Aktuelle Nachrichten über Erdbeben und weiterführende Berichte zur Seismologie gibt es in dieser Kategorie von vulkane.net. Ihr findet regelmäßige Updates über wichtige Erdbeben auf der ganzen Welt. Ein Schwerpunkt liegt bei Erdbeben in der Nähe von Vulkanen.
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Schwarmbeben im Norden von Italien – Stärkster Erdstoß M 3,2
Datum 19.02.2024 | Zeit: 8:07:38 UTC | Lokation: 44.634 ; 10.182 | Tiefe: 20 km | Mb 3,2
In Norditalien findet ein Schwarmbeben statt, das gestern Abend begann und bis heute Vormittag weiter anhält. Insgesamt wurden bis jetzt 14 Erdstöße festgestellt. Während die meisten Erschütterungen Magnituden im Zweierbereich hatten, brachten es die beiden stärksten Erdstöße auf M 3,2. Die Hypozentren der meisten Erdstöße liegen mit Tiefen um 20 km vergleichsweise tief. Die Epizentren konzentrieren sich 13 km südlich von Collecchio, einem 7,900 Einwohner-Ort, der 20 km von Parma entfernt liegt. Ein Blick auf die Landkarte zeigt, dass es sich um ein gebirgiges Areal des Ligurischen Apennins handelt. Dem EMSC liegt eine Wahrnehmungsmeldung vor: Das Beben konnte trotz der großen Tiefe also offenbar gespürt werden, obwohl es eine Magnitude hatte, die gerade im Bereich der Wahrnehmbarkeit liegt.
Tektonisch gesehen befindet sich die Erdbebenregion in vorderster Front des Apennin-Gebirges, durch die sich eine lange Störungszone (AFR) zieht, an der es ein Überschiebungen gibt. Das Schwarmbeben dürfte mit diesen Störungen assoziiert sein. Auffällig ist allerdings die vergleichsweise große Tiefe der Erdbebenherde, die für tektonische Erdbeben entlang einer Überschiebungsfront eher untypisch sind. Es ist daher nicht auszuschließen, dass eine tiefe Fluiddynamik an der Grenze zwischen Erdkruste und Asthenosphäre einen Einfluss auf die Bebentätigkeit nimmt.
Erdbeben gab es entlang der AFR schon öfter. In dem aktuell betroffenen Gebiet wurde 1983 ein Erdbeben Mw 5,0 registriert. Weiter östlich entlang der AFR gab es Erdbeben bis zur Magnitude 6,0. So könnte der aktuelle Schwarm letztendlich eine Vorbebenserie für ein stärkeres Erdbeben in naher Zukunft sein.
Interessant ist, dass nur ca. 50 Kilometer südöstlich von Parma die Schlammvulkane von Nirano liegen. Sie stehen aber nicht mit magmatischen Prozessen im Zusammenhang, sondern finden ihren Ursprung in Methangasen.
Erdbebenserie bei Eldey – Vulkanologe befürchtet bevorstehende submarine Eruption
Die Erdbebentätigkeit im Bereich der isländischen Reykjaneshalbinsel hat sich seit gestern etwas abgeschwächt, dennoch wurden weitere Erdbeben detektiert. Insgesamt wurden in den letzten 48 Stunden 80 Beben registriert, die in den Tabellen des Icelandic Meteorological Office (IMO) aufgeführt sind. Die Beben verteilten sich entlang der verschiedenen Spaltensysteme, wobei der Schwerpunkt auf Krysuvik, Fagradalsfjall und Svartsengi lag. An den submarinen Fortsetzungen des Reykjanes-Systems bei Eldey wurden heute keine neuen Beben registriert, dennoch steht dieses System heute erneut im Fokus des Berichts. Grund dafür ist ein Interview des MBL mit dem uns mittlerweile gut bekannten Vulkanologen Þorvaldur Þórðarson, das gestern veröffentlicht wurde und sich mit den Geschehnissen bei Eldey befasste.
