Liparische Inseln: Schwarmbeben bei Vulcano und Salina

Zwei Schwarmbeben erschütterten Liparische Insel: Zwischen Salina und Filicudi und auf Vulcano

In den letzten Tagen gab es gleich zwei Schwarmbeben im Liparischen Archipel: Das stärkere manifestierte sich zwischen den Inseln Salina und Filicudi und hatte eine Magnitude zwischen 1,5 und 2,5. Die 11 Einzelerschütterungen ereigneten sich am 4. November in Tiefen von mehr als 10 Kilometern. An dieser Lokation gibt es immer wieder vergleichbare Schwarmbeben.




Liparische Inseln. © INGV/Leaflet

Schwächer, aber im Kontext von Vnet interessanter, ist der Erdbebenschwarm auf Vulcano: Die jüngsten Beben ereigneten sich in der Nacht zum 5. November und hatten Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Seit dem 2. November wurden 6 Erschütterungen festgestellt. Sie lagen in Tiefen von weniger als 5 Kilometern und teilweise sogar relativ nahe der Oberfläche. Sie standen wahrscheinlich mit der erneuten Druckbeaufschlagung des Hydrothermalsystems in Verbindung, was den Insulanern wenig gefallen dürfte, denn erst im Laufe des Frühjahrs war so etwas wie Normalität auf Vulcano zurückgekehrt, nachdem die Inselbewohner einige schwierige Jahre durchgemacht hatten, während derer der Tourismus stark gelitten hatte.

Meiner Meinung nach sieht die Langfristprognose für Vulcano nicht sehr gut aus: Nachdem sich der Vulkan jahrzehntelang in einem zwischenvulkanischen Gleichgewichtszustand befunden hat, scheint seit 2021 immer Magma portionsweise aufzusteigen und sich in einem tiefer gelegenen Magmenkörper zu akkumulieren. Letztendlich wird der Prozess wahrscheinlich in einem Vulkanausbruch gipfeln. Nur wann es so weit sein wird, lässt sich nicht prognostizieren. Darauf hoffen, dass Vulcano dauerhaft ruhig bleibt, würde ich aber nicht.

Der letzte Ausbruch auf Vulcano zerstörte im Jahr 1888 eine Schwefel- und Salpetermine, die überwiegend von Strafgefangenen in Zwangsarbeit betrieben wurde. Die Eruptionen begannen 1888 und endeten 1890. Davor fanden Eruptionen in den Jahren 1727, 1729–1731, 1771 und 1873 bis 1879 statt, wobei es sich bei der letzten Eruptionsphase um eine phreatische handelte, die als Vorspiel zu der größeren Eruption von 1888 angesehen wird. Aus diesen Zahlen wird ersichtlich, dass Vulcano aktuell vergleichsweise lange ruht.

Ätna: Erdbeben und Ascheemissionen am 06.11.2025

Ätna von 3 Erdbeben Mb größer 2,0 erschüttert – Ascheeruption aus dem Zentralkrater

Am Ätna auf Sizilien scheint sich der Druck im Kessel weiter zu erhöhen: Heute Nacht manifestierten sich unter dem Steilhang westlich des Gipfelkraters drei Erdbeben mit Magnituden zwischen 2,1 und 2,4. Das stärkste Beben hatte eine Herdtiefe von 4 Kilometern, die beiden anderen Erschütterungen lagen gut 1,5 Kilometer tiefer. Gut möglich, dass es die stärksten Beben eines Erdbebenschwarms waren, der beim INGV noch nicht angezeigt wird.

Ätna. © Giovinsky Aetnensis

Doch es blieb nicht bei den Erdbeben, denn heute Mittag gab es eine Ascheeruption aus dem Zentralkrater, bei der eine dichte Aschewolke mehrere hundert Meter hoch aufstieg. Eine VONA-Meldung wurde aber nicht ausgelöst. Die letzte stammt vom Ende August.

