Erdbeben-News 14.04.23: Vancouver

Erdbeben Mw 6,0 erschüttert kanadische Vancouver-Island-Region

Datum 13.04.23 | Zeit: 15:54:54 UTC | 49.19 N ; 129.64 W | Tiefe: 10 km | Mw 6,0

Gestern Nachmittag um 15:54:54 UTC (08:54:54 Uhr Lokalzeit) wurde die pazifische Region von Vancouver-Island von einem starken Erdbeben der Magnitude 6,0 erschüttert. Das Hypozentrum lag 10 km tief. Das Epizentrum wurde 240 km südwestlich von Port McNeill verortet. Obwohl das Beben weit vor der Küste des Kanadischen-US-Amerikanischen Grenzgebietes lag, liegen dem EMSC Wahrnehmungsmeldungen vor. Ein Bebenzeuge schreibt: „Als ich im Bett lag, spürte ich für ein paar Sekunden ein seltsames tiefes Grollen. Mein erster Gedanke war, dass es sich um ein Erdbeben handelte, aber dann dachte ich, es könnte ein großer Lastwagen gewesen sein, der vorbei fuhr. Dann sah ich vor einer Minute einen Beitrag, dass es ein Erdbeben gab.“ Offenbar kam der Erdstoß in bewohntem Gebiet nur schwach an. Das muss aber nicht heißen, dass es beim nächsten Erdbeben in der Region wieder so glimpflich verläuft, denn die tektonische Situation von Vancouver Island ist brisant: Der Ozeanboden des Pazifiks ist hier zerbrochen und eingekeilt zwischen der Nordamerikanischen Kontinentalplatte und der Pazifischen Ozeanplatte liegt die ebenfalls ozeanische Juan-de-Fucca-Mikroplatte. Sie wird unter Nordamerika subduziert, wobei die Plattengrenze weiter nordwestlich als Blattverschiebung ausgeprägt ist und zum Cascadia-Trench gehört. Bei der Grenze zur Pazifikplatte handelt es sich um eine segmentierte Divergenzzone, unter der ein Ozeanischer Rücken vermutet wird. Dort manifestierte sich der aktuelle Erdstoß.

Im Angesicht der komplexen Tektonik und der Tsunami-Gefahr, die vor allem bei starken Erdbeben am Cascadia-Trench besteht, griffen lokale Medien den Erdstoß in ihrer Berichterstattung auf und interpretierten das Beben als Erinnerung an die latente Gefahr, die von Erdbeben in dieser Region ausgeht. So wird der Seismologe John Cassidy von Natural Resources Canada zitiert, der das Beben schon als ziemlich stark bezeichnete. Das Erdbeben ereignete sich in einer der Regionen Kanadas, die zu den semisch aktivsten gehört. Er betonte aber, dass vom Erdbeben an dieser Verwerfung keine Tsunamigefahr ausging.


Weitere Erdbeben-Meldungen:

Iran: Erdbeben Mb 4,5

Datum 14.04.23 | Zeit: 03:45:58 UTC | 32.09 N ; 50.05 E | Tiefe: 10 km | Mb 4,5

Im Iran gab es heute Nacht ein moderates Erdbeben der Magnitude 4,5. Der Erdbebenherd lag 10 km tief. Das Epizentrum wurde 52 km west-südwestlich von Fārsān festgestellt.


Island: erhöhte Seismizität

Ohne auf ein bestimmtes Einzelbeben einzugehen, möchte ich darauf hinweisen, dass die Seismizität unter Island zugenommen hat. IMO zeichnete innerhalb von 48 Stunden 119 Erschütterungen auf. Sie konzentrierten sich auf die Störungszonen auf der Reykjanes-Halbinsel, an der TFZ und in der Askja-Herdubreid-Gegend.

Seattle: Schwarmbeben

Vancouver Island, bei der US-Metropole Seattle, wird derzeit von einem Schwarmbeben der besonderen Art heimgesucht: innerhalb weniger Stunden ereigneten sich mehr als 240 Mikrobeben, die im Verdacht stehen, ein stärkeres Erdbeben anzukündigen. Die Mikroseismik steht im Zusammenhang mit einem Slow-Slip-Event (SSE) an der Cascadia Subduktionszone. Entlang der kontinentalen Plattengrenze zwischen der Juan de Fuca Platte und der des Nordamerikanischen Kontinents haben sich große Spannungen aufgebaut die sich verlagern. Dabei kommt es regelmäßig zu einem langsames Gleiten der Erdplatten entlang ihrer Naht. Da dieses Gleiten nicht reibungslos verläuft entstehen die Mikroerdbeben. So ein SSE dauert im Bereich von Vancouver Island gut 2 Wochen. In dieser Zeit steigt auch das Risiko für ein starkes Erdbeben. Die Bevölkerung soll sich auf den Notfall vorbereiten. Doch dass tatsächlich eine Notfallsituation eintreten wird ist eher unwahrscheinlich.

Yellowstone: Mehrere Erdbeben

Im Yellowstone Nationalpark ereigneten sich gestern mehrere Erdbeben mit Magnituden größer als 2. Das Stärkste hatte die Magnitude 2,8 und lag in 8 km Tiefe. Laut EMSC manifestierte es sich in der Nordwestecke des Parks. Die anderen Beben ereigneten sich in anderen Teilen des Parks. Im letzten Jahr sorgte ein starker Erdbebenschwarm für Beunruhigung. Viele Menschen fürchteten einen bevorstehenden Supervulkanausbruch. Doch auch ein stärkeres Schwarmbeben alleine kündigt nicht unbedingt einen Vulkanausbruch an. Man geht davon aus, dass es vor einem größeren Ausbruch auch starke Bodendeformationen gibt, die von den GPS-Stationen registriert wird. Zudem würde man einen höheren Wärmefluss erwarten, der sich in einer Steigerung der hydrothermalen Tätigkeit des Yellowstone Vulkans widerspiegeln würde. Die Zunahme der Aktivität des Steamboat-Geysers soll laut Vulkanologen-Aussage allerdings unabhängig von einer Zunahme der magmatischen Aktivität im Untergrund sein. Es droht also derzeit kein Vulkanausbruch im Yellowstone. Der Untergang der Zivilisation lässt noch auf sich warten.