Island: Erdbeben Mb 4,0 vor Reykjanes

Schwarmbeben vor der Westspitze von Reykjanes mit mehr als 40 Beben – stärkste Erschütterung Mb 4,0

Gestern Abend begann ein starker Erdbebenschwarm vor der Westspitze der Reykjanes-Halbinsel auf Island. Bis heute Morgen wurden mehr als 40 Einzelbeben registriert. Doch nicht die Gesamtzahl der Beben macht diesen Schwarm stark, sondern die Magnitude des stärksten Bebens, das Mb 4,0 erreichte. Darüber hinaus gab es zwei Erschütterungen mit Magnituden im Dreierbereich.
Das Beben Mb 4,0 hatte einen Erdbebenherd in 10 Kilometern Tiefe und wurde 13.6 km südwestlich von Geirfugladrangur bzw. Eldey registriert. In den vergangenen Jahren gab es in dem Bereich des Reykjanes-Ridge zahlreiche Schwarmbeben, die sich überwiegend an der Plattengrenze des mittelozeanischen Rückens manifestieren und tektonischer Natur sind. Allerdings gibt es die Hypothese, dass die Beben durch wachsende Spannungen im Untergrund ausgelöst werden, die ihrerseits vom Magmenaufstieg bei Svartsengi verursacht werden. Sie können somit ein Anzeichen dafür sein, dass sich der Druck im magmatischen Fördersystem einer kritischen Schwelle nähert, ab der Eruptionen wahrscheinlicher werden. Natürlich könnten die Beben auch rein tektonischer Natur sein und nicht vom Magmenaufstieg aus der Tiefe getriggert sein. Eine nennenswerte Bodenhebung gibt es an der Westspitze von Reykjanes nicht.




Ein paar Kilometer weiter östlich sieht das allerdings anders aus, denn bereits bei der Eldvörp-Kraterreihe hebt sich der Boden mit einer Geschwindigkeit von ca. 50 mm pro Monat. Die Bodenhebung bei Svartsengi vollzieht sich doppelt so schnell und beläuft sich momentan auf 100 mm pro Monat und somit auf 3,3 mm pro Tag. Zu Spitzenzeiten wurde die Hebungsrate mit 5 mm pro Tag angegeben. Der Magmastrom aus dem tiefgelegenen Reservoir dürfte aktuell bei ca. 3 Kubikmetern pro Sekunde liegen.  Die Erdbebenaktivität bei Svartsengi ist noch vergleichsweise schwach und es gibt nur sporadische Erschütterungen.

Weiter östlich hält das Schwarmbeben im Krysúvik-System weiter an. Es wird von einer schnell voranschreitenden Subsidenz ausgelöst.

Island: Erhöhte Seismizität im Süden

Zwei Erdbeben mit Magnituden größer 3 – Seismizität im Süden von Island erhöht

Auf Island gab es heute Morgen gleich zwei Erdbeben mit Magnituden größer als 3, die sich an verschiedenen Lokationen ereigneten. Zudem ist die Seismizität im Süden Islands seit einigen Tagen höher als üblich. Besonders auffällig sind Erdbeben rund um Hekla.

Das erste Beben mit der Magnitude 3,1 manifestierte sich aber nicht in Südisland, sondern im Osten unter dem Vatnajökull-Gletscher. Das Beben lag zwischen Grimsvötn und der Bardarbunga-Caldera, genauer 12 km östlich von Hamarinn. Der Erdbebenherd lag in 4,3 km Tiefe. Das letzte Erdbeben dieser Magnitude wurde in der Region am 19. Dezember 2024 gemessen. Es gab einige schwächere Vorbeben.

Das zweite Beben wurde um 8:39 Uhr in Holt, nahe Ketilsstaðaholt, registriert und hatte die Magnitude 3,7. Das Epizentrum lag in der Nähe einer bekannten seismischen Verwerfung innerhalb der Süd-Island-Seismischen Zone (South Iceland Seismic Zone, SISZ). Diese Zone erstreckt sich auf eine Länge von 70 km und ist zwischen 20 und 60 km breit. Sie liegt zwischen den beiden großen Vulkanriftsystemen im Süden Islands. Sie ist bekannt für ihre transformen Bewegungen und beherbergt mehrere bedeutende Verwerfungen, die für seismische Aktivität verantwortlich sind. Das Beben war im Süden und Südwesten Islands deutlich spürbar. Es folgten mehrere Nachbeben. Wie IMO mitteilte, handelte es sich um das stärkste Erdbeben in dieser Region seit Mai 2014, als ein Beben der Magnitude 4,2 registriert wurde.

