Santiaguito: Pyroklastischer Strom vom Dom abgegangen

Domvulkan Santiaguito erzeugte weiteren pyroklastischen Strom – Explosionen halten an

Am guatemaltekischen Santiaguito ging gestern um 9:57 Uhr ein kleiner pyroklastischer Strom ab. Er floss in Richtung Nordosten auf den Rand des Tals zwischen dem Domkomplex und dem Muttervulkan Santa Maria zu. Nach Angaben der guatemaltekischen Vulkanwarte INSIVUMEH löste sich das heiße Gemisch aus Gasen, Asche und Gesteinsfragmenten am Caliente-Dom und bewegte sich hangabwärts – ein typisches, wenn auch stets gefährliches Phänomen dieses seit Jahrzehnten aktiven Vulkankomplexes.

Parallel zu dem Ereignis meldete das Washington VAAC in einer VONA-Warnung neue Ascheemissionen. Satellitendaten von GOES-19 zeigten am Morgen eine diskrete Vulkanaschewolke, die sich bodennah bis in etwa 4.300 Meter Höhe ausbreitete und mit rund 19 km/h nach Westen driftete. Die Prognosen gingen davon aus, dass sich die Aschewolke im Tagesverlauf weiter nach West-Südwesten verlagert, bevor keine signifikanten Aschekonzentrationen mehr erwartet wurden.

Die Vulkanologen berichten zudem von einem anhaltenden Austritt weißer bis bläulicher Dampfwolken, die bis zu 200 Meter über den Dom aufsteigen. An mehreren Flanken – insbesondere im Südwesten, Süden und Nordosten – rollen weiterhin Lavablöcke bis zum Fuß des Vulkans hinab. Pro Stunde werden ein bis zwei schwache bis mäßige Explosionen registriert, die Gas- und Aschewolken bis auf etwa 3.000 Meter über dem Meeresspiegel fördern. Durch den vorherrschenden Wind kam es zu Aschefall in Loma Linda und San Marcos Palajunoj in der Gemeinde El Palmar.

Der Santiaguito ist kein einzelner Gipfel, sondern ein Lavadom-Komplex am Fuß des Vulkans Santa María, dessen katastrophale Eruption von 1902 den Grundstein für die heutige Aktivität legte. Seit 1922 wächst hier Domlava, begleitet von Explosionen, Kollapsereignissen und pyroklastischen Strömen. Gerade diese Mischung aus scheinbar moderater, aber dauerhaft instabiler Aktivität macht den Santiaguito zu einem der gefährlichsten Vulkane Mittelamerikas – insbesondere für die umliegenden Gemeinden und den regionalen Flugverkehr.

In Teilen von Guatemala kam es zu starken Unwettern, die Schlammlawinen und lokale Überflutungen auslösten. Das Gebiet um den Santiaguito blieb davon offenbar verschont, zumindest wurde keine explizite Lahar-Warnung ausgegeben.

Merapi: Neue Volumendaten zum Lavadom liegen vor

Neue Daten zu den Dom-Volumina liegen vor – Nur kleine Veränderungen gegenüber den Messungen vom Oktober

Der Gunung Merapi ist nach wie vor einer der aktivsten Vulkane Indonesiens und zeigt im auch Dezember 2025 eine kontinuierliche vulkanische Aktivität, die durch Abgänge von Schuttlawinen und Entgasungen an den beiden Domen gekennzeichnet ist. Zudem ging heute ein kleiner pyroklastischer Strom ab, der eine gleitstrecke von 1000 m hatte. Nach einer mehrmonatigen Wartezeit hat das VSI nun in Zusammenarbeit mit dem indonesischen Ministerium für Energie und Bodenschätze neue Daten zu den Volumina der beiden Dome im Krater des Merapis veröffentlicht: Trotz mehrerer Phasen, bei denen pyroklastische Ströme abgegangen sind, und bei weiter anhaltenden Abgängen von Schuttlawinen und Steinschlägen hat sich das Domvolumen recht moderat verringert.