Nachdem es vor einem Monat seismisch noch sehr ruhig war, zieht die Seismizität in den letzten Tagen spürbar an und es sieht so aus, als würde sich infolge anhaltenden Magmenaufstiegs mehr Spannung aufbauen, die dann die Störungszonen am Vulkan aktivieren. Zugleich steigt der Druck im Speicher- und Fördersystem, so dass es zu Explosionen kommt.

Thermische Strahlung wird aktuell kaum registriert und wenn, dann im einstelligen MW-Bereich. Das Magma scheint nicht sonderlich weit oben im Fördersystem zu stehen, doch die Explosion heute könnte ein erster Schloträumer gewesen sein, so dass wir bald auch wieder strombolianische Eruptionen sehen werden. Bereits vor 2 Tagen wurde auch wieder ein Dampfring gesichtet, die häufig im Vorfeld einer Aktivitätssteigerung generiert werden.

Der Ätna ist der größte Vulkan des europäischen Festlandes und seit Jahrtausenden aktiv. Zwischen seinen Eruptionsphasen pausiert er selten länger als ein Dreivierteljahr. Zuletzt machte er durch subterminale Lavaströme von sich reden.

Niederlande: Erdbeben Mb 2,1 bei Roermond

Schwaches Erdbeben bei Roermond in den Niederlanden – Grenze zu Deutschland in der Nähe

Datum: 06.11.2025 | Zeit: 14:00:01 UTC | Koordinaten 51.161 ; 5.955| Tiefe: 15 km | Mb 2,1

Roermond

Dass ich zweimal am Tag über Erdbeben nahe meiner Heimatregion berichte, kommt sehr selten vor: Nachdem sich gestern Abend ein schwaches Erdbeben nahe dem Laacher-See-Vulkan ereignete, gab es heute Nachmittag um 15:00:01 Uhr Lokalzeit ein Erdbeben der Magnitude im niederländischen Roermond, das nahe der Grenze zu Deutschland liegt. So wurde der Erdstoß vom EMSC 4 km süd-südwestlich von Roermond und 34 km west-südwestlich von Mönchengladbach verortet. Die Herdtiefe befand sich in 14 Kilometern Tiefe. Es liegen weder Wahrnehmungsmeldungen noch Berichte über Schäden vor, was angesichts der Magnitude und Tiefe des Bebens nicht weiter verwundert.

Das Beben war tektonischer Natur und stand mit der Krustendehnung im „Roer Graben“ (Roer Valley Graben) in Verbindung, der den nördwestlichen Abschnitt des Niederrheinischen -Grabensystems bildet. Hierbei handelt es sich um eines der geologisch aktivsten Gebiete im Nordwesten Europas.




Bei Roermond manifestierte sich auch eines der stärksten Erdbeben, das sich bis nach Deutschland auswirkte, und das ich selbst in meiner Heimatstadt Oberhausen noch deutlich gespürt habe: Am 13. April 1992 erschütterte ein ungewöhnlich starkes Erdbeben den Südosten der Niederlande, bei dem die südwestliche Scholle des Grabens absank. Um 3:20 Uhr nachts bebte die Erde mit einer Magnitude von 5,8. Häuser wankten, Schornsteine stürzten ein, und auch in den Nachbarländern waren die Erschütterungen deutlich zu spüren. Es war das stärkste Erdbeben, das je in den Niederlanden gemessen wurde. Ich selbst schreckte Sekunden vor dem Eintreffen der Erschütterungen aus dem Schlaf, geweckt durch das tiefe Grollen, was regelmäßig im Zusammenhang mit Erdbeben beschrieben wird. Tatsächlich gingen durch mein Haus einige sehr unangenehme Rucke und das Gebälk des Dachstuhls ächzte. Nicht auszuschließen, dass sich in nicht allzu ferner Zukunft ein ähnliches Ereignis bei Roermond wiederholen wird.

