Island: Neue Erdbeben am 13.04.22

Heute ist in der Welt der Erdbeben einiges los! Ich beginne meinen Bericht nicht mit dem stärksten Beben, sondern mit den Meisten. Sie ereigneten sich auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel.

Zusammenfassung:

  • Unter Westreykjanes bebte es 323 Mal
  • Stärkste Erschütterung hatte M 3,9
  • Weitere Beben unter dem Vatnajökull
  • Ein Schwarm gab es zwischen Hveravellir und Langjökull

Reykjanes: Starkes Schwarmbeben

Datum: 12.04.22 | Zeit: 21:21:53 UTC | Lokation: 63.854; -22.620 | Tiefe: 6 km | Mb 3,9

Unter der Westspitze der isländischen Reykjanes-Halbinsel manifestierte sich ein starker Erdbebenschwarm, so wie wir ihn in den Monaten vor der Fagradalsfjall-Eruption öfters sahen. IMO registrierte innerhalb von 48 Stunden 323 Erschütterungen. 8 Beben hatten Magnituden größer als 3. Das Stärkste brachte es auf M 3,9 und hatte ein Hypozentrum in 6 km Tiefe. Dae Epizentrum wurde 7.3 km NE of Reykjanestá lokalisiert. Beim EMSC wurde das Beben mit M 4,2 bewertet und weiter östlich lokalisiert. Das zeigt, wie schwer es ist Erdbebendaten auszuwerten.

Die Beben streuten in einem relativ großen Umkreis und es wurden auch Erschütterungen nahe am Fagradalsfjall und bei Grindavik festgestellt. Betrachtet man die Shakemap genauer, stellt man fest, dass sich die Beben entlang 3 verschiedener Störungssysteme ereigneten. Der östlichste Cluster folgt in etwa den Verlauf des Magmatischen Gangs am Fagradalsfjall.

Interpretation der Erdbeben

Die Interpretation der Erdbeben ist -wie so oft- schwierig. Betrachtet man die Tiefe der Hypozentren, dann möchte man auf rein tektonisch bedingte Erdbeben tippen. Den Aufstieg eines Magmenkörpers aus größeren Tiefen kann ich nicht erkennen. Dennoch ist es möglich, dass Magmenintrusion die Spannungen in der Erdkruste erhöhte und die tektonischen Störungszonen aktivierte. Genauere Untersuchungen werden zeigen, ob es zu einer Bodenhebung kam. Isländische Geowissenschaftler habe ja bereits im Zusammenhang mit der Fagradalsfjall-Eruption hervorgesagt, dass der Reykjanes-Halbinsel unruhige Zeiten bevorstehen und dass Ereignisse entlang der zahlreichen tektonischen Spaltensystemen oft in Schüben erfolgen, die mehrere Jahrzehnte andauern können. So muss man in dem Gebiet zwischen dem internationalen Flughafen von Keflavik und der Hauptstadt Reykjavik mit weiteren Erdbeben und Vulkanausbrüchen rechnen.

Bei den Eruptionen auf Reykjanes handelt es sich meistens um effusive Spaltenausbrüchen, die sich für gewöhnlich nur lokal auswirken. Dennoch könnten Lavaströme die wenigen Hauptverkehrswege unterbrechen. Selbst bei effusiven Eruptionen könnten Eruptionswolken entstehen, die den Flugverkehr beeinträchtigen.  Das ist besonders dann der Fall, Wenn Magma und Wasser interagieren. Erdbeben größerer Magnituden bergen Zerstörungspotenzial. Vor allem die Geothermiekraftwerke der Region könnten in Mitleidenschaft gezogen werden, was die Stromversorgung der Hauptstadt gefährden würde.

Weitere Erdbeben unter Island

Doch die Beben auf Reykjanes waren nicht die Einzigen, die Island erschütterten. Beben ereigneten sich auch in Südisland. Unter der Hekla kam es zu einer Erschütterung. 18 Beben manifestierten sich unter den subglazialen Vulkane des Gletschers Vatnajökull. Zudem kam es zu einem kleineren Schwarmbeben zwischen dem Thermalgebiet Hveravellier und dem Gletscher Langjökull. Hier wurden 27 schwache Erschütterungen registriert.