Der Vulkanologe geht davon aus, dass das Erdbeben bei Eldey ein Vorzeichen eines Ausbruchs in den kommenden Monaten sein könnte. Þorvaldur befürchtet sogar, dass es zu einem surtseyanischen Ausbruch kommen könnte, da er eine explosiv verlaufende Eruption erwartet.
Eldey liegt gut fünfzehn Kilometer südwestlich von Reykjanes, und seit dem letzten Ausbruch bei Svartsengi am 8. Februar hat es zahlreiche Erdbeben in der Region gegeben. Das stärkste Erdbeben hatte eine Magnitude von 3,2. Der Vulkanologe erklärt, dass die Erdbeben in einer Tiefe von zehn Kilometern begonnen haben, inzwischen aber viel näher an die Oberfläche gelangt sind und sich zuletzt in einer Tiefe von vier Kilometern ereignet haben.
Erdbeben könnten auch tektonischer Natur sein
„Diese seismische Aktivität könnte darauf hindeuten, dass sich Magma angesammelt hat und begonnen hat, ziemlich tief einzudringen, bevor es sich in eine flachere Tiefe bewegt“, sagt Þorvaldur. „Magmenaufstieg ist eine Interpretation dafür, aber die andere ist, dass es sich um Erdbeben an der Plattengrenze handelt, und ich denke, wir müssen einfach abwarten, was tatsächlich passiert.“
Wenn es zu einem Unterwasser-Vulkanausbruch vor Eldey kommen würde, wäre es ein explosiver Ausbruch mit etwas Aschefall. Die Stärke des Ausbruchs würde den Ausbrüchen der letzten Jahre in Reykjanes ähneln.
„Es wird nie etwas besonders Großes sein. Es handelt sich um einen eher begrenzten Ausbruch, der im westlichen Teil von Suðurnes vielleicht ein oder zwei Tage lang zu Störungen führen kann. Dann würde es wie jede andere Eruption einfach abklingen, und wir würden weitermachen“, sagt Þorvaldur.
Es gibt jedoch auch andere Vulkanologen, wie den ebenfalls bekannten Haraldur Sigurðsson, die der Meinung sind, dass eine surtseyanische Eruption in dem genannten Bereich zu längeren Schließungen des Flughafens Keflavík führen könnte.
„Eldey ist ein Ergebnis der dortigen Ausbrüche. Viele glauben, dass die Insel bei einem Ausbruch im 13. Jahrhundert entstanden ist. Es ist also durchaus möglich, dass wir eine neue Insel bekommen“, sagt Þorvaldur gegenüber MBL.
Bisher keine Anzeichen für Bodenhebung bei Eldey
Ich finde, dass die Aussagen sehr spekulativ sind. Erst vorgestern hatte der IMO-Spezialist Gunnar Ófeigsson in einem Interview erklärt, dass es keine Anzeichen für Bodenhebung im Bereich von Eldey gebe. Zwar lässt sich nicht mit Sicherheit ausschließen, dass es am Meeresboden keine Bodendeformationen gibt, aber die Seismik ist noch weit schwächer als das, was wir in den Anfangsstadien von Magmenintrusionen auf Reykjanes bisher gesehen haben. Auch an der TFZ waren die durch Magmen verursachten Schwarmbeben bei Grimsey wesentlich stärker. Sicherlich kann es im Zuge der neuen Aktivität auf Reykjanes auch wieder zu einer submarinen Eruption bei Eldey kommen, doch ich rechne mittelfristig nicht damit.
Übrigens, die Bodenhebung geht bei Svartsengi auch ohne starke Erdbeben weiter, was darauf hindeutet, dass sich ein stabiler Magmenkanal gebildet hat, entlang dem die Schmelze aus größerer Tiefe aufsteigt. Die Hebungsrate liegt zwischen 5 und 10 mm am Tag. Es dauert nur noch wenige Tage, bis das Bodenhebungsniveau wie vor dem letzten Ausbruch erreicht ist. Inzwischen gibt es auch klare Anzeichen für eine neue Bodenhebung am Fagradalsfjall. Sie liegt bei 30 mm seit der letzten Januarwoche.
