Kilauea: Neuer Ausbruchsmechanismus von Explosionen entdeckt

Studie enthüllt neuen Mechanismus hinter explosiven Eruptionen am Vulkan Kilauea im Jahr 2018

Die Leilani-Eruption am Kīlauea auf Hawaii war der stärkste Ausbruch dort seit Jahrzehnten: Lavaströme ergossen sich aus Spalten nahe der Küste und zerstörten Tausende Häuser in der Siedlung Leilani, bevor sie sich ins Meer ergossen. Doch der Ausbruch hatte auch eine explosive Komponente, die periodisch Aschewolken aus dem Halema’uma’u-Krater aufsteigen ließ, die eine Höhe von bis zu 8 Kilometern erreichten. Den Explosionen gingen Erdbeben voraus, die oft eine Magnitude im Viererbereich aufwiesen. Ein internationales Forscherteam der University of Oregon (UO) in Zusammenarbeit mit der Sichuan University in China entschlüsselte nun den Mechanismus, der hinter zwölf dieser Explosionen stand. Demnach wurden die Explosionen nicht von einem der bekannten Auslöser explosiver Eruptionen verursacht, die entweder durch Dampfexplosionen oder durch magmatische Entgasungen entstehen, sondern gingen mit dem plötzlichen Druckanstieg infolge des Kollapses eines Magmenreservoirs einher. Diese Erkenntnisse wurden in einem Artikel in Nature Geoscience veröffentlicht.

Josh Crozier, ein Doktorand der UO, erklärte in einer Pressemeldung der Universität, dass herkömmliche explosive Vulkanausbrüche hauptsächlich durch aufsteigendes Magma oder verdampftes Grundwasser ausgelöst werden. Die Kīlauea-Eruptionen passten jedoch nicht in dieses Schema, da das eruptive Material wenig frisches Magma enthielt und kein nennenswertes Grundwasser beteiligt war.

Die Analyse zeigte, dass vor jeder Explosion Magma langsam aus einem unterirdischen Reservoir abfloss. Dieses Magma speiste die Lavaströme, die an der Ostflanke des Vulkans austraten und Leilani zerstörten. Als das Reservoir leer war, kollabierte der Kraterboden des Halema’uma’u, was zu einem raschen Druckanstieg im Reservoir führte. Das komprimierte Gas schoss durch eine 600 Meter lange Röhre vom Reservoir bis zum Schlot des Halema’uma’u-Kraters, fragmentierte das Magma und bereits erkaltete Lava und trieb die so entstandene Vulkanasche durch den Schlot nach oben und verursachte die Eruptionen. Dieser Prozess ähnelt einem Stampfraketenspielzeug, bei dem ein Druck auf einen Airbag ein Projektil in die Luft schleudert.

Obwohl dieser spezifische Mechanismus neu beschrieben wurde, ist es wahrscheinlich, dass er auch bei anderen Eruptionen vorkommt. Die Studie konnte geophysikalische Beobachtungen mit atmosphärischen Eigenschaften der Vulkanfahne verknüpfen, was selten ist und neue Möglichkeiten bietet, Eruptionen zu beobachten und Sensordaten mit Computersimulationen zu kombinieren.

Tatsächlich konnte ich zusammen mit Martin Rietze die Leilani-Eruption dokumentieren und erlebte auch eine der beschriebenen Ascheeruptionen aus dem Halema’uma’u-Krater mit. Natürlich war der Nationalpark gesperrt, doch wir schafften es bis zu einem Golfplatz in Sichtweite des Kraters vorzudringen, als dann auch eine Explosion kam. In unserer FB-Community wurde über das Zustandekommen dieser regelmäßig erfolgenden Eruptionen diskutiert und auch über einen Zusammenhang mit den kurz vorher stattfindenden Erdbeben spekuliert. Dabei wurde auch über Kollapsereignisse als Motor der Eruptionen gesprochen. Infolge der Ausbrüche erweiterte und vertiefte sich der Gipfelkrater enorm. Erst in den letzten Jahren füllte die Lavaseeaktivität den Krater weitestgehend wieder auf. (Quellen: Nature Geoscience, 2024, https://www.nature.com/articles/s41561-024-01442-0 ; Universität Oregon)

