der Gefahrenstatus wurde dabei nicht verändert.

Island: Schwarmbeben bei Hellisheiði

Schwarmbeben auf Reykjanes bei Hellisheiði – Erdbeben wahrscheinlich manmade

Der Osten der Reykjanes-Halbinsel wurde von einem Erdbebenschwarm heimgesucht, der sich im Bereich des Geothermalkraftwerks Hellisheiði manifestierte. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 1,7 und eine Herdtiefe von 4,4 Kilometern. Es wurden gut 20 schwächere Beben mit Magnituden im Bereich der Mikroseismizität registriert.

Frühere Schwarmbeben in der Gegend standen für gewöhnlich mit den Geothermiebohrungen in Zusammenhang, die durch Injektion von Wasser ausgelöst wurden. Aktuell gibt es keinen Grund zur Annahme, dass es diesmal eine andere Ursache gibt – die Beben sind also wahrscheinlich menschengemacht.

Ähnlich könnte es sich nach Aussage des Geophysikers Magnús Tumi im Krysuvik-System verhalten, wo es seit Wochen eine erhöhte Seismizität gibt. Laut Magnús wurden bei Krysuvik zahlreiche Probebohrungen abgeteuft, was zur Druckänderung des Systems geführt haben könnte. Ich bin diesbezüglich skeptisch, denn nach einer Intrusion im Jahr 2023, die mit Bodenhebung einherging, senkt sich nun der Boden infolge von Deflation – dem unterirdischen Abfluss magmatischer Fluide – wobei sich der Boden um mehr als 50 mm absenkte. Sollte diese Absenkung durch Entgasungsprozesse an den Bohrlöchern zustande kommen, müssten dort gewaltige Dampffahnen entweichen, etwas, was mir bislang nicht untergekommen ist.

Betrachtet man die Bodendeformationen im westlich von Krysuvik gelegenen Fagradalsfjall-Gebiet, erkennt man, dass sich die Deformationsmuster, die im Zusammenhang mit dem Aufladen des Svartsengisystems stehen, geändert haben. Die Bodenhebung an der GNSS-Messstation verläuft im Randbereich von Svartsengi/Fagradalsfjall deutlich langsamer als bei den vorherigen Hebungsphasen. Vermutlich hat sich im tiefen Magmenkörper unter Fagradalsfjall etwas geändert, was auf das Spannungsfeld der Region einwirkt.

Bei Svartsengi selbst bewegen sich die Messdaten seitwärts, so, wie es einige Tage vor den letzten Eruptionen typisch war. Allerdings ist es auch möglich, dass es wieder zu Messungenauigkeiten kommt. Was dafür spricht, dass es bald zu einer neuen Eruption kommt, ist, dass die Bebentätigkeit im Svartsengigebiet langsam zunimmt.

Island: Schwarmbeben bei Svartsengi am 11. Oktober

Erdbebenschwarm bei Sundhnúkur im Svartsengigebiet auf Island- Bodenhebung erreicht Parität

Gestern Abend ereignete sich ein erster Erdbebenswarm im Svartsengigebiet auf Reykjanes. Vafri zeigt in seiner Shakemap 23 Erschütterungen mit Magnituden im Bereich der Mikroseismizität an. Die Erdbebenherde lagen in geringen Tiefen zwischen 3 und 5 km, wie sie typisch für magmatische Gangintrusionen sind. Die Epizentren lagen entlang der Sunhnukur-Eruptionsspalte und bildeten einen Cluster östlich von Sylingarfell.

Die Bodenhebung an der Messstation SENG, die nahe der Blauen Lagune steht, hatte bereits am Freitag die Parität zur Hebung vor der letzten Eruption im August erreicht – ziemlich genau zu der Zeit, die ich prognostiziert hatte, was darauf hindeutet, dass der Magmenaufstieg aus dem tieferen Reservoir unter Fagradalsfjall in den flacher gelegenen Speicher unter Svartsengi trotz einiger Schwankungen in den GNSS-Messungen mit ziemlich konstanter Geschwindigkeit vonstattengeht, ohne dass es zu Unterbrechungen im Aufstieg gekommen wäre.

