Ätna: Erdbebenschwarm bei Ragalna

Erdbebenschwarm unter der Ätna-Südflanke bei Raglana – Gut 20 Beben detektiert

Der Süden des Ätnas ist weiterhin seismisch unruhig und wurde am 25. November von einem Erdbebenschwarm erschüttert, der sich aus 20 Einzelbeben zusammensetzte. Die Beben manifestierten sich nördlich des Ortes Ragalna in Tiefen von weniger als 5 Kilometern. Die stärkste registrierte Magnitude war 1,8. Die meisten anderen Erschütterungen hatten Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Es liegen keine Wahrnehmungsberichte vor und eine Gefahr bestand für die Anwohner der Gegend nicht.



Ätna. © INGV, Leaflet

Die Erdbeben sammelten sich in der Gegend einer alten Lavahöhle, der Grotta dell Immacolata. Solche flach liegenden Schwarmbeben werden oft durch Fluide ausgelöst, die entlang von Störungszonen aufsteigen und dort Spannungen verursachen, die sich in den Erschütterungen entladen. Darüber hinaus können Mikrobeben auch direkt durch Fluidbewegungen entstehen. Sie sind Anzeichen des normalen Magmenakkumulationsprozesses unter dem Ätna, der sich langsam auf seine nächste Eruption vorbereitet. Wann diese eintreten wird, lässt sich nicht prognostizieren. Zumal das INGV aktuell keine Wochenberichte mehr veröffentlicht, wahrscheinlich, weil es seit mehreren Monaten keine nennenswerten Ausbrüche gegeben hat.

Ganz ruhig war der Vulkan in dieser Zeit aber nicht: So gibt es in den sozialen Medien Berichte über kleinere Ascheeruptionen aus dem Zentralkrater, die letzte Woche beobachtet wurden. Die Asche stieg gut 100 m über den Kraterrand auf und wurde vom Wind schnell verweht. Stärkere thermische Anomalien wurden zuletzt Mitte November im Nordostkrater detektiert. Auf den Satellitenfotos der letzten 2 Wochen hüllt sich der Gipfel des Ätnas die meiste Zeit über in Wolken. Nur einige Bilder mit einer dünnen Dunstschicht erlaubten einen Blick auf die Krater, ohne dass Anomalien erkennbar gewesen wären.

Der Tremor bewegt sich seit Wochen ohne größere Schwankungen in der unteren Hälfte des gelben Bereichs seitwärts.

Abgesehen von dem Erdbebenschwarm ist es momentan also relativ ruhig am Ätna, ein Umstand, der sich aber schnell ohne große Übergangsphase ändern könnte. Für die Anwohner der Region und für Schifahrer, die sich auf die bevorstehende Saison freuen, ist die anhaltende Ruhe sicher eine gute Nachricht. Vulkanspotter müssen sich ein wenig gedulden.

Update: Die aktualisierte Shakemap zeigt, dass es gestern einige Beben in Tiefen von mehr als 5 Kilometern in dem betroffenen Gebiet gegeben hat.

Merapi: Zwei Pyroklastische Ströme in dieser Woche

Merapi erzeugte 2 pyroklastische Ströme – Anzahl der Schuttlawinen heute rückläufig

Auf der indonesischen Insel Java ist der Merapi weiterhin effusiv aktiv und baut an seinem Lavadom im Südwesten des Kraters. Abbrüche größerer Lavapakete verursachten am 24. und 25. November je einen pyroklastischen Strom. Sie erzeugten seismische Signale, die bis zu 144 Sekunden anhielten. In dieser Zeit legten sie Gleitstrecken von bis zu 1500 m zurück.

Merapi

Überwachungskameras dokumentierten das Geschehen gestern und fingen in beeindruckenden Bildern auf, wie der pyroklastische Strom den Vulkanhang hinunterglitt. Die Glutwolke hinterließ eine hellbraune Aschewolke, die vom Wind schnell verweht wurde. Der pyroklastische Strom vom Montag ging in der Nacht ab und erzeugte Glutnester, die lange sichtbar blieben.