Stromboli: Mehrere Erdbeben detektiert

Auf Stromboli ereigneten sich 4 schwache Erdbeben – Explosionsdruck ist sehr hoch

Datum: 26.05.2024 | Zeit: 19:46:11 UTC | Lokation: 38.78 ; 15.21 | Tiefe: 3,08 km | Mb 1,5

Wie das INGV gestern meldete, kam es am Inselvulkan Stromboli zu einem weiteren kleinen Lavaüberlauf. Er begann gegen 9:45 UTC mit Lavaspattering aus dem Schlot BN1 und steigerte sich um 11:00 UTC weiter. Der Lavastrom war einige hundert Meter lang und von seiner Front gingen Schuttlawinen ab.

Doch der Lavaüberlauf ist nicht der eigentliche Grund für diesen Artikel, denn diesen liefern vier schwache Erdbeben, die sich am Sonntag auf dem Vulkan ereigneten. An anderen Vulkanen wäre das keine Meldung wert, doch auf Stromboli sind solche Erdbeben selten und gehen für gewöhnlich einer Aktivitätssteigerung voran. Bei gleich vier Erdbeben könnte es eine signifikante Steigerung bis hin zu Paroxysmen oder sogar einer Flankeneruption geben. Vulkanwanderer sollten in den nächsten Tagen also besondere Vorsicht walten lassen. Von einer heimlichen Gipfelstürmerei rate ich abzusehen.

Das stärkste Erdbeben hatte eine Magnitude von Mb 1,5 und wurde in einer Tiefe von 3 Kilometern lokalisiert. Das Epizentrum lag unter der Südflanke des Strombolis, genauer, 1.8 km östlich von Ginostra. Zwei weitere Beben mit den Magnituden 1,1 und 1 manifestierten sich in dieser Gegend. Das vierte Beben brachte es nur auf Mb 0,5 und lag unter der Sciara del Fuoco im Norden des Strombolis.

Gestern gab es nicht nur den beschriebenen Lavaüberlauf, sondern auch eine Steigerung der Explosivität. Zwar nahm die Anzahl der Eruptionen seit meinem letzten Update zum Stromboli ab und lag bei 168 Explosionen am Tag, dafür steigerte sich der akustische Explosionsdruck auf sehr hohe Werte und erreichte in der Spitze 2,06 Bar. Das ist doppelt so hoch wie in normalen Zeiten, wenn der akustische Druck bei Werten kleiner als 1 Bar liegt. Die Tremoramplitude hat auch hohe Werte angenommen und die Anzahl der VLP-Erdbeben ist ebenfalls erhöht.

Neues Video vom Stromboli zeigt Lavaspattering aus Hornito

Gerade veröffentlichte das INGV auch ein neues Video, dass Lavaspattering aus dem neuen Hornito zeigt, der in den letzten Monaten am Nordrand des Kraters gewachsen ist. Seine Höhe wird auf gut 20 Meter geschätzt. Sollte es zu einem Paroxysmus kommen, könnte dieser Hornito kollabieren.

Alles in allem ist Stromboli in den letzten Tagen ungewöhnlich munter und die Anzeichen sprechen dafür, dass sich die Aktivität weiter erhöhen wird.

Der Ätna, den man an klaren Tagen vom Stromboli aus sehen kann, ist in den vergangenen Tagen auch seismisch wieder etwas munterer geworden. Die Shakemap des INGVs zeigt gut 2 Dutzend schwacher Erschütterungen an, die sich über den Vulkan verteilen.

Island: Erdbeben und Bodenhebung am 27.05.24

Erdbeben und Bodenhebung auf Reykjanes gehen weiter – Auch Fagradalsfjall betroffen

Auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel gehen Bodenhebung und Erdbeben weiter. Heute gab es erneut zahlreiche Erschütterungen am nördlichen Stadtrand von Grindavik und auch im Ort selbst bebte es. Erdbeben wurden auch im Bereich des Sundhnukur-Kraters registriert, der bis in den Mai hinein aktiv war. Kleinere Schwärme ereigneten sich am Fagradalsfjall, im Krysuvik-System und bei Eldey. Auch weiter offshore manifestierten sich einige Beben am Reykjanesrücken. Das stärkste Erdbeben der letzten 24 Stunden manifestierte sich dort und hatte eine Magnitude von 2,2. Innerhalb von 48 Stunden registrierte IMO 116 Erschütterungen im Bereich von Reykjanes.

