Philippinen: Vulkane bleiben unruhig

Mehrere philippinische Vulkane bleiben unruhig und bereiten sich auf Eruptionen vor

Die Philippinen sind eines der Länder, die besonders häufig von Naturkatastrophen heimgesucht werden: Taifune, Erdbeben und Vulkanausbrüche sind fast an der Tagesordnung, was der besonderen geografischen Lage des Landes geschuldet ist. Das Inselreich liegt in einem besonders warmen Teil des größten Ozeans der Welt, was günstige Voraussetzungen für die Entwicklung starker Stürme mit sich bringt. Zudem gehört es zum Pazifischen Feuergürtel, an dem die Pazifische Platte subduziert wird, was zu Erdbeben und Vulkanausbrüchen führt.

Kanlaon. © PHILVOLCS

Aktuell zeigen 4 von gut 50 als aktiv eingestuften Vulkanen der Philippinen Anzeichen, dass sie sich auf einen Vulkanausbruch vorbereiten könnten. Bei diesen Vulkanen handelt es sich um Bulusan, Kanlaon, Mayon und Taal. Besonders kritisch ist es aktuell an Kanlaon und Taal. Letzterer ist in eine Phase permanenten Tremors eingetreten und der Schwefeldioxidausstoß ist stark zurückgegangen. Das deutet auf eine Blockade des Fördersystems hin, so dass die Entgasung des Systems gestört ist, wodurch sich der Druck im Inneren des Vulkans erhöht. Solche Blockaden führten in den vergangenen Monaten immer wieder zu phreatischen Eruptionen aus dem Kratersee auf Volcano Island, dem aktuellen Eruptionszentrum des großen Calderavulkans. Am Taal steht die Alarmstufe auf „1“ und man darf Volcano Island nicht betreten.

Ähnlich sieht es am Kanlaon aus, wo in den vergangenen 24 Stunden 90 vulkanisch bedingte Erdbeben registriert wurden. Gestern wurden 81 Beben gemeldet. Die Epizentren manifestierten sich westlich des Kraters. Außerdem halbierte sich auch hier der Schwefeldioxidausstoß gegenüber dem Vortag, was auch auf eine Blockade des Fördersystems hindeutet, die in den nächsten Tagen durch stärkere Eruptionen gelöst werden könnte. Die Alarmstufe steht auf „2“ und es gibt eine Sperrzone mit einem 4-Kilometer-Radius um den Gipfel.

Island: Erhöhte Erdbebenaktivität Mitte Oktober

Erhöhte Erdbebenaktivität auf Island – Mehr als 160 Beben

Auf Island ist die Erdbebenaktivität wieder erhöht: Die Erdbebenlisten von IMO zeigten gestern 166 Beben an, die sich innerhalb von 48 Stunden manifestierten. Heute werden noch 120 Beben gelistet. Hotspots der Bebentätigkeit fanden sich auf Reykjanes und unter dem Vatnajökull, wo vor allem die beiden Vulkansysteme von Bárðarbunga und Grimsvötn betroffen waren. In dem Areal wurden 27 Erschütterungen registriert.




Die beiden stärksten Beben unter dem Vatnajökull hatten die Magnitude 2 und verteilten sich auf Bardarbunga und Grímsfjall. Die Erdbebenherde lagen in 2,4 und 4,4 Kilometern Tiefe. Die meisten anderen Erschütterungen waren sehr schwach und hatten Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Sie wurden in geringen Tiefen verortet. Die meisten GNSS-Messstationen am Vatnajökull zeigen seit Juni eine Bodenhebung, die Maximalwerte von 50 mm angenommen hat. Zudem gibt es einen vertikalen Versatz von bis zu 40 mm in nördlicher Richtung. Die Messerwerte am Grimsvötn sind unbrauchbar: Hier folgte einem schnellen Anstieg ein noch schnellerer Absturz der Bodenhebung und das mehrmals im Jahr.