Ab dem Erreichen des gleichen Bodenhebungsniveaus wie vor der letzten Eruption steigt das Ausbruchsrisiko deutlich an. Wie der Erdbebenschwarm gestern zeigte, steigt der Druck im Fördersystem und magmatische Fluide sind bereits im seitlichen Aufstiegskanal Richtung Eruptionsort unterwegs. Theoretisch betrachtet könnte eine Eruption nun jederzeit starten. Bei den meisten vorangegangenen Eruptionen war aber ein höherer Druck als zuvor nötig, damit es zu einem Ereignis kam. Tatsächlich halte ich eine Eruption im November für wahrscheinlich.

Gestern kam es auch zu einem Schwarmbeben vor der Nordküste von Island. Die Epizentren lagen gut 60 Kilometer nordöstlich der kleinen Insel Grimsey. Mehrere Beben hatten Magnituden im Zweierbereich. Sie ereigneten sich an Störungen der Tjörnes-Fracture-Zone. Auf der Vafri-Shakemap (und nur dort) wurde zudem ein Erdbebenschwarm noch weiter nördlich angezeigt, der aus Beben mit Magnituden im Dreierbereich besteht. Da sie auf keiner anderen Shakemap auftauchen, könnte es sich aber um Fehlmessungen handeln.

Island: Erhöhung der Schutzwälle bei Grindavik nötig

Gesteigerte Seismizität an mehreren Lokationen auf Island – Schutzwälle bei Grindavik müssen erhöht werden

Seit Monaten ist es um den Fischerort Grindavik auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel still bestellt gewesen, was vor allem daran lag, dass die Lavaströme der letzten beiden Eruptionen nicht in Richtung Süden flossen. Doch vor dem erwarteten 10. Ausbruch bei Svartsengi gerät der Ort wieder in den Fokus der journalistischen Aufmerksamkeit.

Schutzwall © MS

Grund hierfür lieferte der Bürgermeister von Grindavik, der sich gegenüber dem Fernsehsender RUV dahingehend äußerte, dass man auf Nachrichten von Seiten der Regierung warte, die Gelder für die Erhöhung der Lavaschutzwälle bei Grindavik genehmigen muss. Der Bürgermeister meinte, dass die Wälle um mindestens 3 Meter erhöht werden müssten und man mit den Arbeiten nicht erst dann anfangen könne, wenn der Ausbruch gestartet ist.

Grindavik sieht inzwischen aus wie eine alte Festung aus historischen Zeiten, die von meterhohen Erdwällen umgeben ist. Diese sind nur an den wenigen Stellen offen, wo sie Straßen einfassen. Diese Lücken können in kürzester Zeit geschlossen werden, sollte tatsächlich ein Lavastrom anrollen. Die Erdwälle haben sich als erfolgreiche Verteidigungsstrategie gegen mehrere Lavaströme erwiesen, die ansonsten in der Stadt eingefallen sind. Bislang gelangte nur ein kleinerer Lavastrom an den Stadtrand von Grindavik und der entstammte einer Eruptionsspalte, die sich hinter den Erdwällen geöffnet hatte.

Erdbeben. © IMO

Dass es zu einer weiteren Eruption kommen wird, steht zwar nicht hundertprozentig fest, ist aber sehr wahrscheinlich, denn in den nächsten Tagen erreicht die Bodenhebung nahe des Geothermalkraftwerks Svartsengi den gleichen Stand wie vor der letzten Eruption. Außerdem nimmt die Anzahl sporadischer Erdbeben in der Region langsam zu, was ein Anzeichen dafür ist, dass der Druck im unterirdischen Speicher- und Fördersystem langsam steigt.