Die beiden Abgänge dürften einiges an instabilem Material am Dom abgebaut haben, denn heute hatte sich die Anzahl der Schuttlawinen gegenüber den Tagen vor den pyroklastischen Strömen fast halbiert. Aber immerhin wurden 68 Lawinenabgänge gezählt.

Inzwischen ist das gute Wetter der letzten Tage auf Java auch vorbei und mit einsetzenden Regenfällen steigt das Lahar-Risiko. Besonders nach den Abgängen der pyroklastischen Ströme befindet sich auf der Südwestflanke des Merapi viel Lockermaterial, das sich in Schlamm verwandeln könnte, so wie es aktuell immer noch am Semeru der Fall ist. Die pyroklastischen Ströme, die dort in der letzten Woche abgingen, waren aber um einiges größer als jene vom Merapi.

Während am Semeru die Warnstufe noch auf „Rot“ steht, wurde die des Merapis auf „Orange“ belassen. Es gilt weiterhin ein Besteigungsverbot des Vulkans sowie eine asymmetrische Sperrzone mit einem 3-Kilometer-Radius um den Krater, die in besonders gefährdeten Zonen mit vielen Flussläufen bis auf 7 km ausgeweitet wurde.

Tatsächlich gibt es in Indonesien mit dem Lewotobi Laki-Laki noch einen weiteren Vulkan, der auf Warnstufe „Rot“ steht. Grund hierfür ist eine signifikante Zunahme der Seismizität, so wie es in den letzten Monaten häufig vor Paroxysmen beobachtet wurde. Dementsprechend herrscht an diesem Vulkan auf Flores ein hohes Gefahrenpotenzial.

Vulkanausbruch am Puracé in Kolumbien

Ascheemissionen am Puracé – SGC belässt Warnstufe auf „Gelb“

In Kolumbien ist der Puracé aktiver geworden und fördert Vulkanasche, die laut VAAC bis auf eine Höhe von 5200 m aufsteigt und bei drehenden Windrichtungen mal nach Norden, dann nach Südwesten driftet. Außerdem ist die seismische Aktivität erhöht. Aus einigen Ortschaften werden Ascheniederschläge registriert.

Der Puracé ist ein 4650 Meter hoher andesitischer Stratovulkan im Südwesten Kolumbiens, wo er im Departamento Cauca liegt. Er bildet das nordwestliche Ende der Vulkankette Los Coconucos. Eingebettet in den Puracé-Nationalpark, der zugleich ein wichtiges Wassereinzugsgebiet des Landes darstellt, fällt der Vulkan durch einen ausgeprägten Kraterkomplex, zahlreiche Fumarolen und hydrothermale Erscheinungen auf.

Laut dem jüngsten Bulletin des kolumbianischen Geologischen Dienstes (SGC) setzt der Puracé seine seismische Aktivität fort. Seit der Veröffentlichung des Wochenberichts wurden vermehrt langperiodische Beben und Tremor registriert, die auf die Bewegung von Fluiden im Fördersystem des Vulkans zurückzuführen sind. Einige dieser Signale korrelierten direkt mit kleineren Ascheemissionen, die Aschesäulen von bis zu 1,7 Kilometern Höhe über dem Gipfel erzeugten. Aschefall wurde unter anderem im nordwestlich gelegenen Dorf Cristales bestätigt.

Es gilt weiterhin die Warnstufe „Gelb“, was den instabilen Zustand des Puracé widerspiegelt. Diese Kategorie umfasst sporadische Ascheemissionen, kleinere Explosionen im Krater, nächtliches Glühen, spürbare Erschütterungen, Schwefelgeruch, thermische Anomalien geringer Intensität, Entgasungen außerhalb des Hauptkraters sowie Rissbildungen im Gelände. Zudem können kleinere Lahare auftreten – schlammige Ströme aus Wasser, Asche und Sedimenten, die die Vulkanflanken hinabgleiten. Aufgrund dieser Entwicklungen rät das SGC ausdrücklich davon ab, die oberen Hangbereiche des Vulkans zu betreten, und empfiehlt, die offiziellen Bulletins sowie die Anweisungen der örtlichen Behörden aufmerksam zu verfolgen.