Auf Reykjanes ereigneten sich die meisten Beben wieder im Krýsuvík-System. Eine erhöhte Bebenaktivität gab es auch in den östlichen Störungszonen. Im Svartsengi-Gebiet wurden nur vereinzelte Erschütterungen detektiert. Dafür stieg die Erdbebentätigkeit bei Reykjanestá an der Westspitze der Halbinsel leicht an. Die letzten GNSS-Messungen zeigten eine anhaltende Seitwärtsbewegung der Bodenhebung, die also stagnierte. Hierbei stellt sich die gewohnte Frage, ob es sich um Messungenauigkeiten infolge von Bahnabweichungen der Satelliten handelt oder ob sich das Magma bereits einen Weg nach Sundhnukur sucht, um dort zu eruptieren. Entsprechende Anzeichen außer der Stagnation der Bodenhebung gibt es dafür noch nicht.

In einer neuen Analyse von IMO heißt es, dass sich unter Svartsengi zwischen 11 und 13 Millionen Kubikmeter Magma angesammelt haben, was ausreicht, um eine neue Eruption zu beginnen. Die bisherige Obergrenze, bei deren Erreichen eine Eruption startete, lag bei 23 Millionen Kubikmetern, ein Volumen, das bei gleichbleibender Geschwindigkeit des Magmenaufstiegs Ende des Jahres erreicht sein wird. Dementsprechend wird mit einem neuen Ausbruch noch in diesem Jahr gerechnet.

Sizilien: Unwetter löst in Messina Überflutungen aus

Unwetter auf Sizilien: Regen, Überschwemmungen und Verkehrsbehinderungen zwischen Catania und Messina

Gestern berichtete ich über die Rote Unwetterwarnung, die für weite teile Siziliens galt. Tatsächlich kam es zu starken Gewittern mit Unwettercharakter, die in Messina und Umgebung tiefliegende Straßen und Keller Fluteten und Erdrutsche und Schlammlawinen verursachten. Betroffen waren auch Taormina und der Großraum Catania, wo es zu Verkehrsbehinderungen kam.

Unwetter Sizilien

Die Autobahn SS114 bei Sant’Alessio Siculo musste wegen den Überschwemmungen und der Ablagerung von Schlamm gesperrt werden. Spezialteams leiteten das Wasser ab und räumten die Straßen vom Schutt. Ähnliche Probleme gab es auf der SP16 nach Forza d’Agrò, wo Geröll und Steine den Verkehr blockierten, sowie auf der SP12 zwischen Sant’Alessio Siculo und Scifì. Auch zwischen Taormina und Trappitello kam es zu überfluteten Straßen und blockierten Kanalisationsabflüssen.

In Marsala standen auf der Via Mazara in Hafennähe und in der Unterführung des Corso Gramsci mehrere Autos im Wasser. Auf der Strada Statale 189 della Valle del Platani zwischen Lercara Friddi und Agrigent führten schwere Regenfälle zu Überschwemmungen, Schlamm und Geröll, sodass der Verkehr vorübergehend unterbrochen werden musste.

Zahlreiche Einsatzkräfte sind im Einsatz, um die Infrastruktur wiederherzustellen und Strom- sowie Wasserversorgung zu sichern. Für den 16. Oktober gilt weiterhin eine gelbe Wetterwarnung in zahlreichen Regionen Siziliens, darunter die Ionische Küste, Tyrrhenische Küste, Ägadische und Pelagische Inseln sowie das Simeto-Flussbecken.

Erfahrungsgemäß spülen starke Unwetter am Ätna Lapilli, Lavabrocken und Unrat auf die Straßen, so dass es hier auch zu Verkehrsbehinderungen kommen kann. Meldungen über besondere Ereignisse liegen mir aber nicht vor.

Die Bevölkerung wird dringend gebeten, vorsichtig zu sein, Fahrten auf überschwemmten Straßen zu vermeiden und den aktuellen Wetterwarnungen zu folgen. Die Unwetterlage auf Sizilien bleibt angespannt, und weitere Regenfälle könnten die Situation verschärfen.

