Ätna: Zunahme der Erdbebentätigkeit Ende Mai

Vermehrt schwache Erdbeben am Ätna – neue Schote an der Nordwestseite des Südostkraters

Catania, 30.05.2025Am Ätna auf Sizilien ist es zuletzt ruhiger geworden und die eruptive Phase des Südostkraters scheint vorbei zu sein. Wir erinnern uns: Zwischen dem 12. März und 12. Mai erzeugte der Ätna 13 Episoden, die mit strombolianischen Eruptionen begannen und sich dann wie ein Paroxysmus steigerten, so dass kleine Lavafontänen entstanden und auch Lavaströme gefördert wurden. 

Erdbeben am Ätna. © INGV

Diese Eruptionen erreichten nicht die Gewalt eines normalen Paroxysmus, weshalb nur wenige Autoren diesen Begriff auf diese Ausbrüche anwendeten. Anzeichen für eine weitere Eruption gibt es aktuell nicht, allerdings nahm in den letzten Tagen die Seismizität am Ätna leicht zu: In der letzten Woche wurden 29 schwache Erschütterungen registriert, die sich in einem gut 5 Kilometer Umkreis um den Gipfel verteilen. Auffällig ist die Tiefenverteilung der Beben: Im Westen des Vulkans sind sie am tiefsten und im Osten am flachsten. Im Monatsverlauf wurden 98 Beben detektiert. Jetzt, wo die Eruptionen beendet zu sein scheinen, baut sich wieder ein höherer Druck im Speichersystem des Vulkans auf, der Spannungen im Gestein verursacht und vermehrt zu den Beben führt. Man kann davon ausgehen, dass die Ruhe am Ätna nicht lange währen wird.

Neue Schlote im Nordwesten des Südostkraterkegels

Die neuen Schlote. © INGV

Im letzten Wochenbulletin für den Beobachtungszeitraum vom 19. bis zum 25. Mai präsentieren die Vulkanologen vom INGV eine Karte der Lavaströme, die bei den letzten beiden eruptiven Episoden gefördert wurden. Sie flossen durch die beiden Scharten im Südostkraterkegel, die in Richtung Osten und Süden zeigen. Die beiden Ströme im Osten kamen besonders weit und flossen in das Valle del Bove, wo sie die 2500-m-Höhenlinie erreichten. Interessant ist auch der Umstand, dass sich im Nordwesten des Südostkegels neue Förderschlote auf der Außenseite des Kegels auftaten, die in Richtung Bocca Nuova weisen. Hier könnte im Laufe der Zeit eine weitere Scharte entstehen.

Die meisten geophysikalischen Parameter zeigten sich in der letzten Woche relativ unauffällig. Die Konzentrationen von Schwefeldioxid und Kohlendioxid sind vergleichsweise niedrig gewesen, einzig das Helium-Isotopenverhältnis ist auffällig und zeigt, dass sich in der Tiefe Magma akkumuliert. Einen Hinweis auf eine Magmenansammlung in geringer Tiefe liefert die Analyse der Tremorquellen: In wenigen hundert Metern Tiefe unter dem Südostkrater scheint sich ein Magmenkörper zu befinden, der sich in Nord-Südrichtung erstreckt und nicht mehr, wie es früher oft der Fall war, seine Finger bis unter die Bocca Nuova ausstreckt. Dafür reicht er aber bis unter den Nordostkrater und es ist möglich, dass dieser demnächst aktiv werden wird.

Die Vulkanologen halten ihre Warnung aufrecht, dass es jederzeit zu Paroxysmen kommen, die starken Aschefall verursachen könnten. Sie Bildung pyroklastischer Ströme schließen sie nicht aus. Der Alarmstatus bleibt auf „Gelb“.

Kanada: verheerende Waldbrände in Provinz Manitoba

Größte Evakuierung der Provinzgeschichte von Manitoba infolge von Waldbränden – Rauch zieht bis in die USA

Winnipeg, 29.05.2025Während der US-amerikanische Präsident Trump in seinen größenwahnsinnigen Fantasien davon träumt, Kanada als 51. Bundesstaat zu annektieren, leiden die Menschen des Staates unter sich schnell ausbreitenden Waldbränden, die große Schäden verursachen. Am schwersten in Mitleidenschaft gezogen ist die Provinz Manitoba, die eine der schwersten Waldbrandkatastrophen ihrer Geschichte erlebt.