Der Puracé zählt zu den aktivsten Vulkanen Kolumbiens. Historische Eruptionen sind unter anderem für die Jahre 1849, 1869 und 1885 dokumentiert; die letzte größere Eruption ereignete sich 1977 und führte zu deutlichen Ascheablagerungen im Umfeld des Vulkans.

Mit dem Nevado del Ruiz ist ein zweiter Vulkan Kolumbiens aktiv. Auch hier werden regelmäßig Ascheemissionen registriert.

Bezymianny: Pyroklastische Ströme und Aschewolken

Bezymianny. © RAW-Livecam, Ki verbessert

Paroxysmale Aktivität am Bezymjanny klingt langsam ab, ist aber noch nicht beendet

Auf Kamtschatka ist der Bezymanny immer noch aktiv und emittiert eine Asche-Dampf-Wolke, doch es sieht so aus, als wäre der Höhepunkt der paroxysmalen Aktivität erst einmal vorbei, wobei eine erneute Reaktivierung durchaus möglich ist. Gestern erzeugte der Vulkan einen Paroxysmus, in dessen Folge auch pyroklastische Ströme abgingen und Vulkanasche bis auf 11.000 m gefördert wurde.




Die Aktivitätssteigerung begann am 24. November und es kam zu mehreren paroxysmalen Phasen. Bis zu diesem Zeitpunkt war der Bezymanny überwiegend effusiv tätig gewesen und baute an seinem Lavadom. Im Zuge starker explosiver Tätigkeit wurde ein Teil des Doms zerstört. Trümmer des Doms wurden fragmentiert und generierten die pyroklastischen Ströme.  Aufgrund der potenziellen Gefahr für den internationalen Luftverkehr wurde die Warnstufe auf Rot gesetzt. Experten gehen davon aus. In mehreren bewohnten Gebieten der Region könnten Ascheablagerungen auftreten. Touristen wird dringend geraten, den Bereich rund um den Vulkan zu meiden.

Der Vulkan Bezymanny liegt in der zentralen Kljutschewskaja-Vulkangruppe, etwa 350 Kilometer von der Regionhauptstadt Petropawlowsk-Kamtschatski entfernt. Er zählt mit ein bis zwei paroxysmalen Phasen pro Jahr zu den aktivsten Vulkanen der sibirischen Halbinsel und wird seit 1993 täglich vom Kamtschatka-Vulkanüberwachungsteam (KVERT) überwacht.

Trotz der aktuellen Aktivität schließen Wissenschaftler eine Wiederholung der schweren Katastrophe von 1956 aus. Der Vulkan habe sich zu einem offenen System entwickelt, das durch regelmäßige Ausbrüche kontinuierlich Druck abbaut und so das Risiko eines gefährlichen, plötzlichen Ausbruchs deutlich verringert.

Der Ausbruch von 1956 gilt als einer der gewaltigsten des 20. Jahrhunderts. Nach fast tausend Jahren Ruhe kam es am 30. März zu einer Explosion, die den Gipfel des Vulkans zum Einsturz brachte und seine Höhe um rund 200 Meter reduzierte. Dabei wurden etwa drei Kubikkilometer an vulkanischem Material freigesetzt. Die Aschesäule stieg bis in rund 35 Kilometer Höhe auf. Das Ereignis war ein typisches Beispiel für eine gerichtete Explosion, blieb jedoch ohne Opfer, da die Region damals unbewohnt war.

Kilauea: Vulkanausbruch Nr. 37 in der Nacht

Kilauea-Ausbruch: Episode 37 endet nach über 9 Stunden Lavafontänentätigkeit

Der erwartete Ausbruch Nr. 37 der sogenannten Weihnachts-Eruption des Kilauea verlief in der Nacht zum 25. November 2025 und endete endete nach etwas mehr als 9 Stunden um abrupt um 23:39 Uhr Hawaii Standard Time (HST). Bei uns war es zu diesem Zeitpunkt bereits 11:39 Uhr am 26. November. Der nördliche Krater, der während der gesamten Episode aktiv war, stellte seine Lavaförderung zu diesem Zeitpunkt ein. Aus dem südlichen Krater traten keine Lavafontänen oder Lavaströme aus.




