Santiaguito: Eruption verursacht pyrokalstischen Strom

Pyroklastischer Strom am Santiaguito – farbenfrohes Naturschauspiel mit potenziell tödlicher Wirkung

Am Domvulkan Santiaguito kam es am Mittwochmorgen um 08:56 Uhr (Lokalzeit) zu einer explosiven Eruption, die Vulkanasche bis auf eine Höhe von 4700 m förderte und nicht nur eine VONA-Warnung auslöste, sondern auch einen pyroklastischen Strom. Dieser ging auf der Nordostflanke ab und erreichte die Basis des Domes und floss in das Tal zum höheren Santa Maria, in dem sich oft Vulkanbeobachter aufhalten, die auf die inaktiven Dome neben dem aktiven Dom steigen, um die Eruption aus nächster Nähe zu beobachten. 




Die Besteigung der Nachbardome des aktiven Santiaguito-Doms ist natürlich genauso verboten wie der Abstieg vom Santa Maria in das Tal zwischen den beiden vulkanischen Manifestationen. Aus gutem Grund, wie sich heute zeigte. Wer in die Ausläufer eines pyroklastischen Stroms gerät, muss mit starken Verbrennungen rechnen, selbst wenn er das Unglück überleben sollte. Menschen, die in den Hauptstrom einer solchen Glutwolke aus heißen Gasen, Vulkanasche und größeren Blöcken geraten, haben in der Regel keine Überlebenschance. Nicht umsonst zählen pyroklastische Ströme zu dem Gefährlichsten, was ein Vulkan hervorbringen kann. In Bezug auf das Gefahrenpotenzial folgen dichtauf Lahare, vor denen am Santiaguito aktuell ebenfalls gewarnt wird. Die Schlammströme entstehen, wenn sich abgelagerte Vulkanasche mit Regenwasser vermischt und dadurch am Hang mobilisiert wird.

Dem pyroklastischen Strom wohnte durchaus eine gewisse Ästhetik inne, denn es handelte sich um ein farbenfrohes Ereignis: Während die durch die Explosion frisch geförderte Eruptionswolke schwarzgrauer Färbung war, durchmischt mit weißem Wasserdampf, bestach der pyroklastische Strom durch ein intensives Ocker, das davon zeugt, dass es infolge der Explosion zum Kollaps und zur Fragmentation eines älteren Lavapakets kam, aus dem der pyroklastische Dichtestrom hervorging.

Die Vulkanologen von INSIVUMEH sprechen in ihren täglichen Berichten Warnungen zu den Vulkangefahren aus und betonen insbesondere, dass Schuttlawinen, pyroklastische Ströme und Lahare entstehen könnten. Zudem beschreiben sie die explosive Tätigkeit, die als schwach bis mittelstark eingestuft wird und mehrmals täglich Eruptionen erzeugt, die Aschewolken bis zu 800 m über Domhöhe aufsteigen lassen.

Asien: Extremer Niederschlag verursacht Flutkatastrophen

Extremregen verursachte Kontinent übergreifende Flutkatastrophen –  Südostasien am stärksten betroffen

In den letzten Tagen wurde in den Medien viel über die Flutkatastrophen in Italien und Bosnien-Herzegowina berichtet, wo starke Unwetter mit extremen Niederschlägen für Überflutungen sorgten. In Bosnien-Herzegowina fielen dabei innerhalb weniger Stunden bis zu 300 mm Niederschlag. Doch auch in anderen Erdteilen kommt es aktuell zu extremen Regenmengen, die sich zudem nicht nur in kurzen Unwettern entladen, sondern teils tagelang anhalten. Besonders betroffen sind die Teile Asiens, in denen Monsunzeit ist. Der Monsun trifft dabei auf atmosphärische Störungen, die die Regenzeit verstärken.

In den letzten Tagen gab es von Indien über Indonesien bis nach Japan außergewöhnlich heftige Regenfälle, die Straßen überfluteten, Häuser zerstörten und den Alltag von Millionen Menschen lahmlegten. Meteorologen sehen darin kein Zufallsereignis, sondern ein Symptom der sich verändernden Klimabedingungen.




Flutkatastrophe Bali

Auf der indonesischen Ferieninsel Bali standen in den vergangenen Tagen ganze Stadtviertel unter Wasser. Die Hauptstadt Denpasar sowie die Touristenzentren Canggu und Ubud waren besonders betroffen. Schlauchboote mussten eingesetzt werden, um Touristen aus ihren Hotels zu evakuieren. Nach Angaben der Behörden kamen allein auf Bali mindestens 16 Menschen ums Leben, wobei die Opferzahlen weiter steigen. Zahlreiche Einwohner mussten ihre Häuser verlassen und in Notunterkünfte umsiedeln. Auch die weiter östlich gelegene Insel Flores verzeichnete schwere Fluten mit mehreren Toten und Vermissten. Erst allmählich gehen die Wassermassen zurück, während Einsatzkräfte Trümmer beseitigen und Wasser aus den überfluteten Gebieten abpumpen. Zurück bleiben zerstörte Häuser und on den Wassermassen mobilisierte Schutt- und Müllmassen.