Erdbeben Mb 3,0 in der Campi Flegrei – Stärkster Erdstoß in diesem Jahr
Datum 17.02.2024 | Zeit: 19:22:09 UTC | Lokation: 40.8377 ; 14.1147 | Tiefe: 3,0 km | Mb 3,0
Gestern manifestierte sich in der süditalienischen Caldera Campi Flegrei eine weitere Erdbebenserie. Sie bestand aus 17 Erschütterungen, von denen sich einige erst nach Mitternacht ereigneten. Die beiden stärksten Erdstöße hatten die Magnituden 3, 0 und 2,7. Die Herdtiefen wurden vom INGV mit 3,0 und 2,8 Kilometer angegeben. Die Epizentren lagen allerdings weiter auseinander: Während das Beben M 2,7 im Golf von Pozzuoli lokalisiert wurde, befand sich das andere Epizentrum in der Nähe des Friedhofs der Stadt und damit gut 2000 Meter nordwestlich der Solfatara. Die beiden Beben lagen von der Tiefe her im Grenzbereich der stabileren Gesteinsschichten, die die Schmelze zurückhalten, zu den weicheren Ablagerungen mit dem Hydrothermalsystem. Sie könnten demnach mit Rissbildungen entlang von Störungszonen einhergehen, die durch den steigenden Druck von unten induziert werden. Warum der Druck steigt, wird nur selten klar ausgesprochen, denn im Allgemeinen spricht das INGV vom Bradyseismos. Dieser erklärt aber bestenfalls die Vorgänge im Hydrothermalsystem des Vulkans und nicht die Prozesse in Tiefen jenseits von 4-5 Kilometer. Meiner Meinung nach steckt letztendlich hinter dem Phänomen in der Campi Flegrei ein sich aufheizender Magmenkörper. Unklar bleibt, ob sich Schmelze in Tiefen jenseits von 10 km sammelt, oder ob es in 4-5 Kilometern Tiefe ebenfalls Schmelzansammlungen gibt, die sich vergrößern. In diesem Fall würde das Eruptionsrisiko proportional zur Bodenhebung steigen. Selbst wenn die Bodenhebung nicht nur durch Magma verursacht wird, sind es halt magmatische Fluide, die den Boden nach oben drücken. Das Risiko phreatischer Eruptionen im Bereich der Pisciarelli-Fumarole und vielleicht auch in der Solfatara ist vorhanden und wird mit weiterem Druckanstieg im System höher.
Die beiden beschriebenen Erdstöße waren die stärksten Erdbeben in diesem Jahr. Das stärkste Erdbeben der aktuellen Hebungsphase, die im Jahr 2005 begann und seit 2011 an Fahrt zulegte, ereignete sich am 27. September 2023 und brachte es auf Mb 4,2. Dieses Beben war Teil der bekannten Herbstserie, die den Höhepunkt der lokalen seismischen Aktivität in den letzten Jahrzehnten darstellte. Damit einher ging eine beschleunigte Bodenhebung. Nach Abklingen der Serie Ende Oktober waren die Spannungen im Untergrund deutlich verringert, bis sie sich im Januar wieder einem kritischen Wert näherten, ab dem die Erdbeben wieder losgingen.
Was tun im Fall der Fälle?
Sollte es in der Caldera oder am Vesuv tatsächlich zu einem größeren Vulkanausbruch kommen -was aller Wahrscheinlichkeit irgendwann der Fall sein wird- ist das Chaos vorprogrammiert! Mein Besuch der Gegend in der vergangenen Woche führte mir einmal mehr deutlich vor Augen, dass es praktisch unmöglich ist, Hunderttausende, ja sogar Millionen Menschen durch dieses Straßenwirrwarr in kurzer Zeit zu evakuieren. Dort herrscht ja bereits zur normalen Rushhour Verkehrsinfarkt. Eine Möglichkeit, die mir einfällt, wären Landungsstege entlang der Küste zu bauen und hunderte Landungsboote parat zu haben, die die Menschen in Küstennähe über das Meer evakuieren könnten.
