Unterwasser vor Santorin und Kueishantao

Heute bestimmen zwei Vulkanthemen aus den Tiefen der Meer die Berichterstattung der Neuen Medien und Sozialen Netzwerke:

In Griechenland wurden am Grund der Caldera von Santorin seltsame Unterwasserseen entdeckt. Das Wasser dieser „Seen“ enthält 100 Mal mehr Kohlendioxid und Methan als üblich. Das gasreiche Thermalwasser ist dichter als das umgebende Meereswasser und sammelte sich in Senken in gut 250 m Wassertiefe, wo es von Tauchrobotern entdeckt wurde. Dort bildet es weißliche Wasserlinsen die den Namen „Schöne Seen“ bekommen haben. Das Thermalwasser ist 5 Grad wärmer als das Meereswasser und steht im Zusammenhang mit der magmatischen Aktivität des Vulkans. Seit einigen Jahren finden sich immer wieder Hinweise darauf, dass der Vulkan bald erwachen könnte.

Die zweite Meldung kommt aus Taiwan. Dort filmte man mit Drohnen an der kleinen Insel Kueishantao. Vor deren Küste gibt es auffällige Wasserverfärbungen die von unterseeischen Solfataren verursacht werden. Einige Pressevertreter bliesen die Berichterstattung um die Fotos gewaltig auf und postulierten einen submarinen Vulkanausbruch vor Taiwan. Diesen gibt es nicht!

Meldungen aus der Wissenschaft

In der letzten Woche gingen einige interessante Berichte durch die Medien, die ich hier einmal zusammenfassen möchte.

Eine Meldungen betrifft ein unterseeisches Vulkanmassiv: Tamu. Dieses liegt im Pazifik gut 1000 km vor der japanischen Küste. Tamu hat eine Fläche von 310.000 Quadratkilometern und erhebt sich 3,5 km über den Meeresboden. Das Vulkanmassiv ist schon länger bekannt, doch erst jetzt untersuchten Forscher Lavaproben. Sie kamen zu dem Schluss, dass Tamu nicht aus mehreren Vulkanen besteht, wie es bisher angenommen wurde, sondern dass es sich um einen einzigen Vulkan handelt. Damit wäre Tamu der größte Zentralvulkan der Erde. Und nicht nur das! Flächenmäßig  ist Tamu größer als Olympus Mons auf dem Mars und damit der größte Vulkan des Sonnensystems.

Wir bleiben bei Japan. Ein 400 Seiten umfassender Bericht warnt vor einem starken Erdbeben entlang des Nankai-Grabens. Der Graben erstreckt sich vor der Ostküste Japans und beginnt südlich von Tokio und endet bei Kyushu. Ein Beben der Magnitude 9 wäre hier durchaus denkbar und hätte weitaus dramatischere Folgen als das Erdbeben vom März 2011. Es könnte einen Tsunami auslösen, der Küstenabschnitte bis in einer Höhe von 30 m überflutet und gut 320.000 Menschen töten. Auch eine neue Atomkatastrophe wäre durchaus möglich.

Von Japan geht es Richtung Griechenland, genauer zur Vulkaninsel Santorin. Hier entdeckten Wissenschaftler die verkohlten Überreste eines Zeitzeugen der Minoischen Eruption: Bruchus rufipes, ein Samenkäfer. Dieser wurde Opfer des Ausbruches und befand sich zur Zeit der Eruption in einem Topf voller Erbsen. Dieser Topf wurde jüngst in einer Ruine der unter Asche begrabenen Stadt Akrotiri ausgegraben. In dem Erbsentopf befanden sich nicht nur ein Käfer, sondern gleich 286 fertig entwickelte Insekten, sowie deren Laven und Eier.  Das sich die Samenkäfer nur in freier Umgebung vermehren und die Entwicklungszyklen der Insekten bekannt sind, lässt sich anhand der Eier und Laven in den Erbsen die Jahreszeit der Minoischen Eruption bestimmen: es geschah ein einem Tag im Frühsommer!

Santorin: Bodendeformation visualisiert

Das DLR hat eine Computergrafik aus Daten des Satelliten TerraSAR-X veröffentlicht, die die Bodendeformationen auf Santorin visualisiert. Die gelben und roten Bereiche auf der Grafik zeigen den Bereich, der sich zwischen Januar 2011 und April 2012 bis zu 14 cm anhob. Dabei kam es nicht nur zu der Anhebung, sondern auch zu einer Ausdehnung der gesamten Insel.

Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass in die Magmakammer 10 – 20 Millionen Kubikmeter Magma eingeströmt ist. Ob- und wann es zu einem Ausbruch des Vulkans kommt ist freilich ungewiss.

Santorin: leichtes Seebeben

Vor einigen Stunden ereignete sich ca. 20 Kilometer nördlich von Santorin ein leichtes Seebeben der Magnitude 3,5. Beben dieser Stärke sind schon zu spüren richten normalerweise aber keine Schäden an. Es ist eines jener normalen Erdbeben die in tektonisch aktiven Zonen häufig vorkommen. Ich erwähne es hier nur, weil es einen schönen Ausschlag auf dem Seismogramm der Meßstationen von Santorin gab. Anhand des großen Ausschlages kann man erkennen, wie empfindlich die Seismometer eingestellt sind. Leichtest Erschütterungen werden registriert und oft fälschlich als Tremor, oder Erdbeben interpretiert. Unser Kollege Tom Pfeiffer machte vor einigen Wochen einen Versuch mit einer Reisegruppe und trampelte mit den Füßen auf dem Boden in der Nähe der Meßstation. Schritte und Fußstampfer wurden aufgezeichnet.

