Ätna: Erdbebenschwarm in größerer Tiefe

Tiefer Erdbebenschwarm im Westen des Vulkans Ätna- 15 Beben am 22. Oktober registriert

Am 22. Oktober manifestierte sich im Westen des Vulkans Ätna ein tiefes Schwarmbeben, das aus 15 Einzelerschütterungen bestand. Über die 4 stärksten Beben hatte ich bereits am Folgetag berichtet, wobei das stärkste Beben laut INGV eine Magnitude von 3,3 hatte und sich in 20 Kilometern Tiefe zwischen den Orten Adrano und Bronte ereignete. In der Meldung vom 23. Oktober erwähnte ich, dass es weitere schwächere Erdbeben gegeben haben könnte. Nun werden sie mit einiger Verspätung in der Shakemap des INGV angezeigt.

Schwarmbeben Ätna. © INGV/Leaflet

Der Erdbebenschwarm ist insofern interessant, als dass er aller Wahrscheinlichkeit nach mit der Intrusion von Magma in tiefen Krustenbereichen an der Ätnabasis zusammenhängt. In der Regel beginnt hier die Intrusion aus der Tiefe. Meistens sucht sich das Magma dann Aufstiegswege, die weiter im Süden liegen, um dann über den Osten in Richtung der Gipfelkrater zu wandern. Meiner Erfahrung nach dauert dieser Prozess gut 6 Monate, wobei es aber auch sein kann, dass die Druckerhöhung durch die tiefe Intrusion Magma mobilisiert, das sich bereits in flacheren Stockwerken des Reservoirs befindet, so dass das frisch intrudierte Magma in der Tiefe tatsächlich länger braucht, bis es oben am Krater angekommen ist.

Abgesehen von diesem tiefen Erdbebenschwarm ist die Seismizität in geringeren Tiefen aktuell ziemlich gering und es werden nur 4 schwache Erschütterungen angezeigt, die sich innerhalb einer Woche ereigneten. Eine ähnlich geringe Seismizität gab es in den letzten Monaten öfter zu sehen. Oft begannen effusive Eruptionen, ohne dass die Seismik vorher wieder signifikant anstieg.

Der Tremor bewegt sich gleichmäßig in der unteren Hälfte des gelben Bereichs und zeigt nur wenige Schwankungen.

Campi Flegrei: Erdbeben Md 3,1 am 26. Oktober

Campi Flegrei von Erdbeben Md 3,1 erschüttert – starkes Schwarmbeben in Progress

In den Campi Flegrei kam es heute Nacht um 00:51:49 Uhr Lokalzeit (22:51:49 UTC am 25. Oktober) zu einem deutlich spürbaren Erdbeben der Magnitude 3,1. Die Herdtiefe wird vom INGV mit 2400 m angegeben. Das Epizentrum befand sich unter dem Nordrand der Solfatara, wo sich eine Kleingartenanlage befindet. Wenige hundert Meter entfernt steht u. a. ein großes Hotel, das deutlich wahrnehmbar durchgeschüttelt wurde, aber wohl zu den stabilsten Gebäuden Pozzuolis gehören dürfte.

Campi Flegrei. © EMSC/Leaflet

Das Erdbeben löste einen erneuten Schwarm aus, der noch anhält und sich bis jetzt aus 47 Beben zusammensetzt. Doch auch vor der beschriebenen Erschütterung war die Seismizität erhöht und meiner Meinung nach handelt es sich um einen einzigen, seit Tagen anhaltenden Erdbebenschwarm aus hunderten Erdbeben.

Der Bürgermeister der Kommune Pozzuoli gab wieder mehrere Kommuniqués, die das Erdbeben betreffend, heraus und wies nicht nur auf den Erdbebenschwarm hin, sondern gab auch Notfallnummern bekannt. Zudem sollen Bürger Schäden an ihren Häusern melden, was oft wohl aus Angst vor einer Zwangsräumung im Schadensfall nicht immer gemacht wird.