Auch die marode Infrastruktur aus bröckelndem Beton und Autobahnzubringerbrücken auf unterdimensionierten Pfeilern wecken nicht mein Vertrauen in die Erdbebensicherheit. Alleine die zu erwartenden starken Erdbeben im Vorfeld einer größeren Eruption der Campi Flegrei könnten zusätzliche Probleme schaffen, wenn eingestürzte Altbauten die Straßen blockieren. Schutz vor pyroklastischen Strömen bietet hier praktisch kein Gebäude. Am ehesten könnte man die alten Festungen, Kirchen und Katakomben von Neapel zu Schutzräumen umfunktionieren. Aber das kostet Geld, was man für den Katastrophenschutz im Allgemeinen nicht hat.
Das Bild aus dem startenden Flugzeug in Richtung Westen zeigt das neapolitanische Areal in der Nähe der Campi Flegrei.
Update: In einer italienischen FB-Gruppe zur CF schrieb heute ein Kommentator, dass man zum ersten mal den Geruch nach Schwefel (wahrscheinlich Schwefelwasserstoff) in einem Wohngebiet außerhalb der Solfatara wahrnehmen könnte.
Erdbeben Mb 4,2 erschüttert den Westen der Insel Bali
Datum 17.02.2024 | Zeit: 16:47:29 UTC | Lokation: -8.330 ; 114.540 | Tiefe: 10 km | Mb 4,2
Heute Nachmittag gab es um 16:47:29 UTC an der Südwestküste der indonesischen Urlaubsinsel Bali ein moderates Erdbeben der Magnitude 4,2. Der Erdbebenherd befand sich in 10 Kilometer Tiefe. Das Epizentrum wurde 9 Kilometer westlich von Negara lokalisiert. Dort leben 33.100 Menschen. Viele der Anwohner der Region schreckten aus dem Schlaf, denn vor Ort war es 00:47:29 Uhr. Trotz der nachtschlafenden Zeit gingen bei den Erdbebendiensten mehrere Wahrnehmungsmeldungen ein. So gab es beim EMSC eine Meldung aus dem Urlaubsort Kuta, der 87 Kilometer vom Epizentrum entfernt liegt. Auch in der Regionalhauptstadt Denpasar spürte man die Erschütterung. Größere Schäden wurden aber nicht gemeldet, dafür war das Erdbeben zu schwach. Es gab ein schwächeres Vorbeben der Magnitude 2,7. Es ist nicht auszuschließen, dass diese beiden Beben stärkere Beben ankündigen, die sich in den nächsten Tagen, Wochen oder Monaten ereignen könnten.
Die beiden Erdstöße dürften mit der Subduktion entlang des Sundagrabens in Verbindung gestanden haben, der sich für zahlreiche schwere Erdbeben in Indonesien verantwortlich zeigte. Entlang der 2250 km langen und bis zu 7290 m tiefen kontinentalen Naht wird die Indoaustralische Platte unter die des Eurasischen Kontinents subduziert. Diese Subduktion ist nicht nur für die Erdbeben der Region verantwortlich, sondern auch für ihren Vulkanismus.
