Campi Flegrei: Fumarolentemperatur steigerte sich

Kleiner Erdbebenschwarm erschütterte Campi Flegrei – Temperatur der Pisciarelli-Fumarole erhöht

Nachdem es einige Tage lang recht wenige Erdbeben im Bereich der süditalienischen Caldera Campi Flegrei gab, steigerte sich die Aktivität gestern zu einem kleinen Schwarm, der sich aus 19 Beben zusammensetzte. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 1,3 und ein Hypozentrum in 1,6 Kilometern Tiefe. Die Epizentren konzentrierten sich auf die Solfatara-Gegend. Ich gehe davon aus, dass die Beben mit Fluidbewegungen im Hydrothermalsystem zusammenhingen. Dafür sprechen die geringen Magnituden und Tiefen, aber auch die Lokation der Beben.

Dem INGV-Tätigkeitsbericht für die Woche 11.–17. November 2024 ist zu entnehmen, dass die Gastemperatur der Pisciarelli-Fumarole um ein Grad auf durchschnittlich 97 Grad gestiegen ist. Die Temperatur wird im Gastral in 5 Metern Entfernung zum Fumarolenmund gemessen. Außerdem wurde viel Flüssigkeit ausgestoßen, die sich im Fangobecken um die Fumarole ansammelt.

Die Vulkanologen sehen, dass der mehrjährige Trend von Druckbeaufschlagung und Temperaturerhöhung des hydrothermalen Systems des Vulkans anhält, denn auch der Gasausstoß ist weiterhin hoch. Vor allem ist es Kohlendioxid, das dem Erdboden entweicht. Es gab zwar keinen signifikanten Anstieg der Kohlendioxidkonzentration, aber größere Schwankungen in den Messwerten. Zum Trend gehört auch, dass sich der Boden weiterhin mit einer Rate von 1 Zentimeter pro Monat hebt. Da sich die Heberate während des Frühsommers auf 2 Zentimeter pro Monat beschleunigt hatte, hob sich der Boden in diesem Jahr bereits um 17 Zentimeter.

Steigender Druck und Bodenhebung gingen einher mit 46 schwachen Erdbeben, die in der letzten Woche detektiert wurden. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 1,8. Erdbeben, die eindeutig mit Rissbildungen im Grundgebirge einhergingen, wurden nicht festgestellt.

Vesuv mit weiteren Erdbeben

Bereits gestern Morgen habe ich vom Schwarmbeben unter dem Vesuv berichtet. Zu diesem Zeitpunkt war das Schwarmbeben noch nicht vorbei und bis heute hat sich die Zahl der Beben auf 32 verdoppelt. Sieht so aus, als wäre der Vesuv momentan seismisch aktiver als die Campi Flegrei. Ich bin mal auf den nächsten Monatsbericht gespannt, ob die langjährige Subsidenz beendet ist.

Island: Eruptionsstärke nimmt ab

Vulkanausbruch der Sundhnúkur-Kraterreihe bleibt aktiv – Lavaausstoß nimmt ab

Der Vulkanausbruch auf Island geht auch am 4. Tag der Eruption weiter, allerdings hat die Stärke der Eruption in den frühen Morgenstunden sichtlich nachgelassen. Dabei folgt der Ausbruch in etwas dem, was wir in den vorangegangenen Eruptionen gesehen haben: Die Tätigkeit beschränkt sich zunehmend auf wenige Schlote, um die Schlackenkegel wachsen. Durch Breschen in diesen Kegeln fließen Lavaströme, die von kleinen Fontänen gespeist werden. Aktuell sieht man nur noch Lava aus zwei dieser neu gebildeten Kegel spritzen, wobei die stärkste Aktivität aus dem Kegel stattfindet, den ich gestern noch als Spaltensegment bezeichnet habe.