Neben dem Beben Mb 3,1 gab es noch weitere Erdbeben, die von den Bewohnern des Calderavulkans deutlich gespürt wurden: Sie hatten die Magnituden 1,9 und 1,7 und lagen in geringer Tiefe unter bebautem Gebiet nordwestlich der Solfatara. Normalerweise würde man meinen, Erdbeben solch geringer Magnitude seien nicht wahrnehmbar, doch tatsächlich konnte ich bei meinem letzten Aufenthalt in der Gegend im März dieses Jahres sogar einen Erdstoß Md 1,2 spüren, der sich wenige hundert Meter von meinem Hotel am Südrand der Solfatara entfernt ereignet hatte. Die geringe Herdtiefe der Beben sowie die besondere geologische Struktur des Beckens der Caldera reflektieren Erdbebenwellen und verstärken sie so, dass man selbst Beben weit unterhalb der eigentlichen Wahrnehmbarkeitsschwelle von M 3,0 spüren kann.

Italien: Erdbeben Mb 3,6 bei Avellino am Vesuv

Leichte Erschütterung bei Avellino erinnert an das dramatische Erbe des Vesuvs

Ein Erdbeben der Magnitude 3,6 hat gestern Nachmittag um 14:40 Uhr Ortszeit die Region um Avellino bei Neapel erschüttert. Das Epizentrum lag 6 Kilometer nordnordwestlich von Avellino und hatte eine Herdtiefe von 15 Kilometern. Anwohner spürten leichte Vibrationen, Schäden gab es keine. Neben dem Hauptbeben gab es 3 weitere schwache Erschütterungen tektonischen Ursprungs. Die letzte wurde heute Morgen registriert und hatte eine Magnitude von 3,1. Auch wenn das Beben eher schwach war, erinnert es daran, wie lange die Menschen in Kampanien schon mit den Kräften der Erdgewalten leben.

Avallino. © EMSC/Leaflet

Während der Bronzezeit wurde die Region durch einen Ausbruch des Vesuvs verwüstet. Der Vulkan liegt nur etwa 30 Kilometer südwestlich von Avellino. Archäologen haben hier Reste von Siedlungen gefunden, die vor rund 3.800 Jahren durch die sogenannte Avellino-Eruption zerstört wurden. Häuser, Vorräte, Werkzeuge und sogar Fußspuren von Menschen und Tieren wurden unter einer meterdicken Ascheschicht konserviert – ein seltener Einblick in das tägliche Leben, das plötzlich unterbrochen wurde.

Der plinianisch Ausbruch generierte pyrokalstische Ströme und Lahare und ließ große Mengen Asche und Bimsstein über Kampanien abregnen. Die Asche verdichtete sich zu meterdicken Schichten, die bis weit in die Ebene von Avellino reichten und die Siedlungen unter sich begruben. Das Sarno-Tal und umliegende Täler wurden für Jahrhunderte unbewohnbar.

Untersuchungen zeigen, dass das Mittelmeer zur Bronzezeit insgesamt eine Phase erhöhter seismovulkanischer Aktivität durchlief. Gleichzeitig gab es in der Ägäis und Süditalien mehrere starke Eruptionen und Erdbeben. Besonders die Thera/Santorin-Eruption um 1620 v. Chr. und die schweren seismischen Zerstörungen in Mykene und Kreta um 1200 v. Chr. deuten darauf hin, dass die Region regelmäßig von Naturkatastrophen getroffen wurde. Diese Ereignisse trugen dazu bei, dass mehrere antike Hochkulturen untergingen oder stark zurückgeworfen wurden. Geologen vermuten, dass die Subduktion der Afrikanischen Platte und die tektonische Umgestaltung des Mittelmeerraums die Ursache für diese Phase hoher Aktivität waren.

Der Vesuv selbst bringt weiterhin Erdbeben hervor, die mit der Subsidenz des Schlotbereichs zusammenhängen. Interessant ist, dass die Subsidenz am Fuß des Vulkans inzwischen stoppte.