Erdbeben gibt es im benachbarten Krysúvik-System heute wieder sehr viele und der Erdbebenschwarm hat sich wieder deutlich verstärkt. Die Bodenabsenkung hält weiter an, so dass die Vulkanologen hier eigentlich nicht mit einer Eruption rechnen.

Eine erhöhte Seismizität gibt es auch am Grjotarvatn bei Borganes und unter den von Gletschern bedeckten Vulkanen Katla und Bardarbunga. In den letzten 48 Stunden wurden unter ganz Island 149 Erdbeben registriert.

Island: Schwarmbeben am Grjotarvatn intensivierte sich

Erdbebenschwarm am Grjotarvatn auf Island – Mittelstarke Erdbeben am MAR

Auf Island gab es nachts einen Erdbebenschwarm nördlich von Borgarnes, während sich auf Reykjanes der Graph der Bodenhebung seitwärts bewegt. Südlich von Island und auf Höhe der grönlandischen Südspitze ereigneten sich drei mittelstarke Erdbeben.

Schwarmbeben

Im Südwesten von Island liegt die Snæfellsnes-Halbinsel, die vor allem wegen des vergletscherten Vulkans Snæfellsjökull bekannt ist, den der frühe Science-Fiction-Autor Jules Verne in seiner „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ beschrieb. Doch der Snæfellsjökull ist nicht der einzige Vulkan der Halbinsel. Neben dem Snæfellsjökul sind noch mindestens 2 weitere Vulkansysteme bekannt: Lýsuskarð und Ljósufjöll. Letzteres erstreckt sich über die Halbinsel hinaus bis in die Region Borgarnes und die Seenlandschaft um den Grjótavatn. Seit Monaten ist der Untergrund im Bereich der Seen unruhig und es kommt täglich zu schwachen Erdbeben in Tiefen um 15 Kilometer, also dort, wo sich die Grenzregion zwischen Erdkruste und Erdmantel befindet. Da es vergangenes Jahr bereits Tremorphasen und eine leichte Bodendeformation gab, gehen IMO-Forscher davon aus, dass die Beben durch das Eindringen magmatischer Fluide in die Erdkruste hervorgerufen werden und dass das Ljósufjöll-Vulkansystem dabei ist, aufzuheizen. Heute verstärkte sich der Erdbebenschwarm deutlich und es wurden gleich 2 Erdbeben mit der Magnitude 2,7 registriert. Sie wurden in den letzten 48 Stunden von 29 weiteren Erschütterungen begleitet, von denen sich die meisten heute Nacht manifestierten. Noch ist es zu früh, um tatsächlich sagen zu können, ob und wann es hier zu einem Vulkanausbruch kommen wird. Doch im Hinblick auf die oft mehrjährigen Aufheizungsphasen von Vulkanen gibt es durchaus die Möglichkeit, dass hier eine der nächsten Eruptionen auf Island stattfinden wird.

Doch bevor wir auf einen Ausbruch im Ljósufjöll hoffen können (sorry Anwohner, eine Frage der Perspektive), wird es wahrscheinlich zu einer Eruption im Svartsengi-System auf Reykjanes kommen. Hier bewegten sich die letzten GPS-Messungen seitwärts, so wie es einige Tage vor den letzten Eruptionen ebenfalls der Fall war. Allerdings mit dem Unterschied, dass die Seismizität eigentlich noch zu niedrig ist, als dass der Ausbruch kurz bevorstehen würde.

Die Reykjanes-Halbinsel bildet die Zone Islands, wo die Verlängerung des Mittelatlantischen Rückens in die Insel übergeht. Während die Seismizität auf Reykjanes relativ gering bleibt, ereigneten sich draußen im Atlantik an der kontinentalen Naht zwischen Nordamerika und Europa drei mittelstarke Erdbeben mit Magnituden zwischen 5,1 und 4,8. Direkte Auswirkungen auf Island werden diese Beben aber nicht haben.