Die Subsidenz verläuft nicht mehr ganz so schnell wie in den ersten Tagen und die Kurve der GPS-Daten flacht langsam weiter ab. Allerdings wird immer noch mehr Lava ausgestoßen, als aus der Tiefe als Magma aufsteigt. Bis jetzt gibt es aber keinen Grund zur Annahme, dass sich in der Tiefe unter Svartsengi etwas geändert hat und keine neue Schmelze aus großen Tiefen mehr aufsteigt. Doch Klarheit darüber werden wir erst erlangen, wenn sich wieder eine Bodenhebung einstellt.

Gestern war der westliche Lavastrom noch aktiver, als ich zunächst dachte: die Lava drang mittags noch bis auf Höhe der Blauen Lagune vor und erhöhte den Lavastrom, so dass man vor Ort auch die Befestigungsanlagen weiter verstärken musste. Man traf Vorbereitungen, um wieder Wasser auf die Lava zu pumpen, um den Lavastrom abzukühlen und an seiner weiteren Expansion in Richtung Süden zu hindern.

Ärger gab es nicht nur mit der Lava, sondern auch wieder mit allzu neugierigen Touristen, die sich dem Eruptionsgebiet annähern wollten und von der Polizei aus dem Sperrgebiet geleitet wurden.

Ein weiteres Ärgernis stellte die Luftverschmutzung dar, die gestern Abend in Grindavik groß war, als der Wind die Vulkangase dorthin wehte. Vor allem die Schwefeldioxid-Konzentration erreichte ein Niveau, das gesundheitsgefährdend ist. IMO gab eine Warnung aus und empfahl den Menschen, sich in geschlossenen Räumen aufzuhalten und Klimaanlagen auszuschalten und Fenster geschlossen zu halten.

Dukono eruptiert Asche auf 4300 m Höhe

Vulkan Dukono stößt Aschewolken bis auf 4300 m Höhe aus – Seismizität der Molukkensee erhöht

Der Dukono auf der Insel Halmahera (Indonesien) erzeugte heute eine Eruption, bei der laut VAAC Darwin Vulkanasche bis auf eine Höhe von 4300 m aufstieg und in Richtung Westen driftete. Dabei verbreitete sie sich weit über die Molukkensee und legte die halbe Strecke bis nach Sulawesi zurück.

Das VSI berichtete, dass die Aschewolke gut 3000 m über Kraterhöhe aufstieg. Es wurde beobachtet, dass die Eruptionswolke sehr dicht war und eine weiße bis graue Färbung aufwies. Die weiße Farbe deutet auf Wasserdampf hin, während das Grau von Vulkanasche stammt. Wenn ich mir so das Bild betrachte, sehe ich allerdings kein Wasserdampf, sondern nur eine dichte Aschewolke.

Der Dukono ist ein daueraktiver Vulkan, der aber gerade eine erhöhte Aktivität zeigt. Die Eruptionen kommen etwas weniger häufig als sonst, sind dafür aber stärker und steigen höher auf. Gestern wurden 98 Eruptionen festgestellt. Da Regenzeit ist und der Vulkan häufig in den Wolken hängt, sind visuelle Beobachtungen eher selten.

Während am Dukono praktisch keine vulkanotektonischen Erdbeben registriert werden, kommt es in der Region häufig zu tektonischen Erschütterungen. In den letzten Tagen war auch die überregionale Aktivität in der Molukkensee zwischen Halmahera und Sulawesi hoch: Im November gab es bis jetzt 40 Erschütterungen mit Magnituden ab 2,9. Die beiden stärksten Beben brachten es auf Mb 5,4 und 5,2. Bereits bei früheren Phasen mit einer erhöhten Seismizität konnte man beobachten, dass auch die Stärke der Eruptionen am Dukono zunahm.

Darüber hinaus gibt es an einigen Vulkanen der Region eine Zunahme vulkanotektonischer Erdbeben und es könnte sein, dass bald weitere Vulkane auf Sulawesi und den Sangihe-Inseln im Norden von Sulawesi erwachen. Zu diesen Vulkanen zählen der Lokon auf Sulawesi und die Inselvulkane Karangetang und Awu im Sangihe-Archipel, das sich zwischen Nordindonesien und den südlichen Philippinen erstreckt.