Vulkantourismus auf Bali abgewürgt
Vulkane gibt es auf Bali, aber auch auf den benachbarten Inseln mehr als genug. So liegt das Ijen-Massiv auf Java in nur 50 km Entfernung zum Epizentrum, getrennt durch den Bali-Strait. Auf Bali selbst sind vor allem die Vulkane Batur und Gunung Agung bekannt. Letzterer sorgte im Jahr 2017 für Unruhen, als nach einer seismischen Krise ein Lavadom im Krater zu wachsen begann. Obwohl ein starker Ausbruch des Vulkans befürchtet wurde, ereigneten sich nur einige moderate Explosionen. Trotzdem wurde der internationale Flughafen auf Denpasar zeitweise gesperrt und Tausende Menschen mussten die Gefahrenzone um den Vulkan verlassen. Es kam auch zu starken Einschränkungen im Tourismus. Kaum hatte sich die Insel von den Auswirkungen der Eruption und Vorsichtsmaßnahmen wirtschaftlich erholt, kam der Corona-Lockdown. Dem nicht genug beschloss Gouverneur Wayan Koster von der balinesischen Regionalregierung im letzten Jahr, alle als heilig angesehenen Feuerberge für Touristen zu sperren, da sich einige unsittlich verhalten hatten. Also, die Touristen hatten sich unsittlich verhalten, nicht die Vulkane. Dieses Vulkanbesteigungsverbot dürfte sich auch negativ auf den Tourismus auswirken und vor allem auf die Leute, die davon lebten. Ein Phänomen, dass immer weiter um sich greift!
Island wurde von 2 Beben mit Magnituden über 3 erschüttert
Letzte Nacht ereigneten sich auf Island zwei Erdbeben mit Magnituden über 3, die nicht direkt miteinander in Verbindung standen. Das stärkere Beben hatte eine Magnitude von 3,5 und manifestierte sich in 4,1 Kilometer Tiefe am subglazialen Calderavulkan Bardarbunga. Das Epizentrum wurde 3,2 Kilometer südöstlich der Caldera verortet. Es gab auch eine Handvoll schwächerer Erschütterungen im Bereich der Caldera. Der Bardarbunga liegt unter dem Gletscher Vatnajökull, der als der größte seiner Art in Europa gilt. Einige Erschütterungen wurden auch am Grimsvötn, sowie im Askja-Herdubreid-System festgestellt.
Das zweite Beben brachte es auf Mb 3,2 und hatte eine Herdtiefe von 5,3 Kilometer. Das Epizentrum befand sich 70 Meter westnordwestlich von Eldeyjardrangur bei dem Eiland Eldey vor der Westküste von Reykjanes. Dieses Beben war Teil eines Schwarmbebens, das bereits seit einigen Tagen im Gange ist. Die Beben hier stehen mit der Aktivierung der Spaltensysteme auf Reykjanes zusammen, in deren Folge sich die Eruptionen am Fagradalsfjall und in der Svartsengi-Gegend sahen. Natürlich werfen die Erdbeben bei Eldey die Frage auf, ob man dort auch mit einer Eruption rechnen muss. Der Leiter für Deformationsmessungen beim Isländischen Meteorologischen Amt, Benedikt Gunnar Ófeigsson, äußerte sich gestern Abend in einem MBL-Interview, und sagte sinngemäß, dass man die Situation genau beobachtet. Auf Eldey gibt es nicht nur ein seismische Messstationen, sondern es werden seit einigen Wochen auch GPS-Messungen durchgeführt, die bis jetzt kein Anomalien zeigen. Sehr wahrscheinlich sind die Erdbeben dort tektonischen Ursprungs, oder reagieren auf Veränderungen des Spannungsfeldes durch die Intrusion bei Svartsengi. Seit den Ausbrüchen dort hat auch die Seismizität bei Eldey zugenommen, auch wenn es dort früher bereits Schwarmbeben gab.
Die Abfolge der Ereignisse bei Svartsengi befinde sich auf dem gleichen Weg wie vor dem letzten Ausbruch, und wenn es so weitergeht, sei das nächste Ereignis zwei bis drei Wochen entfernt, so die Aussage des IMO-Experten. Er meinte auch, dass man den genauen Ort des nächsten Ausbruchs nicht vorhersagen kann, doch am wahrscheinlichsten sei wieder ein Ausbruch im Gebiet von Stóra-Skógfell und Sundhnúkar.