Erdbeben News 10.04.22: Vanuatu

Datum: 10.04.22 | Zeit: 20:52:37 UTC | Lokation: 16.28 S ; 166.86 E | Tiefe: 10 km | Mw 6,2

Zusammenfassung:

  • Im Westen Vanuatus ereignete sich ein starkes Erdbeben Mw 6,2
  • Erst in der letzten Woche gab es ein Erdstoß Mw 6,0
  • Mehrere Vulkane Vanuatus sind aktiv

Das Archipel von Vanuatu wurde von einem Erdbeben der Magnitude 6,2 durchgerüttelt. Der Erdstoß manifestierte sich gestern Abend um 20:52:37 UCT, in einer Tiefe von 10 km. Das Epizentrum wurde 62 km westlich des Ortes Norsup auf der Insel Malakula lokalisiert. Meldungen über Schäden liegen nicht vor und es wurde kein Tsunami-Alarm ausgelöst. Anders sah es Ende März aus, als ein Erdbeben Mw 7,2 das benachbarte Neu Kaledonien erschütterte. Es wurde Tsunami-Alarm gegeben, von dem auch Vanuatu betroffen war. Eine große Hafenwelle blieb aber aus.

Tektonische Situation Vanuatus

Vanuatu ist ein vulkanischer Inselbogen, der sich parallel eines Tiefseegrabens erstreckt. Hierbei handelt es sich um den Vanuatu-Graben, der seine Existenz der Subduktion verdankt. Hier taucht die Australische Platte unter jener des Pazifiks ab und wird aufgeschmolzen. Es entstehen Erdbeben und Vulkanausbrüche. Dem nicht genug, gibt es unter dem Archipel ein Kreuzungspunkt der konvergenten Plattengrenze mit einer divergenten Störungszone eines Mittelozeanischen Rückens. Aufgrund dieser prekären tektonischen Lage, gibt es unter Vanuatu besonders viele Erdbeben. Der letzte starke Erdstoß manifestierte sich am 4. April und hatte eine Magnitude von 6,0.

Vulkane in Vanuatu

Die meisten Erdbeben Vanuatus sind tektonischer Natur, aber es gibt auch immer wieder Schwarmbeben vulkanischen Ursprungs. Einen besonders starken Schwarm sahen wir Ende 2018, als die Lavaseen von Ambrym abliefen. Damals gab es zahlreiche Erdstöße mit Magnituden im 6-er Bereich und an der Küste entstanden Erdspalten. Lange Zeit war der Vulkan danach ruhig, doch in den letzten Monaten gibt es auf Ambrym wieder vermehrt Anzeichen vulkanischer Unruhe. Unruhig ist auch der daueraktive Vulkan Yasur. Er ist strombolianisch tätig und emittierte am 4. April eine moderate Wärmestrahlung. Dank der Reisebeschränkungen der letzten 2 Jahre sind Augenzeugenberichte des entlegenen Inselvulkans selten geworden. Die Aktivität lässt sich aber via LiveCam beobachten.

Weiterführender Link: Übersicht aktueller Erdbeben im Erdbeben-Monitor.

Erdbeben-News 09.04.22: Marokko

Datum: 09.04.22 | Zeit: 03:55:18 UTC | Lokation: 36.06 N ; 4.17 W | Tiefe: 20 km | Ml 3,5

Kurz vor der marokkanischen Mittelmeerküste gibt es wieder ein Schwarmbeben, das vom EMSC der Straße von Gibraltar zugeordnet wird. Dabei liegen die Epizentren über 100 km östlich der Meerenge. In den letzten 2 Tagen wurden vom EMSC 50 Erdbeben mit Magnituden ab 2 registriert. Das stärkste Erdbeben heute hatte eine Magnitude von 3,5 und ein Hypozentrum in 20 km Tiefe. Die Tätigkeit begann schon früher, sodas der Erdbebenschwarm Hunderte Erschütterungen umfasst. Der stärkste Erdstoß der vergangenen Monate brachte es am 28. August 2021 auf eine Magnitude von 5,3.