Drohnenflüge vom 13. Dezember lieferten aktuelle Luft- und Thermalfotos, die die Veränderungen an den Lavadomen dokumentieren. Das Volumen der Südwest-Kuppel ist um etwa 137.000 Kubikmeter geschrumpft und liegt nun bei knapp 4,17 Millionen Kubikmetern. Die Zentralkuppel blieb mit 2,37 Millionen Kubikmetern konstant. Auffällig ist zudem ein deutlicher Temperaturrückgang an beiden Kuppeln: Die Temperatur des südwestlichen Doms sank um 6,3 °C auf 249,3 °C, die Zentralkuppel kühlte um 10,3 °C auf 209,5 °C ab. Dies kann auf eine geringere Aktivität oder eine Abkühlung des Magmas an der Oberfläche hinweisen.

Die seismischen Messungen zeigen eine erhöhte Erdbebenaktivität gegenüber der Vorwoche. Insgesamt wurden 8 flache vulkanische, 453 hybride Mehrphasenbeben, 4 niederfrequente Erschütterungen und 9 tektonische Beben registriert. Zudem gab es 694 Steinschlagsignale. Trotz dieser Aktivität konnten mittels EDM und GPS keine signifikanten Bodenverformungen festgestellt werden, was auf eine derzeit stabile Magmakammer hindeutet.

Am 14. Dezember gab es starke, lokale Niederschläge mit 28,23 mm Regen in der Stunde, jedoch kam es nicht zu zusätzlichen Laharen oder Abflusssteigerungen in den umliegenden Flüssen. Diesen sollte man aber besonders, wenn es regnet, fernbleiben.

Die asymmetrische Sperrzone, die sich zwischen 3 und 7 Kilometer um den Gipfel ausdehnt, bleibt bestehen. Der Alarmstatus steht auf 3 bzw. orange.
Zusammenfassend zeigt der Gunung Merapi eine anhaltende, aber derzeit relativ stabile Aktivität. Die Beobachtungen lassen keine unmittelbare Gefahr für größere Ausbrüche erkennen, dennoch wird die Situation weiterhin engmaschig überwacht.

Merapi-Drohnenvideo geht viral

Mitte Dezember wurde auch ein eindrückliches Drohnenvideo vom Merapi online gestellt, dass den Abbruch eines größeren Lavapakets am Dom dokumentiert, woraus eine Schuttlawine hervorging. beim Abbruch von größeren und heißeren Paketen entstehen pyroklastische Ströme.

Yellowstone: Hydrothermale Explosion am 20. Dezember

Hydrothermale Explosion am Black-Diamond-Pool im Yellowstone. © USGS, KI-interpoliert

Weitere Hydrothermale Eruption erschüttert Black Diamond Pool im Biscuit Basin im Yellowstone

Gestern Morgen ereignete sich in der Yellowstone-Caldera um 09:22:51 Uhr (MST) eine weitere hydrothermale Explosion. Ort des Geschehens war wieder der Black-Diamond-Pool im Biscuit Basin, wo es seit Juli 2024 mehrere dampfgetriebene Eruptionen gegeben hat. Das Ereignis dauerte rund fünf Sekunden und wurde unter klaren Winterbedingungen von einer Webcam des Yellowstone Volcano Observatory (YVO) aufgezeichnet. Eine dunkle Schlamm- und Wasserfontäne schoss mehrere Meter hoch aus dem Pool empor, begleitet von Dampf und akustisch deutlich wahrnehmbaren Geräuschen.




Der Vorfall reiht sich in eine Serie ähnlicher Ereignisse ein, die seit der großen hydrothermalen Explosion vom 23. Juli 2024 auftreten. Damals wurde ein Boardwalk zerstört, Gesteinsbrocken und Schlamm wurden mehrere hundert Meter weit ausgeworfen. Seit diesem Ereignis zeigt der Black-Diamond-Pool ein instabiles Verhalten mit sporadischen, schmutzigen Schlammeruptionen, die Höhen von etwa 9 bis 12 Metern erreichen können.

In den Wochen vor dem Ereignis gestern registrierten Messinstrumente wiederholt nächtliche oder witterungsbedingt verdeckt ablaufende Ereignisse, die akustisch erfasst, jedoch visuell nicht dokumentiert werden konnten. Erst im Frühsommer 2025 installierten Wissenschaftler des Geologieprogramms des Nationalparks die Kamera und zusätzliche Sensoren, wie Geophone, Temperaturfühler und Mikrofone. Diese technische Aufrüstung ermöglicht eine deutlich präzisere Erfassung solcher kurzfristigen, explosiven Prozesse.