Auf MBL gibt es ein Statement des IMO-Wissenschaftlers Einar Hjörleifsson zu lesen, der meinte, dass sich auch am Wochenende täglich bis zu 80 Erschütterungen entlang des magmatischen Gangs ereignet hätten. Magmenaufstieg und die dadurch ausgelöste Bodenhebung nebst Erdbeben sind seit Wochen nahezu konstant und es gibt ein hohes Eruptionsrisiko. Zum Sommer hin rechnen die IMO-Wissenschaftler aber mit einem Nachlassen der Aktivität an dieser Stelle. Wir werden sehen ob sie Recht behalten werden.

Vielleicht verlagert sich die Tätigkeit dann ja wieder in Richtung Fagradalsfjall: Seit März hob sich der Boden dort um weitere 4 Zentimeter an. Das ist sicherlich ein geringer Wert im Vergleich zur gesamten Bodenhebung bei Svartsengi, die sich seit 2020 auf 70 Zentimeter addierte, obwohl es zu mehreren Eruptionen und Intrusionen kam. So fiel die Bodenhebung während der berüchtigten Riftingepisode mit Gangbildung vom 10. November 2023 in den Negativbereich und lag mehr als 10 Zentimeter unter der Nulllinie von 2020. Genaugenommen hob sich der Boden bei Svartsengi seit diesem Tag sogar um 80 Zentimeter an.

Die Seismizität zieht momentan nicht nur auf Reykjanes wieder an, sondern auch im Bereich des subglazialen Vulkans Katla, wo sich seit Sonntag zwei Beben im Zweierbereich manifestierten. Auch westlich des Vulkans Hekla gab es vier schwache Erschütterungen. Nennenswerte Bodenhebung wird an beiden Vulkanen aktuell nicht registriert.

Neuseeland: Aktivitätszunahme auf White Island

Vulkan Whakaari auf White Island steigert Aktivität – Neues Video zeigt Veränderungen im Krater

Nachdem es am Freitag eine starke phreatische Eruption im Krater des Vulkans Whakaari auf White Island gegeben hatte, ereigneten sich am Samstag mehrere kleine Dampferuptionen, bei denen geysirartige Fontänen aus vulkanischen Sedimenten und Wasser des Kratersees gefördert wurden. Der Alarmstatus des Vulkans wurde erneut auf „Orange“ angehoben, da nicht klar war, ob größere Explosionen folgen könnten, die eine Gefahr für den Flugverkehr darstellen könnten. Solche Ausbrüche blieben bisher aus, doch das Geschehen erinnert mich an das Vorspiel vergangener Eruptionen.

Am Sonntag war die Sicht auf den Vulkan aufgrund von Bewölkung beeinträchtigt, und die Vulkanologen vom GNS wissen nicht genau, ob es zu weiteren phreatischen Ausbrüchen kam.

Am heutigen Montag unternahmen Forscher einen Beobachtungsflug über Whakaari, um einen Blick in den aktiven Krater zu werfen. Fotos und Videos zeigen, dass sich der Kratersee durch die Eruptionsaktivität erheblich verändert hat. Besonders der Schlotbereich hat Veränderungen in der Morphologie erfahren, und der Pegel des Kratersees ist gesunken. Während des Fluges konnten die Wissenschaftler die Gasemissionen messen. Diese werden nun analysiert.

Aktuell halten die vulkanischen Unruhen an. Per Livecam sieht man gelegentlich die typischen Dampf- und Gasemissionen, wenn die Sicht klar ist. Die Vulkanalarmstufe bleibt bei 3.