Kanaren: Meteorid-Explosion verursachte seismische Signale

Leuchtender Meteor über den Kanarischen Inseln löste seismisches Signale aus

Über den Kanarischen Inseln erleuchtet in den frühen Morgenstunden ein außergewöhnlich heller Feuerball den Himmel. Gegen 2:58 Uhr (Kanarische Zeit) registrierte das Seismische Netzwerk des Archipels ein deutliches Signal, das mit dem Eintritt eines sogenannten Boliden in die Erdatmosphäre in Verbindung gebracht wird.




Solche Himmelserscheinungen entstehen, wenn größere Objekte kosmischen Ursprungs – meist aus Gestein oder Metall – mit enormer Geschwindigkeit in die Atmosphäre eindringen. Während winzige Partikel gewöhnlich als harmlose Sternschnuppen verglühen, können größere Fragmente eine gewaltige Energiemenge freisetzen. Das dabei entstehende Leuchten und die Schockwelle, der Explosion sind oft über große Entfernungen wahrnehmbar.

Nach Angaben des kanarischen Seismiknetzwerks wurde das Ereignis auf mehreren Inseln beobachtet und von den Messstationen fast im gesamten Archipel aufgezeichnet. Das seismische Signal besteht aus Dutzenden einzelner Impulse – ein Hinweis darauf, dass der Bolide beim Eintritt in die Atmosphäre zerbrochen ist. Auch zahlreiche Videos in sozialen Netzwerken zeigen, wie sich das Objekt in mehrere leuchtende Fragmente aufspaltete.

Anhand der Ausbreitung der Schallwellen vermuten Fachleute, dass sich der wahrscheinlichste Ort der Explosion des Boliden über der Insel Teneriffa befand. Ob Fragmente als Meteoriten den Erdboden erreichten wird noch geprüft.

Boliden dieser Art stellen in der Regel keine Gefahr für die Bevölkerung dar. In seltenen Fällen kann die Druckwelle ihrer Explosion jedoch stark genug sein, um Schäden anzurichten – wie beim bekannten Meteorereignis über der russischen Stadt Tscheljabinsk im Jahr 2013, bei dem Tausende Fenster zerbrachen.

Die vom Seismischen Netzwerk aufgezeichneten Seismogramme zeigen das Ereignis deutlich: Der kosmische Besucher hat auf nahezu allen Inseln des Archipels messbare Spuren hinterlassen.

Weitere Recherchen zu dem Ereignis brachten bis jetzt nur Aufnahmen eines Meteors über dem spanischen Festland hervor. Darüber hinaus kam es in den letzten Tagen zu einer Häufung von Meteor-Sichtungen auf der ganzen Welt. (Quelle INVOLCAN)

Kanlaon: Erhöhte Seismizität löst Warnung vor Eruption aus

Kanlaon auf den Philippinen zeigt erhöhte seismische Aktivität – Behörden bestätigen Alarmstufe 2

Der Kanlaon zeigt derzeit deutliche Anzeichen erhöhter seismischer Unruhe. Zwischen Mitternacht und 10:00 Uhr am heutigen Donnerstag wurden vom seismischen Netzwerk am Kanlaon insgesamt 81 vulkanotektonische Erdbeben registriert. Die Magnituden reichten von M 0,1 bis 2,9 und traten in Tiefen zwischen 0 und 6 Kilometern unter den nordwestlichen Flanken des Vulkans auf. Vulkanologen erklären, dass diese Erdbeben durch Gesteinsbrüche verursacht werden, die entstehen, wenn Magma oder magmatisches Gas einen Weg zur Oberfläche sucht.