Das Biscuit Basin bleibt aufgrund der anhaltenden Gefährdung weiterhin für Besucher gesperrt. Die Sperrung gilt seit der Explosion 2024 und soll Besucher vor unvorhersehbaren Druckentladungen im hydrothermalen System schützen.

Geografisch gehört das Biscuit Basin zum Upper Geyser Basin, in dem auch der berühmte Old-Faithful-Geyser liegt, und ist Teil eines dichten Netzwerks bedeutender Thermalgebiete. In unmittelbarer Nähe befinden sich auch das Midway-Geyser-Basin mit dem Grand-Prismatic-Spring sowie das Lower-Geyser-Basin mit ausgedehnten Fumarolen- und Sinterflächen. Die jüngsten Ereignisse verdeutlichen einmal mehr, wie dynamisch und unberechenbar die hydrothermalen Systeme des Yellowstone sind – selbst in Bereichen, die über Jahrzehnte als vergleichsweise ruhig galten.

Piton Fournaise: System steht unter Druck

Piton de la Fournaise zeigt weiterhin Aktivität – Druck im Magmareservoir bleibt hoch

Der Vulkan Piton de la Fournaise auf Réunion zeigt auch Ende Dezember erhöhte seismovulkanische Aktivität, die sich nach der seismischen Krise Anfang des Monats auf moderatem Niveau eingependelt hat. Das aktuelle Bulletin des Observatoire Volcanologique du Piton de la Fournaise (OVPF-IPGP) bestätigt anhaltenden Druckaufbau unter dem Gipfel des Vulkans.

Verlängerung Messdistanzen

Seit dem 12. Dezember registrieren die Messstationen täglich zwischen 11 und 15 flache vulkanotektonische Erdbeben in 0 bis 2,5 Kilometern Tiefe unterhalb des Gipfels. Diese Werte sind zwar niedriger als in den Wochen zuvor, liegen aber weiterhin über dem langjährigen Durchschnitt seit 2023. Die anhaltende Seismizität deutet auf einen weiterhin hohen Druck im oberflächennahen Magmareservoir hin.

Begleitend zu den Erdbeben zeigt sich eine fortschreitende Aufblähung des Vulkans. GPS-Messungen seit Ende November verzeichnen eine Ausdehnung der Gipfelfläche um etwa 2,5 bis 3 Zentimeter, was ebenfalls auf eine Druckzunahme im Magmasystem hindeutet. Gasemissionen am Gipfel bleiben niedrig und liegen nahe der Nachweisgrenze, was typisch für Dampfimpulse aus dem hydrothermalen System ist.

Ein besonderes Ereignis ereignete sich am 5. Dezember: An diesem Tag kam es zu einem sprunghaften Anstieg der Erdbebenaktivität, mit einer deutlich erhöhten Zahl flacher vulkanisch-tektonischer Beben im Gipfelbereich. Dieses kurzzeitige Aufflackern der Seismizität wird als ein Zeichen einer kurzfristigen Druckentlastung oder Umverteilung im Magmareservoir gewertet. Es folgte jedoch keine unmittelbare Magmaintrusion oder Eruption, und die Aktivität stabilisierte sich danach wieder auf einem erhöhten Niveau.

Das Zusammenspiel von andauernder Seismizität und Deformation zeigt, dass der Druck im Magmareservoir weiter steigt. Dies kann sich über Tage, Wochen oder Monate hinziehen, bevor ein Ausbruch einsetzt – oder auch ohne Eruption wieder abklingen. Die Warnstufe bleibt daher auf Wachsamkeit bzw. Gelb.

Der Fournaise ruht seit seiner letzten Eruption im Frühjahr 2023. Über weite Zeiträume des scheidenden Jahres wurde eine leichte Deflation im Gipfelbereich registriert und die Vulkanologen erklärten die langjährige Eruptionsphase mehr oder weniger für beendet.