Über 17.000 Menschen wurden aufgrund der sich schnell ausbreitenden Brände zur Evakuierung aufgerufen, was ein trauriger Rekord darstellt. Die Regierung rief den Notstand aus, um schnellere Hilfs- und Rettungsmaßnahmen zu ermöglichen. Besonders betroffen sind abgelegene Gemeinden im Norden sowie die Bergbaustadt Flin Flon, in der etwa 5.000 Menschen leben.

Der Premier Manitobas, Wab Kinew, bat die Bundesregierung um militärische Unterstützung. Flugzeuge sollen kurzfristig eingesetzt werden, um Bewohner gefährdeter Regionen in Sicherheit zu bringen, was ebenfalls ein Novum ist. Ein Großteil der Evakuierten wird in der Provinzhauptstadt Winnipeg untergebracht, wo Notunterkünfte vorbereitet wurden. Auch andere Provinzen wie Alberta kämpfen derzeit mit Bränden, die bereits zu Störungen in der Öl- und Gasproduktion geführt haben.

Prognosen deuten darauf hin, dass sich die Lage in den kommenden Tagen weiter zuspitzen könnte. Grund hierfür sind anhaltende Trockenheit und starke Winde die die Flammen in Windeseile ausbreiten.

158 Waldbrände wüten in Kanada – Feuer und Rauch vom Weltraum aus zu sehen

In ganz Kanada sind laut dem Canadian Interagency Forest Fire Centre aktuell 158 Waldbrände aktiv, etwa die Hälfte davon gilt als außer Kontrolle. Allein in Manitoba sind in diesem Jahr bereits rund 199.000 Hektar Waldfläche verbrannt. Bundesweit beläuft sich die betroffene Fläche bereits auf über 620.000 Hektar – eine Entwicklung, die an die Rekordsaison des Vorjahres erinnert, als mehr als 17 Millionen Hektar landesweit in Flammen aufgingen. Dabei wurde auch die historische Goldgräberstad Jasper zerstört.

Rauchschwaden verbreiten sich weit. © Copernicus

Die gewaltigen Feuer sind auch aus dem Weltraum aus zu sehen – etwa von der Internationalen Raumstation aus oder via Satellit. Auf deren Bilder sind die gewaltigen Rauchschwaden zu sehen, die sich über große Gebiet ausbreiten.

Die Auswirkungen der Brände sind auch jenseits der kanadischen Grenze zu spüren. Meteorologen warnen davor, dass starke Nord-Süd-Winde den Rauch in die US-Bundesstaaten des Mittleren Westens treiben könnten. Besonders in Minnesota, Wisconsin, Illinois und Michigan wird mit erhöhter Luftverschmutzung und eingeschränkter Sicht gerechnet.

Die Kombination aus ungewöhnlich trockenen Bedingungen, anhaltender Dürre und fehlenden Niederschlägen verschärft die Situation. Meteorologen sehen im Klimawandel einen der Hauptfaktoren für die zunehmende Häufigkeit und Intensität solcher Extremereignisse.

Sakurajima: Bedrohlich wirkender Vulkanausbruch

Starke Explosion am Sakurajima erzeugte bedrohlich wirkende Aschewolke

Kagoshima, 29.05.2025Auf der japanischen Insel Kyushu erzeugte der Sakurajima heute eine explosive Eruption, in deren Folge Vulkanasche bis auf 2700 m Höhe aufstieg und vom Wind gen Südwesten getrieben wurde und auf die Stadt Kagoshima zutrieb. Der Wind war dabei so stark, dass die Aschewolke nach unten gedrückt wurde und aus einigen Perspektiven wie ein pyroklastischer Strom aussah, der über die Flanke in Richtung der 10 Kilometer entfernten Stadt zu glitt. Das Geschehen konnte durch Wolkenlücken beobachtet werden und wirkte sehr bedrohlich.

In den Sozialen Medien wurden zahlreiche Fotos der Eruption geteilt, die auch aus den Häuserschluchten von Kagoshima aufgenommen wurden und daher noch dramatischer wirkten. Dass die Asche in Richtung der Großstadt weht, ist eher ungewöhnlich, für gewöhnlich wehen die Aschewolken in südöstlicher Richtung. In Kagoshima kam es auch zu leichtem Ascheniederschlag.