Update: Es gab inzwischen 3 Beben mit Magnituden zwischen 3,4 und 3,2. Die Anzahl der Erschütterungen erhöhte sich auf 41 innerhalb von 48 Stunden. Damit zählt der Schwarm zu den intensiveren in der Region.

Island: Erhöhung der Gefahrenstufe ab morgen

Forscher deklarieren Erhöhung der Gefahrenstufe bei Svartsengi – Schwellenwert der Magmenansammlung erreicht

Auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel wächst erneut die Sorge vor einem Vulkanausbruch. Die Bodenhebung im Svartsengi-Gebiet setzt sich fort, und nach Einschätzung des Isländischen Wetteramts (IMO) ist am 27. September der kritische Schwellenwert der Magmaansammlung erreicht, ab dem es in den vergangenen Monaten regelmäßig zu Eruptionen oder Magmaintrusionen kam.

Im Svartsengi-Gebiet auf Island hält die Bodenhebung weiterhin an. In den letzten zwei Tagen zeigten die GNSS-Messungen allerdings sprunghafte Ausschläge, die nach meinen Einschätzung wahrscheinlich auf Messungenauigkeiten zurückzuführen sind. Die Seismizität bei Svartsengi ist weiterhin niedrig, allerdings gibt es aufgrund des schlechten Wetters auch in Bezug auf die Seismik Messungenauigeiten.
Wie das Isländische Wetteramt (IMO) mitteilte, gilt ab dem 27. September erneut eine erhöhte Alarmstufe. Grund dafür ist das Erreichen des Schwellenwerts der Magmaansammlung, ab dem es seit Dezember 2023 zu Eruptionen oder Intrusionen im Svartsengi-Gebiet gekommen ist. Dieser Schwellenwert liegt bei rund 11 Millionen Kubikmetern.

Die größte Magmaansammlung, bei der es zu einem Ausbruch kam, wird von den Geowissenschaftlern mit 23 Millionen Kubikmetern angegeben. Dieser obere Schwellenwert könnte bei gleichbleibender Aufstiegsrate in etwa drei Monaten – also um den 18. Dezember – erreicht werden. Damit besteht noch in diesem Jahr eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit für einen Vulkanausbruch oder eine größere Intrusion. Eine Garantie dafür gibt es jedoch nicht.

Als wahrscheinlichster Ausbruchsort gilt weiterhin die Sundhnúk-Kraterreihe in Höhe von Stóra-Skógfell.

Die Vulkanologen gehen davon aus, dass sich ein Ausbruch durch mehrere Anzeichen ankündigen wird:

  • zunehmende seismische Aktivität im Svartsengi-Gebiet
  • deutliche Deformationsänderungen, messbar per GNSS und Glasfaserkabeln
  • Veränderungen des Drucks in den Bohrlöchern des Geothermalkraftwerks Svartsengi

Trotz dieser Signale wird nur mit einer sehr kurzen Vorwarnzeit gerechnet – zwischen 20 Minuten und vier Stunden. Das lässt nur wenig Zeit, um beispielsweise die Gäste der Blauen Lagune oder das Personal des Geothermalkraftwerks zu evakuieren. Der Eruptionsort dürfte daher nicht wesentlich näher an dieser Infrastruktur liegen als bei den bisherigen Ereignissen.

Das Isländische Wetteramt hat die Alarmstufe für Reykjanes-Svartsengi von VALS = 1 auf VALS = 2 angehoben. Gleichzeitig wurde die Gefahrenbewertung für das Gebiet aktualisiert und eine neue Gefahrenkarte veröffentlicht.

Island: Magmaakkumulation nähert sich Schwellenwert

Magmaansammlung unter Svartsengi auf Island nähert sich kritischem Schwellenwert – mögliche Eruption noch im September

Die Forscher von IMO sind besorgt, dass es noch im September zu einer Eruption bei Sundhnúkur im Svartsengigebiet kommen könnte. Grund für die Annahme liefern die neuesten Analysen, nach denen sich die Landhebung unvermindert fortsetzt. Messungen zeigen, dass sich seit dem letzten Ausbruch, der am 16. Juli begann und am 5. August endete, rund neun Millionen Kubikmeter Magma in der Tiefe angesammelt haben. Das entspricht etwa 70 bis 80 Prozent der Menge, die vor dem letzten Ausbruch aus dem Reservoir abfloss.