Semeru: Ascheemissionen und sekundäre Explosionen

Sekundäre Explosionen am Semeru. &copy, Afar-TV-Livestream

Zahlreiche Ascheeruptionen sowie sekundäre Explosionen im Flussbett am Semeru

Der indonesische Vulkan Semeru in Ostjava war und ist heute besonders fleißig und erzeugt am laufenden Band Ascheeruptionen. Die größte manifestierte sich morgens um 7:30 Uhr westindonesischer Zeit und ließ eine Aschewolke bis zu 1.000 Meter über dem 3.676 Meter hoch gelegenen Gipfel aufsteigen. Die Aschesäule war hellgrau gefärbt und bewegte sich vorwiegend nach Osten. Insgesamt wurden zwischen Mitternacht und 7:30 Uhr elf Eruptionen mit Aschenwolkenhöhen zwischen 700 und 1.100 Metern registriert. Die seismischen Messungen zeigten eine starke vulkanische Aktivität mit 50 Ausbruchsbeben und sieben Steinschlagbeben in den frühen Morgenstunden.

Das interessanteste Ereignis am Semeru spielte sich heute allerdings nicht an seinem Krater ab, sondern in einem Flusstal am Fuß des Vulkans: Starkregen löste Lahare aus und über die immer noch heißen Ablagerungen der pyroklastischen Ströme flossen, die sich Ende November vom Dom lösten. Dabei entstanden abermals sekundäre Explosionen, die an mehreren Stellen Asche-Dampfwolken aufsteigen ließen. Eine bedrohlich wirkende Szene, die von der Afar-TV-Livecam aufgefangen wurde.

Auf Tagessicht wurden gestern 102 seismische Eruptionssignale registriert. Hinzu kamen 20 Abgänge von Schuttlawinen und 2 Tremore. Auf Jahressicht war der Semeru laut Statistik des VSI sogar der aktivste Vulkan des indonesischen Archipels und erzeugte bis jetzt 3078 explosive Eruptionen, gefolgt vom Ibu mit 2690 Ausbrüchen. Ich habe einen Screenshot aus diesem Livestream von einer KI etwas aufpeppen lassen, allerdings ohne die Kernaussage des Fotos zu beeinflussen oder Details, die über den erweiterten Vordergrund hinausgehen, hinzufügen zu lassen.

Der Vulkan ist weiterhin auf Alarmstufe III, weshalb das Vulkanologie-Zentrum (PVMBG) die Bevölkerung vor pyroklastischen Strömen, Lavaströmen und Laharen warnt. Besonders gefährlich sind der südöstliche Bereich entlang des Flusses Besuk Kobokan bis 13 Kilometer vom Gipfel sowie ein 500-Meter-Radius entlang des Flussufers. Aktivitäten sollten im Umkreis von 5 Kilometern um den Krater unbedingt vermieden werden, da dort glühendes Gestein ausgeworfen werden kann.

Die Behörden raten dringend, vorsichtig zu sein und Flüsse und Täler wie Besuk Kobokan, Besuk Bang, Besuk Kembar und Besuk Sat zu meiden, da dort pyroklastische Lawinen und Lahare möglich sind. Die Situation bleibt weiterhin angespannt.

Mayon: Wachsende Anzahl an Steinschlägen vom Dom

Lava-Spines am Dom des Mayon treiben Steinschläge in die Höhe – Bis zu 16 Steinschlägen am Tag

Der philippinische Vulkan Mayon zeigt weiterhin Anzeichen vulkanischer Unruhe, wie die neuesten PHILVOLCS-Beobachtungen vom 20. Dezember 2025 bestätigen. Die Behörde meldet sechs Felssturzereignisse innerhalb der letzten 24 Stunden, begleitet von einer anhaltenden Aufblähung des Vulkankörpers infolge von Inflation. Obwohl die Sicht auf den im Krater wachsenden Dom durch Wolken momentan beeinträchtigt ist, zeigten wolkenfreie Momente in den letzten Tagen die Lava-Spines, die sich Anfang des Monats bildeten. Die Schwefeldioxid-Emissionen wurden zuletzt mit rund 307 Tonnen pro Tag gemessen, ein Wert, der auf eine moderate Aktivität hinweist.