Während Episode 37 erreichten die Lavafontänen aus dem nördlichen Krater beeindruckende Höhen von 150 bis 180 Metern. Die Eruptionswolke stieg dabei auf über 4.200 Meter über dem Meeresspiegel auf und bestand überwiegend aus Dampf und Aschepartikel. Die durchschnittliche Lavaförderrate lag bei mehr als 190 Kubikmetern pro Sekunde, mit einer Gesamtmenge von rund 6,3 Millionen Kubikmetern Lava, die etwa 75 Prozent des Kraterbodens von Halemaʻumaʻu bedeckten.

Das Hawaiian Volcano Observatory (HVO) meldete, dass der Vulkan während der Episode eine deflationäre Neigung von etwa 16,5 Mikroradian zeigte, was mit einem raschen Wechsel von Deflation zu Inflation am Gipfel und einem Rückgang der seismischen Tremorintensität zusammenfiel.

Während der Eruption wurde wieder Peles Haar gefördert. Die feinen Lavafäden verteilten sich mit dem Wind und stellten eine potenzielle Gefahr für die Gesundheit der Anwohner und Beobachter der Eruption dar.

Kurz nach dem Ende der Lavaaktivität ereignete sich um 23:49 Uhr ein Erdbeben der Stärke 4,6 mit einer Tiefe von 10 Kilometern an der Südflanke des Kīlauea. Einen direkten Zusammenhang mit dem Ausbruch gab es nicht.

Die Lavaströme auf dem Kraterboden im südlichen Teil der Kaluapele-Caldera könnten in den nächsten Tagen weiterhin langsame Bewegungen oder Glühen zeigen, während sie abkühlen und erstarren.

Seit Beginn des Ausbruchs am 23. Dezember 2024 dauerten die meisten Lavafontänen-Episoden am Halemaʻumaʻu etwa einen Tag oder weniger und wurden von Pausen von mehreren Stunden bis Tagen unterbrochen. Episode 37 bestätigte diese Dynamik mit einer relativ kurzen, aber intensiven Phase.

Island: 17 Millionen Kubikmeter Magma angesammelt

Magmaakkumulation unter Svartsengi wächst weiter – Risiko für neuen Ausbruch bleibt hoch

Unter dem isländischen Vulkan Svartsengi nimmt das Magmavolumen weiter zu. Wie der Isländische Wetterdienst mitteilt, setzt sich die Magmaakkumulation seit dem letzten Ausbruch im Juli unvermindert fort. Die Zuwachsrate blieb zuletzt weitgehend konstant, sodass sich inzwischen rund 16 bis 17 Millionen Kubikmeter Magma unter dem System angesammelt haben. Damit nähert sich das Volumen jenem Wert, der nach bisherigen Erfahrungen einen erneuten Ausbruch wahrscheinlich macht.

Beim letzten Ausbruch am 16. Juli 2025 strömten zwischen 11 und 13 Millionen Kubikmeter Magma aus dem Reservoir unter Svartsengi und wurden in Form von Lava und Gas an der Sundhnúkur-Kraterreihe eruptiert. Die Vulkanologen gehen davon aus, dass ein neuer Ausbruch dann wahrscheinlicher wird, sobald sich ein vergleichbares Magmavolumen erneut angesammelt hat. Bereits Anfang Oktober hatten Modellrechnungen ergeben, dass dieses Niveau erneut erreicht wurde – seither befindet sich das Gebiet in einer Phase erhöhter Ausbruchsgefahr.

Gleichzeitig erschwert die aktuelle Entwicklung präzise Vorhersagen. Der Magmazufluss liegt nach IMO-Einschätzung derzeit bei etwa einem Kubikmeter pro Sekunde und hat im Vergleich zu den vorherigen Eruptionszyklen deutlich abgenommen. Es gilt: Je langsamer Magma aufsteigt, desto schwieriger ist es, den Zeitpunkt einer Eruption einzuschätzen. Die Fachleute betonen, dass sich der nächste Ausbruch bestenfalls im Rahmen mehrerer Monate eingrenzen lässt.