Mehrere Erdbebensequenzen im Norden Marokkos ereigneten sich an Blattverschiebungen

Die Beben manifestieren sich an einer offshore-Störungszone vor dem Küstenort Al Hoceima. Die Störungszone steht im Zusammenhang mit der Plattenkollision zwischen Europa und Afrika und ist kein unbeschriebenes Blatt: Im Jahr 2004 ereignete sich hier ein starkes Erdbeben der Magnitude Mw 6,4. Damals starben mehr als 600 Menschen, als die Lehmhäuser der umliegenden Dörfer wie Kartenhäuser in sich zusammenfielen. Dementsprechend besorgt ist man Vorort, dass die anhaltenden Schwarmbeben Vorboten eines stärkeren Erdbebens sein könnten.

In den vergangenen Jahrzehnte gab es bereits mehrere Erdbebensequenzen, die sich entweder offshore zutrugen, oder unter dem Land. Die Beben vor der Küste manifestieren sich dabei an einer rechtslateralen Blattverschiebung in der Alboransee, die Erdbeben an Land ereigneten sich an einer gekoppelten linkslateralen Störung des küstennahen Rif-Gebirges. Die Tektonik der Region ist komplex, so wird die Gegend von unzähligen lokalen Störungen durchzogen und man muss mit weiteren Erdbeben rechnen. An den Hauptstörungszonen sind starke Erdbeben möglich, die sich katastrophal auswirken könnten. Die Blattverschiebungen sind vom gleichen Typ wie die bekanntere (und größere) San-Andreas-Fault in den USA.

Ein Blick auf die Shakemap enthüllt, dass es in den vergangenen Tagen nicht nur den Schwarm bei Al Hoceima gab. Im gesamten Raum des Kartenausschnitts erkennt man zahlreiche Erdbeben, die mit der Plattenkollision assoziiert sind. So ist es jederzeit möglich, dass sich starke Erdbeben ereignen können. Ein verlässliches Erdbeben-Vorhersagesystem gibt es nicht und in den betroffenen Regionen lebt man mit einer latenten Erdbebengefahr.

Erdbeben-News 08.04.22: Island

  • Auf Island bebte es 256 Mal
  • Die Erdbeben manifestierten sich entlang der divergenten Plattengrenzen
  • Es waren Vulkangebiete betroffen

Auf Island ist erdbebentechnisch gesehen heute einiges los! In den letzten 48 Stunden registrierte IMO 256 Erschütterungen unter der gesamten Insel. Die Beben verteilen sich überwiegend in 4 Zonen entlang der großen divergenten Störungszonen, die die Insel von Südwest nach Nordost durchziehen.

Die meisten Beben wurden im Bereich der Reykjanes-Halbinsel festgestellt. Hier detektierte IMO 133 Beben. Die Erschütterungen waren überwiegend sehr schwach und hatten Magnituden kleiner als 1. Zudem lagen die Hypozentren flach. Sie manifestierten sich in der Gegend von Grindavik und dort schwerpunktmäßig am Fagradalsfjall und Krýsuvík. Vereinzelte Beben gibt es auch in Südisland, genauer, im Bereich von Hekla.

Der zweite Bebenspot befindet sich bei den großen Vulkansystemen unter dem Vatnajökull und zieht sich bis zur Askja. In diesem Areal registrierten die Seismometer 30 Erdbeben. Grimsvötn-Grimsfjall und Bardarbunga wurden genauso erschüttert wie die Askja. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 1,9 und ein Hypozentrum in 4 km Tiefe.

Ein weiterer Erdbebencluster suchte die Tjörnes-Fracture-Zone (TFZ) in Nordisland heim. 67 Erdbeben wurden detektiert. Die Meisten ereigneten sich einige Kilometer nordöstlich der Insel Grimsey. Dort gibt es submarinen Vulkanismus.