Kanlaon. © PHILVOLCS

Auch die Schwefeldioxidemissionen aus dem Gipfelkrater lagen am 15. Oktober bei durchschnittlich 1.879 Tonnen pro Tag, nahe dem mittelfristigen Durchschnitt von 1.830 Tonnen pro Tag. Experten warnen, dass ein Blockieren der Gasentweichung oder die Entgasung in einem geschlossenen System zu Druckaufbau und Schwellung des Vulkans führen kann, was das Risiko eines mäßig explosiven Ausbruchs erhöht. Da der Gasausstoß nahe des Mittelwertes liegt, scheint aber keine Blockade vorzuliegen.

Die philippinischen Behörden belassen trotz der Warnung die Alarmstufe auf „2“ . Dies bedeutet, dass der Vulkan sich in einem Zustand erhöhter Unruhe befindet. Bewohner innerhalb der 4 km umfassenden permanenten Gefahrenzone (PDZ) wurden aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen. In den vergangenen Monaten gab es bereits wiederholte Evakuierungen von Tausenden Menschen, insbesondere in Dörfern nahe den nordwestlichen und südöstlichen Flanken, nachdem kleinere phreatische Ausbrüche und anhaltende seismische Aktivität beobachtet worden waren.

Behörden warnen zudem vor möglichen pyroklastischen Strömen, Ascheregen, Steinschlag und Laharen, insbesondere bei starkem Regen. Piloten wird geraten, den Luftraum über dem Vulkan zu meiden, da plötzliche Ausbrüche die Flugsicherheit gefährden könnten. Die Bevölkerung wird gebeten, die aktuellen Anweisungen der Katastrophenschutzbehörden strikt zu befolgen und sich auf eine mögliche Verschärfung der vulkanischen Aktivität einzustellen.

Der 2.465 Meter hohe Kanlaon liegt auf der Insel Negros, unweit des Epizentrums des starken Erdbebens Mw 7,4 von vergangener Woche. Seitdem ist der Vulkan wieder unruhiger geworden und machte auch durch Ascheemissionen von sich reden. Zuletzt gab es vor 2 Tagen eine VONA-Meldung über Vulkanasche in 2700 m Höhe.

Papua Indonesia: Starkes Erdbeben Mw 6,5

Starkes Erdbeben Mw 6,5 erschüttert Papua – an der Sorong-Verwerfung

Datum: 16.10.2025 | Zeit: 05:48:54 UTC | Koordinaten  -2.186 ; 138.894 | Tiefe: 26 km | Mw 6,5

Ein kräftiges Erdbeben der Magnitude 6,5 hat am Donnerstag, den 16. Oktober 2025, um 05:48 UTC (14:48 Uhr Ortszeit) den Norden der indonesischen Provinz Papua erschüttert. Nach Angaben internationaler Erdbebendienste lag das Epizentrum etwa 206 Kilometer westlich der Provinzhauptstadt Jayapura. Der Erdstoß ereignete sich in einer Tiefe von rund 26 Kilometern und war in weiten Teilen Nordneuguineas deutlich zu spüren.

Papua. © GFZ-Potsdam

Nach ersten Berichten kam es zu kurzzeitigen Stromausfällen und kleineren Gebäudeschäden in mehreren Küstenorten, größere Zerstörungen oder ein Tsunami wurden jedoch nicht gemeldet. Die indonesische Katastrophenschutzbehörde (BNPB) überwacht die Lage weiterhin, da Nachbeben möglich sind.

Das Erdbeben steht wahrscheinlich mit der Sorong-Verwerfung im Zusammenhang, einer der aktivsten Transformstörungen Südostasiens. Sie verläuft quer durch den Norden Neuguineas und markiert die Grenze zwischen mehreren Mikroplatten, die hier Teil der komplexen Kollisionszone zwischen der australischen und der pazifischen Platte sind. Entlang dieser Störungszone kommt es regelmäßig zu starken, horizontalen Verschiebungen der Erdkruste. Allerdings verläuft der Papua-Neuguinea-Graben parallel zur Küste, so dass sich der Erdstoß auch einem subduzierten Krustenstück ereignet haben könnte, das bis unter dem Küstenbereich von Papua abgetaucht ist.