Deutschland: Erdbeben Mb 2,8 nahe Wiesbaden

Spürbares Erdbeben in Deutschland – mehrere Wahrnehmungsmeldungen

Datum: 24.10.2025 | Zeit: 15:20:13 UTC | Koordinaten 50.100 ; 8.100 | Tiefe: 10 km | Mb 2,8

Gestern Nachmittag ereignete sich um 17:20:13 Uhr MESZ ein spürbares Erdbeben der Magnitude 2,8 im mittleren Westen Deutschlands. Das Epizentrum lag am Nordrand des Taunus, etwa elf Kilometer westlich von Wiesbaden. Die Herdtiefe wird vom EMSC mit zehn Kilometern angegeben.

Deutschland. © EMSC/LEAFLET

Aus den umliegenden Orten Wambach, Bärstadt, Georgenborn und weiteren Gemeinden liegen Wahrnehmungsmeldungen vor, nach denen das Beben deutlich gespürt wurde. Es wurde von dem typischen Grollen begleitet, das Zeugen solcher Erschütterungen häufig beschreiben.

Der Erdstoß ereignete sich am Rand des Taunus, dort, wo das Mittelgebirge an das Mainzer Becken grenzt, und war tektonischen Ursprungs. Er trat an einer Taunus-Randstörung auf, deren Genese eng mit der Bildung des nördlichen Oberrheingrabens verknüpft ist. Hier befindet sich eine der seismisch aktivsten Zonen Deutschlands.

Bei der Entstehung des Rheingrabens bildete sich eine komplexe Horst-und-Graben-Struktur, in der sich auch mehrere tektonische Becken entwickelten. Zu diesen zählen das erwähnte Mainzer Becken, aber auch das weiter nördlich gelegene Neuwieder Becken. Am Nordrand dieses Beckens liegt der Laacher-See-Vulkan, der in den letzten Tagen aufgrund zunehmender Seismizität bei Vnet mehrfach für Schlagzeilen sorgte.

Ein direkter Zusammenhang zwischen dem gestrigen Beben und den Erschütterungen der vergangenen zwei Wochen am Laacher See besteht vermutlich nicht – abgesehen davon, dass alle genannten tektonischen Strukturen über den Rheingraben miteinander verbunden sind. Unter der Eifel wirkt weiterhin ein Mantelplume, der maßgeblich für den Vulkanismus der Region verantwortlich ist.
Entlang des Rheingrabens entstanden weiter südlich weitere Vulkane, darunter der Kaiserstuhl, der übrigens einige Parallelen zum Ol Doinyo Lengai im Ostafrikanischen Graben aufweist: Auch dort wurden Spuren karbonatischer Lava entdeckt.

Ätna: Erdbeben Mb 3,2 im Westen des Vulkans

Erdbeben zwischen Adrano und Bronte im Westend es Ätna. © EMSC/Leaflet

Erdbeben Mb 3,2 im Westen des Ätna – Beben in Bronte zu spüren gewesen

Datum: 22.10.2025 | Zeit: 20:23:13 UTC | Koordinaten 37.720 ; 14.820 | Tiefe: 5 km | Mb 3,2

Im Westen des Ätna ist es in den letzten Jahren vergleichsweise ruhig gewesen und er findet in den Nachrichten nur wenig Erwähnung. Seit gestern manifestierten sich hier allerdings 4 Erdbeben mit Magnituden größer als 2,0, von denen das stärkste eine Magnitude von 3,2 hatte. Der Erdbebenherd dieses Bebens lag in 5 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum befand sich zwischen den Orten Adrano und Bronte und wurde vom EMSC 6 Kilometer von Adrano verortet. Die Epizentren der drei schwächeren Erschütterungen wurden westlich des stärkeren Bebens lokalisiert. Zudem lagen die Herdtiefen jenseits von 20 Kilometern.

Wahrscheinlich stehen die Erdbeben mit Spannungsänderungen an Störzonen in Verbindung, die durch aufsteigendes Magma ausgelöst wurden. Besonders die tieferen Beben sind ein Indiz dafür, dass Magma aufsteigt und dabei ist, in die Erdkruste einzudringen, etwas, was man besonders im Nordwesten des Vulkans in den letzten Jahren regelmäßig alle paar Monate beobachten konnte. Dabei können durchaus stärkere Erdbebenschwärme entstehen. Da das INGV seine detaillierten Erdbebenlisten immer erst mit Verzögerung veröffentlicht, lässt sich jetzt noch nicht sagen, ob es weitere schwache Erdbeben gegeben hat.