Interpretationsversuch der Erdbeben auf Island

Inwieweit die Erdbeben tektonischer Natur waren, und ob es auch vulkanotektonische Erschütterungen gab, lässt sich mit den mir zur Verfügung stehenden Daten nicht sagen. Die sehr flach gelegenen Erdbeben auf Reykjanes könnten Setzungserdbeben entlang des Magmatischen Gangs sein, allerdings gab es auch Beben, die sich nicht am Dyke ereigneten. Diese Mikrobeben könnten infolge von Fluidbewegungen entstanden sein. Auf der anderen Seite ist praktisch jedes Spaltensystem der Region betroffen, so dass tektonische Erdbeben ebenfalls möglich sind.

Eine Interpretation des Geschehens im Bereich vom Vatnajökull ist ebenfalls nicht einfach. Zwar ist ein aktives Vulkangebiet betroffen, aber ich gehe ehr von tektonischen Erschütterungen aus, wobei eine klare Abgrenzung nicht möglich ist, denn auch tektonische Erdbeben können indirekt durch Magmenintrusion ausgelöst werden.

Die Erdbeben entlang der TFZ halte ich auch für tektonischen Ursprungs. Schwarmbeben, die mit Magmenintrusion assoziiert sind, sind dort für gewöhnlich weitaus intensiver. Alles in allem sieht es so aus, als würde die Divergenz entlang der Störungszonen zuschlagen und sich Europa und Nordamerika weiter voneinander entfernen.

Erdbeben-News am 05.04.22: Vanuatu

In den letzten 24 Stunden gab es mehrere interessante Erdbeben in Vulkanregionen. Darunter in Vanuatu, Indonesien und der französischen Auvergne.

Vanuatu: Erdbeben Mw 6,0

Datum: 04.04.22 | Zeit: 16:06:56 UTC | Lokation: 17.38 S ; 167.95 E | Tiefe: 31 km | Mw 6.0

Gestern Nachmittag manifestierte sich nordwestlich der Hauptinsel von Vanuatu ein Erdbeben der Moment-Magnitude 6,0. Das Hypozentrum lag 31 km tief. Das Epizentrum wurde 55 km nordwestlich von Port-Vila lokalisiert. Vor Ort war es nachts und die Menschen wurden aus dem Schlaf gerissen. Beim EMSC gibt es 2 Wahrnehmungsmeldungen. Das Erdbeben wurde als laut, aber kurz bezeichnet. Aufgrund der Tiefe des Hypozentrums blieben die Auswirkungen an der Erdoberfläche verhältnismäßig gering.

Indonesien: Erdbeben Mb 5,9

Datum: 05.04.22 | Zeit: 01:44:09 UTC | Lokation:  1.99 N ; 126.97 E | Tiefe: 41 km | Mw 6.0

Ein ähnlich starkes Erdbeben gab es im Norden des indonesischen Archipels, genauer, in der Molukkensee. Dort bebte es mit Mb 5,9. Der Erdbebenherd lag 41 km tief. Das Epizentrum befand sich 119 km westlich von Tobelo. In relativer Nähe liegen mehrere Vulkane, darunter der Karangetang, Ibu und Dukono. Ein Blick auf die Karte enthüllt, dass die Region seismisch sehr aktiv ist.

Frankreich: Erdbeben in der Auvergne

Datum: 05.04.22 | Zeit: 10:55:56. UTC | Lokation: 45.59 N ; 2.87 E | Tiefe: 2 km |  Ml 2.5

In der französischen Vulkan-Region der Auvergne gab es weitere Erdbeben. Die Erschütterung des Tages hatte eine Magnitude von 2,5 und ein Hypozentrum in nur 2 km Tiefe. Das Epizentrum lag 10 km östlich von La Bourboule. Seit dem 31 März gab es 8 Beben mit Magnituden ab 2.

Phlegräische Felder: Weiteres Schwarmbeben am 05.04.22

Datum: 05.04.22 | Zeit: 03:37:59 UTC | Lokation:  40.82; 14.13 | Tiefe: 1,8 km | Md 2,0