Interessant ist, dass das Epizentrum nur ca. 40 Kilometer südwestlich des Vulkans Hekla liegt. In Vulkannähe hat es in den letzten Tagen öfters gebebt, u.a. am Vatnafjöll, einem Vulkanrücken, der mit Hekla assoziiert ist. Eine signifikante Bodendeformation gibt es hier bis jetzt aber nicht.

Anders sieht es auf der Reykjanes-Halbinsel aus, wo es bei Krysuvik eine Subsidenz gibt und bei Svartsengi eine Bodenhebung infolge von Inflation. An der Messstation SKSH beträgt die Hebung seit Ende der letzten Eruption ca. 14 cm. Eine Abschwächung des Magmenaustiegs zeichnet sich nicht ab und in ca. 1 Monat hat sich der Boden wieder so viel gehoben, wie er sich während des letzten Ausbruchs absenkte. Ab diesem Zeitpunkt wird ein erneuter Ausbruch täglich wahrscheinlicher.

Island: Magmaansammlung unter Svartsengi wächst

Magmaansammlung unter Svartsengi wächst – 6 bis 7 Millionen Kubikmeter seit Anfang August

Die Erdbebentätigkeit unter Svartsengi und der Sundhúnkur-Eruptionsspalte bleibt gering, dennoch sammelt sich unter dem Gebiet auf Reykjanes weiterhin Magma an. Laut einem aktuellen IMO-Bericht akkumulierten sich seit dem Ende der letzten Eruption 6 bis 7 Millionen Kubikmeter Magma, was den Boden stellenweise um gut 120 mm anhob. Die Forscher halten eine Eruption ab Ende September für möglich.

Bodenhebung Svartsengi

Bei ihrer Prognose stützen sie sich auf die Erfahrungen der vorherigen 9 Eruptionen, die starteten, als sich unter Svartsengi mindestens 12 Millionen Kubikmeter Schmelze angesammelt hatten, wobei den meisten Eruptionen allerdings eine Magmenakkumulation von mehr als 20 Millionen Kubikmetern vorausging. Geht man von diesem Wert aus, kann man bei gleichbleibender Magmaaufstiegsgeschwindigkeit aus der Tiefe eher mit einer Eruption im November rechnen.

Die Vulkanologen betonen aber, dass eine Prognose extrem schwierig ist und mit großen Unsicherheiten einhergeht. Ein neuer Ausbruch gilt zwar als wahrscheinlich, doch der genaue Zeitpunkt ist schwer vorherzusagen. Die bisherigen Ereignisse der Sundhnúkur-Kraterreihe seit März 2024 zeigen, dass die Menge des geförderten Magmas erheblich schwankt – zwischen zwölf und 31 Millionen Kubikmetern. Das jüngste Ereignis im Juli könnte eine Ausnahme gewesen sein, da es bereits bei relativ geringer Magmaansammlung ausgelöst wurde. Zudem können sich die Zeiträume zwischen den Eruptionen verlängern, selbst wenn die Ansammlungsrate unverändert bleibt. Ein Ausbruch kann also jederzeit beginnen, die Unsicherheit ist groß.

Als wahrscheinlicher Ort eines neuen Ausbruchs gilt wieder die Region zwischen Sundhnúkur und Stóra-Skógfell. Typische Vorboten einer Eruption sind Mikrobeben, plötzliche Bodenverformungen oder Veränderungen des Drucks in Bohrlöchern. Bisher lagen die Vorwarnzeiten vor einem Ausbruch zwischen 20 Minuten und über vier Stunden – entsprechend knapp bleibt das Zeitfenster für Schutzmaßnahmen.