Deutschland: Erdbeben Mb 1,2 nördlich des Laacher-See-Vulkans

Laacher-See-Vulkan von Erdbeben Mb 1,2 erschüttert – Hypozentrum in 13 Km Tiefe

Datum: 05.11.2025 | Zeit: 17:22:19 UTC | Koordinaten 50.441 ; 7.310 | Tiefe: 13 km | Mb 1,2

Erneut bebte es in der Nähe des Laacher-See-Vulkans in der deutschen Vulkaneifel. Die schwache Erschütterung wurde bereits gestern Abend um 18:22:19 Uhr (17:22:19 UTC) registriert, erscheint jedoch erst seit Kurzem auf der EMSC-Shakemap. Das Beben wurde 11 km westlich von Neuwied in einer Tiefe von 13 Kilometern lokalisiert. Tatsächlich lag das Hypozentrum zwischen Wassenach und Kell, etwa 2 Kilometer nördlich des Laacher Sees.

Laacher-See-Vulkan. © EMSC/Leaflet

Verspürt wurde das schwache Erdbeben offenbar nicht; zumindest liegen dem EMSC keine Wahrnehmungsmeldungen vor. Dennoch ist das Ereignis von wissenschaftlichem Interesse, da es sich in das Muster der zunehmenden seismischen Aktivität in der Osteifel einfügt: Seit gut zwei Monaten treten dort vermehrt schwache Beben auf, mit einem bisherigen Höhepunkt am 10. Oktober, als sich am Westufer der Caldera ein kleiner Erdbebenschwarm ereignete.

Der aktuelle Erdstoß war wahrscheinlich tektonischer Natur, könnte jedoch durch Fluidmigration entlang einer lokalen Störung ausgelöst worden sein. Bei den Fluiden handelt es sich vermutlich um hydrothermale Tiefenwässer und magmatische Gase, vor allem Kohlenmonoxid und Kohlendioxid. Man spricht von Fluiden, da sich Gase und Flüssigkeiten in der Tiefe nicht in ihrem normalen Aggregatzustand befinden, wie sie ihn an der Oberfläche einnehmen: In etwa 10 Kilometern Tiefe herrscht bereits ein lithostatischer Druck von rund 3000 bar bei Temperaturen um 300 °C – auch ohne das Vorhandensein eines aktiven Magmenkörpers. Unter solchen Bedingungen liegen Gase weder gasförmig noch flüssig, sondern in einem überkritischen Zustand vor und bewegen sich entlang von Klüften und Störungszonen.

Dieses Bild scheint auf den ersten Blick nicht zu den relativ kühlen Mofetten am Nordostufer des Laacher Sees zu passen. Berücksichtigt man jedoch, dass sich Fluide in der Tiefe oft nur mit wenigen Metern pro Jahr bewegen, relativiert sich der Widerspruch: Sie kühlen beim Aufstieg durch die Erdkruste langsam ab, bevor sie schließlich an der Oberfläche austreten.

Shiveluch eruptiert Vulkanasche am 06.11.25

Vulkanasche steigt am Shiveluch auf 3600 m Höhe auf – Aschewolke driftet nach Osten

Auf der russischen Halbinsel Kamtschatka, die im fernen Osten liegt, ist der Shiveluch wieder aktiver geworden. Seit dem 4. November stößt der Domvulkan frequent Aschewolken aus, die bis auf eine Höhe von 3600 m aufsteigen und vom starken Wind bis zu 55 Kilometer weit in Richtung Osten geweht werden. Dort breiten sich die Aschewolken über ein großes Areal aus. Der Alarmstatus steht auf „Orange“.

Shiveluch

Die Vulkanologen von KVERT schreiben, dass auch das Domwachstum anhält und die Eruptionen von starken Dampfemissionen begleitet werden. Ein als aktuell deklariertes Foto, das in unserer FB-Gruppe geteilt wurde, zeigte den Dom im Krater des Jungen Shiveluch allerdings mit einer dünnen Schneeschicht bedeckt – besonders heiß kann die Lavakuppel also nicht sein. Tatsächlich zeigte MIROVA in den letzten Tagen keine oder nur minimale Thermalstrahlung an. Zu Berücksichtigen gilt, dass der Dom momentan auf seiner Nordseite am aktivsten zu sein scheint, die auf dem Foto nicht zu erkennen ist. Die Zunahme der Explosivität deutet darauf hin, dass es eine Blockade im Fördersystem geben könnte, die den Aufstieg von Schmelze bis zur Oberfläche verhindert.