In Phasen mit besonders heftigen Eruptionen kann es in Kagoshima und besonders in den Orten am Fuß des Vulkans mitunter zu starkem Ascheniederschlag kommen. Es besteht auch eine reale Gefahr durch Lahare und pyroklastische Ströme. Daher trainiert man in Schulen regelmäßig den Ernstfall.

In den vergangenen Tagen war der Sakurajima vergleichsweise ruhig, nachdem er zwischen dem 14. und 23. Mai ununterbrochen aktiv gewesen war. Laut dem gestrigen JMA-Update hat sich während der Eruptionspause aber in Bezug auf die geophysikalischen und chemischen Parameter nicht viel geändert, denn es wurde von einer anhaltenden Inflation des Vulkans berichtet, wodurch sich der Vulkankörper weiter ausdehnt und der Hang versteilt. Darüber hinaus gibt es seit Jahren Magmainflation im tieferen Untergrund der Aira-Caldera, aus der sich der Sakurajima erhebt.

Der Schwefeldioxid-Ausstoß erreichte am 20. Mai einen extremen Spitzenwert von 11.200 Tonnen am Tag. Dieser Wert war gegenüber dem vorherigen Mittelwert 5-fach überhöht. Kurz vor dem starken Anstieg fiel der Wert auf 300 Tonnen am Tag ab. Dieser Minimum-Wert wurde am 12. Mai registriert, kurz bevor die Ausbruchsserie begann. Ich vermute, dass das Fördersystem verstopft war, wodurch sich großer Gasdruck aufbaute, der letztendlich zu der starken Eruptionsserie führte. Aktuell liegt der Schwefeldioxid-Ausstoß bei 3500 Tonnen am Tag, was immer noch viel ist, aber im Rahmen der Erwartungen liegt, wenn sich ein eruptierendes Vulkansystem weiter auflädt.

Die Seismizität war in den letzten Tagen ohne Ausbrüche gering bis nicht vorhanden.

Das JMA warnt weiterhin vor Vulkangefahren und belässt den Alarmstatus auf „3“. Es gilt ein Besteigungsverbot des Vulkans.

Island: Erdbebenschwarm bei Hveragerði

Intensiver Erdbebenschwarm bei Hveragerði auf Reykjanes – Epizentren nahe historischen Erdbebenort

Reykjavik, 29.05.2025Ganz im Osten der Reykjanes-Halbinsel beim Ort Hveragerði, der in der Nähe des bekannteren Selfoss in Südisland liegt, manifestiert sich ein intensives Schwarmbeben, das sich bis jetzt aus gut 80 Einzelbeben geringer Magnituden im Bereich der Mikroseismizität zusammensetzt. Die Hypozentren liegen überwiegend in Tiefen zwischen 3 und 6 Kilometern. Die Epizentren befinden sich ca. 5 Kilometer süd-südwestlich von Hveragerði.

Schwarmbeben an dieser Lokation waren in den letzten Monaten nicht besonders häufig, obgleich sich Hveragerði an einem markanten tektonischen Kreuzungspunkt befindet, der auf den Tag genau vor 17 Jahren eines der stärksten Erdbeben der jüngeren Geschichte im Süden Islands hervorbrachte. Bei dem Beben vom 29. Mai 2008 handelte es sich um einen Doppelschlag mit den Magnituden 5,8 und 5,9, der zusammen eine Magnitude von 6,1 hervorbrachte. Damals gab es Gebäudeschäden und einige verletzte Personen sowie mehrere tote Schafe. Hveragerði liegt im Randbereich des Hengill-Störungssystems, das in NE‑SW‑Richtung streicht und zum Westarm des isländischen Störungs- und Vulkansystems gehört. Nördlich der Stadt trifft das Hengill-System auf eine Transformstörung des östlichen Vulkansystems Islands. Kein Wunder also, dass sich hier im Untergrund Spannungen aufbauen, die ein hohes Erdbebenpotenzial bedingen.

Das aktuelle Schwarmbeben liegt allerdings etwas südlich des beschriebenen tektonischen Kreuzungspunktes und könnte unabhängig hiervon auftreten. Nicht auszuschließen ist, dass es im Zusammenhang mit Fluidbewegungen steht, denn weiter nördlich befindet sich das Thermalgebiet Reykadalur. Hier gibt es heiße Quellen im Bereich eines Baches, die zu einem Bad einladen.