Ähnlich dramatisch war die Lage in Indien, wo der Monsun in diesem Jahr besonders heftig ausgefallen ist. In den Bundesstaaten Punjab, Haryana und Rajasthan fiel innerhalb von 24 Stunden mehr als das Zehnfache der üblichen Niederschlagsmenge. Punjab erlebte die schlimmsten Überschwemmungen seit 1988. Flüsse traten über die Ufer, Dörfer wurden weggespült, und in mehreren Regionen kam es zu Erdrutschen. Allein im Nordwesten Indiens lagen die Niederschläge zwischen Ende August und Anfang September 180 Prozent über dem Durchschnitt.

Auch Japan blieb nicht verschont: Ein plötzlicher Wolkenbruch in Tokio setzte Straßen unter Wasser und führte zu einem teilweisen Stillstand des öffentlichen Lebens. Der Flughafen Haneda musste wegen Blitzeinschlägen den Betrieb zeitweise einstellen, der Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen und mehrere Regionalstrecken standen still. Mehr als 7.000 Haushalte waren vorübergehend ohne Strom.

Ursachen von Flutkatastrophen: ein veränderter Wasserkreislauf

Wissenschaftler machen ein Zusammenspiel aus Klimawandel, atmosphärischen Strömungen und regionalen Gegebenheiten für die Häufung dieser Ereignisse verantwortlich. Ein zentraler Faktor ist der globale Temperaturanstieg: Wärmere Luft kann mehr Wasserdampf aufnehmen – rund sieben Prozent mehr pro ein Grad Celsius. Das bedeutet, dass sich bei Regenereignissen größere Wassermengen entladen, was zu extremen Niederschlägen führt.

Hinzu kommt, dass der Monsun selbst immer unregelmäßiger verläuft. Früher verteilten sich die Regenfälle gleichmäßig über die vier Monsunmonate Juni bis September. Heute kommt es nach langen Trockenphasen immer häufiger zu sintflutartigen Regenfällen innerhalb weniger Stunden. Besonders in Bergregionen prallen feuchte Luftmassen auf Gebirgshänge und entladen sich als Wolkenbrüche. Die Folgen sind reißende Sturzfluten und verheerende Erdrutsche, wie sie zuletzt in den Himalaya-Staaten Uttarakhand und Himachal Pradesh beobachtet wurden.

Eine weitere Rolle spielen die Jetstreams. Hierbei handelt es sich um starke Windbänder in der oberen Atmosphäre, die auf der Nordhalbkugel von West nach Ost strömen. Sie sind durch den Klimawandel instabiler geworden und mäandrieren stärker, als es früher der Fall gewesen ist. Dadurch bleiben Regengebiete länger über einer Region liegen, was die Regenmengen zusätzlich erhöht. In Teilen Indiens führte zudem das Zusammentreffen des Monsuns mit Tiefdruckgebieten aus dem Mittelmeerraum zu einer gefährlichen Wetterlage, die über Tage anhielt. Auch die Tiefdruckrinne, die zunächst für die Unwetter in Italien und Bosnien-Herzegowina verantwortlich war, könnte in einigen Tagen das Wetter in Indien beeinflussen. Die Tiefdruckrinne ihrerseits wurde vom Ex-Hurrikan Erin beeinflusst, der zuvor die Ostküste der USA heimgesucht hatte. Erstaunlich, wie auf der Erde vieles interkontinental zusammenhängt.

Experten warnen, dass solche Ereignisse in den kommenden Jahren häufiger und intensiver auftreten werden. Besonders gefährdet sind dicht besiedelte Regionen mit unzureichender Infrastruktur und geringer Wasserrückhaltefähigkeit. In Städten wie Tokio, Mumbai oder Jakarta verstärken versiegelte Flächen die Überschwemmungen, weil das Wasser nicht versickern kann.

Die aktuellen Flutkatastrophen sind damit nicht nur lokale Tragödien, sondern ein Vorgeschmack auf die Herausforderungen, die der Klimawandel für Asien bereithält. Anpassungsstrategien wie verbesserte Frühwarnsysteme, widerstandsfähigere Infrastruktur und eine kluge Stadtplanung werden entscheidend sein, um die Folgen künftiger Extremregenfälle abzumildern.