Die aktuelle Gefahrenbewertung bleibt bestehen und wird derzeit als gering eingestuft.

Erdbeben Mb 3,6 bei Krýsuvík

Auch in Krýsuvík, westlich des Kleifarvatn, bleibt die Erde in Bewegung. Dort wird seit Monaten seismische Aktivität registriert, die jedoch vor allem mit Magmaintrusionen unter Fagradalsfjall und Sundhnúkur in Verbindung gebracht wird. Messungen zeigen eine Landabsenkung, die sich seit Juli 2023 beschleunigt hat. Hinweise darauf, dass sich Magma direkt unter Krýsuvík an die Oberfläche bewegt, gibt es bislang nicht. Allerdings ist die seismische Aktivität hoch und heute Nacht gab es ein Erdbeben der Magnitude 3,6, das sich südlich des Kleiftarvatn manifestierte.

Island: Erneutes Schwarmbeben bei Reykjanestá

Der Leuchtturm von Reykjanestá. © Marc Szeglat

Schwarmbeben erschüttert Offshore-Bereich von Reykjanestá auf Island – stärkstes Beben Mb 3,2

In den frühen Morgenstunden begann vor der Westspitze der Reykjaneshalbinsel ein Schwarmbeben, das aus 30 Erschütterungen besteht. Das stärkste Einzelbeben hatte die Magnitude 3,2 und manifestierte sich in 6,4 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum des Erdstoßes wurde 5,5 km west-nordwestlich von Reykjanestá verortet.

Die Lokation Reykjanestá ist wegen ihres Leuchtturms bekannt. Von dort fährt man nur wenige Minuten die Küste entlang, bis man Grindavik erreicht. Um den kleinen Fischerort ist es in diesem Jahr ruhiger geworden, weil sich die Eruptionszentren der jüngsten Ausbrüche in nördliche Richtung verlagert hatten und die Lavaströme nicht mehr Richtung Grindavik flossen. Ein Umstand, der sich bei weiteren Eruptionen allerdings wieder ändern könnte.

Schwarmbeben vor der Westspitze von Reykjanes können rein tektonischer Natur sein, obwohl es im Kontext mit der Bodenhebung im nahen Svartsengi-Gebiet wahrscheinlich ist, dass die Erdbeben indirekt eine Folge der Magma-Ansammlung dort sind. Der steigende Druck im Untergrund wirkt sich auf Störungen vor der Küste aus und aktiviert die Störungszonen des Kolbensey-Ridge, das als Ver74029565f5384acbb88ba8ae7a368eablängerung des Mittelatlantischen Rückens Island durchzieht. Weiter südwestlich am Ridge manifestierte sich heute auch ein Erdbeben Mb 3,8.

Die Erdbeben wurden in einer kurzen Notiz bei MBL erwähnt. Obwohl der Erdstoß Mb 3,2 theoretisch im spürbaren Bereich lag, gab es keine entsprechenden Wahrnehmungsmeldungen. Laut IMO verhielt es sich mit dem Erdbeben Mb 3,1 bei Krysuvik, über das ich bereits gestern Abend berichtete, anders: Dieser Erdstoß wurde in der Hauptstadtregion von Reykjavik wahrgenommen.

Die Bodenhebung bei Svartsengi geht konstant weiter und ein Ende der Aktivität ist nicht in Sicht. So ist es wahrscheinlich, dass sich noch dieses Jahr eine weitere Eruption ereignen wird.

Das Schwarmbeben bei Reykjanestá ist übrigens noch nicht vorbei und es werden weitere schwache Erdstöße registriert.

Island: Status der Bodenhebung am 29. August

Bodenhebung unter Svartsengi auf Island geht weiter – beschleunigte Subsidenz bei Krýsuvík

Die Nachrichten von der isländischen Reykjaneshalbinsel haben heute die Bodendeformationen in den Bereichen der Spaltensysteme von Svartsengi und Krýsuvík zum Thema, wo gegenläufige Bewegungen festgestellt werden. Während sich der Boden bei Svartsengi vergleichsweise schnell hebt, beschleunigte sich die Absenkung des Bodens bei Krýsuvík, was für das seit Wochen anhaltende Schwarmbeben verantwortlich ist.