Die Vulkanologen vom GNS (GeoNet) meinen, dass diese jüngste Aktivität darauf hinweist, dass der Whakaari möglicherweise in eine eruptive Phase eintritt, die durch pulsierende Perioden energiereicher Dampf- und Gasemissionen gekennzeichnet ist, die möglicherweise geringe Mengen vulkanischer Asche enthalten. Es gibt derzeit keine klaren Hinweise darauf, dass die Eruptionen deutlich heftiger werden, aber dies könnte auch ohne Vorwarnung passieren.

Sollten zukünftige Eruptionen stärker werden und Vulkanasche freisetzen, könnte sich diese bei veränderter Windrichtung an Land ausbreiten. In den letzten 30–40 Jahren hat es jedoch nur selten Fälle gegeben, in denen Asche von Whakaari die Küste erreicht hat. Da sich seit dem Desaster von 2019 keine Touristen mehr auf White Island aufhalten, ist das Gefährdungspotenzial für Menschen vergleichsweise gering.

Indonesien: Vulkan Ibu erneut ausgebrochen

Ibu auf Halmahera eruptiert Vulkanasche bis auf 7300 m Höhe – Erdbebenaktivität steigerte sich signifikant

Der Gunung Ibu auf der indonesischen Insel Halmahera war in der letzten Woche ruhiger geworden. Doch die Ruhe währte nicht lange, denn heute Nacht gab es die nächste starke Eruption, die Vulkanasche bis auf eine Höhe von 7300 m über dem Meeresspiegel aufsteigen ließ. Das sind ca. 6000 m über Kraterhöhe des Vulkans. Am Vortag gab es nur eine Eruption, die Asche gut 500 m über Kraterhöhe förderte. Dafür begann schon am Sonntag die Seismizität wieder deutlich anzuziehen und es wurden fast 1800 vulkanotektonische Erdbeben registriert. Diese enorm hohe Erdbebentätigkeit wurde auch im Zusammenhang mit den anderen Eruptionen festgestellt, die stärker als die üblichen Ausbrüche am Ibu waren. Die Phase erhöhter Tätigkeit begann Mitte Mai. Es wurden einige Familien aus der direkten Nachbarschaft des Vulkans in Sicherheit gebracht. Ansonsten sind Menschen momentan nicht gefährdet, was sich natürlich ändern könnte, wenn die Eruptionen noch stärker werden.

Die indonesischen Vulkanologen haben folgende Empfehlungen herausgebracht, an die sich alle Anwohner und Besucher des Vulkans halten sollen. Die Vulkanologen machen da auch keinen Halt vor Regierungsstellen und fordern diese ebenfalls auf sich zu informieren:

  • Bewohner und Touristen in der Umgebung des Mt. Ibu sollten alle Aktivitäten innerhalb eines 4 km Radius sowie in einem sektoralen Bereich von 7 km in Richtung des nördlichen Kraters unterlassen.
  • Bei Aschefall wird Personen, die sich im Freien aufhalten, empfohlen, Nase und Mund mit einer Maske sowie die Augen mit einer Schutzbrille zu schützen.
  • Alle Beteiligten sollten eine unterstützende Atmosphäre in der Gemeinschaft aufrechterhalten, keine falschen Informationen verbreiten und sich nicht durch unklare Themen provozieren lassen. Die Öffentlichkeit sollte stets den Anweisungen der Regionalregierung folgen.
  • Die Regierung der Regentschaft West Halmahera sollte kontinuierlich mit dem Zentrum für Vulkanologie und geologische Katastrophenvorsorge in Bandung sowie dem Beobachtungsposten des Mt. Ibu in Gam Ici in Kontakt bleiben, um aktuelle Informationen über die Aktivitäten des Mt. Ibu zu erhalten.

Diese Empfehlungen gelten auch für viele andere aktiven Vulkane in Indonesien, die aufgrund ihrer Aktivität einen Alarmstatus haben, denn oft gibt es dann auch eine Sperrzone um den Krater, die allerdings unterschiedlich groß ausfallen kann.