Der Shiveluch steigerte an dem Tag seine Aktivität, seitdem es auch wieder vermehrt Erdbeben vor der Südostküste der Halbinsel Kamtschatka gibt. Sehr gut möglich, dass die Druckprozesse in der unteren Erdkruste weiter wirken, als die Wissenschaft im Allgemeinen annimmt.

Ein Vulkan, dessen Tätigkeit auf jeden Fall von den Erdbeben und Prozessen vor der Küste gesteuert wird, ist der Krasheninnikov, der ebenfalls in den VONA-Meldungen des VAAC Tokio vorkommt. Hier steigt Vulkanasche bis auf 2400 m Höhe auf. Anders als am Shiveluch registriert MIROVA hier eine moderate bis hohe Wärmestrahlung: Neben den Aschewolken wird weiterhin Lava in Form von Strömen gefördert.

Ätna: Magma migriert nordwestlich des Kraters

Ätna mit kleinen Erdbebenschwarm im Süden – Magma im Gipfelbereich migriert hingegen nach Nordwesten

Der Ätna auf Sizilien zeigt sich weiterhin verhältnismäßig ruhig, erzeugte in den vergangenen Tagen jedoch vereinzelt schwache Ascheemissionen aus dem Nordost- und dem Zentralkrater, die mit Infraschalltätigkeit einhergingen. Ende Oktober bis Anfang November kam es zudem zu einem kleinen Erdbebenschwarm bei Belpasso im Süden des Vulkans. Der Tremor stieg im Verlauf der letzten Wochen leicht an, bewegt sich aber weiterhin in der unteren Hälfte des gelben Bereichs.

Im Wochenbericht des INGV für den Beobachtungszeitraum der 44. Kalenderwoche wird der tiefe Erdbebenschwarm beschrieben, über den ich bereits berichtet habe. Die Vulkanologen führen ihn weniger auf Magmenaufstieg zurück, sondern deuten die Beben als tektonischen Ursprungs – was ich mir ehrlich gesagt kaum vorstellen kann.

Die Gasemissionen waren bis auf ein erhöhtes ³He/⁴He-Isotopenverhältnis unauffällig. Das leichte Edelgas entweicht dem Magma in großer Tiefe und erreicht die Erdoberfläche noch vor Kohlendioxid und Schwefeldioxid, die erst in einem späteren Entgasungsstadium freigesetzt werden. Aufgrund ihrer größeren Molekülstruktur steigen diese Gase zudem langsamer auf, während die kleinen Heliumatome deutlich mobiler sind und schneller ihren Weg an die Oberfläche finden. Daher korrelieren die erhöhten ³He/⁴He-Werte mit der von mir postulierten Intrusion in etwa 20 Kilometern Tiefe, die vermutlich den Schwarmbebenherd im Nordwesten auslöste.

Der Nordwesten ist derzeit ohnehin eine interessante Richtung, denn dorthin haben sich die Tremorquellen unter dem Gipfelbereich verlagert. Dieser Trend war bereits seit dem Spätsommer erkennbar, verstärkte sich jedoch in der 44. Kalenderwoche, als sich das Magma im oberflächennahen Reservoir weiter in diese Richtung bewegte. Die Schmelze scheint sich bereits über den eigentlichen Kraterbereich hinaus ausgebreitet zu haben. Es bleibt also spannend zu beobachten, aus welchem Krater eine Eruption erfolgen wird – oder ob es sogar zu einer der seltenen subterminalen Eruptionen im nordwestlichen Gipfelbereich kommt.