Die Subsidenz im Nordosten des Krýsuvík-Spaltensystems hat seit Anfang Juli deutlich zugenommen und beträgt gut 35 mm. Wahrscheinlich ist es diese Bodenabsenkung, die die zahlreichen Erdbeben hier auslöst. Bevor die Eruptionsserie im Svartsengi-System losging, rechneten einige Vulkanologen in Krýsuvík mit einem Ausbruch, weil sich der Boden zu heben angefangen hatte. Im Krýsuvík-Gebiet liegt das Thermalgebiet von Setlun, was durchaus sehenswert ist, auch wenn es hier keine hoch speienden Geysire gibt wie etwa im Haukadalur.

Anders sieht die Situation bei Svartsengi aus, wo die Bodenhebung auf vergleichsweise hohem Niveau anhält, auch wenn sie nicht mehr die sehr hohen Werte von vor einem Jahr erreicht. Seit dem Ende der letzten Eruption Anfang des Monats hob sich der Boden bereits wieder um 120 mm. Bedenkt man, dass sich der Magmenspeicher bei der letzten Eruption bestenfalls zu drei Fünftel entleerte, kann es bei gleichbleibender Hebesrate in gut 2 Monaten zur nächsten Eruption kommen. Ende Oktober/Anfang November wäre es dann wieder so weit.

Die Seismizität bei Svartsengi ist relativ gering, mit nur sporadisch stattfindenden Einzelbeben, ganz so, wie wir es von vorherigen Hebungsphasen kennen. Anders sieht es da im Moment etwa unter der Katla im Süden Islands aus, wo eine erhöhte Seismizität registriert wird. In den letzten 48 Stunden wurden 27 Beben festgestellt. Drei der Beben werden zwar in den Tabellen zum Myrdaljökull-Gebiet angezeigt, manifestierten sich aber tatsächlich bei der Hekla. Die Daten zur Bodenhebung der subglazialen Katla-Caldera schwanken teilweise stark, doch es scheint sich ein leichter Trend einer Bodenhebung herauszukristallisieren.

Island: Bodenhebung, Erdbeben und Gletscherlauf

Beschleunigte Bodenhebung bei Svartsengi – Spannungsaufbau im Blafjöll-System

Nach 2 Wochen USA wieder am heimischen PC sitzend kann ich Euch nun im gewohnten Umfang mit Nachrichten aus der Welt der Erdbeben und Vulkane versorgen. Ganz spannend die Frage, wie sich die Situation auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel weiterentwickelt hat.

In den ersten Tagen nach Beendigung der neunten Eruption in der ersten Augustwoche verlief die Bodenhebung zunächst langsam. Doch in der letzten Woche beschleunigte sie sich signifikant. liegt aber noch etwas unter den Werten vor der letzten Eruption. Dennoch kann man davon ausgehen, dass es eine weitere Eruption geben könnte. Insbesondere ist zu berücksichtigen, dass sich das flach liegende Magmareservoir unter Svartsengi nur gut zu dreifünftel während der letzten Eruption entleert hatte, so dass der Druckaufbau schneller gehen könnte als zuvor.

Es gibt auch wieder einige Erdbeben im Bereich von Svartsengi. Die meisten Erschütterungen finden allerdings im Bereich von Krysuvik statt. Auch in anderen Störungssystemen der Reykjanes-Halbinsel hat es schwache Erdbeben gegeben – insgesamt wurden innerhalb von 48 Stunden 70 Erschütterungen festgestellt.