Im Mittel traten bei den Ausbrüchen seit März 2024 zwischen 21 und 23 Millionen Kubikmetern Magma aus Svartsengi aus. Sollte die derzeitige Akkumulationsrate konstant bleiben, wäre dieses Volumen nach Meinung der Forscher Anfang Februar 2026 erreicht. Die Modellrechnungen zeigen, dass das System weiterhin auf einen kritischen Schwellenwert zusteuert.

Meiner Einschätzung nach hat sich die Bodenhebung in den letzten Wochen zwar verlangsamt, aber wie man an dem Graphen zur Bodenhebung erkennen kann, entlud sich bei der letzten Eruption nicht das komplette Magmenreservoir und es verblieb einiges an Restschmelze im Magmenkörper. Daher ist der Druck im Magmenkörper bereits jetzt wieder auf hohem Niveau und ein Ausbruch sollte deutlich vor Februar einsetzen.

Während in Svartsengi und Grindavík lediglich geringe seismische Aktivität registriert wird, hat sich die Bodenabsenkung im benachbarten Krýsuvík nahezu stabilisiert. Die Gefahrenkarte bleibt vorerst unverändert und wird am 9. Dezember erneut überprüft. Die Behörden beobachten die Lage aufmerksam – ein neuer Ausbruch bleibt möglich.

Hayli Gubbi: Neuer Krater am Erta Alé

Neue Caldera im Süden der Erta-Alé-Caldera. © Copernicus

Expedition entdeckte neue Caldera im Süden des Erta Alé – Magmaabfluss zum Hayli Gubbi wahrscheinlich

Die Vorgänge im äthiopischen Afar-Dreieck sind spannender als jeder Krimi, da sie äußerst komplex zu sein scheinen und im Detail weitestgehend unbeobachtet abliefen. Der äthiopische Geotourismusführer Enku Mulugeta berichtet heute auf FB, dass er eine Reisegruppe von Volcano Discovery zum Eruptionsgebiet und dem benachbarten Erta Alé führte, wo man im Süden der Caldera eine neue Caldera entdeckte, die inzwischen auch auf dem neusten Sentinel-Foto sichtbar ist. Die neue Caldera scheint ohne sichtbare eruptive Tätigkeit am Erta Alé selbst durch den unterirdischen Abfluss von Magma entstanden zu sein. Die Vermutung liegt nahe, dass Magma eines unterirdischen Speicherreservoirs in Richtung Hayli Gubbi abgeflossen ist und dort zumindest an der Eruption beteiligt gewesen war. Damit scheint eingetreten zu sein, worüber ich bereits spekulierte: Eine Intrusion traf am Hayli Gubbi entweder auf Wasser oder auf einen älteren Magmenkörper, wodurch die starken Explosionen ausgelöst wurden.




Es ist nicht auszuschließen, dass es sich bei diesem Magmenkörper um einen sekundär angelegten handelte, bei dem sich die Schmelze des Erta-Alé-Ablaufs von Mitte Juli in einer Kaverne unter dem Hayli Gubbi angesammelt hat. Im Gestein isoliert differenzierte die Schmelze, während sie nur langsam abkühlte. Bei der neuen Intrusion am Sonntag mischten sich die beiden Schmelzen, die sich inzwischen in Temperatur und Chemismus unterschieden, was extrem starke Explosionen verursachen kann, selbst wenn es sich von Grund her um Magma handelte, das nicht dazu neigt, explosiv gefördert zu werden. So ein Magmamixing ist für die stärksten Eruptionen in der Geschichte des Vulkanismus verantwortlich, kann letztendlich aber nur durch die Beprobung der Lava nachgewiesen werden. Manchmal kann das sogar makroskopisch geschehen, indem man Handstücke unterschiedlicher Zusammensetzung bzw. mit sichtbaren Einsprenglingen findet.