Marapi und Dempo mit Eruptionen

Einer dieser Vulkane ist der Marapi auf Sumatra, der vor 2 Wochen in den Schlagzeilen stand, weil starke Regenfälle Lahare ausgelöst hatten. Der Vulkan erzeugte gestern eine explosive Eruption, die neues Laharmaterial bis auf eine Höhe von 1000 m über den Krater ausspie. Im Süden von Sumatra ist dann noch der Dempo aktiv geworden, der eine Aschewolke 500 m über Kraterhöhe ausspie. Der Dempo liegt in der Nähe des Vulkans Suoh, der am Freitag phreatisch eruptierte. Unruhige Zeiten in Sumatra.

USA: Weitere Tornados treffen mittleren Süden

Erneut wurde der Süden der USA von Tornados getroffen – Mindestens 15 Todesopfer

Nur zehn Tage nach der letzten großen Tornadoserie wurde der mittlere Süden der USA erneut von schweren Unwettern mit Superzellenbildung und Tornados heimgesucht. Es liegen Meldungen über 20 verschiedene Tornados vor, die große Schäden verursachten. Mindestens 15 Menschen, darunter auch einige Kinder, verloren ihr Leben.

Tornados traten in mehreren Gemeinden der US-Bundesstaaten Arkansas, Oklahoma und Texas auf und richteten besonders in Texas große Schäden an. Dort kamen sieben Menschen ums Leben. Texanische Behörden teilten mit, dass die Unwetter die stärkste Tornadoserie seit 2015 hervorbrachten. Hunderte Gebäude wurden zerstört, es kam zu massiven Stromausfällen und erheblichen Verkehrsbeeinträchtigungen. Bei Dallas wurde eine Autobahn blockiert und der Verkehr kam zum Erliegen.

Besonders betroffen war Cooke County an der Grenze zu Oklahoma. Allein hier starben fünf Mitglieder einer Familie, als ihr Haus über ihnen zusammenbrach. Der Sheriff der kleinen Gemeinde rechnete mit weiter steigenden Opferzahlen. Stromleitungen und umgestürzte Bäume erschwerten den Rettungskräften den Zugang zu den Trümmern des Hauses. Die Stärke des Tornados wurde mit EF-2 bewertet.

Neben den Todesopfern gab es auch Dutzende Verletzte, die von umherfliegenden Trümmern und Glassplittern getroffen wurden. Zahlreiche Personen suchten an einer Tankstelle an der Ausfahrt Lone Oak auf der Interstate 35 Schutz und erlitten dennoch Verletzungen. Die Ausfahrt befindet sich in der Nähe von Valley View im Cooke County.

Am Yachthafen und Campingplatz am Lake Ray Roberts entstanden ebenfalls Schäden, als Boote und Wohnmobile zerstört wurden. In Texas fiel für 100.000 Haushalte der Strom aus, in den drei betroffenen Staaten waren es insgesamt 250.000 Haushalte, die von der Stromversorgung abgeschnitten wurden.

Die Tornados kamen nicht überraschend und die Wetterdienste warnten vor schweren Unwettern in der Region. Doch wann und wo genau ein Tornado zuschlägt, lässt sich nicht lange vorher prognostizieren.

Die Atmosphäre ist nicht nur in den USA unruhig, sondern auch in vielen Teilen der Erde. Je weiter man sich subtropischen Breiten nähert, desto schlimmer wird es. In Bangladesch und Indien rüstet man sich derzeit für den Landfall des Zyklons Rema. Gestern geriet zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage ein Flugzeug in so schwere Turbulenzen, dass Passagiere verletzt wurden. Die Maschine von Qatar Airways befand sich über der Türkei.

Island: Wiederaufbau von Grindavik geplant

Erdbeben bei Grindavik gehen weiter – Komitee zum Wiederaufbau der Stadt gegründet

Den ganzen Tag über sah es so aus, als wäre die Erdbebentätigkeit auf Reykjanes zurückgegangen, doch nach einer Aktualisierung der IMO-Erdbebenseite werden nun doch wieder Erdbeben bei Grindavik angezeigt, die sich offenbar den ganzen Tag über ereigneten. An anderen Spaltensystemen auf der Halbinsel werden kaum Erschütterungen angezeigt. Ich vermute hier technische Schwierigkeiten in der Darstellung, obwohl es natürlich immer sein kann, dass die Seismizität temporär schwach ist. Am Wetter liegt es jedenfalls nicht mehr, denn es ist deutlich besser geworden.

