Gunung Agung: Vogelsterben auf Bali

Update 27.09.2017:
Gestern ereignete sich das bisher stärkste Erdbeben am Gunung Agung, seit der Hochsetzung der Alarmstufe. Es hatte eine Magnitude von 4,2. Das Hypozentrum lag in 5 km Tiefe, unter der Westflanke des Vulkans. Heute Nacht nahm die Anzahl flacher Erdbeben weiter zu. Im Falle einer Eruption mit Flughafensperrung stellt die Regierung 100 Busse zur Verfügung, mit denen Touristen zu den Nachbarinseln evakuiert werden sollen. Die Gefahr dort wegen Flugausfällen zu stranden ist somit geringer geworden. Allerdings kann ein wirklich heftiger Ausbruch erfolgen, der das öffentliche Leben im großen Umkreis lahm legen kann. Reisende sollten sich bewusst sein, dass sie sich plötzlich in einer der schlimmsten Naturkatastrophen der letzten Jahre wiederfinden könnten. Straßen könnten unpassierbar werden und die Versorgung mit Strom und Trinkwasser zusammenbrechen. Je länger die seismische Phase dauert und je stärker die Erdbeben werden, desto mehr Magma sammelt sich im Vulkan. Bisher ist nicht klar, ob es sich um dünnflüssiges Magma handelt, dass eher als Lavastrom gefördert wird, oder ob es sich um eine zähflüssige Schmelze handelt, die explosiv eruptiert und große Aschewolken fördert. Letztere Eruptionen sind die gefährlicheren. Beim letzten Ausbruch 1963, wurde zuerst ein Lavastrom eruptiert und nach einigen Wochen folgten die großen Explosionen mit Aschewolken, pyroklastischen Strömen und Laharen. In Abhängigkeit von der Windrichtung kann Vulkanasche mehrere 100 Kilometer weit verfrachtet werden und auf Städte abregnen. Dort können dann ggf. auch keine Flugzeuge landen und starten. Es können also auch Orte auf den Nachbarinseln betroffen werden!

Disclaimer: Mich erreichen zunehmend mehr Nachrichten von besorgten Bali-Urlaubern, die mich nach meiner Einschätzung fragen. Ich möchte darauf Hinweisen, dass ich gerne Auskunft gebe, meine Einschätzungen und Nachrichten hier im Blog sind allerdings ohne Gewähr und ich übernehme keinerlei Verantwortung für evtl. Folgeschäden. Niemand kann mit Gewissheit sagen, ob, wann und wie Gunung Agung ausbrechen wird. 

Originalmeldung:
Erst verließen Schlangen und Affen den bebenden Vulkan, jetzt fallen die Vögel vom Himmel und es grassiert ein Vogelsterben im Umfeld des Vulkans. Wissenschaftlich bewiesen ist es nicht, allerdings geht man davon aus, dass der Agung giftige Dämpfe ausstößt, an denen die Vögel sterben. Die meisten Tiere am Vulkan sterben allerdings durch Kohlendioxid, welches schwerer als Luft ist und sich am Boden besonders in Senken sammelt. Das Gas verdrängt den Sauerstoff und die Tiere ersticken. Dass Vögel in Massen tot von Bäumen fallen ist ein mir neues Phänomen im Zusammenhang mit vulkanischen Gasen. Eine andere Möglichkeit die mir in diesem Zusammenhang einfällt, wäre das Wirken von Infraschall, oder eine Störung des Erdmagnetfeldes, an dem sich Vögel orientieren. Allerdings ist auch nicht bewiesen, dass Infraschall Vögel töten kann. Dank an Matthias Vollmer, der mich auf einen entsprechenden Artikel bei WetterOnline aufmerksam machte.

Fakt ist auf jeden Fall, dass bereits fast 80.000 Menschen das Umfeld des Vulkans verlassen haben. Einige weigern sich allerdings der Evakuierung zu folgen. Die Bebentätigkeit ist sehr hoch und es muss praktisch jeder Zeit mit einem Ausbruch gerechnet werden. Kurz zuvor wird sehr wahrscheinlich Tremor einsetzten, der bisher entgegen einigen Medienberichten noch nicht registriert wurde.

Campi Flegrei: Magmakammer lokalisiert

Der italienische Supervulkan Campi Flegrei rückt immer wieder in den Fokus medialen Interesses. Erst vor 2 Wochen sorgte der Calderavulkan bei Neapel für Schlagzeilen, als fast eine ganze Familie in den Gasen des Vulkans erstickte. Nun wurde ein aufsehenerregender Artikel von Forschern um Lucca De Siena (Universität Aberdeen) veröffentlicht. Wie fast jede neue Studie um die Campi Flegrei schürt auch diese Arbeit sorgen um einen bevorstehenden Vulkanausbruch, der so stark sein könnte, dass er unsere Lebensart drastisch beeinflusst.