Die Schlussfolgerung aus diesen spekulativen Gedanken ist, dass der Hayli Gubbi wohlmöglich gar nicht selbst erwacht ist, sondern Schauplatz sekundärer Eruptionen war. Das wiederum macht möglicherweise eine wissenschaftliche Neubewertung des gesamten Vulkanismus dieser Region erforderlich.

Der neue Krater am Erta Alé misst ca. 760 × 350 m. Die Tiefe wurde nicht kommuniziert, doch anhand des Videos schätze ich sie auf ca. 50 m. Das Volumen des ellipsoiden Hohlraums dieser Dimension nähert sich 7 Millionen Kubikmetern an. Eine beachtliche Menge Magma, die da in Richtung Hayli Gubbi abgeflossen zu sein scheint.

Bei dem Magmaabfluss im Juli floss die Schmelze unterirdisch bis in die Nähe der Siedlung Afdera und bildete einen 40 Kilometer langen magmatischen Gang. Für die Siedlung besteht meiner Meinung nach ein hohes Gefahrenpotenzial. Gute Erinnerungen habe ich an den Ort nicht, denn bei meiner ersten Expedition zum Erta Ale wurde unsere Reisegruppe von der ortsansässigen Polizeitruppe in Schutzhaft genommen. Die Flucht gelang uns erst nach einer Schmiergeldzahlung.

Bezymianny: Vulkanasche in 11400 m detektiert

Bezymianny spuckt erneut Asche – Flugverkehr über Kamtschatka gefährdet

Der Bezymianny auf der russischen Halbinsel Kamtschatka hat seine explosive Eruptionsphase in der Nacht zum Mittwoch weiter intensiviert. Nach Angaben der Vulkanologen von KVERT und einer VONA-Meldung des VAAC Tokio wurde die höchste Warnstufe für die Luftfahrt, der rote Alarmcode, ausgerufen, nachdem es zu einer stärkeren Explosion kam, die eine Aschewolke bis in eine Höhe von rund 11,4 Kilometern über dem Meeresspiegel förderte. Sie hat eine Ausdehnung von etwa 70 mal 50 Kilometern und driftet seit den frühen Morgenstunden in nordöstlicher Richtung vom Vulkan fort.

Vona-Warnung

Bereits gestern war es zu einer ersten Eruption gekommen, bei der Vulkanasche bis auf 5200 m aufgestiegen war. In der Meldung dazu wies ich darauf hin, dass es wahrscheinlich zu stärkeren Eruptionen kommen wird. Auch die aktuelle Eruption wird wahrscheinlich nicht die letzte der aktuellen Phase gewesen sein. Möglicherweise werden sich noch größere pyroklastische Ströme bilden.

Die Aktivität stellt ein ernstzunehmendes Risiko für den internationalen Flugverkehr dar. Insbesondere Maschinen, die über den Nordpazifik verkehren, könnten in die Flugroute der fein verteilten Vulkanasche geraten. Diese muss für die Piloten nicht sichtbar sein, dennoch könnte sie die Maschinen gefährden. Der Kontakt mit Aschepartikeln kann Triebwerke beschädigen oder ausfallen lassen. Meteorologische Satelliten, darunter Himawari-9, bestätigten um 04:00 UTC die Höhe und Ausbreitung der aktuellen Aschewolke. Die Lage wird fortlaufend beobachtet, und KVERT kündigte an, bei Änderungen umgehend eine neue Meldung herauszugeben.

Der Bezymianny gehört zu den aktivsten Vulkanen Kamtschatkas. Mit seinen 2.882 Metern Höhe ist er Teil des sogenannten Kljutschewskaja-Vulkankomplexes. Seit einer verheerenden Eruption im Jahr 1956 zeigt der Berg immer wieder explosive Aktivitätsphasen, bei denen der Gipfelbereich kontinuierlich umgestaltet wird. Die derzeitige Eruptionsserie reiht sich in eine Folge zunehmender vulkanischer Unruhen ein, die auf der abgelegenen, aber geologisch hochaktiven Halbinsel zu beobachten sind.