Unter den Phlegräischen Feldern (Campi Flegrei) begann gestern ein neues Schwarmbeben. Seitdem registrierte das INGV 30 Erschütterungen. Die Meisten hatten Magnituden im Bereich der Mikroseismizität, doch ein Beben stach heraus und brachte es auf Md 2,0. Es hatte ein Hypozentrum in nur 1,8 km Tiefe und stand damit im Zusammenhang mit dem Hydrothermalsystem des Vulkans. Sehr wahrscheinlich verursachten Fluidbewegungen den Bruch von Gestein, oder durch steigenden Druck wurde eine Störungszone aktiviert. Im ersten Fall würde es sich um ein vulkanotektonisches Erdbeben handeln. Im zweiten Fall wäre es als tektonisches Beben einzustufen, selbst wenn es indirekt durch Fluidbewegungen ausgelöst worden wäre. Das Epizentrum dieser Erschütterung lag am südwestlichen Kraterrand der Solfatara. In diesem Bereich manifestierten sich auch die nächst stärkeren Beben mit den Magnituden 1,6 und 1,1.

Generell befindet sich die Solfatara im Zentrum der Aktivität. Das gilt sowohl für die Seismizität, der Bodenhebung und der fumarolischen Tätigkeit. Auch wenn gerne, mit Hinweisen auf den zyklisch widerkehrenden Bradyseismos beschwichtigt wird, dass es sehr wahrscheinlich in absehbarer Zeit zu keinem Vulkanausbruch kommen wird, muss man die Situation mit Argusaugen betrachten. Ich halte es für möglich, dass es jederzeit zu phreatischen Eruptionen kommen könnte. Da der Zugang zum Solfatara-Krater bereits seit über 5 Jahren gesperrt ist, bin ich sehr wahrscheinlich nicht der einzige, der so ein Szenario für möglich hält. Besonders, wenn es zu einer signifikanten Temperaturerhöhung fumarolischer Gase kommen sollte, steigt das Risiko phreatischer Eruptionen deutlich. Doch von einer Temperaturerhöhung ist im -heute erschienenen- Wochenbericht nichts erwähnt.

Was sagt der Wochenbericht des INGVs zu den Phlegräischen Feldern?

Die Gas-Temperatur der Pisciarelli-Fumarole ist bei ca. 95 Grad Celsius stabil. Die Temperatur wurde in 5 m Entfernung zum Gasaustritt gemessen. Auch der Kohlendioxid-Ausstoß änderte sich nicht. Im Zeitraum zwischen dem 28. März und 3. April 2022 wurden 70 Erdbeben registriert. Darunter befand sich ein Beben mit einer Magnitude von 3,6. Dieser Erdstoß war das energiereichste Beben der aktuellen Hebungsphase, die im Jahr 2005 begann. Die Vulkanologen schreiben, dass es sogar das stärkste Beben seit 1985 war! Die Bodenhebung bleibt bei ca. 13 mm pro Monat und beträgt an der Messstation RITE 87,5 cm. Als Referenzwert gilt der Januar 2011.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Bodenhebung und Seismizität Grund zur Sorge geben, dass aber die restlichen geophysikalischen Parameter stabil sind. Vor einer Eruption würde man einen Temperaturanstieg und eine Erhöhung des Gasausstoßes erwarten.

Reykjanes: Neuer Erdbebenschwarm am 03.03.22

Datum: 03.04.22 | Zeit: 14:19:16 UTC | Lokation: 63.884, -22.398 | Tiefe: 5,9 km | Mb 3,3

  • Unter Reykjanes gab es ein neues Schwarmbeben
  • Es wurden 226 Erdbeben registriert
  • Die stärkste Erschütterung brachte es auf M 3,3

Auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel manifestierte sich gestern Abend ein neues Schwarmbeben. Schauplatz des Geschehens war die Gegend um die Blaue Lagune, ca. 5 km nördlich von Grindavik und in Sichtweite des Fagradalsfjall-Vulkans. Die meisten Beben manifestierten sich am Hügel Sýlingarfell. Diese vulkanische Erhebung liegt im Osten der Blauen Lagune. In der Region wurde vor 2 Jahren erstmalig Bodenhebung registriert, die durch Inflation ausgelöst wurde. IMO registrierte in den letzten 48 Stunden 226 Erdstöße unter der Reykjanes-Halbinsel. Zwei Beben hatten Magnituden über 3, wobei es die stärkste Erschütterung auf M 3,3 brachte. Die Hypozentren lagen in Tiefen um 5 km und damit relativ flach. Es war der intensivste Erdbebenschwarm seit Monaten, auch wenn wir in den vergangenen Jahren durchaus stärkere Schwärme dort gesehen haben. Wodurch er ausgelöst wurde ist bislang nicht kommuniziert worden. Auch ist noch nicht klar, ob es eine Bodenhebung infolge von Inflation gab.