Campi Flegrei: Etablierung eines neuen Warncodesystems

Alarmstufe der Campi Flegrei steht nun auf „Gelb Phase 2“ – Technische Systemänderung der Grund

Der italienische Zivilschutz hat heute in den Campi Flegrei ein neues Vulkan-Warnsystem in Kraft gesetzt, das das bisherige Farbcodesystem um zusätzliche operative Phasen erweitert. Jede der vier Hauptwarnstufen – Grün, Gelb, Orange und Rot – ist nun in zwei Phasen unterteilt, um die Aktivität des Vulkans differenzierter zu erfassen und die entsprechenden Schutzmaßnahmen gezielter steuern zu können.




Während die Hauptfarben weiterhin den allgemeinen Zustand des Vulkans widerspiegeln, definieren die Phasen innerhalb jeder Farbe das Ausmaß der Veränderungen: Phase 1 kennzeichnet den Beginn einer Abweichung vom Normalzustand, Phase 2 steht für eine deutlicher ausgeprägte Aktivitätssteigerung innerhalb derselben Farbstufe.

Derzeit befindet sich die Caldera der Campi Flegrei in „Gelb – Phase 2“, was eine mittlere Alarmstufe bedeutet: verstärkte seismische Aktivität, Bodenhebung und intensivere Gasemissionen, jedoch ohne unmittelbare Gefahr einer Eruption. Das neue System ähnelt dem mexikanischen Popocatépetl-Ampelschema, das ebenfalls Zwischenstufen zur genaueren Risikoabschätzung nutzt.

Die Einführung des neuen Systems war bereits im März beschlossen worden. Damals wurden unter der Bevölkerung bereits Stimmen laut, die eine Erhöhung der Alarmstufe auf „Orange“ forderten. Ab diesem Farbcode können bereits präventive Evakuierungsmaßnahmen in größerem Stil durchgeführt werden – deren Kosten dann der Staat übernehmen muss. Etwas, das Verantwortliche in den Behörden bestimmt nicht gerne oder leichtfertig anordnen. Das neue System erlaubte nun quasi eine leichte Erhöhung der Alarmstufe, ohne gleich Konsequenzen ziehen zu müssen.

Im INGV-Wochenbericht für die KW 44 wurde der gesteigerte Wert für die Bodenhebung von 15 mm auf 20 mm pro Monat bestätigt. Überdies gab es in der Woche 149 Erdbeben, was ein überdurchschnittlich hoher Wert ist. Die Gastemperatur der Pisciarelli-Hauptfumarole lag bei 94 Grad, während die Bocca Grande der Solfatara bis zu 170 Grad heiß war.

Klimawandel: Erderwärmung von 2,8 Grad prognostiziert

Laut UN-Bericht steuert die Erderwärmung auf 2,8 Grad zu – Kipppunkte rücken näher

Nach Einschätzung der Vereinten Nationen steuert die Erde bis zum Ende des Jahrhunderts auf eine Erwärmung der Atmosphäre um 2,8 Grad zu. Das geht aus dem aktuellen Emissions-Gap-Report des UN-Umweltprogramms (UNEP) hervor. Demnach wird das international vereinbarte 1,5-Grad-Ziel voraussichtlich schon innerhalb der nächsten zehn Jahre dauerhaft überschritten.




Die Prognose fällt zwar etwas besser aus als im vergangenen Jahr – damals lag sie bei bis zu 3,1 Grad –, doch Fachleute sprechen weiterhin von einer dramatischen Entwicklung. Selbst wenn alle Staaten ihre nationalen Klimapläne vollständig umsetzen, dürfte sich die Erde um 2,3 bis 2,5 Grad erwärmen. Ein Teil der leichten Verbesserung, die laut dem aktuellen Bericht erreicht wurde, beruht laut UNEP allerdings auf methodischen Änderungen der Modellrechnungen und nicht auf einer Senkung der CO₂-Emissionen.