Laut dem isländischen Wetterdienst steigt die Wahrscheinlichkeit eines neuen Ereignisses deutlich, sobald sich etwa elf Millionen Kubikmeter Magma angesammelt haben – ein Wert, der bei gleichbleibender Akkumulationsrate in der zweiten Septemberhälfte erreicht werden könnte. Ein Ausbruch oder Magmafluss wäre dann theoretisch jederzeit möglich.

Die Vulkanologen betonen jedoch, dass es keinen festen Schwellenwert gibt: In der Vergangenheit haben manche Ausbrüche bereits bei geringeren Volumina begonnen, andere erst bei größeren. Daher bleibt der Zeitpunkt des nächsten Ereignisses schwer vorherzusagen. Es ist ebenso denkbar, dass ein Ausbruch kurzfristig einsetzt, wie auch, dass sich die aktuelle Phase der Magmaansammlung noch länger hinzieht.

Insbesondere bei den Eruptionen in diesem Jahr starteten die Ausbrüche meistens erst, wenn sich die Magmaakkumulation 20 Millionen Kubikmetern näherte. Von daher könnten noch einige Wochen bis zur nächsten Eruption vergehen. Für einen Vulkanausbruch innerhalb der nächsten 3 bis 4 Wochen spricht die seismische Aktivitätszunahme von der Westspitze von Reykjanes, so meine Einschätzung der Lage.

Die Sundhnúkur-Kraterreihe wurde von den Vulkanologen auch per Drohne inspiziert. Aufnahmen vom 7. August zeigen die früheren Ausbruchszentren, derzeit ist aber keine Aktivität an der Oberfläche zu beobachten und die Spalte ist kalt.

Die Gefahrenkarte bleibt vorerst unverändert, wird jedoch in der kommenden Woche überprüft und gegebenenfalls angepasst. Da bis Ende September voraussichtlich eine ähnliche Magmamenge wie vor dem letzten Ausbruch erreicht sein wird, rechnen die Behörden mit einem steigenden Risiko und beobachten die Situation engmaschig.

Island: Erdbebenschwarm bei Reykjanestá

Thermalgebiet Gunnuhver auf Island. © Marc Szeglat

Schwarmbeben erschüttert Westspitze von Reykjanes auf Island – Seismizität bei Krysúvik bleibt hoch

Heute Morgen bebt es erneut vor der Westspitze der Reykjanes-Halbinsel, allerdings deutlich näher an der Küste, als es letzte Woche der Fall gewesen war. Der Erdbebenschwarm begann gegen 07:00 UTC. Eine Stunde später manifestierte sich der stärkste Erdstoß der Sequenz. Er hatte eine Magnitude von 2,1 und ein Hypozentrum in 6 Kilometer Tiefe. Das Epizentrum wurde 5,5 km westlich von Reykjanestá verortet. Der Ort ist wegen seines markanten Leuchtturms bekannt und liegt in unmittelbarer Nähe zum Thermalfeld von Gunnuhver.

Erdbeben westlich von Reykjanestá manifestieren sich am mittelatlantischen Rücken, der hier auf Island trifft und sich in den beiden Riftzonen der Insel fortsetzt. Obgleich es sich meistens um tektonische Erdbeben handelt, können sie mit Magmeintrusionen im Zusammenhang stehen. In den letzten Jahren sahen wir hier häufig Schwarmbeben, wenn sich der Druck im Svartsengigebiet erhöht. Die Beben treten bei Reykjanestá meistens 2 bis 3 Wochen vor einer Erhöhung der Erdbebentätigkeit bei Svartsengi auf. Dort setzt sich die Bodenhebung unverändert fort und summierte sich an der Messstation SKSH seit Ende der letzten Eruption auf fast 150 mm. Es fehlen noch etwa 100 mm bis zur Parität der maximalen Bodenhebung vor der letzten Eruption, die in gut 6 Wochen erreicht sein dürfte.