Erneut Start des Badebetriebs in der Blauen Lagune
Dieser Meinung sind wohl auch die Betreiber der Blauen Lagune, denn das Thermalressort nahm seinen Betrieb wieder auf und empfängt Badegäste. Das Thermalbad mit dem angrenzenden Hotel, das offenbar vor der letzten Eruption ebenfalls geöffnet war, musste am 8. Februar evakuiert werden. Der Vorgang dauerte 40 Minuten, war aber erst abgeschlossen, nachdem die Eruption bereits begonnen hatte. Man verweiset als Begründung für die Fortsetzung des Betriebs in der anhaltenden Krisensituation auf die wirtschaftliche Bedeutung der Anlage für Island.
Ich kann mir vorstellen, dass einige Badegäste aktuell auch wegen des Nervenkitzels kommen, den ein Bad in einem potenziellen Eruptionsgebiet mit sich bringt.
Erdbeben vor der Westküste von Reykjanes – Bodenhebung geht weiter
In den letzten 24 Stunden gab es ein Schwarmbeben vor der Westküste von Reykjanes, wo sich viele Erdbeben im Bereich der kleinen Insel Eldey manifestierten. Natürlich gab es auch Beben bei Svartsengi, Fagradalsfjall und an den anderen Spaltensystemen der Halbinsel. Insbesondere im Svartsengi-Gebiet sind die Erdbeben mit der Magmenintrusion gekoppelt, die den Boden weiter anhebt. Die Bodenhebung folgt ähnlichen Trends und Geschwindigkeiten wie diejenigen, die nach der Gangausbreitung am 10. November 2023 beobachtet wurden. In den letzten Tagen schwankte sie zwischen 5 und 10 mm am Tag.
Modellrechnungen der Wissenschaftler vom IMO, die auf GPS-Daten basieren, deuten darauf hin, dass sich die Magmaansammlung vom Ende des Ausbruchs am 9. Februar bis zum 14. Februar auf etwa 2 Millionen Kubikmeter beläuft. Es wird geschätzt, dass zu Beginn des Ausbruchs am 8. Februar etwa 10 Millionen Kubikmeter Magma vom Svartsengi-Gebiet in Richtung der Kraterreihe Sundhnúkur geflossen sind. Wenn sich die Magmaansammlung mit der gleichen Rate fortsetzt, wird sich bis Ende Februar oder Anfang März voraussichtlich insgesamt 10 Millionen Kubikmeter Magma angesammelt haben. Zu diesem Zeitpunkt steigt die Wahrscheinlichkeit einer neuen Dyke-Intrusion und eines Vulkanausbruchs signifikant.
Im westlichen Teil des Fagradalsfjalls wurde seit dem 12. Februar eine seismische Aktivität beobachtet. Etwa 80 kleine Erdbeben mit einer Stärke von 1,5 oder weniger wurden verzeichnet. Die Tiefe der Erdbeben unter dem westlichen Teil des Berges Fagradalsfjall liegt zwischen 6 und 8 km. Das Gebiet wird kontinuierlich überwacht, aber derzeit zeigen die Deformationsdaten keine Anzeichen einer Magmaansammlung.
IMO brachte gestern auch eine aktualisierte Gefahrenkarte heraus, die bis zum 22. Februar gültig ist. Die wichtigsten Änderungen beinhalten eine verringerte Wahrscheinlichkeit für das Öffnen von Eruptionsspalten in allen Zonen. Die Wahrscheinlichkeit von Dolinen und Verwerfungsbewegungen wird in Grindavík immer noch als hoch eingestuft.
Kein warmes Wasser in Grindavik
Neben Wissenschaftlichem gibt es auch Neuigkeiten aus Grindavik: Wie Páll Erland, Direktor von HS Veitna gegenüber MBL bekannt gab, gelangt weniger als die Hälfte des Warmwassers, das von Svartsengi nach Grindavík gepumpt wird, in die Stadt. Der größte Teil verschwindet durch ein Leck, das noch aufgespürt werden muss. Man geht aber davon aus, dass das Problem in den nächsten Tagen gelöst werden kann.