Lava-Spine

Den Lava-Spines am Gipfeldom gilt besondere Aufmerksamkeit. Einige der instabilen Lavatürme scheinen weiter gewachsen zu sein. Diese steinernen Auswüchse aus andesitischer bis rhyolithischer Lava sind ein sichtbares Zeichen für Magma, das in den Dom eindringt und die Lavatürme hervorbringt. Ihre Ausbildung geht oft mit Kollapsereignissen am Dom einher und löst häufig Felsstürze aus.

Im Verlauf des Dezembers hat sich die Zahl der Steinschläge erhöht. Während zu Monatsbeginn nur wenige Felsstürze pro Tag verzeichnet wurden, kletterte die Anzahl bis zur zweiten Dezemberwoche auf bis zu 16 Steinschläge täglich. Diese Zunahme steht in direktem Zusammenhang mit dem Wachstum der Lava-Spines, die durch ihr Gewicht und ihre brüchige Struktur immer wieder Material abbrechen lassen.

Trotz der erhöhten Instabilität am Dom und dem damit verbundenen erhöhten Risiko von Abgängen pyroklastischer Ströme lässt PHILVOLCS die Warnstufe auf 1 (niedriges Unruheniveau) und weist darauf hin, dass die permanente Gefahrenzone von 6 Kilometern um den Vulkan strikt zu meiden ist. Gefahren durch plötzliche phreatische Eruptionen, Erdrutsche und Schlammströme bei starkem Regen bleiben bestehen. Explizit vor pyroklastischen Strömen – die im Extremfall auch über die Grenzen des Sperrgebiets hinaus gleiten können – warnt PHILVOLCS seltsamerweise nicht.

Die Entwicklungen am Mayon sind ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie ein Vulkan trotz geringer Aktivität dynamische Veränderungen an seiner Oberfläche zeigt. Beobachter und Anwohner werden weiterhin dringend zur Vorsicht aufgerufen, während die Vulkanologen die Situation aufmerksam verfolgen.

Island: Erdbeben Mb 3,3 bei Hrafntinnusker

Blick von Hrafntinnusker in Richtung Katla. © Marc Szeglat

Erdbeben Mb 3,3 erschüttert Islands Hochland bei Hrafntinnusker – geologisch sensible Region in der Torfajökull-Caldera

In der Nacht zum 20. Dezember registrierten seismische Messstationen im südlichen Hochland Islands ein Erdbeben der Magnitude 3,3 mit einer Herdtiefe von nur 100 Metern. Das Epizentrum lag bei Hrafntinnusker, etwa acht Kilometer südwestlich von Landmannalaugar, innerhalb der Torfajökull-Caldera. Nach Angaben der isländischen Meteorologiebehörde folgten mehrere kleinere Nachbeben. Meldungen über spürbare Erschütterungen in bewohnten Gebieten liegen nicht vor.




Erdbeben dieser Stärke kommen in der Region immer wieder vor, sind aber nicht an der Tagesordnung. Zuletzt ereignete sich dort im Juli 2023 ein vergleichbarer Erdstoß. Die Beben spiegeln die komplexe geologische Struktur der Gegend wider, die ich für eine der faszinierendsten Islands halte.

Die Torfajökull-Caldera unterscheidet sich deutlich von den meisten isländischen Vulkansystemen. Während Island überwiegend von basaltischem Vulkanismus geprägt ist, dominiert hier rhyolithisches, stark kieselsäurereiches Gestein. Diese Magmen sind zähflüssiger und potenziell explosiver. Gleichzeitig beherbergt die Caldera eines der aktivsten Hochtemperatur-Geothermiegebiete des Landes. Die Wechselwirkung von unterirdischen Magmaakkumulationen, zirkulierendem Grundwasser und stark zerklüftetem Gestein führt regelmäßig zu Spannungsumlagerungen, was ein häufiger Auslöser lokaler Erdbeben ist.

Tektonisch liegt das Gebiet entlang des Ostarms der isländischen Hauptstörungszone, die den Mittelatlantischen Rücken an Land fortsetzt. Hier driften die nordamerikanische und die eurasische Platte auseinander, begleitet von Dehnung, Bruchbildung und magmatischer Intrusion. Diese Struktur macht das südliche Hochland besonders anfällig für seismische Aktivität.