In einem MBL-Interview kam der Direktor für Deformationsmessungen des IMOs, Benedikt Gunnar Ófeigsson zu Wort: Er meinte, dass es keine Anzeichen für eine Abschwächung von Bodenhebung und Seismizität gebe. Vermeintliche Schwankungen sollte man nicht überbewerten. Man müsse immer die Messungen über mehrere Tage betrachten. Wie andere Geoforscher zuvor denkt Benedikt, dass sich die Gesteine des Untergrunds in den letzten Monaten durch die Intrusionen verfestigt haben und dass es deshalb einen immer höheren Druck im Magmenkörper braucht, bevor es zu einer weiteren Eruption kommt. Trotzdem meint der Deformationsspezialist, dass es jederzeit zu einem Ausbruch kommen kann, und rechnet eher früher als später damit. Als wahrscheinlichsten Ausbruchsort nennt auch Benedikt wieder die Sundhnukur-Kraterreihe. Da sich hier bereits ein mächtiges Lavafeld gebildet hat, hält er diesen Ort für ungünstig, weil die Lava hier schnell die Schutzwälle um Grindavik überwinden könnte, obwohl diese weiter verstärkt werden.

Ungeachtet des weiterhin hohen Gefährdungspotenzials für Grindavik glaubt Árni Þór Sigurðsson an Erhalt und Wiederaufbau der Infrastruktur in Grindavik. Er ist Vorsitzender des Exekutivkomitees für Landunruhen in Grindavíkurbær, das vom Infrastrukturministerium eingerichtet wurde. Dafür lässt er seine bisherige Tätigkeit im Auswärtigen Amt der Regierung ruhen. Er plant nächsten Monat von Reykjavik wieder nach Grindavik zu ziehen, wo er bereits früher wohnte. Ob Árni und seine Mitstreiter sowie die Bürger von Grindavik mit dem Wiederaufbau der arg in Mitleidenschaft gezogenen Stadt Erfolg haben werden, hängt maßgeblich von der Laune der Natur ab, die sich so gar nicht nach den Wünschen der Menschen richtet und ihre eigenen Pläne verfolgt.

Kanlaon: Schwarmbeben am 26. Mai 2024

Schwarmbeben unter dem Vulkan Kanlaon deutet auf Gesteinsbruch hin – Vulkanische Unruhen erwartet

Auf der philippinischen Insel Negros sorgt der Vulkan Kanlaon für Beunruhigung, da sich unter ihm ein weiterer Erdbebenschwarm ereignet hat. Laut einer Sondermeldung des Instituts PHIVOLCS manifestierten sich heute zwischen 13:35 Uhr und 16:30 Uhr Ortszeit vierundzwanzig vulkanotektonische Erdbeben. Diese wurden vom Kanlaon Volcano Network aufgezeichnet.

Die Magnituden dieser Erdbeben lagen zwischen ML 0,8 und ML 2,3 und traten in Tiefen von 0 bis 6 Kilometern unter der Westflanke des Vulkans auf. Seit dem 1. Januar 2024 ist der Ausstoß von vulkanischem Schwefeldioxid (SO2) aus dem Gipfelkrater erhöht und beträgt durchschnittlich 1.291 Tonnen pro Tag. Die letzte SO2-Messung am 26. Mai 2024 ergab einen Durchschnitt von 2.003 Tonnen pro Tag.

Bodenverformungsdaten aus kontinuierlichen GPS- und elektronischen Neigungsmessungen zeigen eine anhaltende Inflation unter der Westflanke des Vulkans, die zwischen April und Juli 2023 begann und die erhöhte Seismizität erklärt. Eine längerfristige Inflation des gesamten Vulkans wird seit März 2022 beobachtet. Vulkanologen vermuten, dass viele Erdbeben durch Fluidbewegungen ausgelöst werden. Der aktuelle Erdbebenschwarm deutet jedoch auf Gesteinsbrüche hin, die zu weiteren Unruhen führen könnten.