Natürlich gibt es auch Erdbeben an den 4 anderen Spaltensystemen auf der Reykjanes-Halbinsel. Hier registrierte IMO in den letzten 48 Stunden insgesamt 132 Erschütterungen, einschließlich des oben erläuterten Schwarmbebens. Die meisten Erschütterungen gab es ganz im Osten der Halbinsel bei Reykjanestá (Eldey) und im Krysuvik-System. Einige Beben ereigneten sich auch am Fagradalsfjall und bei Svartsengi. Die Bodenhebung dort geht unvermindert weiter. Meinen Einschätzungen nach dürfte der Magmenzustrom in die flach liegenden Reservoire bei 4 Kubikmeter pro Sekunde liegen.

Klyuchevskoy eruptierte Asche auf 6500 m Höhe

Zentrale Vulkangruppe Kamtschatkas. Links der Klyucheskoy, rechts der Bezymianny. © KVERRT

Aschewolke vom Klyuchevskoy in 6500 m Höhe – Auch Nachbarvulkane sind aktiv

Petropawlowsk-Kamtschatski 29.05.2025Auf der russischen Halbinsel Kamtschatka sind aktuell vier Vulkane aktiv. Die jüngsten Schlagzeilen machte der höchste aktive Vulkan der Nordhalbkugel, der 4750 m hohe Klyuchevskoy: Er stieß gestern Abend gegen 22:35 UTC eine Aschewolke aus, die laut VAAC Tokio eine Höhe von über 6000 m erreichte und in Richtung Südwesten driftete. Die zugehörige VONA-Meldung wurde jedoch erst um 3 Uhr heute Nacht veröffentlicht – für Flugzeuge in der Region wohl etwas spät. Laut den Vulkanologen von KVERT erreichte die Asche sogar eine Höhe von 6500 m und driftete etwa 5 km weit.

Bereits gestern gab es eine VONA-Meldung, der zufolge die Asche eine Höhe von 6700 m erreichte. Da es jedoch keinen begleitenden Bericht von KVERT gab und sich der Vulkan auf der Livecam unauffällig zeigte, habe ich Euch diese Nachricht zunächst vorenthalten. Auch heute Morgen zeigt die Kamera lediglich drei schneebedeckte Vulkane bei schönstem Sonnenschein – ohne dass vom Klyuchevskoy (links im Bild) eine Eruptionswolke aufsteigen würde. KVERT berichtet zwar, dass der Vulkan weiterhin strombolianisch aktiv ist, doch offenbar reicht diese Tätigkeit derzeit nicht aus, um Material über den Kraterrand hinaus zu schleudern.

Auf dem Screenshot der Livecam erkennt man in der Mitte den inaktiven Kamen und rechts den kleineren Bezymianny, von dessen Dom eine Dampffahne aufsteigt. Zudem zeigt MIROVA thermische Anomalien an, was darauf hindeutet, dass der Dom deutlich wächst und bald wieder Explosionen oder Kollapsereignisse auslösen könnte.

Als dritter Vulkan ist der Shiveluch aktiv, der in Sichtweite der zentralen Vulkangruppe Kamtschatkas liegt. Auch heute erzeugte er wieder Aschewolken, die eine Höhe von 4600 m erreichten. Der Shiveluch ist derzeit der aktivste Vulkan der Halbinsel – zumindest, wenn man die Anzahl der VONA-Meldungen als Maßstab nimmt: In diesem Jahr wurden bereits 55 Warnungen für ihn herausgegeben, während es für den Klyuchevskoy nur sieben waren. Zum Vergleich: Für den Bezymianny gab es 30 Warnungen, für den Karymsky, den vierten aktiven Vulkan Kamtschatkas, 13.

Hier noch einmal in einer Rangliste der VONA-Warnungen der Reihenfolge nach geordnet:

  • Shiveluch 55
  • Bezymianny 30
  • Karymsky 13
  • Klyuchvskoy 7

Daraus wird ersichtlich, dass Klyuchevskoy in Bezug auf den Aschewolken-Ausstoß derzeit das Schlusslicht der Vulkane Kamtschatkas bildet. Doch Phasen mit strombolianischen Eruptionen gehen am Klyuchevskoy oft Paroxysmen voraus, es besteht also noch Grund zur Hoffnung, dass wir demnächst stärkere Eruptionen von diesem Vulkan sehen werden.