Erdbeben Mw 5,7 unter Kilauea – Tsunamialarm blieb aus
Datum 09.02.2024 | Zeit: 21:06:31 UTC | Lokation: 19.231 ; -155.51 | Tiefe: 37 km | Mw 5,7
Gestern ereignete sich unter der Kilauea- Südflanke ein starkes Erdbeben der Magnitude 5,7. Erste Berechnungen kamen auf eine Lokalmagnitude von 6,3. Das Epizentrum lag nahe der Küste, genauer 2 Kilometer südwestlich von Pahala. Zum Glück manifestierte sich der Erdstoß in der relativ großen Tiefe von 37 km, so dass größere infrastrukturelle Schäden ausblieben. Aufgrund der Tiefe des Erdbebenherds wurde ein Tsunamialarm gegeben.
Die o.g. Daten stammten vom USGS. Das GFZ verortete das Bebenzentrum in 19 km Tiefe.
Gerade schrieb ich, dass man vor Ort Glück gehabt hatte, doch wir wissen alle, dass Glück relativ sein kann: in der Region befindet sich der Hauptaufstiegsweg des Magmas, das vom Hawaii-Mantelplume ausgeht. Die Ursache des Bebens steht zwar noch nicht fest, doch es könnte sein, dass es mit verstärktem Magmenaufstieg assoziiert war. Das Magma könnte sich auf das Spannungsfeld des Untergrundes ausgewirkt haben, wodurch lokale Störungszonen zum Beben angeregt worden sein könnten. Es ist auch möglich, dass der Erdstoß im Zusammenhang mit der Belastung der Ozeankruste durch die Auflast der Insel stand. Voraussetzung für diese Interpretationen ist natürlich, dass die Angaben stimmen, denn sie wurden mehrfach korrigiert.
In der Region gab es eine Serie schwächerer Beben, die sicher nur zum Teil Nachbeben waren, denn in dem Areal gibt es die meiste Zeit über viele Erschütterungen infolge des Magmenaufstiegs.
Die Seismizität oben am Kilauea hat weiter nachgelassen: täglich werden ca. 100 Erschütterungen registriert, was freilich immer noch überdurchschnittlich ist. Dennoch kann man davon ausgehen, dass die Intrusion des Magmatischen Gangs abgeschlossen ist. Auffällig ist, dass sich die Bebenspur des Schwarmbebens von letzter Woche nun bis vor die Küste verfolgen lässt.
Staat: USA | Lokation: 19.42, -155.29 | Aktivität: Hawaiianisch
Erdbebenaktivität am Kilauea rückläufig aber immer noch erhöht
In den letzten 5 Tagen hat die Seismizität am Kilauea auf Hawaii wieder nachgelassen, ist aber immer noch erhöht. An den meisten Tagen seit dem Ende des Krisenhöhepunkts am 2. Februar, gab es noch zwischen 120 und 200 Erdbeben am Tag. Während des Höhepunkts der Krise am 31. Januar wurden über 700 Erschütterungen detektiert. Parallel zu den Erdbeben haben die Bodendeformationen nachgelassen, doch auch diese stoppten noch nicht ganz. Bodendeformationen und Erdbeben wurden von Magmabewegungen im Untergrund ausgelöst, als zunächst Magma aufstieg und unter einem Areal südlich der Gipfelcaldera intrudierte, was dort zu einer Bodenhebung führte. Am 31. Januar begann die Schmelze dann unterirdisch abzufließen und bildete einen Dyke parallel zum oberen Teil des Südwestrifts entlang der Koa‘e-Verwerfungszone. Dadurch begann der zuvor angehobene Boden im Bereich der Gipfelcaldera stark abzusinken, während sich der Boden entlang des Magmatischen Gangs auf der Flanke verformte. Es wurde ein horizontaler Versatz von bis zu 20 Zentimetern detektiert. Bei der Dykeintrusion entstanden spürbare Erdbeben und Steinschläge innerhalb des Halema’uma’u-Kraters.