Vor der Küste von Papua traten mehrere schwächere Beben auf, die mit der Subduktionszone des Neuguinea-Grabens in Verbindung standen. Wahrscheinlich wurden diese Beben von dem starken Erdstoß an der Sorong-Verwerfung getriggert, sofern nicht der Graben für das Beben verantwortlich war.

Die Region ist für ihre hohe seismische Aktivität bekannt: Bereits in den vergangenen Jahrzehnten hatten mehrere Beben entlang der Sorong-Fault Schäden verursacht. Seismologen weisen darauf hin, dass die tektonischen Spannungen in dieser Zone nur teilweise abgebaut sind und mit weiteren Erschütterungen gerechnet werden muss.

Behörden rufen die Bevölkerung in den betroffenen Gebieten auf, Ruhe zu bewahren, Gebäude auf Schäden zu prüfen und sich über offizielle Kanäle über mögliche Nachbeben zu informieren.

Griechische Insel Kreta von Erdbeben Mb 4,4 erschüttert

Mittelstarkes Erdbeben Mb 4,4 vor der Küste von Kreta – Erdstoß wurde deutlich gespürt

Datum: 16.10.2025 | Zeit: 04:20:46 UTC | Koordinaten 34.927 ; 26.339 | Tiefe: 6 km | Mb 4,4

In den frühen Morgenstunden wurde der Südosten der griechischen Insel Kreta von einem mittelstarken Erdbeben der Magnitude 4,4 erschüttert. Das Epizentrum lag vor der Küste und wurde 38 km südöstlich von Sitia lokalisiert. Der Erdbebenherd befand sich in nur 6 Kilometern Tiefe. Das Beben wurde deutlich wahrgenommen.

Kreta. © GFZ-Potsdam

Dem EMSC liegen zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen vor. Die Bebenzeugen beschreiben einen kurzen, aber heftigen Stoß von 2 bis 3 Sekunden Dauer, der die Lampe zum Schwanken brachte. Dem Erdstoß vorangegangen war ein tiefes Grollen, wie es für herannahende P-Wellen typisch ist. Der Erdstoß war noch in der mehr als 300 Kilometer entfernten Türkei zu spüren gewesen. Meldungen über Schäden liegen nicht vor.

Generell stehen Erdbeben im südlichen Mittelmeerraum mit der Plattenkollision von Europa und Afrika im Zusammenhang. Die Plattengrenze verläuft südlich von Kreta und wird von der hellenischen Subduktionszone markiert, entlang derer Afrika unter die Europa vorgelagerte Ägäische Platte abtaucht. Der westliche Teil der Störung ist allerdings als Transformstörung angelegt, an der die Platten seitlich aneinander vorbeigleiten. Der aktuelle Erdstoß manifestierte sich aber an einer deutlich kürzeren lokalen Störungszone, die senkrecht zum hellenischen Bogen verläuft.

Dieses Erdbeben war aber nicht das einzige Beben in griechischen Gefilden, denn es gab auch wieder zwei Erdbeben in der Erdbebenzone nordöstlich von Santorin. Sie hatten die Magnituden 2,7 und lagen in ähnlichen Tiefen wie das Beben bei Kreta. Die Erschütterungen hier stehen mit einer Magmenintrusion im Zusammenhang, die in erster Linie vom Unterwasservulkan Kolumbos ausging, dessen Magmaspeichersystem allerdings mit jenem von Santorin interagiert, wie eine jüngst veröffentlichte Studie belegt.