Frühere Schwarmbeben auf Reykjanes wurden durch Intrusion verursacht

Die Beben, die sich in der Region um die Blaue Lagune Anfang 2020 manifestierten, spielten sich in der gleichen Tiefe wie jetzt ab. Allerdings wurden dort bei einigen Schwarmbeben bis zu 4 Mal mehr Erschütterungen detektiert, als es jetzt der Fall war. Damals hob sich der Boden um den Thorbjorn bis zu 8 cm an. Beim Thorbjorn handelt es sich um einen vulkanischen Hügel südlich der Blaue Lagune, wobei Thorbjorn und Sýlingarfell ca. 1 km voneinander entfernt liegen. Erst in den folgenden Monaten verlagerten sich Erdbebenaktivität und Inflation in Richtung Osten, wo dann am Fagradalsfjall die Intrusion stattfand, die letztendlich zur Eruption führte.

Mehrere isländische Geowissenschaftler gehen davon aus, dass es auf Reykjanes in den nächsten Jahren weitere Eruptionen geben wird. Aber wir wissen ja, dass die längerfristige Vorhersage von Vulkanausbrüchen praktisch unmöglich ist. Selbst wenn ein Vulkan statistisch gesehen überfällig ist, oder die geophysikalischen Parameter eine bevorstehende Eruption andeuten, heißt das noch lange nicht, dass sich die Vulkane dran halten. Aber natürlich bin ich für einen Vulkanausbruch in unbewohnten Gegenden immer zu haben.

Vulcano: weitere Erdbeben am 31. März

Staat: Italien | Lokation: 14.87 ; 38.50 | Eruption: Fumarolisch

In den letzten Tagen gab es weitere Erdbeben auf Vulcano. Der Artikel wurde am 04. April aktualisiert.

  • Ende März ereignete sich ein kleiner Erdbebenschwarm im Osten von Vulcano
  • Der Gasflux ist rückläufig, aber an den meisten Stellen erhöht
  • Es besteht die Gefahr phreatischer Explosionen

Die Liparische Insel Vulcano wurde Ende März von weiteren Erdbeben erschüttert. Sie trugen sich kurz nach meinem letzten Update zu diesem Vulkan zu. Der kleine Erdbebenschwarm manifestierte sich am 31. März. Das stärkste Beben brachte es auf Ml 1,9 und manifestierte sich offshore, genauer, 7 km südöstlich von Porto di Ponente. Das Hypozentrum lag 8 km tief. Zwei weitere Beben brachten es auf Ml 1,1. Die restlichen Beben waren schwächer. Auf der Karte sind die gelb markiert, obwohl die Hypozentren in Tiefen weniger als 10 km lagen. Die roten Punkte zeigen Mikroseismik an, die sich bereits einige Tage zuvor ereignete. In der 2. Märzhälfte gab es somit eine Zunahme der Seismizität gegenüber den letzten Wochen.

Wie sehen die geophysikalischen Parameter auf Vulcano aus?

Im jüngsten Bulletin vom INGV, das am Dienstag veröffentlicht wurde, war von einer Zunahme der Seismizität noch keine Rede. Dort heißt es, dass die lokale seismische Aktivität gering ist, mit typischerweise 1-2 Ereignisse pro Tag. Es gab auch einige VLP-Ereignisse. Schwärme traten in den letzten Wochen also nicht auf. Bei den restlichen geophysikalischen Parametern war ebenfalls kein Anstieg festzustellen, im Gegenteil, die Werte nahmen leicht ab, oder waren stabil. Die Fumarolen am Krater auf Vulcano stoßen noch viel Kohlendioxid aus. In Bezug auf Schwefeldioxid sind die Werte moderat geworden. Eine Entspannung der Lage gab es am Fuß des Kraterkegels und im Bereich von Vulcano Porto: Der CO2-Flux zeigt einen leichten Abwärtstrend, blieb aber auf mittelhohen Werten; am Standort Faraglione wurden Werte nahe dem Hintergrund gemessen. Es wurde keine neue Bodenhebung registriert.