Die Forscher werteten in erster Linie seismische Daten von mehr als 10.000 Mikroerdbeben aus, die sich in der seismischen Hochaktivitätsphase 1983-84 ereigneten und fertigten ein tomographisches Model (wie es bereits am Yellowstone gemacht wurde) des Untergrundes der Campi Flegrei an. Die resultierende Grafik enthüllt Zonen, in denen es keine Erdbeben gab, oder in denen sich die Erdbebenwellen sehr langsam ausbreiteten. Laufzeitunterschiede von Erdbebenwellen werden durch unterschiedliche Dichte des Materials verursacht und deuteten in diesem Fall auf Fluide hin, die hier erstmalig direkt als Magma angesehen werden. Zudem korrelierten die Forscher die seismischen Daten mit verschiedene physikalischen und chemischen Parametern wie Deformation und Gasflux. Die Summe der Daten lässt nun den Rückschluss zu, dass während der seismischen Krise der 1980iger Jahre Magma aufstieg und dabei die gesamte Region um 180 cm anhob. Das Magma wurde nur durch eine 1-2 km mächtige Gesteinsschicht an der Eruption gehindert. Es soll sich in 4 km Tiefe direkt unter der Stadt Pozzuoli angesammelt haben und breitete sich dann entlang der deckelnden Gesteinsschicht aus. Ein großer Teil des Magmas migrierte in westlicher Richtung unter dem Meeresboden. Vor dem Golf von Pozzuoli liegen die Inseln Procida und Ischia. Der Boden bei Pozzuoli senkte sich wieder ab, als das Magma seitwärts abfloss. So lässt sich nicht einmal sagen, ob der nächste Ausbruch der Campi Flegrei wirklich innerhalb der Caldera stattfinden wird, oder ob sich das Magma außerhalb des eigentlichen Vulkansystems einen Weg nach oben sucht. Es ist auch durchaus möglich, dass eventuelle Anzeichen einer bevorstehenden Eruption übersehen werden, besonders, wenn sich diese am Meeresboden manifestieren sollten.

Aufgrund der Deckschicht wird die Campi Flegrei nun gerne mit einem Dampfdrucktopf verglichen, der jeder Zeit hoch gehen kann.

Die Wissenschaftler sind überzeugt, dass ihre Arbeit nur den oberen Teil eines Magmareservoirs enthüllte, quasi die Spitze des Eisberges. Wie groß die Hauptkammer ist lässt sich nicht sagen. Obwohl die neuen Forschungsergebnisse den Zustand des Vulkans in den 1980iger Jahren beschreiben, steigert der Bericht die Angst vor einem baldigen Vulkanausbruch mit globalen Folgen. Diese Angst wurde zuletzt durch eine Arbeit Ende 2016 vergrößert. Seismische Aktivitätsphasen wie in den 1980iger Jahren ereigneten sich mehrmals in der Campi Flegrei. Sie wurden unter dem Phänomen des Bradyseismos beschrieben und man ging davon aus, dass hydrothermale Tiefenwässer für die Bodenhebung verantwortlich seien. Reservoirs mit diesen Fluiden entdeckten die Forscher der Uni Aberdeen ebenfalls. Bei allen Betrachtungen ist zu bedenken, dass sich Hebungsphasen bereits zu Zeiten der Römer ereigneten und dass sich der Boden dabei um bis zu 300 cm hob und senkte, ohne dass eine Eruption erfolgte!

Für mich ergeben sich folgende Rückschlüsse aus den Berichten der letzten Monate:

  • Der Vulkan Campi Flegrei ist ein aktives Vulkansystem und kein ruhender Vulkan.
  • Vor einer Eruption wird es deutliche Anzeichen von Magmenaufstieg geben.
  • Diese Anzeichen richtig zu interpretieren wird das große Kunststück sein, denn wir wissen erst wie sich der Vulkan vor einem Ausbruch verhalten wird, wenn eine Eruption mit modernen Instrumenten beobachtet wurde.
  • Ich rechne weder heute, noch morgen mit einem Vulkanausbruch der Campi Flegrei. Wir sollten Aussagen wie „jeder Zeit ausbrechen“ unter dem Aspekt geologischer Zeiträume betrachten: der Vulkan kann in ein paar Monaten, Jahren, oder Jahrtausenden ausbrechen.
  • Eine Immobilie würde ich mir im Gebiet der Campi Flegrei dennoch nicht kaufen.

Originalbericht bei nature.com

Gunung Agung: Seismik weiterhin hoch

Am Gunung Agung auf der indonesischen Insel Bali ist die Situation quasi unverändert. Die Seismik ist hoch und besonders die Anzahl der Erdbeben in geringer Tiefe zeigt an, dass sich das Magma einen Weg nach Oben sucht. Ob- und wann es letztendlich ausbricht ist ungewiss. Die indonesischen Vulkanologen waren sich am Freitag zunächst sicher, dass eine Eruption unmittelbar bevorsteht, doch nun relativieren sie ihre Aussagen etwas. Die Situation verdeutlicht einmal mehr, wie individuell Vulkane sind und dass man Forschungsergebnisse nicht 1:1 auf andere Vulkane übertragen kann. Bis jetzt sind rund 50.000 Menschen evakuiert worden und die ersten Anwohner werden unruhig: gerade Bauern und Farmer mussten ihr Vieh zurücklassen, welches nun zu verhungern droht. Es dauert bestimmt nicht mehr lange, bis diese Menschen in ihre Dörfer zurückkehren, sollte die Eruption weiter auf sich warten lassen.

Aboa mit strombolianischer Aktivität

Der Vulkan Aboa (Manaro Voui ) auf der Insel Ambae (Vanuatu) ist weiterhin aktiv. Die Stärke der Eruption hat allerdings nachgelassen. Luftaufnahmen zeigen 2 strombolianisch aktive Förderschlote im Schlackenkegel, der eine Insel im Kratersee des Vulkans bildet. Durch die Interaktion der Lava mit dem Seewasser können sich die Explosionen drastisch verstärken. Es kommt dann zu phreatomagmatischen Eruptionen.

Fuego moderat aktiv

Der Fuego in Guatemala eruptiert Aschewolken und glühende Tephra. Letztere erreicht eine Höhe von ca. 150 m. Die Vulkanasche steigt bis in einer Höhe von 4700 m auf. Die Eruptionen erfolgen alle 5 Minuten. Nach seinem letzten Paroxysmus eruptierte der Vulkan ohne Pause weiter.