Mit steigenden Temperaturen sind mehr und heftigere Extremwetterereignisse wie Dürren, Überschwemmungen und Stürme zu erwarten. Zudem droht, dass sogenannte Klima-Kipppunkte erreicht werden, an denen sich die Erderwärmung selbst verstärkt. Schon jetzt ist die Erde zu warm für das dauerhafte Überleben tropischer Korallenriffe. Wird die Erwärmung nicht deutlich unter zwei Grad begrenzt, könnten auch die Eisschilde in der Arktis und Antarktis sowie der Amazonas-Regenwald dauerhaft Schaden nehmen.

Ein weiteres Risiko stellt der angekündigte Austritt der USA aus dem Pariser Klimaabkommen dar, der Anfang kommenden Jahres in Kraft tritt. Laut UNEP könnte dieser Schritt die globale Erwärmung um rund 0,1 Grad erhöhen.

UNO-Generalsekretär António Guterres sprach von einem „kleinen Fortschritt, aber bei weitem nicht genug“. Das Jahr 2024 war bereits das heißeste seit Beginn der Aufzeichnungen und überschritt zeitweise die 1,5-Grad-Marke. Entscheidend sei nun, betonte Guterres, das unvermeidliche Überschreiten so kurz und gering wie möglich zu halten. Nur dann bleibe eine Rückkehr auf 1,5 Grad langfristig im Bereich des Möglichen.

Vulcano: Schwache Erdbeben und hoher Kohlendioxid-Ausstoß

Drei schwache Erdbeben erschütterten Vulcano – Kohlendioxidausstoß bleibt hoch

Die Lipareninsel Vulcano zeigt weiterhin Anzeichen eines langsam stattfindenden Aufheizungsprozesses, bei dem ein aktiver Magmenkörper in größerer Tiefe auf das flach liegende Hydrothermalsystem der Insel einwirkt. Zu den Symptomen dieses Prozesses zählen sporadische Erdbeben, starke Kohlendioxid-Entgasungen und hohe Gastemperaturen.

Vulcano. © INGV/Leaflet

In den vergangenen Tagen registrierte das seismische Netzwerk des INGV 3 schwache Mikrobeben unter dem Inselvulkan, die sich in Tiefen zwischen 0,5 und 3,5 Kilometern ereigneten. Aus dem gestern veröffentlichten Monatsbericht für den Oktober geht hervor, dass die hochfrequente Mikroseismizität etwas zunahm und es im Kraterbereich der Fossa 2 weiterhin hohe Kohlendioxid-Emissionen gab. Sie beliefen sich auf mehr als 20.000 Gramm pro Quadratmeter und Tag. Das sind hohe Spitzenwerte nahe der Höchststände der Krise. Die Schwefeldioxidemissionen bewegten sich im Oktober auf einem durchschnittlichen Niveau. Die Temperaturen der Gasemissionen der verschiedenen Kraterfumarolen bleiben deutlich erhöht und lagen im letzten Monat zwischen 269 und 292 Grad Celsius, bei einer leicht rückläufigen Tendenz.

Am Fuß des Vulkans und im Ort Vulcano Porto nahmen die Kohlendioxid-Emissionen etwas ab. Die elektrische Leitfähigkeit in den Grundwasserbrunnen war ebenfalls leicht rückläufig, während die Temperaturen konstant blieben.

Die Daten sprechen dafür, dass Ende August/Anfang September zu einer weiteren Magmenintrusion in einem tieferen Magmenkörper kam und dieses Magma das Hydrothermalsystem erneut angeheizt hat. Die Magmenintrusionen ereignen sich seit Beginn des Prozesses im Jahr 2021 alle paar Monate in unregelmäßigen Abständen. Nach einigen Wochen werden dann rückläufige Werte gemessen und die Lage scheint sich zu entspannen. Nun liegt es in der Natur dieser Prozesse, dass sie langjährig sind, doch früher oder später zu einem Vulkanausbruch führen werden. Wann es so weit sein wird, bleibt indes ungewiss.