Die Vulkanologen warnen weiterhin vor verschiedenen Gefahren. Insbesondere könnte sich Kohlendioxid in Senken, oder Kellern ansammeln und zum Erstickungstot führen. Außerdem ist es nicht ausgeschlossen, dass sich phreatische Explosionen ereignen könnten. Es bleibt also spannend auf Vulcano.

Update 04.04.22: Heute zeigt die Erdbebenkarte 2 weitere Erdstöße an, die sich bereits am 02. April zutrugen. Leider werden die Daten beim INGV mit 2 Tagen Verzögerung angezeigt. Die Beben hatten die Magnituden 1,8 und 1,6 und manifestierten sich in Vulkannähe. Hypozentren lagen in 8.97 und 6,25 km Tiefe.

Erdbeben in Vulkangebieten am 31.03.22

Ätna: Erdbeben M 2,5

Datum: 30.03.22 | Zeit: 06:14:52 UTC | Lokation:  37.72 N ; 14.92 E | Tiefe: 4 km | Ml 2,5

Im Südwesten des Ätnas gab es gestern ein Erdbeben der Magnitude 2,5. Der Erdbebenherd lag 4 km tief. Das Epizentrum befand sich laut EMSC 17 km nördlich von Paternò. Die Seismizität am Ätna ist derzeit ehr gering einzustufen. Das LGS registrierte vorgestern zahlreiche Infraschallsignale, die auf tiefsitzende Explosionen hindeuteten.

Auvergne: Erdbeben Ml 2,7

Datum: 31.03.22 | Zeit: 07:21:53 UTC | Lokation:  45.61 N ; 2.87 E | Tiefe: 10 km | Ml 2,7

Im französischen Vulkangebiet der Auvergne manifestiert sich ein Schwarmbeben. Das EMSC registrierte bis jetzt 4 Erdbeben mit Magnituden über 2. Das Stärkste brachte es auf Ml 2,7. Es hatte ein Hypozentrum in 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 25 km südlich von Clermont-Ferrand lokalisiert. In der Nähe der Epizentren befinden sich mehrere Maare und Schlackenkegel. Die Auvergne wird gerne mit der Vulkaneifel verglichen.

Azoren: Weitere Beben auf Sao Jorge

Datum: 29.03.22 | Zeit: 21:56:16 UTC | Lokation:  38.67 N ; 28.20 W | Tiefe: 12 km | Ml 4,0

Vorgestern kam es auf Sao Jorge zum bislang stärksten Beben des aktuellen Schwarms. Laut EMSC hatte es eine Magnitude von 4,0 und ein Hypozentrum in 12 km Tiefe. Das Epizentrum lag 2 km südöstlich von Velas. Gestern wurden unter der Nordwestspitze der Insel 3 Beben mit Magnituden über 2 registriert. Das Stärkste brachte es auf M 3,6 in nur 5 km Tiefe. Heute blieben stärkere Beben bislang aus. Auf dem Seismogramm erkennt man aber mehrere Mikrobeben.

Reykjanes: Schwarmbeben am Magmatischen Gang

Unter der isländischen Reykjanes-Halbinsel gab es weitere Beben. In den letzten 48 Stunden registrierte IMO 48 schwache Erschütterungen. Die meisten Beben ereigneten sich im Bereich des Magmatischen Gangs zwischen Fagradalsfjall und Krýsuvík.

Vulcano mit Mikroseismik

In den letzten Tagen hat die Mikroseismizität unter der Lipareninsel Vulcano zugenommen. Die Karte des INGVs zeigt 6 Mikrobeben im Bereich der Insel an. 3 Erschütterungen manifestierten sich am 29 März. Sie lagen vor der Westküste der Insel. Die Karte zeigt die Beben der letzten 10 Tage an. Die Beben hatten Magnituden kleiner als 1. Grund zur Beunruhigung gibt es nicht, ein größerer Vulkanausbruch steht nicht unmittelbar bevor.