In den vergangenen Tagen hatte die Seismizität am Ätna immer weiter abgenommen und vor dem aktuellen Ereignis wurden nur noch sehr wenige Beben registriert, ein Phänomen wie ein Countdown, das man vor den letzten überwiegend effusiven Eruptionen häufiger beobachten konnte. Von daher halte ich es für möglich, dass wir bald neue Lavastromtätigkeit sehen werden.

Im letzten INGV-Wochenbericht war die Lage der Tremorquellen von besonderem Interesse: Anstatt sich entlang eines gangartigen schmalen Bands zu erstrecken, konzentrierten sich die magmainduzierten Vibrationen unter dem Nordostkrater. Von daher ist es möglich, dass es hier zu den nächsten Eruptionen kommen wird.

Betrachtet man das Satellitenfoto oben genauer, dann erkennt man sehr schön die beiden Orte Bronte (oben) und Adrano (unten) sowie den Frontverlauf der alten Lavaströme zwischen den Ortschaften, die in etwa alle gleich weit geflossen sind. Auf den von Lava bedeckten Hängen des Ätna finden sich zudem zahlreiche Schlackenkegel, für die der Westen des Vulkans bekannt ist. Der Ätna-Gipfel liegt im oberen rechten Bereich des Fotos. Rechts unterhalb der Bildmitte erkennt man die Depression des Valle del Bove im Osten des Feuerbergs.

Studie belegt Beben-Fernwirkung auf Niederrheinische Bucht

Wenn ferne Erdbeben lokale Verwerfungen wecken – Neue Studie zeigt potenzielle Risiken für Geothermie in der Niederrheinischen Bucht

Seismische Wellen starker Erdbeben können selbst Tausende Kilometer entfernt noch Wirkung entfalten. Eine neue Studie von Forschenden der Ruhr-Universität Bochum und der University of California in San Diego zeigt, dass solche fernen Erschütterungen in der Niederrheinischen Bucht lokale Spannungen verändern und kleinere Erdbeben auslösen können. Dieses Phänomen, bekannt als dynamische Fernauslösung, könnte wichtige Hinweise für die Planung künftiger Geothermieprojekte liefern.

Das Forschungsteam um Marco Roth untersuchte die Region Weisweiler bei Aachen – ein Gebiet, das für die geothermische Energiegewinnung erschlossen werden soll. Anhand seismischer Daten aus den letzten 35 Jahren analysierten die Wissenschaftler, ob weit entfernte Großbeben die lokale Seismizität beeinflussten. Sie werteten dafür Daten von 23 weltweiten Erdbeben mit Magnituden zwischen 5,4 und 9,1 aus, deren seismische Wellen in der Niederrheinischen Bucht messbare Bodenschwingungen verursachten.

Skizze Störungen

Das Ergebnis: In vier Fällen kam es nach dem Eintreffen der Wellen tatsächlich zu einem Anstieg lokaler Seismizität – nach den Erdbeben von Roermond (1992), Chignik in Alaska (2021), Kahramanmaraş in der Türkei (2023) und Kamtschatka in Russland (2025). Besonders deutlich zeigte sich der Effekt beim Roermond-Beben, das zahlreiche Nachbeben zwischen den Störungen Feldbiss und Sandgewand auslöste. Die Forscher fanden außerdem Hinweise darauf, dass die Richtung, aus der die seismischen Wellen eintreffen, eine Rolle spielt: Wenn sie mit der vorherrschenden Ausrichtung der regionalen Störungen übereinstimmt, ist die Wahrscheinlichkeit einer Auslösung größer.

Trotz dieser Befunde blieb die Mehrheit der untersuchten Großbeben ohne messbare Wirkung. Offenbar hängt die Reaktion des Untergrunds nicht nur von der Stärke der Erschütterung ab, sondern auch von komplexen Faktoren wie dem Spannungszustand, der Gesteinsstruktur und dem seismischen Zyklus einer Verwerfung. Die Studie zeigt jedoch, dass schon geringe Spannungsänderungen von rund 1,4 Kilopascal genügen können, um unter bestimmten Bedingungen lokale Erdbeben zu initiieren.