Schweiz: Gletscherbruch und Bergsturz im Lötschental

Gletscherbruch löst Bergsturz im Lötschental aus- Dorf Blatten teilweise verschüttet und zerstört

Blatten, 28.05.2025Im Schweizer Kanton Wallis ist bei Blatten im Lötschental eingetreten, wovor man sich seit letzter Woche fürchtete: Ein massiver Abbruch des Birchgletschers hat eine gewaltige Lawine aus Geröll, Eis und Schlamm ausgelöst, die große Teile des Dorfes verschüttet hat. Zuvor war es zu einer Vielzahl von Felsstürzen gekommen, bei denen Material vom Kleinen Nesthorn abbrach und sich auf dem Gletscher ansammelte. Der Bergsturz verursachte laut Medienberichten ein Erdbeben Mb 3,1.

Nun wurde der südliche Bereich des Lötschentals stark verwüstet: Zahlreiche Gebäude – darunter auch die Kirche – wurden zerstört. Laut Behörden gibt es derzeit keine Verletzten, allerdings wird eine Person vermisst. Die 300 Dorfbewohner waren bereits vor neun Tagen evakuiert worden.

Die Geröllmassen des Bergsturzes verschütteten auch den Fluss Lonza und bilden einen natürlichen Staudamm. Die Lonza führt momentan zwar nicht viel Wasser, trotzdem staut es sich hinter dem Damm auf und es könnte zu Überflutungen kommen.

Gemeindepräsident Matthias Bellwald sprach gegenüber den Medien von einem „unvorstellbaren Ereignis“, betonte aber, dass man den Mut nicht verliere: „Wir haben das Dorf verloren, aber nicht das Herz.“ Er kündigte an, alles Menschenmögliche zu tun, um Blatten wieder aufzubauen.

Auch die Walliser Kantonsregierung zeigte sich tief betroffen. Staatsrat Franz Ruppen sprach von einer „totalen Katastrophe“, die über alle bisherigen Befürchtungen hinausgehe.

Zur Unterstützung wurde die Armee angefordert. Ein Erkundungsteam wurde bereits aktiviert, um die Lage vor Ort zu beurteilen und mögliche Hilfseinsätze zu planen. Der Luftraum über Blatten wurde gesperrt.

Die Lage bleibt weiterhin angespannt: Der Gletscher bewegt sich noch und die Gefahr weiterer Murgänge besteht. Die Behörden warnen eindringlich davor, das evakuierte Gebiet zu betreten.

Die Felsstürze vom Kleinen Nesthorn und der Gletscherabbruch in Blatten sind das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels von geologischen Instabilitäten und klimatischen Veränderungen. Die fortschreitende Klimaerwärmung und der damit verbundene Permafrostverlust erhöhen das Risiko solcher Ereignisse in den Alpen und anderen Gebirgsregionen signifikant. Die Entwicklung kam nicht überraschend, denn bereits 1990 wurde das Kleine Nesthorn für instabil erklärt. Seitdem steht es unter besonderer Beobachtung.

In der Schweiz gibt es mindestens 3 weitere Berge, an denen Vergleichbares wie am Kleinen Nesthorn droht. Doch nicht nur hier taut der Permafrost, sondern auch in Österreich und Norwegen, wo es ebenfalls instabile Felswände gibt, die besonders überwacht werden.

Island: Erdbeben und Bodenhebung am 28.05.2025

Weitere Erdbeben auf Reykjanes und Snaefellsnes – Bodenhebung geht weiter

Während des starken Erdbebenschwarms, der sich am Wochenende westlich von Reykjanes ereignete – und immer noch nicht ganz vorbei ist –, war es auf der Halbinsel aus seismischer Sicht relativ ruhig, wobei es sein kann, dass bei der allgemeinen Unruhe schwache Erdbeben bei Svartsengi nicht aufgezeichnet wurden. In den letzten 24 Stunden wurden aber wieder einige Erschütterungen im südlichen Abschnitt des Svartsengi-Gebiets detektiert. Sie tangierten auch Grindavik.