Bereits am 18. August gab es im Brennisteinsfjöll-System eine Erschütterung der Magnitude 3,2. Laut dem isländischen Wetteramt, das auch für die Beobachtung von Vulkanausbrüchen und Erdbeben zuständig ist, handelte es sich um das stärkste Erdbeben der letzten sieben Jahre in den Schwefelbergen südlich von Reykjavík. Geophysiker Benedikt Halldórsson erklärte, dass es in den letzten Tagen vor dem Erdbeben bereits eine erhöhte seismische Aktivität gab, die auf einen Spannungsaufbau hindeutet. Möglicherweise steht ein stärkeres Ereignis bevor, wie sie in der Region etwa alle 50 Jahre auftreten, zuletzt 1968. Damals kam es zu einem starken Erdbeben der Magnitude 6,1. Ein erneutes größeres Beben sei daher wahrscheinlich, auch wenn der Zeitpunkt ungewiss bleibt. Die Bevölkerung wird aufgefordert, Vorsichtsmaßnahmen zu treffen, während moderne Bauvorschriften für erhöhte Sicherheit sorgen. Dennoch könnte ein Beben dieser Magnitude Schäden verursachen und auch die vulkanische Aktivität der Region beeinflussen.

Interessanterweise hat sich am 18. August auch ein stärkeres Erdbeben unter dem Gletscher Langjökull ereignet. Es hatte eine Magnitude von 3,3. Gestern begann in der Region dann ein kleinerer Gletscherlauf am Hafrafellslón.

Island: Eruption Nr. 9 möglicherweise vorbei

Eruption auf Island hat gestoppt – Tremor und Lavapegel abgefallen

Die neunte Eruption entlang der Sundhnúkur-Eruptionsspalte auf Island könnte vorbei sein: Gestern Nachmittag fielen der Lavapegel im Krater und der Tremor stark ab und der Lavaausstoß hörte auf. Auch während der Nacht konnte man auf den Livecams keine Rotglut mehr ausmachen. Ob es tatsächlich das Ende des Vulkanausbruchs ist oder ob die Aktivität wieder einsetzen wird und dann in Intervallen weitergeht, ist bis jetzt ungewiss. Dagegen spricht, dass der Tremor extrem weit abgestürzt ist und sich nahe der Nulllinie bewegt.

Die Erdbebentätigkeit im Svartsengigebiet ist ebenso niedrig wie der Tremor und geht gegen Null. Die Bodenhebung verläuft noch recht konstant und hat sich seit gestern noch nicht beschleunigt, was man bei einem Eruptionsstopp erwarten würde, doch möglicherweise ist es noch zu früh und wir müssen weitere GNSS-Messungen abwarten.

Obgleich es im Svartsengigebiet keine Erdbeben gibt, ist das benachbarte Krysuvik-System seismisch weiterhin sehr aktiv. Mittlerweile deuten die GNSS-Werte einiger Messstationen in der Region eine leichte Bodenhebung an, die aber noch nicht von Wissenschaftlern bestätigt wurde. Was klar ablesbar ist, ist ein leichter horizontaler Versatz des Bodens.

In den letzten 48 Stunden wurden auf Reykjanes 55 Beben registriert. Auf ganz Island waren es 167. Die meisten Erschütterungen sind einem Erdbebenschwarm an der Tjörnes-Fracture-Zone zuzuschreiben. Dort wurden 51 Beben registriert, viele davon in einem Cluster, der 10 Kilometer westlich von Kópasker verortet wurde. Die TFZ liegt im Norden Islands und bildet praktisch das tektonische Gegenstück zur Reykjaneshalbinsel: In beiden Regionen geht der Mittelozeanische Rücken in die Riftzonen der Insel über. Genauso wie auf Reykjanes gibt es auch im Norden Islands Spaltenvulkane. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist die Krafla-Spalte, deren Eruption in den 1970er Jahren gerne als Beispiel für die aktuellen Vorgänge bei Sundhnukur herangezogen wird.

Island: Lavapuls am Sundhnúkur

Eruption im Svartsengigebiet auf Island dauert seit 18 Tagen an – Lavapuls in der Nacht

Nachdem die Aktivität am neuen Kraterkegel auf der Sundhnúkur-Kraterreihe gestern etwas schwächelte, gab es in der Nacht einen stärkeren Puls, bei dem kleine Lavafontänen aufstiegen, die Lava schwallartig aus dem Krater beförderten und über die Kegelflanke fließen ließen. Es war der einer der stärksten Lavapulse, seit die Initialphase der Eruption vorbei ist.

Tremor gestiegen.