Für die Geothermiebranche sind diese Erkenntnisse von Bedeutung. „Wenn wir wissen, welche Verwerfungen besonders empfindlich auf Spannungsänderungen reagieren, können wir Risiken besser einschätzen“, erklärt Roth. Die dynamische Fernauslösung könnte damit zu einem neuen Instrument der Gefährdungsbewertung werden – und helfen, die Nutzung geothermischer Energie sicherer zu gestalten. (Quelle: https://doi.org/10.1093/gji/ggaf412)

Löste starkes Erdbeben bei den Philippinen das Schwarmbeben am Laacher-See-Vulkan aus?

Laacher See. © Marc Szeglat

Früher wurde eine Fernwirkung starker Erdbeben auf weit entfernte Störungen kontrovers diskutiert, genauso wie Spekulationen über Phasen, in denen sich starke Erdbeben häufen. Doch rechnet man die Ergebnisse der Studie hoch, dann scheint es nicht unwahrscheinlich zu sein, dass starke Erdbeben wiederum andere starke Erdbeben triggern können, was zu einem Dominoeffekt führen könnte, womit wir eine Phase erhöhter Erdbebenaktivität hätten.

Da es immer offensichtlicher wird, dass Erdbeben auch die vulkanische Aktivität beeinflussen, kommen wir zu einem doppelten Effekt.

In diesem Kontext ist mir aufgefallen, dass das starke Erdbeben Mw 7,4, das am 10. Oktober die Philippinen erschütterte, gut 2 Stunden vor dem Schwarmbeben am Westufer des Laacher-See-Vulkans stattfand. Genug Zeit für die Erdbebenwellen von den Philippinen, um den deutschen Vulkan zu erreichen und dort das Spannungsfeld entsprechend zu beeinflussen. Möglicherweise lösten die Bodenbewegungen Fluidaufstieg entlang einer Störung am Laacher See aus.

Island: Erdbeben Mb 4,4 rockt Katla

Katla auf Island von starkem Erdbebenschwarm erschüttert  -Stärkste Magnitude Mb 4,4

Die subglaziale Caldera Katla, die unter dem Gletscher Mýrdalsjökull auf Island liegt, wird seit heute Vormittag, 10:27:49 Uhr UTC, von einem Schwarmbeben erschüttert. Das Initialbeben hatte eine Magnitude von 3,3. Wenig später ereignete sich ein Beben Mb 3,4. Das stärkste Beben manifestierte sich um 10:51:22 UTC und hatte eine Magnitude 4,4. Die Herdtiefe wird mit 100 m unter dem Meeresspiegel angegeben. Insgesamt besteht der Schwarm bis jetzt aus über 30 Beben.

Es ist einer der stärksten Schwärme der letzten Monate unter Katla. Ähnlich hohe Magnituden wurden zuletzt im Mai und Juni 2023 erreicht. Damals rechnete man bereits mit einem bevorstehenden Ausbruch, auf den wir bekanntermaßen immer noch warten. Dennoch könnten sich seitdem kleinere Ausbrüche unter dem Eis ereignet haben, die Gletscherläufe verursachten. Auch dieses Mal ist es nicht ausgeschlossen, dass sich ein kleiner Ausbruch ereignet, obwohl ich vor einer Eruption deutlich stärkere Erdbebenschwärme erwarten würde.

Eine erhöhte elektrische Leitfähigkeit im Wasser der Flüsse am Mýrdalsjökull wurde bis jetzt nicht gemessen, von daher ist es unwahrscheinlich, dass die Beben mit einem sich anbahnenden Gletscherlauf in Verbindung stehen.