Bodenhebung bei Svartsengi. © IMO

Obwohl die Seismizität bei Svartsengi und Sundhnukur wenig spektakulär ist, sieht es mit der Bodenhebung anders aus. Zwar würde ich nicht unbedingt so weit gehen, sie als spektakulär zu bezeichnen, doch die Hebegeschwindigkeit des Bodens entspricht jener vom Sommer letzten Jahres und ist somit höher, als es vor der letzten Eruption der Fall gewesen ist. Anzeichen, dass sich die Aktivität kurz- und mittelfristig abschwächt, so wie es von einigen Vulkanologen prognostiziert wird, kann ich momentan nicht erkennen. An der Messstation SENG hob sich der Boden in den letzten 7 Wochen um 200 mm. Die Hebung dürfte – bei gleichbleibender Geschwindigkeit – Mitte Juni auf dem Niveau wie vor der Eruption Anfang Mai ankommen. Ab diesem Zeitpunkt steigt die Eruptionswahrscheinlichkeit deutlich an. Signifikant erhöht ist sie dann etwa einen Monat später, also zur Hauptreisezeit auf Island. Die Ausbrüche störten bis jetzt zumindest nicht den Flugverkehr in Keflavik und auch der Highway nach Reykjavik blieb bis jetzt von den Auswirkungen der Eruptionen verschont, so dass Touristen wahrscheinlich auch im Falle eines Vulkanausbruchs entlang der Sundhnukur-Kraterreihe unbehelligt bleiben dürften.

Die Seismizität im Bereich des Grjotarvatn auf der Snaefellsnes-Halbinsel bleibt deutlich erhöht: Innerhalb von 24 Stunden manifestierten sich dort gut 25 Erschütterungen, die überwiegend Magnituden im Bereich der Mikroseismizität hatten. Stärkste Erschütterung brachte es auf Mb 1,8 in 17 Kilometern Tiefe. Aufgrund des tiefen Hypozentrums ist es wahrscheinlich, dass das Beben einen Bezug zu Fluidbewegungen hatte. Obgleich die Vulkanologen das Areal genau im Blick haben, lässt sich bis jetzt nicht vorhersagen, ob und wann es zu einem Vulkanausbruch in dem Gebiet bei Borganes kommen wird.

Mexiko: Erdbebenserie bei Revilla Gigedo Inseln

Erdbebenserie erschüttert mexikanisches Inselparadies Revilla Gigedo – Stärkstes Beben Mw 5,9

Datum: 28.05.2025 | Zeit: 01:30:39 UTC | Koordinaten: 19.770 ; -109.060 | Tiefe: 4 km | Mw 5,9

Cabo San Lucas, 28.05.2025Vor der Westküste Mexikos ereignete sich eine Erdbebenserie, die bis jetzt aus 12 Einzelbeben besteht. Die beiden stärksten Erschütterungen hatten die Magnituden 5,9 und 5,8. Die Hypozentren lagen in 4 und 13 Kilometern Tiefe. Das schwächste Beben brachte es auf Mb 3,9.

Erdbeben bei Revilla-Gigedo. © EMSC

Die Epizentren wurden dem Revilla-Gigedo-Archipel zugeordnet, das 380 Kilometer südwestlich der Baja California liegt. Nächstgelegener Ort an der Südspitze von Baja ist Cabo San Lucas in 358 Kilometern Entfernung.

Wahrnehmungsmeldungen liegen nicht vor, doch aus vulkanotektonischer Sicht sind die Erdbeben von Interesse: Das Revilla-Gigedo-Archipel ist vulkanischen Ursprungs und liegt westlich der Rivera-Mikroplatte, die von einigen Transformstörungen und dem Mittelamerika-Graben begrenzt wird. Die Erdbeben manifestierten sich an der Rivera-Fracture-Zone (RFZ), bei der es sich um eine rechtsinnige Blattverschiebung handelt. In dieser Beziehung gleicht die Störung dem San-Andreas-Fault, in dessen Verlängerung sich die RFZ befindet.

Der vulkanische Inselbogen des Revilla-Gigedo-Archipels liegt ca. 230 Kilometer von den Epizentren entfernt und besteht aus 4 größeren und mehreren kleinen Inseln, die allesamt unbewohnt sind, sieht man einmal von einer kleinen Marinebasis auf der größten Insel Socorro ab. Auf Soccoro liegt der 1050 m hohe Schildvulkan Mount Evermann, der zuletzt 1951 sowie von 1993 bis 1994 eruptierte. Über den Aktivitätsstatus des wenig erforschten und nicht weiter überwachten Vulkans ist mir nichts bekannt, doch es ist nicht ausgeschlossen, dass sich die Erdbeben an der RFZ auf die Aktivität des Vulkans auswirken könnten.

Die letzte Meldung zum Mount Evermann, die beim GPV einzusehen ist, stammt aus dem Jahr 1995. Damals wurde beschrieben, dass es 7 Fumarolen und einige heiße Quellen gibt, die von den Nachwirkungen der schwachen Eruptionen ein Jahr zuvor zeugen.