Die gesteigerte Aktivität konnte via Livestream beobachtet werden und spiegelte sich auch in einem Anstieg der Tremoramplitude wider. Damit lieferte uns der Vulkan ein weiteres Indiz dafür, dass die aktuelle Eruption einen ähnlichen Verlauf nehmen könnte wie der erste Fagradalsfjall-Ausbruch, der im März 2021 begann und fast ein halbes Jahr dauerte. Damals kam es in Intervallen zu spektakulären Lavaüberläufen. Zuvor ereignete sich auch eine Phase mit hoch aufsteigenden Lavajets, mit denen wir vielleicht auch in einigen Wochen bei der aktuellen Eruption rechnen können, vorausgesetzt, der Trend dazu hält weiter an.

Die Bodenhebung geht derweilen weiter und beläuft sich in den letzten zwei Wochen auf knapp 40 mm, gemessen an der GNSS-Station SENG. Interessant ist, dass sich der Boden im benachbarten Tal Meradalir im Fagradalsfjall-Komplex auch hebt. Seit Juni betrug die Hebung an der Messstation GONH ebenfalls ca. 40 mm.

Seismizität ist bei Sundhnúkur und am Fagradalsfjall praktisch nicht vorhanden. Dafür bebt es aber weiter im Krysúvik-System und an anderen Stellen von Reykjanes, so dass innerhalb von 48 Stunden 44 Erschütterungen registriert wurden.

Den stärksten Erdstoß der letzten 2 Tage verzeichneten die Seismometer bei Grimsey im Norden von Island. Es ereignete sich an der Tjörnes-Fracture-Zone und hatte eine Magnitude von 3,2. In der Region gibt es nicht nur eine ausgeprägte Störungszone, sondern auch ein submarines Vulkanfeld.

Island: Die Eruption Nr. 9 am 16. Tag

Tag 16 der 9. Eruption im Svartsengigebiet auf Island – nur leichte Fluktuationen der Aktivität

Auf der Reykjanes-Halbinsel geht der Vulkanausbruch weiter, wobei via Livecam nur geringe Variationen der Aktivität zu erkennen sind. Während man tagsüber kaum Rotglut am Krater oder Lavastrom ausmachen kann, sieht es nachts richtiggehend rot aus. Allerdings erkennt man hauptsächlich rot illuminierte Dampfwolken und nur etwas Lava, da der Rand des Lavastroms gerade so angeschnitten wird.

Die Eruption aus der Luft. © RUV

Auf neuen Luftaufnahmen von gestern ist allerdings zu sehen, dass der Kraterkegel noch erstaunlich aktiv ist, bzw. zum Zeitpunkt der Aufnahme noch aktiv war: Im Krater kocht ein Lavapool von dem intensives Spattering ausgeht. Nahe des Fuß des Krater strömt Lava aus einer Tube, die ein kleinen Lavafeld bildet. Die Aktivität sieht aus der Nähe betrachtet deutlich stärker aus als man auf den Livecams erahnen kann. Allerding ist der Tremor heute etwas zurückgegangen und liegt in etwa auf dem Niveau wie zu Wochenanfang. Parallel dazu hat sich die Geschwindigkeit der Bodenhebung wieder etwas beschleunigt und es sieht nach wie vor nicht so aus, als würde die Aktivitätsphase im Svartsengigebiet Enden wollen, selbst wenn sich die Eruption auf vergleichsweise niedrigem Niveau bewegt.

Erdbebentätigkeit gibt es indes bei Svartsengi praktisch keine oder nur eine sehr geringe, was dem Bild früherer Eruptionen entspricht. Dafür bleibt die Seismizität bei Krysúvik erhöht – das Schwarmbeben unweit des Setlun-Thermalgebiets reißt nicht ab. Wodurch die Beben hier generiert werden ist nicht ganz eindeutig zu bestimmen. Nennenswerte vertikale Bodendeformation wird nicht registriert, nur einen leichten vertikalen Versatz kann man in den Daten reininterpretieren.

Auch an anderen Risssystemen der Reykjaneshalbinsel gab es in den letzten Stunden schwache Erschütterungen, etwa bei Blafjöll und Raufarhólshellir. Hier wird die Seismizität tektonischer Natur sein und mit dem Riftingprozess auf Island zusammenhängen.