Da der Vulkan vom mächtigen Eispanzer des Myrdalsjökull bedeckt ist, ist es schwierig, die genaue Höhe der Caldera unter dem Eis zu bestimmen. Der Myrdalsjökull ist ca. 1500 m hoch, der Eispanzer im Zentrum des Gletschers soll ca. 750 m mächtig sein. Demnach liegt der Calderaboden auf etwa 750 m über dem Meeresspiegel. Die große Eisbedeckung verhindert direkte Beobachtungen des vulkanischen Geschehens und erschwert Messungen. Daher ist vieles, was wir vom Zustand dieses Vulkans zu wissen glauben, Spekulation.

Campi Flegrei: Intensive Erdbebentätigkeit am 19. Oktober

Seismizität der Campi Flegrei bleibt hoch – Nerven der Anwohner liegen blank

In den Campi Flegrei ist die Erdbebenaktivität in den letzten Tagen besonders hoch: Innerhalb von 48 Stunden registrierte das seismische Netzwerk des INGV über 70 Erdbeben unter – oder vielmehr in – der Caldera. Die Anwohner reagieren zunehmend besorgt. Viele wollen einfach nur noch weg.

Campi Flegrei, © EMSC

Das stärkste Beben der letzten 2 Tage hatte eine Magnitude von 2,5. Die Herdtiefe belief sich auf 3000 m. Das Epizentrum wurde nordöstlich des Monte Nuovo lokalisiert. Auf Wochensicht hatten 7 Erdbeben Magnituden ab 2,0. Stärkere Erdbeben über M 3,0 traten in den letzten Tagen nicht auf, aber die schiere Anzahl der Erschütterungen rüttelt nicht nur an der Bausubstanz, sondern auch an den Nerven ihrer Bewohner, die vermehrt fordern, dass die Alarmstufe des Vulkans von „Gelb“ auf „Orange“ angehoben wird, was erste Evakuierungsmaßnahmen erlauben würde.

In den sozialen Medien werden die Kommentare der Bürger, die eine dauerhafte Umsiedlung auf Staatskosten fordern, immer lauter. So kommentierte auf Facebook eine Anwohnerin von Pozzuoli einen Post des INGV, der dazu auffordert, Wahrnehmungsmeldungen der Beben zu machen, folgendermaßen: „Wozu soll das gut sein? Wir hören sie (die Beben) Tag und Nacht, wir wollen doch nur Hilfe.“ Ein anderer Kommentator meinte: „All die verschiedenen Experten aus anderen Ländern warnen vor einer großen Gefahr – nur das INGV scheint mir, gemeinsam mit dem Zivilschutz, die Gefahr herunterzuspielen. Und wenn man die Erklärungen des Bürgermeisters hört, dass beim Anheben der Alarmstufe auf Orange die neapolitanische Wirtschaft zusammenbrechen würde, sieht man, dass sie sich mehr um ihre Geldbörsen kümmern als um das Risiko für ihre Bürger, die fliehen müssten.“ Tatsächlich wird den kommunalen Beamten und besonders dem Bürgermeister auch Korruption vorgeworfen, damit die Alarmstufe nicht angehoben wird.

Sicherlich wäre die Anhebung der Alarmstufe eine folgenschwere Entscheidung, die hohe Kosten mit sich bringt, das soziale Gefüge von Pozzuoli auseinanderreißt und die Wirtschaft noch weiter runterzieht. Und es wollen sicherlich nicht alle Anwohner die Region verlassen. Vor allem Alteingesessene und Hausbesitzer würden im Falle von Zwangsevakuierungen bestimmt nicht mitziehen wollen, insbesondere da nicht klar ist, wie lange eine Evakuierung dauern würde und ob sie Entschädigungen bekommen würden, was ich mir ehrlich gesagt kaum vorstellen kann. Am Ätna wartet man noch heute vergeblich auf Entschädigungen, die vor über 40 Jahren vom Staat versprochen wurden, als es darum ging, vor einem Lavastrom zu fliehen.

Die Situation in den Campi Flegrei ist komplex. Eine zuverlässige Vorhersage – ob und wann es zu stärkeren Erdbeben oder gar einem Vulkanausbruch kommen wird – ist unmöglich zu treffen. Theoretisch kann sich jederzeit ein stärkeres Erdbeben mit einer Magnitude größer 5,0 ereignen, das erste Häuser einstürzen lassen würde. Genauso spontan könnte es zu phreatischen Eruptionen kommen. Ein mittelstarker Ausbruch kann sich innerhalb von Tagen aufbauen, ein starker Vulkanausbruch in wenigen Monaten. Es kann aber auch einfach so weitergehen oder die Aktivität endet.