Campi Flegrei: Fluchtrouten werden zugebaut

Vom Marcellum aus sieht man die eng zusammenstehenden Wohnkomplexe von Pozzuoli. © Marc Szeglat

Baumaßnahmen versperren Evakuierungsroten in Pozzuoli – Weitere Erdbeben in den Campi Flegrei

In der süditalienischen Caldera Campi Flegrei bleibt die Situation angespannt: Seit gestern gab es 19 weitere Erdbeben, die zwar alle nur von geringer Magnitude im Bereich der Mikroseismizität waren, aber von der weiteren Druckbeaufschlagung des Vulkansystems zeugen. Nach wie vor ist es nicht hundertprozentig klar, ob nur das oberflächennahe Hydrothermalsystem zusehends unter Druck gerät oder ob auch das magmatische Fördersystem als Ganzes eine Drucksteigerung erfährt. Ich bin der Meinung, dass eine Druckzunahme im Hydrothermalsystem tiefere Prozesse widerspiegelt. Möglich, dass der Druck im Hydrothermalsystem schneller steigt als im darunter liegenden magmatischen System, doch irgendwoher müssen ja die Fluide kommen, die das Hydrothermalsystem zusehends unter Druck setzen.

Die Fortsetzung des allgemeinen Trends zur Druckbeaufschlagung des Systems bestätigen die ING-Forscher in ihrem jüngsten Wochenbericht für den Beobachtungszeitraum 19. – 25. Mai. In dieser Woche gab es 23 schwache Erdbeben und die Bodenhebung setzte sich mit einer Geschwindigkeit von 15 mm pro Monat fort. Seit Beginn der Hebungsphase im Jahr 2005 sind so gut 1465 mm Bodenhebung zusammengekommen, wobei sich die Hebegeschwindigkeit in den letzten Jahren immer weiter steigerte. Es ist die dritte Hebungsphase der letzten 100 Jahre und sie unterscheidet sich in ihrer Dauer signifikant von den Vorgängern, die nur 2 Jahre dauerten. Die aktuelle Phase dauert also bereits 10 Mal zu lange, verläuft im Ganzen aber langsamer ab als die vorherigen.

Anstieg der Kohlendioxid-Emissionen. © INGV

Bemerkenswert ist der hohe Kohlendioxid-Ausstoß, der im Rahmen des letzten starken Erdbebenschwarms in die Höhe schoss, um anschließend wieder auf das vorherige Niveau zurückzukehren. Besonders auffällig ist das an der Pisciarelli-Messstation Station V07 zu beobachten gewesen, wo sich der Wert von 11.000 g/m²/tag mehr als verdoppelte und Höchstwerte angenommen hatte.

Die Aktivitätssteigerung des Calderavulkans wird auch klar, wenn man sich die Anzahl der Erdbeben anschaut, die im Jahresverlauf registriert wurden: Im letzten Jahr wurden 4900 Beben lokalisiert. In den ersten 5 Monaten dieses Jahres waren es bereits 3450.

Fluchtrouten werden zugebaut

In der letzten Woche gab es eine weitere Konferenz im Senat, bei der der Präsident des Zivilschutzes gehört wurde. Präfekt Fabio Ciciliano stellte klar, dass die im Evakuierungsplan festgelegten Fluchtrouten in Pozzuoli und anderen Gemeinden der Campi Flegrei an Bedeutung verlieren, da um sie herum neue Baumaßnahmen durchgeführt werden, die die Fluchtrouten beeinträchtigen.

Generell wird angezweifelt, dass im Notfall eine schnelle Evakuierung des Gebiets möglich ist, insbesondere wenn erst evakuiert wird, nachdem es zu einem starken Erdbeben oder Vulkanausbruch gekommen ist. Trümmer oder Ascheablagerungen könnten die teils schmalen Straßen in Pozzuoli blockieren und unpassierbar machen. Das Foto oben zeigt, die eng beieinander stehenden Wohnhäuser von Pozzuoli. Brücken und Rampen sind Schwachstellen der Infrastruktur. Noch schlimmer sieht es mit den Gemeinden östlich von Pozzuoli aus: Wichtige Zugangsstraßen verlaufen durch Tunnel unter die Schlackenkegel hindurch, die nicht nur Nadelöhre darstellen, sondern besonders schnell blockiert werden könnten.