Zusätzliche Aufmerksamkeit erhält das Beben durch die relative Nähe zum Katla-Vulkansystem, einem der aktivsten und potenziell gefährlichsten Vulkane Islands. Zwar besteht nach Einschätzung der Vulkanologen kein direkter Zusammenhang zwischen dem aktuellen Erdbeben und einer möglichen Aktivitätszunahme der Katla, doch verdeutlicht das Ereignis die enge Verzahnung tektonischer und vulkanischer Prozesse in dieser Region.

Das markanteste Merkmal von Hrafntinnusker ist der kleine Gletscher, der teilweise ein Geothermalfeld bedeckt. Das Zusammenspiel von Erdwärme und Eis hat faszinierende Eishöhlen geschaffen, aus denen dampfende Fumarolen austreten. Hrafntinnusker ist nur über einen ganztägigen Fußmarsch von Landmannalaugar aus erreichbar. Der Weg führt durch die bunte Rhyolith-Landschaft von Brennisteinsalda durch die Torfajökull-Caldera und eröffnet an klaren Tagen beeindruckende Blicke auf den Mýrdalsjökull mit der Katla.

Italien: Unwetter auf Elba verursachte Überflutungen

Unwetter mit Starkregen verursachte Flutkatastrophe auf Elba – ein Todesopfer geborgen

Die Unwetterserie im Mittelmeerraum reißt nicht ab: Gestern traf es die beliebte italienische Urlaubsinsel Elba, die z.B. von der Toskana aus per Fähre zu erreichen ist. Innerhalb weniger Stunden fiel so viel Niederschlag wie sonst in einem Monat. In der Folge traten zahlreiche kleine Bäche über die Ufer und legten das öffentliche Leben der Insel lahm. Eine 81-jährige Frau stürzte in ihrer überfluteten Wohnung und starb. Mehrere Personen erlitten Verletzungen.

Elba

Besonders betroffen waren die Orte Marina di Campo und Portoferraio, wo sintflutartige Regenfälle zu Überschwemmungen und kleineren Erdrutschen führten, die starke Schäden an der Infrastruktur verursachten. Schäden führten. Straßen verwandelten sich in reißende Bäche, Keller und Erdgeschosse liefen voll Wasser, Verkehrsverbindungen brachen zeitweise zusammen.

Meteorologisch war das Unwetter kein isoliertes Inselphänomen. Elba lag im Einflussbereich eines ausgedehnten Tiefdrucksystems über dem westlichen Mittelmeer. Feuchte, relativ warme Luftmassen strömten vom Tyrrhenischen Meer – wo die Liparischen Inseln vulkanischen Ursprungs liegen – gegen die Küste der Toskana. Aufgrund einer blockierenden Wetterlage durch ein Hochdruckgebiet im Osten konnte das Tief nicht abziehen und verharrte lange über Elba. Das Ergebnis waren lang anhaltende, teils stationäre Starkregenfälle. Innerhalb weniger Stunden fielen lokal Regenmengen, die sonst einem Großteil des Monatsdurchschnitts entsprechen. Die Regenfälle beschränkten sich nicht nur auf Elba, sondern griffen auch auf die Südtoskana über. Dort blieben katastrophale Zustände aber aus.

Das Unwetter allein erklärt das Ausmaß der Schäden nicht: Die Morphologie Elbas wirkte als Verstärker. Die Insel ist stark reliefiert: Zwischen den über 1.000 Meter hohen Gipfeln des Monte-Capanne-Massivs und der Küste liegen oft nur wenige Kilometer. Regenwasser fließt daher extrem schnell talwärts. Statt großer Flüsse gibt es zahlreiche kurze Bäche, sogenannte Torrenti, die bei Starkregen in kürzester Zeit anschwellen und Sturzfluten verursachen.

Besonders kritisch sind die flachen Küstenebenen an den Bachmündungen, auf denen viele Ortschaften entstanden sind. In Marina di Campo trat der Bach Alzi über die Ufer, während in Portoferraio mehrere kleine Einzugsgebiete zusammenwirkten. Verbaute, eingeengte Bachläufe, Brücken und versiegelte Flächen verschärften die Lage zusätzlich, da dem Wasser kaum Raum zur Ausbreitung blieb.