Erdbeben und Bodendeformationen gab es in den letzten Stunden auch im Krysúvik-System, wo sich der Boden senkt. Die letzten Messdaten deuten allerdings auf eine Stagnation der Subsidenz hin.

Insgesamt gab es in den letzten 2 Tagen 79 Erdbeben auf der Reykjanes-Halbinsel. Da beide Schwarmbeben anhalten ist die Tendenz steigend.

Ein weiterer Bebenspot liegt unter dem Myrdalsjökull und der Katla, wo es ebenfalls zu einigen Erschütterungen mit Magnituden im Zweierbereich gekommen ist. Der Graph der GNSS-Messstation AUST beschreibt hier einen interessanten Zickzack-Kurs zwischen Hebung und Senkung und es ist unklar, ob es tatsächlich einen schnellen Wechsel zwischen Inflation und Deflation gibt (wie man es von Hawaii kennt) oder ob es sich um ein anderes Phänomen handelt.

Island: Erdbeben Mb 4,0 vor Reykjanes

Schwarmbeben vor der Westspitze von Reykjanes mit mehr als 40 Beben – stärkste Erschütterung Mb 4,0

Gestern Abend begann ein starker Erdbebenschwarm vor der Westspitze der Reykjanes-Halbinsel auf Island. Bis heute Morgen wurden mehr als 40 Einzelbeben registriert. Doch nicht die Gesamtzahl der Beben macht diesen Schwarm stark, sondern die Magnitude des stärksten Bebens, das Mb 4,0 erreichte. Darüber hinaus gab es zwei Erschütterungen mit Magnituden im Dreierbereich.
Das Beben Mb 4,0 hatte einen Erdbebenherd in 10 Kilometern Tiefe und wurde 13.6 km südwestlich von Geirfugladrangur bzw. Eldey registriert. In den vergangenen Jahren gab es in dem Bereich des Reykjanes-Ridge zahlreiche Schwarmbeben, die sich überwiegend an der Plattengrenze des mittelozeanischen Rückens manifestieren und tektonischer Natur sind. Allerdings gibt es die Hypothese, dass die Beben durch wachsende Spannungen im Untergrund ausgelöst werden, die ihrerseits vom Magmenaufstieg bei Svartsengi verursacht werden. Sie können somit ein Anzeichen dafür sein, dass sich der Druck im magmatischen Fördersystem einer kritischen Schwelle nähert, ab der Eruptionen wahrscheinlicher werden. Natürlich könnten die Beben auch rein tektonischer Natur sein und nicht vom Magmenaufstieg aus der Tiefe getriggert sein. Eine nennenswerte Bodenhebung gibt es an der Westspitze von Reykjanes nicht.

Ein paar Kilometer weiter östlich sieht das allerdings anders aus, denn bereits bei der Eldvörp-Kraterreihe hebt sich der Boden mit einer Geschwindigkeit von ca. 50 mm pro Monat. Die Bodenhebung bei Svartsengi vollzieht sich doppelt so schnell und beläuft sich momentan auf 100 mm pro Monat und somit auf 3,3 mm pro Tag. Zu Spitzenzeiten wurde die Hebungsrate mit 5 mm pro Tag angegeben. Der Magmastrom aus dem tiefgelegenen Reservoir dürfte aktuell bei ca. 3 Kubikmetern pro Sekunde liegen.  Die Erdbebenaktivität bei Svartsengi ist noch vergleichsweise schwach und es gibt nur sporadische Erschütterungen.

Weiter östlich hält das Schwarmbeben im Krysúvik-System weiter an. Es wird von einer schnell voranschreitenden Subsidenz ausgelöst.