Intensiver Erdbebenschwarm bei Hveragerði auf Reykjanes – Epizentren nahe historischen Erdbebenort
Reykjavik, 29.05.2025 – Ganz im Osten der Reykjanes-Halbinsel beim Ort Hveragerði, der in der Nähe des bekannteren Selfoss in Südisland liegt, manifestiert sich ein intensives Schwarmbeben, das sich bis jetzt aus gut 80 Einzelbeben geringer Magnituden im Bereich der Mikroseismizität zusammensetzt. Die Hypozentren liegen überwiegend in Tiefen zwischen 3 und 6 Kilometern. Die Epizentren befinden sich ca. 5 Kilometer süd-südwestlich von Hveragerði.
Schwarmbeben an dieser Lokation waren in den letzten Monaten nicht besonders häufig, obgleich sich Hveragerði an einem markanten tektonischen Kreuzungspunkt befindet, der auf den Tag genau vor 17 Jahren eines der stärksten Erdbeben der jüngeren Geschichte im Süden Islands hervorbrachte. Bei dem Beben vom 29. Mai 2008 handelte es sich um einen Doppelschlag mit den Magnituden 5,8 und 5,9, der zusammen eine Magnitude von 6,1 hervorbrachte. Damals gab es Gebäudeschäden und einige verletzte Personen sowie mehrere tote Schafe. Hveragerði liegt im Randbereich des Hengill-Störungssystems, das in NE‑SW‑Richtung streicht und zum Westarm des isländischen Störungs- und Vulkansystems gehört. Nördlich der Stadt trifft das Hengill-System auf eine Transformstörung des östlichen Vulkansystems Islands. Kein Wunder also, dass sich hier im Untergrund Spannungen aufbauen, die ein hohes Erdbebenpotenzial bedingen.
Das aktuelle Schwarmbeben liegt allerdings etwas südlich des beschriebenen tektonischen Kreuzungspunktes und könnte unabhängig hiervon auftreten. Nicht auszuschließen ist, dass es im Zusammenhang mit Fluidbewegungen steht, denn weiter nördlich befindet sich das Thermalgebiet Reykadalur. Hier gibt es heiße Quellen im Bereich eines Baches, die zu einem Bad einladen.
Natürlich gibt es auch Erdbeben an den 4 anderen Spaltensystemen auf der Reykjanes-Halbinsel. Hier registrierte IMO in den letzten 48 Stunden insgesamt 132 Erschütterungen, einschließlich des oben erläuterten Schwarmbebens. Die meisten Erschütterungen gab es ganz im Osten der Halbinsel bei Reykjanestá (Eldey) und im Krysuvik-System. Einige Beben ereigneten sich auch am Fagradalsfjall und bei Svartsengi. Die Bodenhebung dort geht unvermindert weiter. Meinen Einschätzungen nach dürfte der Magmenzustrom in die flach liegenden Reservoire bei 4 Kubikmeter pro Sekunde liegen.