Ätna: Erdbeben im Nordwesten und ein aktiver Nordostkrater

Erneuter Erdbebenschwarm im Nordwesten des Ätnas – Aktivität im Nordostkrater dokumentiert

Auf Sizilien bereitet sich der Ätna offenbar auf seine nächste eruptive Phase vor. Darauf deuten erneute Erdbeben an verschiedenen Lokalitäten und in unterschiedlichen Tiefenniveaus hin, ebenso wie tief im Schlot stattfindende Explosionen im Nordostkrater. Der Südostkrater hingegen besticht derzeit durch seine ungewöhnliche Ruhe. Das stärkste Beben im Nordwesten erreichte eine Magnitude von 2,1 und hatte ein Hypozentrum in 23 Kilometern Tiefe.

Ätnabeben

Die Erdbeben unter der nordwestlichen Basis des Ätnas manifestierten sich in der Nacht vom 17. auf den 18. Dezember und wiesen Epizentren südlich von Randazzo sowie östlich von Maletto auf. Die Herdtiefen lagen sämtlich jenseits der 20-Kilometer-Marke und damit im untersten Stockwerk der Erdkruste. Obwohl es in dieser Tiefe mehrere Hundert Grad heiß ist, ist das Gestein noch nicht so plastisch, dass es nicht zu tektonisch bedingtem Sprödbruch kommen könnte – eine Möglichkeit, die einige Forscher auch für den Ätna postulieren. Ich halte es hingegen für unwahrscheinlich, dass es sich hierbei um rein tektonische Beben handelt, und gehe davon aus, dass sie in erster Linie auf Magmenaufstieg zurückzuführen sind.

Zeitgleich ereignete sich ein kleiner Erdbebenschwarm im Nordosten des Ätnas, unweit von Piedimonte Etneo. Die Hypozentren lagen in etwa sieben Kilometern Tiefe. Hier ist bekannt, dass Fluidaufstieg lokale Störungszonen aktivieren kann.

Intrakrateraktivität im Nordostkrater

Bereits am vergangenen Wochenende dokumentierte Michele Mammino tief im Schlot stattfindende Aktivität im Nordostkrater. In seinem Video ist zu sehen, wie der rotglühende, offene Schlot stoßweise Dampf ausstößt, was auf explosive Aktivität hindeutet. Tatsächlich wurde etwas rotglühende Schlacke ausgeworfen, die auf dem Kraterboden zurückfiel. Es gibt also schwache Intrakrateraktivität. Diese Beobachtungen decken sich mit dem Vorhandensein einer thermischen Anomalie im Nordostkrater, die auf Sentinel-Satellitenaufnahmen der vergangenen Wochen zu erkennen ist. Auf dem jüngsten Bild erschienen die Schlote im Zentralkrater wieder relativ kalt, Gleiches gilt für den Südostkrater.

Ich weiß von mehreren Vulkanspottern, die ihre Weihnachtsferien am Ätna verbringen – nicht zuletzt in der Hoffnung, ein ätneisches Silvesterfeuerwerk geboten zu bekommen. Nun verhält es sich mit der Vorhersage von Eruptionen ähnlich wie mit der Prognose weißer Weihnachten: Ein Vulkanfeuerwerk liegt im Bereich des Möglichen, wobei ich die Wahrscheinlichkeit derzeit nicht sehr hoch einschätze. Zwar zeigt sich der Ätna zunehmend seismisch aktiv, doch ist man noch weit von einer seismischen Krise entfernt, die neue Eruptionen ankündigen würde. Strombolianische Explosionen sind am Ätna aber jederzeit möglich und vielleicht steigert sich die Explosivität des Nordostkraters noch.

Gipfelstürmer sollten sich jedenfalls gut ausrüsten, denn es ist Winter am Ätna und im Gipfelbereich kann es besonders nachts sehr ungemütlich werden. Außerdem sollte man sich erkundigen, ob Zugangsbeschränkungen gelten. Generell darf der Kraterbereich nur mit Vulkanführer betreten werden.