Die Öffentlichkeit wird daran erinnert, dass für den Kanlaon derzeit Alarmstufe 1 gilt. Sollte der oben genannte Aufwärtstrend bei den Überwachungsparametern anhalten, könnte der Vulkanstatus auf Alarmstufe 2 angehoben werden, um vor zunehmenden Unruhen zu warnen. Der Öffentlichkeit und den örtlichen Behörden wird dringend empfohlen, wachsam zu sein und die vier Kilometer lange permanente Gefahrenzone (PDZ) nicht zu betreten, da die Wahrscheinlichkeit plötzlicher und gefährlicher phreatischer Ausbrüche ohne Vorwarnung steigt. Die Zivilluftfahrtbehörden müssen den Piloten außerdem raten, Flüge in der Nähe des Vulkangipfels zu vermeiden, da der Auswurf eines plötzlichen phreatischen Ausbruchs für Flugzeuge gefährlich sein kann. DOST-PHIVOLCS überwacht die Aktivitäten des Vulkans Kanlaon genau und wird alle neuen Entwicklungen unverzüglich mitteilen.

Auf den Philippinen ist auch der Taal weiter unruhig. In den letzten Tagen gab es keine phreatischen Eruptionen, dafür verdoppelte sich der Schwefeldioxid-Ausstoß auf fast 5000 Tonnen am Tag.

Vanuatu: Starkes Erdbeben Mw 6,3

Starkes Erdbeben der Magnitude 6,3 erschüttert Inselstaat Vanuatu – Mehrere Vulkane in der Nähe

Datum: 25.05.2024 | Zeit: 22:23:16 UTC | Lokation: -17.109 ; 167.884 | Tiefe: 29 km | Mw 6,3

Gestern Abend gab es im Inselstaat Vanuatu ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,3. Das Hypozentrum befand sich in 29 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 83 km nordwestlich von Port-Vila verortet. Demnach ereignete sich das Beben offshore. Dennoch wurde es auf der Insel Efate deutlich gespürt und Häuser begannen zu schwanken. Bebenzeugen empfanden die Erschütterungen als moderat und schwächer, als man bei dieser Magnitude erwarten würde, was vermutlich der Tiefe des Hypozentrums geschuldet sein dürfte. Aufgrund der Tiefe des Erdbebenherds bestand auch keine Tsunamigefahr. Meldungen über Schäden liegen nicht vor, dennoch war es der stärkste Erdstoß der letzten 24 Stunden.

Das Erdbeben ist für den Kontext von Vnet von besonderem Interesse, da es sich bei Vanuatu um einen vulkanischen Inselbogen handelt, der Teil des zirkumpazifischen Feuergürtels ist. Hier gibt es mehrere als aktiv eingestufte Vulkane, deren Tätigkeit durch das Erdbeben beeinflusst werden könnte. In Eruption begriffen ist aktuell nur der daueraktive Vulkan Yasur auf der Insel Tanna, dennoch befinden sich fünf Vulkane auf Alarmstufe „2“ und zwei Feuerberge stehen auf „1“. Am wahrscheinlichsten halte ich, dass die Vulkane auf Ambrym und Ambae aktiviert werden könnten.

Der Erdstoß stand mit dem Vanuatu-Graben (Neueherbridengraben) in Verbindung und lag nur wenige Kilometer östlich dieser dominanten Subduktionszone, an der die Australische Platte unter die Pazifikplatte abtaucht und aufschmilzt. Bei diesem Prozess entsteht ein Teil des Magma, das an den Vulkanen Vanuatus eruptiert wird.

Das Erdbeben bei Vanuatu war zwar der stärkste Erdstoß der letzten 24 Stunden, aber nicht das einzige interessante Beben in Vulkanregionen. So gab es bei den Liparischen Inseln einen Erdstoß Mb 2,2 in der großen Tiefe von 154 Kilometern. Unter dem isländischen Gletschervulkan Katla bebte es mit einer Magnitude von 2,8. Seltsamerweise gab es nur sehr wenige Erdbeben unter Reykjanes.