Ein Kompromiss könnte sein, zunächst Menschen mit Handicap umzusiedeln, die aus eigener Kraft nicht innerhalb kurzer Zeit flüchten können, wozu auch die Verlegung von Altenheimen gehört. Altersschwache und bereits geschädigte Gebäude gehören evakuiert und es müssten erdbebensichere Schutzräume mit Betondächern geschaffen werden, in denen man sich vor einem Vulkanausbruch in Sicherheit bringen kann. Zudem braucht es einen Landungssteg, der weit ins Meer hinausführt, an dem Fähren anlegen können, wenn der Meeresboden weiter ansteigt.

Teneriffa: Vulkanotektonische Erdbeben halten an

Vulkanotektonische Erdbeben an der Küste von Teneriffa – Vulkanologin beruhigt Bevölkerung

Die Erdbebenserie an der Südostküste der Kanarischen Insel Teneriffa hält weiter an. Seit Donnerstagabend wurden mehr als 40 Erschütterungen registriert, von denen 16 stark genug waren, um lokalisiert zu werden. Auf den ShakeMaps erscheinen ebenfalls nur diese Ereignisse. Die Magnituden der Beben lagen zwischen M 0,2 und 2,6, die Herdtiefen zwischen 20 und 30 Kilometern. Das stärkste und tiefste Beben ereignete sich erst in der vergangenen Nacht und wird in den bisherigen Kommentaren zum Erdbebenschwarm noch nicht erwähnt. Außerdem gab es gestern Abend ein Beben der Magnitude 3,4 in fast 30 Kilometern Tiefe, das abseits des Schwarms zwischen Teneriffa und Gran Canaria lag. Aufgrund seiner Tiefe könnte es jedoch zur gleichen Phänomenologie gehören – den sogenannten vulkanotektonischen Erdbeben. Sie entstehen durch Gesteinsbruch infolge von Magmaaufstieg.

Teneriffa. © EMSC

Die seismische Aktivität sorgt auf Teneriffa für Unruhe und Besorgnis. Obwohl die Beben aufgrund ihrer Tiefe von den Bewohnern der Küstenregion bei Fasnia nicht verspürt werden, befürchten einige Menschen einen bevorstehenden Vulkanausbruch. Die Lokalpresse griff das Thema auf und veröffentlichte ein Statement von Itahiza Domínguez, Direktorin des IGN auf den Kanarischen Inseln. Sie bestätigte, dass es sich um vulkanotektonische Erdbeben handelt, und betonte zugleich, dass diese nichts am aktuellen Aktivitätszustand des Vulkans Teide änderten. Dazu wären langperiodische Erdbeben erforderlich, die durch Fluidbewegungen im Untergrund verursacht werden – solche wurden bislang jedoch nicht registriert. Es bestehe daher kein Grund zur Beunruhigung.

Kurzfristig betrachtet hat Itahiza Domínguez damit sicherlich recht. Langfristig gesehen sind tiefe vulkanotektonische Erdbeben jedoch ein Hinweis auf aufsteigendes Magma, das in die Erdkruste eindringt, dort ein Reservoir unter dem Vulkan bildet und ihn so allmählich auf seinen nächsten Ausbruch vorbereitet. Auszubrechen liegt im Wesen eines jeden aktiven Vulkans – und solange er nicht erloschen ist, wird er dies früher oder später tun. Im Fall von Teneriffa, wo sich die Seismizität in den vergangenen Monaten deutlich verstärkt hat, stehen die Chancen auf einen Ausbruch innerhalb der kommenden Jahre nicht schlecht.

Bis Freitag, 12:00 Uhr, wurden innerhalb einer Woche insgesamt 42 Erdbeben im Bereich von Teneriffa registriert. Das stärkste erreichte eine Magnitude von 2,8.