Des weiteren sind auf Kamtschatka noch die Vulkane Shiveluch und Krasheninnikov aktiv. Während letzterer Vulkan einen Lavastrom fördert, baut der Shiveluch – wie der Bezymianny – an seinem Lavadom.

Hayli Gubbi: Zwei neue Krater entstanden

Hayli Gubbi fördert weiterhin Aschewolken – Eruption am Sonntag ließ zwei neue Krater entstehen

Der äthiopische Vulkan Hayli Gubbi ist weiterhin aktiv und emittierte in den vergangenen zwei Tagen sporadisch Aschewolken, die bis in eine Höhe von rund 10 Kilometern aufsteigen und in nordöstlicher Richtung abdriften. Der Vulkan war am Sonntagmorgen überraschend ausgebrochen und sorgte sowohl bei der lokalen Bevölkerung als auch im Netz für Unruhe. Zunächst wurde ein Ausbruch des Erta Alé vermutet, später hieß es, der benachbarte Ale Bagu sei aktiv geworden. Letztendlich wurde die Eruption jedoch dem Hayli Gubbi zugeordnet, der zur gleichen Vulkankette gehört. Bei der initialen Eruption stiegen Aschewolken bis zu 14 Kilometer hoch auf und drifteten weit über das Rote Meer hinaus.



Zwei neue Krater

Vor wenigen Minuten veröffentlichte der europäische Copernicus-Dienst auf seiner frei zugänglichen Onlineplattform neue Satellitenbilder des Vulkans. Zu erkennen ist, dass bei der Eruption am Sonntag zwei neue Krater im Südosten der Gipfelcaldera entstanden sind. Sie sind unterschiedlich groß, und im Infrarotspektrum zeigt der kleinere Krater eine leichte thermische Anomalie. Im alten Hauptkrater steht eine Dampfwolke, wie sie bereits auf Satellitenfotos vor der Eruption zu sehen war.

Auf dem aktuellen Bild sind zudem hellbraune Ascheablagerungen nördlich des Vulkans sichtbar. Die Farbe deutet an, dass es sich hier um altes Material handelt, wahrscheinlich um das ausgeblasene Gestein, das von den Stellen stammt, wo jetzt die Krater sind. Leider liegen noch keine weiter gefassten Satellitenaufnahmen vor, sodass sich das gesamte Ausmaß der Ablagerungen derzeit noch nicht überblicken lässt.

Interessant wäre auch, ob sich nördlich des Hayli Gubbi am Hauptvulkan Erta Alé etwas verändert hat, doch dieser liegt ebenfalls außerhalb des aktuellen Satellitenausschnitts. Das hängt damit zusammen, dass die Sentinel-Satelliten die Erde in niedrigen Orbits umkreisen und sie bei jeder Passage streifenweise, jeweils leicht versetzt, abtasten.

Hayli Gubby vor und nach der Eruption. © Copernicus

Der Hayli Gubbi eruptiert im Holozän, das vor etwa 12.000 Jahren begann, zum ersten Mal – zumindest sind keine früheren Ausbrüche bekannt. Das würde nach gängiger Definition bedeuten, dass der Vulkan eigentlich als erloschen eingestuft war. Zum Vergleich: Der letzte Ausbruch des Laacher-See-Vulkans liegt rund 12.900 Jahre zurück. Das zeigt einmal mehr, dass die Abgrenzung zwischen aktiven und erloschenen Vulkanen einer Überarbeitung bedarf.

Allerdings ist die Afar-Region geologisch jung und sehr instabil, und ich kann mir nur schwer vorstellen, dass der Hayli Gubbi über einen derart langen Zeitraum inaktiv gewesen sein soll. Im Prinzip ähnelt das Afar-Dreieck ozeanischer Kruste, und es entsteht dort ein neuer Ozean. Korallen, die ich bei meiner ersten Expedition im Jahr 2001 dort entdeckte, belegen, dass zumindest Teile der Afar-Senke bereits unter Wasser lagen.