 

Santorin: erhöhte Seismik

In den letzten Tagen kam es auf der griechischen Vulkaninsel Santorin wieder zu erhöhter Seismik. Einige Leser beobachten die LiveGrafiken genau und posten sie in unserer facebookgruppe (Link siehe rechts). Nachdem im Frühjahr über defekte Geräte, oder Erschütterungen durch Bauarbeiten spekuliert wurde, scheint es nun wahrscheinlich zu sein, das zumindest ein Teil der beobachten Seismik magmatischen, oder tektonischen Ursprungs ist.

Wissenschaftler bestätigte nach langen Dementis, dass der unterseeisch gelegenen Calderaboden bereits an einigen Stellen deformiert wurde. Möglicherweise bereitet sich Santorin auf einen Vulkanausbruch vor. Wie groß dieser sein wird und wann er stattfinden wird ist indes ungewiss.

Santorin: erneuter Tremor

Auf der Ägäisinsel Santorin wird seit gestern wieder starker Tremor registriert. Nach etlichen Dementis von offizieller Seite wurde im Frühjahr zugegeben, dass dieser Tremor mit magmatischer Aktivität unter der Caldera zusammen hängt und bereits Bodendeformationen am Grund der Caldera stattgefunden haben. Im Frühsommesr scheint die Aktivität stark abgenommen zu haben. Der jetzige Tremor könnte ein Anzeichen dafür sein, dass sich im Untergrund von Santorin wieder Magma bewegt.

Santorin: Envisat misst Bodendeformation

Während der ESA-Weltraummission maß der Satellit Envisat Bodendeformationen unterschiedlicher Vulkane. Die Messungen wurden mit einem „Differential Interferometric Synthetic Aperture Radar“ durchgeführt.

Besonders auffällig waren die Deformationen auf Santorin. Im Beobachtungszeitraum Januar 2011 – April 2012 wurde eine Bodenanhebung von 3 – 4 cm gemessen. Spitzenwerte von 5 cm wurden im Nordosten von Nea Kameni registriert. Die kleine Vulkaninsel in der Caldera von Santorin ist die jüngste Manifestation des Vulkanismus auf der Ägäis-Insel. Im Nordosten Nea Kamenis liegen auch die heißen Quellen, in denen man vom Boot aus baden kann.

Die Messungen ergaben, dass sich die Hebungsrate im Frühjahr 2012 verringerte. Die Daten korrelieren mit den seismischen Messungen, die in den letzten Wochen auch wieder rückläufig waren.

Seismik und Bodendeformation liefern Hinweise darauf, dass Magma in die Magmakammer des Vulkans einströmt und dadurch den Boden anhebt. Ob- und wann es zu einem Vulkanausbruch auf Santorin kommen wird und welches Ausmaß er haben könnte, lässt sich derzeit nicht bestimmen.

Hier gibt es eine Bildergalerie und ein Video über Santorin, die während meines Aufenthaltes vor 2 Jahren dort entstanden sind. Der Originalbericht der ESA enthält eine schöne Animation.

Vulkane weltweit: Santorin, Katla und Ätna

Santorin: in der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung steht heute ein recht umfassender Artikel über die Zunahme der magmatischen Aktivität auf Santorin. Demnach hat sich unter dem Vulkan bereits so viel Magma angestaut, wie vor der Eruption 1925. Damals brach der Vulkan auf Nea Kameni aus und war 3 Jahre lang aktiv. Auf Santorin schmiedet man Evakuierungspläne und wie man Vulkantouristen bei einem Ausbruch fernhalten kann.

Katla: auf Südisland kam es in den letzten 24 Stunden zu einigen Beben. Besonders betroffen waren die Katla-Caldera, sowie die Gegend um Hekla.

Ätna: der Vulkan auf Sizilien ist derzeit ruhig und es gibt (noch) keine Anzeichen eines neuen Paroxysmus am Südost-2-Krater. Trotzdem sind einige Geonauten dort auf Beobachtungsposition. Vom Zeitintervall her wird ein neuer Ausbruch für das Wochenende erwartet, aber die mächtige Dame hat uns schon manches Mal eine lange Nase gezeigt.

Santorin: Erdbebenserie

In der Caldera von Santorin und am submarinen Vulkan Kolumbos 7 km vor Santorin, gab es in den letzten 48 Stunden 10 leichte Erdbeben. Diese könnten im Zusammenhang mit aufsteigendem Magma stehen, dass sich unter der Caldera Santorins sammelt. Das Magma soll den Calderaboden stellenweise um bis zu 9 cm angehoben haben. Die seit letztem Jahr intrudierte Magmamenge wird mit 0,14 Kubikkilometer angegeben, wobei die Inflation bereits seit 5 Jahren anhält und die Gesamtmenge deutlich größer sein dürft. Eine Animation verdeutlicht die Aufblähung von Santorin. Die Daten stammen von der Forschergruppe um Andrew Newman vom Georgia Institute of Technology.
Betrachtet man die Inflation und die in den letzten Wochen steigende Seismik, dann scheint ein Vulkanausbruch auf Santorin in den nächsten Monaten/Jahren durchaus eine Möglichkeit zu sein. Nach Einschätzung vieler Wissenschaftler wird dieser aber sehr wahrscheinlich eher mit den Ausbrüchen von 1939 und 1950 zu vergleichen sein. Ein Vulkanausbruch wie vor 3500 Jahren, der zum Untergang der Minoer führte scheint derzeit unwahrscheinlich.