Erdmagnetfeld: Südatlantische Anomalie deutlich gewachsen

Wachsende Schwäche im Erdmagnetfeld – Forscher beobachten Veränderungen über dem Südatlantik

Seit Jahren registrieren Satelliten eine auffällige Schwäche im Erdmagnetfeld über dem Südatlantik. Die sogenannte Südatlantische Anomalie hat sich nach aktuellen Messungen der europäischen ESA-Mission Swarm seit 2014 deutlich vergrößert und reicht inzwischen über eine Fläche, die fast der Hälfte Kontinentaleuropas entspricht. Diese Entwicklung wirft Fragen nach der Stabilität des globalen Magnetfelds auf – und ob sie Vorbote einer künftigen Umpolung der Pole sein könnte.

Das Magnetfeld der Erde ist ein unsichtbarer, aber lebenswichtiger Schutzschild. Es lenkt geladene Teilchen des Sonnenwinds ab und schützt die Atmosphäre vor Erosion. Erzeugt wird es tief im Inneren des Planeten: Im rund 2200 Kilometer dicken äußeren Erdkern zirkuliert geschmolzenes Eisen, das aufgrund hoher Temperaturen und der Rotation der Erde in Bewegung bleibt. Die eisernen Schmelzströme erzeugen elektrische Ströme, die wiederum Magnetfelder hervorbringen. Dieses Zusammenspiel aus Bewegung, eklektischer Leitfähigkeit und Rotation wird als Geodynamo bezeichnet: ein selbstverstärkender Prozess, der seit Milliarden Jahren das irdische Magnetfeld antreibt und Leben ermöglicht.




Der Geodynamo ist kein statisches System. Die Strömungen im flüssigen Eisen sind chaotisch, und ihr Verhalten wird vom Wärmefluss an der Grenze zum darüberliegenden Erdmantel beeinflusst. Wo der Mantel mehr Wärme ableitet, strömt das Metall im äußeren Kern stärker, wodurch sich lokale Magnetfeldmuster bilden. Umgekehrt können geringere Wärmeabflüsse zu Zonen führen, in denen sich das Feld abschwächt oder sogar umkehrt.

Unter dem Südatlantik scheint genau das zu geschehen. Messungen zeigen dort Regionen, in denen das Magnetfeld deutlich schwächer ist als anderswo. Die Ursache liegt vermutlich in sogenannten Reverse-Flux-Patches – Gebieten an der Kern-Mantel-Grenze, in denen das Magnetfeld lokal entgegengesetzt gerichtet ist. Diese Felder schwächen das globale Magnetfeld in dieser Region und führen zur beobachteten Anomalie. Da das Magnetfeld ein Dipol ist, kommt es in Sibirien und Kanada zu lokalen Verstärkungen, die medial allerdings kaum Beachtung findet.

Für Satellitenbetreiber hat die Entwicklung konkrete Folgen: Über der Südatlantischen Anomalie ist die schützende Wirkung des Magnetfelds geringer, wodurch Raumsonden und Kommunikationssatelliten einer erhöhten Strahlenbelastung ausgesetzt sind. Schäden an elektronischen Komponenten oder kurzzeitige Fehlfunktionen sind möglich. Hiervon könnte auch die GPS-Navigation betroffen sein.

Die Veränderungen im Magnetfeld haben auch eine wissenschaftliche Dimension. Das globale Feld verliert seit rund zwei Jahrhunderten allmählich an Stärke. Solche Schwankungen sind nicht ungewöhnlich, doch sie wecken Besorgnis, weil das Magnetfeld in der Erdgeschichte mehrfach seine Polarität gewechselt hat. Bei einer solchen Umpolung vertauschen sich Nord- und Südpol vollständig. Doch das ist ein Prozess, der sich über Jahrtausende erstreckt und sich nicht so sprunghaft vollzieht, wie es der Name des Prozesses nahelegt.

Ob die aktuelle Schwächung tatsächlich ein frühes Stadium einer solchen Umpolung markiert, ist umstritten. Zwar erinnert das lokale Verhalten der Südatlantischen Anomalie an Vorgänge, die in geologischen Aufzeichnungen mit Umpolungen in Verbindung gebracht werden. Doch bisher fehlen eindeutige Hinweise auf einen globalen Zusammenbruch des Felds. Wahrscheinlicher ist, dass es sich um eine vorübergehende Instabilität handelt.