Sakurajima: Aschewolke in 3600 m Höhe

Sakurajima erzeugte neue Eruptionsserie – Vulkanasche in 3600 m Höhe detektiert

In Japan eruptiert der Sakurajima seit einigen Tagen wieder vermehrt Vulkanasche, wobei er am Abend des 22.11.24 auch eine stärkere Eruption erzeugte, bei der Asche bis auf eine Höhe von 3600 Metern aufstieg und vom Wind in Richtung Süden geweht wurde, wo sich die Asche über ein großes Gebiet ausbreitete. Auf einem Livecam-Aufnahmen ist zu sehen, dass rotglühende Tephra hunderte Meter hoch ausgeworfen wurden und auf der Außenflanke des Vulkans landete. Dabei wurde  das obere Drittel des Vulkans mit rotglühender Tephra eingedeckt. Vulkanische Blitze waren hingegen nicht zu sehen.

Ob die Eruptionen mit den Erdbeben zusammenhängen, die sich im Bereich von Kyushu in den vergangenen Tagen ereigneten, lässt sich wissenschaftlich nicht belegen. Dennoch lässt sich nicht ausschließen, dass die Erschütterungen die Eruptionen triggerten, wobei der Sakurajima auch ohne von Erdbeben angeregt zu werden immer wieder Eruptionsphasen erzeugt.

Die Vulkanologen vom JMA brachten am Mittag des 22. Novembers ein Bulletin heraus in dem die letzte und stärkste Eruption der Serie aber noch nicht vorkommt. Bis dahin steig ei Vulkanasche bis zu 1400 m über dem Kraterrand auf und warf vulkanische Bomben und Blöcke bis zu 500 m weit aus, so dass die Schlacken bei der 9. seismischen Messstation landeten.

Mithilfe sehr lichtempfindlicher Kameras konnten Leuchterscheinungen rotglühender Lava aufgenommen werden.
Die Eruptionen gingen vom Minamidake aus, während der Showadake weiterhin ruhig blieb.

Während die Seismizität direkt am Vulkan von den Vulkanologen als gering bezeichnet wird (obwohl ich eine leicht steigende Tendenz sehe), wurde ein sehr hoher Gasausstoß beobachtet. Messungen vom 21. November haben ergeben, dass 3100 Tonnen Schwefeldioxid am Tag freigesetzt wurden. Bei der letzten Messung davor betrug der Wert sogar 4800 Tonnen. Gegenüber den Vormonaten ist das eine signifikante Steigerung, die darauf hindeutet, dass sich die Magmenakkumulation unter dem Vulkan vergrößert hat. Unter diesen Bedingungen ist eine Aktivitätszunahme möglich. eine Abschwächung hingegen unwahrscheinlich.

Anzahl der vulkanischen Erdbeben und Explosionen zwischen dem 18. und 22. November (15:00 Uhr):
Ereignisübersicht

Datum Erdbeben Explosionen
18. November 10 1
19. November 8 0
20. November 5 1
21. November 16 0
22. November (bis 15:00) 9 0

Katastrophenvorsorgemaßnahmen

  • Sicherheitsabstand
    Es wird dringend empfohlen, sich mindestens 2 km von den Kratern Minamidake und Showa entfernt aufzuhalten.
    Achtung vor Vulkanblöcken und pyroklastischen Strömen in diesem Bereich.
  • Asche und kleinere Vulkanfragmente
    Vulkanasche und kleinere Gesteinsfragmente können durch Wind weit verbreitet werden. Besonders auf der Leeseite ist Vorsicht geboten.
  • Luftdruckwellen
    Starke Luftdruckwellen durch Explosionen können Fensterglas beschädigen. Bitte seien Sie darauf vorbereitet.
  • Murgänge
    Bei zukünftigen Regenfällen könnten die Bedingungen für Schlamm- und Schuttströme durch Vulkanaschefall verstärkt werden.