Laut HVO wurden in den letzten 24 Stunden wurden insgesamt etwa 146 Erdbeben entlang des Dykes verzeichnet. Die stündliche Anzahl der Erdbeben lag zwischen bei 1–10. Sie verteilten sich weitläufig vom Gipfel bis in den Südwesten. Schaut man sich die Shakemap an, dann erkennt man, dass einige Erdbeben ziemlich weit streuen und dass es auch einige Erschütterungen offshore gibt.
Gestern haben die Neigungsmesser in der Nähe von Sand Hill und Uēkahuna Bluff nur minimale Veränderungen festgestellt, wobei Sand Hill einem deflationären Trend folgt. Obwohl die seismische Aktivität und Deformation allgemein abnehmen, bleibt die Möglichkeit erneuter Aktivitätsepisoden bestehen, und ein Ausbruch könnte ohne Vorwarnung auftreten.
Die Alarmstufe des Vulkans Kīlauea und der Farbcode für die Luftfahrt wurden von „Orange“ auf „Gelb“ herabgestuft, bleiben jedoch dynamisch. Das HVO überwacht den Vulkan Kīlauea weiterhin genau und wird die Alarmstufen und Meldungen bei Bedarf neu bewerten.
Erdbeben Mb 3,4 erschüttert Katla – Situation bei Svartsengi kritisch
Datum 04.02.2024 | Zeit: 04:17:16 UTC | Lokation: 63.628 ; -19.056 | Tiefe: 0,1 km | Mb 3,4
Heute Morgen bebte es unter dem subglazialen Vulkan Katla mit einer Magnitude von 3,4. Das Beben ereignet sich um 7:51 Uhr Ortszeit. Das Hypozentrum wurde in nur 100 m Tiefe ausgemacht. Solche Erschütterungen unter der Katla sind nicht alltäglich, kommen aber immer wieder vor. Ungewöhnlich war eher, dass es ein einzelnes Erdbeben war und keinen Erdbebenschwarm auslöste. Das liegt die Vermutung nahe, dass die Erschütterung im Zusammenhang mit Eisbewegungen auftrat, zumal das Hypozentrum sehr flach lag.
Die Erdbebenaktivität auf Reykjanes war gestern wie berichtet sehr hoch. Inzwischen ebbte sie ab, aber es gibt immer noch Erdbeben vor der Westküste der Halbinsel und entlang der Magmatischen Gänge bei Svartsengi. In den letzten 48 Stunden ereigneten sich mehr als 250 Beben.
Die Bodenhebung bei Svartsengi verlangsamte sich deutlich. Diesmal nicht nur an der Messstation SENG, sondern auch im gesamten Umfeld. Entweder hat der Magmenzustrom aus der Tiefe deutlich nachgelassen oder das Magma wird durch den Gegendruck im gefüllten Speichersystem ausgebremst.
Einem neuen IMO-Bericht zufolge, der gestern Abend veröffentlicht wurde, sollen sich im Speicherreservoire unter Svartsengi auf einmal zwischen 9 und 13 Millionen Kubikmeter Magma angesammelt haben. Letzte Woche war noch von 6 Millionen Kubikmeter die Rede. Diesen Wert hatte ich bereits damals für zu niedrig gehalten. Die Vulkanologen gehen nach wie vor davon aus, dass das System unter Druck steht und es bald zur Eruption kommen könnte.
Als Vorwarnsystem werden nun Bohrlöcher des Geothermalkraftwerks eingesetzt, in denen 40 bis 50 Minuten vor den letzten drei Ereignissen der aktuellen Hebungsphase der Gasdruck deutlich anstieg. Inzwischen gilt es als gesichert, dass dieser Druckanstieg als Frühwarnindikator einer bevorstehenden Intrusion angesehen kann, und es wurde ein System entwickelt, das die IMO-Wissenschaftler automatisch per E-Mail benachrichtigt, wenn es zu einem Druckanstieg kommt. So hat man neben der Seismik ein weiteres Instrument zur Kurzfristprognose eines bevorstehenden Vulkanausbruchs in der Hand.