Das Magnetfeld der Erde ist dynamisch und anpassungsfähig. Seine Veränderungen zeigen, dass tief unter unseren Füßen ein komplexes System arbeitet, dessen Prozesse nur allmählich verstanden werden. Die Südatlantische Anomalie ist ein sichtbares Zeichen dieser inneren Aktivität und erinnert daran, dass selbst die beständige Ordnung des Planeten ständig in Bewegung ist.

Übrigens, die Prozesse des Geodynamos übertragen sich teilweise auch auf den Erdmantel und treiben die Kräfte der Plattentektonik und des Vulkanismus an. Gesteinsplaneten ohne Plattentektonik haben weder einen Geodynamo noch ein wirksames Magnetfeld, das potenzielles Leben vor kosmischer Strahlung schützt.

(Quelle: Pressemeldung ESA zu einer dänischen Studie unter Leitung von Prof. Chris Finlay, erschienen in „Physics of the Earth and Planetary Interiors“)

Laacher-See-Vulkan von weiterem Erdbeben erschüttert

Erdbebenserie am Laacher-See-Vulkan in der Eifel reißt nicht ab

Heute Nachmittag ereignete sich um 13:06:13 UTC (15:06:13 Uhr Lokalzeit) ein weiterer Erdstoß mit einer Magnitude von 1,5. Das Epizentrum lag südöstlich des Laacher Sees, der als pseudo-Maarsee in der pleistozänen Caldera entstand. Nach Angaben des EMSC wurde der Erdbebenherd in einer Tiefe von etwa 25 Kilometern lokalisiert.



Laacher-See-Vulkan. © EMSC

Das Beben stand zwar nicht in direktem Zusammenhang mit dem Schwarmbeben am Westufer, über das ich letzte Woche berichtete, ist aber aufgrund seiner Tiefe dennoch ungewöhnlich. Es zeigt die charakteristischen Eigenschaften eines Deep Low Frequency (DLF)-Ereignisses, liegt mit 25 Kilometern Tiefe jedoch eher am oberen Rand des typischen Entstehungsbereichs dieser Bebenart. Üblicherweise treten DLF-Beben in Tiefen von über 30 Kilometern auf. Möglicherweise wurde die Herdtiefe noch nicht endgültig überprüft, weshalb die Angaben vorläufig sind.

DLF-Beben werden durch magmatische Fluide verursacht, die im Grenzbereich zwischen Lithosphäre und Asthenosphäre zirkulieren. Sie weisen darauf hin, dass der Eifel-Mantelplume weiterhin aktiv ist und noch partiell aufgeschmolzenes Material enthält.

In den vergangenen Wochen ist eine deutliche Zunahme der Seismizität im Bereich der Osteifel zu beobachten. Das bedeutet zwar nicht, dass ein Vulkanausbruch unmittelbar bevorsteht, doch die Beben gelten als Hinweis darauf, dass das magmatische System der Vulkaneifel keineswegs erloschen ist.

Der Laacher-See-Vulkan selbst entstand bei der letzten großen Eruption vor rund 12.900 Jahren (am Übergang von der letzten Eiszeit zur Warmzeit). Diese Eruption erreichte einen VEI von 6 und war damit vergleichbar mit dem Ausbruch des Pinatubo 1991. Sie schleuderte mehr als 20 Kubikkilometer Tephra aus und bedeckte weite Teile Mitteleuropas mit Bims und Asche. Noch heute entweichen magmatische CO₂-Gase aus dem Seegrund – sogenannte Mofetten –, die belegen, dass das System im Untergrund weiterhin thermisch aktiv ist.

Update: Am späten Abend gab es an gleicher Stelle noch ein Mikrobeben M 0,3 in 23 Kilometern Tiefe.