Fuego: Explosionsserie erzeugte Dichteströme

Pyroklastische Dichteströme am Fuego. © AFAR-TV

Explosionen lösten am Fuego kleine pyroklastische Ströme aus – Vulkanasche in 4800 m Höhe

In Guatemala ist der Fuego weiterhin sehr aktiv und erzeugt stündlich zwischen 8 und 12 strombolianische Eruptionen. Vulkanasche steigt dabei bis auf 4800 m Höhe und wird vom Wind in Richtung Südwesten getragen. In Gemeinden am Fuß des Vulkans, die in Windrichtung liegen, kommt es zu leichtem Ascheregen. Die Explosionen fördern nicht nur Vulkanasche, sondern auch glühende Tephra, die einige Hundert Meter über Kraterhöhe aufsteigen kann. Die Tephra landet dabei auf der Außenflanke des Kraters und verursacht nicht nur Steinschläge, sondern löst auch kleinere pyroklastische Dichteströme aus, die im oberen Bereich des Vulkans unterwegs sind. Eine LiveCam von AFAR-TV nahm das Phänomen gestern Morgen auf, als sich der Vulkan zwischendurch mal wolkenfrei zeigte.

Das Wetter in Guatemala wird noch von der Regenzeit bestimmt, die normalerweise von Mai bis Oktober dauert. In dieser Zeit hängen die Vulkane tagsüber meistens in den Wolken. Die beste Reisezeit für Vulkantouristen ist demnach von November bis April. Dann ist Hochsaison in Guatemala und es werden zahlreiche Touren auf den Acatenango angeboten, von wo aus man relativ gefahrlos den Fuego beobachten kann. Die Höhenlage bedingt es allerdings, dass es hier nachts ziemlich kalt ist und man entsprechende Winterausrüstung benötigt. Bei Wetterumschwüngen sind hier tatsächlich schon Vulkanwanderer erfroren.

Das letzte starke Erdbeben, das sich am 8. Juli 2025 in der Nähe des Fuegos ereignete und eine Magnitude von 5,7 hatte, richtete einige Schäden an den Terrassen des Acatenango an, wo mittlerweile nicht nur Zelte, sondern auch Hütten stehen. Diese dürften inzwischen aber repariert sein.




Apropos Erdbeben: Von diesen geht eine latente Gefahr aus, wie eine Erschütterung Mb 4,9 zeigt, die sich heute Morgen vor der Küste Mittelamerikas ereignete. Stärkere Erdbeben sind jederzeit möglich.

Seismologie: Erdbeben erzeugen extreme Hitze

Heiße Erkenntnisse: Wie Erdbeben Energie in Schmelze umwandeln können

Ein Team von Geophysikern des Massachusetts Institute of Technology (MIT) hat erstmals den vollständigen Energiehaushalt von Erdbeben in Laborversuchen nachvollziehen können. Mit Hilfe von künstlich erzeugten Mikroerdbeben im Labor ist es gelungen, zu zeigen, was mit dem Großteil der bei einem Erdbeben freigesetzten Energie geschieht, denn nur ein vergleichsweise geringer Prozentsatz der Erdbebenenergie wird in die gefürchteten Erdbebenwellen umgewandelt, die katastrophale Folgen haben können. Die Experimente zeigen, dass ein Erdbeben weit mehr verursacht als nur ein spürbares Rütteln des Bodens: Der überwiegende Teil der freigesetzten Energie wird in Wärme umgesetzt.




Gesteinsproben unter dem Rasterelektronenmikroskop

Für ihre Studie simulierte das Team Erdbeben im Mikromaßstab, indem es synthetische Granitproben unter kontrollierten Druckbedingungen bis zum plötzlichen Versagen belastete. Die Messungen ergaben, dass rund 80 Prozent der Energie in Wärme übergehen, etwa zehn Prozent seismische Erschütterungen erzeugen und weniger als ein Prozent für die Zerkleinerung von Gestein aufgewendet wird. Diese Angaben sind gerundet, denn die Forscher gaben in ihrer Studie vergleichsweise große Schwankungsräume an.

Die Umwandlung der Energie in Wärme erzeugt dabei enorme Temperaturspitzen: Innerhalb von Mikrosekunden kann sich das Gestein auf bis zu 1.200 Grad Celsius erhitzen, bevor es ebenso schnell wieder abkühlt.

Diese extremen Bedingungen führen dazu, dass an den Gleitflächen der Gesteinsbruchzonen bzw. Störungen dünne Schmelzfilme entstehen – ein Phänomen, das auch in der Natur beobachtet wird. Geologen bezeichnen solche glasartigen Strukturen als Pseudotachylite. Sie bilden sich häufig entlang von Scherzonen, insbesondere in Subduktionszonen, wo sich Spannungen über lange Zeiträume aufbauen und schließlich ruckartig entladen. Solche Schmelzfilme können das weitere Verhalten einer Verwerfung beeinflussen, indem sie kurzfristig wie Schmiermittel wirken und das Abrutschen erleichtern. Das verursacht eine Art Rückkopplungseffekt, denn dadurch wird ein größerer Teil der Erdbebenenergie in seismische Wellen verwandelt, was größere Schadenswirkungen mit sich bringt.

Die neuen Erkenntnisse haben weitreichende Bedeutung für die Einschätzung seismischer Gefahren. Bislang ließ sich nur der Anteil der Erdbebenenergie messen, der in Form von Bodenerschütterungen an der Oberfläche ankommt. Wärmeproduktion und unterirdische Gesteinsbrüche blieben größtenteils verborgen. Das MIT-Team zeigt nun, dass der Wärmeeintrag nicht vernachlässigt werden darf und möglicherweise auch auf die langfristige Stabilität von Verwerfungen wirkt.

Darüber hinaus werfen die Ergebnisse spannende Fragen für die Magmenentstehung auf. Zwar ist die Energiemenge eines einzelnen Bebens zu gering, um große Schmelzvolumina zu erzeugen, doch wiederholte Erdbeben könnten möglicherweise lokal genug Wärme eintragen, um bereits teilweise aufgeschmolzenes Gestein weiter zu verflüssigen. Auf diese Weise könnte der Prozess indirekt die Migration von Magma begünstigen – insbesondere in geodynamisch aktiven Regionen, wie wir es aktuelle in Kamtschatka sehen.

Die Forschenden hoffen, dass ihre Laborversuche helfen, Erdbebenmodelle zu verbessern und das Risiko künftiger Ereignisse präziser abzuschätzen. Denn je besser bekannt ist, wohin die Energie eines Bebens fließt, desto genauer lässt sich auch seine zerstörerische Wirkung einschätzen. (Quellen: AGU, Pressemeldung MIT)